Onlinezeitung AmericanRebel

Internationale Onlinezeitung für Frieden, Humanismus, Völkerverständigung und Kultur
  • In eigener Sache
  • –
  • On our own behalf    –
  • Nota general   –
  • От своего имени
Facebook RSS
Diskutiert mit uns über alle Artikel in unserer Facebookgruppe! FB
Apr.11
on 11. April 2019
Veröffentlicht in: Allgemein, Fiete Jensen

Fiete Jensen

Heraus zum Ostermarsch 2019!


Und sollte man uns fragen,
ob wir die Feinde kennen,
dann woll’n wir sie gemeinsam
bei ihrem Namen nennen.
Daß ihre Schlösser zittern,
von diesem Wind, der weht,
weil unsre Antwort in eine Richtung geht.
(Dean Reed 1972)


Autor Fiete Jensen

Fiete Jensen

Nach Angaben des in Bonn ansässigen Netzwerks Friedenskooperative sind bundesweit mehr als 100 Veranstaltungen angekündigt.

Der zentrale Ostermarsch-Aufruf des „Bundesausschusses Friedensratschlag“ kritisiert unter anderem, deutsche Rüstungsexporte und Auslandseinsätze der Bundeswehr. Die Bundesregierung wird aufgefordert, den von der großen Mehrheit der UN-Mitgliedsstaaten beschlossenen Vertrag, zum Verbot von Atomwaffen zu unterzeichnen. Zudem müsse die „todbringende Abschottung Europas gegen Flüchtlinge“ sofort beendet werden.

Das ist richtig und jedem aufrichtigen Bürger sollten die Gründe genügen dem Kapital und seinem Staat zu zeigen, was wir von seiner „Friedenspolitik“ halten!

Ostermarsch in Kassel 2017: Mit so einer Parole lehrt man keinem Kriegstreiber das Fürchen!
Bild: Uwe Hiksch

Sich für den Weltfrieden einzusetzen ist zunächst eine unmittelbar und vernünftige, moralische Tat. Als kleinster gemeinsamer Nenner all jener, denen noch an einer Veränderung der Verhältnisse zwischen den Menschen hin zu einem Besseren gelegen sei, sollte dieses eine Selbstverständlichkeit sein. Doch bei näherer Betrachtung finden die meisten Ostermarschaktivitäten nach dem Motto: „the same procedure as every year“ statt! Das ist kein Wunder, denn es handelt sich in Deutschland um eine bürgerlich-pazifistische und nicht um eine proletarisch-revolutionäre Friedensbewegung. Das kann man nicht nur an der sozialen Zusammensetzung der Teilnehmer/innen sehen, sondern auch an der Art und Weise des organisierten Protestes und seinen Inhalten.

Dass das Militär generell keine Probleme lösen kann, kann in Deutschland nur der sagen, der den Grund des Niedergangs des Nazi-Faschismus und damit das Ende des Holocausts vergessen hat. Deutschland wurde mit Militärgewalt von der Nazidiktatur befreit und unseren Befreiern sollten wir auch auf jedem Ostermarsch danken, denn ohne sie könnten wir unser Recht zu demonstrieren vermutlich gar nicht wahrnehmen.

Antikriegsplakat der KPD/ML 1974

Das bewusste oder provozierte mangelnde Geschichtsbewusstsein der Aktivisten der bürgerlich-pazifistischen Friedensbewegung, mag auch der Grund dafür sein, dass in keiner der Stellungnahmen der Wortführer, Ankündigungen, Aufrufe usw. darauf reflektiert wird, was eigentlich Frieden in den Vorstellungen der verschiedenen politischen Akteure bedeutet.

Frieden kann es doch nur geben, wenn die Ursache aller Kriege beseitigt ist. Wenn denjenigen die Macht über das Militär genommen wird, die sich durch ihm bereichern, neue Einflussphären erobern lassen. Durch sie billige Arbeitskräfte rekrutiert werden, den Handel mit Öl und Wasser sichern lassen und neue Stützpunkte für Militärbasen erzwingen.

Insofern muss der kleinste gemeinsame Nenner für eine breite und aktive Friedensbewegung nicht der Wunsch nach einem „schnuckeligem zu Hause ohne Krieg“ sein, sondern die Ächtung und Anklage des Kapitals und ihrer Parlamente als Verursacher allen Leidens!

Deshalb beiteiligt Euch alle an den Ostermärschen und tragt mit Transparenten, Flugis, Sprechchören und kreativen Aktionen, die realistischen Forderungen der proletarisch-revolutionären Kollegen und Kollegen in die Demos. Aber das ist noch nicht genug: Arbeitet mit in den Ausschüssen und Vorbereitungsgruppen im Netzwerk Friedenskooperative und in den vielen örtlichen Gruppen! Der Ostermarsch beginnt schon in der Schule und im Betrieb! Sprecht das Thema Frieden im Unterricht an, macht Euch schlau und diskutiert mit Euren Mitschüler/innen und Lehrer/innen. Sprecht Eure Kollegen/innen an, erzählt ihnen was Krieg, Arbeitslosigkeit und Umweltverschmutzung gemeinsam haben. Nehmt sie mit zum Ostermarsch und zeigt ihnen wie man dem Kapital das Fürchten lernt!

So wünsche ich mir den nächsten Ostermarsch,
Mit solidarischen Grüßen Nico aus Kiel
.
.
Anhang: Arbeit Zukunft hat dazu vor Kurzem eine Resolution
verfasst die ich sehr lesens- und nachahmenswert finde:

Die allgemeine Krise des kapitalistisch-imperialistischen Systems hat sich derart verschärft, dass das Kapital immer mehr gezwungen ist, eine reaktionäre, aggressive Politik nach innen und außen durchzuführen. Die Verwertungsschwierigkeiten aufgrund der ungeheuren Menge angehäuften Kapitals bei gleichzeitiger Verelendung von Milliarden Menschen wachsen und erzwingen ein solche Politik.

Einen Ausweg sucht das Kapital in der verschärften Ausbeutung (unsichere Arbeitsverhältnisse, Niedrigstlöhne, extreme Verdichtung der Arbeit, Sozialabbau bei Renten, Gesundheitswesen und Altenpflege, Verschlechterung und Verteuerung von Bildung und Ausbildung…), in zunehmender Repression gegenüber den unzufriedenen Arbeiter/innen, Angestellten, Jugendlichen usw. sowie in der Stärkung und Aufpäppelung rassistischer, nationalistischer und faschistischer Strömungen.

Einen weiteren Ausweg sucht das Kapital in zunehmender Aggressivität gegenüber den imperialistischen Konkurrenten. Wir sehen, wie die Spannungen zwischen den imperialistischen Mächten beständig ansteigen und lokal in verheerenden, grausamen Kriegen bzw. Konflikten ihren Ausdruck finden (Ukraine, Libyen, Irak, Jemen, Syrien, Venezuela…). Rund 70 Millionen Menschen waren Ende 2018 weltweit auf der Flucht.
Imperialistische Hauptakteure sind die USA, Russland und das aufstrebende China. Als tendenziell absteigende imperialistische Macht sind die USA dabei besonders aggressiv und kämpfen mit allen Mitteln um ihren bisherigen Einfluss.

Die EU ist ein imperialistisches Gebilde, das der deutsche Imperialismus im Bündnis mit dem französischen nutzen will, um in diesem imperialistischen Konkurrenzkampf überhaupt Einfluss zu haben und seine Interessen zu vertreten. Als zweimal geschlagener und zu kurz gekommener Imperialismus verdeckt er sein Großmachtstreben hinter Phrasen von „Frieden“, „internationaler Zusammenarbeit“, verfolgt seine Ziele aber aggressiv und mit allen Mitteln. Angesichts der Zuspitzung des Konkurrenzkampfes unter den Großmächten zeigt er dabei immer deutlicher sein wahres Gesicht: Massive Aufrüstung (2% BSP), Aufbau einer „europäischen Armee“ unter seiner Führung. Er bringt damit unser Land in die Gefahr, wieder zum Schlachtfeld zu werden. Unser Grundsatz ist auch heute der von Karl Liebknecht: Der Hauptfeind steht im eigenen Land. Denn hier können wir sowohl gegen die Aufrüstungs- und Kriegspolitik des deutschen Kapitals und seiner Regierung, als auch gegen deren Unterstützung und Bündnis mit dem aggressiven US-Imperialismus wirksam mobilisieren. Das darf nicht mit der Frage vermischt werden, dass es weltweit auch bedrohlichere und mächtigere imperialistische Länder gibt (wie aktuell die USA).

Mit der Kündigung des INF-Vertrages (Mittelstreckenraketen) durch die USA und Russland kann auch Europa wieder ein mögliches atomares Kriegsgebiet werden. Der Kurs des deutschen Imperialismus ist also für unser Land, für die Arbeiterklasse und alle ausgebeuteten und unteren Klassen eine enorme Bedrohung.

In dieser Situation haben wir uns entschieden, den Kampf für Frieden, gegen Aufrüstung und Krieg zu einem Schwerpunkt unserer politischen Arbeit zu machen. Das bedeutet konkret:
▪ Ständige Entlarvung der brandgefährlichen Politik der BRD, der EU und der NATO in Flugblättern, Zeitung und Internet sowie allen möglichen Medien.
▪ Aktive Mitarbeit möglichst vieler Genossen in den bestehenden Bewegungen und Initiativen gegen Krieg, Aufrüstung und für Frieden.
▪ Mitarbeit in Bündnissen soweit es unsere Kräfte erlauben.
▪ Ständige Überprüfung unserer Arbeit, ihrer Erfolge und Schwächen in diesem Bereich.“

.
Kommt zu den Ostermärschen 2019 und zeigt dem Kapital
und seiner Regierung was wir von ihrer „Friedenspolitik“ halten!

Liste der Ostermärsche 2019

.
Weitere Beiträge von Fiete Jensen

.

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung –
Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 3.0 Deutschland Lizenz.
Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief

└ Schlagwörter: AmericanRebel, Arbeit Zukunft, Dean Reed, Frieden, Krieg, Ostermarsch, Rüstung
 Comment 
Apr.10
on 10. April 2019
Veröffentlicht in: Allgemein

Fiete Jensen

Das Blutbad in Kurdistan

Autor Fiete Jensen

Fiete Jensen

Unter diesem Titel berichtete der ROTE MORGEN in seiner Ausgabe vom April 1969 über den bewaffneten Kampf der patriotischen kurdischen Bevölkerung des Iran gegen den Terror des reaktionären Schah-Regimes und schrieb weiter „Die Konförderation iranischer Studenten (Nationale Union) gab kürzlich bekannt, daß schon nahezu tausend Personen in den Zuchthäusern von Teheran, Azarbaidjan, Kurdistan und Südpersien, teilweise fern ihrer Heimat, eingekerkert sind.

Viele antiimperialistische Patrioten wurden schon ermordet oder hingerichtet, Wobei man sie zum Teil in Schnellverfahren aburteilte, um die Morde zu“legalisieren“. Agenten des berüchtigten Geheimdienstes SAWAK, Polizei und Militär, zerstörten Häuser von Personen, die kurdischen Widerstandskämpfern Unterkunft gewährt hatten.

Rund 6000 Mann, Polizei und Militär stehen im iranischen Kurdistan. Diese Truppen bombardieren die Ortschaften der einheimischen Bevölkerung. Angesichts dieser Verbrechen griffen die Kurden zu den Waffen. Sie kämpfen nicht nur für rein kurdische Ziele (wie das Recht auf kurdische Schulen im kurdischen Siedlungsgebiet), sie kämpfen für die Befreiung des ganzen iranischen Volkes von der Sklaverei des Imperialismus und der Reaktion.“ weiter >>>

„Wieder einmal hat das Schah-Regime im Iran zu einen ungeheuren Verbrechen gegen das persische Volk gegriffen. Während das Regime vor kurzem 17 Intellektuelle zu insgesamt 110 Jahren Gefängnisstrafe verurteilt hatte, ging es zu einem Massaker der Bevölkerung im persischen Kurdistan über:

  • Tausende Kurden wurden verhaftet und nach einer „neuen Methode“ und in Konzentrationslager verschiedenenorte eingelocht.
  • Laut dem Bericht von Herrn Cavallerie, dem berühmten italienischen Rechtsanwalt, sind mehr als 70 Personen vom Feldmilitärtribunal verurteilt und hingerichtet worden.
  • Die Spitzel der SAWAK haben die Höfe und Häuser vieler patriotischer Kurden in Brand gesteckt und samt der Familien verbrannt. Hunderte sind von ihrer Heimat verjagt.
  • Über das gesamte kurdische Gebiet hat das Regime den Ausnahmezustand verhängt. Nunmehr hat niemand vor Ausschreitung und wildem Terror der „Sicherheitsleute“ Ruhe und Sicherheit.
  • Den zuverlässigen Berichten nach stehen mehrere Patrioten vor Gericht. Wir befürchten noch mehr: Erschießungen und Hinrichtungen.
  • Die Leichname der Patrioten werden im Zentrum vieler Städte und Ortschaften tagelang zur Schau gestellt.“

Schreibt ROTER MORGEN.

Kurdinnen und Kurden leben heute in vielen Staaten. Die meisten leben in der Türkei, im Iran, im Irak, in Syrien. Aber nach vielen Kriegen, nach Verfolgung und Massenmorden leben auch viele in Schweden, Frankreich, in den Niederlanden und natürlich in Deutschland. Auf dieser Veranstaltung lernen wir die Geschichte Kurdistans kennen. Warum gelang es 1918 nicht, einen Staat zu gründen, obwohl die Siegermächte des Ersten Weltkrieges das versprochen hatten? Wie erging es danach den kurdischen Minderheiten in der Türkei, im Iran, im Irak und in Syrien? In den Jahren haben sich verschiedene Anführer durchgesetzt. Die bekanntesten sind Abdullah Öcalan und Masud Barzani. Es gibt auch verschiedene Konzepte für die Zukunft. So streben einige Organisationen und Parteien nach einer kulturellen Autonomie, andere wollen eine staatliche Unabhängigkeit.
.


VERANSTALTUNG:

«Kampf um Rojava, Kampf um die Türkei»

Freitag, 12. April 2019 / 18:30 Uhr / Uni Kiel
(Christian-Albrechts-Platz (CAP) 3 – Hörsaal 2)

Informations- und Diskussionsveranstaltung mit Anja Flach (Ethnologin) und Ismail Küpeli (Politikwissenschaftler und Historiker)

Im Rahmen der Speakerstour zur im Februar 2019 erschienenen Publikation «Kampf um Rojava, Kampf um die Türkei» sprechen Autor*innen und Gäste über Zusammenhänge, die in der öffentlichen Debatte eher unterbelichtet bleiben. Es werden die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in der Türkei analysiert, mit besonderem Fokus auf die Frauenbewegung. Ausgehend von der zentralen Bedeutung der «Kurdenfrage» soll die Perspektive auf die andere Seite der nationalstaatlichen Grenze der Türkei gerichtet werden: Nach Rojava in Nordsyrien. Hier wird zum einen danach gefragt, ob Rojava eine Alternative zum Nationalstaat darstellt. Zum anderen werden die Folgen des Afrin-Krieges sowohl für Rojava als auch für die Türkei selbst betrachtet.

Dabei sollen ebenfalls die geschichtlichen Kontinuitäten der «Kurdenfrage» debattiert werden. Der türkische Staat negiert seit seiner Gründung 1923 die Existenz der kurdischen Bevölkerung in der Türkei und im Nahen Osten. Und selbst heute zielt die türkische Innen- und Außenpolitik darauf ab, die Kurd*innen weder in der Türkei noch in der Region über politische Macht verfügen zu lassen. Der Krieg in den kurdischen Gebieten der Türkei und die Angriffe der Türkei auf die syrisch-kurdische Autonomieregion Rojava sind Facetten der türkischen Politik, die zum Ziel hat, die Kurd*innen in der gesamten Region zurückzudrängen.

Veranstaltende: Kurdistan Solidaritätskomitee Kiel, Kurdische Hochschulgruppe, Demokratisches Gesellschaftszentrum der Kurden & KurdInnen Kiel, Kurdische Frauengruppe Jiyana Jin, Rosa-Luxemburg Stiftung Schleswig-Holstein.


Leseempfehlung:

Das Blutbad in Kurdistan

– Afrin Newsticker – HPG veröffentlichen Bilanz zu Militäroperation am Cûdî

.

weitere Beiträge von Fiete Jensen

.

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung –
Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 3.0 Deutschland Lizenz.
Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief

└ Schlagwörter: AfD, Afrin, AKP, AKP-Bürokratie, al-BagdahdiAmerikaner, Al-Qaida, Aleppo, American rebel, AmericanRebel, Ankara, Anti-Daesh-Koalition, Arbeit Zukunft, Atomraketen, Ausland, Axel Gehring, Bagdad, Barzani, Bodenoffensive, Christen, Dastan Jasim, Deadline-Day, Die Kurden, Die Kurden. Ein Volk zwischen Unterdrückung und Rebellion, Ercan Ayboga, Erdogan, EU-Parlament, Fiete Jensen, Franzosen, Irak, Iran, IS, ISIS, Ismail Küpeli, Israel, Kerem Schamberger, Kirkuk, Kobane, Korridor, Krieg, Kurden, kurdische Revolution, Kurdistan, Mexmûr, Michael Meyen, Michel Knapp, Nationalegoismus, Neutralität, Nordirak, Nordsyrien, Nusra, Peter Schaber, Putschversuch, PYD, Renate Block, Rojava, Rosa Hêlîn Burç, Rückendeckung, Russen, Saudi-Arabien, Selbstverteidigungseinheiten, Sirwan Abbas, Soldaten, Sozialismus, Sykes-Picot-Abkommen, Syrien, TrumpEroberung Kurdistans, Trunp, Türkei, Türlei, UN Kontrolle, US amerikanische Truppen, USA, Verbündete.Syrien, Wirtschaftskrise, Yeziden, Yezidinnen, YPG, YPG/YPJ
 Comment 
Apr.09
on 9. April 2019
Veröffentlicht in: Allgemein, Julius Jamal

Julius Jamal

70 Jahre NATO sind 70 Jahre zuviel!
.

Julius Jamal

Am 4. April jährte sich die Gründung der NATO zum 70. mal. Für die Staatslenker der westlichen Welt ist dies ein Feiertag, für die Mehrheit der Menschen ist es keiner. Die NATO aufzulösen muss Ziel linker Außenpolitik sein, Deutschlands Austritt wäre ein richtiger Schritt auf diesem Weg.

Aktuell diskutiert die NATO darüber, warum einige Staaten ihre militärischen „Anstrengungen“, so der Euphemismus für die Geldverschwendung, nicht weiter erhöhen. Insbesondere Deutschland steht dabei am Pranger, da es seine Ausgaben fürs Militär nur auf 1,5% und nicht wie von den USA gefordert auf 2% erhöhen will. Für Linke bietet diese Debatte einen guten Aufhänger, denn sie zeigt, dass die deutsche und die amerikanische Außen- und Militärpolitik nur zwei verschiedene Seiten der selben Medaille sind. Die USA will die anderen NATO-Staaten drängen noch schneller aufzurüsten, die deutsche Regierung will ebenfalls aufrüsten, doch nicht ganz so schnell. Bei beiden Seiten wird dafür allerdings an anderer Stelle gekürzt, so plant Deutschland das „Verteidigungsbudget“ auszubauen, dafür aber bei Entwicklungsgeldern zu sparen. Ziel ist es nicht nur den anderen Nato-Staaten zu gefallen, sondern auch die eigene Rolle als führende Macht in der EU auszubauen.


NATO – Nie ein Verteidigungsbündnis

Im Gegensatz zur langläufig geteilten Vermutung war die NATO allerdings nie einfach nur ein Verteidigungsbündnis, sondern, insbesondere in Gründungszeiten, der Versuch der USA seine militärische Dominanz zu zeigen und gleichzeitig Allierte an sich zu binden. Dieser Versuch ging und geht einher mit dem Aufbau von Militärbasen und der Durchführung gemeinsamer militärischer Übung, die vor allem dem Angriff und nicht der Verteidigung dienen. Deutlich wurde dies im ehemaligen Jugoslawien.

In den letzten Jahren ist eine weitere Komponente hinzugekommen, entgegen aller Vereinbarungen zur deutschen Wiedervereinigung rückt die Nato immer näher an die russische Außengrenze. Dies geht einher mit einer scharfen antirussischen Rhetorik der neuen Mitgliedsstaaten.

Für die Kriegsgegner bedeutet das 70 jährige Jubiläum daher nicht nur die Auflösung der Natos zu fordern, die die Zustimmung aller braucht, sondern vor allem dafür zu streiten das Deutschland aus diesem Bündnis austritt. Dies kann verbunden werden mit einer klaren Alternative wofür die geplanten Erhöhungen des Verteidigungsbudgets stattdessen eingesetzt werden könnten.
.
Erstveröffentlichung in „Die Freiheitsliebe“ vor wenigen Tagen. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers und des Autors.
.
Über den Autor: Julius Jamal hat 2009 aus dem Wunsch, einen Ort zu schaffen, wo es keine Grenzen gibt zwischen Menschen, den Blog „Die Freiheitsliebe“ gegründet. Einen Ort an dem man sich mitteilen kann, unabhängig von Religion, Herkunft, sexuelle Orientierung und Geschlecht. Freiheit bedeutet immer die Freiheit von Ausbeutung. Als Autor dieser Webseite streitet er für eine Gesellschaft, in der nicht mehr die Mehrheit der Menschen das Umsetzen muss, was nur dem Wohlstand einiger Weniger dient.

Alle Artikel von Julius Jamal

.
Lest dazu auch:

Der Nato-Gipfel und das Märchen der kaputtgesparten Bundeswehr

NATO – 70 Jahre im Dienst der US-Wirtschaftsinteressen – Das Monster lebt

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief

└ Schlagwörter: Julius Jamal, Rüstung, USA
 Comment 
Apr.09
on 9. April 2019
Veröffentlicht in: Allgemein, Julius Jamal

Julius Jamal

Eine Reise in die Heimat

Buchbesprechung: »Einen Palästinenser-Staat wird es nicht geben« von Ziyad Clot

Julius Jamal

“Ich habe ein El-Al-Ticket gekauft. Ziel Ben-Gurion-Flughafen, Tel Aviv, Israel. Vor sechzig Jahren ist meine Mutter nur wenige Dutzend Kilometer davon entfernt geboren worden. In Haifa, in Palästina.” So lauten die ersten Zeilen in dem Buch “Einen Palästinenserstaat wird es nicht geben – Tagebuch eines Unterhändlers” von Ziyad Clot, der 1977 als Enkel palästinensischer Flüchtlinge in Frankreich geboren, wurde heute in Paris lebend, die Geschichte seiner Rückkehr nach Palästina“.

Ziyad Clot dürfte manchen LeserInnen bekannt sein, denn er ist der Whistle-Blower der PLO. Sein Name ist  auf ewig verbunden mit den Palestine Papers, jenen Papieren, die die Handlungsunwilligkeit der israelischen Regierung zeigten und weltweit für Aufsehen sorgten. Ziyad Clot ist französischer Jurist mit Schwerpunkt Wirtschaftsrecht und wechselte von einer Pariser Großkanzlei an den Verhandlungstisch des arabisch-israelischen Konfliktes.
.
Quälende Durchsuchungen

Ziyad Clot flog 2007 nach Palästina um an der Uni von Bir-Zeit zu unterrichten, so zumindest sein Plan. Bevor er allerdings die Möglichkeit erhält in die Heimat seiner Mutter zu fliegen, muss er sich noch einem quälenden Kreuverhör der El-Al (der israelischen Fluggesellschaft stellen). Ein Verhör, das so lange dauert, dass er seinen ersten Flug nach Tel Aviv verpasst und 2 Tage später erst seine Reise antreten kann. Ein Kreuverhör, dem eine Leibesvisitation folgt, die verhindert, dass er seinen Vater nochmal umarmen kann, bevor er sich auf dem Weg zum Flugzeug macht.

hier geht es weiter »

Kaum in Tel Aviv angekommen, beginnt er eine Reise nach Jerusalem. In Jerusalem versucht er die Orte der Stadt zu besichtigen, ein Vorhaben, welches ihm auch gelingt, bis er sich den Felsendom anschauen möchte. Der Ort, an dem auch Touristen die Auswirkungen der zweiten Intifada betrachten können und der Ziyad zu folgendem Zitat hinreisen lässt: „Nach dem zu urteilen, was ich seit meiner Ankunft gesehen und erlebt habe, scheint die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Palästinenser eher durch das militärisch definierte Vorgehen der Israelis bestimmt zu sein. Israel ignoriert und verletzt seine internationalen Verpflichtungen und diktiert mit dieser extremen Politik zugleich die gesamten Bedingungen des palästinensischen Lebensalltags. Der neue Friedensprozess änderte daran wenig, eher im Gegenteil.“

Seine Idee an der Universität von Bir-Zeit zu unterrichten, scheint unmöglich nach einem Vorstellungsgespräch beim Dekan. Stattdessen wird er aber eine Anstellung bei der „Einheit zur Unterstützung der Verhandlungen“ („Negotiations Support Unit“ oder NSU) der PLO erhalten. Dort entscheidet er sich für die Auseinandersetzung mit der Flüchtlingsfrage. Ein Thema, das ihn in den Libanon bringt, jenes Land, das die meisten palästinensischen Flüchtlinge aufgenommen hat.
.
Ankunft im Libanon – Sabra und Schatila

Der Libanon, jenes Land in das die Familie seiner Mutter während der Nakba flüchtet und das er schon öfters besuchte, ist die Heimat der weltweit bekanntesten Flüchtlingslager, Sabra und Schatila. Sabra und Schatila sind weltweit bekannt wegen dem Massaker, welches christliche Milizen mit Genehmigung des israelischen Militärs dort anrichteten. Schatila ist der Ort den Ziyad besucht um sich mit der Flüchtlingsfrage auseinanderzusetzen, ein Ort der ihn wegen seinem Elend entsetzt. Die Situation der Flüchtlinge hat sich dabei nicht geändert, wie Ziyad feststellt, während er den “Gerechten unter den Völkern” Folke Bernadotte zitiert, der Juden half während des Holocausts zu flüchten und sich später für das Rückkehrrecht der Palästinenser stark machte, bevor er von israelischen Soldaten erschoßen wurde.
.
Rückkehr nach Ramallah

Seine Rückkehr nach Ramallah stimmt ihn dabei eher negativ, denn die Folgen des Friedensvertrags von Oslo, sind unübersehbar. Die israelischen Siedlungen breiten sich aus, immer  Check-Points werden gebaut, an denen die Palästinenser stundenlang warten müssen. Immer mehr Menschen verlieren das Vertrauen, jedoch nicht die Hoffnung, wie der berühmte Dichter Mahmud Darwish beschreibt.Ziyad erinnert sich, dass die israelischen Ministerpräsidenten sich zwar rhetorisch für einen Palästinenserstaat ausgesprochen hatten, bisher aber keiner erklärt hatte, dass er die Gründung eines „unabhängigen und souveränen“ Palästinenserstaats „in den Grenzen von 1967, mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt“ unterstützen wolle. Die Autonomiebehörde sei nicht ein einziges Mal in der Lage gewesen, die Schließung einer Kontrollstelle zu erreichen. Es sei eine Autonomiebehörde ohne Autonomie, eine „Authority“ ohne jede Autorität. Für Clot scheint es unvorstellbar wie die Palästinenser immernoch Hoffnung haben, nach 63 Jahren Unterdrückung und 44 Jahren Besatzung. Die Hoffnung, die vielleicht eher einer Krankheit gleicht und zitiert den Dichter Darwish: “Hoffnung, dass unsere Dichter das schöne Rot der Rosen, und nicht mehr das Rot des Blutes besingen. Hoffnung, dass dieses Land seinem alten Namen gerecht wird: Land der Liebe und des Friedens zu sein.” Ein Hoffnung, die sowohl der Autor als auch der Dichter für vergebens halten.
.
Der Krieg in Gaza und die verlorene Hoffnung

Wenige Wochen vergehen bis zu den ersten gewaltsamen Auseinandersetzungen im Gazastreifen, die der Autor nur aus den Medien mitbekommt, da niemand die Möglichkeit hat, diesen von Israel abgerielten Ort zu besuchen. Er beschreibt wie Saudi-Arabien versucht die Spaltung in der palästinensischen Regierung zu schließen und wie die Bevölkerung im Westjordanland für die Menschen in Gaza demonstriert. Die Führung der PLO zeigt sich davon wenig beeindruckt und sieht in Verhandlungen mit der israelischen Regierung die einzige Möglichkeit, die Aussetzung dieser Verhandlung war nur für die Öffentlichkeit um die Seele Palästinas zu beruhigen, wie Ziyad schreibt.Die Verhandlungen werden jedoch weitergeführt, doch die Kritik an diesen wird immer größer. So äußert selbst Yassir Abed Rabbo, der Führer der DFLP und  Freund von Abu Mazen:  “Verhandlungen um jeden Preis als einzige Strategien laufen auf politischen Selbstmord hinaus” Wegen seines Insiderwissens beginnt er Anfang 2008 mit dem Gedanken zu spielen, um seine Entlassung bei der NSU zu bitten und „dieses Schiff zu verlassen… ´Palestitanic`“. Nur ein Besuch in der Heimatstadt seiner vertriebenen Großeltern, Haifa, bewog ihn zum Bleiben. Beim Besuch des Hauses, das kraft des israelischen Rechts vor 60 Jahren als „Besitz von Abwesenden“ enteignet worden war, erhält er jedoch neuen Mut, auch wenn der Besuch gänzlich neue Gefühle auslöst. „Ich hatte plötzlich eine Gänsehaut. Tränen liefen meine Wangen herunter. Palästina, „mein“ Palästina, das meiner Mutter, war nicht tot, es war nicht an dem Tag, an dem meine Familie geflohen war, gestorben.”

Der Autor zeigt mit diesem Werk: der Friedensprozess hatte keinen Schlag erhalten, „er war beendet“. Die Gespräche mit der Olmert-Regierung zeigen, dass die Israelis die palästinensische Seite permanent ins Leere laufen ließen. Alle Gespräche endeten im Nirgendwo. Das „großzügige Angebot“ Olmerts galt nicht den Palästinensern, „sondern den Medien und der israelischen und internationalen Öffentlichkeit“. Der Ausbau der Siedlungen, die Besatzung und die fehlende Macht, lassen Ziyad zu diesem Schluss kommen.
.
Das Ende der Arbeit

Die Arbeit für die NSU und die Verhandlungen, die einer Farce gleichen, zwingen Clpt desillusioniert aufzugeben unddie Wahrheit über die Verhandlungen in Form der „Palestine papers“ an die Öffentlichkeit zu geben.

Auch wenn kein Politiker in Palästina Konsequenzen zieht, die Weltöffentlichkeit weiß, wie viel die Palästinenser opfern wollten um einen Staat zu erhalten. Selbst die Forderung nach dem Rückkehrrecht würde dem Wunsch nach einem Staat geopfert. Nach Clot wird es niemals einen Palästinenserstaat geben, er zeichnet dafür drei andere Möglichkeiten für den Nahen Osten. Für all jene, die über den Nahen Osten nachdenken hat er einen Rat: “Stattdessen lade ich jeden ein, sich selbst dorthin zu begeben. Ich plädiere sogar ausdrücklich dafür. Es ist ein Pflichtbesuch: um besser verstehen zu können. Man verspreche mir nur, auch durchs besetzte Palästina zu fahren. Vom Mittelmeer bis zum Jordan. denn Palästina und Israel teilen ein gemeinsames, tragisches Schicksal. Ich habe verstanden, dass man den einen Teil nicht vom anderen trennen kann.” Die erste Lösung wäre die Fortsetzung der aktuellen Handlungen und Politik. Die zweite wäre eine erneute Vertreibung von Palästinensern, da diese in Israel und Palästina zusammen bald die Mehrheit stellen, diese Lösung wäre ein neues schreckliches Verbrechen und müsste der Nakba gleichkommen, eine Lösung, die weder von Israel noch von Palästina gewollt ist. Die dritte ist die Ein-Staaten-Lösung, über welche sich der Autor sehr wohlwollend äußert. “Israelis und Palästinenser leben Seite an Seite im Schoß eines gemeinsamen Staates, meine Rückkehr nach Haifa: welch schöne Vorstellung” so Ziyad zum Abschluss des Werkes. Der wohl wichtigste Satz steht eine Seite vorher und lautet: “Zum Teufel mit den Grenzen.” Damit dürften nicht nur die realen Grenzen zwischen beiden Ländern gemeint sein, sondern auch die Abgrenzung von einander und die beidseitige Diskriminierung. Ziyad ist ein Mann des Friedens, einer der sich Frieden für alle Menschen wünscht, der aber bitter enttäuscht wurde durch die eigenen Erfahrungen.

Sein Werk stimmt traurig, wenn man noch an die Zwei-Staaten-Lösung glaubt, es stimmt traurig, weil es die bittere Realität des Nahen Ostens so treffen beschreibt, aber grade deswegen ist es eine Empfehlung wert. Die einfache Sprache besticht, wenn auch seine Wortwahl nicht immer der unseren entspricht.

.
Erstveröffentlichung in „Die Freiheitsliebe“ vor wenigen Tagen. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers und des Autors.
.
Über den Autor: Julius Jamal hat 2009 aus dem Wunsch, einen Ort zu schaffen, wo es keine Grenzen gibt zwischen Menschen, den Blog „Die Freiheitsliebe“ gegründet. Einen Ort an dem man sich mitteilen kann, unabhängig von Religion, Herkunft, sexuelle Orientierung und Geschlecht. Freiheit bedeutet immer die Freiheit von Ausbeutung. Als Autor dieser Webseite streitet er für eine Gesellschaft, in der nicht mehr die Mehrheit der Menschen das Umsetzen muss, was nur dem Wohlstand einiger Weniger dient.

Alle Artikel von Julius Jamal

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief

└ Schlagwörter: 1967 besetzte Gebiete, Allgemein, AmericanRebel, António Costa, Arbeit Zukunft, Ausland, Barak, Benjamin Netanyahu, Brandstifter, Die Freiheitsliebe, Donald Trump, Ehud Barak, Emire der VAE, Friedensfrage, Gefahr für den Frieden, Golanhöhen, Imperium des Bösen, Israel, Jordantal, Knesset, Kriegstreiber, Libanon, Lieberman, Likud, Lissabon, Meretz, Mike Pompeo, Nahost, Netanjahu, Neuwahlen, Oppositionsparteien, Pompeo, Portugal, Premierminister, Putschisten, Rechtspopulisten, Regierungschef, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Saudi-Arabischen Königshaus, Siedlungen, Syrien, Trump-Regierung, Tsafrir Cohen, UNO, US-Amerikanischer Geldadel, US-Botschaft, US-Präsident Trump, USA, Waffenexporte, Wähler, Wahlkampagne, Weltpolitik, Westbank, Westjordanland
 Comment 
Apr.08
on 8. April 2019
Veröffentlicht in: Allgemein

Rui Filipe Gutschmidt

Netanyahu will Teile des Westjordanlands annektieren – Trump stärkt ihm den Rücken

Rui Filipe Gutschmidt

Benjamin Netanyahu provoziert die Palästinenser weiterhin und ein Krieg ist wohl nur eine Frage der Zeit. Der Wahlkampf wird wohl weitere Provokationen beinhalten und US-Präsident Donald Trump hilft fleißig beim Feuer legen. Dafür stärkt er den Netanyahu auch den Rücken.

Der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu kündigte an, Teile des besetzten Westjordanlands zu annektieren, falls er bei den Wahlen im nächsten Monat wiedergewählt wird. In einem Interview bei einem israelischen Fernsehsender versicherte Israels Regierungschef, dass er die Kontrolle über die Region behalten werde und auch die Souveränität der Siedlungsgebiete würde für immer den Israelis unterstehen.

Netanyahu sagte, er werde „nicht zwischen zusammenhängenden Blöcken von Siedlungen und isolierten Siedlungen“ unterscheiden, weil er der Meinung ist, dass in beiden Fällen israelische Gebiete unter israelischer Kontrolle stehen müssen. Der Premierminister unterstreicht die Verantwortung der Regierung für die Siedlungen und er meinte dies würde nur sichergestellt, wenn die Kontrolle nicht auf die Palästinenser übertragen wird.
.

Präsident Trump unterzeichnet die Anerkennung der Golanhöhen als israelisches Territorium – CC 0 Public Domain

Im Interview sprach Netanyahu über die neue Politik der USA in Jerusalem. Er habe Donald Trump davon überzeugen können, Israels Souveränität über die Golanhöhen anzuerkennen. Am Samstag sagte der US-Präsident, dass diese Entscheidung keine Konsequenzen haben würde, die USA aber bereit seien, „Israel zu schützen“.

Die Ultranationalisten und auch extremistische und ultrareligiöse Gruppierungen und Parteien haben den Siedlungsbau immer weiter vorangetrieben und sie machten nie ein Geheimnis aus ihrer Absicht, das Westjordanland in den Staat Israel zu integrieren. Auch der Gazastreifen ist, trotz kompletten Abzug Israels, noch Teil der Pläne dieser Fanatiker und wenn neben Netanyahu auch Trump eine weitere Amtszeit bekommt, dann sieht es schlecht aus um den Frieden in diesem geschundenem Land, diesem blutgetränkten Fleckchen Erde.

.
Weitere Artikel von Rui Filipe Gutschmidt

.
Lest bitte auch:

Netanyahu will Teile Palästinas annektieren – EU muss handeln!

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief

└ Schlagwörter: Israel, USA
 Comment 
Apr.08
on 8. April 2019
Veröffentlicht in: Allgemein, Harry Popow

Harry Popow

Soldaten für den Frieden (Teil eins)

Leseprobe aus „Ausbruch aus der Stille…“ von Harry Popow
.

Harry Popow

Ich möchte Euch heute einen Text aus meinem neuen Buch »Ausbruch Aus Der Stille – Persönliche Lebensbilder in Umbruchzeiten«, das  im Februar dieses Jahres auf den Markt gekommen ist, vorstellen. Bitte benutzt auch die Kommentarfunktion für Eure Kritiken und Einschätzungen.

»Ohrfeige für Henry

Kindheits- und Jugenderinnerungen der Mutter Tamara, und nicht nur ihre … Henry erinnert sich (von Schweden will er viele Seiten später berichten): Ja, da war jenes Dorf Stemmnitz in Pommern, von dem seine Mutter schrieb. Es war ein kleines Dorf an der Wipper, nördlich von Schlawe, heute Slawno, das Henry und seine Geschwister Sophia, Alexander und Berno in den Jahren 1942/43 kennenlernen sollten. Sie wohnten in Berlin-Schöneberg in der Wartburgstraße. Berlin lag wohl schon zunehmend unter dem Bombenhagel der Allierten. Jedenfalls wurden Frauen mit Kindern evakuiert. Die Eltern wählten Stemmnitz, da dort Verwandte des Vaters lebten. Eines Nachts mußten die Kinder sehr früh aus den Betten. Etwa um zwei Uhr. Knapp drei Stunden später sollte der Zug nach Stettin fahren. Ein Taxi brachte die Familie, auch Oma Emma, zum Stettiner Bahnhof: Regennässe. Kopfsteinpflaster. Ein verdunkeltes Bahnhofsgebäude. Zugqualm. Pfeiftöne. Müdigkeit. Man fror. Endlich Abfahrt. Umsteigen in Stettin. Wie lange waren sie unterwegs? Henry weiß es nicht mehr. Nur soviel, daß sie auf einem sehr abgelegenen kleinen Bahnhof ausstiegen. Soweit er sich erinnern kann, stand mitten im Dorf eine weiße Kirche mit einem hohen und schlanken Turm, die Straße führte rechts und links vorbei. Bauernhäuser mit riesigen Gehöften, mit Stallungen und großen Misthaufen. In der Nähe eine alte Windmühle. Die Familie kam auf einem Bauernhof in den oberen zwei Zimmern unter. Kopfsteinpflaster auf dem großen Hof, Kuhgebrüll, Schweinegequitsche und Hühnergegacker.

Auf der anderen Straßenseite haben Verwandte ihren Hof, ebenfalls Ziebells. Deren Tochter heißt Ruth und der Sohn Herrmann, der etwa siebzehn Jahre alt ist. Der nimmt den oft verträumten aber neugierigen Jungen mit zum Angeln an die Wipper. Einmal soll der Siebenjährige die Fische zum Hof bringen. Der spürt die Wichtigkeit dieses Auftrages und hofft, bald einen Abnehmer zu finden, um sich der Verantwortung zu entledigen. Aber im Hause des Onkels rührt sich nichts. Was tun? Henry kommt ein rettender Gedanke. Er legt die Fische auf ein umgedrehtes Holzfaß. Er sieht nur seine Aufgabe, übersieht aber die in der Nähe schnatternden und aufgeregten Gänse. Sein Fehler? Nein, seine erste Erfahrung. Nämlich umsichtig sein. Für alle Fälle! Denn kaum kehrt der Stadtjunge ihnen den Rücken, fallen sie auch schon über die reiche Beute her. Sein großer Freund Herrmann hat später geschimpft, und der Kleine bekommt zur Strafe abends keinen Fisch ab.

Buch-Cover Ausbruch aus der Stille von Harry Popow – Mit freundlicher Genehmigung des Autors

Überhaupt, Henry und seine Geschwister – sie fühlen sich als Stadtkinder sehr wohl auf dem Dorf, denn da riecht es –laut Henry – so gut nach Dung und Heu. Sehr wohl fühlt sich auch seine Schwester Sophia, denn sie wandert oft und gerne und man muß sie manchmal suchen. Wo treibt sie sich herum? Das hört Henry seine Mutter fragen. Man findet das eigenwillige Mädchen auf dem Friedhof, da hat sie sich die Blümchen auf den Grabstellen angesehen. Was sich besonders eingeprägt hat – das herrliche Vesper am Feldrand während der Ernte. Da gibt es immer Kaffee und Kuchen, meist Streußelkuchen. Im September muß Henry zur Schule, wie unangenehm. Eine Schiefertafel wurde besorgt und mehrere Griffel zum Schreiben. Der Gänsekiel, mit dem Henry so gerne geschrieben hätte, war nur für die größeren Kinder vorgesehen.

Der Lehrer ist klein und dicklich, ein Herr Pommerening. Gelbe Uniform und Hakenkreuz am Ärmel, ein Ortsgruppenführer, wie aus den Reden der Eltern zu hören ist, und es klingt nicht gut. Eines Tages im Unterricht fragt er den Henry-Knirps, wer Hitler sei. Der erschrickt. Er weiß es so genau nicht. Das war kein Thema zu Hause. Und rund heraus gesteht er seine Unwissenheit. Da hat er plötzlich eine Ohrfeige im Gesicht, dann noch eine zweite auf die andere Wange. „Raus!“, brüllt der Dicke. Der gedemütigte Junge muß den Unterricht verlassen. Mama und eine Bekannte – Papa arbeitet in einem anderen Ort und ist selten zu Hause – schauen sich bedeutungsvoll an, sagen, daß es nicht so schlimm sei, den Namen dieses Hitler nicht zu wissen, und der Schuljunge, der tief beleidigte, denn Schläge sind den Ziebellkindern eine unbekannte Größe, atmet erleichtert auf. Irgendwann taucht der kleine Hakenkreuzmensch – es ist bereits abends – bei den Ziebells zu Hause auf. „Frau Ziebell, ich habe keine Nachricht von meinem Sohn an der Ostfront, haben sie keine Verbindung mit ihren Landsleuten …?“ Mama ist schlau und auf der Hut. Sie zuckt mit den Schultern, sagt nicht’s. Wie auch, das wäre lebensgefährlich für sie gewesen, weiß Henry später.

hier geht es weiter »

Inzwischen ist es Winter geworden. Tiefer Schnee, große Kälte. Henry hat einen Traum. Ein eigener Schlitten für uns Kinder, das wäre schön. Papa redet mit dem Stellmacher des Ortes. Der verspricht, einen Holzschlitten zu bauen, so wie er Zeit hat. Also schleicht er immer öfter an der Schmiede vorüber, aber der Mann schüttelt immer wieder den Kopf, zuviel andere Sachen habe er zu stellmachern. Doch zu Weihnachten steht der Schlitten unter dem Weihnachtsbaum. Beim Spielen fällt Henrys vier Jahre jüngerer Bruder Alexander auf den Hinterkopf. Er wird mit dem Pferdefuhrwerk nach Schlawe (heute Slawno) ins Kreiskrankenhaus gefahren. Mama legt heimwärts die Hälfte der Strecke (etwa zehn Kilometer) mit einem Fuhrwerk zurück, den Rest zu Fuß. Drei Tage Todeskampf um das Leben des Bruders. Drei Tage Tränen der Mutter. Dann kommt die Nachricht per Telefon: Alexander ist gerettet. Mama nimmt Henry mit ins Krankenhaus. Alexanders erste Worte: „Apfel haben …“ Äpfel! Woher nehmen? Henry weiß es nicht mehr, ob Mama Äpfel besorgen konnte. Unvergeßlich aber für Henry: Die kriegsgefangenen Franzosen – sie hausen im Stall des Vermieters, denn sie helfen der Familie Ziebell, wie schon so oft, mit allerlei guten Sachen. Eines Tages fährt ein alter Mann auf der Dorfstraße mit dem Fahrrad. Er sieht Mama, klingelt und ruft ganz aufgeregt: „Frau Ziebell, sofort zum Ortsgruppenführer!“ Der herrscht sie mit hochrotem Kopf und haßerfüllt an: „Innerhalb einer Woche hat ihre Familie das Dorf zu verlassen!“
.
Zum Inhalt

Ausgangssituation ist Schweden und das Haus, in dem die Popows wohnen. Der Leser erfährt zunächst, wer die Eltern waren (seine Mutter stammt aus Moskau), berichtet kurz vom Evakuierungsort 1943/44 in Pommern, von der Rückkehr in das noch unter Bombenhagel liegende Berlin (Schöneberg), von den Eindrücken nach Kriegsende und vom Einleben in der neuen Gesellschaft, dabei auch von einer Begegnung der Jungen Pioniere mit Wilhelm Pieck.

Die Lehrzeit wird skizziert mit der Arbeit im Zwickauer Steinkohlenrevier, mit Tätigkeiten in der Geologischen Kommission der DDR und mit dem Beginn und dem erfolgreichen Abschluß der Offiziersschule der KVP/NVA in Erfurt und in Plauen, wo er seine spätere Frau kennenlernte.

Wie lebt ein junger Offizier in der Einöde im Nordosten der DDR, welche Gedanken und Gefühle bewegen ihn? Darum geht es in den nächsten Aufzeichnungen seiner Impressionen. Seine Träume führen ihn mitunter weg vom Kasernenalltag und so nimmt er die Gelegenheit wahr, für fünf Monate im Walz- und Stahlwerk Eisenhüttenstadt als einfacher Arbeiter tätig zu sein.

Durch Versetzungen gelangt er nach Potsdam. Dabei kommen Querelen des Alltags als Ausbilder und später als Politoffizier nicht zu kurz. Ein Glücksfall für ihn, als er nach Neubrandenburg in einen höheren Stab als Redakteur berufen wird. Er beginnt ein Fernstudium als Diplomjournalist an der Karl-Marx-Universität in Leipzig. Inzwischen ist er längst sehr glücklich verheiratet. Die Höhen und Tiefen eines Militärjournalisten – die zwingen ihn, vieles neu zu überdenken. Vor allem als einstiger Ausbilder gelingt es ihm, die Probleme der Soldaten immer besser zu verstehen und sie bildhaft zu schildern.

Die spätere Arbeit als Abteilungsleiter in der Wochenzeitung „Volksarmee“ macht ihm nicht nur Spaß, er nimmt auch Stellung gegen Ungereimtheiten, was ihm nach der Entlassung aus dem aktiven Armeedienst und der Tätigkeit als Journalist im Fernsehen der DDR nicht nur böse Blicke einbringt. So fährt er im September 1989 seiner Tochter nach Ungarn hinterher, um herauszukriegen, weshalb sie mit ihrem Partner abgehauen ist; er gibt ihr dabei das Versprechen, sie in keiner Weise als Tochter zu verstoßen. Nach seiner Rückkehr wird er mit einer Parteistrafe gerügt, die Wochen später angesichts der vermeintlichen Verstöße und Fehler durch die Politik nicht mehr relevant scheinen und wieder gestrichen wird. Auf Unverständnis stößt er auch bei seinen Mitarbeitern, als er nach der Teilnahme an der Dokumentarfilmwoche 1988/89 in Leipzig angeblich falsche Schlußfolgerungen zieht.

Nach der Wende: Versuche, arbeitsmäßig Fuß zu fassen, u.a in Gran Canaria und in einer Steuerfirma. Die Suche nach Alternativen, günstiger zu wohnen, sowie die Sehnsucht nach Ruhe führt das Ehepaar nach Schweden.

Episoden aus dem Dorfleben und von vielen Begegnungen, so z.B. bei der Geburtstagsfeier einer siebzigjährigen Schwedin, machen den Alltag und die feierlichen Momente in der „Stille“ nachvollziehbar. Keine der in der DDR erlebten Widersprüche und politischen Unterlassungssünden wirft den überzeugten Humanisten aus der Bahn, wogegen die Kapitaldiktatur mit ihren hörigen Medien, politischen Manipulationen und Lügen im angeblich so demokratischen Deutschland ihn aufbringen – er bleibt ein Suchender!« (Fortsetzung folgt)


zum 2. Teil >>>
.
Harry Popow: AUSBRUCH AUS DER STILLE. Persönliche Lebensbilder in Umbruchzeiten. © Copyright by Harry Popow, Verlag: epubli, Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin, Erscheinungsdatum 18.02.2019, ISBN: 9783748512981, Seiten: 500, Preis: 26,99 Euro.
.
Über den Autor: Geboren 1936 in Berlin Tegel, erlebte Harry Popow (alias Henry) in seinem Buch „Ausbruch aus der Stille“) noch die letzten Kriegsjahre und Tage. Ab 1953 war er Berglehrling im Zwickauer Steinkohlenrevier. Eigentlich wollte er Geologe werden, und so begann Harry Popow ab September 1954 eine Arbeit als Kollektor in der Außenstelle der Staatlichen Geologischen Kommission der DDR in Schwerin. Unter dem Versprechen, Militärgeologie studieren zu können, warb man ihn für eine Offizierslaufbahn in der KVP/NVA. Doch mit Geologie hatte das alles nur bedingt zu tun… In den bewaffneten Kräften diente er zunächst als Ausbilder und danach 22 Jahre als Reporter und Redakteur in der Wochenzeitung „Volksarmee“. Den Titel Diplomjournalist erwarb der junge Offizier im fünfjährigen Fernstudium an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Nach Beendigung der fast 32-jährigen Dienstzeit arbeitete er bis Ende 1991 als Journalist und Berater im Fernsehen der DDR. Von 1996 bis 2005 lebte der Autor mit seiner Frau in Schweden. Beide kehrten 2005 nach Deutschland zurück. Sie sind seit 1961 sehr glücklich verheiratet und haben drei Kinder, zwei Enkel und zwei Enkelinnen.

Frühere Artikel von Harry Popow

.

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung –
Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz.
Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief

1 Kommentar
Apr.08
on 8. April 2019
Veröffentlicht in: Allgemein

Julius Jamal

Der Kampf für die Abgehängten muss antirassistisch sein

Julius Jamal

Immer wieder liest man in linken Debatten, dass wir uns entscheiden müssten um wessen Stimmen und Vertretung wir kämpfen wollen – um die Kulturlinken, bei denen niemand wirklich ausdefiniert hat, wer sie denn sein sollen, oder um die wirtschaftlich Abgehängten. Der Kampf gegen Rassismus wird dabei als vermeintlich kulturlinkes Phänomen betrachtet. Mit der Realität hat dies nichts zu tun.

Ein Blick auf die Statistiken verdeutlicht, dass insbesondere Migrantinnen und Migranten in Deutschland armutsgefährdet, so die akademische Umschreibung für arm, sind. Laut einer Studie des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung sind 26,7% der Menschen mit Migrationshintergrund armutsgefährdet, unter denjenigen ohne sind es zum Vergleichszeitpunkt 12,5%. Die Gefährdung ist damit mehr als doppelt so hoch. Auch in Bezug auf die Einkommen gibt es deutliche Unterschiede. So verdienten Personen ohne Migrationshintergrund in Vollzeitbeschäftigung im Jahre 2015 3.141 Euro brutto monatlich. Migrantische Arbeitnehmer bekamen nur 2.467 Euro. Diese Daten verdeutlichen eines: wer über Prekarität und Ausgrenzung spricht, der darf Menschen mit Migrationshintergrund nicht unerwähnt lassen, denn sie sind überdurchschnittlich davon betroffen.
.
Rassismus führt zu stärkerer Armut

Wenn nun aber suggeriert wird, dass diese deutliche Schlechterstellung von Migrantinnen und Migranten nichts mit Rassismus zu tun hat und man einfach nur für soziale Verbesserungen kämpfen müsste, dann wird man Migrantinnen und Migranten nicht erreichen. Denn ihre soziale Benachteiligung ist nicht einfach eine Folge von sozialen Missständen, sie ist untrennbar verbunden mit dem Rassismus in Deutschland. Wenn eine Frau mit türkischem Migrationshintergrund sich doppelt so oft bewerben muss, wie eine deutsche Frau und wenn sie ein Kopftuch trägt, dann ist dies nicht nur Ausdruck sozialer Missstände, sondern des tiefsitzenden Rassismus in der Gesellschaft. Wenn diese Quote steigt, wenn die Stelle besser bezahlt ist und eine höhere Qualifikation erfordert, dann ist dies ein deutliches Signal dafür, dass auch der Aufstieg von Migrantinnen unerwünscht ist. Ähnlich verhält es sich bei Migranten.

Dies geht einher mit einer Benachteiligung auf dem Wohnungsmarkt, schlechteren Chancen im Bildungssystem und rassistischen Anfeindungen im Alltag.

Der Kampf gegen all diese Facetten von Rassismus kann allerdings nicht gewonnen werden, mit der Losung, sich auf die „soziale Frage“ zu konzentrieren, ohne zu analysieren, welche Mechanismen und Faktoren diese impliziert. Rassistische Benachteiligung ist verwoben mit der sozialen Frage und Realität für den migrantischen Teil der Arbeiterklasse. Zudem sind rassistische Vorurteile ein Hemmnis für die solidarische Aktion der Arbeiterklasse und es ist somit Aufgabe der Linken, sich klar gegen diese Spaltungen zu positionieren. Nur durch die solidarische Aktion der Klasse wird sie wirkmächtig, um die „soziale Frage“ anzugehen. Und durch die solidarische Aktion der Klasse für ihre Interessen werden Ideologien der Spaltung in der Praxis überwunden. Beides muss zusammen gedacht werden.
.
Klare Haltung als Grundvoraussetzung.

Die alltägliche Diskriminierung und die Erfahrungen von Rassismus sorgen unter Menschen mit Migrationshintergrund für ein klares Wissen über rassistische Zustände. Wenn die Linke nun aber der Meinung ist, Kämpfe trennen zu müssen und den Kampf gegen Rassismus als Nebenwiderspruch zu betrachten oder sich gar nur noch auf die soziale Frage zu fokussieren, dann wird sie Migrantinnen und Migranten nicht erreichen. Ebenso wenig wird sie ihrem Anspruch gerecht werden, die Stimme derjenigen zu sein, die gesellschaftlich ausgegrenzt und abgehängt sind, denn diese sind nicht primär männlich und deutsch. Sie sind überdurchschnittlich oft migrantisch. Ihre Interessen lassen sich allerdings nur mit einer klaren Haltung vertreten und diese bedarf einer bedingungslosen Absage an rassistische Stereotype und Ideen, wie auch des Kampfs gegen ebendiese.

Wenn man „Kulturlinker“ ist, wenn man anerkennt das Rassismus eine Ursache für Armut ist, dann sind wir „Kulturlinke“. Diejenigen die den Zusammenhang zwischen Rassismus und Armut aber leugnen und als „Kulturlinks“ definieren sollten sich fragen, wie sie die Prekarisierten erreichen wollen, wenn sie weder verstehen warum sie prekarisiert noch sich ihrer Problemen annehmen. Denn die Ursache der Probleme ist nicht alleine der Neoliberalismus, sondern häufig auch verschiedene Diskriminierungsformen, die dazu führen, dass bestimmte Gruppen überdurchschnittlich stark betroffen sind.
.
Erstveröffentlichung in „Die Freiheitsliebe“ vor wenigen Tagen. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers und des Autors.
.
Über den Autor: Julius Jamal hat 2009 aus dem Wunsch, einen Ort zu schaffen, wo es keine Grenzen gibt zwischen Menschen, den Blog „Die Freiheitsliebe“ gegründet. Einen Ort an dem man sich mitteilen kann, unabhängig von Religion, Herkunft, sexuelle Orientierung und Geschlecht. Freiheit bedeutet immer die Freiheit von Ausbeutung. Als Autor dieser Webseite streitet er für eine Gesellschaft, in der nicht mehr die Mehrheit der Menschen das Umsetzen muss, was nur dem Wohlstand einiger Weniger dient.

Alle Artikel von Julius Jamal

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief

 Comment 
Apr.07
on 7. April 2019
Veröffentlicht in: Heinz Michael Vilsmeier
Volkskorrespondent

Heinz Michael Vilsmeier

Wann fordern Sie endlich den Bau
einer Mauer, Frau Wagenknecht?

Heinz Michael Vilsmeier

Sahra Wagenknecht stellt sich schützend vor AfD-Wähler, die eine „differenzierte Sicht auf Migration einfordern“. Wagenknecht behauptet, es sei „eine Lüge“, dass man mit Migration „Armut bekämpfen“ könne… Doch dass das eine rhetorische Behauptung ist, wird klar, indem sie nicht konkretisiert, wer so eine Lüge überhaupt verbreitet.

Es seien, so Wagenknecht, nicht „die Ärmsten“, die „ihre Länder“ verließen, „sondern eher die Mittelschicht und die etwas besser Ausgebildeten“. Die „Förderung der Migration“ sei es, die die „Armut in der Dritten Welt“ wachsen lasse. Nachdem Wagenknecht schon einmal, gemeinsam mit Oskar Lafontaine, behauptet hatte, es sei eine Ungerechtigkeit, dass Flüchtlinge die gleichen Sozialleistungen bezögen, wie deutsche Beitragszahler, wirft ihre neue Argumentation schon die Frage auf, wie weit sie eigentlich noch gehen will, ins Groteske.

Warum macht sie es nicht gleich wie einst Horst Seehofer, der verkündete, das „Boot“ sei voll, während im Mittelmeer die Flüchtlinge ertranken. Oder warum schließt sie sich nicht gleich Donald Trump an, der den Flüchtlingen entgegenhält: „Unser Land ist voll!“. Warum fordert Wagenknecht nicht, gemeinsam mit Trump, den Bau einer Mauer, die geeignet wäre, die privilegierten elenden Mittelschichten der „Dritten Welt“ vom Reichtum fernzuhalten, auf das deren „Dritte Welt“-Länder nicht noch mehr verelenden?

Wagenknechts ideologische Schnittmenge mit der AfD, und nicht zuletzt mit Trump, dürfte längst groß genug sein, für so eine Positionierung…!
.

Lest dazu auch:

© Bereitgestellt von AFP Die scheidende Fraktionschefin der Linken, Wagenknecht, ist mit ihrer Partei ins Gericht gegangen. Die Linke habe sich „von den ärmeren Schichten teilweise entfremdet, weil sie oft nicht deren Sprache spricht“, sagte sie der „NOZ“..

Weitere Beiträge von Heinz Michael Vilsmeier

.
Erstveröffentlichung heute in der Gruppe Volkskorrespondenz. Weiterveröffentlichung nur für Partner/innen der Gruppe Volkskorrespondenz.
.

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief

 Comment 
Apr.07
on 7. April 2019
Veröffentlicht in: Allgemein, Diethard Möller
Volkskorrespondent

Diethard Möller, Stuttgart
.

Bundesweite Demonstrationen
„Gemeinsam gegen Verdrängung
und Mietenwahnsinn!“ am 6. April

Diethard Möller

Zehntausende haben bundes- und europaweit am Samstag, 6. April gegen Mietwucher, Spekulation, für bezahlbare Mieten und ausreichend Wohnraum für alle demonstriert.

In Berlin, Köln, Leipzig, Dresden, Jena, Potsdam, München, Stuttgart, Freiburg und an vielen weiteren Orten gingen Zehntausende auf die Straße. In Berlin waren es nach Angaben der Organisatoren fast 40.000, in Leipzig rund 3.000. Überall war der Zuspruch sehr groß und höher als erwartet.

Bei uns in Stuttgart kamen rund 4.000 Menschen zusammen, die gegen den Mietwahnsinn protestierten.

Die Aktionen wurden von einem breiten Bündnis getragen. Die Empörung über den radikalen Abbau von Sozialwohnungen, die Privatisierung von staatlichen Wohnungen, die rasant steigenden Mieten ist groß.

Das konnte man auch am Rande der Demonstration bei den Passanten eindrücklich sehen. Viele drückten ihre Sympathie aus und forderten bis hin zu Enteignungen des Immobilienkapitals.
.

Demo gegen Mietwucher am 6. April 2019 in Stuttgart. Foto: D. Möller

ARBEIT ZUKUNFT verteilte auf der Demo dieses Flugblatt.
.

Weitere Beiträge von Diethard Möller

.
Erstveröffentlichung heute in der Gruppe Volkskorrespondenz. Weiterveröffentlichung nur für Partner/innen der Gruppe Volkskorrespondenz.
.

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief

 Comment 
Apr.06
on 6. April 2019
Veröffentlicht in: Heinz Michael Vilsmeier
Volkskorrespondent

Heinz Michael Vilsmeier

Vice President Pence outet sich
als Einpeitscher gegen Venezuela und Kuba

Heinz Michael Vilsmeier

Ich habe selten eine Rede gehört, die so verlogen war, wie die des Vice President Mike Pence am 5. April 2019 in der Rice University in Houston, Texas. Da wird Venezuela zu einem „failed state“ erklärt und „Kubas Führer“ auf groteske Art und Weise als „die wahren Imperialisten in der westlichen Hemisphäre“ bezeichnet, die nichts anderes im Sinne hätten, als „Tyrannei“ zu exportieren. So macht Pence aus Kuba einen Popanz, aus dessen Griff Venezuela befreit werden müsse.

Pence Rede ist eine einzige Missachtung des Völkerrechts. Dazu passt, dass am selben Tag einer Richterin des Internationalen Strafgerichtshofes, die gegen mutmaßliche Kriegsverbrecher in den USA ermitteln wollte, die Einreise verweigert wird. Das Völkerrecht ist der US-Führung offensichtlich völlig egal.

Es ist bemerkenswert, dass Pence mit seiner quasi Kriegserklärung in den Vordergrund tritt und der 45. Präsident der Vereinigten Staaten, Donald Trump, scheinbar nicht die Eier in der Hose hat, selbst zu lügen! Dies spricht dafür, dass der Sturz Nikolás Maduros und die Beseitigung der kubanischen Regierung, der persönlichen Profilierung des Vizepräsidenten dienen!
.

LIVE: US-Vizepräsident Mike Pence äußert sich zu Venezuela [englisch]

.

Weitere Beiträge von Heinz Michael Vilsmeier

.

Erstveröffentlichung heute in der Gruppe Volkskorrespondenz. Weiterveröffentlichung nur für Partner/innen der Gruppe Volkskorrespondenz.
.

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief

 Comment 
  • Seite 74 von 150
  • « Erste
  • «
  • 72
  • 73
  • 74
  • 75
  • 76
  • »
  • Letzte »

.

Autoren/-innen

Archiv

2001-2015 / 2016

Auslandskorrespondenten

  • Andreas Habicht, Spanien
  • Jairo Gomez Garcia, Spanien
  • Noel Nascimento, Brasilien
  • Rainer Kranz, Portugal
  • Rui Filipe Gutschmidt, Portugal
  • Yücel Özdemir, Türkei

Volkskorrespondenten/innen

  • Andre Accardi
  • André Höppner, Hannover
  • Andreas Grünwald, Hamburg
  • Bastian Reichardt, Königswinter
  • Diethard Möller, Stuttgart
  • Fritz Theisen, Stuttgart
  • Gizem Gözüacik, Mannheim
  • Heinrich Schreiber
  • Ilga Röder, Saarbrücken
  • Jens Lustig, Augsburg
  • Kalle Schulze, Sassnitz
  • Kiki Rebell, Kiel
  • K-M. Luettgen, Remscheid
  • Leander Sukov, Ochsenfurt
  • Luise Schoolmann, Hambgurg
  • Maritta Brückner, Leipzig
  • Matthias Wolf, Potsdam
  • Max Bryan, Hamburg
  • Merle Lindemann, Bochum
  • Michael Hillerband, Recklinghausen
  • H. Michael Vilsmeier, Dingolfing
  • Monika Oette, Leipzig
  • Nicola Hofediener, Hamburg
  • Peter Vauel, Essen
  • Ralf Ripken, Altenstadt
  • Ricardo Lerida, Maspalomas
  • Steffen Weise
  • Susanne Fiebig, Hamburg
  • Wolfgang Huste, Ahrweiler
  • Wolfgang Müller, Hamburg
  • Quasi B., Dresden

Kooperationspartner

Antikrieg.com
Arbeit-Zukunft
ANF NEWS
Berlin Bulletin by Victor Grossman
BIP jetzt BLOG
Dean-Reed-Archiv-Berlin
Der Stachel Leipzig
Die Freiheitsliebe
Die Welt vor 50 Jahren
Einheit-ML
EINHEIT & KAMPF
Egers Worte – Der Schwarze Kanal
El Cantor
Hartz-IV-Nachrichten
Harald Pflueger international
Hosteni – INFO (nur per eMail)
Informationsstelle Militarisierung
Infoportal f. antif. Kult. u. Polit. M/P
INFO-WELT
Israel Büro der R. Luxemburg Stiftg.
JusticeNow!
Kämpfer und Freunde
der Spanischen Republik 36/39 e.V.
Kommunisten Online †
LINKSNET
Roter Morgen
Sascha Iwanows Welt
Sascha’s Welt
YeniHayat/NeuesLeben

American Rebel

Spendenaufruf

Hartz-IV-Nachrichten

Onlinezeitung El Cantor

Einheit

Volkskorespondenzen

Edition Armerican Rebel

eBay-Shop American Rebel

You Tube Channel

Unser Kalender der Jahrestage und Ereignisse

Neues Projekt

Der Reaktionsbeirat

Dean Reed Archiv

Kommunisten Online

Spezials


100 Jahre Novemberrevolution

Internationaler Frauentag

Pflege am Limit

70 Jahre Israel

Links

Hosteni 100

Volkskorrespondenz

Rebellen

Grafiken by
www.zersetzer.com |||| ||| freie grafik
Thomas Müntzer
Thomas Müntzer
Artikel zu Thomas Müntzer
Karl Marx
Karl Marx
Artikel zu Karl Marx
Rosa Luxemburg
Rosa Luxemburg
Artikel zu Rosa Luxemburg
Erich Mühsam
Erich Mühsam
Artikel zu Erich Mühsam
Hans Beimler
Hans Beimler
Artikel zu Hans Beimler
Bartolomeo Vanzetti
Bartolomeo Vanzetti
Artikel zu Bartolomeo Vanzetti
Olga Benario
Olga Benario
Artikel zu Olga Benario
Che Guevara
Che Guevara
Artikel zu Che Guevara
John Heartfield
John Heartfield
Artikel zu John Heartfield
Victor Jara
Victor Jara
Artikel zu Victor Jara
Rudi Dutschke
Rudi Dutschke
Artikel zu Rudi Dutschke
Lucio Urtubia
Lucio Urtubia
Artikel zu Lucio Urtubia
Dean Reed
Dean Reed
Artikel zu Dean Reed

Impressum
Datenschutzerklärung