Books and films about Dean/Bücher und Filme über Dean

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Der rote Elvis

Der rote Elvis

Dean Reed - Cowboy, Rockstar, Sozialist

Stefan Ernsting

Ebook, Fuego, 2014

Der rote Elvis

Der rote Elvis

Stefan Ernsting

Dean Reed oder Das kuriose Leben eines US-Rockstars in der DDR

Taschenbuch, 314 Seiten, Sammlung: Aufbau Taschenbücher Bd.2261, 2006

Der rote Elvis

Der rote Elvis

Stefan Ernsting

Kiepenheuer, gebundene Ausgabe, 380 Seiten, 2004
ISBN: 3378010738

Mit 34 Abbildungen, einer Disko- und Filmographie

Dean Reed oder Das kuriose Leben eines US-Rockstars in der DDR

Für die Amerikaner war Reed ein Deserteur, für die DDR-Bürger wurde er zum Urbild des "American way of life".

Das Leben Dean Reeds war reich an Widersprüchen und Rätseln, die Grenzen zwischen Pop und Propaganda verliefen fließend. Nachdem er Anfang der siebziger Jahre seinen Wohnsitz in die DDR verlegte, avancierte der "singende Cowboy" aus Colorado zum Vorbild für die Freie Deutsche Jugend, mit deren Chef Egon Krenz er befreundet war. Er wurde zum Prototyp einer staatlichen Popkultur, die jungen Menschen im ehemaligen Ostblock einen Hauch von Glamour und weiter Welt vermitteln sollte. 1986 ertrank Dean Reed auf mysteriöse Weise. Die genauen Umstände seines Todes wurden von Erich Honecker persönlich ertuscht. Aber in der DDR kursierten schon bald Verschwörungstheorien aller Art. Stefan Ernsting erzählt eine Geschichte, die zwischen amerikanischen Pop-Mythen, Propaganda und politischer Intrige oszilliert und einen Blick in die mitunter recht bizarre Pop-Kultur der DDR ermöglicht. Das Buch wird ergänzt durch zahlreiche Fotos, eine ausführliche Diskographie und eine Filmographie.

Dean Reed: 1938 in Denver/Colorado geboren. Seit Ende der 60er Jahre wird Reed wiederholt wegen "antiamerikanischer" Äußerungen gegen den Vietnamkrieg verhaftet. 1972 zieht er in die DDR. Engagements in DEFA-Produktionen sowie TV-Shows. Zahlreiche Auftritte auf politischen Festivals in Osteuropa. 1981 Heirat mit der Schauspielerin Renate Blume. 1986 ertrinkt Reed im Zeuthener See bei Berlin.

Verlagsankündigung G. Kiepenheuer

DER ROTE ELVIS - Die seltsame Geschichte von Dean Reed

Gustav Kiepenheuer/Aufbau Verlag, Berlin, 10/2004 (in Vorbereitung)

"Von der Berliner Mauer bis Sibirien, Dean Reed aus Colorado ist der größte Star der Popmusik. Reed wird von Russen und anderen Osteuropäern als der prominenteste Amerikaner nach Präsident Ford und Henry Kissinger genannt."
(People Magazine/1976)

Bei keinen anderen Weltstar verliefen die Grenzen zwischen Pop und Propaganda so fließend wie beim sozialistischen Jugendidol Dean Reed, der mit schlechten Countrysongs und mittelmäßigen Cowboyfilmen zum Propaganda-Maskottchen aufgebaut worden war und im Westen völlig unbekannt geblieben ist. Der Schnulzensänger und Kleindarsteller drehte eine Reihe von Genre-Klamotten in Italien und Südamerika bis ihn das Schicksal 1966 auf Tour durch die UdSSR schickte.

Dean Reed ließ sich 1972 am Rande von Ost-Berlin nieder und wurde zum sozialistischen Vorzeige-Ami. Er gab bei "Ein Kessel Buntes" den Einheizer und drehte eine Reihe von Filmen für die DEFA. Der gutaussehende Sunnyboy ehelichte seine Showbiz-Kollegin Renate Blume und das Paar verlieh dem DDR-Alltag einen Hauch von Glamour.

Dean Reed hatte Kontakte zu hochrangigen Oppositionellen und Politikern wie Salvador Allende oder Yassir Arafat. Der Stasi galt er als zuverlässiger Informant und den obersten Strategen des Warschauer Paktes als ein Geschenk des Himmels. Er genoss die volle Reisefreiheit, pries in Interviews aber stets die Vorzüge der Mauer.

"Wenn's um Frieden geht, sollte einem jeder recht sein!"
(Karl-Eduard von Schnitzler in einer NDR-Dokumentation von Peter Gehrig)

Dean Reed protestierte international gegen Atomkraft, Militär Juntas oder den Krieg in Vietnam und gab Konzerte in Ländern wie dem Irak, Libanon, Nicaragua, Kuba oder Bangladesch. Sein später Erfolg machte ihn blind für Korruption und Unterdrückung. Als sozialistischer Grenzreiter repräsentierte er dabei einen grotesken Gegenentwurf zum uramerikanischen Westernmythos. Er kämpfte als Buffalo Bill des Ostens an einer fiktiven frontier und fütterte die Medien hinter dem eisernen Vorhang mit unterhaltsamen Geschichten aus dem wilden, wilden Westen.

Seine Naivität und eine falsch verstandene Akzeptanz durch hochrangige Parteibonzen paarten sich dabei günstig mit Reeds künstlerischem Unvermögen die eigene Mittelmäßigkeit zu überwinden. Während Bob Dylan der Popmusik eine sozialkritische Komponente beimischte, blieb Dean Reed bei einem Standard-Repertoire zwischen "My Way" und "Guantanamera". Sein Erfolg in den Siebzigern und sein späteres Scheitern an den eigenen Ansprüchen steht stellvertretend für das Scheitern der DDR-Kulturpropaganda und einer staatlichen Popkultur, die jungen Menschen hinter dem eisernen Vorhang einen Hauch von weiter Welt vermitteln sollte.

Dean Reed ließ sich als Cowboy feiern, der für das Gute in den Kampf ritt, aber stets brav zurück in den Osten kehrte. Er war willig für den Osten in die andere Richtung zu reiten ohne sein Programm groß zu verändern und galt als authentischer Rock'n'Roll-Star. Seine Vergangenheit als mäßig erfolgreicher Folksinger und Schauspieler verliehen ihm genug Authentizität um im popkulturell ausgehungerten Sozialismus zur Popikone aufgebaut zu werden. Man behauptete, er hätte mal einen Song auf Platz 2 in den US-Charts gehabt und stilisierte ihn zum heldenhaften Freiheitskämpfer für die Medien.

"Ich hatte noch nie von ihm gehört bis ich 1979 als Delegierter zum Internationalen Film Festival Moskau eingeladen war. Ich ging mit meinem Dolmetscher über den Roten Platz als ich einen Mann sah, der von seinen Fans fast erdrückt wurde. Ich fragte, wer ist das denn und man sagte, 'Oh, mein Gott, es ist Dean Reed, der berühmteste Amerikaner der Welt!'"
(Filmemacher Will Roberts beim Boulder Film Festival 2001 in den USA)

Der Freiheitskampf von Dean Reed wurde als Medienereignis inszeniert um darüber berichten zu können. Eine künstlich geschaffene Ikone spielte in der Realität und auf der Leinwand den abenteuerlichen Helden. Als die hilflose Ikonographie sozialistischer Popkultur immer mehr vom Einbruch politischer Realitäten verdrängt wurde, war der linientreue Countrysänger allerdings zur Bedeutungslosigkeit verdammt und im Zuge der Perestoika begann sein Erfolg zu schwinden. Dean Reed plante seine Rückkehr in die USA und einen modernen Indianerfilm über die Belagerung am Wounded Knee 1973.

Im Sommer 1986, zwei Tage vor Beginn der Dreharbeiten für seinen wichtigsten Film, ertrank er unter mysteriösen Umständen im Zeuthener See bei Berlin. Er wurde ebenso schnell vergessen wie man seine Stasi-Akten verschwinden ließ. Ohne die Propaganda-Maschine war er wieder ein Niemand.

Der Tod von Dean Reed markierte den Anfang vom Ende einer Kulturpolitik, die nur von Placebo-Künstlern getragen wurde. Sein Selbstmord wurde von Erich Honecker persönlich als Unfall vertuscht um die eine Legende zu erhalten, die bis in die Gegenwart fortwirkt.

Der Mythos Dean Reed suggerierte aber, dass sein Tod kein Zufall gewesen sein konnte. Widersprüchliche Aussagen und Verschwörungstheorien ließen den Verdacht aufkommen, dass der Mann aus Colorado nicht einfach nur ein naiver Schlagersänger zwischen den Fronten des kalten Krieges gewesen war. Wichtige Fragen blieben unbeantwortet und hochrangige Ex-Mitglieder der ehemaligen DDR-Regierung verstrickten sich in Andeutungen.

Galt der Mann in Geheimdienstkreisen nur als kleiner Informant der Stasi oder war er ein mit allen Wassern gewaschener CIA-Spion oder gar Doppelagent zwischen den Fronten des kalten Krieges? Was hatte Dean Reed am letzten Abend vor seinem Tod getan? Wurde wirklich sein Pass gestohlen als er nach West-Berlin fliehen wollte? Hatte er am nächsten Tag noch in einer Drogerie Bleistifte gekauft? Wurde er tatsächlich verfolgt? Hatte die Stasi ein Killerkommando auf ihn angesetzt? Oder lag der Pass von Dean Reed am entscheidenden Abend noch in seinem Haus in seinem Haus und er hatte aus Verzweiflung Selbstmord begangen?

"Der Rote Elvis" entwickelt sich von der pophistorischen Recherche zur Spionagegeschichte. Der Autor hatte Einsicht in viele persönliche Dokumente sowie Kopien von großen Teilen der verschollenen Stasi-Akten von Dean Reed und dessen Abschiedsbrief.

In Interviewausschnitten kommen Verwandte, Freunde, Kollegen, Fans und ehemalige Mitarbeiter hochrangiger Abteilungen der letzten DDR-Regierung zu Wort um ein realistisches Bild von Dean Reed zu zeichnen und seinen Erfolg zu erklären. Das reich bebilderte Buch wird ca. 300 Seiten haben und im Herbst erscheinen.

Mit Totho konnte eine renommierte Produktionsgesellschaft für die begleitende TV-Dokumentation "Dean Reed - Life Of An American In The GDR" gewonnen werden.

Stefan Ernsting © 2003

Der rote Elvis

Dean Reed

Press review/Pressespiegel

  1. Thüringische Landeszeitung 12.07.2004: Hanks als "roter Elvis"
  2. BZ 23.09.2004: Genosse Elvis
  3. Financial Times Deutschland 05.10.2004: Buffalo Bill des Ostens
  4. antville.org 06.10.2004: eine promomail aus dem führerhauptquartier des KONSUM
  5. RBB Stilbruch 07.10.2004: Vom amerikanischen Rebell zum roten Elvis - Dean Reed hat Konjunktur


  6. ZDF aspekte 15.10.2004: Johnny Cash des Kommunismus
  7. junge welt 15.10.2004: Ein gerechter Cowboy
  8. Freie Presse 15.10.2004: Narrenfreiheit eines Cowboys in der DDR
  9. Weser Kurier Bremen 21.10.2004: Der rote Elvis aus der DDR
  10. Intro.de 26.10.2004: Dean Reed. Ein Cowboy im Plaste-Paradies


  11. Gong #45, 29.10.2004: Der DDR-Alltag im Rückspiegel
  12. Lausitzer Rundschau 13./14.11.2004: Die letzte Selbstinszenierung
  13. Mitteldeutsche Zeitung 18.11.2004: Ein guter Cowboy reitet in die sozialistische Morgenröte
  14. melodie und rhythmus 03/2004: Der rote Elvis
  15. ostmusik.de: Dean Reed - Revolution und Rock 'n' Roll


  16. ARTE Metropolis 27.11.2004: Dean Reed und die Ballade vom guten Amerikaner
  17. junge welt 01.12.2004: Hüftschwung in Schmöckwitz
  18. Westzeit 12/2004: liesmich.txt: DER ROTE ELVIS
  19. Edition Panel 2004: Rezension: Stefan Ernsting - Der rote Elvis
  20. ekz-Informationsdienst 12/2004: Ernsting, Stefan: Der rote Elvis


  21. CrossOver 2005: Stefan Ernsting: Der rote Elvis
  22. Badische Zeitung 05.01.2005: Der unbekannte Superstar
  23. FACTS 06.01.2005: "Sozialistisches Maskottchen"
  24. FF dabei 01/2005: Mit geballter Faust auf der Bühne
  25. Literaturen 1/2/2005: Genosse Cowboy


  26. Bücher 01/2005: Unbekannter Cowboy
  27. Radio Eins 23.01.2005: Stefan Ernsting: Der rote Elvis
  28. Das Magazin 01/2005: Gesendete Objekte
  29. Forum Musikbibliothek 2005/2: Ernstig, Stefan: Der rote Elvis
  30. Luxemburger Tageblatt Feb. 2005: Unbekannter Superstar


  31. Zeitpunkt Kulturmagazin 02/2005: Bücher-Highlights
  32. eclipsed Nr. 69 Feb. 2005: Stefan Ernsting "DER ROTE ELVIS"
  33. Musik an sich 04/2005: Dean Reed - Ein Cowboy für den Sozialismus
  34. Das Parlament Nr. 25-26, 20.06.2005: Der unbekannte Superstar
  35. Der kleine Bund/espace.ch 12.11.2005: Cowboy des Sozialismus


  36. Hannover 22.12.2005: Lesung und Filmausschnitte DER ROTE ELVIS
  37. Edition Panel 2006: Von Wheat Ridge nach Schmöckwitz
  38. Titel-Magazin, 18.10.2006: Unbekannter Superstar
  39. Sächsische Zeitung, 29.01.2007: Sing's noch einmal, roter Cowboy
  40. Western Mail, April 2007: Der Rote Elvis. Dean Reed oder das kuriose Leben eines US-Rockstars in der DDR


  41. Pogoradio.de 25.08.2007: Stefan Ernsting - Der rote Elvis - Dean Reed
  42. 78s.ch 20.12.2007: Ein Cowboy in der DDR
  43. [unbekannte Zeitung] ca. 2008: Als seine Hoffnung bröckelte...

Sachbuch

Der rote Elvis
von Stefan Ernsting, Kiepenheuer, 314 S., 22,50 Euro

Schweriner Volkszeitung, 20./21.11.2004

Das kuriose Leben eines US-Rockstars. Für die Amerikaner war Reed ein Deserteur, für die DDR-Bürger wurde er zum Urbild des "American way of life". Sein Leben war reich an Widersprüchen und Rätseln. Anfang der siebziger Jahre verlegte er seinen Wohnsitz in die DDR, avancierte zum Vorbild für die Freie Deutsche Jugend. 1986 ertrank er auf mysteriöse Weise.

Schweriner Volkszeitung, 20./21.11.2004


Focus Nr. 49, 29.11.2004

Der rote Elvis

St. Ernsting, G. Kiepenheuer, 314 S., 22,50 Euro

Ein Mythos des Kalten Krieges: wie der US-Rockstar Dean Reed ab 1972 in der DDR Karriere machte und 1986 auf mysteriöse Weise ertrank.

Focus Nr. 49, 29.11.2004, Weihnachts-Bücherbeilage


Big in East Germany

Big in East Germany

This book tells the remarkable story of Dean Reed, an American singer who defected to East Germany and became the biggest rock star in the Warsaw Pact. After a long and successful career in the East as a singer and helping to satisfy the GDR's odd obsession with Westerns as an actor, Dean Reed was found dead in slightly suspicious circumstances on the Baltic in 1986. Ernsting's book is not only a fascinating account of this unusual life, but also provides an insight into the cultural struggle of the Cold War.

Stefan Ernsting - 'Der Rote Elvis: Dean Reed, oder das kuriose Leben eines US-Rockstars in der DDR' (Gustav Kiepenheuer, 2004)

www.expatica.com, April 2005

Comments/Kommentare

Bei einer Buchvorstellung der Frauengruppe Courage stellte ich Stefan Ernstings Buch vor, las die Passage, wo Dean die USA-Flagge wusch und spielte den Song American Rebel. Die Leute waren alle interessiert, und so wird das, was Dean uns vermittelt hat, auch nicht vergessen.

Ilga, Saarland, 26. November 2009

Also ich muss schon sagen, dieses Buch ist für mich im Verlaufe der Lektüre zum Brechmittel geworden. Es steht diesem westdeutschen Autor mit seinem antikommunistischen Politikologie-Studium einfach nicht zu, über die Person Dean Reed und über damit zusammenhängende Themen ein Buch zu schreiben - vor allem nicht in diesem besserwisserischen und herablassenden Jargon.

Da wimmelt es im Text von Ausdrücken und Begriffen, die aus dem Kalten Krieg zu stammen scheinen aber leider auch heute noch in den West-Massenmedien verbreitet sind: Ostblock, Ostzone, Stasi-Schergen, SED-Parteibonzen, Eiserner Vorhang, parteitreuer Bürger, Machthaber usw. Oft versucht er aus diesem eigentlich ernsten, traurigen Thema - nämlich dem Aufstieg und tragischen Ende des Dean Reed - etwas Reißerisches herauszuschlagen. Die Krönung war dann noch, dass Donald Rumsfeld - ja der Irakkrieg-Anstifter und Falke - mit einem Zitat auf Seite 222 unter der Überschrift des Kapitels 8 auftauchen durfte.

Also bitte nicht kaufen dieses Buch - es tut einfach weh!
Dean Reed - ich erweise Dir meine Referenz.

Francius Palladio "Meander", Potsdam, amazon.de-Kundenrezension,
27. Dezember 2008

So richtig begeistern kann mich das Buch nicht. Das liegt zum einen daran, dass der Autor sich fast ausschließlich auf Sekundärquellen beruft. Ich kann auch nicht wirklich glauben, dass es im Zeitalter des Internets nicht möglich sein soll, Reeds Aussagen über Chartplatzierungen seiner Songs zu verifizieren oder zu widerlegen. Dass man es nicht weiß, wusste man auch vor diesem Buch. Was historische Ereignisse angeht ist der manchmal etwas oberlehrerhaft daherkommende Autor nicht immer akkurat (1971 war Jimmy Carter nicht Präsident) oder widerspricht sich (einerseits bezeichnet er die Vorgängerregierung zu Allende als gemäßigt, redet dann aber von Befreiung aus Unterdrückung). Man kann Ernsting sicher nicht vorwerfen, dass er den Ostblock verharmlost oder glorifiziert. Seine historischen Betrachtungen der USA wirken dann jedoch häufig sehr schablonenhaft. Colorado war ein Außenposten der Rüstungsindustrie, schreibt er. Wie bitte soll ich mir das vorstellen? Reed selbst bleibt eher blass. Was aus dem Cowboy nun den Marxisten gemacht hat, bleibt im Dunklen. Wenige der Widersprüche, die Reed ohne Zweifel ausmachen, fügen sich in irgendeiner Form zu einem Gesamtbild zusammen. Was ist Narzismus, was Oportunismus und was Überzeugung?

Thorsten Krings, Düsseldorf, amazon.de-Kundenrezension, 26. Mai 2008

Reed gehörte für mich zu den Leuten, die ich in meiner Jugend bewusst ignorierte. Das Buch ist gut recherchiert und durchleuchtet gut die ganzen Mythen, die er selbst um sich errichtet hatte - und entlarvt auch die absurden Verschwörungstheorien um seinen Tod. Nette Lektüre also.

Blues-Pfaffe, forum.rollingstone.de, 14. Mai 2008

Einleitung
Das Buch erwarb ich durch einen Gutschein bei Amazon... Der Name sagte mir schon was, doch mehr konnte ich mit dieser Biografie nicht verbinden. Hinzu kommt mein Dasein als ehemaliger Geschichtsstudent und schon war das Interesse für das Buch begründet. Abschließend zur Einleitung sei die Reaktion einer Freundin erzählt, die paar Jahre älter ist und mich verwirrt anschaute und nicht verstand, warum mich das Leben von Dean Reed interessierte. Sie studierte halt nicht Geschichte und musikalisch war Dean Reed nie wirklich professionell, aber dazu später mehr.

Aufmachung
Der Umschlag des Buches zeigt das Bild von Dean Reed, innerhalb eines Cowboyfilmes. Eigentlich zeigt das - wie später zu lesen sein wird - seine Rolle: Er symbolisierte den perfekten Cowboy in einem Land, das jegliches Cowboy-Dasein eigentlich geißelte. Und genau dieses Paradoxon begründete mein Interesse an seiner Historie.

Inhalt
Dean Reed war in einem klischeehaften kleinen Ort im mittleren Westen Ende der 40er Jahre geboren worden. Alles um ihn rum erfüllte in den 50er Jahren das Bild der USA. Weiße saubere Vorstädte, reiten, Cowboys etc. In seiner naiven Art und Weise, die im Buch immer wieder zu Tage tritt, will er nach Hollywood und Kariere machen, genau wie der neue Superstar Elvis. In abwechselnden Szenen, die einzelne Kapitel darstellen, erlebt der Leser, wie Dean über den Umweg in Südamerika, wo er im Gegensatz zur USA aus der Semiprofessionalität raus kam, zu seinem sozialistischen Weltbild kam. Hinzu kam seine Geltungssucht, die die Sowjetunion und später ab den 70er Jahren die DDR als seine zweite Heimat, auch erfüllte, da er hier (im Osten) ohne Konkurrenz war und die SED bzw. die KPdSU sich freute die große Nachfrage nach Popmusik endlich ein wenig stillen zu können. Das Buch beschreibt gleichzeitig die Kehrseite der Medaille, dass er nie die Reisebeschränkungen miterlebte und alles getan wurde, dass er sich wohlfühlte - war er doch bis zu seinem ungeklärten Tod Staatsbürger der USA. Durch diese Privilegien gepaart mit seiner Naivität verstand er in den 80er Jahren nicht, dass das große Experiment Sozialismus (Kommunismus hatten wir ja nie ;)) nicht funktioniert hat. Wahrscheinlich war es daher schon Selbstmord, aber wie gesagt: Der Tod wurde nie geklärt.

Meinung und Fazit
Das Buch ist sehr interessant geschrieben. Streckenweise wird ein wenig zu sehr auf die Musikgeschichte und die Geschichte des Musikbusiness eingegangen, doch auf der anderen Seite versteht man nur so die Prozesse die noch heute dazu führen, dass Menschen alles aufgeben, um Stars zu werden und dann doch in der Semiprofessionalität hängen bleiben. Das Buch beschreibt gleichzeitig sehr gut, wie blind die USA vor dem Unrecht der Welt war (ist) und wie wenig ihr Umgang mit kritischen Fragen in den 50er und frühen 60er Jahren mit Demokratie zu tun hat. Das Resultat einer solchen McCarthy-Diktatur - denn anders kann man die USA im Umgang mit "unamerikanischen Umtrieben" nicht bezeichnen, war dann die Biografie von Dean Reed, der den Ausweg aus seinem gesunden sozialen Verstand in dem Ostblock sah. Dass er sich mit dieser Erkenntnis zum Teil selbst belog, ist eine andere Geschichte und führt ganz direkt zu seinem (höchstwahrscheinlichen) Selbstmord in den 80er Jahren. Insgesamt somit ein interessantes Buch, um die 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts zu verstehen, aber auf keinen Fall ein "Must-have", um mal meine eingangs erwähnte Freundin zu zitieren.

Empfehlung: ja
Pro: Außergewöhnliche Biografie, die wichtig für das Verständnis des 20. Jh. ist.
Kontra: Muss man nicht zwingend kennen. ;)

Matze081, yopi.de-Kundenrezension, 13. April 2008

Wir müssen vorausschicken, dass unser Interesse für dieses Buch erst kürzlich zutage trat und demzufolge zwischen seiner Veröffentlichung und unserer Kenntnisnahme eine nicht unerhebliche Zeitspanne liegt, in der - wie der Autor abschließend treffend voraussagt - eine Menge passiert ist, neue Erkenntnisse auftauchten, alte an Bedeutung gewannen oder verloren, beschriebene Musiktitel endlich wieder zugänglich wurden usw. Dadurch ergibt sich durchaus eine andere Sicht auf den Inhalt des Buches, als sie sich zur Zeit seiner Entstehung dargestellt hätte, was Spät-Lesern wie uns einen gewissen Vorteil verschafft, den der Schöpfer bei seiner Arbeit naturgemäß nicht berücksichtigen konnte.

Dennoch kann man Stefan Ernsting auch heute attestieren, sich beim Schreiben viel Mühe gegeben und ausgiebig recherchiert zu haben, so dass das Ergebnis wenig an Gültigkeit eingebüßt hat, was bei einem so komplexen Thema nicht selbstverständlich ist und daher Respekt verdient. Einteilung und Gewichtung der Kapitel sind stimmig und nachvollziehbar, der Schreibstil des Verfassers nicht zu trocken, so dass das Interesse des Lesers von Anfang bis Ende aufrecht erhalten wird. Quellen und Zeitzeugenaussagen verschiedenster Couleur wurden reichlich integriert, um ein möglichst differenziertes Bild der Person Dean Reed und seines Lebens entstehen zu lassen. Der Umgang mit der Story fesselt und fasziniert zugleich, man liest sich hinein und bleibt darin hängen - und bedauert am Ende, dass es nicht länger und ausführlicher geworden ist.

Trotzdem bleibt festzuhalten, dass das Werk nicht als erschöpfend oder gar objektiv gewertet werden kann und als gültige Biografie Reeds nur bedingt durchgeht. Bedauerlicherweise konnte der Autor nämlich nicht der Versuchung widerstehen, persönliche Befindlichkeiten und politische Klischees in den Text einfließen zu lassen, die den Lebenslauf des "American Rebel" nicht unerheblich abwerten. Unwichtige, wenige Zeilen lange Randnotizen aus Reeds Autobiografie (bezüglich früherer Erfolge) werden künstlich zu "Legenden" hochstilisiert, um sie anschließend bedeutungsschwanger "entmystifizieren" zu können, geschmacksbedingte Empfindungen gegenüber des künstlerischen Schaffens des "Roten Elvis" werden als Tatsachen dargestellt und seine Erfolge in den sozialistischen Ländern ganz selbstverständlich, jedoch ohne jeden Beleg, allein auf seine Herkunft und sein gutes Aussehen zurückgeführt. Man kaufte seine Platten also nur, um das Cover anhimmeln zu können...

Auch sonst sind immer wieder kleine, zynische Spitzen verklausuliert, die einzig dem Zweck dienen, die Bedeutung Dean Reeds in der Welt herunterzuspielen (Typisch westlich-arrogante Gleichung: Im Osten kennt ihn jeder + im Westen kennt ihn kaum jemand = ergo ist er unbekannt). Höhepunkt ist dabei wohl der Vorwurf, Reed hätte nach seinem Tod bis zur Wende kaum noch Platten verkauft. Kunststück: Er konnte ja keine mehr einspielen... und eine "Leichenfledderei" westlicher Prägung mit unzähligen sensationellen Compilations und sagenumwobenen Raritäten in Demoqualität fand in der DDR eben nicht statt.

Zugegeben: Wir hatten angesichts Ernstings oberflächlichen Schlagwort-Kommentaren innerhalb der Liner-Notes zur CD "The Red Elvis" von Bear Family Records eigentlich Schlimmeres erwartet und waren von der weitestgehenden Sachlichkeit und Neutralität des Buches schon sehr positiv überrascht - dennoch stören uns diese Dinge. Zumal sie so geschickt eingebettet sind, dass sie ein unbeteiligter Leser (bspw. aus dem Westen) kaum bemerkt und sich somit ein zwar nicht komplett falsches aber doch zumindest windschiefes und fremdbeeinflusstes Bild des "singenden Freiheitskämpfers" ergibt. Dabei unterstellen wir dem Autor noch nichtmal böse Absicht, er hat sich lediglich in der gleichen Falle gefangen, die er (berechtigterweise) auch Dean Reed selbst bescheinigt: Einer persönlichen, nicht ganz realistischen und herkunftsbedingt klischeebehafteten Weltsicht. Das ist wirklich schade, denn das Buch schrammt deshalb verdammt knapp am Optimum vorbei.

(kf), 28. August 2007

Keine Frage: Dean Reed ist eine interessante Person der Musik- und Filmgeschichte. In den USA geboren, macht er dort erste Schritte im harten Musikgeschäft, wird dann ein Rockstar in Südamerika und Held einiger Italowestern. Read will sich engagieren, für Frieden in der Welt, gegen Armut und Unterdrückung, geht schließlich in den Osten, tritt in der Sowjetunion auf und lebt in der DDR. Es bleibt nicht aus, dass er von den Herrschenden instrumentalisiert wird, sein Idealismus, der mitunter irreal wirkt, wird auch vom Publikum differenziert betrachtet, schließlich scheitert er persönlich und beruflich - mit einem Selbstmord beendet er sein Leben.

Es wurde Zeit für eine Biographie, die dieses rasante, vielschichtige Leben darstellt. Ernsting ist das nur bedingt gelungen. Er rekonstruiert zwar die Abläufe, doch schon der unangenehm effektheischende, vermeintlich werbewirksame Titel spricht Bände. Der schrille Stil stößt eher ab. Was zudem massiv stört, sind die vorurteilsgeladenen Belehrungsversuche, die Ernsting seinen Lesern immer wieder zumutet. Traut er denen nicht zu, selbst zu denken? Hier wäre eine sachlichere, weniger dem Zeitgeist verpflichtete Darstellung angemessener und seriöser gewesen.

Stefan Wogawa, Thüringen, amazon.de-Kundenrezension, 2. August 2007

Wer sich für die Geschichte des Rock'n'Roll, Defa-Filme oder Ost-West-Kultur interessiert, dem kann es wirklich nicht schaden, da mal reinzuschauen ... fernab aller tumben Stasi-Verschwörungtheorien! Gerade weil Hollywood (bzw. Tom Hanks) das Leben des "Zonen-Cowboys" gern etwas spektakulärer verfilmen möchte: Dean Reed wurde NICHT von Geheimdiensten ermordet. Er hatte schon frühzeitiger Selbstmordabsichten geäußert, bevor er betrunken ins Wasser ging.

War er ein Idealist im Sinne der "sozialistischen Internationalen"? Oder nur ein geltungsbedürftiger Loser, den seine mageren Erfolge in den "Ostblock" trieben?

Stefan Ernsting hat eine sehr gute und umfassende Biographie geschrieben. Nicht nur interessant für Fans des toten Schauspielers und Sängers. In diesem Buch zeigt sich auch, wie der kalte Krieg im kulturellen Bereich ausgetragen wurde!

Barbara Busch, Berlin, amazon.de-Kundenrezension, 9. November 2004

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Letzte Änderung: 2022-02-23