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Dez.19
on 19. Dezember 2018
Veröffentlicht in: Harry Popow

Harry Popow

Der Hase im „Glück“


Buchtipp: Werner Rügemer: „Die Kapitalisten des 21. Jahrhunderts
“
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Harry Popow



Es scheint, des Hasen „Glück“ sei besiegelt. Noch in der Ballade „Der Hase im Rausch“ – u.a. vorgetragen von dem unvergesslichen Schauspieler Eberhard Esche – erkennt Meister Lampe auch im trunkenen Zustand den hungrigen und gierigen Feind, den Löwen. Heutzutage aber weiß dieses Raubtier sich und seine Kumpanen geschickt zu tarnen, andere zu täuschen und auszutricksen. So nahezu unerkannt treiben sie, die mitunter unterwürfigen und speichelleckenden Hasen, in Scharen um die Welt und jagen sie.

Werner Rügemer, Dr. phil., geboren 1941, Publizist, hat – wie andere unzählige Autoren von kritischen Sachbüchern ebenfalls – die Schar der „Löwen“ unter die Lupe genommen. Schließlich möge so manchem Hasen der Weg zum wahren Glück gewiesen werden. Und so hat er es in seinem neuen Sachbuch „Die Kapitalisten des 21. Jahrhunderts“ (360 Seiten) auf den Punkt gebracht, was die Welt seit der Finanzkrise von 2007 mehr und mehr erschüttert und jegliche lohnabhängigen „Hasen“ erschauern lässt.

Der „Zauber“ der Verführung: Wie sieht eine Täuschung aus? Der Autor leuchtet sehr genau hinein in den Filz der Finanzwelt. Doch bevor sich der wissbegierige und lesehungrige Leser da hinein begibt, seien vorweg typische Beispiele nicht nur der bekannten Symptome und Motive der Kapitaldiktatur aufgelistet, sondern auch die Methoden der Verflachung von Inhalten und Zusammenhängen, eben der Verblödung der im Banne der westlichen Frohlockungen devot lebenden „Hasen“, der abhängig Beschäftigten.

So haben BlackRock&Co – wir kommen später darauf zurück – hunderttausende der wichtigsten Unternehmer der Realwirtschaft im Griff, schreibt der Autor auf Seite 8. Sie entscheiden über Arbeitsplätze, Arbeits-, Wohn-, Ernährungs- und Umweltverhältnisse, über Produkte, Gewinnverteilung, Armut, Reichtum, Staatsverschuldung. Die Weltkonzerne dringen in die feinsten Poren des Alltagslebens von Milliarden Menschen ein. Sie forschen aus, krempeln um und hängen mit Geheimdiensten zusammen. Auf Seite 13: Im westlichen Kapitalismus wachse der private Gewinn, aber die Arbeits- und Lebensqualität der abhängig Beschäftigten sinke. Die Infrastruktur wie beispielsweise bezahlbare Wohnungen, Schulen, Krankenhäuser, Fern- und Nahverkehr werden „vernachlässigt, abgeschrumpft, verschlechtert oder privatisiert und verteuert“. Gleichzeitig, so der Autor, wachsen die Ausgaben u.a. für Rüstung, Luxusautos, Luxuswohnungen. Fazit: Es muss vernebelt werden, wie verbrecherisch Konsumenten ausgesaugt, überwacht und vor den Karren der Gewinnmaximierung und wiederholten militärischen Expansionen gespannt werden.

Autor Werner Rügemer

Fallen wir gleich mit der Tür ins Haus: Da bezeichnen (siehe Seite 212) Leiharbeitsvermittler in den USA Arbeitssuchende als „Hasen, die gegenseitig um das nächste Arbeitshäppchen um die Wette rennen“. Zynisch werden sie als Selbständige bezeichnet, „damit der Auftraggeber ihnen keine Beiträge zur Renten-, Arbeitslosigkeits- und Krankenversicherung und keine Krankheits- und Urlaubstage bezahlen muss“. In Wahrheit sind es Tagelöhner.

Ziele und Motive: Sie sind zum Beispiel an zahlreichen Textstellen abzulesen: Die Bank stehe traditionell auf der Seite der Politik der Regierenden; wir haben das Vertrauen der Kunden, wir machen sie glücklich; „Alle Leben haben den gleichen Wert“, den Ärmsten wolle man die Chance geben, ihr Leben zu ändern; bei Amazon-Gründer Jeffrey Bezos heißt es, er wolle die Grenzen der Menschheit sprengen, er sei gegen jede Form verbindlicher Gemeinschaftlichkeit; Google/Alphabet: „Wir wollen die Welt zu einem besseren Ort machen“; Seite 175: Internetkonzerne versprechen die Verbesserung des menschlichen Lebens und der Menschheit, sie spähen dafür die Daten ihrer Kunden aus, Facebook sei ein mächtiges neues Werkzeug, „um mit den Menschen verbunden zu bleiben, die man liebt, um ihre Stimmen hörbar zu machen und um Gemeinschaften und Unternehmen zu bilden“; Seite 180: Facebook als NATO-Instrument; Facebook und Amazon möchten „die lästige Beschäftigung lebendiger, selbständig nachdenkender Menschen überwinden; Seite 197: man propagiere den „rationalen Egoismus“ der Individuen, „die sich gegen alle Vergemeinschaftungen und den Staat wehren müssen … „Sie müssen von Führern mit Führermentalität angeführt werden“; mehr Gewinn und weniger Personal, sagen Unternehmensberater; Seite 224: man propagiere die „offene Gesellschaft“ – Öffnung für westliche Finanzakteure und die NATO, verbunden mit Varianten antidemokratischer Politik.

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Methoden: Seite 191: Der Wahrheitsbegriff wird als unzulässig, als wissenschaftlich diskreditiert bezeichnet, es gebe nur Meinungen, als Ersatz für Wahrheit sollen Neutralität und das Verbot von Theoriefindung herhalten, es gehe um eine kapitalkompatible Mitte, universelle Menschenrechte, Arbeitsrechte und das Völkerrecht seien keine Kriterien; verlogene Informationspolitik, wobei einzelne Tatsachen angeführt werden um den Wahrheitsgehalt vorzutäuschen; Leiharbeit; Teilzeitarbeit; Beeinflussung der Politik durch Geldgeber; Überwachung, ob Mitarbeiter an Demonstrationen teilnehmen; keine Anerkennung von Sozial- und Arbeitsrechten in den USA; Seite 240: Man plädiere für „automatisierte Kriegsführung: Roboter werden nicht müde, sie haben keine Angst, … eignen sich hervorragend für die militärische Drecksarbeit.

Vernebelte Raubtierwelt: Bereits in der Einleitung verweist Werner Rügemer auf die marktwidrige und auf Gemeinkosten erfolgte Rettung der bankrotten Großbanken, die ein wenig reguliert und entmachtet wurden. An ihre Stelle traten – weitgehend unreguliert und unbekannt – Kapitalorganisationen wie BlackRock und weitere Finanzakteure. Sie seien, so der Autor, die Eigentümer der alten Banken und Börsen und der wichtigsten Unternehmen. Dazu zählen u.a. die von traditionellen Großbanken und die von ihnen geförderten und beherrschten Aufsteiger des Internets: Apple, Microsoft, Google/Alphabet, Amazon, Facebook, Uber oder AirBnB. Auf Seite 23 wird der im Jahre 1994 gegründete BlackRock als der größte Kapitalorganisator der westlichen Wertegemeinschaft charakterisiert. Durch seine Insiderposition und durch den Aufkauf kleinerer Finanzakteure schnellte das verwaltete Vermögen 2018 auf über 6 Billionen US-Dollar, „etwa 20 mal so viel wie der Haushalt des reichsten und mächtigsten EU-Staates“. BlackRock gilt aufgrund ihres wirtschaftlichen und politischen Einflusses als „heimliche Weltmacht“.

Kommentar des Autors, S.8: „Sie praktizieren eine neue, noch asozialere Form der brutalen Akkumulation des privaten Kapitals.“ „Die Eigentümer sind nicht nur brutal, sondern auch feige und lichtscheu.“ Viele Menschen lassen sich durch deren Vertreter und ihrer „schleimigen und basisdemokratischen“ Sprache täuschen, besitzen sie ja schließlich Rückendeckung durch Gesetze und staatliche Duldung.

Einerseits vermehrt sich der Reichtum des BlackRock, andererseits schrumpfen die Infrastrukturen oder werden privatisiert und verteuert. „Das Klima wird beschleunigt angeheizt. Rüstungsprofite boomen mit der Erfindung neuer Feinde. Die neuen Kapitalmächtigen bilden eine transnationale kapitalistische Klasse.“ Sie würden Reste bisheriger Kollektivformen der abhängig Beschäftigten zerstören und „diese gnadenlos in hilflose (…) unterhaltsame Einsamkeiten manövrieren“. Entscheidend auch folgender Satz auf Seite 9: „Der westliche, US-geführte Kapitalismus wurde (wieder) aggressiver nach innen und außen. Er führt erklärte und unerklärte Kriege, erweitert seine globale Militärpräsenz, rüstet heimlich und offen Stellvertreter auf.“ Nichts bleibe von den beschworenen „westlichen Werten“: Wohlstand für alle, Menschenrechte, Christentum.



Das spannende Buch liest sich wie ein Politkrimi. Es beeindruckt auch auf folgenden über 200 Seiten mit seinen ausgesprochen vielen Beispielen zu Hedgefonds, Investmenbanken Privatbanken Dienstleistern, Internetkapitalisten und Aussagen über eine zivile Privatarmee des transatlantischen Kapitals. Es ist kein Buch von philosophischen Leitsätzen, sondern gibt faszinierende Einblicke in eine Welt, die weitgehend im Dunkeln liegt und deren Auswirkungen man im Alltag pausenlos begegnen muss.

Besondere und beachtenswerte Kapitel sind jene, die sich mit dem Verhältnis der USA / EU beschäftigen sowie – sehr lobenswert – mit der erfolgreichen Entwicklung in China, dem kommunistisch geführten Kapitalismus.

Autor Werner Rügemer verspricht, sein Buch sei ein allgemeinverständlicher Abriss zum Aufstieg der neuen Finanzakteure. Dennoch erwarten selbst begierig interessierte Leser und Studierende eine Unmenge an Fakten und Begriffen, die allemal wieder und wieder hinterfragt werden sollten, will man in die Tiefe der kapitalen Welt eindringen.

Nach dem Lesen dieses Bildungsbuches mit 360 Seiten ist der sehr interessierte Leser um etliche politische aktuelle Zusammenhänge reicher. Der Autor zerrt die Figuren des Finanzkapitals, die das Sagen haben in der westlichen Welt des Geldes, ans Tageslicht. Mit Namen und Adressen. Und wie sie miteinander verflochten sind. Sich gegenseitig die Bälle zuspielen und sich mittels Krediten und Schulden höchste Gewinne einpeitschen. Der Bürger ist wie in einem Spinnennetz gefangen, das niemandem ein Schlupfloch lässt. Er ist wie der Hase im Rausch, der alles mit sich machen lässt. Oder doch nicht? Wahres Glück sieht anders aus.

Des Speichelleckers Blick ist nun geschärft und mit nachahmenswertem Tatendrang möge der Hase seine Verlautbarung wiederholen:

„Dem Hasen schwoll der Kamm, er brüllt in seinem Tran:
’Was kann der Löwe mir? Bin ich sein Untertan?

Es könnte schließlich sein, dass ich ihn selbst verschlinge.
Den Löwen her, ich ford’re ihn vor die Klinge!

Ihr werdet seh’n wie ich den Schelm vertreibe,
Die sieben Häute, Stück für Stück, zieh ich ihm ab von seinem Leibe
Und schicke ihn dann nackt nach Afrika zurück!“
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Werner Rügemer: Die Kapitalisten des 21. Jahrhunderts. Gemeinverständlicher Abriss zu den neuen Finanzakteuren

360 Seiten, 19,90 Euro, Papyrossa-Verlag, Köln. Typologie und Praktiken von BlackRock, Blackstone, Hedgefunds und anderer unregulierter Schattenbanken sowie deren Beraterheere (Wirtschaftskanzleien, Wirtschafts“prüfer“, Unternehmensberater, Ratingagenturen, PR) bei der Verwertung der aufgekauften Unternehmen, Banken und Krisenstaaten. Regulatory capture, systemische Rechtsverletzungen, prekäre Arbeitsverhältnisse, populistische Politik, Parallelgesellschaft in Finanzoasen. Porträts von Fink/BlackRock, Schwarzman/Blackstone, Thiel/Founders Fund, Dalio/Bridgewater, Bezos/Amazon, Schmidt/Google sowie von Ross, Kornblum, Rohatyn, Macron/Lazard/Rothschild. Kooperation von Google&Co mit Militär. Konflikt USA-EU-China. Vergleich des westlichen Kapitalismus mit China (Menschenrechte, Völkerrecht, erneuerbare Energien, Arbeitseinkommen, Armuts- und Korruptionsbekämpfung, wirtschaftliche Gesamtentwicklung, Globalisierung). Das Buch erscheint in chinesischer Sprache auch in China.

Werner Rügemer, Dr. phil., geboren 1941, Publizist, Mitbegründer der Aktion gegen Arbeitsunrecht. Zahlreiche auch international beachtete Bücher. Zuletzt bei PapyRossa: »Bis diese Freiheit die Welt erleuchtet. Transatlantische Sittenbilder aus Politik und Wirtschaft, Geschichte und Kultur«.



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Dez.17
on 17. Dezember 2018
Veröffentlicht in: Fiete Jensen

Fiete Jensen

Erneute Luftangriffe der türkischen Armee in Südkurdistan

Erneute Luftangriffe der türkischen Armee in Südkurdistan
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Autor Fiete Jensen

Fiete Jensen

Am 5. Dezember 2018 wurde das Flüchtlingscamp und das ezidische Siedlungsgebiet Şengal (Irak) nun erneut von türkischen Kampfjets bombardiert.

Wir alle stehen in einer Verantwortung uns diesem Angriffskrieg entschlossen entgegen zu stellen und diesen Angriff auf emanzipatorische Ideen nicht unkommentiert zu lassen!

Kommt alle am Donnerstag, dem 20.12.2018, um 18:00 Uhr nach Berlin-Kreuzberg zum Hermannplatz zur Demonstration gegen den Angriffskrieg des türkischen Staats und für ein Leben in Freiheit für alle!
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Aus dem Aufruf zur Demonstration:

„Der türkische Staat hat im vergangenen Jahr bereits zweimal das Flüchtlingscamp in Mexmûr angegriffen. Bei beiden Angriffen starben sowohl Mitglieder der Selbstverteidigungseinheiten als auch Zivilisten/-innen. Am 5.12.2018 wurde das Flüchtlingscamp und das ezidische Siedlungsgebiet Şengal nun erneut von türkischen Kampfjets bombardiert. Dabei wurden drei Frauen und ein Mädchen getötet. Das Camp befindet sich seit 1998 unter Kontrolle der UN.

Trotz dessen, dass dieser Angriff eine besonders schwere Verletzung des humanitären Völkerrechts darstellt, gab es weder eine Reaktion der UN, noch internationaler Staaten. Die Presse schweigt ebenfalls weitestgehend dazu.

Das alles geschieht unter den Augen der in der Region stationierten US amerikanischen Truppen, die in einem strategischen Bündnis mit den kurdischen Selbstverteidigungseinheiten stehen

Die Kurdische Provinz Shingal, ganz rechts Nähe der syrischen Grenze

Einzig der in seinen Hoheitsrechten beschnittene Irak verhielt sich dazu und bestellte den türkischen Botschafter ein, um ihm eine sogenannte Protestnote zu überreichen.

Die aktuellen Angriffsdrohungen Recep Tayyip Erdoğans klingen wie eine Wiederholung seiner Äußerungen vor seinem Angriff auf Efrîn vor fast einem Jahr. Efrîn steht zur Zeit unter Kontrolle islamistischer Milizen unter türkischer Verwaltung. Dort kommt es regelmäßig zu Folterungen und Plünderungen gegen die dort lebenden Menschen.

Die Androhung einer Besatzung Nord- und Ostsyriens sowie die Angriffe auf Şengal und Mexmûr im Irak haben eine besondere Bedeutung und leitet die nächste Phase des Angriffskrieges des türkischen Staates ein.

Für den türkischen Staat stellt das freiheitliche Projekt Rojava, welches sich von Nordsyrien über den Irak erstreckt, eine Bedrohung dar. Die kurdische Freiheitsbewegung setzt als Basis ihrer Gesellschaft den demokratischen Konförderalismus, soziale Ökologie und die Frauenbefreiung. Mit dieser freiheitliche Idee steht sie dem türkischen Staat antagonistisch entgegen.

 Der Kampf um eine befreite Gesellschaft wird auch hier in Deutschland gesehen und die zentralen Werte verstanden. Immer wieder wurde im letzten Jahr von der Verwobenheit Deutschlands mit dem türkischen Regime berichtet. Auch hier vor Ort wird die kurdische Bewegung kriminalisiert und der deutsche Staat verhält sich als verlängerter Arm der Türkei. Etliche Symbole gelten als verboten, es kommt regelmäßig zu Razzien und Verhaftungen und Demos werden wie zuletzt am 1.12. angegriffen. Zugleich wird dem türkischen Staatspräsidenten Erdoğan bei seinem Besuch der rote Teppich ausgerollt und deutsche Waffen wurden nicht nur beim völkerrechtswidrigen Angriff auf Efrîn eingesetzt.

Wir alle stehen in einer Verantwortung uns diesem Angriffskrieg entschlossen entgegen zu stellen und diesen Angriff auf emanzipatorische Ideen nicht unkommentiert zu lassen!

Kommt alle am Donnerstag, dem 20.12.2018, um 18 Uhr nach Berlin-Kreuzberg zum Hermannplatz zur Demonstration gegen den Angriffskrieg des türkischen Staats und für ein Leben in Freiheit für alle!“

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weitere Beiträge von Fiete Jensen

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Dez.13
on 13. Dezember 2018
Veröffentlicht in: Jakob Reimann

Jakob Reimann

Trumps Labyrinth der Lügen

Jakob Reimann

Nachdem die CIA vor Kurzem die Verantwortung für den Mord am saudischen Journalisten Jamal Khashoggi dem saudischen Königshaus zuschrieb, fühlte sich Trump genötigt, in einem Statement seine anhaltende Unterstützung für die Saudis zu rechtfertigen. Es strotzt vor Lügen und blankem Unsinn und macht die USA zur globalen Lachnummer.

Der Journalist Jamal Khashoggi wurde am 2.Oktober von der saudischen Führung in Istanbul hingerichtet. By POMED, Flickr, licensed under CC BY 2.0.

Am 20. November veröffentlichte die Pressesprecherin des Weißen Hauses ein knapp einseitiges Statement des Präsidenten. Angesichts der Tatsache, dass Syntax und Vokabular sehr einfach sind, der Text mit Ausrufezeichen durchsetzt ist und mit America First! beginnt und endet, können wir darauf schließen, dass er tatsächlich aus Trumps Feder stammt.

Die Erklärung behandelt den Mord am saudischen Journalisten Jamal Khashoggi. Der moderat regimekritische Kolumnist der Washington Post betrat am 2. Oktober das saudische Konsulat in Istanbul, um Dokumente zu erhalten, die es ihm ermöglicht hätten, seine türkische Verlobte Hatice Cengiz zu heiraten. Minuten nachdem Khashoggi das Konsulat betrat, wurde er von einem eigens aus Saudi-Arabien eingeflogenen 15-Mann-Killerkommando getötet, seine Leiche wurde zersägt, um sie im Anschluss in Säure aufzulösen (Freunde von Breaking Bad wissen, was gemeint ist).

Riad bestreitet vehement jede Beteiligung, wurde von Präsident Erdoğan durch geschicktes Informationsmanagement in regelrechter Demütigung jedoch gezwungen, wieder und wieder seine Lügengeschichte anzupassen. Ende letzter Woche leakte die CIA schließlich Informationen über einen umfassenden Geheimdienstbericht an die Washington Post, der die Schuld für den Journalistenmord der saudischen Führung zuschreibt – König Salman und dem eigentlichen Machthaber Kronprinz Mohammed bin Salman, bekannt als MbS.

Trump mit einer hochrangigen Delegation trifft König Salman im Mai 2017 in Riad. By The White House, Flickr, published under public domain (edited).

Daraufhin sah sich auch Donald Trump genötigt, offen Stellung zu beziehen. Seine Erklärung macht bereits mit dem bezeichnenden Titel „Saudi-Arabien zur Seite stehen“ unmissverständlich klar: Trump würde sich eher den rechten Arm abhacken (und in Säure auflösen) lassen, als Saudi-Arabien fallen zu lassen oder auch nur zu kritisieren. Es ist wohlbekannt, dass Trump ein notorischer Lügner ist: In den 649 Tagen seiner Präsidentschaft log er 6.420 Mal – 9,9 Lügen pro Tag (in den Wochen vor den Midterm Elections Anfang November waren es gar 30 Lügen pro Tag).

Seine gestrige Erklärung – die selbst nach Trumpschen Maßstäben äußerst bizarr war – war ein Paradebeispiel für diese Verlogenheit: Anti-Iran-Propaganda, die sich in all ihrer Absurdität nahtlos in die Kriegsvorbereitungen der Achse Washington-Riad-Tel-Aviv gegen den Iran einfügt.

Die unsinnigsten Aussagen des Präsidenten sollen im Folgenden seziert werden.
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„Iran ist für einen blutigen Stellvertreterkrieg gegen Saudi-Arabien im Jemen verantwortlich.“

Eine offenkundige Lüge. Der Jemen-Krieg geht auf den Arab Spring 2011 zurück: Aus friedlichen Protesten wurde ein gewaltsamer Aufstand, in dessen Zuge die Houthi-Rebellen die Regierung stürzten und weite Teile des Landes einnahmen. 2015 begann eine von Saudi-Arabien und den Emiraten geführte Koalition, den Jemen zu bombardieren, um ihre Marionette Hadi in Sana’a wiedereinzusetzen. Ja, die Houthis erhalten gewisse Unterstützung aus Teheran, doch ist diese minimal und im Vergleich zum iranischen Support anderer Gruppen in Nahost vernachlässigbar. Im Jemen herrscht kein „Stellvertreterkrieg gegen Saudi-Arabien“, sondern ein Krieg der Saudi-Emirate-Koalition gegen die 28 Millionen Einwohner des Jemen. (Ausführlich dazu #3 des sechsteiligen JusticeNow!-Jemen-Specials: Die Houthi-Iran-Connection.)
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Iran „versucht, den zerbrechlichen Demokratieversuch im Irak zu destabilisieren“.

Richtig ist, dass Teheran seit 2003 – als Folge der illegalen US-UK-Invasion im Irak – zum einflussreichen Verbündeten Bagdads geworden ist. Bei den irakischen Parlamentswahlen im Mai dieses Jahres gewann der sowohl US- als auch Iran-kritische Kleriker Muqtada al-Sadr, was den iranischen Einfluss zurückdrängen wird. Es gibt keine Anzeichen, dass Teheran die Wahlergebnisse anfechten oder unterminieren würde.
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„Bashar Assad hat Millionen seiner eigenen Bürger getötet.“

Die Opferzahlen des Syrienkriegs sind unmöglich genau zu ermitteln und stehen seit jeher im Zentrum heftigster Kontroversen. Selbst regimekritische Quellen geben die Spanne der vom Assad-Regime getöteten Zivilisten „nur“ mit 85.000-198.000 an, während sich die Gesamtopferzahl verschiedener Quellen zwischen 164.602 und 522.000 bewegt. Acuh wenn Assad jeden davon persönlich getötet hätte, wäre dies weit entfernt von Trumps „Millionen“.

Saudi-Arabien war zwischen 2010-2015 mit weitem Abstand das Land, auf das die meisten Einzelfälle von Terrorismusfinanzierung verbucht wurden. Quelle: Financial Action Task Force, 2015. By Jakob Reimann, JusticeNow!, licensed under CC BY-ND 2.0.

„Der Iran gilt als ‚weltweit führender Sponsor des Terrors‘.“

Davon abgesehen, dass der Iran einzig in Kreisen der Israel-, Saudi- und Emirate-Lobby, sowie Trumps Neocon-Kriegsfalken als dieser gilt, wird das Label in der Regel eben jenem Land angeheftet, welches Trump so vehement zu verteidigen sucht: Saudi-Arabien. Die renommierte Financial Action Task Force identifizierte die Saudis als das Land, das die mit Abstand meisten Fälle von Terrorfinanzierung für sich verbuchen konnte (gefolgt übrigens von den USA und der Türkei). Auch Trump selbst labelte noch im Jahr 2015 Saudi-Arabien als „den weltweit größten Geldgeber des Terrorismus“.
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„Saudi-Arabien würde sich gern aus dem Jemen zurückziehen, wenn die Iraner das Land verlassen würden.“

Dieser Satz ergibt keinen Sinn, da es – abgesehen von anderthalb Jahre alten Berichten über einige wenige Berater – im Jemen schlicht keine Iraner gibt. Es geht den Saudis entgegen ihrer Rhetorik im Jemen nicht um den Iran, sondern um die Wiedereinsetzung ihrer Marionette Hadi. Eine eventuelle Handvoll iranischer Militärberater spielt für Riad keine Rolle. Die Saudis könnten morgen die Bombardierung einstellen, Verhandlungen beginnen und „sich aus dem Jemen zurückziehen.“

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Da der erste Absatz von Trumps Tirade gänzlich dem Iran gewidmet ist, fragt Teherans Außenminister Javad Zarif zurück: „Vielleicht sind wir auch für die Waldbrände in Kalifornien verantwortlich?“
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Saudi-Arabien „stimmte im vergangenen Jahr zu, 450 Milliarden US-Dollar in den Vereinigten Staaten auszugeben und zu investieren.“

Es gibt keinen Anhaltspunkt für diese Zahl, bis auf Trump selbst hat weder die saudische noch die US-Regierung je einen solchen Betrag erwähnt.
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Davon „werden 110 Milliarden US-Dollar für den Kauf von Rüstung ausgegeben.“

Zwar ist dies der Betrag, der nach Trumps Besuch in Saudi-Arabien im Mai 2017 gemeinhin reportiert wird, doch gilt er als widerlegt: „Teile [des Waffendeals] wurden unter der Obama-Regierung verhandelt, es mischen sich alte Deals darunter, einige neue Geschäfte sowie zukünftige Käufe, die noch ungeklärt sind“, schreibt die Associated Press im Faktencheck. Brookings schreibt: „Fake News … Es gibt keinen 110-Milliarden-Dollar-Deal.“

Das Pentagon sagt, es wurden „schriftliche Angebote und Zusagen“ in Höhe von lediglich 14,5 Milliarden US-Dollar unterschrieben.
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„Es wird Hunderttausende Arbeitsplätze schaffen.“

Fake News. Das US-Außenministerium schätzte 2017, dass – selbst wenn die 110 Milliarden US-Dollar umgesetzt würden – „möglicherweise Zehntausende neuer Arbeitsplätze in den Vereinigten Staaten unterstützt werden“. Einzig Trump redete von 500.000 bis 600.000 Jobs – ein Vielfaches davon.

US-Präsident Donald Trump und König Salman bin Abdulaziz Al Saud von Saudi Arabia unterzeichneten auf Trumps erster Auslandsreise im Mai 2017 den vermeintlich größten Rüstungsdeal in der US-Geschichte – Fake News, wie sich herausstellen sollte. By The White House, Wikimedia commons, published under public domain (croppped).

„Wenn wir diese Verträge dummerweise kündigen, wären Russland und China die großen Nutznießer … Ein wunderbares Geschenk direkt aus den Vereinigten Staaten!“

Blanker Unsinn. Über die jahrzehntelange Saudi-US-Sonderbeziehung wurde das saudische Militär in extreme Abhängigkeit an US-amerikanisches Equipment und Wartung gebracht, die – so Militärexperte William D. Hartung in seiner jüngsten wissenschaftlichen Studie für das Center for International Policy – es „für andere Lieferanten wie Russland oder China schwer macht, die USA als Hauptlieferant für Riad zu ersetzen.“ Und Hartung weiter: „Es würde Jahrzehnte dauern, bis sich das Königreich von der Abhängigkeit von US-amerikanischem Equipment, Training und Support lösen könnte.“ (Vorhebung J.R.)

Trump versteht nicht, dass die US-Saudi-Symbiose den USA eine mächtige Position verleiht, nicht den Saudis.
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Als wären es Fußballkarten prahlt Trump mit Waffenverkäufen an die Saudis. By The White House, published under public domain.

„Auf meine Forderungen hin, hielten [die Saudis] die Ölpreise auf einem vernünftigen Niveau“

Nachdem Trump bis zum 4. November Irans Ölexporte auf Zero drücken wollte – was die Ölpreise nach oben getrieben hätte – blieben die Weltpreise vor allem deshalb auf einem „vernünftigen Niveau“, weil sich die Welt Trumps Diktat nicht so recht beugen wollte und weiter iranisches Öl kaufte. Im verzweifelten Versuch, sein Gesicht zu wahren, nahm Trump acht Länder von seiner Zero-Forderung aus – darunter irrwitzigerweise die sechs größten Importeure, auf die ohnehin nahezu der gesamte iranische Ölexport fällt.
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„Wir greifen hart gegen jene durch, von denen bekannt ist, dass sie am [Khashoggi-] Mord beteiligt waren.“

Ja, die US-Regierung hat gegen 17 Saudis Sanktionen verhängt. Doch sitzen die meisten davon ohnehin auch in Saudi-Arabien auf der Anklagebank, viele von ihnen werden wohl als Sündenböcke von Riad öffentlich geköpft. Trumps Republikaner-Kollege Rand Paul fragt auf CNN: „Wenn du sie sanktionierst, denkst du wirklich, es kümmert sie, wenn sie in der Todeszelle sitzen?“
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„König Salman und Kronprinz MbS bestreiten energisch jegliches Wissen über die Planung oder Durchführung des Mordes an Herrn Khashoggi.“

Genau wie wohl jeder andere unter Mordverdacht stehende Mensch dieser Welt auch.

Es scheint schwierig, in nur 638 Wörtern – kaum eine A4-Seite – derart viele Lügen und blanken Unsinn unterzubringen, doch hat Trump es erneut geschafft, 330 Millionen US-Amerikanerinnen und US-Amerikaner vor der Welt zu blamieren und die einzige Weltmacht zur globalen Lachnummer zu machen.

In einem Satz hatte er dann aber doch Recht – jenem Geständnis, worum es hier einzig und allein geht: Saudi-Arabien „war uns in unserem so bedeutsamen Kampf gegen den Iran ein großer Verbündeter.“


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Erstveröffentlichung auf JusticeNow. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers

Über den Autor: Als studierter Biochemiker hat Jakob Reimann ich ein Jahr in Nablus, Palästina gelebt und dort an der Uni die Auswirkungen israelischer Industrieanlagen auf die Umwelt und die Gesundheit der Menschen in der Westbank erforscht. Nach einiger Zeit in Tel Aviv, Haifa, Prag und Sunny Beach (Bulgarien) lebt er jetzt wieder in Israel und kennt daher „beide Seiten“ des Konflikts und die jeweiligen Mentalitäten recht gut. Soweit er zurückblicken kann ist er ein politisch denkender Mensch und verabscheut Ungerechtigkeiten jeglicher Art. Aus bedingungslos pazifistischer Sicht schreibt er gegen den Krieg an und versuche so, meinen keinen Beitrag zu leisten. Seine Themenschwerpunkte sind Terrorismus, das US Empire, Krieg (Frieden?) und speziell der Nahe Osten.

Weitere Artikel von Jakob Reimann
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Dez.13
on 13. Dezember 2018
Veröffentlicht in: Klaus Meier
Volkskorrespondent

Klaus Meier
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Französische Revolution, die Zweite

Der Kampf um die Gelben Westen
Oder wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte.

Klaus Meier #Dissident

Nach der Französischen Revolution, 1789 bis 1799, teilte man die Sitzordnung in der verfassunggebenden Nationalversammlung nicht mehr nach fest gefügter gesellschaftlicher Hierarchien, sondern nach der politischen Orientierungen. Dadurch Endstand, was wir heute als Linke „la gauche“ beziehungsweise Rechte „la droite“ politische Orientierung kennen.

Gelbe Weste mit Schutzhelm

1789 war der Auslöser der hohe Brotpreis, 2018 ist es der hohe Benzinpreis, der das Fass zum Überlaufen brachte. Die Menschen in Frankreich erheben sich und wieder soll eine unsoziale ausbeuterische Monarchie samt seiner Vasallen gestürzt werden. Uniformiert mit gelben Westen und erhobener Faust, stürmen sie diesmal aber nicht die Bastille, sondern die Straßen des Landes. Aber wie 1789, stürmen hier Linke „la gauche“ wie auch Rechte „la droite“ und kaum einer kann sagen, wer diesmal am Ende auf der Balustrade steht und sein Banner setzt.

Und genau diesen politischen Unterschied zwischen Links und Rechts, weiß die Monarchie auszunutzen, und zwar mit dem alten Mittel „Teile und herrsche“. Aber nicht in Links oder Rechts, um die politische Position zu definieren, wie einst in der Nationalversammlung, sondern in Gewalt oder Gewaltlos. Da wo sich die Wut gegen die sozialen Ungerechtigkeiten mit der Faust den Weg gebahnt hat, wird verurteilt. Und wo Gewaltlos sich erhoben wurde, wird freigesprochen. So wird aus den gelben Westen, ein einfaches Gut und Böse. Sodann verspricht man den Guten, dass sich was ändert und den Bösen droht man mit Strafe. Schon kann die Monarchie weiter Herrschen, denn die zweite Französische Revolution ist Abgesagt. Jetzt ist nicht mehr die Monarchie und seine Vasallen das Problem, sondern die Guten gegen die Bösen.

Und was macht Deutschland? Sie warten wie 1789-mal wieder ab, was da in Frankreich passiert.

„In seinem Sessel, behaglich dumm, Sitzt schweigend das deutsche Publikum.“ Karl Marx

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1 Kommentar
Dez.12
on 12. Dezember 2018
Veröffentlicht in: Victor Grossman

Victor Grossman

Sighs of relief

Berlin Bulletin No. 156
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Victor Grossman

Germany’s feverish political scene cooled off just a little. Two big sighs of relief permitted some people, at least temporarily, to stop chewing their fingernails.

The first act opened with a loud bang; Angela Merkel, 64,  was stepping down! After 18 years presiding over the biggest party, the Christian Democratic Union (CDU), and 13 years as chancellor (like prime minister), she flouted her own insistence that both jobs belonged in one person’s hands and gave up the first job. She can remain chancellor until 2021, but will not then try for a fourth term. There have been murmurs that she might not even last that long; the top job is not bound by such strong cement as the presidency of the USA. But such murmurs are far from defined and opinion polls still award her slightly over 50% approval ratings..

After she decided to step down from the party chair, Germany was gripped by the search for successor to a job which might later lead to the top rung. In the past, a single name was often marked from the start. This time three rivals grabbed the stage. The ambitious young Minister of Health, Jens Spahn, 38, long a right-wing opponent of Merkel, was disliked in nearly all circles. The second contender, Friedrich Merz, 63, lost a political duel with Merkel years ago and turned to business, becoming boss of the German division of Blackstone, a giant world holding company managing assets of countless big companies, itself worth over $450 billion and involved in many smelly financial scandals. His “free market” views  were as far right as you could go; if he were to win the vacancy and a better chance for the very top in 1921 or sooner, many feared that Germany would be headed down a road like that of Brazil’s Jair Bolsonaro.

Kramp Karrenbauer replaced Merkel at the CDU top. Photo YouTube

The third candidate, friendly-talking but sometimes pugnacious little Annegret Kramp-Karrenbauer, 56, was premier in her state of Saarland, then secretary-general of the CDU, second in rank to Merkel, and like her seen as a moderate. The media often abbreviate her long name to AKK.
After debates in eight cities the three arrived in Hamburg on December 7th where 1001 CDU delegates would choose the winner. It was a tight race. AKK was ahead in the first vote, but her 45% was not enough to win. In the second vote Spahn was out. His supporters split – and gave  her a slim margin, 51.7%. Merz had lost – resulting in a widespread collective sigh of relief.

Why did Merkel quit and announce the end of her career in three years? What had weakened the broad support, even affection, for the “Mutti “of the nation? (Mutti, meaning Mama, rhymes not with mutt, or putty, but with sooty).

One problem was the European Union or EU, for which she was the main champion.

A main original goal of this organization, conceived in part by Winston Churchill and Allen Dulles, the sinister founder of the CIA, was to recruit the industrial wealth and know-how of defeated West Germany into an alliance against Soviet influence and all anti-capitalist, socialist trends. The Cold War had begun; this was a companion piece to the military NATO. It has since expanded to most of Europe and, as threatening as NATO, to the borders of Russia and Belarus.  Though with varied goals, it is still directed against the slightest flirt with leftist trends, even when its austerity recipe means poverty and misery, as in Greece.

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Such policies made Merkel hated there. Other bricks of her Lego edifice proved equally rickety. British Brexit was followed by Italian intransigence in budget making. Irish border lines proved sticky. Her buddy (and rival) in Paris, also an advocate of a big new European army, was sharply distracted by thousands in yellow vests. Which international friends were left? Even the head of the closest and strongest in Washington could be testy about shaking her hand for the camera. Her friends in Poland and Eastern Europe rebelled at accepting even a handful of refugees if they weren’t white and Christian, while Germany had, thanks to Merkel, taken in close to a million.

Even more worrisome was the situation inside Germany. Her avoidance of extreme measures, her pleasant smile, moderate way of speaking and relative economic success, based on Germany’s mighty export trade, though it impoverished millions in other continents, helped the calm pastor’s daughter and young physicist from East Germany to win many years in power.

She had always been a good servant to the upper centile while letting her lieutenants do the dirty work: starving out Greece, building an aggressive European army led by Germany, using the “terrorist” threat to intensify surveillance and police pro-fascist bias, letting rents soar and cities gentrify and, while boasting of full employment, permitting a third of the country to subsist on insecure, precarious, minimal-pay jobs often forced upon those hunting jobs.

But then her welcome mat for refugees, whatever its motivation, cost her the support of the rightist, xenophobic sector of German citizenry, who blamed their anxiety, joblessness and other woes on “the Islamist invaders” – and on Merkel who brought them in. Too many angry CDU voters turned right, marched with anti-Islam, anti-Merkel placards and voted for the AfD. Her magnetism was dwindling in its attraction.

Too many voters in East Germany, promised “blossoming landscapes” if they joined the West, saw their towns emptied out by departing industry, with lower wages and worse conditions for those still holding on. It was here that hatred of Merkel “and her foreigners” was greatest. Merkel’s star was sinking almost everywhere. Now and again, not surprisingly, she looked more tired.

Would AKK make a difference? Could the coalition hold out until 2021? The Social Democratic partners have been taking the worst hits; their poll results are now down to a frightful 15%, half that of the CDU. The two combined would get less than 50%. Its voters now often mark their ballots for the Greens, even while younger Social Democrats try, vainly thus far, to get their leaders to change directions and move leftward – not only with tired clichés. And despite the more and more luke-warm positions of the Greens in all but their leadership  in “Hate Russia” belligerency.

Growing disillusionment and anger should have led to growing strength for the LINKE, the Left party.  It did not. In all-German polls the results stagnated at 9-10%, even dipping to 8%, while in the smaller East, once at about 25%, they were heading downwards to 15-20%.  According to the militant wing of the party, this was due to constant efforts to keep or gain entry into state government cabinet posts, usually in coalitions with the SPD and maybe the Greens. Where achieved, as in Thuringia, Brandenburg and Berlin, some improvements could be achieved. But no major ones. The hands of government ministers were shackled by unfair budget limits, by hopes to attract big business investment without fear of labor unrest, by the need to accommodate coalition partners – and by hopes to keep good positions. There might be some skirmishes in the state houses, but almost never genuine struggles in the streets against on-going, increasing exploitation. So why vote for them?

This was the reasoning behind a major decision by the party’s most prominent theoretician and wonderfully gifted orator, the quick-witted, attractive hence media-favored Sahra Wagenknecht, 49.  Although she is also co-chair of the LINKE caucus in the Bundestag, in September she and several others started their collective movement “Aufstehen” – Stand Up, hoping to attract those dissatisfied with their leaders in the SPD and the Green , it also aimed at those opposing the establishment who voted for the AfD or stayed home on election day.

A big question arose immediately: would this increase the strength of a broader progressive Left in Germany, halting the rise of the fascists and opposing the belligerent trend toward confrontation with Russia? Or might it instead draw active people from the LINKE and split the party? Did it, despite its declarations, intend to start up a new party – the death knell for the LINKE? And was “Sahra”, as she is generally known, lean so far toward the AfD rejection of free immigration for all refugees that her statements almost resembled those of the AfD? Was Aufstehen tending toward nationalist positions not distinguishable enough from those on the right? Sahra and her group denied this, saying that their emphasis was realistic, aimed at preventing the causes of refugee flight – wars led by western powers and exploitation in trade practices which crushed the lands of the southern hemisphere. Sweeping appeals for freedom for all to enter might seem more moral but were neither realistic nor correct. It was a complicated matter– not only here.

This quarrel masked other differences, also personal animosities, which threaten to tear the LINKE apart, soon destroying it and leaving the Bundestag and media without even a small  voice opposing  foreign wars and domestic exploitation. Early in December the quarrel neared a climax as some leaders of the LINKE, deciding to support a new Immigration program in the Bundestag (with  other countries meeting in Marrakesh, Morocco),  moved toward a showdown, a vote which could lead to the removal of Sahra from her leadership post in the Bundestag caucus of the LINKE  and a final split. Those of us for whom the further existence of the party was so vitally important, regardless of the position we favored in this unnecessary debate, held our breath. Could this disastrous reef be avoided so the party could turn fully to tough battles which needed all our energy outside its walls?

It could! Sahra’s group offered a compromise resolution which few could oppose, an agreement was reached – and this time at least the ship could sail ahead. Its future course remains uncertain, often uncharted, but for now this agreement also permitted a grateful if brief sigh of relief! 

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Dez.09
on 9. Dezember 2018
Veröffentlicht in: Allgemein

* siehe unten

Sozialer Aufruhr und „Gelbe Westen“ in Frankreich!

Die Regierung muss Rückzieher machen; verbreitern wir die soziale Protestbewegung!
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Erklärung der Kommunistischen Arbeiterpartei Frankreichs (PCOF)

Macron und seine Regierung sehen sich gezwungen, zumindest begrenzte Zugeständnisse zu machen angesichts des starken sozialen Protestes, der seit Wochen in der Bewegung der „Gelbwesten“ zum Ausbruch kommt. Der arrogante Präsident der Reichen und Bosse schickt seinen Minister vor. Er soll versuchen, die ungeheure soziale Wut, die besonders in den vernachlässigten Gegenden des Landes aufgbricht, ins Leere laufen zu lassen. Seit Dienstag legten die Sprecher Macrons die Tabus der Regierung wie die Frage der ISF1) , Symbol der Politik für die Reichen, zurück „auf den Verhandlungstisch“ – unter einer Bedingung: dass sie nicht die umfassende neoliberale Ausrichtung in Frage stellen, die weiterhin „Ziel“ bleibt.

Das Auf-Distanz-Gehen zum hochnäsigen Führungsstil des Präsidenten und seiner Regierung und die beschwörenden Appelle an die „Vermittler“ werden immer mehr. Das sind Zeichen für die Schwächung der Regierung und ihrer Wählerbasis.

Tausende protestierten auf dem Place de la Republique in Paris. Foto: YouTube

Die Bewegung der „Gelbwesten“ stützt sich auf einen längeren Zeitraum gewerkschaftlicher Mobilisierung: gegen das Gesetz „El Khomri“, gegen das „Arbeitsgesetz“, gegen die Unterdrückung der APL2), gegen die Krankenhausschließungen… dann auf die der Eisenbahner. Aktuell sind es die Aktionen und Streiks in den Betrieben für Lohnerhöhungen, vor allem für die Anhebung des Mindestlohns auf 1.800 Euro.

Die ganzen Folgen der Durchsetzung der Reform des Abiturs, der Stellenstreichungen an den Gymnasien, der „Parcoursup“3), der Reform der Fachoberschulen provozieren die Mobilisierung an Hunderten von Schulen. Die Antwort wird mit dem Gummiknüppel erteilt, aber in dem aktuellen Klima kann das Folgen haben: noch stärkere Mobilisierung, noch mehr Unterstützung aus anderen, bereits in Kämpfe verwickelte Bereiche.
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Die Regierung ist geschwächt, eine Bresche ist geschlagen

Die Zugeständnisse der Regierung laufen hinaus auf eine sechsmonatige Aussetzung jener Maßnahmen, die das Fass zum Überlaufen brachten: Aussetzung der Steuererhöhung auf Kraftstoffe, Einfrieren der Stromtarife bis zum Mai 2019. Das ist sowohl zu wenig als auch zu spät. Seit Beginn der Bewegung der „Gelbwesten“ werden die Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit, nach konkreten Maßnahmen zur Anhebung der Niedriglöhne und -gehälter, der Renten, des Arbeitslosengeldes… die Forderung, die Großunternehmer stärker zu besteuern, nach mehr Demokratie… immer lauter. In der Plattform der „Gelbwesten“ stehen zahlreiche Forderungen, die von der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung, von den Vereinigungen zur Verteidigung der Interessen der ärmeren Bevölkerung erhoben werden: nach sozialem Wohnungsbau, nach Bildung für die Kinder und Jugendlichen aus unteren Volksschichten, nach Verteidigung der Krankenhäuser und eines für alle zugänglichen Gesundheitssystems…, nach Verteidigung der öffentlichen Dienste.

Diese verschiedenen Bewegungen stehen nicht gegeneinander, sondern sie ergänzen sich.

Die Regierung schlägt eine Verständigung vor, nur um Zeit zu gewinnen und nur für den Versuch, aus ihrer Isolierung heraus zu kommen. Lassen wir ihr diese Atempause nicht!

Die Bewegung der „gelben Westen“ ruft dazu auf, die Mobilisierung fortzusetzen.

Die Gewerkschaftsbewegung trifft sich, wozu insbesondere die CGT aufruft, am kommenden 14. Dezember zu Streiks und Demonstrationen.
Die Initiative liegt bei den Arbeitern, den unteren Schichten und ihren Kampforganisationen.

Um die Einheit der verschiedenen Bewegungen herzustellen, stehen folgende Forderungen mehr denn je auf der Tagesordnung:

  • Anhebung des Mindestlohns auf 1.800 €, Erhöhung der Renten und des Mindestbetrags der Sozialhilfe!
  • Übernahme der Fahrtkosten durch die Unternehmen!
  • 5,5% Mehrwertsteuer für Erzeugnisse des Grundbedarfs!
  • Wiedereinführung der Vermögenssteuer!

Paris, den 5. Dezember 2018

Kommunistische Arbeiterpartei Frankreichs/Parti Communiste des Ouvriers de France
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Anmerkungen:
1) demagogisch als impôt de solidarité sur la fortune umschriebene Vermögenssteuer, auf Deutsch „Solidaritätssteuer auf das Vermögen“
2) APL – Actions Presse lycéennes, landesweite Presseagentur für Schülerzeitungen
3) Parcoursup – Neue, rein digitale Studienplatzvergabe, eine Online-Anwendung des Ministeriums für höhere Bildung, Forschung und Innovation

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Dieser Artikel erschien vor Kurzem auch auf http://www.pcof.net/. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.
Übersetzung aus dem Französischem: Arbeit-Zukunft
. Bild und Bildunterschrift teilweise oder ganz hinzugefügt von der Redaktion AmericanRebel.

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Dez.08
on 8. Dezember 2018
Veröffentlicht in: Jacob G. Hornberger

Jacob G. Hornberger

Trumps Sanktionen treffen auf seinen Handelskrieg

Jacob G. Hornberger

Präsident Trumps Sanktionen gegen den Iran sind gerade mit seinem Handelskrieg gegen China in Berührung gekommen. Die Verbindung besteht in der Verhaftung von Meng Wanzhou, einer Führungskraft von Huawei Technologies, einem der bekanntesten Unternehmen Chinas. Meng wurde von kanadischen Beamten auf Verlangen von US-Beamten verhaftet, als sie in Vancouver umstieg.

US-Beamte fordern nun Meng’s Auslieferung, um sie in den Vereinigten Staaten strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen. Die Anklage? Hören Sie sich das an: sie behaupten, dass sie gegen Trumps Sanktionen gegen den Iran verstoßen hat.
Was? Meng ist keine US-Staatsbürgerin. Was hat sie mit Trumps Sanktionen gegen den Iran zu tun?

Nun, sehen Sie, wenn die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika Sanktionen gegen ein fremdes Land verhängt, erwartet sie nicht nur, dass sich US-Bürger an ihre Diktate halten. Sie erwartet von jedem auf der Welt, dass er sich an ihre Vorgaben hält. So funktioniert das US-Weltreich. Das Imperium hat weltweite Zuständigkeit. Seine Strafgesetze gelten für alle Menschen auf der Welt. Der Herrscher unseres Landes gibt die Befehle, und jeder auf der Welt muss gehorchen oder sich der Aussicht stellen, verhaftet, in die Vereinigten Staaten von Amerika gebracht und in ein Bundesgefängnis gesperrt zu werden.

Trump will Teheran wirtschaftlich in die Knie zwingen, Foto: Youtube

Meng’s Verhaftung kann natürlich nicht von Trump’s Handelskrieg gegen China getrennt werden. Indem er Meng verhaftet, legt Trump, der selbsternannte „Tariff Man“ („Zollmann“), offensichtlich in seinem Handelskrieg noch eins drauf, um weiteren Druck auf China auszuüben, damit es seinen Handelsforderungen nachgibt.

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Das könnte passieren. Aber es ist auch möglich, dass etwas anderes passiert. Führungskräfte großer US-Unternehmen, die jetzt nach China reisen, könnten sich in der gleichen Zwangslage befinden, in der Meng sich jetzt befindet. Tatsächlich wäre ich nicht überrascht, wenn viele US-Geschäftsleute plötzlich Gründe finden, nicht nach China zu reisen.

Wie kann so ein trump´scher Unsinn als gut für das amerikanische Volk angesehen werden? Wie kann das mit den Prinzipien einer freien Gesellschaft in Einklang gebracht werden?

Es ist nicht die Aufgabe des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, ein Verhandlungsführer oder Agent für US-Unternehmen zu sein. Es ist nicht seine Aufgabe, ungerechte Handelsbedingungen im Ausland zu korrigieren. Wenn amerikanische Geschäftsleute die Handelsbedingungen in einem fremden Land nicht mögen, gibt es ein einfaches Mittel: verhandeln Sie bessere Bedingungen oder halten Sie sich einfach fern von diesem Land. Kein amerikanischer Geschäftsmann braucht Trump als seinen Daddy, der in seinem Namen Handelskriege führt.
Ebenso wenig ist es Aufgabe des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, die Bürger eines fremden Landes mit wirtschaftlicher Entbehrung und Tod als Mittel zur Sicherung eines Regimewechsels in diesem Land zu belasten. Das ist es, was Trump mit seinen Sanktionen gegen den Iran macht. Er versucht, so viele Iraner wie möglich zu töten oder zu verarmen, bis das iranische Regime schreit: „Wir haben genug. Wir tun, was immer du sagst. Bitte, hör auf, unsere Bürger zu töten und zu verarmen.“

Trumps Handelskriege und seine Sanktionen sind moralische, wirtschaftliche und politische Gräuel. Sie verletzen das grundlegende, gottgegebene Recht der Menschen, zu reisen und zu handeln, mit wem sie wollen. Sie bringen unzähligen unschuldigen Menschen unzähliges Elend, Leid und Tod. Und sie erzeugen immer mehr und unnötige Wut und Hass auf das amerikanische Volk, was es für die Amerikaner unsicher macht, in der ganzen Welt zu reisen.

Leider spiegeln Trump’s Sanktionen und Embargos die statische Denkweise der gesamten konservativen Bewegung wider. Ein perfektes Beispiel war ein Artikel in der Washington Post von Marc A. Thiessen, einem Kolumnisten, der ein klassischer Konservativer ist.

Thiessen lobt Trump für die Führung seines Handelskrieges gegen China und lobt seine Härte bei der Konfrontation mit chinesischen Regierungsvertretern. Er verspottet China wegen der Vergeltungsmaßnahmen gegenüber den Bauern im Mittleren Westen, die, so sagt er, Trump und seinen Krieg trotz massiver wirtschaftlicher Verluste weiterhin unterstützen. Wie er es ausdrückte: „China wollte einen Killshot abgeben – und schoss sich schließlich selbst in den Fuß.“ Er sagt, dass die Verhaftung Meng´s zeigt, dass Trump sich „bestärkt“ fühlt.

Das ist die konservative Standardposition in Bezug auf Handel und wirtschaftliche Freiheit. Leider ist es auch die übliche progressiv-links-sozialistische Position, was sich in der minimalen Kritik von links an Trumps Handelskriegen und Sanktionen widerspiegelt.

Nur wir Libertäre stehen standhaft gegen den Zollmann, sowohl in Bezug auf seine Sanktionen als auch auf seine Handelskriege. Sanktionen und Handelskriege zerstören die Freiheit. Sie zerstören den Wohlstand. Sie zerstören die Harmonie. Sie sind die Essenz von Tyrannei und Unterdrückung.

Heben wir einseitig alle Sanktionen und Embargos der USA auf. Beenden wir einseitig alle US-Handelskriege. Heben wir einseitig alle Zölle und Handelsbeschränkungen auf. Es sind keine Handelsverhandlungen und keine Handelsabkommen erforderlich. Geben wir einfach dem amerikanischen Volk einschließlich der amerikanischen Unternehmen die Freiheit, überall auf der Welt zu reisen und zu kaufen und zu verkaufen, ohne Eingriffe, Steuern, Vorschriften oder Kontrollen der US-Regierung. Das ist der Schlüssel zu Freiheit, Frieden, Harmonie und Wohlstand.


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Dieser Artikel erschien vor Kurzem auch auf www.antikrieg.com. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers
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Dez.08
on 8. Dezember 2018
Veröffentlicht in: Ernst Wolff

Ernst Wolff

Globales Finanzcasino Die Botschaft zum Jahresende lautet „Game over“

Ernst Wolff

Die Finanzwelt hat Ende 2018 einen Wendepunkt erreicht. Fast zehn Jahre lang haben die Zentralbanken das globale Finanzsystem künstlich am Leben erhalten, indem sie Billionen an Dollars, Euros, britischen Pfund, japanischen Yen und Schweizer Franken aus dem Nichts erzeugt und zu immer niedrigeren Zinsen vergeben haben.

Damit haben sie eine Entwicklung eingeleitet, die niemand vorausahnen konnte:
Die Finanzmärkte haben über einen Zeitraum von 115 Monaten eine Rekordmarke nach der anderen gerissen. Das Ganze hatte aber auch eine Schattenseite, denn die Maßnahmen haben zugleich bewirkt, dass

 

  • im Verhältnis zu den Finanzmärkten immer weniger Geld in die Realwirtschaft floss,
  • das Steueraufkommen wegen der im Finanzsektor intensiv praktizierten Steuervermeidung nicht mit der Geldentwicklung mithalten konnte,
  • immer weniger öffentliche Investitionen getätigt wurden,
  • die Infrastruktur weltweit zerfiel,
  • konservative Anleger wie Versicherungen, Renten- und Pensionskassen gezwungen wurden zu spekulieren und unverhältnismäßig hohe Risiken einzugehen,
  • die Altersvorsorge durch Sparen erschwert und einer zukünftigen Zunahme der Altersarmut der Weg bereitet wurde,
  • Privathaushalte, Unternehmen und Staaten sich immer höher verschuldeten,
  • immer mehr Anleger mit geliehenem Geld in die Märkte einstiegen,
  • an den Finanzmärkten die größten Blasen aller Zeiten entstanden,
  • die soziale Ungleichheit weltweit explodierte.
    .

Roulette Picabay CC0 Public Domain

Da diese Entwicklung das globale Finanzsystem inzwischen existenziell bedroht, ersetzen die Zentralbanken, angeführt von der FED, seit einiger Zeit ihre „lockere“ durch eine „straffere“ Geldpolitik – das heißt: Sie verringern den Geldfluss und erhöhen die Zinsen.

Die FED hat ihren Leitzins ab 2015 in mehreren sehr vorsichtigen Schritten bis auf 2,25 Prozent angehoben und bereinigt ihre auf mehr als $ 4,5 Billionen angewachsene Bilanz zurzeit um monatlich ca. $ 50 Mrd., die EZB hat ihre im März 2016 begonnenen Anleihenkäufe in diesem Sommer weiter eingeschränkt und will sie ab Anfang 2019 ganz aussetzen.

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Diese Umkehr in der Geldpolitik wirkt auf die Finanzmärkte allerdings wie ein Drogenentzug auf einen Süchtigen und führt daher zu einer gefährlichen Instabilität. Aber nicht nur das: Sie trifft das System auch noch zu einer Zeit, in der es ohnehin mit einer Anhäufung von Problemen konfrontiert ist: Dem von den USA inszenierten Handelskrieg, der italienischen Bankenkrise, dem Volksaufstand in Frankreich, den Sanktionen gegen den Iran, der Kapitalflucht aus den Schwellenländern, dem im Hintergrund immer bedrohlicher ausufernden Derivatesektor und einer einsetzenden globalen Rezession.

Ein ungünstigeres Zusammentreffen schwarzer Schwäne (möglicher Auslöser für einen System-Kollaps) ist schwer vorstellbar. Sollten die Zentralbanken trotzdem an ihrer straffen Geldpolitik festhalten, so lässt sich die Entwicklung an den Finanzmärkten in folgende drei Stadien einteilen:

  1. Stadium (in dem wir uns gerade befinden): Durch den Geldentzug wird weniger spekuliert, die Kurse beginnen zu fallen. Erste Investoren, die mit geliehenem Geld in die Märkte eingestiegen sind, ziehen sich zurück, worauf die Kurse weiter nachgeben. In die Spekulation gezwungene konservative Anleger werden nervös, verkaufen und drücken die Kurse noch weiter.
  2. Stadium: Der hohe Schuldenstand vieler Marktteilnehmer tritt immer deutlicher zutage, das Misstrauen wächst und führt zu immer zögerlicherer Kreditvergabe. Da Schuldnern die Bedienung ihrer Schulden zunehmend schwerer fällt, müssen sie immer mehr Wertpapiere verkaufen, was einen weiteren Rückgang der Börsenkurse und noch mehr Verkäufe nach sich zieht.
  3. Stadium: Wegen der anhaltenden Abwärtsbewegung an den Börsen weiten sich die Kursverluste aus, erste Gläubiger fordern ihr Geld von Schuldnern zurück, es kommt zu einzelnen Insolvenzen, denen weitere und größere folgen, was noch mehr Gläubiger skeptisch macht und zum gefürchteten „Margin Call“ – einer flächendeckenden Rückforderung von Schulden – führt. Dadurch werden im Derivate-Bereich immer höhere Zahlungen fällig, die sogar die Großbanken überfordern, selbst kühl kalkulierende Börsenprofis in Panik geraten lassen und damit eine nicht mehr aufzuhaltende Abwärtsspirale in Gang setzen.

Der gesamte Prozess ist mit dem Abgang einer Lawine vergleichbar, die sich zunächst langsam in Gang setzt, dann an Fahrt aufnimmt und schließlich krachend alles und jeden mit sich reißt.

Noch befinden wir uns im ersten Stadium dieses Prozesses. Doch das heißt nicht, dass es nicht schon bald zum Crash kommen kann, denn in welchem Tempo sich die Dinge ereignen werden, kann niemand voraussagen. Eines aber lässt sich schon jetzt feststellen: Selbst wenn die Zentralbanken aus Angst vor dem Zusammenbruch ihre straffe Geldpolitik über Bord werfen und panikartig erneut Geld zu noch niedrigeren Zinssätzen (also im Fall der EZB im Negativbereich) in die Märkte pumpen sollten, werden sie nur ein zeitlich begrenztes Strohfeuer entfachen, den endgültigen Zusammenbruch aber nicht mehr verhindern können.

Die Botschaft des globalen Finanzsektors zum Jahreswechsel 2018/ 2019 ist eindeutig und lautet: Das Casino schließt seine Pforten, das Spiel ist vorüber. 


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Dieser Artikel erschien vor Kurzem auch auf www.antikrieg.com. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers
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Dez.08
on 8. Dezember 2018
Veröffentlicht in: Andrej Konstantin Hunko

Andrej Konstantin Hunko

Kampfdrohnen aus Israel: Jetzt soll es ganz schnell gehen

Andrej Konstantin Hunko

Weil sie in Deutschland keine Fluggenehmigung erhalten, stationiert die Bundesregierung ihre Kampfdrohnen in Israel. Zur Frage der Bewaffnung stoßen Abgeordnete auf eine Mauer des Schweigens.

Bei der Beschaffung von Kampfdrohnen für die Bundeswehr duldet die Bundesregierung keinen Verzug mehr. Sofort nachdem der Haushaltsausschuss des Bundestages am 13. Juni zugestimmt hatte, unterzeichnete die Bundeswehr den Betreibervertrag für das Leasing von Drohnen des Typs „Heron TP“. Die amtierende Koalition begründet den Drohnen-Wunsch mit einer „Fürsorgepflicht“ für deutsche Soldaten. Dahinter steckt aber vielmehr ein Wunsch nach „Fürsorge“ für die Rüstungsindustrie, denn Airbus ist der Hauptauftragnehmer von diesem und weiteren deutschen Drohnengeschäften, darunter der „Eurodrohne“ oder der milliardenschweren Spionagedrohne PEGASUS.

Der Vertrag für die „Heron TP“ läuft über neun Jahre und beinhaltet sieben Luftfahrzeuge, die Airbus wie beim Vorgängermodell „Heron 1“ von Israel Aerospace Industries Ltd (IAI) beschafft und nach Ablauf der Vertragsdauer an die Firma zurückgibt. Die von einem Turboprop-Triebwerk angetriebene Drohne kann 2,7 Tonnen Nutzlast befördern, darunter Raketen und Lenkbomben. Die Drohnen sind mit Elektrooptik- und Infrarot-Sensoren ausgerüstet. Airbus stellt außerdem vier Bodenstationen zur Flug- und Missionssteuerung. Die Firma ist auch zuständig für sogenannte Nachprüfflüge, die nach jeder Wartung oder Reparatur erfolgen müssen.

Die Abgeordneten Andrej Hunko und Tobias Pflüger haben sich in Israel über die deutschen Drohnen informiert. Mit dabei waren Angehörige der Firmen IAI und Airbus

Die Abgeordneten Andrej Hunko und Tobias Pflüger haben sich in Israel über die deutschen Drohnen informiert. Mit dabei waren Angehörige der Firmen IAI und Airbus

Für Airbus ist die Bestimmung als Hauptauftragnehmer ein Geschenk, denn so kann der europäische Rüstungskonzern erstmals Erfahrung im Betrieb und Logistik mit bewaffneten Drohnen sammeln, was für die Realisierung der „Eurodrohne“ von großem Vorteil ist. Dies dürfte auch der wahre Grund für die Auswahl der israelischen Drohnen sein, denn die Konkurrenz aus den USA hätte einer Kooperation mit Airbus niemals zugestimmt. Der Vergabeprozess für das deutsche Drohnengeschäft erfolgte ohne Ausschreibung. Der unterlegene Marktführer General Atomics, der die bekannte Killerdrohne „Predator“ weltweit vermarktet, focht dies vor der Vergabekammer des Bundes und vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf erfolglos an.

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Die Luftfahrzeuge mit deutschem Hoheitszeichen werden bei der israelischen Luftwaffe (IAF) auf dem Flughafen Tel Nof südlich von Tel Aviv stationiert, wo die Bundeswehr in zwei Monaten ein kleines Containerdorf bezieht. Dort weht dann auch die Bundesflagge. Zur Begründung schreibt das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg), die Stationierung in Israel vereinfache Trainings- und Übungsflüge. Doch dies ist eher der mangelhaften Luftfahrtsicherheit der Drohnen geschuldet. Im Luftverkehr gilt das Prinzip, dass Pilot/innen eine Kollision erkennen und vermeiden müssen, indem bei drohender Gefahr ein Ausweichmanöver geflogen wird. Solche verlässlichen Ausweichsysteme existieren für Drohnen nicht. Deshalb muss die Bundeswehr für jeden einzelnen Drohnenflug ein Sperrgebiet beantragen und ausweisen, was den Trainingsbetrieb durch viel Bürokratie behindern würde. In Israel ist der komplette Luftraum, auch über den besetzten Gebieten, militärisch kontrolliert. Die Fluggenehmigungen erteilt sich (und der Bundeswehr) das Militär also selbst.

Für die Stationierung in Israel und die Ausbildung der Bundeswehrangehörigen durch die israelische Luftwaffe hat das Verteidigungsministerium einen Vertrag mit der Regierung in Tel Aviv geschlossen. Geplant ist die Ausbildung von zunächst 60 Besatzungen, die aus Drohnenpilot/in und Nutzlastoperateur/in besteht. Sie sollen sämtlich aus dem Programm der „Heron 1“ übernommen werden, die die Bundeswehr seit 2010 in Afghanistan und seit 2016 in Mali fliegt. Mit der Einrichtung von Ausbildungs- und Trainingsumgebungen, darunter ein Simulator in Jagel/Schleswig-Holstein, ist ebenfalls Airbus beauftragt.

Wie die Ausbildung der deutschen Luftwaffe an den „Heron TP“ erfolgen wird, wollten wir uns vergangene Woche vor Ort am Luftwaffenstützpunkt Tel Nof ansehen. Unser angemeldeter Besuch wurde jedoch von der israelischen Regierung kurzfristig verweigert, da die Basis nach einer aufgeflogenen Geheimdienstoperation als Ausgangspunkt für Luftangriffe in Gaza genutzt werden sollte. Nach unbestätigten Berichten lagert Israel in Tel Nof auch Atomwaffen.

Wir haben gegen die Absage unseres Besuchs protestiert, denn es handelt sich dabei um einen Präzedenzfall. Die Bundeswehr soll eine Parlamentsarmee sein, die jederzeit von Abgeordneten besucht werden kann. Das gilt insbesondere für Angehörige des Verteidigungsausschusses, in deren Funktion Tobias Pflüger (Die Linke) mit mir nach Israel gereist war. Wenn ein solcher Truppenbesuch aber vom Gutdünken oder militärischen Maßnahmen einer anderen Regierung abhängig ist, steht dies einer Stationierung entgegen. Für uns ist besonders problematisch, dass der Regierungsvertrag mit Israel keine Garantien für den Besuch von uns Angehörigen des Bundestages vorsieht. Auch aus diesem Grund muss die Bundesregierung das Drohnenprogramm stoppen.

Die Ausbildung von Angehörigen der deutschen Luftwaffe an den „Heron 1“ findet bereits seit einigen Jahren in Israel statt. Die „Heron 1“ sind kleiner als die „Heron TP“, deshalb können sie auch dem eigens für Test- und Trainingsflüge eingerichteten Flugplatz Ein Shemer starten und landen. Die Anlage wurde von der Firma IAI eingerichtet, befindet sich formell aber auch auf einem israelischen Luftwaffenstützpunkt. Wir haben die Fabrik von IAI in Tel Aviv besucht und uns über die deutschen Drohnen informiert. Anschließend sind wir nach Ein Shemer gefahren und haben uns einen Trainingsflug angesehen. Die Drohnen der Bundeswehr tragen dort das in Deutschland übliche Eiserne Kreuz und der Bundesflagge als Hoheitszeichen. Der Flugplatz liegt in unmittelbarer Nähe zu den von Israel besetzten Gebieten. Wir gehen deshalb davon aus, dass die deutschen Drohnen mindestens bei Starts und Landungen Teile des Westjordanlands überfliegen. Das wäre gegen die Haltung der Bundesregierung, deren offizielle Politik nichts unternehmen soll, um die Besetzungen des Sechstagekrieges von 1967 nachträglich zu legitimieren.

Insgesamt soll die Ausrüstung mit zunächst fünf bewaffnungsfähigen Drohnen rund eine Milliarde Euro kosten, von denen Airbus rund 80 Prozent und die israelische Regierung 20 Prozent erhalten. Sofern die Drohnen tatsächlich in Mali oder Afghanistan eingesetzt werden, braucht es für die Trainings zwei weitere Luftfahrzeuge und Bodenstationen. Dann erhöht sich der Preis um mindestens 140 Millionen Euro. Diese Mehrkosten hatte die Bundesregierung uns gegenüber heruntergespielt und in Antworten auf parlamentarische Anfragen mit 30 Mio. Euro pro Einsatzgebiet angegeben.

In den Gesamtkosten enthalten ist die Herstellung der Bewaffnungsfähigkeit, die 50 Mio. Euro gekostet hat. Damit übergeht das Verteidigungsministerium den Willen der Bevölkerung, die sich in Umfragen mit deutlicher Mehrheit gegen bewaffnete Drohnen aussprach. Die Koalition behilft sich deshalb mit einem Trick: Über die Bestückung der Drohnen mit Raketen und Lenkbomben soll der Bundestag nach „ausführlicher völkerrechtlicher, verfassungsrechtlicher und ethischer Würdigung“ zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden. Das erinnert an die Bundestagswahl in 2013, nach der CDU, CSU und SPD vor der Bewaffnung eine „breite gesellschaftliche Debatte“ versprachen. Diese angebliche Debatte ist aber eine Nebelkerze. Wäre ihr Ausgang wirklich offen, müsste nicht die teuerste Drohne am Markt beschafft werden, sondern es würde vielleicht der Betrieb der jetzt schon in Afghanistan und Mali zur Beobachtung aus der Luft eingesetzten, unbewaffneten „Heron 1“ genügen.

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu dankte der Bundeskanzlerin für den Entschluss für die israelischen Drohnen und lobte den Vertrag als „Stärkung der bilateralen Sicherheitsbeziehungen”, der auch die israelische Verteidigungsindustrie ankurbele. Die „Heron TP“ ist (verglichen mit der US-Konkurrenz) eine relativ neue Entwicklung, die sich auf dem internationalen Markt bislang nicht durchgesetzt hat. Die Bundeswehr wäre außerhalb Israels die erste Nutzerin der bewaffneten Drohne. Der Deal mit Deutschland dient also dazu, die Fähigkeiten der „Heron TP“ weltweit bekannt zu machen.

Israels Regierung profitiert aber auch von Waffenverkäufen. Die Entscheidung für die „Heron TP“ hatte das BMVg mit einer einzigartigen, nur in Israel erhältlichen Rakete begründet. Der Hersteller weigere sich, diese Waffe in eine US-Drohne einzurüsten, was die Bundesregierung als zwingenden Grund für die Auswahl der israelischen Drohne anführt. Bei der Rakete handelt es sich vermutlich um sogenannte intelligente Munition vom Typ „Whip Shot“, die von einem Rüstungskonzern im Staatsbesitz gefertigt wird. Über diese angebliche Wunderwaffe wollten wir vor Ort mehr erfahren. Alle Angaben zur Bewaffnung der „Heron-TP“ wurden jedoch abgeblockt.

Wir wissen, dass das Parlament in der Frage der Munition hintergangen wird. Offiziell ist über die Bewaffnung noch nicht entschieden, trotzdem wird sie insgeheim vorbereitet. Das betrifft die Zertifizierung der Drohne, die wie jedes neue deutsche Waffensystem auf ihre Funktionsfähigkeit Sicherheit getestet wird. Diese Tests machen aber nur Sinn, wenn sie bewaffnet erfolgen.

Wir lehnen die Beschaffung von Kampfdrohnen ab, egal ob sie aus Israel oder den USA geliefert werden. Bewaffnete Drohnen sind Offensivwaffen und senken die politische Hemmschwelle bei der Entscheidung über Militäreinsätze. Sie nutzen teil automatisierte „Assistenzsysteme“, die zwangsläufig zu einer weiteren Automatisierung des Krieges führen. Immer schnellere Reaktionszeiten zwingen den Gegner, in immer kürzeren Intervallen zu reagieren. Ein Wettrüsten, wer über die automatischere Waffe verfügt, ist damit unausweichlich. Mit der Anschaffung von Kampfdrohnen beschreitet die Bundesregierung also den Weg zu einer am Ende weitgehend automatischen Killerdrohne.
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Über den Autor: Andrej Hunko ist Sprecher für Europapolitik der Linken im Bundestag.


Erstveröffentlichung in „Die Freiheitsliebe“ vor wenigen Tagen. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers und des Autors.
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Dez.07
on 7. Dezember 2018
Veröffentlicht in: Julius Jamal

Julius Jamal

Gelbwesten: Protest führt zu erstem Erfolg

Julius Jamal

Die Bewegung der Gelbwesten entstand als Antwort auf die Macron angekündigten Erhöhung der Benzinpreise, sowie die die neoliberale Politik des französischen Präsidenten, inzwischen hat sie sich breiter aufgestellt. Trotz der Diffamierung als Rechte und der medialen Stimmungsmache gegen die Bewegung, konnte sie die französische Regierung in die Defensive drängen und erste Punkte durchsetzen.

Seit Wochen protestieren nun die Gelbwesten, die Folge die Zustimmung zu der Regierung wird immer geringer. Nur noch 11 Prozent der Menschen in Frankreich sind der Meinung, dass die Regierung sich für die Belange der Französinnen und Franzosen einsetzt, der niedrigste erreichte Wert. Gleichzeitig wachsen die Proteste und die Gewerkschaften gehen zu einer immer offeneren Haltung gegenüber den Protesten über. Die Folge, selbst die bürgerliche Opposition aus Sozialdemokraten und Konservativen fordert die Rücknahme der geplanten Steuererhöhung und eine Erhöhung des Mindestlohns. Der Druck führte dazu, dass die französische Regierung am gestrigen Tag einige Maßnahmen angekündigte um die Gemüter zu besänftigen. So soll es keine Preissteigerungen für Strom und Gas geben und die Anhebung der Steuer auf Benzin soll um 6 Monate verschoben werden, darüberhinaus soll der Mindestlohn um 3 Prozent steigen und es eine öffentliche Debatte über das Steuersystem geben.
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Gelbwesten – Screenshot Taranis News

Unzureichende Antwort

In den Augen der Gelbwesten stellt dies allerdings eine unzureichende Antwort auf ihre Forderungen. Diese haben sie in einem Katalog veröffentlicht und an die Medien geschickt, darin fordern sie Maßnahmen um die Obdachlosigkeit auf null zu senken und den Ausbau der Progression im Steuersystem um zwischen den verschiedenen Einkommensgruppen zu unterscheiden. Darüber hinaus soll der Mindestlohn auf netto 1300 Euro im Monat und die Rente auf 1200 Euro erhöht werden, finanziert werden soll das unter anderem durch Steuererhöhungen für Großkonzerne, die Abschaffung der „Steuergutschrift für die Förderung des Wettbewerbs und der Beschäftigung“, die es französischen Konzernen ermöglicht Steuern zu sparen, und durch die Besteuerung von Schiffsdiesel und Kerosin.

Doch die Forderungen gehen über den ökonomischen Bereich hinaus, so soll die direkte Demokratie ausgebaut werden, die Größe von Schulklassen auf 25 begrenzt und die Einstellung kleiner Bahnstrecken, der Abschaffung von Postämtern und der Schließung von Schulen und Entbindungsstationen umgehend gestoppt werden.

Da die Regierung nur minimale Zugeständnisse gemacht hat, die vor den Protesten allerdings nicht vorstellbar waren, hat die Bewegung zu weiteren Protesten in den kommenden Wochen aufgerufen. Unterstützt werden sie dabei nicht nur von französischen Gewerkschaften und Linken, sondern auch von Studierenden, die ihre Universitäten besetzen.

Update: 
Inzwischen ruft die Gewerkschaft der Polizeiangestellten VIGI zu einem unbefristeten Streik auf und zur Solidarität mit den Gelbwesten: „Die Forderungen der Gelbwesten-Bewegung gehen uns alle an. Es ist an der Zeit, sich legal zu organisieren und Solidarität mit ihnen zu zeigen.Wir sind besorgt, weil wir Teil des Volkes sind. Unser Anliegen ist es, am Ende des Monats über die Runden zu kommen und nicht die Teppiche im Elysée für 300.000 Euro zu wechseln“.
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Erstveröffentlichung in „Die Freiheitsliebe“ vor wenigen Tagen. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers und des Autors. Bilder und
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Über den Autor: Julius Jamal hat 2009 aus dem Wunsch, einen Ort zu schaffen, wo es keine Grenzen gibt zwischen Menschen, den Blog „Die Freiheitsliebe“ gegründet. Einen Ort an dem man sich mitteilen kann, unabhängig von Religion, Herkunft, sexuelle Orientierung und Geschlecht. Freiheit bedeutet immer die Freiheit von Ausbeutung. Als Autor dieser Webseite streitet er für eine Gesellschaft, in der nicht mehr die Mehrheit der Menschen das Umsetzen muss, was nur dem Wohlstand einiger Weniger dient.

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