Jürgen Eger

Meistgehasst

Buchbesprechung: »Kronstadt« von Peter Priskil
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Jürgen Eger

Dr. Seltsam hat vor Kurzem gefeiert, ich war eingeladen. Ich habe ihm den „STÄHLERNEN“ mitgebracht und er hat mir ein trotzkistisches Buch geschenkt: „Kronstadt“, Untertitel: „Texte von Lenin, Totzki u.a.“ ein Peter Priskil hat es herausgegeben und die Texte erläutert.

Es ist aus dem Jahre 2016 und im Ahrimann Verlag in Freiburg erschienen; immerhin weiß ich nun besser, warum die dort nur weibliche DDRler akzeptieren. Soweit ich das vor einigen Jahren sehen konnte…

Das Buch ist sehr interesssant, man muss nur immer den penetranten Trotzkismus überlesen oder in den Skat drücken. Ein Wunder eigentlich, daß der Kronstädteraufstand nicht auch längst zum „stalinistischen Verbrechen“ umgedeutet wurde.

Aber Trotzki war zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht zum „Dissidenten“ auf der Payroll und in den Medien und im Interesse der Weltkonterrevolution mutiert wie er einige Jahre später und ein paar Jahrzehnte dann auch der Biermann…

Die Blindstellen des Anti-„Stalinismus“ (eine Kernkompetenz aller Trotzkisten in totaler Gleichschaltung mit Adolf Hitler und allen ihm (in Rechtsnachfolge in Identität) nachfolgenden Kanzlern der BRD von Adenauer bis Merkel und allen Bumspräser bis Gauck, liest sich am Beginn der Dscherischinski- Abschnitts (der selbe, der Namensgeber des Wachregiments des MfS war, also eben NICHT der „Stasi“) so:

„NEBEN LENIN UND TROTZKI, den Führern des Oktoberumsturzes, zählt Felix Dserschhinski mit Sicherheit zu den meistgehassten und-verleumdeten Repräsentanten der Russischen Revolution; zur Überprüfung dieser Aussage ziehe man einfach die Zerstörung seiner Denkmäler nach dem Untergang der Sowjetunion heran.“

Wir haben, wie ich anderswo schon anmerkte, den „Felix“ ja „Feliks“.

Abgesehen davon, dass ich den „Untergang“ doch lieber und zugunsten der Wahrheit als Zerstörung bezeichne, da die Metapher ‚Untergang‘ (eine Übertragung aus der Schiffahrt) ja eine Naturkatastrophe meint, etwas unausweichliches, vom Schicksal verordnetes, und schon gar nicht menschengemachtes und (regelmäßig) gegen beste Planung (der Schiffbauer und Schiffsoffiziere) stattfindendes, ist es hier „hübsch“ und bezeichnend, daß dem Autor nicht in den Sinn kommt, dass der überhaupt MEISTgehasste sowjetische REVOLUTIONÄR doch ein gewisser DSCHUGASCHWILI war und ist. Ein Georgier, der unter dem namen STALIN Geschichte gegen den Weltimperialismus schrieb. Weit verhasster als LENIN. Warum nur?

Jedenfalls nach den in diesem Buch für Lenin, Trotzi und Dscherschinski geltend gemacht Kriterien für die Tiefe und das Übermaß des Hasses der Weltimerperialisten. Denn dessen Denkmäler wurden – auch im Einverständnis mit Trotzkisten aller Couleur – lange VOR dem Ende der UdSSR schon weggeräumt. Nämlich im wesentlichen schon ab 1956. Und selbst viele derer, die den haSS-vorgaben für bzw. gegen Lenin und Dscherschinski nicht folgen mögen, lassen keine Gelegenheit aus, die von Goebbels & Co. Gespritzten Gift und Galle wider DEN STÄHLERNEN zu repetieren…

Wie auch Peter Priskil das ganze Buch hindurch keine solche Gelegenheit ausläßt. Wenn das kein Kriterium für MEISTGEHASST ist! Und für den ideologischen Balken im eigenen Auge des Priskil, daß er den Wald des haSSes nicht bzw. nur ansatzweise sieht.

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