Onlinezeitung AmericanRebel

Internationale Onlinezeitung für Frieden, Humanismus, Völkerverständigung und Kultur
  • In eigener Sache
  • –
  • On our own behalf    –
  • Nota general   –
  • От своего имени
Facebook RSS
Diskutiert mit uns über alle Artikel in unserer Facebookgruppe! FB
Okt.28
on 28. Oktober 2019
Veröffentlicht in: Allgemein, Rui Filipe Gutschmidt

Rui Filipe Gutschmidt

Interview hinter Gittern

Brasiliens Ex-Präsident Lula da Silva: „Es ist ein politisches Urteil“
.

Rui Filipe Gutschmidt

In einem Interview im Gefängnis von Curitiba gab Brasiliens Ex-Präsident Lula da Silva dem portugiesischem Staatsfernsehen RTP ein Interview. Er erhebt schwere Anschuldigungen gegen den aktuellen Präsidenten Brasiliens, Jair Bolsonaro, gegen die Justiz und die Medien. Er sei ein Opfer der politisierten Justiz, was aber ist an seinen Aussagen dran?

Das portugiesische Staatsfernsehen hat den Ruf besonders objektiv zu sein und der Journalist Paulo Dentinho ist für seine kritischen Fragen bekannt, wird aber auch dafür respektiert, dass er sein Gegenüber frei zu Wort kommen lässt. Wer eine manipulative Interviewstrategie oder Fragen unter der Gürtellinie erwartet, der wird enttäuscht sein.

Luis Inácio Lula da Silva wurde wegen Korruption zu 8 Jahren und 10 Monaten Haft verurteilt, hat aber die Genehmigung, um mit der Presse zu reden und Interviews zu geben, solange das Berufungsverfahren vor dem oberstem Gerichtshof noch läuft. Inhaftiert seit April 2018, sieht sich der historische Mitbegründer der Arbeiterpartei (PT) selbst als zu Unrecht verurteilt. So wäre das Verfahren gegen ihn, eine Fortsetzung des Amtsenthebungsverfahrens gegen seine Nachfolgerin und Parteigenossin Dilma Rousseff. „Die neuen Putsche die wir in Südamerika im 21. Jahrhundert erleben, im Gegensatz zu denen die es im 20. Jahrhundert gab, nutzen heute die Justizgewalt, Sie nutzen die Institutionen, um jemanden zu verurteilen. Ich werde jetzt die Medien nutzen, und versuchen meine Version zu den Lügen, die über >den Lula< verbreitet wurden zu erzählen.“

Ex-Präsident Lula da Silva gab mehrern Zeitungen im Gefängnis ein Interview. Bild: Archivbild / YouTube Screenshot

Auf die Frage, warum er die ihm angebotene Hafterleichterung abgelehnt habe, sagte Lula, es wäre eine Frage des Charakters. So wolle er keine Hafterleichterung, sondern seine volle Freiheit, sein Unschuldsattest. Denn, so Lula da Silva, diejenigen die über ihn gelogen haben, müssten hinter Gitter sein. So wäre es „eine verlogene polizeiliche Untersuchung. Eine verlogene Anklage der Staatsanwaltschaft und es ist ein verlogenes Urteil.“ Da sich die politische Situation aber jetzt geändert hat, wollen die selben Leute die über ihn gelogen haben, dass er nach Hause geht. Doch er will keine Hafterleichterung. Er will den Freispruch, obwohl er dadurch die Beerdigung seines Bruders verpasst hat.

hier geht es weiter »

Des weiteren würde neben Gott, ihm, Staatsanwalt und dem Haftrichter, vor allem Richter Sérgio Moro (jetzt Minister in Bolsonaros Regierung) wissen, dass er unschuldig sei. So würde nicht nur die Justiz in Brasilien politisiert, sondern es sei eher so, dass es einen Pakt gegeben hätte, zwischen Richter Moro, Staatsanwaltschaft, Bundespolizei und der Presse. Die Presse habe ihn verurteilt, lange bevor er vor Gericht gekommen sei. Es wurde Hass geschürt gegen ihn während Richter Moro zum Idol gemacht wurde.
.
Kommentar des Autors

In einem Land, in dem sich die Menschen nach Gerechtigkeit sehnen, in der die Korruption endemisch ist und die Politiker aller Parteien sich selbst unzählige, teils absurde Privilegien verschafft haben, musste die Presse nicht viel tun. Ein Held wurde gesucht, ein Held wurde gefunden. Jeder gute Held hat einen Schurken als seinen Nemesis. Lula und die gesamte Arbeiterpartei PT passte in diese Rolle bestens. Die perfekte „Telenovela“, die man in Brasilien so liebt, und wer schrieb das Drehbuch dazu? Die Presse? Seine politischen Gegner? Wohl viele Autoren, von denen wir nur vermuten können.

Nach einer Ausführung der Begebenheiten und der Aussage, dass sein Urteil ohne Beweise verhängt wurde, kommt der Ex-Präsident zu den mutmaßlichen Hintermännern seines Prozesses, der Entmachtung der Arbeiterpartei PT und der politischen Umpolung Brasiliens von links nach rechts. „Ich bin davon überzeugt, dass hinter allem US-Amerikanische Interessen stecken…“ Die Entdeckung der größten Ölreserven des 21. Jahrhunderts in Brasilien sollen, unter anderem, der Grund für die Zusammenarbeit zwischen US-Amerikanischen Justizbehörden, Brasiliens Staatsanwaltschaft und Richter Sergio Moro sein. Das Ziel wäre es gewesen, die Wahl von Lula da Silva zum Präsidenten Brasiliens, wie auch geschehen, zu verhindern.

So gesehen habe die Wahl von Jair Bolsonaro keine Legitimität. Dabei kommt Lula, wie er in Brasilien genannt wird, immer wieder auf seine ungerechte Verurteilung zurück und dreht den Spieß um, bezüglich der Rollenverteilung zwischen ihm und dem Richter Moro. Dieser wäre zum Nationalhelden ernannt worden, sei aber nichts anderes als ein Lügner. So hofft er auf einen Freispruch beim Obersten Gerichtshof und kündigt für diesen Fall schon mal an, Sergio Moro selbst zu verklagen und hinter Gitter zu bringen.

Auf die Bitte von Journalist Paulo Dentinho eine Bilanz zur bisherigen Regierungszeit von Präsident Jair Bolsonaro zu ziehen, sagt Lula zunächst lapidar: „Die Bilanz ist negativ!“ So habe Brasilien einen Bürger gewählt, dessen Aufgabe es wäre für eine Verbesserung Brasiliens und der Lebensumstände der Brasilianer einzutreten, der jedoch statt dessen ein Zerstörer, ein Vernichter der Demokratie seines Landes ist. Er mag keine Kultur, also muss er alle Mechanismen die für die Stärkung der Kultur geschaffen wurden zerstören. Er mag keine Freiheit also braucht er eine Miliz, er mag keine Jobs, also lässt er seine Minister Stellen streichen und verkauft alles, er versucht alles zu privatisieren…

Dabei zeigt Lula auf, wie Bolsonaro, der „Nationalist“ in Wahrheit das Land im neoliberalem Stil, Stück für Stück ans Ausland verscherbelt. Mit dem Verkauf der Embraer – des drittgrößten Flugzeugbauers der Welt – an Boing (!) hat er den großen Ausverkauf begonnen. Die Petrobras – Brasiliens staatliche Ölgesellschaft steht, so Lula da Silva, als nächstes auf dem Programm. Das einer von Bolsonaros Söhnen als Botschafter nach Washington geschickt wurde, ist ebenso von Belang, wenn von den US-Interessen an Brasiliens Bodenschätzen und anderen Reichtümern des Landes die Rede ist.
.
Fazit des Autors, Rui Filipe Gutschmidt:

Was ist wahr und was gelogen? Ist Luis Inacio Lula da Silva korrupt und somit zurecht hinter Gitter? Oder ist er ein politischer Häftling und ihm wurde etwas angehängt, um ihn davon abzuhalten erneut Präsident zu werden? Für mich schließt das eine das andere nicht aus. Es ist eine Tatsache, dass in Brasilien keiner an die Macht gelangen kann ohne im Spiel der mächtigen Lobbys mitzuspielen. Aber dennoch stinkt der ganze Prozess zum Himmel und mit Jair Bolsonaros Nähe zu den USA, insbesondere zu Präsident Trump, ist der Verdacht eines weiteren Regimechange made in USA durchaus nahelegend. Dazu kommt noch der genannte Ausverkauf Brasiliens. Mit der Embraer hat Boing sich den drittgrößten Flugzeugbauer der Welt einverleibt und ich bin mir sicher, dass Brasilien den gleichen Weg gehen wird wie so viele Länder und nach und nach alles in private Hände gibt, was bislang dem Staat und damit allen Brasilianern gehörte. Die Begründung für die neoliberale Politik einer nationalistischen Regierung wird die gleiche sein wie überall. „Die anderen waren es!“ In diesem Fall wird die Arbeiterpartei PT für alle Übel verantwortlich gemacht und da trifft es sich gut, wenn man den historischen Vorsitzenden der Partei hinter Gittern hat. Ein Schelm, der böses dabei denkt.

Hier das Interview im portugiesischem Original

Lula fala para o mundo: entrevista para RTP de Portugal


Erstveröffentlichung heute oder vor ein paar Tagen in unserer Partnerzeitung INFO-WELT.

.
Weitere Artikel von Rui Filipe Gutschmidt
.

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief

└ Schlagwörter: Dilma Rousseff, Gefängnis von Curitiba, Hafterleichterung, Interview, Interviewstrategie, Jaír Bolsonaro, Lügen, Luis Inácio Lula da Silva, Medien, Obersten Gerichtshof, Paulo Dentinho, Richter, Sergio Moro, Staatsanwaltschaft
 Comment 
Okt.28
on 28. Oktober 2019
Veröffentlicht in: Allgemein, Ricardo Lerida
Volkskorrespondent

Ricardo Lerida, Maspalomas.
.

Prolog

Ricardo Lerida

Dieser Text hätte an jedem anderen Tag entstehen können. An diesem Wochenende, an dem die SPD in Thüringen acht Prozent bekam und Olaf Scholz, der neoliberale Verteidiger der Schwarzen Null, die meisten Stimmen in der SPD-Mitgliederbefragung bekam, bietet das – leider – auch noch den passenden Anlass.

Man soll sich von Toten verabschieden, bevor sie unter der Erde liegen. Das tue ich heute auf dem Weg zum Friedhof. Im schwarzen Anzug und in Trauerstimmung, wie es sich für eine Beerdigung gehört.

Ich erinnere mich sehr gut, wie ich als Jugendlicher auf dem Markt am Wahlstand der CDU den Kanzlerkandidaten der SPD, Willy Brandt, verteidigte. Mit glühender Rede und felsenfest überzeugt, das Richtige zu tun, obwohl mein politischer Einblick dem Alter geschuldet, viel geringer war als heute. Gekämpft habe ich wie ein Löwe für die SPD damals.

Heute hat sich die SPD überlebt und ist überflüssig geworden. Die Regierung Schröder darf sich nur deshalb als Totengräber dieser einst so stolzen und so wichtigen Partei ansehen, weil es die SPD in den Folgejahren und bis heute immer noch nicht geschafft hat, sich von HartzIV, der Agenda 2010 oder der Entfesselung der Finanzmärkte deutlich zu distanzieren.

Requiescat in pace. Bild: YouTube screenshot

Dieser Gang zum Friedhof heute tut mir wirklich weh und ich empfinde keinerlei Häme. Andererseits hat weiterer Streit mit einem Toten keinen Sinn und ich möchte meine Kräfte anderswo einsetzen, die Partei lieber nach ihrem Tod in guter Erinnerung behalten für all das, was sie geleistet hat. Vor allem aber für alle Hoffnungen, die ich als Jugendlicher in sie gesetzt hatte und die nun leider enttäuscht wurden.
Die Gesellschaft hat sich verändert. Die SPD auch. Leider in der falschen Richtung. Wie das Ergebnis der Mitgliederbefragung gestern zeigte, habe ich nicht nur die intellektuelle Analysefähigkeit vieler SPD-Mitglieder überschätzt sondern vor allem auch ihren Willen, linke Politik zu machen und für soziale Gerechtigkeit einzutreten.

In diesem Sinne: Danke SPD – für deine Leistungen, danke für die Hoffnung, die du mir über lange Zeit gegeben hast und nun ruhe sanft, du hast es verdient und wirst nicht mehr gebraucht, andere werden an deine Stelle treten. Das ist der Lauf des Lebens für uns alle.

Requiescat in pace (Ruhe in Frieden)

.
_____________________________________________________________________________

Für den Inhalt dieses Artikels ist ausschließlich die Autorin bzw. der Autor verantwortlich.
Veröffentlichungen sind nur angeschlossenen Medien der Gruppe-Volkskorrespondenz gestattet.

└ Schlagwörter: AmericanRebel, Arbeit Zukunft, CDU, Friedhof, Gerechtigkeit, Kanzlerkandidat, Mitgliederbefragung, Olaf Scholz, Partei, Requiescat in pace, Ricardo Lerida, Schröder, SPC, Thüringen, Willy Brandt
 Comment 
Okt.27
on 27. Oktober 2019
Veröffentlicht in: Harry Popow

Harry Popow

Soldaten für den Frieden (Teil fünfundzwanzig)

Leseprobe aus „Ausbruch aus der Stille…“ von Harry Popow
.

Harry Popow

Hier nun die fünfundzwanzigste Leseprobe aus meinem neuen Buch »Ausbruch Aus Der Stille – Persönliche Lebensbilder in Umbruchzeiten«, das im Februar dieses Jahres auf den Markt gekommen ist. Bitte benutzt auch die Kommentarfunktion für Eure Kritiken und Einschätzungen.

Neue Sichten in der Schublade?



Zehn Tage, die viele Fernsehleute im innersten bewegen. Sie sind Teilnehmer eines Lehrganges für Gesellschaftswissenschaftliche Weiterbildung im März 1988. Tage, die auch Henry nie vergessen wird. Er notiert: Aufregender denn je. Viel Neues, Weiterführendes, nicht, wie bisweilen bisher, Widergekautes. Was mich verblüffte: Der Sicherheitsmensch, ich kenne ihn aus der Parteiorganisation, murrte während einer Pause etwas von „Konterrevolution“. Herrje, wie tief sind wir gesunken, Neues sofort als etwas Feindliches abzutun. Mich aber haben die Vorträge der Wissenschaftler, z.B der Akademie der Wissenschaften der DDR, begeistert: Die Intensivierung als neue grundlegende Existenzbedingung des Kapitals und die notwendige differenzierte Betrachtung der Aggressivität des Militärisch-Industrieellen-Komplexes; eine notwendige neue Sicht auf die bisher dem Revisionismus zugeordneten Begriffe wie „freie Preisbildung“, „Marktforschung“ und „Subventionen“ im Hinblick auf eine höhere Effektivität im Sozialismus, eine gleitende Planung sei nötig und u.a. die Zuordnung des Gewinns zu den Produzenten; für Investitionen, die eigenverantwortlich eingesetzt werden können (Institut für Marxismus-Leninismus); dem Demokratischen Zentralismus ist der nur einseitige Direktivcharakter zu nehmen, mehr Streit bei der Vorbereitung von Beschlüssen, positives Verhalten zum Widerspruch ist nötig, gegen Zensurendurchschnitte, gegen die Allgemeinbildung zu Lasten der Spezialbildung, mehr rechtliche und moralische Freiräume für Initiative (Akademie der Wissenschaften); mehr Rücksicht nehmen auf individuelle Interessen, da die Rolle des Kollektivs abnimmt; neuer Stellenwert der Organisiertheit, alle Formen des Gedankenaustausches nutzen; Arbeit und Kultur als einheitlicher Prozeß (in Japan schon durchgesetzt);

Kultur ist auch, Traditionen hocheffektiver Arbeit in Preußen aufzudecken und nutzbar zu machen (Akademie der Gesellschaftswissenschaften). Am Ende der zehn Tage noch ein Vortrag mit anschließender Fragestellung. Eine Fernsehjournalistin: „Wann lesen wir mal was von diesen neuen Erkenntnissen z. B. in einem ZK-Plenum?“ Der Dozent senkt den Kopf. Dann gibt er sich einen Ruck und gesteht: „Wir sind schon froh, wenn wir mal einen Halbsatz unserer Untersuchungen und Vorschläge in einem Plenum wiederfinden …“

hier geht es weiter »

(Im Jahre 2002 liest Henry in dem Buch „Das Geschenk“ von Eberhard Czichon und Heinz Marohn auf den Seiten 84/85: „Nach dem 7. Plenum – auf dem Honecker die Aufgabe stellte, die dialektischen Widersprüche im Sozialismus zu erforschen und bis zum XII. Parteitag eine Konzeption des modernen Sozialismus auszuarbeiten – hatten sich Gruppen von Wissenschaftlern dieser Aufgabe gestellt. Aber alles war im Sande verlaufen. Ergebnisse der Forschungen blieben der Öffentlichkeit unbekannt. Man verfiel in den alten Trott der Erfolgsberichterstattung. (…)“

Nun will es Henry mitunter – so er Zeit hat – genauer wissen. Welche Aussagen und Fakten zu welchen Problemen treffen die einzelnen Plenen der Partei? Welche Kontinuität zeigt sich? Was er beim Lesen und Vergleichen entdeckt, erschreckt ihn. Mal gibt es Aussagen in Prozent, beim nächsten Plenum wieder in absoluten Zahlen oder zu ganz anderen Problemen. Man erhält kein genaues Bild von der Entwicklung auf einem bestimmten Gebiet. Die Leser und Parteileute werden für dumm verkauft, überzogene Geheimniskrämerei, keine Dialektik. Friß oder stirb. Andere, mit denen er darüber spricht, zucken nur mit den Schultern. Sie wollen eigentlich darüber nicht nachdenken. „Wir kauen nur Fakten wider in Seminaren, ohne Entwicklungstendenzen ablesen zu können, das ist nicht nur schade …“, denkt Henry. Kann man was tun? Aber wer will sich schon als ein Don Quichotte aufspielen?
.
Zum Inhalt

Ausgangssituation ist Schweden und in Erinnerung das Haus in Berlin Schöneberg, in dem die Ziebells 1945 noch wohnen. Der Leser erfährt zunächst, wer die Eltern waren (seine Mutter stammt aus Moskau), berichtet kurz vom Evakuierungsort 1943/44 in Pommern, von der Rückkehr in das noch unter Bombenhagel liegende Berlin (Schöneberg), von den Eindrücken nach Kriegsende und vom Einleben in der neuen Gesellschaft, dabei auch von einer Begegnung der Jungen Pioniere mit Wilhelm Pieck.

Buch-Cover Ausbruch aus der Stille von Harry Popow – Mit freundlicher Genehmigung des Autors

Die Lehrzeit wird skizziert mit der Arbeit im Zwickauer Steinkohlenrevier, mit Tätigkeiten in der Geologischen Kommission der DDR und mit dem Besuch der Offiziersschule der KVP/NVA in Erfurt und in Plauen, wo er seine spätere Frau kennenlernte.

Wie lebt ein junger Offizier in der Einöde im Nordosten der DDR, welche Gedanken und Gefühle bewegen ihn? Darum geht es in den nächsten Aufzeichnungen seiner Impressionen. Seine Träume führen ihn mitunter weg vom Kasernenalltag und so nimmt er die Gelegenheit wahr, für fünf Monate im Walz- und Stahlwerk Eisenhüttenstadt als einfacher Arbeiter tätig zu sein.

Durch Versetzungen gelangt er nach Potsdam. Dabei kommen Querelen des Alltags als Ausbilder und später als Politoffizier nicht zu kurz. Ein Glücksfall für ihn, als er nach Neubrandenburg in einen höheren Stab als Redakteur berufen wird. Er beginnt ein Fernstudium als Diplomjournalist an der Karl-Marx-Universität in Leipzig. Inzwischen ist er längst glücklich verheiratet. Die Höhen und Tiefen eines Militärjournalisten – die zwingen ihn, vieles neu zu überdenken. Vor allem als einstiger Ausbilder gelingt es ihm, die Probleme der Soldaten immer besser zu verstehen und sie bildhaft zu schildern.

Die spätere Arbeit als Abteilungsleiter in der Wochenzeitung „Volksarmee“ macht ihm nicht nur Spaß, er nimmt auch Stellung gegen Ungereimtheiten, was ihm nach der Entlassung aus dem aktiven Armeedienst und der Tätigkeit als Journalist im Fernsehen der DDR nicht nur böse Blicke einbringt. So fährt er im September 1989 seiner Tochter nach Ungarn hinterher, um herauszukriegen, weshalb sie mit ihrem Partner abgehauen ist; er gibt ihr dabei das Versprechen, sie in keiner Weise als Tochter zu verurteilen. Nach seiner Rückkehr wird er mit einer Parteistrafe gerügt, die Wochen später angesichts der vermeintlichen Verstöße und Fehler durch die Politik nicht mehr relevant scheinen und wieder gestrichen wird. Auf Unverständnis stößt er auch bei seinen Mitarbeitern, als er nach der Teilnahme an der Dokumentarfilmwoche1988/89 in Leipzig angeblich nicht die erwarteten Schlussfolgerungen zieht.

Nach der Wende: Versuche, arbeitsmäßig Fuß zu fassen, u.a in Gran Canaria und in einer Steuerfirma. Die Suche nach Alternativen, günstiger zu wohnen, sowie die Sehnsucht nach Ruhe führt das Ehepaar nach Schweden.

Episoden aus dem Dorfleben und von vielen Begegnungen, so z.B. bei der Geburtstagsfeier einer siebzigjährigen Schwedin, machen den Alltag und die feierlichen Momente in der „Stille“ nacherlebbar. Keine der in der DDR erlebten Widersprüche und politischen Unterlassungssünden wirft den überzeugten Humanisten aus der Bahn, wogegen die Kapitaldiktatur mit ihren hörigen Medien, politische Manipulationen und Lügen im angeblich so demokratischen Deutschland ihn aufbringen – er bleibt ein Suchender, auch nach der Rückkehr im Jahre 2005 nach Deutschland. Als Rentner, Blogger, Rezensent undund Autor!

 

zum 1. Teil zum 6. Teil zum 11. Teil zum 16. Teil zum 21. Teil zum 26. Teil zum 31. Teil
zum 2. Teil zum 7. Teil zum 12. Teil zum 17. Teil zum 22. Teil zum 27. Teil
zum 3. Teil zum 8. Teil zum 13. Teil zum 18. Teil zum 23. Teil zum 28. Teil
zum 4. Teil zum 9. Teil zum 14. Teil zum 19. Teil zum 24. Teil zum 29. Teil
zum 5. Teil zum 10. Teil zum 15. Teil zum 20. Teil zum 25. Teil zum 30. Teil

.
Harry Popow: AUSBRUCH AUS DER STILLE. Persönliche Lebensbilder in Umbruchzeiten. © Copyright by Harry Popow, Verlag: epubli, Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin, Erscheinungsdatum 18.02.2019, ISBN: 9783748512981, Seiten: 500, Preis: 26,99 Euro.

.
Über den Autor: Geboren 1936 in Berlin Tegel, erlebte Harry Popow (alias Henry) in seinem Buch „Ausbruch aus der Stille“) noch die letzten Kriegsjahre und Tage. Ab 1953 war er Berglehrling im Zwickauer Steinkohlenrevier. Eigentlich wollte er Geologe werden, und so begann Harry Popow ab September 1954 eine Arbeit als Kollektor in der Außenstelle der Staatlichen Geologischen Kommission der DDR in Schwerin. Unter dem Versprechen, Militärgeologie studieren zu können, warb man ihn für eine Offizierslaufbahn in der KVP/NVA. Doch mit Geologie hatte das alles nur bedingt zu tun… In den bewaffneten Kräften diente er zunächst als Ausbilder und danach 22 Jahre als Reporter und Redakteur in der Wochenzeitung „Volksarmee“. Den Titel Diplomjournalist erwarb der junge Offizier im fünfjährigen Fernstudium an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Nach Beendigung der fast 32-jährigen Dienstzeit arbeitete er bis Ende 1991 als Journalist und Berater im Fernsehen der DDR. Von 1996 bis 2005 lebte der Autor mit seiner Frau in Schweden. Beide kehrten 2005 nach Deutschland zurück. Sie sind seit 1961 sehr glücklich verheiratet und haben drei Kinder, zwei Enkel und zwei Enkelinnen.

Frühere Artikel von Harry Popow

.

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung –
Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz.
Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief

└ Schlagwörter: 1. Mai, 24-Stundendienst, A.S. Puschkin, AmericanRebel, Angermünde, Arbeit Zukunft, Armeeleben, Armeerundschau, Ausbruch aus der Stille, Ausbruch aus der StilleNachkriegszeit, Autor, Bataillon, Berglehrling Henry, Bergwerk, Berlin, Berlin-Friedrichshagen, Berlin-Tegel, Blogger, Bombenhagel, Buchrezensent, Charaktergaststätte „Freundschaft“, Christine Laszar, Contra Wortgeklingel, Damm, DDDR, DDR, Deiche, Dokumentarfilmwoche 1988/89 in Leipzig, Dropsrollen, Eggesin, Eisenhüttenstadt, Erfurt, FDJ-Sekretär, FDJnik, Feldberg, Feldherrenhügel, Förmlichkeit, Geologen-Zeit, Gran Canaria, Haarschnitt, Harry Popow, Hauptmann, Henry, Henrys Vater, Herbstluft, Hochwasser, Jahresende 1957, Jahreswechsel, Jakobsfriedhof, Jugendfunktionär, Karl Marx, Karl-Marx-Allee, Kaserne, Kasernenalltag, Kasernenstraße, Knobelbecher-Zeit, Kombinat, Kritik, Kultur, Kunst, KVP/NVA, Lebenskamerad, Leseprobe, Literaturprüfung, Lyrik, Major, Mama Tamara, Märkischen Volksstimme, marxistischen Philosophen, Militärbezirk, Militärgeologie, Militärjournalist, Militärjournalisten, Motzen, Nachkriegszeit, NVA, Oberleutnant, Oberstleutnant der NVA, Oder, Offizier, Offiziersschule, Offiziersschüler, Oma Gertrud, Onkel Oswald, Parade in Berlin, Philosophie, Pinnow, Plauen, Plauener-Spitzen, Politverwaltung, Potsdam, Redaktionsräume, Rentner, Rezensent, Russen, Sanssouci, Schallplattenabend, Schiller, Schweden, Schwerin, Schwester Sophia, Schwiegervater Hahn, Schwiegervater Hans, Schwieschersöhne, Selbstkritik, Skoda, Soldatenalltag, Sozialismus, Spiegelfechterei, Stalinallee, Stalinstadt, Stalinzeit, Steinkohlen-Zeit, Sternenbild Schütze, Taiga, Theatertage der Jugend, Träumender Trommler, Träumer, Unterleutnant, Volksarmee, Weihnachtsfest, Weimar, Wildpark-West
 Comment 
Okt.26
on 26. Oktober 2019
Veröffentlicht in: Nico Diener

Nico Diener

Schluss mit dem Krieg!

Der Bundestag muss aufhören, die Bundeswehr in verfassungswidrige Kriege zu schicken.
APPELL von Jürgen Todenhöfer, Willy Wimmer vom 23.10.2019
.

Nico Diener

Immer wieder kommt es mal vor, das Personen aus dem bürgerlichen Lager sich in Richtung fortschrittlich/links äußern oder sogar aktiv werden. Dazu fallen mir Martin Niemöller, Heiner Geisler, Manuela Schwesig, Erwin Sellerin, Regine Hildebrandt und Norbert Blüm ein. Obwohl sie keinen Klassenstandpunkt vertreten, stehen sie mit ihren Erkenntnissen nicht auf der Seite der Profitjäger und Kriegshetzer und ihren Marionetten in den Parlamenten. Das wir letztlich mit ihnen „Pferde stehlen können“ bezweifel ich. Ihre Erkenntnisse sind aber durchaus nützlich für uns und im Kampf gegen die Kriegstreiber sollten wir sie mit wachsamen Auge ernst nehmen.

Bundestagsdebatte am 24. Okt. 2019: Der Bundeswehreinsatz gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien und im Irak wird fortgesetzt. Der Bundestag stimmte am Donnerstag für die Verlängerung des seit bald vier Jahren laufenden Mandats. Bild: YouTube screenshot

Nun meldeten sich, anlässlich der geplanten Verlängerung des Bundeswehrmandates für Syrien und den Irak der frühere verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Willy Wimmer und der frühere rüstungskontrollpolitische Sprecher der CDU/CSU Jürgen Todenhöfer mit einem Appell an die Bundesregierung zu Wort. Zwei, eigentlich konservative Politiker zeigen viel Wissen und fordern die Bundesregierung auf ihr verfassungswidriges Kriegstreiben umgehend zu beenden.

Todenhöfer ist schon für seinen Einsatz für einen gerechten Frieden in Nahost bekannt und bekämpft die Heuchelei des „Westens“.

„Mich interessiert grundsätzlich nicht so sehr WER etwas sagt, sondern eher WAS wer sagt und WIE er es sagt. Aussagen aus dem arabischen Raum – den auch ich kenne (ich spreche ägypt. arabische Umgangssprache) – von Todenhöfer waren für mich bisher recht aufschlussreich und – soweit ich es beurteilen kann – zutreffend.“ Dies schrieb kürzlich der Publizist Wolfgang Honold in einem Kommentar, in dem es um die Glaubwürdigkeit konservativer Politiker ging.

Lasst uns also lesen, das die beiden uns zu sagen haben.
.

„Schluss mit dem Krieg!

Der Bundestag muss aufhören, die Bundeswehr in verfassungswidrige Kriege zu schicken.
APPELL von Jürgen Todenhöfer, Willy Wimmer vom 23.10.2019

Sehr geehrte Frau Bundeskastlerin, sehr geehrte Bundestagskollegen, liebe Soldatinnen und Soldaten des betreffenden Aufklärungsgeschwaders, des Lufttransport-Kommandos und der betroffenen AWACS-Einsatzflugzeuge!

Bitte wehren Sie sich bei der Bundestagsdebatte am [24.10.2019] und erforderlichenfalls auch danach gegen den weiteren Einsatz der deutschen Bundeswehr in Syrien und im Irak!

DER BUNDESWEHREINSATZ IN SYRIEN UND IM IRAK IST VERFASSUNGSWIDRIG, UNSINNIG UND KONTRAPRODUKTIV.

Verfassungswidrig, weil es für diesen Einsatz kein Mandat des UN-Sicherheitsrats gibt. Das bestätigen nicht nur namhafte Völkerrechtler, sondern auch der Ex-Chef der Rechtsabteilung des BMVg Dieter Weingärtner.

Die Behauptung, man könne untergetauchte IS-Terroristen im Irak oder Syrien mit Flugzeugen finden, ist eine intellektuelle Beleidigung der deutschen Bevölkerung einschließlich unserer Soldaten. Viel wahrscheinlicher ist, dass es dem Westen –auch im Blick auf den Irankonflikt –darum geht, seine militärische Präsenz in Syrien und im Irak aufrecht zu erhalten.

Die Städte-Bombardements der Anti-IS-Koalition, für die die Bundeswehr die Aufklärung liefert, haben in der Vergangenheit bereits zigtausenden unschuldigen irakischen und syrischen Zivilisten das Leben gekostet. Etwa im irakischen Mossul, wo 20.000 Zivilisten getötet wurden, oder im syrischen Raqqa.

Noch Ende August 2019 wurden in der Provinz Idlib (!) bei einem US-Raketenangriff auf „Terroristen“ Zivilisten getötet. Deutschland trägt durch sein Mandat Mitverantwortung für jede dieser menschlichen Katastrophen.

Bomben auf Städte sind keine sinnvolle Terror-Bekämpfung. Viel wirkungsvoller wären die klassischen Strategien zur Terrorbekämpfung wie Unterwanderung, Geld oder Unterbindung der Waffenströme in Zusammenarbeit mit lokalen Antiterror-Einheiten.

Wir fordern die deutsche Bundeskanzlerin und die deutschen Abgeordneten auf, das verfassungswidrige Mandat nicht zu verlängern. Der Bundestag muss aufhören, sich bei Auslandseinsätzen das Grundgesetz „ZURECHT ZU BIEGEN“, wie der langjährige Leiter der Rechtsabteilung des BMVg, Dieter Weingärtner, das bitter genannt hat.

Für den Fall, dass der Bundestag das verfassungswidrige Mandat dennoch verlängert, bitten wir alle betroffenen Soldaten, ihr Gewissen sorgfältig zu überprüfen. Es kann nicht Aufgabe unserer Soldaten sein, das Grundgesetz zu brechen.

Sie würden dadurch gegen ihren Soldateneid verstoßen. Er lautet:„Ich schwöre, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das RECHT und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen.

“Die Bundesregierung und die Mehrheit der Bundestagsabgeordneten wissen, dass das Mandat der Bundeswehr für Syrien und den Irak verfassungswidrig ist. Unter früheren Bundesregierungen wäre es undenkbar gewesen, einen derart offenkundig verfassungswidrigen Krieg zu führen und dafür auch noch die Zustimmung des Bundestags zu erhalten.

Das Mandat widerspricht dem klaren Friedensgebot unseres Grundgesetzes.Wir sind ein Rechtsstaat. Ein Rechtsstaat darf keine verfassungswidrigen Kriege führen. Beenden Sie bitte unverzüglich diesen verfassungswidrigen Zustand!

Willy Wimmer, Jürgen Todenhöfer“

.
:

Diesen Appell kommentierte Emil Brütsch, aus Bergisch Gladbach* wie folgt:
.

„Und was macht der Deutsche Bundestag?

„Der Bundestag hat den Einsatz von‘Tornado‘-Aufklärungsjets und Tankflugzeugen im Rahmen derinternationalen Koalition gegen den ‘Islamischen Staat‘in Syrien und im Irakbis 31.03.2020 verlängert. 343 Abgeordnete stimmten dafür, 274 dagegen, drei enthielten sich.

Die Ausbildung von kurdischen Soldaten im Irak durch die Bundeswehr wurde um ein Jahr verlängert.{2}

.
Grundsätzliches zum Gewaltverbot

Damit hat der Bundestagerneutgegen das Grundgesetz(GG), den Zwei-plus-vier-Vertrag unddie UN-Charta gestimmt. Denn:

Die Charta der Vereinten Nationen umfasst das in Art. 2 Abs. 4 verankerte Gewaltverbot, das den Staaten verbietet, Gewalt gegen die territoriale Unversehrtheit oder die politische Unabhängigkeit eines Staates anzudrohen oder anzuwenden. Sie beinhaltet auch ein Interventionsverbot, welchesdas Eingreifen in die inneren Angelegenheiten eines Staates untersagt. Einzige Ausnahmen des Gewaltverbots bzw. Interventionsverbots sind das Selbstverteidigungsrecht (Art. 51 UN-Charta) und die Anwendung von Zwangsmaßnahmen nach vorangegangener Feststellung einer Bedrohung oder eines Bruchs des Weltfriedens durch den Sicherheitsrat.{3}

Das Gewaltverbot der UN-Charta gehört zum Völkerrecht und ist gemäß Artikel 25 GG unmittelbar geltendes Recht in der Bundesrepublik Deutschland.

In Artikel 26 Abs. 1 GGheißt es: Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenom-men werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen.

Nach Art. 2 (Verbot des Angriffskrieges) des Zwei-plus-Vier-Vertrages vom 12.09.1990 über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland gilt mit Inkrafttreten am 15.03.1991: Die Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik bekräftigen ihre Erklärungen, dass von deutschem Boden nur Frieden ausgehen wird. Nach der Verfassung des vereinten Deutschlands sind Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zustören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, verfassungswidrig und strafbar. Die Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik erklären, dass das vereinte Deutschland keine seiner Waffen jemals einsetzen wird, es sei denn in Übereinstimmung mit seiner Verfassung und der Charta der Vereinten Nationen.

Der in Ausführung des Art. 26 GG erlassene § 80 StGB umfasst tatbestandsmäßig nur die Vorbereitung eines Angriffskriegs mitDeutschland als Teilnehmer, wenn die konkrete Gefahr eines solchen Krieges auch tatsächlich droht. Als einzige Ausnahme kann angesehen werden, wenn nach einer Resolution des UN-Sicherheitsrats gemäß Art. 42 oder Art. 53 der Charta der Vereinten Nationen, die eine Basis für das Völkerrecht ist, die Anwendung militärischer Gewalt unter deutscher Beteiligung beschlossen wird.“

Quellen:
{1} https://www.rubikon.news/artikel/schluss-mit-dem-krieg
{2} https://www.jungewelt.de/artikel/365412.tornado-einsatz-%C3%BCber-syrien-verl%C3%A4ngert.html
{3} https://www.humanrights.ch/de/internationale-menschenrechte/uno/sicherheitsrat/charta/

* = In: Aktuelles Flugblatt der Mahnwache für Weltfrieden
.

weitere Beiträge von Nico Diener
.

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung –
Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 3.0 Deutschland Lizenz.
Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief

└ Schlagwörter: AfD, Afghanistan, AmericanRebel, Angestellte, Arbeit Zukunft, Arbeiter, Arbeiterinnen, Assad, Büchel, Bundesregierung, CDU, China, Demokratie, Deutschland, Diethard Möller, Drohne, english, Erdogan, Erdölpreise, Erwerbslose, EUCOM, Europa, Exportregeln, Exportrgeln, faschistische Gewalt, Flüchtlinge, FPP, Frankreich, Gesellschaftssystem, Gewalt.Hetze, Global Hawk, Großmächte, Irak, Iran, ISIS, Israel, Jemen, Kapitalismus, Konzerne, Kopf-ab-Diktatur, Korruption, Kramp-Karrenbauer, Krieg, Kriegsfall, Kriegsgebiete, Kriegsgewinnler, Kriegshaushalt, Kriegsverbrechen, Kunkurrenz, Libyen, Luftangriff, Medien, Middle East, Mohammed bin Salman (MbS), Nachkriegszeit, NATO, Nazis!, Netanjahu, Obama, Öl, Ölprofite, Palästina, Präsident Putin, Präsident Trump, Propaganda, Putin, Rassismus, refugees, Russland, Rüstung, Rüstungsexporte, Rüstungswahnsinn, Saudi-Arabien, Sozialabbau, SPD, Straße von Hormuz, Syrien, Terror, Trump, Türkei, Typ RQ-4, UK, Umweltschutz, Us-Armey, USA, VAE, Waffen, Waffenexport, Wahlen
 Comment 
Okt.26
on 26. Oktober 2019
Veröffentlicht in: Allgemein, Kassem Ahmad, Rama Al Sayasnehjpg, Ramsis Kilani

Ramsis Kilani, Rama Al Sayasnehjpg, Kassem Ahmad

Libanons „Oktoberrevolution“ am Scheideweg

Rama Al Sayasnehjpg

Ramsis Kilani

Kassem Ahmad

Mittlerweile ist unbestreitbar, dass der Libanon einen historischen Moment erlebt. Mit 1,5 Millionen Menschen demonstrierte bereits ein Viertel der Bevölkerung auf den Straßen. Das sind unglaubliche Zahlen. Noch unglaublicher sind diese Zahlen vor dem Hintergrund der traditionslastigen konfessionellen Spaltungen im Landesinneren. Statt an religiösen Vorurteilen brechen die Konflikte mehr und mehr entlang der Klassenlinien auf.

Der Libanon ist ein zutiefst gespaltenes Land. Das hat historische Gründe. Im Verlauf des Ersten Weltkrieges teilten die französischen und britischen Kolonialmächte den größtenteils arabisch bevölkerten Landstreifen, der bislang vom zerfallenen Osmanischen Reich kontrolliert wurde, unter sich auf. Das sogenannte Sykes-Picot-Abkommen sprach den französischen Kolonialherren unter anderem die Kontrolle über ein Gebiet zu, das sie als Großlibanon bestimmten. Vor allem die dort lebenden maronitischen Christen erfuhren durch die französische Kolonialmacht eine systematische Bevorzugung. Als Folge stiegen viele von ihnen zu Großgrundbesitzern und zur libanesischen Bourgeoisie auf. Gegensätzliche Entwicklungen erlebte die schiitische Bevölkerung des Südlibanons. Zwar arbeiteten nicht alle libanesischen Schiiten in der unterentwickelten Industrie und Landwirtschaft, aber im Vergleich zur Restbevölkerung machen sie den mit Abstand höchsten Prozentsatz in diesen Sektoren aus. Zu dieser ungleich größeren wirtschaftlichen Ausbeutung kam die politische Marginalisierung der Schiiten. So war selbst die schiitische Mittelschicht in der vom französischen Imperialismus ererbten Staatsstruktur eingeschränkt, weil die politische Macht maßgeblich in den Händen der Führung der maronitischen Christen, sunnitischen Muslime und Drusen lag. Zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit 1941 waren nur 3,2 Prozent aller Führungsposten im Staatsdienst von Schiiten besetzt. Im Gegensatz dazu befanden sich 40 Prozent der Führungspositionen in den Händen der Maroniten. Seit der flächendeckenden ethnischen Säuberung Palästinas für die Staatsgründung Israels leben dazu Hunderttausende von palästinensischen Vertriebenen in libanesischen Flüchtlingslagern. Den Herrschenden dienten sie häufig als Sündenbock und so waren sie ständig Opfer von Rassismus.
.
Krieg und Aufstieg der Hisbollah

Die ungleichen Verhältnisse und sektiererischen Spannungen im postkolonialen Libanon entluden sich ab Mitte der 70er-Jahre in einem blutigen Bürgerkrieg. Das syrische Eingreifen unter Hafiz Assad und die israelische Invasion verschärften die Situation. Aus dem Widerstand gegen die israelische Besatzung entwickelte sich eine militante schiitische Guerillaorganisation namens Hisbollah. Während linksgerichtete Kräfte wie die Kommunistische Partei Libanons, die Palästinensische Befreiungsorganisation, nasseristische Fraktionen, die drusische PSP und die kurdische PKK die angreifenden Truppen Israels neben der Hisbollah und anderen islamischen Widerstandsorganisationen bekämpften, schlossen sich die maronitischen Faschisten der Phalange-Miliz und andere rechte Kräfte den Besatzern an. Der militärische Arm der ebenfalls schiitischen Amal-Bewegung wechselte mehrmals die Fronten. Ihre Konstante war die pro-syrische Ausrichtung. Die militärische Präsenz Syriens selbst endete erst 2005 durch die Zedernrevolution, die die syrischen Truppen vollständig aus dem Libanon trieb. Vor allem dem Widerstand der Hisbollah gelang es, auch die israelische Besatzung des Libanons zu beenden und 2006 einen weiteren Angriffskrieg Israels zurückzuschlagen. Aus diesem Grund und wegen des sozialen Hilfsnetzwerks der Hisbollah unterstützen vor allem, aber nicht nur, libanesische Schiiten die sogenannte “Partei Gottes”, die gewissermaßen zu einem “Staat im Staat” aufsteigen konnte.

Die tumulthaften Kämpfe vertieften die Gräben zwischen den gesellschaftlichen Gruppen und mündeten zum Ende des Bürgerkrieges auch in einer konfessionellen Parität im Parlament. Schiiten, Sunniten, Christen und Drusen wählen seit dem Abkommen von Taif aus dem Jahr 1989 nur ihre jeweiligen religiösen Vertreter der insgesamt 18 Konfessionen in die Regierung. Weil sie damit auch im politisch-institutionellen Rahmen in Stein gemeißelt ist, fällt die gesellschaftliche Spaltung den Machthabern im Libanon besonders leicht.

hier geht es weiter »

Aufstand gegen Korruption und Ungleichheit

Zumindest schien das bis vor Kurzem der Fall zu sein. Seit dem 17. Oktober erlebt das gespaltene Land revolutionäre Massenaufstände. Über eine Million Menschen richten sich sowohl gegen den sunnitischen Ministerpräsidenten Saad Hariri als auch gegen die christliche Rechte und die schiitische Amal-Partei. Große Teile der libanesischen Bevölkerung richten sich lautstark gegen die eigenen religiösen Führer und äußern gegenseitige Bekundungen der Solidarität mit angrenzenden Städten sowie den in ihnen lebenden religiösen und ethnischen Gruppen. Die neue Bruchlinie verläuft für viele nicht mehr zwischen den Konfessionen, sondern zwischen oben und unten, zwischen einer herrschenden und einer unterdrückten Klasse. Die libanesische Sozialistin Rima Majed hält fest: „Obwohl der Libanon in jüngster Zeit ähnlich massive ‚Straßenexplosionen‘ gegen die herrschende Klasse erlebte (etwa in 2015), stellt die libanesische ‚Oktoberrevolution‘ einen wichtigen Wendepunkt in der Geschichte der sozialen Bewegungen nach dem Bürgerkrieg dar. Nach fast drei Jahrzehnten neoliberaler Politik, die in der Vertiefung der Klassengegensätze resultierte, sind die Menschen dieses Mal auf die Straßen gegangen, um die herrschende Klasse deutlich an den Pranger zu stellen, die als Wächter des Neoliberalismus (und ihres eigenen Klasseninteresses) fungiert, fernab sektiererischer Trennlinien, die üblicherweise von den Führern als effektive Taktik eingesetzt wurden, um die Straße zu spalten. Dieses Mal startete die Revolution mit den ärmeren Klassen der Arbeitslosen oder Unterbeschäftigten – normalerweise die tragende Säule und Wählerschaft der hegemonialen sektiererischen Parteien aufgrund von komplexen Systemen des Klientelismus – die sich gegen ihre ‚Schutzherren‘ wandten.“

Auslöser dafür sind, anders als viele deutsche Medienberichte nahelegen, nicht bloß die geplanten Steuern auf WhatsApp. Die Steuermaßnahmen waren vielmehr der letzte Tropfen, der das Fass in einem wirtschaftlich durch und durch zugrunde gerichteten Land zum Überlaufen gebracht hat.

Feudalistische Rudimente überlebten auch im postkolonialen Libanon. Einzelne Familien verfügen bis heute über Grundbesitz und Landesteile. Sie besetzen Posten mit eigenen Familienmitgliedern und bestimmen die Preise für die Lebensgrundlage ganzer Bevölkerungsteile, über die Wasserverteilung und den Stromzufuhr. Mafiöse Strukturen, Vetternwirtschaft und Korruption verfestigen das Ausmaß dieser sozialen Ungerechtigkeit. Eine Monopolisierung der Wirtschaft und des Versorgungsnetzwerks schuf unter diesen Bedingungen eine Art sektiererischer Strom- und Wassermafia, die zu hohen finanziellen Konditionen für die Grundbedürfnisse der Menschen sorgt – oder eben auch nicht.

Die offiziellen politischen Repräsentanten sind Teil dieses Systems. Die politische Elite des Libanons ist eine bis ins Mark korrupte Riege, die über unterschiedliche Sektoren der Wirtschaft bestimmt.

Der Stadtkern der libanesischen Hauptstadt Beirut ist maßgeblich von der sunnitischen Hariri-Familie bestimmt. Der in Saudi-Arabien durch Öl-Geschäfte reich gewordene Rafiq Hariri gründete die sunnitisch dominierte Zukunftspartei, den eigenen Fernsehsender Future TV, die Zukunfts-Zeitung und ein Milliarden-Imperium. Der heutige Ministerpräsident Saad Hariri ist der Sohn Rafiq Hariris, der 2005 ermordet wurde – mutmaßlich im Auftrag des syrischen Machthabers Assad, was die Zedernrevolution auslöste. Die von Saudi-Arabien unterstützten Hariris haben Beirut ein neoliberales Wirtschaftsprogramm auferlegt. Privatisierungsmaßnahmen wie Gentrifizierungen und eine Neuordnung der Infrastruktur sowie eine harte Austeritätspolitik veränderten das Stadtbild. Die Hariri-Firma Solidere steht in dringlichem Verdacht von der Veruntreuung von Staatsgeldern zu profitieren.

Walid Dschumblat ist der Abkömmling einer kurdisch-drusischen Adelsfamilie und der einflussreichste Politiker der Drusen. Er ist Vorsitzender der Sozialistischen Fortschrittspartei des Libanon (PSP), die in Bezug auf die Proteste gespalten ist. Dschumblat selbst hält an der Regierung fest. Er lebt in einem Palast in Beirut und war ein enger Vertrauter und Freund des verstorbenen Rafiq Hariri.

Der Parlamentpräsident Nabih Berri gilt für viele als menschgewordenes Gesicht der Korruption. Er ist der Führer der schiitischen Amal-Bewegung, die seit ihrer Gründung kurz vor Beginn des Bürgerkriegs fest an der Seite des syrischen Assad-Regimes steht.

Die maronitischen Christen sind im Parlament primär durch nationalistische, rechte Kräfte vertreten. Der verurteilte Kriegsverbrecher Samir Geagea ist heute als Vorsitzender der rechtsgerichteten und zum Teil faschistischen Forces Libanaises Teil der Regierung. Der maronitische Offizier Michel Aoun stellt gemäß der konfessionellen Parität den libanesischen Präsidenten. Über den Fernsehsender Orange TV übt er politische Einflussnahme aus. Sein Schwiegersohn Gebran Bassil ist als Mitglied der Freien Patriotischen Bewegung ebenfalls Teil des
Regierungskabinetts. Er fällt vor allem durch rassistische Hetze gegen palästinensische und syrische Flüchtlinge auf.
Die Flüchtlinge, die seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien in den Libanon strömen, machen heute einen beachtlichen Teil der libanesischen Bevölkerung aus. Gemäß der Logik des Kapitals dienen sie vor allem im Bauwesen als billige, ungelernte Arbeitskraft, um den Zusammenbruch der Wirtschaft zu verhindern. Dieser Umstand schürte ihnen gegenüber bei der libanesischen Arbeiterklasse und sogar Teilen der palästinensischen Flüchtlinge rassistische Vorurteile, weil sie teils aus dem Arbeitsmarkt verdrängt wurden. Der politischen Elite und den Medien gelang es, diese rassistischen Vorurteile gegen die marginalisierten Syrer noch anzuheizen, die damit die palästinensischen Flüchtlinge als Hauptsündenböcke ersetzten.

Fahne von Libanon

Doch die wirtschaftlichen Entwicklungen und das flächendeckende Versagen der Politik ließ die rassistische Umleitung und die sektiererische Spaltung immer weniger überzeugend werden. Seitdem der Regierungsvertrag für die Müllentsorgung ausgelaufen ist, streiten sich die erwähnten Mafia-Strukturen um die Übernahme. Die Folge ist, dass vor allem der Nordlibanon seit Jahren eine Müllkrise erlebt, die für die Zivilgesellschaft mit erheblichen Gesundheitsrisiken einhergeht. Die Müllberge wurden vor allem in den verarmten Gebieten gelagert.

Rund um die Hauptstadt Beirut und im syrischen Gebiet begannen zudem ungefähr eine Woche vor den Massenprotesten Flächenbrände in Wäldern und Ländereien um sich zu greifen, die die Natur und Ernte zerstören. Die korrupte Regierungsclique schien kein Interesse oder nicht die Kompetenz zu haben, die Brände zu löschen.
Die Staatsschulden des Libanon betragen derweil 86 Milliarden US-Dollar. Tausende verloren durch die neoliberale Urbanisierung ihren Wohnort und Lebensunterhalt. Die genaue Arbeitslosenrate im heutigen Libanon ist ungewiss, aber sie wird als extrem hoch eingeschätzt.

Zuletzt machte die Weltwirtschaftskrise auch vor der durch die Bindung an den Dollar angeblich so stabilen Lira, dem libanesischen Pfund, nicht Halt. Der Umtauschkurs in den Wechselstuben stieg massiv an und Tankstellen im Land gaben zweitweise gar kein Benzin mehr heraus. Zudem drohte eine Preiserhöhung für Brot. Wiederkehrende Strom- und Wasserausfälle wurden zum Alltag. Die Besteuerung von WhatsApp mit einer täglichen Gebühr von circa 0,20 Dollar war in dieser Situation also nur der letzte dreiste Kieselstein von Seiten der Regierung, der die Revolte ins Rollen und die geschundene libanesische Bevölkerung zum Explodieren brachte.
.
Aus dem gescheiterten Arabischen Frühling wurde gelernt

Dabei scheint es fast, als haben die Aufständischen im Libanon die arabischen Revolutionen mit dem Notizblock in der Hand verfolgt und fein säuberlich deren Fehltritte mitgeschrieben. Bislang gelingt es der Protestbewegung zumindest in ihrem frühen Stadium, derlei Fehltritte zu vermeiden: Ethnisch-religiöses Sektierertum, militarisiertes Stellvertretertum, ein Niedergang von Protestwellen mit Massenbasis oder Verluste an Radikalität und reformistisches Annähern an das Regime sind bisher nicht abzusehen.

Ein Aspekt, der vor allem der sudanesischen Erfahrung ähnelt, ist die auffällige Präsenz von protestierenden Frauen. Einzelne erfahren durch Aktionen wie den Tritt gegen einen bewaffneten Regime-Anhänger eine regelrechte Ikonisierung. Mit Parolen wie „Frau ist kein Schimpfwort! Meine Vulva ist kein Schimpfwort!“ reagieren Feministinnen auf die häufig verwendete arabische Beleidigung gegen Mitglieder der politischen Elite.

Ein beachtlicher Teil der Parolen und Transparente im Libanon solidarisiert sich ausdrücklich mit syrischen und palästinensischen Geflüchteten im Inland. „Bassil – raus, raus! Flüchtlinge – rein, rein!“ ist einer der Slogans. Außerdem schaffen die Demonstrierenden vermehrt Bezüge zu anderen arabischen Revolutionen und halten internationale Solidarität mit ägyptischen und syrischen politischen Gefangenen sowie dem antikolonialen Befreiungskampf in Palästina hoch. Auch machen sie Solidarität mit der Bevölkerung im Jemen, in Libyen oder Jordanien sichtbar. Die Demonstrationen drücken sich aus in einem bunten Farbenspiel aus kreativen Aktionen – in Kunst und Musik.

Die Einflussnahme libanesischer Gewerkschaften und altkommunistischer Parteien in der Protestbewegung ist nicht unerheblich. Die Zentralbank des Libanons wurde besetzt. Banner mit der Aufschrift „Brecht die Macht des Kapitals“ wurden aus den Gewerkschaftshäusern ausgerollt und der landesweite Generalstreik hält seit Montag an.

Alle Reformversprechen, Spaltungsunternehmungen und Versuche politischer Akteure noch in letzter Sekunde aus der Regierung abzutreten und sich als Teil der Opposition darzustellen, scheitern kläglich am entschiedenen Widerstand der Massen auf den Straßen. Parolen wie “Revolution, Revolution!” oder “Das Volk fordert den Sturz des Regimes!” hallen durch die vollen Gassen und öffentlichen Plätze vor dem besetzten Regierungsgebäude.
Dennoch hat auch eine Bevölkerung mit einem Massenbewusstsein die Strategie einer revolutionären Führung, die fest in der Arbeiterklasse verankert ist, nötig. Im diversen Libanon mit seinen geteilten sektiererischen Führern, denen eigene Propagandakanäle und Paramilitärs zur Verfügung stehen, ist das umso wichtiger. Als potenziell besonders gefährlich einzustufen ist hier die Rolle der Hisbollah, die trotz ihres nach wie vor vorhandenen Prestiges in der einfachen Bevölkerung mittlerweile auch die Interessen ihrer ins Bürgertum aufgestiegenen Führung und bürgerlichen Finanziers vertritt. Sie taktiert aktuell relativ geschickt und wird von nicht wenigen immer noch nicht als Teil der Polit-Elite wahrgenommen. Ihre widersprüchliche Klassenbasis macht aber deutlich, dass sie sich immer nur sehr begrenzt mit dem Imperialismus und dem internationalen System des Kapitalismus anlegen werden kann.

Darüber hinaus ist der Nahe und Mittlere Osten seit Langem Hauptschauplatz imperialistischer Unterdrückung und Aggression mit unterschiedlichem ausländischen Interesse. Vor diesem Hintergrund brauchen soziale Forderungen von unten umso mehr eine langzeitstrategische Weitsicht, um eine Chance auf Erfolg zu haben. Sozialistische Organisationen, die das anbieten können, haben sich mittlerweile in verschiedenen Teilen der Region aufbauen können. Die ägyptischen Revolutionären Sozialisten, die ihre Mitgliederzahl während der Revolution in Ägypten verzehnfachen konnten, oder auch sudanesische und irakische Demonstrierende solidarisieren sich mit den libanesischen Protesten. Die Verbindung und gegenseitige Unterstützung ist aufgrund der regional verzahnten staatlichen Unterdrückung wichtig. Jeder aufständische Schritt, jedes Aufbäumen gegen die Konterrevolution und jeder Akt der internationalen Solidarität hat eine Ausstrahlungskraft über den nationalen Kontext hinaus und kann ein neues Selbstbewusstsein erwecken. Zumindest an der Oberfläche zeigen die Proteste im Libanon bisher wohl das höchste Maß an progressiven Elementen und Internationalismus in der Geschichte der arabischen Revolutionen. All das macht deutlich, wie die regionalen revolutionären Erfahrungen das Bewusstsein der Menschen nachhaltig verändern konnten und es weiterhin tun.
.
Die Hoffnung wächst

So lösen die als „Oktoberrevolution“ bezeichneten Aufstände im Libanon eine neue Welle der Hoffnung in der arabischen Welt, in der syrischen Diaspora und im libanesischen Exil aus. Es ist kein Zufall, dass die Aufstände zum jetzigen Zeitpunkt in dieser Form entstehen konnten. Es ist vor allem, aber nicht ausschließlich das Resultat der landesinneren Korruption, die den Libanon gefährlich nahe in Richtung eines „Failed State“ gebracht hat. Funken wirbelten auch die Aufständischen im Sudan, in Algerien, im Irak und in Ägypten auf. Die libanesische Parole „Alle bedeutet ALLE!“ nimmt nicht nur Bezug auf die unterdrückten Menschen im Libanon aller Konfessionen und Ethnien, sondern auch auf die Region insgesamt. ‚Alle‘ schließt ebenfalls den Sturz von Assad, Abbas, Sisi und Salih mit ein.

Wenn sich abermals ein Lauffeuer in der arabischen Welt ähnlich der Entwicklungen ab 2011 entfalten sollte, wird die Arabellion in eine geschultere zweite Runde gehen. Klar ist: Die Arabische Revolution lebt, sie war nie tot. Die Phase der überwältigenden Konterrevolution befindet sich im Niedergang und die Knospen eines neuen Frühlings beginnen sich zu öffnen. Und vor allem Weiteren ist klar: Die Herrschenden können nicht mehr in der alten Weise weiterregieren und die Unterdrückten wollen nicht mehr in der alten Weise weiterleben.

Autorenkollektiv:

Kassem Ahmad ist ein libanesisch-palästinensischer Sozialist. Seine Eltern wuchsen in einem Flüchtlingslager im Libanon auf und er steht in enger Verbindung mit der libanesischen Protestbewegung. 
Rama al-Sayasneh ist eine syrische Feministin. Sie lebt seit drei Jahren in Deutschland und studiert an der Universität Siegen. 
Ramsis Kilani ist ein palästinensischer Aktivist aus Siegen. Er ist Mitglied des Sozialistisch-demokratischen Studierendenverbands (SDS).

 

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief

└ Schlagwörter: AmericanRebel, Arbeit Zukunft, Flüchtlingslager, Führungsposition, Guerillaorganisation, Hisbollah, ImDrusen, Israel, Kassem Ahmad, Libanon, Muslime, Osmanisches Reich, perialismus, PKK, Rama Al Sayasnehjpg, Ramsis Kilani, Rassismus, Schiiten, Südlibanon, Syrien
 Comment 
Okt.25
on 25. Oktober 2019
Veröffentlicht in: Rui Filipe Gutschmidt

Rui Filipe Gutschmidt

The Guardian deckt auf: Google finanziert umfassend Gruppierungen Anti-Klimawandel

Rui Filipe Gutschmidt

Die britische Tageszeitung „The Guardian“ hat in einem Artikel die umfassende Finanzierung konservativer Gruppen, die die Ablehnung des Klimawandels fördern, aufgedeckt, während der digitale Riese öffentlich zu entschlossenerem Klimaschutzmaßnahmen aufruft. Google antwortet, dass es nicht die gesamte Agenda der von ihm unterstützten Organisationen genehmigen muss. Aber was sollen diese Gegensätzlichkeiten?

Mexico: Flussverschmutzung durch die Industrie. Bild: NEWS24 free

Die britische Zeitung The Guardian startete kürzlich ein Forschungsprojekt namens The Polluters Project, dass in Zusammenarbeit mit führenden Wissenschaftlern und Umwelt-NGOs Unternehmen aufdecken soll, die die Klimakrise „aufrechterhalten“ und von denen einige „ihre Kohle-, Öl- und Gasförderung beschleunigt haben“. „Darüber hinaus bemühen sich die 20 Journalisten, die seit sechs Monaten an diesem Projekt arbeiten, „den Fokus der Debatte von der individuellen Verantwortung auf Machtstrukturen zu verlagern“. Deshalb untersuchten sie die Finanz- und Lobbystrukturen, die die Probleme weiter verschärfen.

Ich habe es seit langem schon bemerkt, wie organisiert die Antiklimaschutzkampagne in den Medien und vor allem in den Sozialen Netzwerken auftreten. Die Arbeit der Journalisten der renommierten britischen Tageszeitung The Guardian deckt die Verbindungen zwischen Konzernen, Think-Tanks, Regierungen und deren Finanzierung auf. Klar, dass dieses Projekt bald selbst in die Schusslinie der Lobbyisten geraten wird.

hier geht es weiter »

Im Rahmen dieser Untersuchung wurden Googles „substanzielle Beiträge“ zu bekannten Organisationen von Klimawandelleugnern aufgedeckt. „Um anzufangen, mussten wir nicht weit gehen. Die Liste der Begünstigten dieser Unterstützung wird auf der Google-Website veröffentlicht. Es gibt Hunderte von NGO’s, darunter Dutzende von Organisationen, die sich offen gegen die Klimagesetzgebung stellen oder die Idee des Klimawandels als solches in Frage stellen. Dazu gehören das Competitive Enterprise Institute, dass daran gearbeitet hat, die USA aus dem Pariser Abkommen herauszuholen, das State Policy Network, eine Gruppe von Organisationen, die extra eine Website erstellt haben, um zu argumentieren, dass es keine Klimakrise gibt, die American Konservative Union, das American Enterprise Institut und die Amerikaner für Steuerreformen, unter mehreren anderen ultra-konservativen Organisationen mit einer starken Umweltagenda.

Google begründet dies damit, dass ihre finanzielle Unterstützung nicht bedeutet, dass sie alle Positionen dieser Gruppen befürworten. Des Weiteren präsentiert sich Google seit zwei aufeinander folgenden Jahren als „klimaneutrales Unternehmen“. „Wir haben erreicht, dass 100% erneuerbare Energien in unserem globalen Geschäft eingesetzt werden.“ Darüber hinaus unterstützen sie Organisationen aus allen politischen Richtungen, die sich für eine „starke Technologiepolitik“ einsetzen. Auch Amazon, so die Rechtfertigung von Google, unterstützte beispielsweise eine GUS-Gala. Im Gegenzug ist die GUS dafür bekannt, dass sie sich gegen Internetregulierung und Anti-Monopol-Strafverfolgung ausspricht und Google unter Republikanern verteidigt.

Die Werte sind unklar, da die Liste der Unterstützungen keine Mittel enthält und das Unternehmen nicht auf Fragen von Journalisten dazu geantwortet hat. Nur auf einer Unternehmenstransparenzseite wird darauf hingewiesen, dass diese Gruppen „substanzielle Beiträge“ erhalten haben. Doch ich erinnere nochmal daran, dass eine Suchanfrage bei Google alles andere als „Klimaneutral“ ist. Viele Server stehen in Ländern, die keinerlei Umweltschutzregulierung haben und wo die Stromerzeugung mit fossilen Brennstoffen ohne Filter geschieht.

Es scheint also, als würde Google mit einer Greta-Maske auftreten, während sie hintenherum die Leute finanziert die das schwedische Mädchen als Ablenkung vom eigentlichem Thema nutzen. Die oben genannten Lobbyisten werden auch weiterhin jeden Versuch eine umweltfreundliche Politik zu implementieren stören, indem sie (ver)leugnen, Lügen auftischen, Zweifel erzeugen, Gerüchte streuen, Hass schüren. Der Markt für fossile Energieträger wie Öl, Gas oder Kohle – die in Deutschland auch noch mit den Steuern der Bundesbürger subventioniert wird – ist ein Billionen Doller Geschäft. Google ist daran auf den ersten Blick nur indirekt beteiligt, aber wer weis welche Aktien die Googleaktionäre noch halten? Die Welt ist VIEL komplizierter als dies gewisse Polpulisten den Menschen weiß machen wollen.

.
Erstveröffentlichung heute oder vor ein paar Tagen in unserer Partnerzeitung INFO-WELT.

.
Weitere Artikel von Rui Filipe Gutschmidt
.

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief

└ Schlagwörter: Amazon, American Conservative Union, American Enterprise Institut, AmericanRebel, Amerikaner für Steuerreformen, Arbeit Zukunft, Competitive Enterprise Institute, das American Enterprise Institut und die Amerikaner für Steuerreforme, Google, Klimagesetzgebung, Klimaleugner, Klimaschutzmaßnahmen, Klimawandel, NGO’s, State Policy Network, Zweifel an Klimawandel
 Comment 
Okt.23
on 23. Oktober 2019
Veröffentlicht in: Allgemein, Arbeit Zukunft

Zum Gerichtsurteil gegen die Führer
der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung

Erklärung der Kommunistischen Partei Spaniens – Marxisten-Leninisten (PCE – ML)

Die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, der die Führer der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung zu langen Haftstrafen verurteilte, widerspiegelt das repressive Wesen des monarchistischen Regimes. Wenn der Präsident der jetzigen Regierung darauf beharrt, die Ansicht zu verbreiten, dass Spanien ein Beispiel von Recht und Ordnung sei, in dem Gleichheit vor Recht gehe und die Unabhängigkeit der Justiz herrsche, so ist es in Wahrheit so, dass der Urteilsspruch des Obersten Gerichtshofs eindeutig politisch ist. Die rechtlichen Argumente sind nur der Versuch, eine offensichtliche Tatsache zu verschleiern: Was verurteilt und unterdrückt wird, ist die Ausübung eines demokratischen Rechts, des Rechts auf Selbstbestimmung, das in zahlreichen Dokumenten der Vereinten Nationen enthalten ist.

Blick in den Obersten Gerichtshof Spaniens (Bild: YouTube screenshot, hinzugefügt von der Redaktion AmericanRebel)

Dieses Urteil, das durch die Schaffung eines tiefen Grabens zu Katalonien weitreichende politische Konsequenzen haben wird, stellt einen qualitativen Sprung bei der fortschreitenden Verschlechterung und Begrenzung der bürgerlichen Rechte und demokratischen Freiheiten in unserem Land dar. Spanien ist keine Demokratie. Es existiert ein künstliches Parlament, eine scheinbar demokratische Fassade, hinter der die Macht der Oligarchie steht, die außerhalb der und gegen die Interessen des Volkes regiert. Die Monarchie, Hinterlassenschaft Francos, ist nichts anderes als der Schlüssel zu einem korrupten System, das in den Jahren des sogenannten demokratischen Übergangs geschaffen wurde.

Wie andere strukturelle Probleme in Spanien kann die nationale Frage nicht im Rahmen des bestehenden konstitutionellen und politischen Rahmen gelöst werden. Die Rechte gefällt sich in einem falschen Patriotismus, der Steuerbetrug, das Verbergen von Kapital in Steueroasen und eine außer Kontrolle geratene Korruption bemäntelt. Spanien ist ihr Besitztum. Ihre Verteidigung von Spaniens Einheit ist nichts als die Verteidigung ihrer Klasseninteressen. Aber die institutionelle Linke bietet auch keine Lösungen an, weil ihr politischer Horizont von der 1978er-Verfassung begrenzt ist.

Die Brandreden von Ciudadanos, Vox und auch der Volkspartei (PP) gegen das katalanische Volk zeigen eine gefährliche Drift in der spanischen Rechten, ein Abgleiten in den offenen Faschismus oder in Richtung pro-faschistischer Positionen. Es ist notwendig, diese Positionen anzuprangern und zu bekämpfen. Der spanische Nationalismus versucht nur, durch das Schüren von Hass und Zwietracht, die Arbeiter zu spalten.

Das katalanische Bevölkerung hat das Recht, seine politische Zukunft frei zu wählen. Die PCE-ML verteidigt das Recht auf Selbstbestimmung der Nationen, das durch ein Referendum mit allen gesetzlichen Garantien ausgeübt wird. Aber diese demokratische Ausübung kann innerhalb der aktuellen politischen und verfassungsmäßigen Ordnung nicht verwirklicht werden. Es stimmt nicht, dass, wie die monarchistischen Politiker behaupten, im Rahmen der Verfassung alle Rechte verteidigt und alle Forderungen erhoben werden können, so lang sie friedlich zum Ausdruck gebracht werden. Die Repression, wie sie sich in Katalonien vollzieht, ist das offensichtlichste Indiz dafür, dass es nicht so ist.

Nur ein politischer Bruch mit der Monarchie, nur die Proklamation der föderativen Volksrepublik wird es den historischen Nationalitäten erlauben, über ihre Beziehungen in ganz Spanien zu entscheiden. Lasst uns die Volkseinheit schmieden, welche einem Regime, dass eine Million Spanier zu Arbeitslosigkeit und Armut verdammt, dass ihre Freiheiten verletzt und die nationale Souveränität durch Unterordnung unseres Landes unter den US-Imperialismus verpfändet, ein Ende setzt.

Die Kommunistische Partei Spaniens – Marxisten-Leninisten (PCE – ML) missbilligt dieses Urteil, das nur darauf abzielt, die demokratischen Rechte zu unterdrücken; sie fordert Freiheit für die katalanischen politischen Gefangenen und prangert die Unterdrückung an, welche der monarchistische Staat in Katalonien ausübt.

15. Oktober 2019
Exekutivkomitee der Kommunistischen Partei Spaniens – Marxisten-Leninisten (PCE – ML)
.

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief

└ Schlagwörter: AmericanRebel, Arbeit Zukunft, Demokratie, Exekutivkomitee der Kommunistischen Partei Spaniens – Marxisten-Leninisten (PCE – ML), Hinterlassenschaft Francos, Kommunistische Partei Spaniens – Marxisten-Leninisten, Monarchie, Oberster Gerichtshof Spaniens, PCE-ML, PCS-ml, Spanien, US-Imperialismus, Vereinte Nationen, Volkspartei (PP)
1 Kommentar
Okt.21
on 21. Oktober 2019
Veröffentlicht in: Allgemein, Kim Rebell

Kiki Rebell

»Dean Reed in 29 Minuten«

YouTube-Premiere eines neuen Films über Dean Reed

Kiki Rebell

Zum 12. Dean-Reed-Festival, das vom 20. bis zum 22. September, erstmals in Leipzig, statt fand, bekam ich die Aufgabe einen kurzen Zusammenschnitt von Bildern und Videosequenzen zu erstellen und zu vertonen. Die Organisatoren vermuteten, und das zurecht, dass viele neue Gäste die Veranstaltungen besuchen würden, denen das Leben und Wirken von Dean Reed noch nicht so bekannt ist.

Und so machte ich mich an dieses »Vorstellungsvideo« und bekam auch gleich tatkräftige Hilfe. Victor Grossman, der unserer Lesern durch seine »Berlin Bulletins« bekannt ist, stellte den Text zur Verfügung, den er zwei Jahre zuvor schon als Laudatio bei der Preisverleihung »Eine Ikone zum Anfassen für Dean Reed« gehalten hat. Der Dichtersänger, Autor und Hörfunkkommentator Jürgen Eger erklärte sich bereit den Text zu sprechen und die Mitarbeiterin des Dean-Reed-Archivs Berlin, Laura Blücher recherchierte nach Bildern.

Aus dem angedachten kurzen »Vorstellungsvideo« wurden 29 Minuten und so erhielt es dann auch den den Titel »Dean Reed in 29 Minuten«. Natürlich konnte ich in dieser Zeit nur einen leichten Streifzug durch Deans Leben machen und meine Zusammenschnitt erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Hier nun das neue Video,
das ich der »Grup Yurum« gewidmet habe,
von denen sich mehrere Mitglieder zum Erscheinungsdatum
in Haft in der faschistischen Türkei befinden.

- Dean Reed in 29 Minuten - (2. Version)

.
Weitere Beiträge von Kiki Rebell

.

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung –
Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 3.0 Deutschland Lizenz.
Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief

└ Schlagwörter: 29 Minuten, Alexander Reed, American rebel, AmericanRebel, Arbeiterkampf, Argentinien, Berlin, Berlin Bulletin, Blutsbrüber, Boulder, Chile, Colorado, Dean Reed, Dean-Reed-Archiv Berlin, Der rote Elvis, Eine Ikone zu anfassen, El Cantor, ElCantor, Faschisten, Grossman, Grup Yurum, Jürgen Eger, Kiki Rebell, Libanon, Luis Corvalan, Palästina, Prag, Renate Blume, Sing Cowboy sing, Sowjetunion, USA, Venceremos, Victor Grosman, Victor Jara, Videosequenzen, Wenn Du Gute Freunde Hast
1 Kommentar
Okt.20
on 20. Oktober 2019
Veröffentlicht in: Victor Grossman

Victor Grossman

HOUGHTS ON  IMPEACHMENT

Berlin Bulletin No. 167
.

Victor Grossman

During my recent ten-week book tour through the USA I found one sentiment predominant; anger and disgust regarding Donald Trump, which was certainly understandable. But then, my trip covered only the East and West coasts plus Chicago and urban Wisconsin; in other regions the picture would hardly have been so unanimous. Now, from a great distance (in Berlin, Germany) and after lots of water has surged down the Mississippi, not to mention the Dnieper and Euphrates, I want to risk some thoughts, in a way speaking of the devil, which may very well meet sharp disagreement, even anger.

I wonder if I can analyze Donald T’s capricious, maybe deteriorating thinking – perhaps the better term is „thought processes“ – in the following way:

First of all, and above all, he has always been motivated primarily by a desire for prestige and unlimited financial fortune, for himself and the Trump family empire.

Arme USA, Karrikatur: YouTube screenshoot

Secondly, he was always limited by almost total ignorance of all developments outside US borders – and nearly all geography, except perhaps possible sites for Trump Towers. Maybe he has been slightly broadened since then by official travels and meetings – Singapore and Biarritz require longer flights than to Fifth Avenue and Mar-a-Lago, after all – all framed by close media observation at the Fox News or Limbaugh level. And also thanks to quick-changing advisers, though some were hardly wiser than their short-term boss.

Thirdly, I wonder if perhaps misogynism – hatred of women – quite fits him. It is rather a total disrespect and disregard in all connections except as sex objects. But I guess that amounts to much the same in their final, nasty effect.

More »

Fourthly, I wonder if Trump is perhaps less inherently racist – against African-Americans, Mexicans, Central Americans and especially Muslims – as he is just uninterested and pragmatically ready to utilize and encourage such feelings – and actions – among a sector of the population which is indeed motivated by hatred – and whose support he most crucially requires. But true or not, this does not make his strategy one bit less vicious or dangerous. Here, too, I can disregard any difference.

My last idea is most controversial. I wonder if Trump, despite all his greed, narcissism and alliance with militant fascist elements, and what seems like further mental deterioration, does not have, deep down, some inner feeling that in world affairs peace might be better than war. True, he has again and again made bloody threats to reduce whole countries to ruin or ashes – North Korea, Afghanistan, Iran and now Turkey – and has supported actions which were anything but pacifistic, at the cost of Yemen and East Jerusalem to name only two.

And yet, I feel forced to ask myself; were his threats, vocal and otherwise, based on pressures by men who influenced and in part determined his foreign policies, the latest examples being Bolton and (still) Pompeo? Key sections of the Pentagon-CIA-armament lobby crowd are powerful and clever, far cleverer than Donald Trump, especially in the Middle East but also in efforts to break Cuba, Nicaragua and Venezuela (thus far in vain). There are sometimes hints that he did incline, though as always awkwardly, unpredictably and with many contradictions, towards making peace with North Korea, in Afghanistan and even, on one or two occasions, with Iran. And, most importantly, in a world threatenened by the chance of the least little spark in Estonia, Poland, the Baltic or Black Sea igniting the atomic incineration of the entire world, did any such fears – along with hopes for a Trump Tower in Moscow – play a part in a wish for detente rather than confrontatiion with Russia (and somewhat similarly with China)? I can only speculate.

But aside from any of Trump’s cerebral waves, other waves roll in from Moscow,from Putin. One can hate him, ridicule him or perhaps love him, but it is far wiser to  carefully analyze his policies; deserving at least to be read are his relevant speeches which, largely unnoticed, constantly oppose confrontation and call for de-escalation. Even if viewed as bluffs, if they can possibly move us an inch toward lasting peace then such bluffs should be called. But, as in most of the past century, this very idea frightens some people – above all those who manufacture heavy modern weapons or cherish shiny medals. Atomic finality be damned! They always opposed any step toward rapprochement or the very word detente, in the northern Baltic, southern Syria, the Ukraine, or anywhere, coming from Trump or, for that matter, from anyone else!

It was basically pressure from the Russiagate brouhaha – whose exaggerations, I suspect, were encouraged by those same hypocrites who prefer tension between the world’s main powers, which led Trump to retreat from his less belligerent positions, sometimes at the last minute. Was he, in the end, defying Bolton’s urging when he called off the bombing of Iran? Did he retreat from a peace agreement in Afghanistan because he could not withstand pressure from Bolton, Pompeo and those behind them? Was the failure of the rather promising meeting with Kim due to Bolton’s and Pompeo’s spokes in the wheel?

I don’t know and I cannot know. But I think such questions deserve serious  consideration.

I could never vote for Donald Trump. On the U.S. domestic scene, no matter how his cerebral waves are surfing on any one day or week, the militia gangs of bigots and thugs which support him recall far too menacingly the forces organized by Hitler in his power seizure. Their American imitators already threaten severe unrest if he loses the election or the House impeaches him and the Senate votes him out. So: Stop Trump!

Worrying me all the same, however, is that the main impeachment thrust aims at minor events in the Ukraine, like that D.C.-Kiev telephone call. It was undoubtedly tainted and no doubt very illegal. But this whole approach ignores, indeed covers over the fact that the whole US policy of violently turning the Ukraine into a US-dominated satrapy and advanced base was achieved by a Democratic administration. This was vividly illustrated by then Vice-President Biden’s televised boast about withholding a billion dollars if the Ukraine did not obey orders and, within six hours, fire an undesirable prosecutor. I find that worse than Trump’s call, with or without any nepotism involved.

The current impeachment move, although supported by many progressives, seems to be a fight against Trump for just the wrong reasons, based on a minor scene in a complex drama where Democrats have been at least as villainous as Republicans. This can distract from genuine reasons for fighting him; his racist actions, his kowtowing to big business, his repression of refugees, ecological insanity and the rest. Avoiding such matters, much of the media has stressed a phone call and now the withdrawal of US soldiers. Is it possible that this decision, ill-advised and ill-timed as it was, may really have reflected a wish for the USA to get out of the Middle East where it doesn’t belong and has created death, destruction and misery for decades, with both parties responsible?

Here, too, hypocrisy rules; for years the Kurds (in Turkey) were all „terrorists“ – they become our allies and heroes – tragically abandoned by Trump – only as long as they can oh so heroically provide us with oil and strategic bases in Iraq or Syria, close to Iran and Russia. Our friendship with the Free Syrian Army has been just as volatile; when fighting Assad they were almost holy crusaders. Now, fighting with Erdogan, we observe their media-metamorphosis into vicious murderers of our now heroic Kurds.

Will the impeachment campaign, while perhaps distracting from Trump’s genuine nastiness and homeland threat, also provide excuses for more fateful missteps in the Middle East and further confrontation on a world scale – while trying to salvage a sagging Biden and weaken left-leaning pressures in the Democratic Party? We’ll see!

Since it is now impossible to halt what I see as a questionable impeachment move, it seems imperative to try to alter its thrust; at home, toward opposing his racist actions, brutal immigrant repression, environmental destruction and enrichment of the rich by further impoverishing the poor. And abroad, by opposing him whenever his unpredictable, spasmodic path leans toward confrontation or self-serving regime change, as against Venezuela, Cuba, Iran, but not by applauding or assisting hypocritical steps which really serve only bellicose ambitions and further filling obscenely swollen Raytheon-Northrup-Lockheed portfolios. 

More by Victor Grossman
.

Only the author is responsible for the content of this article.
It doesn’t have to be the opinion of the editorial board.

Attribution-NonCommercial-NoDerivatives
4.0 International (CC BY-NC-ND 4.0)
Even leftist journalism is not free
and even small donations can help to publish big things!
Back to the homepage Tell us your opinion with a comment! ↓
 Comment 
Okt.19
on 19. Oktober 2019
Veröffentlicht in: Allgemein, Harry Popow

Harry Popow

Übergreifendes aus Übersee

Buchtipp: „Wolfgang Bittners „Der neue West-Ost-Konflikt. Inszenierung einer Krise – Hintergründe und Strategien“.
.

Harry Popow

Der Schriftsteller Wolfgang Bittner, Autor zahlreicher Bücher und promovierter Jurist, hat ein neues, den allgemeinen Konsens gefährdendes Sachbuch vorgelegt, in dem er beweist, dass der West-Ost-Konflikt eine Inszenierung ist. Kommt Bittner damit auf den vom Mainstreamzensor verordneten Index? Schon mit seinem 2015 erschienenen Buch „Die Eroberung Europas durch die USA“, das abseits der sogenannten Qualitätsmedien ein Standardwerk und Longseller wurde, prangerte er die allein auf eigenen Vorteil ausgerichtete Interventions- und Sanktionspolitik der USA an; der Untertitel lautet: „Eine Strategie der Destabilisierung, Eskalation und Militarisierung“, womit das Aggressionsprogramm der „einzigen unverzichtbaren Nation“ (Barack Obama) demaskiert war.

Wolfgang Bittner. Bild: YoyTube sreenshot

In seinem kürzlich erschienenen Buch zum Ost-West-Konflikt, den er korrigierend West-Ost-Konflikt nennt, hat er sich der Mühe unterzogen, den Unterstellungen, Lügen und Behauptungen, mit denen Propaganda gegen Russland und andere widerständige Länder gemacht wird, Fakten entgegenzusetzen. Gutwillige, aufgeschlossene Politiker, Qualitätsjournalisten und Historiker – soweit es sie noch gibt – werden ihre über Jahrzehnte eingeübten Ansichten wohl oder übel revidieren müssen, vor allem ihren Glauben an die Friedfertigkeit der USA.
Bereits auf Seite 11 bemerkt Bittner, dass in der inzwischen multipolaren Welt durch den monopolaren Anspruch der USA eine brisante, die gesamte Weltgemeinschaft gefährdende, unerträgliche Situation entstanden ist. Vorrangiges Ziel sei, Russland als Machtfaktor in der internationalen Politik auszuschalten und das Land den westlichen Kapitalinteressen zu unterwerfen Das allerdings sei bislang nicht gelungen. Dagegen sei die Aufstellung Deutschlands als Frontstaat und Brückenkopf der NATO fortgeschritten, und die Bevormundung durch Washington habe Formen angenommen, die deutsche Souveränität zu einer Farce mache.

hier geht es weiter »

.
Sanktions- und Interventionspolitik

In mehreren Kapiteln geht Bittner auf Provokationen, Ereignisse und Konflikte ein, die in jüngster Zeit die Welt chaotisieren, die von den Medien einseitig hochgespielt werden und Angst gegenüber dem „Hauptfeind“ erzeugen. Er stellt Fragen, analysiert und schafft Klarheit, wo vernebelt wird. Themen sind die völkerrechtswidrigen Kriege in Jugoslawien, Afghanistan, Irak, Libyen, Somalia, Pakistan, Syrien und im Jemen sowie das Vorrücken der NATO bis an die Grenzen Russlands. Hintergründe werden deutlich, zum Beispiel zum Umsturz in der Ukraine mit dem darauffolgenden Bürgerkrieg, zu den Sanktionen gegen Russland, Venezuela und den Iran oder zur angeblichen Einflussnahme auf den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf.

Buchcover von Der neue West-Ost Konflikt – Inszenierung einer Krise von Wolfgang Bittner – Mit freundlicher Genehmigung des Autors

Bittner gibt Antworten auf Fragen, die von den Mainstreammedien umgangen, zum Teil auch manipulativ und desinformierend beantwortet werden: Wozu die von den USA geforderte Erhöhung der deutschen Militärausgaben von 1,2 auf 2 Prozent des Bruttoinlandproduktes bis 2025? Warum der Ausstieg aus dem INF-Abrüstungsabkommen? War die Abspaltung der Krim eine Annexion oder ist das lediglich ein vom CIA geprägter Kampfbegriff? Was steckte hinter den Giftgasanschlägen in Syrien? Wer hat den Zwischenfall am Asowschen Meer als weitere Eskalationsstufe im Kalten Krieg zu verantworten? Ist es denkbar, dass der russische Präsident Putin den Abschuss des Passagierflugzeugs MH17, Hackerangriffe auf westliche Institutionen und den Giftgasanschlag auf den Doppelagenten Skripal befohlen hat?
Zur Indoktrination der Bevölkerung schreibt Bittner: „Jetzt weiß der Fernsehzuschauer über Venezuela, Russland und über amerikanisches Frackinggas Bescheid. Es hört sich alles recht vernünftig und logisch an, doch nichts ist hinterfragt, die Behauptungen sind nicht bewiesen.“ (S. 252) Der Autor führt nicht nur chronologisch die äußeren Erscheinungsformen eines mentalen Angriffskrieges auf das Bewusstsein der Menschen vor Augen, er beleuchtet auch die Ursachen, die zu dem neuen WEST-OST- KONFLIKT geführt haben und entlarvt die Ziele und Methoden dieses gefährlichen Spiels, das den Untergang des Planeten zur Folge haben kann. Und Wolfgang Bittner ruft dazu auf, sich zu widersetzen, bevor es zu spät ist.
.
Langzeitstrategie und unipolarer Anspruch

Widerstand bedeutet, nachzudenken, zu begreifen und zu handeln. Das erstere wird schon durch die permanente Unterdrückung der Wahrheit erschwert. Wer sich allerdings der Frage stellt, welche Ziele und Machtinteressen verfolgt werden, dem fällt es nicht allzu schwer, die eigentlichen Ursachen für die zunehmenden weltweiten Konflikte herauszufinden. Dabei greift zu kurz, lediglich den „bösen Kapitalismus“ anzuprangern. Es geht zum einen um wirtschaftliche Interessen, zum anderen um Sicherheitsaspekte und strategische Ziele, militärisch wie energiepolitisch.

Bittner beschreibt eine „Langzeitstrategie“ der USA, die unabhängig von der jeweiligen Regierung seit mehr als einem Jahrhundert verfolgt wird. Dazu zitiert er aus einer Rede des ehemaligen Direktors des einflussreichen Thinktanks Stratfor, George Friedman vom 4. Februar 2015: „Das Hauptinteresse der US-Außenpolitik während des letzten Jahrhunderts, im Ersten und Zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg waren die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland. Weil sie vereint die einzige Macht sind, die unsere Vormachtstellung bedrohen kann.“ Für die USA sei die Hauptsorge, dass sich „deutsches Kapital und deutsche Technologie mit russischen Rohstoff-Ressourcen und russischer Arbeitskraft zu einer einzigartigen Kombination verbinden“, was die USA seit mehr als einem Jahrhundert zu verhindern suchen.

Hochinteressant ist in diesem Zusammenhang die vom Autor zitierte Feststellung des russischen Historikers Nikolay Starikov, Hitler sei seit Anfang der 1920er-Jahre „von interessierten Kreisen aus den USA gefördert und finanziert worden“. England, Frankreich und die Finanz- und Wirtschaftseliten der USA „hätten von vornherein die Absicht verfolgt, nicht nur Deutschland ein für alle Mal zu vernichten, sondern es in einen Vernichtungskrieg gegen die bolschewistische UdSSR zu schicken“ (S. 130). Diese Aussagen, so Wolfgang Bittner auf Seite 134, bedeuten „weder eine Relativierung der ungeheuren Verbrechen der Nazis noch eine Verleugnung des brutalen Stalinismus“.

So sei die 1949 entstandene Bundesrepublik gegen die damalige Sowjetunion aufgestellt worden, (S. 142) und in diesem Zusammenhang geht Bittner auch auf „die Dämonisierung und Verfolgung der Kommunisten“ ein. Er kommt zu dem Schluss, Deutschland sei nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs „als Frontstaat weitgehend den US-Direktiven ausgeliefert und gegen Russland aufgestellt“ worden. Diesem Thema, das auch die Souveränität betrifft, widmet er ein längeres Kapitel (S. 141 ff.)

Resümierend stellt der Autor fest: „Die Welt befindet sich im Krieg: Wirtschaftskrieg, Propagandakrieg, Cyberkrieg, fortwährende Provokationen und militärische Konflikte. Über allem hängt das Damoklesschwert eines großen Krieges, der das Ende der Zivilisation bedeuten würde.“ Schlimmer noch: „Kein Schuldbewusstsein bei den Verantwortlichen, sie haben nichts gelernt, weder Schamgefühl noch eine Spur von Moral – sie sind einfach gierig und ‚cool‘.“ (S. 266 f.).
.

Wegweiser aus der Sackgasse?

In dem Kapitel „Langzeitstrategie und unipolarer Anspruch der USA zitiert Wolfgang Bittner den US-amerikanischen Ökonom und Publizisten Paul Craig Roberts: „Wenn die Menschen in Amerika nicht zu Verstand kommen und die Kriegstreiber in Washington hinauswerfen, ist Krieg unsere Zukunft.“(S.231) Der Autor stellt sich die Frage, warum so viele Menschen gegen das Bienensterben und für mehr Klimaschutz auf die Straße gehen, aber nicht Millionen für Frieden, Abrüstung und normale Beziehungen zu Russland zu mobilisieren sind. Er schreibt: „Offenbar hat sich die Indoktrination einerseits und die Angst vieler Menschen vor Repressalien andererseits inzwischen so weit durchgesetzt, dass in existenziellen politischen Fragen Apathie herrscht, völliges Desinteresse an positiven gesellschaftlichen Veränderungen. Das würde auf Jahrzehnte hinaus Stagnation bedeuten, widerspricht allerdings jeder historischen Erfahrung. Denn die zivilisatorischen Errungenschaften, von denen die Menschen heute profitieren, sind erkämpft worden, wenn auch unter unsäglichen Mühen und Opfern. Jeder Erfahrung nach wird es weitergehen.“

Vor den Internationalen Strafgerichtshof gehören – so Bittner – „sämtliche US-Präsidenten der letzten Zeit und viele US-Politiker. (S. 265) Er schreibt: „Die USA haben über Jahrzehnte hinweg ein menschenverachtendes System geschaffen, ein Netzwerk der Ausplünderung, Desinformation und Indoktrination über die ganze Welt gespannt.“ Und da „Politik und Medien offensichtlich versagen, müsste ein Impuls, ein Aufschrei aus dem sich als aufgeklärt betrachtenden Bürgertum kommen“. Wolfgang Bittner mahnt an: „Um die dringend erforderlichen Veränderungen herbeizuführen, braucht es den Willen dazu, gesicherte Informationen und ein grundsätzliches Umdenken.“ (S. 294)
Vielversprechend sei der von Peking und Russland geplante Bau der „Neuen Seidenstraße“ unter Einbeziehung der übrigen BRICS-Länder und weiterer Staaten von China über Wladiwostok und Sibirien bis Moskau und Westeuropa, das „größte Wachstumsprojekt der neueren Geschichte“, an das auch Indien, Afrika und der arabische Raum angeschlossen sein sollen. So würde unabhängig von den Flugzeugträgern der USA ein „gigantischer Binnenmarkt“ mit der Folge entstehen, „dass die Vereinigten Staaten nur noch eine übermäßig hochgerüstete Regionalmacht zwischen Pazifik und Atlantik wären“.
.
Eine Friedensdrohne

Bittners Buch, das den neuen WEST- OST-KONFLIKT nicht nur beschreibt, sondern die Hintergründe durchleuchtet, geopolitische Zusammenhänge aufdeckt und auf mögliche Lösungen hinweist, kann nur als fundamental bezeichnet werden. Es ist sozusagen eine friedensstiftende Drohne im Duell mit der Macht der Destruktion, des Zwangs nach Maximalprofit, das heißt mit psychopathischen Kriegsbrandstiftern, die eine Gefahr für die Menschheit darstellen. Sie werden allein mit Trommeln, Lichterketten und Demonstrationen nicht zum Abtreten von der Weltbühne gebracht werden. Wolfgang Bittner regt dazu an, sich der grassieren Verdummung zu stellen, hinter die Kulissen des großen politischen Geschehens zu blicken und entsprechend zu handeln, bevor alles zu spät ist.

Wolfgang Bittner: „Der neue West-Ost-Konflikt.“ Untertitel: „Inszenierung einer Krise – Hintergründe und Strategien.“ Klappenbroschur, 320 S., 20 Abb., 19,90 €, ISBN: 978-3-943007-25-1.

.
Frühere Artikel von Harry Popow

.

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung –
Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz.
Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief

└ Schlagwörter: AmericanRebel, Arbeit Zukunft, böser Kapitalismus, Buchtipp, CIA, Harry Popow, Langzeitstrategie, NATO, Putin, Ukraie, USA, WEST-OST- KONFLIKT, Wolfgang Bittner
 Comment 
  • Seite 55 von 150
  • « Erste
  • «
  • 53
  • 54
  • 55
  • 56
  • 57
  • »
  • Letzte »

.

Autoren/-innen

Archiv

2001-2015 / 2016

Auslandskorrespondenten

  • Andreas Habicht, Spanien
  • Jairo Gomez Garcia, Spanien
  • Noel Nascimento, Brasilien
  • Rainer Kranz, Portugal
  • Rui Filipe Gutschmidt, Portugal
  • Yücel Özdemir, Türkei

Volkskorrespondenten/innen

  • Andre Accardi
  • André Höppner, Hannover
  • Andreas Grünwald, Hamburg
  • Bastian Reichardt, Königswinter
  • Diethard Möller, Stuttgart
  • Fritz Theisen, Stuttgart
  • Gizem Gözüacik, Mannheim
  • Heinrich Schreiber
  • Ilga Röder, Saarbrücken
  • Jens Lustig, Augsburg
  • Kalle Schulze, Sassnitz
  • Kiki Rebell, Kiel
  • K-M. Luettgen, Remscheid
  • Leander Sukov, Ochsenfurt
  • Luise Schoolmann, Hambgurg
  • Maritta Brückner, Leipzig
  • Matthias Wolf, Potsdam
  • Max Bryan, Hamburg
  • Merle Lindemann, Bochum
  • Michael Hillerband, Recklinghausen
  • H. Michael Vilsmeier, Dingolfing
  • Monika Oette, Leipzig
  • Nicola Hofediener, Hamburg
  • Peter Vauel, Essen
  • Ralf Ripken, Altenstadt
  • Ricardo Lerida, Maspalomas
  • Steffen Weise
  • Susanne Fiebig, Hamburg
  • Wolfgang Huste, Ahrweiler
  • Wolfgang Müller, Hamburg
  • Quasi B., Dresden

Kooperationspartner

Antikrieg.com
Arbeit-Zukunft
ANF NEWS
Berlin Bulletin by Victor Grossman
BIP jetzt BLOG
Dean-Reed-Archiv-Berlin
Der Stachel Leipzig
Die Freiheitsliebe
Die Welt vor 50 Jahren
Einheit-ML
EINHEIT & KAMPF
Egers Worte – Der Schwarze Kanal
El Cantor
Hartz-IV-Nachrichten
Harald Pflueger international
Hosteni – INFO (nur per eMail)
Informationsstelle Militarisierung
Infoportal f. antif. Kult. u. Polit. M/P
INFO-WELT
Israel Büro der R. Luxemburg Stiftg.
JusticeNow!
Kämpfer und Freunde
der Spanischen Republik 36/39 e.V.
Kommunisten Online †
LINKSNET
Roter Morgen
Sascha Iwanows Welt
Sascha’s Welt
YeniHayat/NeuesLeben

American Rebel

Spendenaufruf

Hartz-IV-Nachrichten

Onlinezeitung El Cantor

Einheit

Volkskorespondenzen

Edition Armerican Rebel

eBay-Shop American Rebel

You Tube Channel

Unser Kalender der Jahrestage und Ereignisse

Neues Projekt

Der Reaktionsbeirat

Dean Reed Archiv

Kommunisten Online

Spezials


100 Jahre Novemberrevolution

Internationaler Frauentag

Pflege am Limit

70 Jahre Israel

Links

Hosteni 100

Volkskorrespondenz

Rebellen

Grafiken by
www.zersetzer.com |||| ||| freie grafik
Thomas Müntzer
Thomas Müntzer
Artikel zu Thomas Müntzer
Karl Marx
Karl Marx
Artikel zu Karl Marx
Rosa Luxemburg
Rosa Luxemburg
Artikel zu Rosa Luxemburg
Erich Mühsam
Erich Mühsam
Artikel zu Erich Mühsam
Hans Beimler
Hans Beimler
Artikel zu Hans Beimler
Bartolomeo Vanzetti
Bartolomeo Vanzetti
Artikel zu Bartolomeo Vanzetti
Olga Benario
Olga Benario
Artikel zu Olga Benario
Che Guevara
Che Guevara
Artikel zu Che Guevara
John Heartfield
John Heartfield
Artikel zu John Heartfield
Victor Jara
Victor Jara
Artikel zu Victor Jara
Rudi Dutschke
Rudi Dutschke
Artikel zu Rudi Dutschke
Lucio Urtubia
Lucio Urtubia
Artikel zu Lucio Urtubia
Dean Reed
Dean Reed
Artikel zu Dean Reed

Impressum
Datenschutzerklärung