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Dez.12
on 12. Dezember 2021
Veröffentlicht in: Wochenrückblick

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Zurückblickend auf die letzten Tage sind uns einige kommentierbare Vorkommnisse ins Auge gefallen, die wir hier zur Diskussion stellen.

(Kommis bitte unten eintragen!)
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6. November |
Wir brauchen ein Narrativ
„Kaltenstein“, ein fiktives pfälzisches Dorf im Jahre 1951, ist der Schauplatz des aktuellen Sechsteilers der ARD, „Ein Hauch von Amerika“. Siegfried, der in sowjetischer Kriegsgefangenschaft verschollene Sohn des Bürgermeisters, kehrt schwer traumatisiert in sein Heimatdorf zurück und will die alte Ordnung wieder herstellen. Seine Verlobte Marie verspricht ihm die Treue, während Schwester Erika die neuen Grenzen ausreizt, denn Kaltenstein hat sich verändert – eine Truppe der amerikanischen Besatzer hat sich im Ort niedergelassen, baut seine Kaserne aus und beabsichtigt dort, ein Lazarett zu errichten.
»RoterMorgen« berichtete
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7. November | Israel: Kampf gegen Corona,
kein Kampf für die Armen

Die Corona-Krise hat die soziale Ungleichheit in Israel weiter verschärft. Eine Politik sozialer Kürzungen und mangelnde Unterstützung für Selbstständige sorgen dafür, dass Israels unterprivilegierte Schichten vor einem verlorenen Jahrzehnt stehen.
»Das Israelbüro der Rosa Luxemburg Stiftung berichtete«
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8. November |
40 Jahre in Haft: Freiheit für Mumia Abu-Jamal!
Am 9. Dezember 2021 ist der 40. Haftjahrestag des linken Journalisten und Black-Panther-Aktivisten Mumia Abu-Jamal. Obwohl der Prozess gegen ihn offen rechtswidrig verlief, wehren Justiz und Behörden ein Wiederaufnahmeverfahren bis heute mit allen Mitteln ab.
»Rote Hilfe news« berichtete  

hier geht es weiter »

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8. November | Tarifticker 50/2021
Aktuelle Kurzmeldungen zu den laufenden Tarifverhandlungen und Arbeitskämpfen der Kollegen/-innen im deutschsprachigen Raum.
»RoterMorgen« berichtete
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8. November | „Gastarbeitermonologe“
Am 25. November 2021 führte das Deutsche Schauspielhaus Hamburg gemeinsam mit der Föderation demokratischer Arbeitervereine die Uraufführung der Gastarbeitermonologe von Mesut Bayraktar auf. Im größten Sprechtheater Deutschlands verfolgten knapp 400 Zuschauer den spannenden Text über vier gänzlich verschiedene Schicksale rund um das deutsch-türkische Anwerbeabkommen von 1961. Dass trotz der aktuellen Pandemiesituation so viele Besucher den Weg ins Schauspielhaus fanden, ist vor allem der starken Mobilisierung der DIDF und befreundeter Organisationen zu verdanken, aus deren Umfeld der Großteil der Zuschauer stammte.
»YeniHayat/NeuesLeben« berichtete
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9. November | Hurrar – „Wir sind Scholz“!

Mit 395 von insgesamt 707 abgegebenen Stimmen wurde Ex-Finanzminister Olaf Scholz (SPD) im Parlament zum 9. Bundeskanzler der BRD gewählt und vereidigt. Danach stellte er die bedeutendsten Ministerien vor, die mit Personen besetzt wurden, die keinen Zweifel daran lassen, dass sie professionelle Politiker/innen sein wollen. Und das heißt in diesem System, professionell daran zu arbeiten, die Interessen von Banken und Konzernen gegen die Interessen der breiten Bevölkerung durchzusetzen und Allerwelt das kapitalistische Gesellschaftssystem als den Normalzustand zu verkaufen.
»RoterMorgen« berichtete
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9. November |
Sudan:
Mangelnde Berichterstattung und stereotype Bilder

Wenig hört man in den großen Medien Deutschlands über die politische Lage im Sudan nach dem versuchten Militärputsch am 25. Oktober 2021. Einer der wenigen Beiträge, die es hierbei bis in die öffentlich-rechtlichen Medien Deutschlands geschafft haben, ist ein aktueller „Krisenbericht“ aus der Tagesschau noch vom Tag des Putsches selbst unter der Überschrift: „Militärputsch im Sudan: Premier festgesetzt“. Wie leider so oft schafft es somit nur eine krisenbehaftete, verkürzte Rhetorik im konkreten Zusammenhang mit dem sich an der Schnittstelle zwischen Subsahara-Afrika und der arabischsprachigen Welt befindenden Land in große Teile der deutschen Medienlandschaft. Komplexe soziopolitische Hintergründe der aktuellen Situation werden nur unzureichend erwähnt und positive Entwicklungen der seit 2019 andauernden sudanesischen Revolution fast schon kategorisch ausgeblendet.
»Die Freiheitsliebe« berichtete

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9. November |
Nach vielen Jahren der Kämpfe:
§219a wird abgeschafft!
Die zukünftige Ampel-Koalition hat ihren Koalitionsvertrag veröffentlicht. Neben u.a. Regelungen zu Einbürgerung, Mindestlohn oder Abschiebungen, geht es in dem Vertrag auch um Schwangerschaftsabbrüche. „Wir stärken das Selbstbestimmungsrecht von Frauen. Wir stellen Versorgungssicherheit her. Schwangerschaftsabbrüche sollen Teil der ärztlichen Aus- und Weiterbildung sein. Die Möglichkeit zu kostenfreien Schwangerschaftsabbrüchen gehören zu einer verlässlichen Gesundheitsversorgung,“ so der Wortlaut im Koalitionsvertrag.
»YeniHayat/NeuesLeben« berichtete
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10. November |
Chinesischer Immobilienriese Evergrande
teilweise insolvent

Dem völlig überhitzten chinesischen Immobilienmarkt droht seit längerem ein Crash, der ein beispielloses Chaos in China selbst und weltweit auslösen könnte. Zahlreiche Immobilienkonzerne sind massiv überschuldet, neun der zehn am höchsten verschuldeten Unternehmen sind Baukonzerne. Mit der ausbleibenden Zahlung von ausstehenden Schulden kam es heute zu einer erneuten Zuspitzung der schwelenden Krise. Nun greift die KPCh direkt ein.
»perspektive online« berichtete
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11. November | Protest gegen die Konferenz
der Innenminister/innen

Vom 1. bis zum 3. Dezember gab es in Stuttgart eine Innenminister/innen-Konferenz. Daher rief das NoIMK Bündnis für Freitag, 3. Dezember, zu einer Demonstration unter dem Motto „Ihre Sicherheit ist nicht unsere Sicherheit“ auf. Sie führte vom Eckensee über den Charlottenplatz vorbei am Oberlandesgericht bis zum türkische Konsulat am Neckartor.
»RoterMorgen« berichtete
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11. November | Antisemitismus als Waffe –
vollste Solidarität mit Jules El-Khatib!

Vor ein paar Tagen verkündete der linke Journalist und Mitherausgeber des Blogs »Die Freiheitsliebe«, Jules El-Khatib auf Facebook, dass er zum Landessprecher der NRW-Linkspartei gewählt wurde. Was darauf folgte, ist ein Lehrstück darüber, wie der Begriff des Antisemitismus als politische Waffe zum Mundtotmachen von Andersdenkenden missbraucht wird. Und wie Rassismus funktioniert. Nicht der von rechts – der von „links“.
»RoterMorgen« berichtete
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12. November |
Der Teufelspakt in der Sackgasse
Buchtipp: „Tamtam und Tabu. Die Einheit: Drei Jahrzehnte ohne Bewährung.“ –
Daniela Dahn und Rainer Mausfeld
Der Leser möge es dem Rezensenten nachsehen: Nach dem gründlichen Lesen dieser außerordentlich tiefgründigen Analyse in dieser gesellschaftskritischen Lektüre kann er nicht anders, als mit hoher Anerkennung den Hut zu ziehen. Aus dieser – soviel sei vorneweg gesagt – spricht soviel unendliche mühevolle Liebe: Zu den Menschen, zur Natur, zum Planeten Erde. Und, das muss gesagt werden: Kämpferischer Geist und Tatkraft, um Goethes Faust die beiden Autoren schier beneidet hätte. Während sich Dr. Faust vom Teufel dazu verführen lässt, seine hohen Ideale zugunsten einer billigen, aber menschlich zu verstehenden Ablenkung sausen lässt und schließlich zugrunde geht, versuchen heute – im Jahre 2020 – ,ein ganzes Packt von Teufeln die Menschheit zu ruinieren. Und: Es hat unendlich mehr technische Möglichkeiten, als nur die Verführung durch „Wein, Weib und Gesang“, um jegliche Lust an Erkenntnis über Mensch und Welt im Keime zu ersticken. Was tun?
Tamtam und Tabu. Die Einheit: Drei Jahrzehnte ohne Bewährung. Westend-Verlag, Erscheinungsdatum: 21.09.2020; Umfang: 224 Seiten; ISBN 978-3-86489-313-1; Sprache: Deutsch; Ladenpreis: EUR (D) 18,00, Bestellung beim Verlag

 

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Die Redaktionen
danken den Volkskorrespondenten/-innen Hosteni, Zeki, Nico,

KikiRebel, Rui-Filipe, Sascha, Kalle, Heinrich, Klaus, Fiete, Reinhold u. A.
für die Unterstützung bei der Erstellung.
Dieser Rückblick erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.

Verlinkte- und mit Namen gekennzeichnete Texte müssen
nicht in allen Punkten den Meinungen unserer Redaktionen entsprechen.
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»Wochenrückblick« ist ein Projekt von
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└ Schlagwörter: Buchvorstellung, Flucht und Migration, JUMP UP, Klassenjustiz, KPD/ML, Literatur, Politische Gefangene in Deutschland, Polizeiwillkür, Rote Hilfe e.V., Roter Morgen, Soziales, Stuttgart 21, Wochenrückblick
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Dez.09
on 9. Dezember 2021
Veröffentlicht in: Redaktion ROTER MORGEN

Redaktion RoterMorgen – 9. Dezember 2021

Hurra – „Wir sind Scholz“!

Mit 395 von insgesamt 707 abgegebenen Stimmen wurde Ex-Finanzminister Olaf Scholz (SPD) im Parlament zum 9. Bundeskanzler der BRD gewählt und vereidigt. Danach stellte er die bedeutendsten Ministerien vor, die mit Personen besetzt wurden, die keinen Zweifel daran lassen, dass sie professionelle Politiker/innen sein wollen. Und das heißt in diesem System, professionell daran zu arbeiten, die Interessen von Banken und Konzernen gegen die Interessen der breiten Bevölkerung durchzusetzen und Allerwelt das kapitalistische Gesellschaftssystem als den Normalzustand zu verkaufen.

„Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen,
seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die
Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft
erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde.“

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Nehmen wir ihn beim Wort!

Nachdem die vier größten deutschen Unternehmerverbände mit ihrer Erklärung vom 9. November unmissverständlich erklärt haben, was sie von der neuen Bundesregierung erwarten, tritt Scholz mit seinem Kabinett an und nennt seinen Weg „Vielfalt und eine grundlegende Neuausrichtung der Politik„. Solche blumigen Sprüche in traditioneller SPD-Manier sollen dazu beitragen, dass viele Menschen noch einmal Hoffnungen in soziale oder umweltpolitische Verbesserungen der neuen Regierung haben. Doch die Kanzlerpartei SPD selbst macht mit ihrer Personalwahl deutlich, dass es ihr keinesfalls um einen Bruch mit der Linie der alten Koalition geht. Drei von sechs Ministerämtern werden mit Personen besetzt, die schon zuvor eines innehatten und die Merkel-Regierung mit trugen. Scholz selbst war zuvor bekanntlich Finanzminister und hat auch davor seine Aufgaben im Sinne der Vertretung der Interessen des Kapitals hervorragend gemeistert. Zur Zeit der SPD/Grünen-Regierung unter Bundeskanzler Schröder war er von Oktober 2002 bis März 2004 Generalsekretär der SPD und half mit, die zutiefst unsozialen Hartz-Gesetze durchzusetzen. Als Arbeitsminister der ersten Großen Koalition unter Kanzlerin Merkel von November 2007 bis Oktober 2009 hielt er ebenfalls an diesen Gesetzen fest und verteidigte sie. Als Erster Bürgermeister von Hamburg war er 2017 unter anderem hauptverantwortlich für die groß angelegte Bürgerkriegsübung anlässlich des dortigen G-20-Gipfels in Verbindung mit einer massiven antikommunistischen Hetze gegen „Linksextremisten“. Scholz ist also kein unbeschriebenes Blatt, sondern ein ausgebuffter Monopolpolitiker, der ganz genau weis, was er will. Ein Aufbruch in eine sozialere Welt für uns Werktätige von dieser (nicht neuen) Regierung ist nicht zu erwarten. Heizen wir ihr also ein, entlarven wir ihr Spiel und klagen wir sie an! RoterMorgen wir sich (auch) darum kümmern!

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Erstveröffentlichung am 9. Dezember 2021 auf »RoterMorgen«. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.

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Lest dazu bitte auch:

Kanzlerkandidat Scholz: „Links blinken, rechts abbiegen!“

Das Kapital weist der künftigen Regierung den Weg

Bürgergeld: Abschaffung von Hartz IV oder Etikettenschwindel?

Die “Ampel“ schaltet auf grün fürs Kapital

Neues Rechtsgutachten: Hartz-IV-Regelsatz ist grundgesetzwidrig!

Zwei Songs zur „Bumstachswahl 2021“

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└ Schlagwörter: AmericanRebel, Arbeiterklasse, blumige Sprüche in traditioneller SPD-Manier, das kapitalistische Gesellschaftssystem, Das kapitalistische System, Hartz-Gesetze, KPD/ML, Merkel-Regierung, Politik und Gesellschaft, Roter Morgen, Scholz ist Bundeskanzler
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Dez.08
on 8. Dezember 2021
Veröffentlicht in: Redaktion ROTER MORGEN

Redaktion RoterMorgen – 8. Dezember 2021

Wer bei Europas größtem Autovermieter einen Betriebsrat gründen will, bekommt Aufhe- bungsverträge vorgelegt – oder die fristlose Kündigung. Außerdem versucht der Global Player, der in 105 Staaten weltweit präsent ist, Beschäftigte mit Aufhebungsverträgen und Schadenersatzforderungen aus dem Unterneh- men zu drängen.

Beispiel Düsseldorf: An der Sixt-Station am Flughafen haben es drei Mitarbeiterinnen gewagt, am 20. August ein Schreiben ans Schwarze Brett zu hängen. Die Frauen haben an diesem Freitag zu einer Betriebsversammlung eingeladen. Bei der soll ein Wahlvorstand bestimmt werden, der die Wahl eines Betriebsrats organisieren darf.

Die Reaktion der Firmenzentrale im 600 Kilometer entfernten bayerischen Pullach folgt prompt. Nur drei Tage später tauchen die Sixt-Geschäftsführer Heiner Schmedt und Timo Schuster höchstpersönlich in Düsseldorf auf, fragen nach den „Beweggründen“ für die Betriebsratsgründung – dabei dürften diese den Führungskräften klar sein: „Die Bezahlung liegt bei gerade 12,17 Euro pro Stunde – also nur 17 Cent über dem von der SPD versprochenen Mindestlohn“, kritisiert der Verdi-Gewerkschaftssekretär Özay Tarim. Außerdem sei der Flughafen-Counter chronisch unterbesetzt.

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Fristlos gekündigt

In der Firmenzentrale aber scheint die Kritik als Provokation anzukommen. Sixt setzt seither auf maximale Einschüchterung. Am 27. August, also nur eine Woche nach dem Aushang am Schwarzen Brett, reisen die Geschäftsführer Schmedt und Schuster zum zweiten Mal nach Düsseldorf. Einzeln hätten die Top-Manager, so erzählt es Gewerkschafter Tarim, die betreffenden Kollegen/innen dann im Büro des Düsseldorfer Sixt-Betriebsleiters Jürgen Boveleth antreten lassen.

Gewerkschaftssekretär
Özay Tarim, Düsseldorf. Bild: ver.di

Eine der Frauen wird fristlos gekündigt, zwei weitere bekommen Aufhebungsverträge vorgelegt. Abfindungen von 10.000 Euro werden ihnen darin versprochen. Im Gegenzug sollen sie sich verpflichten, „in sozialen Netzwerken oder auf Bewerberportalen negative Bewertungen oder Äußerungen“ über Sixt „zu unterlassen“, heißt es in dem der taz vorliegenden Vertragsentwurf. „Ich war total schockiert“, sagt eine der Kolleginnen dazu. „Es ist unfassbar, mit welchen Methoden die arbeiten“, wundert sich die zweite. „Ich hatte das Gefühl, mir wird der Boden unter den Füßen weggezogen.“ Auch sei die angebotene Abfindung von 10.000 Euro „erstaunlich hoch“, sagt Özay Tarim. Fällig gewesen wären nur wenige tausend Euro. Von „Schweigegeld“ spricht der Verdi-Mann deshalb.

Die drei Frauen halten an der Betriebsratswahl fest. Von der Sixt-Belegschaft aber, die in Düsseldorf die Gründung der Arbeitnehmer/innen-Vertretung zunächst unterstützt hatte, kommt keine Rückmeldung mehr – schließlich hat auch Personalchefin Friederike-Katharina Reichenberger, die bei Sixt als „Executive Vice President Global People Management“ firmiert, vor Ort Gespräche geführt. Zur Betriebsversammlung am 21. September meldet sich niemand an.
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Einschüchterung eine bekannte Masche

Umso erstaunter sind Tarim und die drei Einladerinnen, als an diesem Termin plötzlich 18 Kol­le­gen/in­nen auftauchen. „Wir waren total isoliert, alle orientierten sich an Betriebsleiter Boveleth“, beschreibt der Gewerkschafter die Stimmung. Dann taucht eine Mitarbeiterin des Raumvermieters „DUSConference plus“ auf, die das Treffen für unzulässig erklärt – um trotz der fehlenden Anmeldungen den Vorwurf der Kostentreiberei zu vermeiden, haben die drei einen Raum angemietet, der unter Coronabedingungen zehn Menschen fasst.

Das Angebot des Betriebsleiters, die Versammlung zu verlegen, lehnen sie ab: Nachzügler, die das Treffen nicht finden, könnten ja juristisch gegen die Wahl vorgehen. Die Betriebsversammlung platzt deshalb – stattdessen läuft jetzt ein Antrag auf Einsetzung eines Wahlvorstands durch das Düsseldorfer Arbeitsgericht.

Sixt setzt trotzdem weiter auf Einschüchterung. Am 3. November wird auch den anderen beiden Frauen, denen eigentlich Aufhebungsverträge angeboten wurden, fristlos gekündigt. Bei der Mitarbeiterin, die bereits am 27. August eine fristlose Kündigung erhalten hat, liegt sogar der zweite fristlose Rauswurf im Briefkasten.

Begründet werden die Kündigungen ausgerechnet mit der fehlenden Größe des Versammlungsraums. Die zeige, dass es den dreien „von Anfang an überhaupt nicht um die Durchführung einer ordnungsgemäßen Betriebsratswahl gegangen sei“, schreibt die Pressestelle des Unternehmens auf taz-Anfrage. Noch vor Ort habe Betriebsleiter Boveleth angeboten, für 6.000 Euro einen Raum mit 100 Plätzen im Maritim-Hotel zu organisieren – dass sich Sixt weigert, auch nur die Kosten für den für zuerst angemieteten Raum in Höhe von 180 Euro zu tragen, verschweigt das Unternehmen.
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Nun auch noch Schadenersatz

Weitere Anschuldigungen folgen: Die drei Fauen hätten „Abfindungen in astronomischen Höhen“ gefordert, die Sixt „selbstverständlich abgelehnt“ habe. „Wir haben nie irgendwelche Abfindungen verlangt“, versichern stattdessen die drei. Für das Management ist dagegen klar: „Das Verhalten der drei Mitarbeiterinnen“ sei „an Illoyalität nicht zu überbieten“ – ihnen sei es „allein um eine massive Störung des Betriebsfriedens zu eigennützigen, rechtswidrigen Zwecken“ gegangen.

Sixt hat deshalb die Großkanzlei Pusch Wahlig angesetzt. Mit Datum vom 4. November fordern die Anwälte „gesamtschuldnerisch“ 1.506 Euro Schadenersatz von den drei Mitarbeiterinnen für angefallene Lohnkosten, Anwaltsgebühren und die 180 Euro für den bei „DUSConference plus“ angemieteten Raum. „Die wollen uns aushungern“, sagt eine von ihnen. Als schon im August fristlos Gekündigte ist sie seit drei Monaten ohne Einkommen. Selbst auf einen Brief des SPD-Landtagsfraktionschef Thomas Kutschaty, der sich „fassungslos“ angesichts der „Betriebsratsverhinderung“ zeigt, reagiert Sixt pampig. Den Vorwurf „vorsätzlichen Rechtsbruchs“ oder „sogar strafbaren Verhaltens“ verbitten sich die Geschäftsführer Schmedt und Schuster.
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Düsseldorf kein Einzelfall

Auch am Frankfurter Flughafen wollten Sixt-Beschäftigte einen Betriebsrat gründen, auch hier gab es drei fristlose Kündigungen – eine davon sogar am 18. Oktober unmittelbar vor Beginn der Betriebsversammlung, in Anwesenheit der Belegschaft. „Damit war für alle Mit­ar­bei­te­r/in­nen klar, wie sie aus Sicht des Arbeitgebers abstimmen sollten“, sagt der Frankfurter Verdi-Gewerkschaftssekretär Philipp Schumann. Und tatsächlich gaben fast alle leere Stimmzettel ab, die als Nein zu werten sind. Die Wahl der Ar­beit­neh­me­r/in­nen­ver­tre­tung ist damit gescheitert. Sixt schreibt, die fristlosen Kündigungen seien notwendig gewesen. Die Rausgeworfenen hätten Freunden „Fahrzeuge der Luxusklasse“ mit „unzulässig hohen Nachlässen“ vermietet. Auch werde vermutet, die Betriebsratsgründung sei nur vorgeschoben gewesen – „um die eigene Verhandlungsposition für den Fall einer fristlosen Kündigung vor dem Arbeitsgericht verbessern zu können“, erklärt der Autovermieter ernsthaft.
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ver.di: Strafanzeige wegen Behinderung von Betriebsratsgründung

Wegen Behinderung der Betriebsratsgründung hat hat der Kollege Özay Tarim in seiner Funktion als Gewerkschaftssekretär jetzt Strafantrag gegen Sixt erstatten. Dem Gewerkschafter scheint klar, warum die Autovermietung so massiv gegen die Beschäftigten vorgeht: „Wenn es an mindestens zwei Standorten Betriebsräte gibt, können wir einen Gesamtbetriebsrat einberufen“, sagt der Gewerkschafter. „Und der Gesamtbetriebsrat, der könne dann selbstständig Wahlvorstände ernennen – Betriebsversammlungen dürften nicht mehr torpediert werden„.

RoterMorgen steht hinter den entlassenen Sixt-Kolleginnen und wird weiter über ihren Kampf berichten!
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Lest dazu bitte auch:
https://rotermorgen.eu/presseschau-betriebsratsbehinderung-und-union-busting-in-deutschland/

Erstveröffentlichung am 4. Dezember 2022 auf »RoterMorgen«. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.

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└ Schlagwörter: AmericanRebel, Arbeiterklasse, Betriebsräte unerwünscht!, Betriebsratswahl, Das kapitalistische System, Politik und Gesellschaft, Roter Morgen, Sixt, Union Busting, Union Busting auch bei Sixt!
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Dez.07
on 7. Dezember 2021
Veröffentlicht in: Allgemein

Mesut Bayraktar – 7. Dezemberber 2021

200 Jahre Dostojewski: Wie die Gewalt aus Menschen Sklaven macht

Mesut Bayraktar

Über Dostojewski kann man vieles schreiben. Das liegt nicht nur an der Mannigfaltigkeit der Themen, die er mit seinen Romanen und zahllosen Figuren verhandelt. Auch sein Leben ist von radikalen Widersprüchen gekennzeichnet. Nicht selten gibt das Anlass, Dostojewski selbst wie eine literarische Figur zu behandeln – als Spieler, als Doppelgänger, als Mörder, als Jüngling, als Dämon, als Idiot, als Verbrecher oder als Aufzeichner aus dem Kellerloch.

Entscheidend jedoch für die Größe seiner Werke und für seine Überzeugungen war die Katorga: die Verurteilung zur vierjährigen Verbannung nach Sibirien, verbunden mit Zwangsarbeit von 1850 bis 1854 und anschließend sechsjähriger Militärpflicht als Soldat. Das war ein Einschnitt in seinem Leben.

Als utopischer Sozialist und Mitglied einer unbedeutend kleinen Gruppe hatten er und seine Gefährten im Schatten der Europäischen Revolutionen von 1848/1849 den Entschluss gefasst, ein Attentat auf den Zaren auszuüben. Sie wurden gefasst. Dostojewski, schon damals mit seinen Romanen wie »Arme Leute« oder »Weiße Nächte« bekannt, wurde zur Todesstrafe durch standrechtliche Erschießung verurteilt. Kurz vor der Exekution ereilte die Henker der Begnadigungsakt des Zar Nikolaus I. Möglicherweise, wie die Forschung heute sagt, handelte es sich um eines von vielen Schauprozessen, um die junge Intelligenzija, die von den revolutionären Umtrieben in Europa begeistert war, abzuschrecken und an das Zarenreich zu binden. Bei Dostojewski war das Kalkül mehr oder weniger aufgegangen. Nach zehn Jahren im brutalen Strafsystem und die 1861 gefolgte „Bauernbefreiung“ per Dekret durch Alexander II., womit der Kapitalismus in Russland sich enthemmter zu entfalten begann, brach Dostojewski mit der Revolution, dem utopischen Sozialismus und dem Kampf der Massen gegen ihre Unterdrückung. Von da an gab es für ihn drei neue Bezugspunkte, die er im »Tagebuch eines Schriftstellers« ausführt: Zar Peter I., als Erneuerer der russischen Monarchie, Puschkin, als Prophet des russischen Volksgeistes, und die oströmisch-christliche Orthodoxie als geschichtliches Fatum des russischen Volkes. 1881 starb Dostojewski im Alter von 59 in Sankt Petersburg als Weltstar der Literatur und treuer Untertan des Zaren.

Die »Aufzeichnungen aus dem Totenhaus« – 1860 nach der Katorga veröffentlicht – markieren diese Bruchstelle seines Schaffens. Das Buch ist ein literarisch-protokollarischer Roman, ein autobiographischer Querschnitt in Romanform, der literarisch verklärend nicht von Dostojewski spricht, um von Dostojewski zu sprechen und die Erfahrungen sowie Eindrücke aus der Katorga beschreibt. Schon 1854 schreibt er im Brief an seinen Bruder: „Wie viele Typen, Charaktere aus unserem Volk habe ich aus der Katorga mitgenommen! … Wie viele Geschichten von Vagabunden und Räubern und überhaupt vom dunklen, bitteren Alltag. Das reicht für ganze Bücher.“ All seine Werke, insbesondere die späten, handeln genau in diesem Sinn von der Katorga, die das Fleisch seiner Gedanken wurde. Durch sie lässt sich nicht nur das vorrevolutionäre Russland in all seinen Phänomenen und Elementen besser verstehen. Seine Romane handeln von der Gewalt, die die Begierde nach Freiheit in den Willen zum Gehorsam bricht, davon, wie die Gewalt aus Menschen Sklaven macht. Ob Myschkin, Roggochin, Ippolit, Raskolnikov, Stawrogin oder Ivan Karamasow und viele mehr – sie alle sind hervorgegangene Typen aus dieser Praxis der Erniedrigung, des Umbrechens von innen.

In dieser Hinsicht blieb Dostojewski auch nach der Katorga immer mit der Revolution und den unterdrückten Massen verbunden. Seine Literatur verrät ihn. Deshalb fasziniert sie noch heute, wo die Katorga mit unterschiedlichen Formen und Mitteln die Unterdrückten heimsucht. Seine Literatur wurde revolutionärer als er selbst.


Dostojewski, 1872. Porträt von Wassili Perow

Fjodor Michailowitsch Dostojewski
gilt als einer der bedeutendsten russischen Schriftsteller. Seine schriftstellerische Laufbahn begann 1844; die Hauptwerke, darunter „Schuld und Sühne“, „Der Idiot“, „Die Dämonen“ und „Die Brüder Karamasow“, entstanden in den 1860er und 1870er Jahren. Dostojewski schrieb neun Romane, zahlreiche Novellen und Erzählungen und ein umfangreiches Korpus an nichtfiktionalen Texten. Das literarische Werk beschreibt die politischen, sozialen und spirituellen Verhältnisse zur Zeit des Russischen Zarenreiches, das sich im 19. Jahrhundert fundamental im Umbruch befand. Zentraler Gegenstand seiner Werke war die menschliche Seele, deren Regungen, Zwängen und Befreiungen er mit den Mitteln der Literatur nachgespürt hat; Dostojewski gilt als einer der herausragenden Psychologen der Weltliteratur. Fast sein gesamtes Romanwerk erschien in Form von Feuilletonromanen und weist darum die für dieses Genre typischen kurzen Spannungsbögen auf, wodurch es trotz seiner Vielschichtigkeit und Komplexität selbst für unerfahrene Leser leicht zugänglich ist. Seine Bücher wurden in mehr als 170 Sprachen übersetzt.

Erstveröffentlichung am 30. November 2021 auf »Yeni Hayat«. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers. Bilder und Bilduntertexte wurden ganz oder zum Teil von der Redaktion »RoterMorgen« hinzugefügt.
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└ Schlagwörter: 200 Jahre Dostojewski, als Doppelgänger, als Jüngling, als Mörder, als Spieler, AmericanRebel, Arbeiterklasse, Aufzeichnungen aus dem Totenhaus, Das kapitalistische System, Dostojewski, KPD/ML, Mesut Bayraktar, Politik und Gesellschaft, Roter Morgen, Wie die Gewalt aus Menschen Sklaven macht
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Dez.06
on 6. Dezember 2021
Veröffentlicht in: Kim Rebell, Volkskorespondenz, Volkskorrespondez

Volkskorrespondentin Kiki Rebell – 6. Dezember 2021

Wir brauchen ein Narrativ

„Kaltenstein“, ein fiktives pfälzisches Dorf im Jahre 1951, ist der Schauplatz des aktuellen Sechsteilers der ARD, „Ein Hauch von Amerika“. Siegfried, der in sowjetischer Kriegsgefangenschaft verschollene Sohn des Bürgermeisters, kehrt schwer traumatisiert in sein Heimatdorf zurück und will die alte Ordnung wieder herstellen. Seine Verlobte Marie verspricht ihm die Treue, während Schwester Erika die neuen Grenzen ausreizt, denn Kaltenstein hat sich verändert – eine Truppe der amerikanischen Besatzer hat sich im Ort niedergelassen, baut seine Kaserne aus und beabsichtigt dort, ein Lazarett zu errichten.

Das Dorf entwickelt sich zum Unverständnis der meisten Bewohner/innen in einen US-Garnisonsstandort, mit dem sich zwangsweise jeder in irgendeiner Form arrangieren muss. Der düstere Stadtname Kaltenstein ist Programm und die Handlungsmotive sind klar verteilt. Deutsche sind rückständig, Amerikaner modern!
…Im Mittelpunkt der Handlungen steht die Beziehung von Marie Kastner und dem GI George Washington. George ist schwarz und in der Army quälen und mobben ihn weiße rassistische Rekruten und Vorgesetzte. Sie benutzen N-Wörter und erregen sich an sexuellen Stereotypen.
…Gerade in dem Moment, als sich zwischen Marie und George eine Beziehung entwickelt, kehrt Maries totgeglaubter Verlobter Siegfried nach siebenjähriger Kriegsgefangenschaft aus der Sowjetunion zurück. Marie ist hin- und hergerissen zwischen ihrer Sandkastenliebe, die als gebrochener Mann zurückgekommen ist, und den Gefühlen, die sie für George empfindet.

Marie Kastner (Elisa Schlott) und der GI George Washington (Reomy D. Mpeho) führen gegen alle Schranken eine heimliche Beziehung. Bild: YouTube

Doch es geht voran, das Wirtschaftswunder „leuchtet am Horizont“. Viele ziehen trotz Vorurteile ihre Vorteile aus der angespannten Lage. Der Bürgermeister verscherbelt ein Gemeindegrundstück zum Bau des US-Militär-Krankenhauses und wird Generalunternehmer, Marie nimt eine Stelle als Haushaltshilfe beim kommandierenden Colonel McCoy (Philipp Brenninkmeyer) an, ihr Bruder verscherbelt Kitsch und Brandbilder an die GIs. Der neue Gastwirt Schwiete (Samuel Finzi) importiert die erste Wurlitzer-Musikbox, forscht insgeheim zur Deportation eines jüdischen Verwandten und engagiert einen Hitler-Imitator (Godehard Giese) zur Unterhaltung.
…
Schlechter getroffen hat es die Bauernfamilie Kastner, die zwischen rohen Holzmöbeln in schmutziger Kleidung und ohne Elektrizität ihr hinterwäldlerisches Dasein fristet. Der ruppige Vater Heinrich (Aljoscha Stadelmann), die sanfte Mutter Luise (Winnie Böwe), der versehrte, erst siebzehnjährige Vinzenz (Paul Sundheim) und Erikas beste Freundin, die Marie (Elisa Schlott), werden enteignet.

Schon im Vorspann werden die Zuschauer/innen mit den Sätzen: „Diese historische Miniserie enthält rassistische Sprache und andere Formen von Diskriminierung, welche die Lebenswirklichkeit zu Beginn der 50er-Jahre widerspiegeln und heute immer noch existiert“ auf die zu erwartende verbale und körperliche Gewalt unter den Protagonisten hingewiesen. Wer nun aber glaubt das der Sechsteiler konsequent über Vorurteile, Rassismus und Emanzipation aufklärt wird enttäuscht. Für historische Mentalitäten nach der Nazizeit interessiert sich „Ein Hauch von Amerika“ allerdings nachrangig. Kurze Aneinanderreihungen von Ereignissen die uns eigentlich auf die Palme bringen sollten, werden dann nicht weiter beleuchtet und deren Bedeutung nicht in die eh schon geringen Geschichtskenntnisse des deutschen Durchschnittsbürgers eingefügt.
…Anscheinend spielte die Vermarktungfähigkeit der Serie eine übergeordnete Rolle. Auf geistigen Tiefgang, Humor, Wortwitz, dramaturgische Überraschungen und eine halbwegs originelle Kameraführung glaubte man anscheinend wohl auch verzichten zu können.

hier geht es weiter »

Diese Feststellungen bewegte den Mitarbeiter der Süddeutschen, Willi Winkler(1) statt einer Kritik: Ein fiktives Protokoll aus der Drehbuchwerkstatt von „Ein Hauch von Amerika“ zu verfassen. Das liest sich denn so:

Die Süddeutsche Zeitung ist an ein brisantes Dokument gelangt. Es handelt sich um ein Tonbandprotokoll aus dem Writers Room der ARD. Versammelt waren dort die Drehbuchautoren Johannes Rotter, Jo Baier, Christoph Mathieu und Ben von Rönne. Sie hatten die Vorgabe, eine sechsteilige, netflixfähige und möglichst weltweit verkäufliche Serie zu schreiben, die von der Last der deutschen Geschichte handelt und dabei den Unterhaltungsfaktor nicht vernachlässigt. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes sind die Namen des jeweiligen Sprechers als A, B, C und D anonymisiert; die Verantwortung für „Ein Hauch von Amerika“ tragen sie aber gemeinsam.
B: Wir brauchen ein Narrativ.
A: Luther vor dem Kaiser auf dem Reichstag?
B: Ist durch.
C: Die Geschwister Scholl, die Flugblätter im Lichthof der Universität, die Guillotine.
B: Gibt’s mehrfach.
D: Fünfzigerjahre: Wirtschaftswunder, Ost gegen West, aber mit Petticoat und Rock ’n‘ Roll. Eine Tanzschule?
B: Gibt’s schon, „Ku’damm 56“. Aber deutsche Geschichte wäre wichtig, aus der Sicht der Menschen erzählt.
A: Eine Dorfchronik, vom Pferdefuhrwerk bis zum ersten Italienurlaub im Käfer.
B: Hatten wir. „Heimat“ von Edgar Reitz.
A: War schwarz-weiß und viel zu lang. Wie wär’s mit: Zwei deutsche Familien auf der einen Seite und auf der anderen die Amerikaner. Aber diesmal nicht die Befreiung 1945 mit gebügelten Uniformen, Hershey-Schokolade und Kaugummi, sondern ein paar Jahre später. In der Kaserne also schwarze und weiße Soldaten getrennt. Da holen wir die Leute beim Rassismus ab.
D: Die Deutschen sind noch bessere Rassisten und vermieten keine Zimmer an Neger. So wird ein Schuh draus!

A: Kann man das heute noch sagen – Neger?
D: Müssen wir sogar, wir haben einen pädagogischen Auftrag. Die haben damals so geredet, immer wieder das N-Wort, ganz schlimm.
B: Dann schreiben wir in den Vorspann, äääh: „Diese historische Miniserie enthält rassistische Sprache und andere Formen von Diskriminierung, welche die Lebenswirklichkeit zu Beginn der 1950er Jahre widerspiegeln …“
C: Lebenswirklichkeit ist gut, dafür gibt’s Sonderhonorar, aber nur mit dem Zusatz „… und heute immer noch existieren“. Das ist doch genau der Gegenwartsbezug, den die Redakteure verlangt haben.
A: Ich dachte, es geht ums Narrativ?
B: „Narrativ ja, aber mit Flow.“ Hat die federführende Redakteurin ausdrücklich gesagt. Die Zuschauer haben ein Recht drauf, was zu sehen, was sie schon tausendmal gesehen haben!
D: Also?
B: Also: Zwei Welten, Deutsche und Amerikaner, Sieger und Besiegte, Konflikte, Korruption, Affären, die Schatten der Vergangenheit. Mit den Amis in der Pfalz ist für jeden was dabei: Goldene Fünfziger, Jazz, Nylons, die abenteuerlustigen Mädchen, die Amerikaner mit ihrem Geld, mit ihrer Musik. Da draußen ist eine neue Welt.
C: Merk dir den Satz, den brauchen wir.
D: Liebesgeschichte?
B: Das auch, aber besser. Wir kontrastieren die beiden Familien: Die eine ist arm, aber ehrlich. Kartoffelbauern, nur eine Kuh im Stall.
D: Nur eine?
B: Nur eine Kuh! Dazu: Wasser vom Brunnen, Außentoilette, Petroleumlampen. Das gibt schöne Chiaroscuro-Szenen, ich sag nur Kubrick.
D: Die andere wohnt in einem großen Haus, der Mann ist Bürgermeister, die Frau überfordert, die Tochter leichtlebig, ihre beste Freundin ist die Tochter vom armen Bauern. Der Sohn wird vermisst, aber …
B: … er kommt überraschend zurück. Traumatisierter Russlandheimkehrer.
A: Ich hab den perfekten Satz für ihn: „Ich glaube, du musst erst mal ankommen.“
B: Okay, den sagt gleich mal seine Verlobte, die sechs Jahre tapfer auf ihn gewartet hat.
C: Und zack, erwischt er sie mit einem Ne… mit einem Schwarzen!
A: Das ist Fassbinder, „Die Ehe der Maria Braun“.
B: Egal, kennt eh keiner mehr.
A: Und wie lernen sie sich kennen? Der Dings … der Schwarze und das deutsche Mädchen?
B: Er fährt mit seinem Panzer aus Versehen in den Acker des Vaters.
A: Symbollek, ick hör dir trapsen!
B: Ich stell mir das sepiagetönt vor, also archaisch, die Frauen klauben Kartoffeln hinterm Pflug, bisschen Blut, bisschen Boden.
C: Der Schwarze ist ein ganz Lieber. Und der Deutsche ein Riesenarschloch. Brutalisiert durch den Krieg. Seine Verlobte muss sich entscheiden zwischen Liebe und Pflicht, zwischen dem Amerikaner und dem Deutschen.
D: Was wir auf jeden Fall brauchen, ist ein Nazi.
B: Der Bürgermeister.
D: Früher Ortsgruppenleiter, aber darüber wird im Ort nicht gesprochen, komplizenhaftes Schweigen.
A: Mein Gott, ich hab’s: Der Nazi ist nicht bloß Bürgermeister, sondern auch der Bauunternehmer, er macht Geschäfte mit dem amerikanischen Oberst, der …
C: … eine frustrierte Frau hat, die trinkt, aber gutwillig ist und …
A: … und das Bauernmädchen neu einkleidet und ihm Nachhilfe in moderner Kunst gibt, Franz Marc, Picasso, das ganze Zeug.
B: Das Mädchen hat so eine Gretlfrisur, noch ganz Adolf-Ziegler-Schule. Bis dahin hat sie ihre Kuh gezeichnet, jetzt soll sie abstrakt werden, aber nicht plemplem. Damit hätten wir die re-education auch drin.
C: Aber das Narrativ, was ist das Narrativ?
B: Die Gretl heißt Marie, und ihre Freundin ist ein geiles Flittchen. Sie angelt sich einen Ami-Soldaten aus der Kaserne.
D: Einen Weißen aber.
C: Sie hofft, dass er sie mit nach Amerika nimmt.
D: Das wird nichts, aber sie wird schwanger und muss es geheim halten.
B: Die Abtreibung geht schief. Böse Sache.
A und C: Mann, gut!
D: Kann ich bitte trotzdem noch Lebenswirklichkeit haben? Was fehlt, ist ein bigotter Pfarrer, die sadistische Klosterschwester, die nette Hure, ein gefolterter Schwarzer und Freundschaftsverrat. So was in der Art.
A: Ich hab eine Idee. (Da er sie offenbar nur seinem Nachbarn ins Ohr flüstert, fehlt diese Passage in der Abschrift.)
B: Ost-Berlin??
A: Aber damit haben wir auch die neuen Länder im Boot. Ein Schleifchen für Haseloff. (kichert)
D: Ihr glaubt aber nicht im Ernst, den Quatsch kauft uns jemand ab?

„Ein Hauch von Amerika“ wurde angekündigt als „Chronik einer Zeitenwende“ und „facettenreiches Sittengemälde“ in einem „konfliktgeladenen Melodram“. Was die Produzenten darunter verstehen, sollte sich jede/r selber anschauen, denn sehenswert ist diese Serie mit ihren Schauspieler/innen, die eindrucksvoll ihr Bestes geben, allemal. Ein leiser Aufschrei gegen Rassismus und Diskriminierung, der erheblich lauter hätte sein können!
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ARD-Serientrailer „Ein Hauch von Amerika“

„Ein Hauch von Amerika“ – die sechs Folgen und eine Dokumentation, könnt ihr noch bis zum 8. März un der ARD-Mediathek sehen. Da die Serie als „Staffel 1“ beworben wird, ist zu erwarten das wir noch mehr von „Amerikas Hauch“, so wie die Produzenten ihn uns verkaufen wollen, hören werden.

Ich freue mich über viele Meinungen, Rezensionen und Kritiken von euch – gleich hier unter diesem Artikel.

KikiRebell
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(1) Willi Winkler, 1957 geboren in Sittenbach (Bayern). Abitur am Humanistischen Gymnasium, anschließend Lagerarbeiter. Studium in München und St. Louis (USA). Redakteur bei der Zeitschrift Merkur, bei der Zeit, beim Spiegel. Hat diverse Bücher übersetzt (John Updike, Saul Bellow, auch Keith Richards) und geschrieben („Alle meine Deutschen“ [1998], „Karl Philipp Moritz“ [2006], „Die Geschichte der RAF“ [2007], „Der Schattenmann“ [2011]). Seit 1998 fester Mitarbeiter der Süddeutschen Zeitung. Ben-Witter-Preis, Otto-Brenner-Preis.
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Anhang der Redaktion:
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ARD Sendetermine
Sa., 04.12. | 20:15 Uhr (Folge 3+4)
Mi., 08.12. | 20:15 Uhr (Folge 5+6)
Mi., 08.12. | 21:45 Uhr (Doku)
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und in der
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ARD-Mediathek
bis zum 8. März 2023
(Doku nur bis 8. Dez. 2921)


Seht auch das ARD-Video:
»
Rassismus in den 1950ern und heute«,
mit Stellungnahmen der Schauspieler/innen.
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Die Realität: 1953 – Ein Andenkenladen für GIs in der Pfalz. Einige Bürger verstanden schnell, wie Marketing funktioniert.
© SWR / Sammlung Museum Goldener Engel

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└ Schlagwörter: Arbeiterklasse, Das kapitalistische System, Ein Hauch von Amerika, Kaltenstein, Kriegsgefangenschaft, Kriegsgefangenschaft aus der Sowjetunion, Roter Morgen
 Comment 
Dez.05
on 5. Dezember 2021
Veröffentlicht in: Wochenrückblick


Zurückblickend auf die letzten Tage sind uns einige kommentierbare Vorkommnisse ins Auge gefallen, die wir hier zur Diskussion stellen.

(Kommis bitte unten eintragen!)
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29. November | Die Preise steigen! – Kämpft um höhere Löhne!

Arbeiter und Angestellte: Wenn die Preise steigen! – kämpft um höhere Löhne!
Kolleginnen und Kollegen! Überall auf der Welt steigen zurzeit, genau wie bei uns, die Preise in einem rasanten Tempo. Genau das, was wir arbeitenden Menschen tagtäglich brauchen, wird immer teurer.
»RoterMorgen« berichtete
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29. Npvember | Wir stehen zusammen mit María!
Internationalismus lässt sich nicht verbieten!
Im Oktober 2021 wurde unserer spanischen Genossin und Freundin María von drei Zivilbeamt:innen der Polizeiinspektion Halle ein Bescheid der Ausländerbehörde Magdeburg ausgehändigt. Laut diesem Schreiben wird sie aufgefordert, innerhalb von 30 Tagen das Land zu verlassen. Sie habe ihr Freizügigkeitsrecht als EU-Bürgerin verwirkt. Zusätzlich wird ihr in dem Bescheid ein Einreise- und Aufenthaltsverbot für 20 Jahre ausgesprochen. Begründet wird diese Maßnahme damit, dass María eine Gefahr für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland darstelle.
»Rote Hilfe news« berichtete
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29. November |
Lindner, Trump und Bolzonaro
Politisch befindet sich die BRD in einem merkwürdigen Schwebezustand.
In gewisser Weise liegt eine Art Doppelherrschaft vor. Aus der russischen Februarrevolution 1917 ergab sich diese allerdings aus der Bewegung der Volksmassen, der Textilarbeiterinnen in Petrograd als der Sturmspitze, denen sich die Metallarbeiter anschlossen, und der Fahnenflüchtigen; im September 2021 lediglich aus den bürgerlich-parlamentarischen Wahlurnen, deren Inhalte durch Monopolisierung der Wahlkampfmittel (hohe Spenden, große Zeitungen, große Wahlplakate, Druckereibesitz, Papiervorräte, öffentliche Gebäude, Talkschaudauergästen im Fernsehen, bezahlte Politologen, Modefotografen, usw.) durch die Kapitalisten und Kreaturen, die ihnen politisch hörig sind, bestimmt worden ist. Es kann im Kapitalismus keine freien Wahlen geben!
»RoterMorgen« berichtete  

hier geht es weiter »

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29. November | Zwei Nationalfeiertage in Albanien
Das albanische Volk hat zwei Nationalfeiertage
Wenn in diesen Tagen in Albanien gefeiert wird, hat das zwei Gründe denn in Albanien gibt es zwei wichtige Nationalfeiertage, den 28. November und den 29. November.
»RoterMorgen« berichtete
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20. November |
Kölner Kliniken sollen „Rein-raus-Praxis“
bei Krankenhaus-Reinigungsfirmen stoppen
Beste Medizin für alle?

„Rein-raus-Praxis“ stoppen: Die Kliniken der Stadt Köln versprechen „beste Medizin für alle“, so ist es auf deren Homepage zu lesen. „Leider bieten sie über Dienstleister, die sie beauftragen, aber nicht die besten Arbeitsbedingungen: Nämlich nicht einmal Jobsicherheit für die, die Patientenzimmer, Operationssäle und Krankenhausflure sauber halten“, sagt Erman Oran von der Gebäudereiniger-Gewerkschaft IG BAU in Köln. Er kritisiert einen „unerträglich häufigen Wechsel“ der Dienstleister bei der Gebäudereinigung in städtischen Kliniken. Dem Kölner Rathaus wirft er vor, vor prekären Arbeitsbedingungen die Augen zu verschließen.
»YeniHayat/NeuesLeben« berichtete

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1. Dezember | Tarifticker
48/2021

Aktuelle Kurzmeldungen zu den laufenden Tarifverhandlungen und Arbeitskämpfen der Kollegen/-innen im deutschsprachigen Raum.
»RoterMorgen« berichtete
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1. Dezember | Jämmerlicher
Abschluss Öffentlicher Dienst
Dieser faule Kompromiss ist nicht zu akzeptieren!
Während in Deutschland die Preise so stark ansteigen wie seit dreißig Jahren nicht mehr, soll bei den Beschäftigten der Bundesländer das Gehalt die nächsten 12 Monate gleich bleiben – und damit real sinken. Darauf haben sich die Gewerkschaften ver.di, GEW, IG BAU, GdP und Beamtenbund mit der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) auf ein Verhandlungsergebnis für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder – mit Ausnahme von Hessen – geeinigt. Eine Corona-Prämie von 1.300 Euro wird diesen Reallohnverlust nicht auffangen. Kämpferische Gewerkschafter:innen protestieren gegen den Abschluss und bezeichnen ihn als „nicht hinnehmbar“, ver.di schiebt die Verantwortung auf die Mitglieder.
»RoterMorgen« berichtete
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1. Dezember |
Berlin: Die „Gorillas Kollegen/-innen“
haben gewählt
Fahrradkuriere haben jetzt einen eigenen Betriebsrat!

Nach monatelangem Ringen ist es vollzogen: Ein großer Erfolg für die prekär beschäftigten Kollegen/-innen des Online-Lieferdienstes Gorilla in Berlin. Das Unternehmen erschwerte die Wahl bis zuletzt. Doch nach hartnäckigem und solidarischen Kampf gründete sich ein 19-köpfiger Betriebsrat.
»RoterMorgen« berichtete
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2. Dezember |
Lockdown jetzt!
Selbst „Mutti Merkel“ nennt dies eine außergewöhnliche Situation.

Das geeiere der Politik trägt nun seine Früchte. Die vierte Corona-Welle ist voll ausgebrochen, die Krankenhäuser füllen sich mit Ungeimpften. Und RKI-Wieler erzählt es sei 10 nach 12. Und wieder überschlägt sich die Landespolitik vor Schlauheiten. Einzigkleinlaut bekennt Söder in Bayern die höchsten Inzidenzen sind da wo die Faschisten hausen. Ebenso in Sachsen und Baden-Württemberg. Sachsens Chef Kretschmerr (CDU) will einen Wellenbrecher. Er sollte mal lieber die Faschisten brechen die ungeimpft die Lande verseuchen und die Krankenhäuser füllen, aber da herrscht Milde und es wird weiter kräftig verseucht.
»RoterMorgen« berichtete
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2. Dezember |
Euroraum: Höchste Inflation seit Jahrzehnten
Die aktuelle Preisentwicklung zeigt konstant in eine Richtung,
und zwar in die Höhe.

 Das trifft nicht nur in Österreich, sondern auch für den gesamten Euroraum und darüber hinaus zu. Die November-Inflation lag bei 4,9 Prozent, wie das europäische Statistikamt Eurostat am Dienstag nach einer ersten Schätzung mitteilte. Die Statistik Austria geht für Österreich von einer Inflationsrate 4,3 Prozent im November aus.
»Zeitung der Arbeit« berichtete
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2. Dezember | Was Israel zu verbergen hat
Zwei israelische Fotografen haben Aufnahmen von verbotenen Orten gemacht
Es handelt sich um Orte, von denen der israelische Staat nicht will, dass die Öffentlichkeit sie kennt: von im Krieg von 1948 zerstörte palästinensische Dörfer, als illegal erklärte Beduinendörfer. Die Ausstellung «Anti-Mapping» im Tel Aviv Museum of Art setzt der offiziellen Kartierung diese Bilder entgegen.
»Israel Büro der Rosa Luxemburg Stiftung« berichtete
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3. Dezember |
200 Jahre Dostojewski
Wie die Gewalt aus Menschen Sklaven macht

Über Dostojewski kann man vieles schreiben. Das liegt nicht nur an der Mannigfaltigkeit der Themen, die er mit seinen Romanen und zahllosen Figuren verhandelt. Auch sein Leben ist von radikalen Widersprüchen gekennzeichnet. Nicht selten gibt das Anlass, Dostojewski selbst wie eine literarische Figur zu behandeln – als Spieler, als Doppelgänger, als Mörder, als Jüngling, als Dämon, als Idiot, als Verbrecher oder als Aufzeichner aus dem Kellerloch.
»RoterMorgen« berichtete

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4. Dezember | Union Busting auch bei Sixt!
Betriebsräte unerwünscht!

Wer bei Europas größtem Autovermieter einen Betriebsrat gründen will, bekommt Aufhebungsverträge vorgelegt – oder die fristlose Kündigung. Außerdem versucht der Global Player, der in 105 Staaten weltweit präsent ist, Beschäftigte mit Aufhebungsverträgen und Schadenersatzforderungen aus dem Unternehmen zu drängen.
»RoterMorgen« berichtete
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5. Dezember | Varel: Warnstreik bei Premium Aerotec
14.000 Kollegen/-innen beteiligten sich an Warnstreiks rund um Airbus
Die Kollegen/innen des Flugzeug-Zulieferer-Unternehmens Premium Aerotec im niedersächsischem Varel antworteten auf die Verkaufspläne des Mutterkonzerns Airbus mit einem Warnstreik. Vom 2. bis 4. Dezember schlossen sie den Betrieb in allen drei Schichten. Erst am Sonnabendmorgen endete der Warnstreik in Varel.
»RoterMorgen« berichtete
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4. Dezember | Annalena Baerbock ist die grüne Marie-Antoinette
Die Volkskorrespondenz zum Wochenende
Es gilt den Aberglauben im Komplex Politik-Krise-System zu durchschauen und zu verscheuchen. Darin liegt eben der Grundirrtum, denen zu folgen, die die Lösung gesellschaftlicher Probleme als Aufgabe bürgerlicher Politik ausgeben, die selbst Moment und Ausdruck der Krise ist, weil sie ihre eigene Negation nicht mitentwickeln kann. Dann sind die bürgerlichen Politiker fein raus. Sie bestätigen damit sich selbst und in ihrer metaphysischen Befangenheit, dass zum Beispiel der Anlage nach die Gründung des Bündnis 90/Die Grünen im Februar 1993 vernunft- und sittenwidrig eine auf Ewigkeit berechnete war und ist. Die bürgerliche Politik ist Ausdruck eines verkehrten Weltzustandes, dass der arbeitende Mensch ein zu knechtendes Wesen als Lohnarbeiter zu sein hat.

»RoterMorgen« berichtete
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5. Dezember |
Apartheidstaat am Pranger
Buchtipp: Arn Strohmeyer: „Weltmacht Israel.
Wie der nahöstliche Kleinstaat als globaler Player agiert“
Wie angenehm, wenn dich selbst unter der Mundmaske in schlimmen Zeiten anscheinend jemand zulächelt. Wie erhellend, wenn dir ein Buch für die Probleme in der Welt ein wenig die Augen öffnet. Unzählige Autoren tun es mit gesellschaftskritischen Sachbüchern. Erst kürzlich wieder der Schriftsteller Arn Strohmeyer mit „Weltmacht Israel. Wie der nahöstliche Kleinstaat als globaler Player agiert.“ Der Autor, Jahrgang 1942, hat Philosophie, Soziologie und Slawistik mit demAbschluss Magister studiert. Er hat verfasste mehrere Bücher, auch über das Palästina-Problem.
Arn Strohmeyer: „Weltmacht Israel. Wie der nahöstliche Kleinstaat als globaler Player agiert“. Gabriele-Schäfer-Verlag; 1. Auflage (8. Juli 2020), broschiert, 244 Seiten, ISBN-10: 3944487761, ISBN-13: 978-394http://www.deanreed.de/AmericanRebel/2017/2020/08/12/apartheidstaat-am-pranger/4487762, 17,90 Euro
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Die Redaktionen
danken den Volkskorrespondenten/-innen Hosteni, Zeki, Nico,

KikiRebel, Rui-Filipe, Sascha, Kalle, Heinrich, Klaus, Fiete, Reinhold u. A.
für die Unterstützung bei der Erstellung.
Dieser Rückblick erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.

Verlinkte- und mit Namen gekennzeichnete Texte müssen
nicht in allen Punkten den Meinungen unserer Redaktionen entsprechen.
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»Wochenrückblick« ist ein Projekt von
Schickt uns Eure Kurzberichte
und Veranstaltungshinweise!
eMail: Wochenrueckblick@gmx.net
Redaktionsschluss: Jeden Sonntag 20:00 Uhr

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└ Schlagwörter: Buchvorstellung, Flucht und Migration, JUMP UP, Klassenjustiz, Literatur, Politische Gefangene in Deutschland, Polizeiwillkür, Rote Hilfe e.V., Roter Morgen, Soziales, Stuttgart 21, Wochenrückblick
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Dez.05
on 5. Dezember 2021
Veröffentlicht in: Redaktion ROTER MORGEN

RoterMorgen – 5. Dezember 2021

Berlin: Die „Gorillas Kollegen/-innen“ haben gewählt –
Fahrradkuriere haben jetzt einen eigenen Betriebsrat!

Nach monatelangem Ringen ist es vollzogen: Ein großer Erfolg für die prekär beschäftigten Kollegen/-innen des Online-Lieferdienstes Gorilla in Berlin. Das Unternehmen erschwerte die Wahl bis zuletzt. Doch nach hartnäckigem und solidarischen Kampf gründete sich ein 19-köpfiger Betriebsrat.

Es ist geschafft, wenn auch nach vielen Hindernissen: Die Gorillas haben einen eigenen Betriebsrat. Nach monatelangem Kampf der Fahrradkuriere um eine eigene Arbeitnehmervertretung bei dem Lieferdienst-Startup in Berlin schloss am Sonnabend um 15 Uhr das Wahllokal in Friedrichshain. Nach der Auszählung sind dann nun 19 Betriebsräte gewählt.

Sechs Tage lang hatten die sogenannten Rider und Picker – also die Fahrer/innen und diejenigen, die bestellte Lebensmittel in den Gorillas-Warenhäusern bereitstellen – in der vergangenen Woche Zeit, um ihre Stimme für ihren betriebsrat abzugeben. Am Samstagnachmittag wurde das Ergebnis im gut gefüllten Wahllokal in Friedrichshain öffentlich bekannt gegeben – ein ehemaliges Warenlager des Unternehmens, in dem der Betriebsrat ab jetzt agieren will. Insgesamt 19 Betriebsrätinnen und Betriebsräte werden künftig die Interessen der Kolleginnen gegenüber der Unternehmensführung vertreten.

Urne mit Weihnachtsbeleuchtung. Am Sonnabend endete die Betriebsratswahl beim Lieferdienst Gorillas. Bild: YouTube (Ausschnitt)

Gewählt haben jedoch nur rund fünf Prozent der Beschäftigten in Berlin. Das liege unter anderem daran, dass das Unternehmen den ArbeitnehmerInnen die Wahl erschwert habe, sagte der Anwalt Martin Bechert, der mehrere Gorillas-FahrerInnen vor Gericht vertritt, der Berliner Zeitung. Mithilfe von Zetteln, auf denen gestanden habe, dass man sich zum Wählen mit einem Tag Vorlauf beim Vorgesetzten anmelden müsse, habe Gorillas spontane Stimmenabgaben unterbunden.

Auch gerichtlich hatte der Konzern versucht, gegen die Wahl vorzugehen. Aufgrund von Formfehlern und „eklatanten Mängeln“ bei der Wahl des Wahlvorstands im Juni hätte die Betriebsratswahl abgebrochen werden müssen, argumentierte das Management. Sowohl das Arbeitsgericht als auch das Landesgericht in zweiter Instanz gaben jedoch der ArbeitnehmerInnenseite Recht.

Jetzt soll sich einiges an den Arbeitsbedingungen der Beschäftigten ändern. „Mit dem Betriebsrat können wir Einfluss auf die Entscheidungen der Unternehmensführung nehmen“, sagt Zeynep, eine der gewählten Betriebsrätinnen. „Die waren bisher nicht immer vorteilhaft für die Kollegen/-innen.“ Ein Kollege, Yasha, der ebenfalls in den Betriebsrat gewählt wurde, korrigiert: „Noch nie“ sei das der Fall gewesen. Ihre Nachnahmen wollen Zeynep und Yasha nicht nennen – auch wenn beide sagen, sich nicht um ihre nur befristeten Arbeitsverträge zu sorgen.

Zeyneps und Yashas Arbeitsverträge existieren nur in digitaler Form. Sie wollen jetzt vor Gericht geltend machen, dass die ohne Unterschrift nichtig seien. Außerdem, sagen beide, beschäftige Gorillas seine ArbeiterInnen wegen des hohen Personalbedarfs auch nach Ablauf von Verträgen in der Regel momentan einfach weiter.

Protest vor der Berliner Firmenzentrale von Gorillas. Foto: picture alliance/dpa/Monika Skolimowska

Winterkleidung und intakte Fahrräder

Die ersten Forderungen des Betriebsrats klingen wie Selbstverständlichkeiten, sind es bei Gorillas aber offenbar nicht: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, der auch pünktlich aufs Konto kommt. Keine grundlosen Entlassungen mehr, sowie funktionstüchtige Winterkleidung und intakte Fahrräder.

Wir sind sehr stolz auf die Berliner Gorilla-Kollegen/-innen und wünschen ihnen weiterhin Mut und viel Unterstützung ihrer Kollegen/innen – den ein Betriebsrat ist nur so gut wie die Kollegen/innen hinter ihm stehen!
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Erstveröffentlichung am 1. Dezember 2021 auf »RoterMorgen«. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.
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Lest dazu bitte auch:

Was geht ab bei Gorillas?

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└ Schlagwörter: AmericanRebel, Arbeiterklasse, Arrgoganz und Profietgier, Betriebsrat, Das kapitalistische System, Freien Arbeiter/-innen-Union (FAU), Gorilla in Berlin, Gorillas Technologies GmbH, KPD/ML, Politik und Gesellschaft, Roter Morgen, Streiks – Prozesse – Kündigungen, Was geht ab bei Gorillas?
 Comment 
Dez.04
on 4. Dezember 2021
Veröffentlicht in: Redaktion ROTER MORGEN

Redaktion Betrieb+Gewerkschaft – 4. Dezember 2021

Abschluss Öffentlicher Dienst: Dieser faule Kompromiss ist nicht zu akzeptieren

Während in Deutschland die Preise so stark ansteigen wie seit dreißig Jahren nicht mehr, soll bei den Beschäftigten der Bundesländer das Gehalt die nächsten 12 Monate gleich bleiben – und damit real sinken. Darauf haben sich die Gewerkschaften ver.di, GEW, IG BAU, GdP und Beamtenbund mit der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) auf ein Verhandlungsergebnis für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder – mit Ausnahme von Hessen – geeinigt. Eine Corona-Prämie von 1.300 Euro wird diesen Reallohnverlust nicht auffangen. Kämpferische Gewerkschafter/innen protestieren gegen den Abschluss und bezeichnen ihn als „nicht hinnehmbar“, ver.di schiebt die Verantwortung auf die Mitglieder.

Tausende Beschäftigte aus allen Bereichen haben sich wochenlang an kämpferischen Warnstreiks und Demonstrationen beteiligt. Das sind Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung, in Unikliniken, Schulen, Kitas, bei Polizei und Feuerwehr, Straßenmeistereien, Forst- oder auch Abfallbetrieben. Sie waren bereit, für ihre Forderungen zu kämpfen. Die strikte Ablehnung der Forderungen der Gewerkschaften durch die TdL und die kamplose Akzeptens der Vergandlungsführer/innen der Gewerkschaften ist eine Provokation der kampfentschlossenen Kollegen/innen!
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Die Kollegen/innen waren bereit weiter zu kämpfen!

Letzte Woche gingen nochmal tausende von ihnen auf die Straße und forderten nachdrücklich die volle Durchsetzung der gewerkschaftlichen Forderungen: 5 Prozent mehr Lohn / Gehalt, mindestens aber 150 Euro und 300 Euro für alle, die das Gesundheitswesen am Laufen halten. Den Kolleginnen und Kollegen war besonders wichtig, dass diese Forderung auch für Reinigungskräfte aufgestellt wird, nicht nur in der Pflege. Bei der Demo mit 4.000 Beschäftigten des Öffentlichen Diensts in Düsseldorf am Donnerstag rief ver.di-Boss Frank Wer­ne­ke lauthals: „Wir ak­zep­tie­ren kei­nen Co­ro­na-Not­ab­schluss!“

Rund 6000 Kollegen/innen aus Kitas, Schulen, Hochschulen, Jugend-, Sozial- und Gesundheitsämtern folgten am 24.11. dem Warnstreikaufruf der GEW in BERLIN. (Foto: Christian v. Polentz)

Das Verhandlungsergebnis, auf das sich die Verhandlungsführer der Gewerkschaftzen eingelassen haben, enthält ein paar Zugeständnisse, ist aber in der Gesamtheit ein sehr fauler Kompromiss, weit sie es entfernt von den Forderungen ist, die die Kollegen/innen mit vollem Recht aufgestellt und für sie gekämpft haben. Soll das ein Stillhalteabkommen als Ansage an die neue Regierung sein, die Krisenlasten auf die Massen abzuwälzen?

So soll das Gehalt der Millionen „Öffentlichen Dienstler“ in den nächsten 12 Monaten vollkommen gleich bleiben. Erst ab dem 1. Dezember 2022 soll es eine Lohnerhöhung von 2,8 Prozent geben. Im November diesen Jahres liegt die Inflation bereits bei 5,2%, auf das kommende Jahr gerechnet dürfte sie die Drei-Prozent-Marke bei weitem überschreiten. Damit bedeutet der Abschluss in jedem Fall einen Reallohn-Verlust. Peinlich! Ursprünglich hatte ver.di 5% Lohnerhöhung in den nächsten 12 Monaten gefordert.

Die einzelnen Ergebnisse:

  • Bis März 2022 soll es einen steuerfreien „Corona-Bonus“ von 1.300 Euro geben, für Azubis, Praktikantinnen und Praktikanten und studentische Beschäftigte 650 Euro. Das bedeutet ein Nullrunde für die Löhne, denn erst ab Dezember 2022 soll es eine Lohnerhöhung von 2,8 Prozent geben. Für Azubis, Praktikantinnen und Praktikanten und Studierende sollen 50 Euro mehr bzw. 70 Euro gezahlt werden. Die Gewerkschaften hatten 5% mehr Lohn, mindesten aber 150 Euro bzw. 300 für das Gesundheitswesen bei einer Laufzeit von 12 Monaten gefordert! Jetzt soll der Tarifvertrag eine Laufzeit von 24 Monaten haben.

  • Der „Corona-Bonus“ ist eine nicht tabellenwirksame Einmalzahlung!

  • An Unikliniken wird ab Januar 2022 die Intensiv- und Infektionszulage von 90 auf 150 Euro erhöht. Auch Physiotherapeuten oder Laborbeschäftigte profitieren von dieser Erhöhung. Und was ist mit den ganzen anderen Beschäftigten im Gesundheitswesen, die es am Laufen halten?

  • Zum 1. Januar sollen außerdem einige Zulagen steigen: Pflegezulage von 125 auf 140 Euro, die Schichtzulage für Beschäftigte, die ständig in Schichten arbeiten müssen, von 40 auf 60 Euro und die Wechselschichtzulage für diejenigen, die ständig in verschiedenen Schichten arbeiten, von 105 auf 150 Euro. Das gilt aber nicht für Reinigungskräfte, Küchenhilfen und Handwerker, die ebenfalls dazu beitragen, das Gesundheitswesen am Laufen zu halten!

  • Positiv zu werten ist die Vereinbarung, dass die Übernahmeregelung für Auszubildende wieder in Kraft gesetzt wird. Erfolgreich wurde durch die große Kampfbereitschaft der Kollegen vorläufig der Angriff der Tarifgemeinschaft der Länder auf die Eingruppierungsregeln abgewendet, der zu massiven Lohneinbußen führen würde.

Mit welchem Recht sagt der ver.di-Vorsitzende Frank Werneke , dass „nicht mehr drin gewesen sei“, wenn die Gewerkschaften auf den vollen Einsatz der gewerkschaftlichen Kampfkraft, einen Bundesweiten Streik, verzichtet haben? Zumal die Forderungen große Zustimmung unter der Bevölkerung hatten.
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Dieser faule Kompromiss ist nicht zu akzeptieren!

Der miese Abschluss muss noch von den Gewerkschaftsmitgliedern bestätigt werden. Während die Preise und Lebenshaltungskosten so stark steigen wie seit 30 Jahren nicht mehr, sollen die Kollegen/innen mit einer einjährigen Nullrunde und einer minimalen Lohnerhöhung von 2,8 Prozent zufrieden sein? Diesem Ergebnis dürfen wir nicht zustimmen! Trotz einer hohen Streikbeteiligung bei den Warnstreiks wagten die Verhandlungsführer, erneut gegen die Kokkegen/innen in Konfrontation zu und stimmten den faulen Kompromiss zu. Das zeigt wieder einmal auf welcher Seite die Gewerkschaftsbosse stehen. Die Kollegen/innen waren bereit weiter zu kämpfen! Und das ist auch gut so!
In den kommenden Wochen wird es innerhalb von ver.di eine Mitgliederbefragung geben. Der Tarifvertrag hat eine Erklärungsfrist bis zum 22. Dezember 2021. Erst danach entscheidet die Bundestarifkommission „endgültig auf Grundlage der Mitgliederbefragung“, so ver.di-Chef Werneke in einem Facebook-Beitrag.

Keine faulen Kompromisse!

Lasst uns kämpfen bis zur vollständigen Erfüllung unserer Forderungen!

Bundesweite, zeitgleiche und unbefristete Streiks
bis zur Erfüllung unserer Forderungen!

Lasst den Januar in die Tarifkampfgeschichte des öffentlichen Dienstes so eingehen, das die Tarifge-
meinschaft der Länder sich wünscht das er für immer aus dem Kalender gestrichen wird!

Eindrücke vom Streik:


Erstveröffentlichung am 30. Nobember 2022 auf »RoterMorgen«. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.

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└ Schlagwörter: AmericanRebel, Arbeiterklasse, Das kapitalistische System, er.di, GdP, GEW, IG BAU, KPD/ML, Politik und Gesellschaft, Roter Morgen
 Comment 
Dez.03
on 3. Dezember 2021
Veröffentlicht in: Lupo

Volkskorrespondent von Lupo – 2. Dezember 2021

Lupo

Das geeiere der Politik trägt nun seine Früchte. Die vierte Corona-Welle ist voll ausgebrochen, die Krankenhäuser füllen sich mit Ungeimpften. Und RKI-Wieler erzählt es sei 10 nach 12. Und wieder überschlägt sich die Landespolitik vor Schlauheiten. Einzigkleinlaut bekennt Söder in Bayern die höchsten Inzidenzen sind da wo die Faschisten hausen. Ebenso in Sachsen und Baden-Württemberg. Sachsens Chef Kretschmerr (CDU) will einen Wellenbrecher. Er sollte mal lieber die Faschisten brechen die ungeimpft die Lande verseuchen und die Krankenhäuser füllen, aber da herrscht Milde und es wird weiter kräftig verseucht.

Bahnhof Eindhoven: Rechter Pöbel zündete als Antwort auf die Ausfangssperre ein Auto an. Bild YouTube (Ausschnitt)

Interessant nun, in Holland und Belgien probt der faschistische Pöbel den Aufstand gegen Maßnahmen gegen die Corona-Welle. Mit unvorstellbarer Aggressivität geht dieser Mob gegen alles vor was ihnen in den Weg kommt. Polizeiautos brennen, Feuerwehrleute werden beim Löschen angegriffen, Polizeibeamte verletzt. Wobei die Polizei nicht minder hart mit scharfer Munition vorgeht und Demonstranten verletzt. Wie kommt es zu dieser Eskalation? Politische Brandbeschleunigerlaufen auch in diesem Lande herum, In Hollandist es dieser Rechtsaußen Wilders, der seine faschistische Rhetorik walten lässt. Hier ist es die Dame Weidel. Doch nicht minder aktiv ist die Wagenknechtsche von den LINKEN die sich als Impfgegnerin outet. Sie alle verbreiten den Aberglauben statt die Wissenschaftvon zum Beispiel Sahin und Tureci(1), die Erfinder von Biontec.

Würden diese Corona-Leugner nicht frei herum laufen und die bürgerliche Liberalität genießen, die 4. und 5. Corona-Welle wäre längst Geschichte. So aber füllen sich die Krankenhäuser mit Ungeimpften und belasten das Pflegepersonal bis an ihre Belastungsgrenze. Selbst „Mutti Merkel“ nennt dies eine außergewöhnliche Situation. Doch ruft sie den Notstand aus? Nicht doch. Die Industrie fürchtet um ihre Profite und so bahnt sich die 5. Welle an mit noch mehr Toten. Inzwischen wurde in Südafrika eine neue Variante des Corona-Virus entdeckt mit mehrfachen Mutationen und noch gefährlicher. Fleißig verbreitet durch den wiedereröffneten Luftverkehr und den Corona-Bombern. Was macheneigentlich die Fluggesellschaften beim Boarding? Wegschauen, damit die Sitze voll werden? Und dass Reisende mit Omikron sich tagelang herumtreiben hier, das ist ein Skandal!

Gestern wurde aus Sachsen der erste Corona-Patient von der Luftwaffe nach Köln ausgeflogen: Vorsorglich hat Sachsen pro Woche 20 Patienten für eine solche Verlegung angemeldet. (Quelle: Robert Michael/dpa)

Nun dämmert es langsam dem neuen Bundeskanzler, eine allgemeine Impfpflicht muss her. Aber bis zum Lockdown reicht es wieder nicht. Die Angst ist riesig, daß die Profite in den Betrieben schwinden, das wo ohnehin in der Autoindustrie wegen Chip- und Magnesiummangel Kurzarbeit herrscht. Es sind bereits über 100 000 Menschen in diesem Land wegen Corona gestorben. Offensichtlich reicht es den Kapitalisten nicht. Die Inzidenzen – besonders unter Ungeimpften und in Hochburgen von Querdenkern und Impfgegnern – erreichen täglich neue Höchstwerte. Die Intensivierung der Impfkampagnenist richtig und notwendig, aber sie reicht zum Brechen der Welle in der aktuellen Entwicklung nicht mehr aus. Wir lange sollen wir uns von diesen Gelichter terrorisieren lassen?
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(1) SAHIN und TÜRECI sind die Gründer der BioNTech Europe GmbH
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Erstveröffentlichung am 2. Dezember 2021 auf »ROTER MORGEN«. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers. Bilder wurden von der Redaktion »RoterMorgen.eu« hinzugefügt.
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└ Schlagwörter: Arbeiterklasse, bei VW Kurzarbeit, den Klassenkampf zu ersticken, Einlasskontrolle, Gesundheit, In der Sowjetunion gab es eine hervorragende Seuchenbekämpfung, KPD/ML, Leugnung von Corona, Lockdown, Maskenzwang, Roter Morgen, Seelenklempner haben Hochbetrieb, Seuchenbekämpfung
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Dez.02
on 2. Dezember 2021
Veröffentlicht in: Heinz Ahlreip, Redaktion ROTER MORGEN

Gastautor Heinz Ahlreip – 2. Dezember 2021

Heinz Ahlreip

Politisch befindet sich die BRD in einem merkwürdigen Schwebezustand. In gewisser Weise liegt eine Art Doppelherrschaft vor. Aus der russischen Februarrevolution 1917 ergab sich diese allerdings aus der Bewegung der Volksmassen, der Textilarbeiterinnen in Petrograd(1) als der Sturmspitze, denen sich die Metallarbeiter anschlossen, und der Fahnenflüchtigen; im September 2021 lediglich aus den bürgerlich-parlamentarischen Wahlurnen, deren Inhalte durch Monopolisierung der Wahlkampfmittel (hohe Spenden, große Zeitungen, große Wahlplakate, Druckereibesitz, Papiervorräte, öffentliche Gebäude, Talkschaudauergästen im Fernsehen, bezahlte Politologen, Modefotografen, usw.) durch die Kapitalisten und Kreaturen, die ihnen politisch hörig sind, bestimmt worden ist. Es kann im Kapitalismus keine freien Wahlen geben!

Die abgewählte Merkel-Regierung ist nur noch geschäftsführend im Amt, die im September gewählten Berufspolitiker zerfasern sich derzeit in 22 Arbeitsgruppen. Der SPD-Politiker Scholz ist geschäftsführender Vizekanzler und Kanzler in spe zugleich, nichts Halbes und nichts Ganzes. Vom politischen Typus her wird der mittlerweile 63jährige wegen nachhaltiger Reifeverzögerung jetzt nicht mehr ein ganzer Mensch werden können, denn er ködert die Arbeiter mit der verlogenen Parole ‘Gutes Geld für gute Arbeit‘. Das ist das politische Credo dieses promovierten Arbeitsrechtlers aus Hamburg, korrekter ist Arbeitgeberrechtsanwalt, ein Kanzler der Bosse wie Schröder, ein Volksfeind.

Politisch ist Deutschland derzeit gelähmt. Die Agonie rührt daher, dass sich die alte Regierung nicht mehr verantwortlich fühlt, die Kanzlerin begibt sich auf Abschiedstouren, die kleinen Weltreisen gleichen, und dass die neue Regierung noch nicht regierungsfähig ist, obwohl die wichtigsten Posten schon verteilt sind. Es kann nach der derzeitigen Datenlage schon heute festgestellt werden, dass der kommende zweite Coronawinter härter und grausamer wird als der erste, dass mehr Tränen fließen werden, und dass es nicht auszuschließen ist, dass am 15. März 2022, dem zweiten Jahrestag der Ausrufung einer Pandemie durch die Weltgesundheitsorganisation, mitnichten von einem Fortschritt in der Bekämpfung des variantenreichen Virus gesprochen werden kann. Die so vehement versprochene Generalproblemlösung durch massenhafte Impfungen verblasst mehr und mehr. Die bürgerlichen Politiker sind qua ihrer lügenhaften Veranlagung stets bereit, die besten Lagen in Aussicht zu stellen, ihre künstliche Zukunftssonne auf ewig strahlen zu lassen; anders Gneisenau, der große General der Befreiungskriege, er lehrte, dass der Soldat in seinen Konzeptionen von denkbar schlechten Lagen ausgehen soll. Sollte dies missverstanden werden, so weise ich darauf hin, dass Generäle einer dekadenten imperialistischen Armee bereits so verdorben sind, dass es ihnen untersagt werden müsste, den Namen Gneisenau überhaupt in den Mund zu nehmen. Kaum wird darüber gesprochen, aber die Gefahr einer Militärdiktatur ist nie ganz zur Seite zu schieben. Das wäre die allerschlechteste Lösung.

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Es ist eine Situation eingetroffen, in der der selbständig, kritische und revolutionär denkende Kopf angesagt ist, wir werden zu Selbsthelfern in wilder, anarchischer Zeit. Aber das ist nicht jedermanns Sache, ja es kann im kapitalistischen System nur die Sache einer Minderheit sein. Durch den alltäglichen Fabrik-, Kasernen-, Schulterror usw. werden die Menschen eingeschüchtert, zu Duckmäusern abgerichtet, selbstständigem Denken entfremdet, sie sollen der bürgerlichen Führung anheimgestellt werden und diese verinnerlichen, deren Grundmuster Befehl und Gehorsam ist. Ein ganzes System von Abmahnungen, Degradierungen und Kündigungen steht bereit, die Taschen der Reichen noch mehr zu füllen. Und jetzt, wo es um Leben und Tod geht, da werden diese ab der ersten Schulklasse auf Gehorsam und Anpassung Geimpften schmählich im Stich gelassen, von oben kommen keine so dringend benötigten Orientierungsanweisungen und Handlungsanleitungen. Sie zappeln in ihren Wohnungen gleich Alten, die aus Pflegeheimen entlaufen sind und in der Gegend umherirren.

Insbesondere die Liberalen lassen die deutschen Untertanen im Stich. Wie Lenin sagt, der Kleinbürger reißt an sich, was er kann, alles andere ist ihm schnuppe. Zurück bleiben orientierungslose Volksmassen. Die bürgerliche Gesellschaft wäre längst in weltgeschichtlichen Abgründen verschwunden, hätten alle ihre Mitglieder den Systemfrosch ausgespien, der aus dem Privateigentum an Produktionsmitteln zusammengeknetet ist. Dieser Frosch erstickt heute jegliche geistige Regung. Es sind nicht bürgerliche Politiker, die die Ausbreitung des Virus in Schach halten, es ist die eiserne Disziplin der Arbeiterklasse, die als einzige Volksklasse dazu in der Lage ist.

Frech und dreist haben die Herrschenden nun angesagt, vielleicht besser: angedroht, einen weiteren Lockdown wird es nicht mehr geben. Was soll man von einem Ärzteteam halten, das einen Patienten bisher dreimal mehr oder minder erfolgreich wegen eines Infarkts operiert, ihm dann Doppeltabletten verabreicht mit einer recht zweifelhaften Langzeitwirkung, und beim vierten Infarkt sagt, eine weitere Operation wird es nicht mehr geben, das käme dem Krankenhaus zu teuer. So widersprachen dann auch umgehend einige Virologen und brandmarkten diese Aussage als verantwortungslose Wahlpropaganda und Irreführung der Bevölkerung.

Die sogenannte politische Elite der BRD ist auf das primitive Niveau eines Trump und eines Bolzonaro heruntergekommen. Trump wurde abgewählt, gegen Bolzonaro wird von den brasilianischen Völkern versucht, eine Anklage wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in die Wege zu leiten. Werden die Kommunistinnen und Kommunisten, werden die fortschrittlichen Menschen in der BRD in der Lage sein, das Niveau der Völker Brasiliens zu erklimmen?
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(1)
Russische Arbeiterinnen traten am Internationalen Frauentag 1917 in den Streik.

Über den Autor:
Heinz Ahlreip, geb. am 28.2.1952 in Hildesheim. Studium in den Fächern Philosophie und Politik an der Leibniz Universität Hannover von 1975 bis 1983, Magisterabschluß mit der Arbeit „Die Dialektik der absoluten Freiheit in Hegels Phänomenologie des Geistes“. Schwerpunkte der Forschung: Französische Aufklärung, Jakobinismus, französische Revolution, Politische Philosophie Kants und Hegels, Befreiungskriege gegen Napoleon, Marxismus Leninismus, Oktoberrevolution, die Kontroverse Stalin – Trotzki über den Aufbau des Sozialismus in der UdSSR, die Epoche Stalins, insbesondere Stachanowbewegung und Moskauer Prozesse.
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Lest dazu bitte auch:

Die “Ampel“ schaltet auf grün fürs Kapital

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Erstveröffentlichung am 15. Januar 2022 auf »RoterMorgen«. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.

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