Arbeiterkampf

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Okt23
von Fiete Aka
Veröffentlicht in: Allgemein

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Erklärung der Redaktion vom 23. Oktober 2020

 

Liebe Leserinnen und Leser von Arbeiterkampf.eu!
Kollegen, Freunde und Genossen!

 

Seit 2 1/2 Jahren arbeiten wir an der Herausgabe der Onlinezeitung »Arbeiterkampf.eu«. Die Herausgabe schloss eine Lücke in der linken Medienlandschaft. Die konsequente Berichterstattung über betriebliche und gewerkschaftliche Kämpfe, Hintergründe und Lehren aus marxistisch-leninistischer Sicht. Somit hat »Arbeiterkampf.eu« einen hohen Stellenwert als Informationspool für die deutsche und internationale Arbeiterschaft.

Wir, die Redakteure, sind selber Arbeiter, Rentner und Bezieher von Trasfehrleistungen. Zum größten Teil mit langjährigen Kampferfahrungen als Kommunisten im Betrieb und in den Gewerkschaften. Doch auch unsere Zeit ist begrenzt, weil sich der Klassenkampf nicht vorrangig im Intenet abspielt und weil wir teilweise „auch nicht mehr so schnell können„.

Mit großer Freude haben wir gesehen das seit März 2020 die traditionsreiche Zeitung ROTER MORGEN als Onlineausgabe erscheint und haben uns sofort für die Redaktionsarbeit zur Verfügung gestellt, denn dort werden genau die Themen, aus dem gleichen Blickwinkel angesprochen, die auch auf »Arbeiterkampf.eu« zu finden sind.

Aus den obigen Gründen stellen wir mit dem heutigen Tage die Herausgabe von »Arbeiterkampf.eu« ein und bündeln so unsere Kräfte für die Herausgabe von ROTER MORGEN. Unseren Leserinnen und Leser, Unterstützer/innen und Gastautoren/-innen, bitten wir ebenfalls auf ROTER MORGEN zu wechseln und ihm, wie uns, die solidarische Treue zu halten.

.Hier, zum Einstieg, ein paar interessante Artikel, die in der letzten Zeit. .erschienen sind. Bitte unterstützt uns nach Euren Kräften und teilt auch. .unsere  Artikelvorstellungen  bei  Facebook  und  Twitter!……………………………………

 

Stade: Warnstreik der Kollegen/innen der kommunalen Behörden

»Die Menschen in Deutschland sind so vermögend wie nie zuvor« – Aufklärung versus Gehirnwäsche

Wer schafft das Gold zu Tage? – Mutige Metaller protestierten in Nürnberg!

Solidarität mit den Kollegen von Daimler!

Indonesien: Zwei Millionen Arbeiter protestierten gegen die geplanten Einschränkungen der Arbeiterrechte!

Solidarität mit den streikenden Kollegen im Öffentlichen Dienst und im Gesundheitswesen!

Deutsche Arbeiter, ausländische Arbeiter, eine Arbeiterklasse!

Arbeisplatzvernichtung bei MAN

Zwickau: VW-Zulieferer Adient will den Betriebsratsvorsitzenden an die Luft setzen

Krieg dem Imperialistischen Krieg! Heraus zum Roten Antikriegstag 2020

Hunderte blockieren Waffenfabrik in Kassel

Starbucks: Distriktmanager stürmt Betriebsratsbüro

Was ist Kapital?

Undercover-Recherche deckt auf, wie Schweine für Tönnies gequält werden!

Berlin: Streik bei CFM, einer Charité-Tochterfirma

Alles Wurscht! – Was es auch ist, was es auch sei, die Sozialdemokratie ist bei jeder Schweinerei dabei!

Lufthansa: Die Aktionäre haben sich gerettet!

Spanien: Nissanarbeiter im Kampf – Interview mit einem Kollegen von Nissan

Spanien: Das Krankenhauswartungspersonal macht mobil

Garzweiler, 26. Juni 2020: Baggerbesetzung im Tagebau

Großschlachterei Tönnies – Massenhaltung für Menschen!

Massenarbeitslosigkeit, Inflation und umfangreiche Steuererhöhungen

Was ist sozialistische Planwirtschaft?

Spargelhof Ritter im Sumpf von Betrug und Ausbeutung

Urlaub auch bei Uno-Pizza

Seniorenservice Pflegestern ficht Betriebsratswahl an

Bergarbeiterdemonstration in Datteln

Spanien beschließt Mindesteinkommen, zwar nicht bedingungslos, aber immerhin

Voith schließt das Werk in Sonthofen – der Kampf der Belegschaft für den Erhalt aller Arbeitsplätze ist gescheitert!

Borbet: Nach Angriffen auf Betriebsrat folgt nun die Kündigung des Tarifvertrages

Risikogruppe Dienstleistungsproletariat Subunternehmertum – Corona und die 3,99-Schnitzel

Lebensmittelproduktion – Ausbeutung mit Systemrelevanz

Politiker: Mindestlohn senken oder Erhöhung aussetzen

Spargel-Ritter: Bundestagsabgeordneter stellt Strafanzeige gegen Insolvenzverwalter

Nicht nachlassen! Solidarität mit den Kollegen von Voith in Sonthofen!

Geld her! Bornheimer Spargelstreik: Rumänische Erntehelfer wehren sich

Siemens-Schaltwerk Berlin: Wieder sechs Abmahnungen für Betriebsratsmitglied

Solidaritätsaktion in Göteborg: Kollegen weigern sich ein Containerschiff zu entladen

 

.Hast Du Lust und Zeit uns zu unterstützen? Dann schreibe Artikel über. .deinen Betrieb, über Ungerechtigkeiten, Unterdrückung, Ein-. .schüchterungen und fiese Tricks der Geschäftsführung. Schreibe über. .betriebliche Kämpfe und die Lehren daraus – schreibe über deine. .Gewerkschaftsarbeit, Erfolge und Niederlagen – schreibe über Streiks. .und andere Arbeitskämpfe – schreibe über den Verrat der. .Gewerkschaftsführungen und mache ROTER .MORGEN zu Deiner. .Zeitung!………………………………………………………………………………………….

Kontakt: Redaktion(at)RoterMorgen.eu

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 Kommentar 
Mai19
von Fiete Aka
Veröffentlicht in: Allgemein

Roter Morgen

Solidaritätsaktion in Göteborg:
Kollegen weigern sich ein Containerschiff zu entladen

Wir werden dieses Containerschiff nicht entladen, weil es in Lissabon von Streikbrechern beladen wurde, verkündete am letzten Mittwoch die schwedische Dockergewerkschaft »Hamnarbetarförbundet«!

Protestaktion der Dockergewerkschaft Hamnarbetarfoerbundet.

LaburNet und Andere berichteten das am Mittwoch, 13. Mai 2020 das Containerschiff »Wes Janine« in Göteborg, oder einem anderen schwedischen Hafen, einlaufen soll. Das Schiff kommt aus Lissabon, wo es seit langem eine heftige Auseinandersetzung zwischen der Basisgewerkschaft »SEAL« und den Hafenbetreibern (insbesondere dem im Konsortium führenden Unternehmen aus der Türkei) um die Arbeitsbedingungen und Gewerkschaftsrechte gibt.

Den Ausnahmezustand wegen der Epidemie ausnutzend, hat die Lissabonner Hafengesellschaft dieses Schiff von eigens dafür mobilisierten sogenannten „Aushilfskräften“ beladen lassen, was möglich war, da der eigentlich stattfindende Streik, wegen der Epidemie, ausgesetzt war. Die schwedische unabhängige »Dockergewerkschaft Hamnarbetarförbundet«, über den IDC mit der »SEAL« verbündet, hat darauf hin in allen Häfen Mitgliederversammlungen einberufen. Es wurde beschlossen, dieses Schiff nicht zu entladen.

In diesem Video erläutert ein Sprecher der schwedischen
Docker
die Beweggründe für diese solidarische Aktion

Goeteborg

Er erklärt dabei ausdrücklich die Solidarität seiner Gewerkschaft mit den portugiesischen Kollegen. Siehe dazu auch eine aktuelle Ergänzung und Hintergründe zum Streik in Portugal sowie zu den beteiligten Gewerkschaften und dem Docker-Netzwerk:

Der Kollege erklärt im Video dass die Streikbrecher in Schweden von der Firma »Adecco« (ein auch in Deutschland nicht unbekannter Sklavenhändler) gestellt werden – inwieweit es in anderen Häfen bereits zum Streikbruch gekommen ist, sei noch unbekannt. Andererseits neu ist, dass nächste Woche ein weiteres Schiff aus Portugal in Schweden ankommen soll, die »Wes Gena« – worauf die Dockergewerkschaft „noch besser vorbereitet“ sein werde.

hier geht es weiter »

Zu den Hintergründen des Streiks in Portugal:

5. Mai 2020: Appell der portugiesischen Basisgewerkschaft an die Mitgliedsgewerkschaften des Hafenarbeiternetzwerkes IDC zu Solidaritätsaktionen. Da die Docker selbst seit beinahe zwei Monaten wegen der Epidemie nicht arbeiten, die Hafenbetreiber aber – nicht zum ersten Mal 70 Aushilfskräfte als Streikbrecher angeworben haben, die Schiffe beluden, darunter eben die „Wes Janine“ die ursprünglich nach Göteborg fahren sollte.

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Zum Kampf in den Häfen Portugals:

In den Häfen Portugals suchen die Unternehmen die Revanche: Übernahme von Zeitarbeitern soll durch Lohnverzicht bezahlt werden, die Gewerkschaft »SEAL« startete eine Gegenoffensive, LabourNet Germany berichtete am 7. Mai 2020 darüber. In dem Bericht wird zusammen gefasst, warum sich diese aktuelle Auseinandersetzung vor allem gegen eine Betreibergesellschaft aus der Türkei richtet (die im Lissabonner Konsortium „federführend“ ist).
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Alle Räder stehen still…

Der Kampf der portugiesischen und schwedischen Docker ist vorbildlich und zeigt die Stärke der internationalen Solidarität. Er muss ausgeweitet werden, so das kein Schiff mehr mit Streickbrechern beladen wird, weil es niemanden gibt der es entladen würde.
Roter Morgen bleibt am Ball und wird weiter über diese Arbeitskämpfe berichten.
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Hoch die internationale Solidarität!
Es lebe der Kampf der internationalen Docker für ihre Rechte!
Streikbrechern die Arsckarte zeigen!
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Karrikatur: Kollegen von Voith in Sonthofen!

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Erstveröffentlichung vor ein paar Tagen in Roter Morgen. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.

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└ Tags: Adecco, Alle Räder stehen still…, Beweggründe für diese solidarische Aktion, Containerschiff, Dockergewerkschaft, Dockergewerkschaft »Hamnarbetarförbundet«, Epidemie, Es lebe der Kampf der internationalen Docker für ihre Rechte!, Gewerkschaften, Gewerkschaften in Portugal, Gewerkschaften in Schweden, Gewerkschaftsbewegung, Göteborg, Hamnarbetarförbundet, Hoch die internationale Solidarität!, IDC, international, Internationales, Internationalismus, Politik, Portugal, Schweden, SEAL, Streikbrechern die Arsckarte zeigen!, Zu den Hintergründen des Streiks in Portugal, Zum Kampf in den Häfen Portugals
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Mrz31
von Fiete Aka
Veröffentlicht in: Allgemein, Fritz Theisen
Volkskorrespondent

Fritz Theisen
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Nächster Skandal! Zehntausende Pfleger/innen
und Verkäufer/innen werden „Aufstocker“!

Fritz Theisen

In der Pflege und im Einzelhandel müssen tausende Beschäftigte seit Jahren Sozialleistungen beziehen, weil das Gehalt nicht reicht. Das berichten „Süddeutsche Zeitung“ und „Deutschlandfunk“.

Sie sind so genannte Aufstockerinnen bzw. Aufstocker!

Das geht aus einer Antwort auf die schriftliche Anfrage der Bundestagsfraktion der Linkspartei hervor. Demnach mussten 2018 mehr als 17.000 Pflegerinnen und Pfleger Leistungen der Grundsicherung in Anspruch nehmen.

Bei den Verkäuferinnen und Verkäufern waren es rund 50.000. In beiden Branchen traf es vor allem Teilzeitbeschäftigte. Die Linkspartei im Bundestag forderte richtigerweise auch eine Anhebung der Mindestlöhne.
Unter anderen Pflegekräfte und Mitarbeiter des Einzelhandels zählen in diesen Tagen der Corona-Krise zu den sogenannten „systemrelevanten Beschäftigten“. Viele Politiker sprechen ihnen nun plötzlich besondere Wichtigkeit zu. Aber anstatt unverzüglich eine entscheidende Entgelterhöhung in die Wege zu leiten, wird mal kurz im Bundestag geklatscht. Zum Skandal kommt die Heuchelei!

Weitere Beiträge von Fritz Theisen

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Veröffentlichungen sind nur angeschlossenen Medien der Gruppe-Volkskorrespondenz gestattet.

 

└ Tags: American Rebel, Arbeit Zukunft, Arbeitskämpfe, Arbeitsplätze, Arbeitszeitverkürzung, Betrieb und Gewerkschaft, Betriebsrat, Betriebsversammlung, Bundestagsfraktion der Linkspartei, Corona-Krise, Deutschlandfunk, Entgelterhöhung, Fritz Theisen, Pflege, Süddeutsche Zeitung
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Mrz24
von Fiete Aka
Veröffentlicht in: Allgemein

Mitteilung der FAU

Leiharbeiter klagt auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit

Freie Arbeiter Union

Die Freie Arbeiterinnen und Arbeiter Union (FAU) Kaiserslautern begleitet die Klage eines Mitglieds gegen eine Zeitarbeitsfirma. Der 28-jährige Kollege arbeitete seit November bei einem privaten  Entsorgungsunternehmen in der Region Kaiserslautern als Leiharbeiter. Für die körperlich anstrengende Arbeit, wie dem Leeren von Senkkästen oder die Entsorgung von Papiermüll und Gelben Säcken, erhielt er von seiner Zeitarbeitsfirma einen Lohn knapp über dem Mindestlohn – fast 4 Euro pro Stunde weniger als die festangestellten Kollegen. Jetzt hat er am Arbeitsgericht Kaiserslautern eine Klage auf gleiche Bezahlung eingereicht.

„Die Leiharbeitsbranche boomt, aber nur auf dem Rücken der Beschäftigten“, kritisiert David Jung, Pressesekretär der FAU Kaiserslautern. „Wir sind nicht bereit, den Missbrauch der Leiharbeit zu dulden, deshalb unterstützen wir die Klage unseres Kollegen auf gleiche Bezahlung.“

Laut Gesetz stehen Leiharbeitern die gleichen Arbeitsbedingungen zu wie Festangestellten. Durch Tarifvertrag ist es jedoch möglich davon nach unten abzuweichen. Der renommierte Arbeitsrechtler für Deutsches und Europäisches Arbeitsrecht, Dr. Wolfgang Däubler, sieht in der Ungleichbehandlung von Leiharbeitern einen Verstoß gegen EU-Richtlinien. Däubler hat zusammen mit dem gewerkschaftsnahen Netzwerk „Labournet“ eine Kampagne ins Leben gerufen, für die auch in der ZDF-Sendung „Die Anstalt“ geworben wurde. Die Kampagne unterstützt Leiharbeiter, die bereit sind auf gleichen Lohn zu klagen, juristisch und finanziell. Ziel ist, eine Vorlage beim Europäischen Gerichtshof zu erreichen und dort die Unrechtmäßigkeit der schlechteren Bezahlung von Leiharbeiterinnen und Leiharbeitern feststellen zu lassen. Von den anderen anhängigen Klagen der Kampagne liegt eine bereits vor dem Bundesarbeitsgericht, der Prozesstermin wurde jedoch auf unbestimmte Zeit verschoben.

Links & Hintergründe: »


>>> https://www.labournet.de/category/politik/alltag/leiharbeit/

Das Netzwerk „Labournet“ sammelt Spenden für die klagenden Leiharbeiter. Spendenaufruf und Kontodaten finden sich hier: https://www.labournet.de/wp-content/uploads/2017/05/Spendenaufruf_EuGH-Klage.pdf

Quelle: https://www.fau.org/artikel/arbeitskampfleiharbeitfaukl

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└ Tags: 4 Euro pro Stunde, AmericanRebel, Arbeit Zukunft, Arbeitsgericht Kaiserslautern, Bezahlung, Bundesarbeitsgericht, Dr. Wolfgang Däubler, Europäischer Gerichtshof, FAU, Klagen, Leiharbeitsbranche, Mindestlohn, Papiermüll, Prozesstermin, Zeitarbeitsfirma
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Mrz19
von Fiete Aka
Veröffentlicht in: Roberto Jara

Roberto Jara

Spanien: 5.000 Beschäftigte bei Mercedes streiken wegen Corona

Roberto Jara

5.000 Beschäftigte des Mercedes-Werks Vitoria-Gasteiz im Baskenland haben die Arbeit niederlegt, weil die Unternehmensleitung sich weigerte, im Angesicht der Corona-Pandemie das Werk zu schließen.

Mit dem Ruf „Schließung jetzt!” und unter Applaus haben die Arbeiterinnen und Arbeiter des Mercedes-Werks in Vitoria-Gasteiz, der größten Fabrik im Baskenland mit 5.000 Arbeitsplätzen, das Fließband mit Sit-ins gestoppt. Damit wandten sie sich gegen die Entscheidung des Unternehmens, das Werk wegen der Coronavirus-Krise nicht zu schließen. Als die größte Fabrik in einer der Städte, die das Epizentrum des Coronavirus darstellt, die Produktion nicht einstellen wollte, haben die Beschäftigten selbst gesagt: Genug ist genug.

Der Betriebsrat hat nach tagelangen Forderungen an die Unternehmensleitung nach der Schließung aus gesundheitlichen Gründen, auf die die Bosse nur mit Ablehnung reagierten, endlich mit allen Sektoren der Fabrik gesprochen, um die Schließung mit einem Vollstreik ab Beginn der Frühschicht am Montag, dem 16. März, durchzusetzen. Der Streik wird vorerst 8 Tage andauern.

Betriebsversammlung im Mercedes-Werk im Vitoria-Gasteiz. Bild Kaosenlared

Wie Roberto Pastor, Generalsekretär der Gewerkschaftssektion der CCOO bei Mercedes-Benz Vitoria, berichtet, wurden weder die Sicherheitsmaßnahmen eingehalten noch der Abstand zwischen den Menschen. Die Entscheidung, nicht zu schließen, kam von den Büros der Geschäftsleitung, die vollkommen sicher und isoliert waren, während die Arbeiterinnen und Arbeiter in das Werk gedrängt wurden.

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Später wird das Unternehmen Einzelheiten über die Schließung bekannt geben, die die Belegschaft wirksam gemacht hat. Auch die Verantwortungslosigkeit und die Gier der Bosse im Automobilsektor wird durch Schließungen wie diese abgeschnitten. In einigen Fällen aufgrund des Dominoeffekts von einem Werk zum anderen, wenn Teile fehlen, und in anderen, wie in diesem Fall, aufgrund der Tätigkeit des organisierten Personals selbst. So stehen in den nächsten Tagen weitere mögliche Schließungen großer Fabriken wie Opel oder PSA an, die sich am Horizont abzeichnen.

Aber nicht nur im Automobilsektor verbreitet sich Empörung bei denjenigen, die weiterhin zur Arbeit gehen müssen, obwohl sie nicht in zur Bekämpfung des Virus wesentlichen Bereichen arbeiten, und die das Gefühl haben, dass sie „zum Schlachthof“ geführt werden, um die Taschen der Kapitalistinnen und Kapitalisten weiter zu füllen.

Es war die Selbstorganisation der Belegschaft, welche die Durchsetzung von Gesundheitsmaßnahmen ermöglichte, die das Unternehmen nicht anwenden wollte. Das ist ein Beispiel, das auf andere Sektoren übertragen werden sollte, die aus einer prekäreren Position heraus ebenfalls anprangern, wie sie angesichts der Pandemie unter gefährlichen Bedingungen arbeiten und sich auf dem Weg zur Arbeit drängen.

Wie die Gewerkschaftssektion ELA in ihrem Kommuniqué feststellt: „Wir verstehen nicht, dass die Bürgerinnen und Bürger aufgefordert werden, zu Hause zu bleiben, und dass das größte Unternehmen im Baskenland es dem Schicksal überlässt, ob wir in dieser Krise zu einer katastrophalen Situation beitragen.” Tatsache ist, dass zeitgleich mit der Verallgemeinerung repressiver Maßnahmen im Namen der Quarantäne Millionen von Menschen weiterhin unnötigen Risiken ausgesetzt werden, um weiter produzieren zu können. Aber die Mercedes-Belegschaft gibt uns einen anderen Weg vor, so wie es auch die Beschäftigten in italienischen Fabriken in den letzten Tagen angesichts der Untätigkeit der Bosse getan haben.

VIDEO: Rebelión obrera en la Mercedes de Vitoria.

Quelltext in spanisch

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Erstveröffentlichung in Kaosenlared am 17. März 2020. Übersetzung: KLASSEGEGENKLASSE. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers und des Autors. .

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Jan30
von Fiete Aka
Veröffentlicht in: Michael Hillerband

Michael Hillerband

Datteln, 24. Januar 2020 – “Wir kämpfen auch für Euch!”

Michael Hillerband

“Wir kämpfen auch für Euch!” – das war eine der zahlreichen Parolen, die die Jugendlichen von “Fridays for Future” nicht nur in Datteln den älteren Menschen zuriefen.

Trotz des beschlossenen Kohleausstiegs soll dort das Steinkohle-Kraftwerk “Datteln 4″ noch den Betrieb aufnehmen. Dagegen gibt es seit vielen Jahren einen Protest zahlreicher Bürger nicht nur in Datteln.

Die Rechtmäßigkeit der Genehmigung ist umstritten, es ist in viel zu großer Nähe zu Wohngebieten errichtet worden usw. – wir wollen das hier nicht näher ausführen. Aber; was zumindest uns von Anfang an klar war: Die zu Recht gegen den Bau des Kraftwerks kämpfenden Menschen können die Inbetriebnahme nicht verhindern, sondern allenfalls verzögern – Kapitalinteressen werden durchgesetzt werden! So sieht es jetzt auch aus – aber immerhin hat der Kampf den Menschen einige Jahre eine etwas gesündere Umwelt erhalten und endgültig verloren ist er erst, wenn er verloren ist – und bis dahin sollte der Kampf weitergehen.

Der Kopf der Demonstration gegen das Steinkohlekraftwerk „Datteln 4“
:. Bild Arbeit-Zukunft

Der Kraftwerksbetreiber sitzt übrigens in Finnland – auch dort sind die Menschen auf der Straße. Gerechtfertigt wird die Inbetriebnahme des schon probelaufenden Kraftwerks damit, dass es das modernste und sauberste Kohlekraftwerk sei und statt dessen ja ältere, schmutzigere Kraftwerke “vom Netz” genommen würden. Kann sein, dass “Datteln 4″ die sauberste Dreckschleuder ist, aber eine Dreckschleuder bleibt eine Dreckschleuder!

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Was die Betreiber der modernsten Dreckschleuder schamhaft verschweigen, ist, woher die Kohle kommt, die in Datteln “für uns” verfeuert wird: Nicht etwa aus Deutschland, sondern aus dem Ausland, z.B. aus Brasilien. Unter welchen (un)menschlichen Bedingungen die Kumpel dort die Kohle zu Tage fördern müssen, brauchen wir wohl nicht weiter zu schildern – und das nicht erst seit Bolzonaro! Hinzu kommt, dass die Kohle nach Deutschland verschifft wird, und überraschender Weise nicht mit Segelbooten. Ist das dabei erzeugte CO2 auch in der Sauberwaschberechnung von Uniper enthalten?

So – genug davon! Kommen wir zur Gegenwehr! Der 24. Januar war ein Freitag und Datteln liegt im Kreis Recklinghausen – also rief die Ortsgruppe Recklinghausen von “Fridays for Future” zusammen mit der Dattelner BI zu Protestkundgebung und Demonstration zum Kraftwerk auf – sie erhofften sich etwa 100 Teilnehmer. Doch inzwischen war “Datteln 4″ längst kein lokales Thema mehr, sondern (als einziges in Deutschland neu ans Netz gehendes Kohlekraftwerk) weit über Recklinghausens Grenzen hinaus zu einem Symbol geworden. Und die Recklinghäuser und Dattelner guckten natürlich auch längst über ihren Tellerrand hinaus – weshalb die Polizei mit deutlich mehr Teilnehmern rechnete. Die wurden es auch: Nach Polizeiangaben 400 – nach unserer Zählung (!) etwa 650. Aus zahlreichen Städten nicht nur des Ruhrgebiets kamen nicht nur FfF-Jugendliche, sondern auch zahlreiche Erwachsene – auch von anderen Gruppen und Verbänden. Sie kamen übrigens nicht – wie von Leuten des geistigen und moralischen Niveaus der AfD oft unterstellt – mit dem SUV o.ä., sondern mit öffentlichen Verkehrsmitteln (beim etwas abseits liegenden Datteln gar nicht so einfach) oder mit Fahrrädern.

Der Pfarrer einer an der Demo-Route liegenden katholischen Kirchengemeinde hielt eine in Absprache mit seinem evangelischen Kollegen verfasste kurze Rede, in der er aus christlicher Sicht die Umweltzerstörung mit Hinweis auf die Schöpfungsgeschichte verurteilte; Verteidiger des “Hambi” (Hambacher Forst) waren gekommen – wir können gar nicht alle aufzählen. Und natürlich unterstützen die Jugendlichen von FfF auch den Kampf für den Erhalt des letzten Waldrestes dort. Und ihren (scheinbaren) Gegnern, den in berechtigter Sorge um ihren Arbeitsplatz fürchtenden Bergarbeitern riefen sie zu. “Wir kämpfen auch für Euch!”

Die Polizei hatte mit 1000 Teilnehmern gerechnet – es kamen aber “nur” etwa 650 – ist das enttäuschend? Wir meinen: Höchstens auf den ersten Blick, denn die Organisatoren hatten ja nur mit etwa hundert gerechnet. Hinzu kommt noch, dass an diesem “Freitag für die Zukunft” sozusagen Großkampftag war, nicht nur in NRW, nicht nur in Datteln. Denn der “Hambi” ist noch längst nicht gerettet – ihm droht das Wasser abgegraben zu werden, im wahrsten Sinne des Wortes. Und die Dörfer an den Abraumkanten (nicht nur am Hambacher Forst) sind immer noch dem Untergang geweiht und müssen verteidigt werden. An diesem Freitag passierte daher so allerhand – da sind 650 Teilnehmer doch recht ermutigend!

Von Greta Thunberg kamen übrigens auch Grüße in Datteln an!

Ich schließe hier mit dem Refrain des Liedes “We need a chance” – gesungen von zwei damals 13- bzw. 16jährigen Mädchen, den “MySisters” Tabea und Angelina – man kann sie bei YouTube finden:
“We need a chance, we need a future,
Let’s save the world, the only one!
Come on and fight with us together,
We need the power of every one!”
(„Wir brauchen eine Chance, wir brauchen eine Zukunft, retten wir die Welt, die einzige! Komm und kämpfe mit uns zusammen. Wir brauchen die Kraft eines jeden!“)

Und ihr alten Knurrhähne, die Ihr gegen die aufmüpfige Jugend wettert – ist es nicht vor allem Euer schlechtes Gewissen, weil Ihr bisher nicht genug getan habt? Meine Güte, dann überwindet Euch doch! Gebt Euch einen Ruck und unterstützt die Jugend – die “schwänzt” nicht, sondern kämpft auch für Euch. Sorgen wir gemeinsam dafür, dass sie nicht von falschen Leuten eingefangen und missbraucht wird!

Erstveröffentlichung heute oder vor wenigen Tagen in Arbeit Zukunft online. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.
Bilder und Bildunterschriften wurden komplett oder zum Teil von der Redaktion AmericanRebel hinzu gefügt.
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Weitere Artikel von Michael Hillerband
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Jan23
von Fiete Aka
Veröffentlicht in: Allgemein


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Walter AG: Werksschließung in Frankfurt –
200 Industriearbeitsplätze gehen verloren!

Am 20. Januar 2020 wurde der Belegschaft des Frankfurter Präzisionswerkzeugherstellers Günther & Co. eröffnet, dass bis spätestens Anfang des kommenden Jahres der Standort geschlossen sein wird und die gesamte Belegschaft entlassen wird. Die 130-jährige Geschichte eines Frankfurter Traditionsunternehmens findet damit ein Ende.

Firma Walter in Frankfurt schließt ihre Produktion in der Günther & Co. 200 KollegInnen verlieren ihre Arbeit! Foto unter CC-Lizenz

Dass es ernst wird, als der Vorstand der Walter AG beim Frankfurter Tochterunternehmen Günther & Co. kurzfristig zur Betriebsversammlung einlud, war wohl allen klar – als aber die komplette Schließung des Werks in Frankfurt verkündet wurde, traf das alle vollkommen unvorbereitet. Denn nach eigenem Bekunden des Vorstandsvorsitzenden Richard Harris arbeitet Günther & Co. profitabel.

Tatsächlich lobt Harris Frankfurt als leistungsfähigen Standort mit hart arbeitenden Menschen – aber in einem von Richard Harris geführten Unternehmen wird gute Leistung und harte Arbeit nicht belohnt, sie spielen bei seinen Entscheidungen schlicht und ergreifend ebenso wenig eine Rolle wie das Schicksal von 200 Menschen.
Ein absolutes Novum war auch die Präsenz von acht Personenschützern, die Harris und seine Vorstandskollegen in die Betriebsversammlung begleitet haben. Das hat es bisher in der Geschichte von Günther & Co. nicht gegeben, dass ein Vorstand vorsorglich eine gut trainierte Truppe engagiert, wenn es galt, eine schlechte Nachricht zu verkünden. Doch damit machen Richard Harris und Konsorten klar, in welchem Verhältnis sie sich zu hart arbeitenden Menschen sehen: Sie halten diese für potentielle Verbrecher, vor denen sie sich schützen müssen.

Oder wie Brecht in seinem „Lied – Im Gefängnis zu singen“ fragt: „Haben sie denn so mächtige Feinde?“

Dass diese Nachricht übrigens gerade an diesem 20. Januar verkündet wurde, kann nicht zufällig gewesen sein, denn am Folgetag veröffentlichte die Sandvik AB, die Eigentümerin der Walter AG, in Stockholm ihr eher enttäuschendes Quartalsergebnis. Der Aktienkurs hat sich dank dieser Massenentlassungen in Frankfurt jedoch rasch wieder erholt, schließlich rechnet die Sandvik AB mit ca. 11 Millionen EUR Einsparungen pro Jahr. Bei kalkulierten 36,5 Millionen EUR Kosten sollen sich Werksschließung und Verlagerung in etwas mehr als drei Jahren vollständig amortisiert haben.

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Auch steht das Frankfurter Werk in direkter Nachbarschaft zu expandierenden IT-Unternehmen, denn die Stadt ist in den vergangenen Jahrzehnten zu einem der weltgrößten Internetknotenpunkte gewachsen. Bereits Jahre zuvor sind im Zuge von Teilschließungen bei Günther & Co. Werkshallen an ein Internet-Unternehmen veräußert worden, das diese mit Servern für Internet und Cloud gefüllt hat. Auf dem ehemaligen Parkplatz von Günther & Co. ist jüngst ein Serverzentrum der in Frankfurt ansässigen Europäischen Zentralbank entstanden. Zudem hat die gleichfalls in der Nachbarschaft ansässige Continental (ehemals Teves) in der Vergangenheit händeringend nach Platz für ihre Entwicklungsabteilung gesucht. Das Grundstück hat also erheblichen Wert und soll versilbert werden.

Für die Arbeiterinnen und Arbeiter des Frankfurter Standortes bedeutet der Verlust ihrer Arbeitsplätze dagegen einen langfristigen Einkommensverlust, denn im Rhein-Main-Gebiet sind gut bezahlte Stellen im Fertigungsbereich rar gesät. Für viele geht es um die Existenz, auch um die Zukunft ihrer Familien. Zwar verspricht die Walter AG den Betroffenen Qualifizierungsmaßnahmen, doch sind viele der Beschäftigten zu jung für die Rente und zu alt für den Arbeitsmarkt und damit auch bei guter Qualifikation nur schwer zu vermitteln. Zudem solche Maßnahmen im Wesentlichen von der Arbeitslosenversicherung gezahlt werden. Die Brosamen, die Harris den Leuten hinwerfen will, muss er also noch nicht einmal selbst bezahlen.

Walter AG, Werk Frankfurt am Mai. Bild: Werksfoto, Quelle: YouTube screenshot

Der Frankfurter Erste Bevollmächtigte der IG Metall, Michael Erhardt, hat sich bereits eingeschaltet und will laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die „Plausibilität der unternehmerischen Maßnahmen prüfen“ und Schritte zur Beschäftigungssicherung vorschlagen. Mit dem Schlüsselwort „Qualifizierung“ hat die Walter AG bereits eine Steilvorlage der Gewerkschaft aufgenommen. Ziel muss aber der Erhalt des profitablen Standorts Frankfurt mit allen Arbeitsplätzen sein!
Die Belegschaft muss die kommenden Verhandlungen aktiv verfolgen, begleiten und notfalls handeln. Die Friedenspflicht ist erloschen, die Belegschaft kann also auch mit harten Bandagen für ihre Interessen kämpfen. Legal ist zwar nur der Arbeitskampf für einen Sozialplan, je teurer dieser jedoch wird, desto weniger attraktiv ist die Schließung des Werks. Die Gewerkschaftsbasis muss hier aktiv werden!

Und wer sagt, dass die Frankfurter Belegschaft ihren Kampf alleine führen muss? Die Walter AG verliert 200 von 1.300 Produktionsarbeitsplätzen, denn trotz Verlagerung von 82 Maschinen aus Frankfurt an andere Standorte in China und Frankreich sollen dort keine neuen Stellen geschaffen werden, vielmehr soll die Arbeit von den dortigen Belegschaften zusätzlich erledigt werden. Das bedeutet Mehrarbeit, zunehmende Hetze und Arbeitsverdichtung, aber keineswegs vergrößerte Sicherheit für den eigenen Arbeitsplatz. Denn welchen Wert harte Arbeit für Richard Harris hat, hat er jetzt in Frankfurt demonstriert: Keinen!
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Erstveröffentlichung heute oder vor wenigen Tagen in Arbeit Zukunft. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.
Bilder und Bildunterschriften wurden komplett oder zum Teil von der Redaktion AmericanRebel hinzu gefügt.
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Dez30
von Fiete Aka
Veröffentlicht in: Allgemein

Marianne Arens

Gusswerke Saarbrücken schließen Ende März
(vormals Hallberg Guss)

Marianne Arens

Die Autokrise wirft ihre Schatten voraus, viele Zulieferer bauen jetzt schon Arbeitsplätze ab. Ein wahres Stellenmassaker findet in den Stahlwerken statt, die Motorblöcke und andere Komponenten für die Autoindustrie herstellen.

Nicht nur ThyssenKrupp ist von Werkschließungen und Arbeitsplatzabbau betroffen. Auch bei Buderus Edelstahl in Wetzlar werden zum Jahresende 325 Stellen oder ein Viertel der Belegschaft gestrichen. Vor der Schließung steht die Gelenkwellenproduktion GKN Automotive in Kaiserslautern, die ehemals zu Opel gehörte.

Vor den Gusswerken, ehemals Neue Halberg Guss, in Saarbrücken-Brebach. Bild: WSWS.org

Im Saarland haben die Gusswerke Saarbrücken (ehemals Neue Halberg Guss) vor den Feiertagen den letzten 450 Stahlarbeitern zum 31. März 2020 gekündigt. Auch die 600 Arbeiter des Werks, die im Herbst „bis auf weiteres“ freigestellt worden waren, sind nun offiziell entlassen worden. Ende März 2020 soll das Werk geschlossen werden. Geprellt sind damit auch all diejenigen, die im Juli oder September zugestimmt haben, das Werk mit einer Abfindung freiwillig zu verlassen. Für ihre Abfindungen sei kein Geld mehr vorhanden. Andere Arbeiter haben monatelang ihre Löhne nicht erhalten. „Da gibt es nichts mehr“, so der Insolvenzverwalter Franz Abel dazu.

Die Gießerei in Saarbrücken-Brebach stellt Motorblöcke, Zylinderköpfe und Kurbelwellen für die Autoindustrie her und hat vor allem VW und dessen Lkw-Tochter Scania beliefert, daneben General Motors (früher Opel), Deutz, Daimler und Perkins, das zu Caterpillar gehört. All diese Werke rüsten sich für den Umbau und die Krise in der Autoindustrie. Für die Zulieferer bedeutet das mehr Druck und weniger Aufträge, für ihre Beschäftigten brutale Angriffe auf Arbeitsplätze und Löhne.

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Was diese Angriffe betrifft, sind die Stahlarbeiter nicht nur mit den alten und neuen Besitzern und ihren Abnehmern konfrontiert, sondern ebensosehr mit den Manövern der IG Metall. Die Gewerkschaftsfunktionäre und Betriebsräte sind Experten für einen angeblich „sozialverträglichen“ Arbeitsplatzabbau. Sie verstehen es, die Arbeiter immer wieder durch hohle Phrasen und falsche Versprechungen von jedem wirksamen Widerstand abzuhalten.

Sogar jetzt noch versuchen die IGM-Funktionäre, Illusionen in einen weiteren Käufer zu schüren: Der Erste Bevollmächtigte der IG Metall in Saarbrücken, Patrick Selzer, und der Betriebsratschef Bernd Geier konzentrieren sich zusammen mit dem saarländischen Wirtschaftsstaatssekretär Jürgen Barke (SPD) auf den letztmöglichen „weißen Ritter“. Potentieller Käufer der Gießerei könnte die Ferraro Group in Neunkirchen sein, die Schrott zu Metallprodukten verarbeitet. Eine wirkliche Schrott-Perspektive: Der Abbruch-Spezialist Ferraro hat sich auf das Abwracken und Ausschlachten von brachliegenden Industrieanlagen spezialisiert; sein Slogan lautet: „Wir schaffen Platz für Neues.“

Sollte Ferraro die Gießerei übernehmen, dann wäre dies bereits der sechste Eigentümer im Verlauf von acht Jahren.

Ende 2011 wurde die in französischem Besitz stehende Halberg-Gruppe von einer holländischen Private-Equity-Gesellschaft aufgekauft und später unter dem Namen „Neue Halberg Guss“ (NHG) an die Süddeutsche Beteiligungs GmbH weitergereicht. Im Januar 2018 erwarb die Prevent-Gruppe der bosnischen Hastor-Familie die Gießerei mit noch über 2200 Beschäftigten.

Ende Mai 2018 kündigte die NHG die Schließung des Leipziger Werks mit noch 700 Mitarbeitern und die Entlassung von 300 Arbeitern in Saarbrücken an. Darauf stimmten beide Belegschaften einstimmig für gemeinsame Kampfmaßnahmen. Ab Juni 2018 legten die Arbeiter sieben Wochen lang parallel in beiden Werken die Arbeit nieder. Den Abtransport von Maschinen verhinderten sie durch Torbesetzungen, und gemeinsam mit Arbeitern aus andern Betrieben organisierten sie Proteste in Saarbrücken, Leipzig, Frankfurt und Berlin.

Doch die IG Metall weigerte sich, den Streik auszuweiten und andere Betriebe, die mit sehr ähnlichen Problemen konfrontiert waren, in den Arbeitskampf einzubeziehen. Ihre Forderung war von Anfang an nur die nach einem „sozialverträglichen“ Arbeitsplatzabbau, nicht nach Verteidigung aller Arbeitsplätze. Als der Streik Wirkung zeigte und bei Opel und Deutz für Stillstände sorgte, brach die IG Metall ihn Ende Juli 2018 ab. Stattdessen unterstützte sie den Verkauf der Gießereien.

Am 29. November 2018 wurden beide Werke an das Konsortium One Square Advisors verkauft. Die Werke wurden als Gusswerke Saarbrücken, bzw. Gusswerke Leipzig getrennt unter dem Dach von AVIR Guss Holding weitergeführt. Die Leiharbeiter wurden entlassen und rund 300 Stellen gestrichen.

Das Konsortium kündigte dann im Juli 2019 den Abbau von 200 der 1200 Arbeitsplätze im Saarbrücker Werk an. Kurze Zeit später, am 20. September 2019, meldeten die Gusswerke Saarbrücken Insolvenz an. Weitere 600 Stahlarbeiter wurden „freigestellt“, ehe jetzt zum Jahresende allen gekündigt wurde.

Im September 2019 prämierte die IG Metall auf ihrer Betriebsrätekonferenz in Berlin die Betriebsräte von Halberg Guss und stellte sie ausdrücklich als Vorbild hin, weil sie im letzten Jahr einen so erfolgreichen Arbeitskampf geführt hätten. Aber was ist das Ergebnis dieses Arbeitskampfs?

Tatsächlich hat es die IG Metall bei Halberg Guss in wenigen Monaten nicht nur geschafft, einen in zwei Werken gemeinsam geführten Arbeitskampf von 2200 Stahlarbeitern abzuwürgen, sondern sie hat das Unternehmen in zwei gegeneinander konkurrierende Schrumpfbetriebe verwandelt, die beide nicht überlebensfähig sind. Schon jetzt sind weit mehr als die ursprünglich drohenden Entlassungen durchgesetzt worden. Auch das Leipziger Werk mit noch rund 500 Arbeitern hat im Oktober Insolvenz angemeldet.

Die World Socialist Web Site hat immer wieder über den Kampf bei der Neuen Halberg Guss berichtet. Sie warnte schon im Juni 2018 vor der „reaktionären und zynischen Rolle der IG Metall“. Die Gewerkschaft ist in erster Linie der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft – und nicht den Interessen der Stahlarbeiter – verpflichtet.

Dies zeigte sich deutlich, als es zum Show-down zwischen dem größten deutschen Autokonzern, Volkswagen, und seinem Zulieferer, der Neuen Halberg Guss, bzw. ihrem Besitzer Prevent/Hastor kam. Im Profitschacher zwischen VW und Prevent bezogen die IGM-Gewerkschafter entschieden Stellung aufseiten von VW. Mit Volkswagen ist die IG Metall aufs Engste verbunden. Zusammen mit den SPD-Stimmen des Landes Niedersachsen verfügt sie sogar über eine Stimmenmehrheit im VW-Aufsichtsrat. Als Prevent die Preise für VW erhöhte, nutzte die IG Metall den Arbeitskampf der Stahlarbeiter, um Druck auf Prevent auszuüben. Dazu missbrauchte sie die Sorgen der Arbeiter und ihre Bereitschaft, für die Verteidigung ihrer Arbeitsplätze zu kämpfen.

Der Kampf, den die IG Metall an der Seite von VW führte, war erfolgreich: Prevent musste am Ende die Gießereien verkaufen. Aber den Arbeitern nützte das nichts, sie hatten das Nachsehen und waren am Ende die Betrogenen. Trotz ihres Siegs bestellen VW (und auch GM) ihre Motorenblöcke inzwischen woanders. Ein Teil der Produktion wird mittlerweile von der Fritz Winter Eisengießerei im hessischen Stadtallendorf ausgeführt. Diese Gießerei, die schon zuvor für Scania produziert hat, setzt ebenfalls ihre Arbeiter unter Druck. Natürlich ist es ebenfalls ein IG Metall-organisierter Betrieb, was bedeutet, dass die Gewerkschaft leicht alle Stahlarbeiter gemeinsam gegen die Manöver der Konzerne hätte mobilisieren können.

Vor genau einem Jahr, als die IG Metall den Verkauf an One Square Advisors bejubelte, schrieb die WSWS: „Das ganze Manöver läuft auf einen weiteren Verkauf an den x-ten neuen Finanzhai hinaus, der aus den Gießereiarbeitern Profite für seine Aktionäre herausschlagen und die Werke dann weiterverkaufen will.“ Der Erhalt der Arbeitsplätze sei damit „keineswegs gesichert“, heißt es weiter. „Voraussichtlich ist er im neuen Unternehmen noch unmittelbarer vom nackten Gewinn abhängig.“ Genauso ist es gekommen.

Es ist höchste Zeit, dass die Arbeiter aus diesen bitteren Erfahrungen Konsequenzen ziehen und mit der IG Metall brechen. Die bankrotte nationalistische Strategie der Gewerkschaft kann nur zu immer neuen Angriffen auf die Arbeiter führen, und politisch führt sie zu Handelskrieg und Krieg.

Solange die IG Metall über alle Schritte entscheidet und jeden Arbeitskampf sabotiert, sind den Arbeitern die Hände gebunden. Deshalb schlagen die WSWS und die Sozialistische Gleichheitspartei vor, in allen Betrieben Aktionskomitees zu gründen, die völlig unabhängig von der IG Metall agieren. Diese Komitees müssen Kontakt zu Kollegen in den andern Werken aufnehmen und alle Fragen des Kampfs gemeinsam selbst entscheiden.

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Erstveröffentlichung in vor wenigen Tagen »WSWS.org« mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers und des Autors. Bilder und Bildunterschriften wurden zum Teil von der Redaktion American Rebel hinzugefügt.
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Lest dazu auch:

– Solidarität mit den Streikenden von Halberg Guss!


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└ Tags: Anke Rehlinger, Arbeitskämpfe, Arbeitsplätze, Aufhebungsvertrag, Betriebsversammlung, Ferrero Gruppe, Fiete Jensen, Franz Abel, Franz AbelZulieferer, Gewerkschaftsfunktionäre, Halberg Guss, Hiobsbotschaft, IG Metal, IGM-Funktionäre, Ilga Röder, Insolvenzverwalter, Maritta Brückner, Monika Oette, Nico Diener, One Square Advisors, Oskar Lafontaine, PREVENT, Versprechungen, Volkskorrespondenz
 Kommentar 
Dez14
von Fiete Aka
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International Youth and Students for Social Equality

Die internationale Bedeutung des Generalstreiks in Frankreich

Einladung zur Veranstaltung am Dienstag 17. Dezember in Berlin

Die massenhaften Proteste und Ausstände gegen die geplante Rentenkürzung der Macron-Regierung kennzeichnen eine neue Etappe im Wiederaufleben des internationalen Klassenkampfs.

Nach Massendemonstrationen in Chile, Bolivien, Ecuador, Libanon und Irak sowie den Streiks der US-amerikanischen und mexikanischen Autoarbeiter rückt die Klassenspaltung der Gesellschaft mitten in Europa nun ebenfalls wieder in den Mittelpunkt.

Frankreich, 5. Dezember 2019. Bild: YouTube screenshot

Auf der Veranstaltung werden wir mit dem Chefredakteur der französischen Ausgabe der World Socialist Web Site über die Bedeutung der Entwicklungen in Frankreich reden und darüber diskutieren, weswegen die Proteste eine sozialistische Perspektive und den Aufbau einer unabhängigen internationalen Bewegung der Arbeiterklasse erfordern. Die Arbeiter in Frankreich kämpfen nicht nur gegen Macron, sondern gegen den globalen Kapitalismus, der in der tiefsten wirtschaftlichen und politischen Krise seit den 1930er Jahren steckt und auch in Deutschland wieder die Frage von Revolution oder Konterrevolution auf die Tagesordnung setzt.
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Artikel zu den Hintergründen erschienen auf »World Sozialist Web Side«

  • Weitere Massenproteste und Streiks im öffentlichen Dienst
  • Der Weg vorwärts nach dem Generalstreik in Frankreich
  • Streik im französischen öffentlichen Dienst: Baut unabhängige Aktionskomitees für den politischen Kampf gegen Macron auf!

 

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 Kommentar 

Ilga Röder

Halberg Guss Saarbrücken und kein positives Ende?

Ilga Röder

3. Dezember 2019
Seit Wochen betont der Insolvenzverwalter Franz Abel, dass er nicht die Absicht habe, das Werk zu schließen, stehen doch 1000 Arbeitsplätze auf dem Spiel.
200 Arbeitsplätze sind schon vernichtet worden, die Kollegen hatten einen Aufhebungsvertrag unterschrieben und warten noch heute auf die ihnen zugesicherten Abfindungen.

Doch dann wird bei der Betriebsversammlung die Hiobsbotschaft verkündet: Ab 1. Dezember sollen 600 weitere Arbeiter freigestellt werden, ihnen droht der Verlust des Arbeitsplatzes. 450 Halberger sollen weiterarbeiten und zur Rettung beitragen. Die wäre möglicherweise mit einem neuen Investor in Sicht. Die Ferrro Gruppe aus Neunkirchen hat Interesse an den Gusswerken. Tage später kommt die Bestätigung. Die Jobs sind endgültig weg, nicht nur die Arbeiter, sondern auch deren Familien sehen schweren Zeiten entgegen.

Betriebsversammlung November 2019. Bild: YouTube screenshot

Nach VW war auch General Motors als Interessent ausgestiegen, da sie unter der Leitung von PREVENT überhöhte Preise zahlen mussten, auch unter One Square Advisors, einem Finanzdienstleister aus Frankfurt, soll es nicht besser gewesen sein.

Außerdem heißt es, dass dieser Investor die Schwesterwerke Leipzig und Saarbrücken trennen wollte, um Leipzig zu retten und dafür Saarbrücken zu opfern.

Das neue Zukunftskonzept baute auf der erhofften Zusage von GM, Deutz und anderen Kunden, fürdie die Ferrero Gruppe aus Neunkirchen weiterproduzieren wollte und sogar bei der Halbierung der Produktion auf ca 30.000 Tonnen Gussteile im Jahr noch Perspektiven gesehen hätte.

Oskar Lafontaine, Fraktionsvorsitzender der Linken, prangert die ehemalige Leitung an, sie hätten das Werk ruiniert und fordert von der Landesregierung, eine Mehrheitsbeteiligung an den Gusswerken zu erwerben. Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger fordert; Halberg Guss muss leben! Falls genug Kunden zusagen, ist die letzte Schlacht noch nicht geschlagen.

Insolvenzverwalter, Regierung und die Unternehmensleitung schieben sich seit Wochen den schwarzen Peter zu.

Nicht nur für die Arbeiter und ihre Familien, sondern auch für die saarländische Industrie ist das Drama um die Arbeitsplätze ein herber Schlag. Alle Parteien hoffen, dass sie noch eine Alternative zur endgültigen Schließung finden werden.

Die Arbeiter und ihre Familien gucken mal wieder in die Röhre.

Weitere Beiträge von Ilga Röder

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Monika Oette

Übernahme der Neue Hallberg Guss GmbH Leipzig sowie die Gusswerke Saarbrücken durch AVIR Gruß Holding GmbH

Monika Oette

Leipzig, 4. Februar 2019
Der Münchener Sanierungsberater „One Square Advisors GmbH“ gab am 7. Dezember 2018 bekannt, dass die AVIR Gruß Holding GmbH die beiden Hallberg Betriebe in Leipzig und Saarbrücken übernommen haben. Schon Mitte Dezember 2018, gab der alte Eigentümer bekannt, dass die Stilllegungsanzeige der Neuen Hallberg-Guss GmbH Leipzig (NHG) zurückgenommen wurden.

Dieses geschah, nachdem der Verkauf aufgrund eines Arrestverfahrens von Seiten des NHG-Kunden Volkswagen von knapp 50 Mill £ NHG-Verkaufs-Zusicherung beinahe gescheitert wäre. VW begründete das „Beinahe-Scheitern“ damit, dass es zwischen April und Juni 2018 „Wucherpreise“ für Gussteile zahlen musste.

In einer Meldung des „DGAP.de – Financial News Dierectly From The Source“  heißt es u.a.: „…Damit ist der ehemalige Geschäftsbetrieb der Neue Hallberg Guss GmbH auf die Tochtergesellschaften der AVIR Guss Holding GmbH, Gusswerke Saarbrücken GmbH und Gusswerke Leipzig GmbH, übergegangen…“

Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Die Mitarbeiter hätten die Möglichkeit, im Rahmen eines Betriebsüberganges, auf die neue Gesellschaft zu wechseln. Es wurde zwar nirgendwo erwähnt, wie sich im Arrestverfahren geeinigt wurde. In der Zurücknahme der Stilllegungsanzeige wird als Käufer auch die AVIR Guss Holding GmbH benannt.

Eine frohe Botschaft für die rund 2000 Mitarbeiter der Gusswerke, besonders der älteren Mitarbeiter, die schwerlich eine neue Erwerbstätigkeit gefunden hätten. Bleibt zu hoffen das die neuen Arbeitsverträge zumindest den gleichen Standard aufweisen wie die alten. Damit endet ein monatelanger Streit zwischen dem bisherigen Eigentümer und der Belegschaft. Der Hersteller von Motorblöcken und Antriebswellen gehört seit Jahresbeginn zur bosnisch-deutschen Prevent-Gruppe der Familie Hastor, die sich mit dem VW-Konzern erbittert um Lieferkonditionen gestritten und Aufträge verloren hat.

Täglich 7 Stunden und mehr arbeiten die Kollegen von Halberg-Guss wie hier am Hochofen. Bild: Schlacke wird aus einer Gieflpfanne entfernt.

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Fiete Jensen

Kampferfolg bei Halberg Guss in Leipzig

Fiete Jensen

Leipzig, 23. August 2018
Wende bei Halberg Guss: Das Unternehmen will nun das Leipziger Werk nicht mehr schließen und den Kollegen in Saarbrücke nicht kündigen. Es ist geplant, über ein Fortführungskonzept zu verhandeln. Die Mitarbeiter/innen in beiden Werken sind erfreut und hoffen auf den dauerhaften Erhalt ihrer Arbeitsplätze.

Das hatten sich die 700 Halberger in Leipzig in ihren kühnsten Träumen kaum auszumalen gewagt: Sechs Wochen lang hatten sie den Betrieb besetzt und bestreikt. Die Forderung der Kollegen war immer der Erhalt ihrer Arbeitsplätze und damit der Erhalt der Existenz ihrer Familien. Die IG Metall beschränkte sich indes auf das Aushandeln einer Abfindung. Doch es kam anders: Halberg Guss teilte am Mittwoch nach einer erneuten Schlichtungsrunde mit: „Die Schlichtung arbeitet an Fortführungs- und Zukunftskonzepten für beide Standorte.“ Damit bliebe neben Saarbrücken auch der Standort in Leipzig erhalten. Die IG Metall setzte am gleichen Tag nach und verkündetet das gleich, fügte aber hinzu: „Beschlossen ist aber noch nichts. Die Rahmenbedingungen der Schlichtungsverhandlung müssten noch klarer werden.“ Darüber soll in den nächsten Tagen weiter verhandelt werden. Der seit Ende Juli unterbrochene Streik in Leipzig und Saarbrücken bleibe so lange ausgesetzt.Bis dahin soll der Streik weiter ausgesetzt werden.
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Plötzliche Kehrtwende

Nur 90 Minuten hatte die Beratung in Frankfurt/M gedauert. Es war die fünfte, sogenannte Sondierungsrunde und wann genau die Sondierung, die am Mittwoch erneut vertagt wurde weitergeht, ließen die Beteiligten offen.

Für Halberg Guss ist die Ankündigung, nun doch eine Fortführung des Leipziger Werks zu prüfen, eine komplette Kehrtwende. Noch Anfang Juli hatte Halberg-Guss-Chef Alexander Gerstung im Interview gepoltert: „Die Werksschließung Ende 2019 ist in Stein gemeißelt.“ Davon ist nun plötzlich keine Rede mehr. Ob der Standort am Ende aber wirklich erhalten bleibt, ist aber noch völlig offen – und auch, ob alle 700 Mitarbeiter in Leipzig an Bord bleiben.

Foto: Kurti Schmalz

Keine Illusionen

Die Halberg Kollegen sollten aber keine Illusionen und Vertrauen in vage Versprechungen haben. Die neuen Halberg-Guss-Eigner Prevent und Volkswagen sind kein Sozialverein. Wenn sie jetzt so handeln, als ob es wie Zugeständnisse an die Belegschaft aussieht, dient auch dieser Schritt nur der Profitsicherung. Halbergs Kunden haben massiv Druck auf die Geschäftsleitung ausgeübt weil ihnen die Motorblöcke fehlten. Vor zwei Wochen hatten sie gedroht, bei einem erneuten Streik in Leipzig und Saarbrücken ihre Maschinen abzuholen und die Motorblöcke anderswo gießen zu lassen. Während des Ausstands im Juli hatte der Motorbauer Deutz sogar per Zeitungsanzeige an beide Seiten appelliert, den Konflikt endlich beizulegen. Die Kölner hatten wegen des fehlenden Nachschubs aus Leipzig und Saarbrücken bereits ihre Produktion gedrosselt und Opel die Produktion im Werk Eisenach sogar ganz eingestellt.

Halberg will seine Kunden nicht verlieren, aber höhere Profite erwirtschaften. Das wird ihr Ziel bleiben, und deswegen werden erneut Möglichkeiten der Kosteneinsparung ausgelotet. Dazu gibt es viele Möglichkeiten wie z. B. die Schließung des Unternehmens und Gründung eines neuen Unternehmens die den Großteil der Halbergkollegen/-innen zu erheblich niedrigeren Löhnen wieder einstellt. Oder die Verlagerung der Produktion in eine Billiglohnland wobei alle Arbeitsplätze an den jetzigen Standorten verloren gehen werden. Der sog. Einbruch bei den Auftragserteilungen kam nach erneut angekündigten Preiserhöhungen zu Stande. Sie sind angekündigt worden, weil die Hauptaktionäre, die Hastor-Kapitalisten, ihren profitgierigen Hals nicht voll genug bekommen.
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Wachsam und kampfbereit sein

Die Halberg Kollegen müssen nun wachsam sein und sich nicht einlullen lassen. Wenn nach den weiteren Verhandlungen keine 100% Sicherung der Arbeitsplätze gewährleistet wird, muss der Streik sofort wieder aufgenommen werden. Nur Streik ist die Sprache, die die Bosse verstehen. Ebenso sollten sie auch der IG Metall-Führung in den Arsch treten und sie verpflichten, sich für die 100%ige Sicherung aller Arbeitsplätze einzusetzen. Das Geschwafel von einer „sozialverträglichen Abwicklung“ bringt nichts und hat auch nichts gebracht. Der jetzige Erfolg ist ausschließlich dem entschlossenen Auftreten der Halberg-Kollegen zu verdanken. Sie haben mit ihrem Durchhaltevermögen gezeigt, dass ein konsequenter Kampf für die Arbeitsplätze der einzige sinnvolle Weg ist. Die IG Metall-Führung hat die Flinte schon ins Korn geworfen, bevor der Feind sich gezeigt hat. Wieder einmal ein schauerliches Beispiel von Verrat an den eigenen Mitgliedern.

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Nico Diener

Schlichtungsverhandlungen bei Hallberg Guss

Nico Diener

Leipzig, 1. August 2018
Seit Montag, 30. Juli ist es wieder laut in den Werkhallen der Neue Halberg Guss GmbH in Leißzig und Saarbrücken. Der schon sechs Wochen dauernde Streik wurde, vorerst für 14 Tage unterbrochen.

Eine Schlichtung soll nun das angeblich gewünschte Ergebnis bringen. Die IG Metal hat die Geschäftsleitung zu einer Schlichtung aufgefordert und dafür die befristete Wiederaufnahme der Arbeit geboten. Das kam den Hallberg-Bossen gerade recht weil sie in großen Schwierigkeiten stecken und die Kunden auf ihre besrellten Waren warten. Der unmittelbare Druck ist daher weg. Genau dieser druck der unsere einzuge Waffe ist „Streik“!

Nach zwei Schlichtungsverhandlungen mit der Geschäftsführung der Neue Halberg Guss GmbH stellt Jörg Köhlinger, Bezirksleiter des IG Metall Bezirks Mitte, fest: „Die Verhandlungen sind zäh. Es zeigen sich an mehreren Stellen große Schwierigkeiten.“ Und „Wir haben auf Deeskalation gesetzt und mit dem Vorschlag der Schlichtung die Voraussetzung für eine konstruktive Lösung des Konflikts um einen Sozialtarifvertrag für die Beschäftigten geschaffen.“, so Köhlinger weiter. 
„Wir prüfen viele Optionen, aber entlang unserer Forderung für einen Sozialtarifvertrag scheinen die Differenzen weiterhin schwer zu überwinden“, so die Einschätzung von Uwe Schütz, IG Metall Verhandlungsführer. „Wir erwarten von den Gesellschaftern und der Geschäftsführung der Neue Halberg Guss endlich konstruktives Mitwirken an einer schnellen Lösung. Ein Spiel auf Zeit hingegen nehmen wir nicht hin.“

Diese Schmierenkomödide findet unter dem Vorsitz des Schlichters Lothar A. Jordan, dem ehemaligen Vizepräsidenten des Arbeitsgerichts Mannheim, statt. Die Schlichtung wird in der kommenden Woche fortgesetzt.

Wir brauchen keine „sozialverträgliche Abwicklung“! Die Hallberg Kollegen/innen brauchen ihren Arbeitsplatz und gerechte Löhne! Und dafür loht es sich weiter zu streiken. Nur durch Streik bis hin zum Generalstreik aller metallverarbeitenden Betriebe in ganz Deutschland können sie ihre Ziele erreichen. Um diesen Forderungen mehr Ausdruck zu verleihen ha am 2. August eine Delegation der Redaktionen AmericanRebel und Arbeiterkampf die Hallberg-Kollegen/innen in Leibzig besucht und eine Grussbotschaft übergeben.
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Grußbotschaft an die streikenden Kollegen/innen von Halberg-Guss in Leipzig

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

Die Redaktion der Onlinezeitungen »AmericanRebel.de« und »Arbeiterkampf.eu« senden Euch herzliche Kampfesgrüße aus Berlin und Kiel.

Seit 50 Tagen kämpft ihr nun schon gegen die Vernichtung Eurer Arbeitsplätze und für die Existenz Eurer Familien. Wir haben Euch dabei begleitet in dem wir unsere Leser/innen mehrmals über Euren Streik und über Eure Erfolge berichtet haben. Ja, es ist ein Erfolg, wenn so viele Kollegen und Kolleginnen so diszipliniert, geschlossen und lange gegen die Angriffe eines Konzernes auf ihre Existenz vorgehen. Von Euch können die Belegschaften vieler anderer Betriebe lernen und Euer Kampf wird als vorbildlich, egal wie er endet, in die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung eingehen.

Die Schließung des Werkes in Leipzig muss mit allen Mitteln verhindert werden! Lasst Euch nicht von juristischen Angriffen, von Angriffen der Unternehmerpresse und von sonstigen Einschüchterungen entmutigen. Den Hastor-Kapitalisten geht es einzig allein um den Profit den ihr ihnen erarbeiten sollt. Wenn ihr es nicht macht sollen es andere Kollegen, irgendwo in Europa, machen. Diesen Banditen seid ihr völlig egal und nur ein negative Position in ihrer Kalkulation! Aber wir Arbeitnehmer auf der ganzen Welt sind Menschen und wollen auch wie Menschen in Würde und mit Achtung vor unserer schweren Arbeit geachtet und behandelt werden. Ihr habt nichts zu verlieren, denn die Prevent-Bosse haben sich schon gegen euch entschieden und deswegen ist es nur legitim das Ihr Euren Betrieb bestreikt und den mutigen Kampf aufgenommen habt.

Ina Möller und Nico Diener von den Redaktionen AmericanRenel und Arbeiterkamf nach der Übergabe der Grußbotschaft in Leipzig. Leider wußten die Beiden zu der Zeit noch nicht das der Streik ausgesetzt wurde und trafen so nur den Pfördner an, der die Grußbotschaft an den Betriebsratsvorsitzenden Thomas Jürs übergab. Foto: Monika Oette

Große Sorge macht uns die Rolle der IG Metall-Führung, die sich strikt weigert, den Streik auszuweiten und andere Betriebe in den Arbeitskampf einzubeziehen. Allgemeine Worte von Solidarität täuschen unserer Meinung nach darüber hinweg, dass die Gewerkschaftsleitung alles unternimmt, um den Streik auf die unmittelbar Betroffenen zu beschränken. Ihre zentrale Forderung ist doch nicht die Verteidigung aller Arbeitsplätze, wie ihr es wollt, sondern ein sogenannter „sozialverträglicher“ Abbau eurer Arbeitsplätze und die Einrichtung einer so genannten „Transfergesellschaft“, was für euch nichts anderes bedeuten kann, als ein Verschiebebahnhof in die Arbeitslosigkeit. Doch Abfindungen sind kein Ersatz für einen Arbeitsplatz! Sie werden häufig auch noch auf den Anspruch von Arbeitslosengeld angerechnet.

Wessen Interessen vertritt die IG Metall-Führung in diesem Streik? Wie ihr wisst üben seit vielen Jahren die großen Autokonzerne massiven Druck auf die Zulieferbetriebe aus, um die Preise zu senken. Als größter europäischer Autokonzern spielt VW dabei eine führende Rolle. Schon zu Beginn der 1990er Jahren verhandelte der berüchtigte Ex-General-Motors-Manager Jose Ignacio Lopez bei VW in Wolfsburg die Zulieferverträge neu und erzwang massive Preissenkungen. Schon damals hatte diese Entscheidung die volle Unterstützung der IG Metall und der Wolfsburger Betriebsräte. Dass diese VW-Kostensenkung auf die Beschäftigten der Zulieferbetriebe abgewälzt wurde und schon damals zu Entlassungen und Sozialabbau in der Zulieferindustrie führte, kümmerte die Wolfsburger IGM-Funktionäre wenig. Sie waren und sind offensichtlich aufs Engste mit der Konzernleitung verbunden und verfügen mit den Stimmen des Landes Niedersachsen, gegenwärtig unter SPD-Führung, über eine Stimmenmehrheit im VW-Aufsichtsrat.

Aber kann es möglich sein die Interessen zweier Klassen, die der Aktionäre und die der Arbeitnehmer/innen zu vertreten? Holzauge sei wachsam! Was läuft hier ab?

Alle Kolleginnen und Kollegen in den Gewerkschaften müssten selbst ihre Sache in die Hand nehmen. Kein einziger Arbeitsplatz darf dem Profitstreben der Aktionäre geopfert werden. Nehmt direkten Kontakt zu den Kollegen bei VW, Opel, Daimler und den Zulieferern in ganz Europa auf und organisiert einen gemeinsamen gewerkschaftlichen Kampf. Das Ziel muss sein, alle Arbeitsplätze zu erhalten und kein fauler Kompromiss zwischen Kapital und Gewerkschaft!

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Autokorso der Arbeitnehmer von Halberg Guss in Saarbrücken

Ilga Röder
Saarbrücken

Saarbrücken, 4. Juli  2018
Mit einem Autokorso durch Saarbrücken demonstrierten heute die Beschäftigten des Autozulieferers Neue Halberg Guss für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Laut Polizei waren 350-400 Autos von Brebach nach Saarbrücken unterwegs und legten stellenweise den Verkehr lahm. Die Verhandlungen zwischen der IG Metall mit dem Halberg Guss Eigentümer Prevent könnten Freitag fortgesetzt werden.
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„Die Politik“ will vermitteln

Bisher ist es noch zu keinem Kompromiss in den Werken Leipzig und Saarbrücken gekommen. In Leipzig wurden Sitzblockaden vom Eigentümer verboten, ähnliche Massnahmen sind auch in Saarbrücken geplant. Ferner forderte die Hallberg-Geschäftsleitung die Streikenden in Saarbrücken auf, den Streik unverzüglich Streik zu beenden, um neue Verhandlungen nicht zu gefährden. Das Leipziger Werk sei leider nicht zu retten. Nun will die saarländische Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger vermitteln.

Wie gehts weiter

Laut neuesten Nachrichten sollen die Gespräche zu Sondertarifverhandlungen am 12. Juli in Frankfurt weitergeführt werden. Bisher hatte die IG Metall dieses abgelehnt, weil sie formelle Tarifgespräche fordern, die Hallberg-Geschäftsleitung aber nur einen runden Tisch anbietet.

2011 hatte Hallberg Guss rund 2000 Beschäftigte eine Schliessung würde, wenn man alle Angehörigen, sowie die Beschäftigten in der Zulieferindustrie und deren Angehörige, weit über 5000 Menschen betreffen.

Ich war heute um 10.00 in Brebach (Stadtteil von Saarbrücken) unterwegs, da die Busse ab Saarbahnhaltestelle nicht weiterfahren konnten, ging ich zu Fuss und konnte ein paar Fotos machen. Einige Privatleute waren laut ihrer Aussage extra angereist, um die Demo zu filmen.
In Saarbrücken (Innenstadt) zurück waren auch die ersten Autos angekommen, wodurch die Saarbahn Verspätung hatte. Im allgemeinen hatten die Leute Verständnis für die Streikenden.

Ich konnte ein paar Bilder schießen:

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Neues von den Streikenden von Halberg Guss in Leipzig und Saarbrücken

Ilga Röder
Saarbrücken

Saarbrücken, 14. Juli 2018
Auch nach 4 Wochen Streik und zähen Verhandlungen konnten sich die IG Metall und das Management der Prevent-Tochter nicht einigen. Die Verhandlungen wurden von Streiks sowohl in Leipzig als auch in Saarbrücken begleitet.

Beide Parteien standen am Freitag, den 13.7. wieder vor dem Arbeitsgericht Frankfurt, da das Management den Streik für unrechtmäßig erklären will, ob die entsprechenden Gerichte in Leipzig und Saarbrücken die Streiks für rechtmäßig erklärt hatten.

Das Management bietet den von Entlassung bedrohten Arbeitnehmern Abfindungen an, wenn der Streik umgehend beendet würde, da auch die Weiterarbeit bei Motorenbauern und Zulieferern gefährdet sei. Nur eine umgehende Belieferung der langjährigen Kunden könne Arbeitsplätze erhalten.

Die Höhe der Abfindungen und Sozialleistungen für die Entlassenen sind weiterhin Streitpunkte für die beiden Parteien.

Die verbleibenden Arbeiter sollten bis Ende des Jahres vor Kündigungen geschützt werden, darin sieht die IG Metall aber keine Verbesserungen.

Das Ziel müsse sein, möglichst vielen Mitarbeitern eine Zukunftsperspektive zu bieten, denn hier ginge es um das Schicksal von mehr als 2000 Menschen.

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Solidarität mit den Streikenden von Halberg Guss in Leipzig und Saarbrücken muss weiter gehen!

Maritta Brückner
Leipzig

Leipzig, 20. Juli 2018
Die Solidarität mit den Streikenden der Hallberg Guss muss unbedingt weiter gehen! – Die Leipziger Kollegen kämpfen nun schon den 37. Tag unermüdlich um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze.

Der Plan A, Arbeitsplätze erhalten hat Vorrang zu Plan B, Sozialplan für alle Kollegen, denn der Sozialplan würde trotzdem in die Armut führen, da keine weiteren Arbeitsplätze in Leipzig vorhanden sind. 700 Kollegen sind in Leipzig betroffen und in Saarbrücken 1500, sagte mir Kollege Thomas Arnold von der Streikleitung IG Metall. Die Leipziger Kollegen würde es als erstes treffen.

Die Verhandlungen zwischen IG Metall und der Geschäftsleitung der Hallberg Guss wurde am Mittwoch nach 5 Stunden von der Geschäftsleitung abgebrochen. Man hofft, dass sie noch diese Woche wieder aufgenommen werden.

Alle Prozesse, die die Geschäfttsleitung gegen die Streikenden geführt haben , hat sie verloren. Der Streik ist rechtens , so der Gerichtsbeschluss. Das ist ein Erfolg!

Viel Solidarität erhalten die Streikenden von Leipziger Arbeitern. Mit dabei die z. Z. streikenden Arbeiter/innen des Amazon-Unternehmens. Auch international interessiert man sich für das Problem in Leipzig. So war man aus Dänemark angereist, um zu sehen, wie man helfen kann.

Jedoch geht die Angst unter den Kollegen um. Sollte ihr Arbeitsplatz verloren gehen, werden sie, nach ihrer Meinung wenig Chancen haben, neue Arbeit zu finden, da sie als aktive Streikende nun auch einen Stempel aufgedrückt bekommen haben, wovor neue Arbeitgeber zurück schrecken könnten.

Meine letzten Fotos: Gute Stimmung bei den Kollegen/-innen in Leipzig:

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Solidarität mit den Streikenden von Halberg Guss in Leipzig

Neue Hallberg Guss GmbH in Leipzig-Leutzsch

Maritta Brückner
Leipzig

Leipzig, 28. Juni 2018
Einer der letzten größeren Industriebetriebe in Leipzig soll geschlossen werden, entschied der Eigentümer, die bosnische Prevent-Gruppe. 700 Arbeitsplätze stehen unmittelbar auf dem Spiel, betroffen sind aber auch unzählige Arbeitsplätze mittelbar. Zählt man die Familienangehörigen mit, dürften 5 % der Leipziger betroffen sein. Zerrieben von kapitalistischen Profitmaximierungsbestrebungen großer Autokonzerne. Als Folge der Komplettenteignung Ostdeutscher 1990 stehen die Betriebe bei uns immer als erstes zur Disposition, denn wir haben nicht einmal regional verwurzelten Mittelstand. Die Arbeiter von Halberg Guss kämpfen für sich und für uns alle!

Die Streikenden waren seit 13. Juni täglich 24 Stunden auf dem Streikposten, der immer gut besetzt war. Gestern liefen die Kollegen Runden vor dem Werktor, so dass kein LKW rein kam. Die Nachtschicht kam heute eher zum Werktor, als sie hörten, dass die Blockade aufgehoben werden sollte.

Wie die Streikzeitung berichtet drohte am gestrigen späten Nachmittag eine Eskalation: Nach einem Gespräch mit der Rechtsanwältin der Geschäftsleitung verkündete der Polizeichef den Streikenden, dass geräumt werden müsse, wenn man das Tor nicht frei gibt. Nachdem inter Protesten der Streikenden ein Streikbrecher, unter Polizeischutz, mit einem Multikar die Zufahrt geräumt wurde, konnte der erste LKW passieren.

Aber so schnell, wie man gedacht hatte, konnten die LKWs nicht beladen werden, weil plötzlich im ganzen Werk kein Strom mehr war, wurde mir zugeflüstert. Und auch, dass die Streikbrecher es wohl schwer haben werden, die beladenen LKWs aus dem Werk zu bekommen.

Mitglieder des Stachel Leipzig solidarisierten sich mit den Streikenden und gaben etwas in die Streikkasse, denn der Streik geht weiter und muss weiter gehen. Wir wünschen viel Kraft für euren Kampf, liebe Kollegen.

Hier noch ein paar Schnappschüsse von mir:

Transparent vor dem Werkstor
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Gegen den neuen Arbeitgeber
dem Prevent Konzern aus Bosnien

Streikbrecher räumen unter Polizeischutz mit einem Multicar die Zufahrt zum Betriebsgelände

Danach konnte ein LKW
auf das Betriebsgelände fahren

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Video: Sachsenspiegel vom 26. Juni, verfügbar bis zum 3. Juli

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Solidarität mit den Streikenden von Neu Halberg Guss in Leipzig und Saarbrücken

Maritta Brückner
Leipzig

Leipzig, 30. Juni 2018
Ich war heute noch einmal vor Ort am Werk in der Merseburger Straße 204 in Leipzig-Leutzsch. Es ist der 17. Streiktag – und der Kampf geht weiter, hat man mir gesagt. Aber die Kollegen brauchen Unterstüzung und Solidarität. Kollege Arnold erzählte mir, dass man wegen einer Einstweiligen Verfügung den Eingang vor dem Werktor öffnen musste. Die LKWs konnten beladen werden. Aber im Werk gibt es nichts mehr zu holen, da nun alles leer sei, keiner mehr etwas produziert hat und produzieren kann. Stolz erzählte er mir, was für gute Arbeit sie immer geleistet haben. Sie haben immer zuverlässig und pünktlich geliefert. Ihre Arbeit wurde immer sehr geschätzt, weil es kein Murks war. Selbst die dünnsten Stücke konnten sie gießen (das ist schon ein Kunstwerk) und die Auftraglage war immer gut. „So gut wie die Leute, sei auch die Halberger Ware, unsere Kunden haben uns mehrfach ausgezeichnet“ sagte Kollege Hermann, der schon sein halbes Leben im Werk als Anlagenbediener arbeitet. „Ich bin glücklich bei der Truppe. Das hat auch was mit Wertschätzung und Selbstachtung zu tun und wer nicht kämpft hat schon verloren.“ Recht hat er.

Jetzt sind auch die Arbeitsplätze der Hallberg-Kollegen in Saarbrücken gefährdet

Hintergrund der angekündigten Schließung des Werkes ist ein Streit zwischen Volkswagen und dem Zulieferkonzern Prevent. Es geht hier um einen harten Preiskampf zwischen zwei Konzernen, der nun auf den Rücken der Kollegen und Kolleginnen ausgetragen wird. Die Beschäftigten aus Leipzig haben 2009 schon einmal ihren Beitrag zur Sanierung des Unternehmen geleistet und nun sollen sie endgültig abgeschröpft werden.

Mir wurde berichtet, dass alle Kollegen einen Brief per Post erhalten haben, in dem man ihnen mitteilte, dass dieser Streik und vor allem die Blockade eine strafrechtliche Seite habe und man die Rätelsführer dieser Aktion zu nennen habe. Anzeigen sind wohl schon von der Geschäftsleitung getätigt worden und

am Montag gibt es auf dem Arbeitsgericht in Leipzig schon eine erste Verhandlung.

„Ja sie wollen uns nun kriminalisieren, nur weil wir um unser Recht kämpfen“.

Es gab viele die vor Ort den Streikenden solidarisch beistanden. So auch Beschäftigte aus dem Opel Werk und Porsche. Selbst eine Schulklasse war bei den Streikenden. Der Motoradclub „Kule Wampe“ war mit ihren Motorrätern da. Die Kollegen aus Saarbrücken waren mit einem Kleinbus angereist. Sie berichteten mir, dass ihr Werk in Saarbrücken ebenfalls vor dem aus steht. Dort sind 1500 Kollegen mit Arbeitslosigkeit bedroht. Sie waren sehr traurig, weil sie sahen, wie man in Leipzig mit den Streikenden umgeht. „Das erwartet uns nun auch“

Übt Solidarität! Schaut vorbei und oder unterschreibt diese Petition: (Petition beendet)

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