CrossOver 2005

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Stefan Ernsting: Der rote Elvis. Dean Reed oder Das kuriose Leben eines US-Rockstars in der DDR

von *tf anno 2005

CrossOver 2005

Stefan Ernsting, Autor und Redakteur mit Frankfurter Wurzeln, nun in Kreuzberg beheimatet, hat mit seinem Buch eine Biografie über den im Westen so gut wie unbekannten Superstar vorgelegt. Zwischen Bewunderung und Distanz changierend startet und endet das Buch mit dem ominösen Tod des deutschen demokratischen Cowboys. Ohne diesen Anlass, so kommt es dem Leser vor, hätte es wohl nie diese Publikation gegeben, die Wahres und Spekuliertes, historisch Verbürgtes ebenso wie Mythen und Legenden in sich vereint.

Etwas Tragikomisches hat sie schon, diese Gestalt voller Widersprüche, der Mensch, der eher Freiheitskämpfer als Künstler war und letztlich an sich selbst scheiterte. Durch Privilegien, die ihm sein amerikanischer Pass in der sozialistischen Realsatire bescherte, war der linientreue und die Mauer verteidigende Barde nie als Gleicher unter Gleichen akzeptiert. Zu wenig intellektuell, um im Streit über die sozialistische Alternative Ideengeber sein zu können, zu eitel, um als selbstloser Kämpfer durchgehen zu können, zu blauäugig, um die durch und über ihn laufende Propagandamaschine richtig einschätzen zu können.

Der Autor hat genau und an den Quellen recherchiert. Er versucht, sachlich und im Hintergrund zu bleiben. Dabei ist eine Geschichte herausgekommen, die stellenweise zu ausschweifend und langatmig gerät. Der dokumentarische Anspruch in allen Ehren, etwas weniger Details hätten dem Lesefluss nicht geschadet. Und nicht alles aus dem Leben des Drei-Akkorde-Sängers mit der holprigen Poesie wäre erzählenswert gewesen. Denn dadurch gewinnt die Figur, der Hauptdarsteller, nicht.

Für den Geschichtsunterricht noch am ehesten geeignet, weiß ich nicht recht, an wen sich das Buch wendet, von der für mich zahlenmäßig schwer einzuschätzenden Fangemeinde Reeds mal abgesehen. Zu sperrig, zu verfranst, zu unspektakulär. Denn machen wir uns nichts vor - außer den DDR-sozialisierten Mitmenschen kennt den Namen Dean Reed niemand. Und das ist aus meiner Sicht kein Verlust. Diejenigen, die mit dem Namen etwas anfangen können, unterteilen sich dann noch in Bewunderer und den nach meinem Dafürhalten weitaus größeren Teil derer, die schon zu Reeds Lebzeiten nicht viel mit ihm anzufangen wussten.

Den großen Wurf wird Kiepenheuer mit diesem Büchlein nicht machen. Wenn davon mehr Exemplare verkauft werden als von Reeds letzter Amiga-Platte - nämlich ein knappes Dutzend -, sollte der Autor zufrieden sein. Dass es nun in Bälde auch noch einen Film zum Buch geben soll, ist für mich eher ein Hinweis auf das Ausschlachten einer zwar kleinen, aber immerhin "Legende" der größten DDR der Welt als ein rein interessegeleitetes Vorgehen des kreuzbraven Kreuzbergers Ernsting.

Stefan Ernsting: Der rote Elvis. Dean Reed oder Das kuriose Leben eines US-Rockstars in der DDR, 314 Seiten, Gustav Kiepenheuer Verlag 2005, ISBN 3-378-01073-8, 22,50 Euro

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Letzte Änderung: 2007-05-24