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Okt.03
on 3. Oktober 2021
Veröffentlicht in: Redaktion ROTER MORGEN

 Redaktion Roter Morgen – 3. Oktober 2021

3. Oktober 1990: Der Tag der Einverleibung der DDR

„Aber der Sozialismus funktioniert doch nicht“, hören wir immer wieder. Millionen sind doch 1989 auf die Straße gegangen, wollten Änderungen, wollten so nicht mehr weiter leben. Richtig! Die DDR war am Ende einer Entwicklung angelangt in der es nach den alten Methoden nicht mehr weiterging. Der Sozialismus ist die erste Phase des Kommunismus, in der der Kampf zwischen Kapitalismus und Kommunismus noch nicht entschieden ist, in der die Entwicklung zu beiden Seiten möglich ist. In dieser Phase hat die Kommunistische Partei die Aufgabe die Werktätigen zur Leitung auf allen Ebenen heranzuziehen, die Staatstätigkeit in der Ausrichtung auf die allseitige Förderung und Entfaltung der Selbsttätigkeit der Gesellschaftsglieder auszurichten.

SED-Führer wie Ulbricht und Honecker wollten diesen Weg nicht beschreiten. Sie konnten sich keine Zukunft vorstellen und wollten keine Zukunft, in der nicht alle gesellschaftlichen Entscheidungen in ihren Händen monopolisiert sein sollten. Auf dieser antimaxistischen Grundlage war das Verfaulen der DDR gesetzmäßig. Am Mittwoch, den 3. Oktober 1990, platzte die Blase endgültig – die DDR wurde zur Geschichte.

Nachfolgend zitieren wir den größten Teil eines Flugblattes von Arbeit Zukunft, das am 30 Sept. d. J. in Magdeburg erschienen ist.

„Von Adenauer stammen die Worte: Lieber das halbe Deutschland ganz, als das ganze Deutschland halb. „Es geht nicht nur um die Ostzone, es geht darum, ganz Europa östlich des eisernen Vorhangs neu zu ordnen.“ (Adenauer, CDU-Parteitag in Heidelberg, 1.3.1952) „Unser Ziel ist die Befreiung unserer 18 Millionen Brüder und Schwestern in den Ostgebieten. Bis jetzt hat man immer von der Wiedervereinigung gesprochen, wir sollten aber lieber sagen: Befreiung“. Denkwürdig bleiben die Worte Helmut Kohls vom 21. Juni 1990: „Nur die rasche Verwirklichung der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion bietet die Chance, dass Mecklenburg/Vorpommern, Sachsen/Anhalt, Brandenburg, Sachsen und Thüringen bald wieder blühende Landschaften sein werden… Den Deutschen in der DDR kann ich sagen…: Es wird niemandem schlechter gehen als zuvor – dafür vielen besser… Für die Deutschen in der Bundesrepublik gilt: Keiner wird wegen der Vereinigung auf etwas verzichten müssen.“ (Texte zur Deutschlandpolitik, Reihe III/Bd. 8a, Bundes Verlag, Bonn 1991) Das Ergebnis, der mit der Privatisierung hergestellten Eigentumsverhältnisse in Ostdeutschland, war: – 85% der ostdeutschen Vermögenswerte (Fabriken, Häuser und Boden) gehörten inzwischen Westdeutschen. – Nur 5% der von der Treuhandanstalt privatisierten Betriebe gingen an Ostdeutsche, 10% an Ausländer (vor allem US-Firmen und westeuropäische Unternehmen) und 85% an Westdeutsche.
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Der größte friedliche Raubzug der Geschichte

Lothar de Maizière und Kohl – Ringelpitz mit anfassen

Eine historisch beispiellose Umverteilung der Immobilien und Sachwerte verwandelte Ostdeutschland in wenigen Jahren in ein abhängiges Land, in dem alle wesentlichen ökonomischen und politischen Entscheidungen von der herrschenden Klasse der BRD getroffen wurden. Um die DDR-Wirtschaft zu zerschlagen, musste aber auch eine Atmosphäre geschaffen werden, die dies zumindest duldet. Die gesamte Wirtschaft wurde kurzum als „marode“ bezeichnet, alles war nur noch „Misswirtschaft“. Die elektronischen Medien, die Zeitungen, Illustrierten, die gesamte Meinungsmacherindustrie berichteten nur noch von tatsächlichen Missständen oder erfanden neue. Gleichzeitig wurde an die Aufbruchstimmung der DDR-BürgerInnen angeknüpft. Illusionen, die bereits unter der SED-Herrschaft viele Millionen Menschen über den Kapitalismus in der BRD hatten, wurden systematisch weiter geschürt: „Es gibt keine Alternative“ und „da müssen wir durch, dann wird es besser„. Polit-Demagogen logen, das sich die Balken bogen: „Aber niemandem wird es schlechter gehen als bisher. Im Gegenteil“(Kohl). Und: „eröffne die D-Mark die Tür zum Paradies“ (DDR-Pressesprecher Gehler zur Währungsunion 1. Juli 1990). Pieroth (CDU): „Bald spricht man vom goldenen Osten„. (1990). Die bewusst verbreiteten Lügen vom „Aufschwung Ost“ gehörten zum Instrumentarium, die Bürger im Osten ruhig zu stellen. 

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Die Treuhand schlägt zu

Erst durch diese Vorarbeit, erst durch diese günstigen Bedingungen, gelang es der TREUHAND diesen grössten (friedlichen) Raubzug der Weltgeschichte durchzusetzen. Der Schriftsteller Rolf Hochhuth, klagte die Treuhandanstalt an, an „einem Raubzug, wie er in keinem von Hitler überfallenem Land angezettelt wurde“, beteiligt zu sein. (ND, 23/24.1.93)

Proteste gegen die Treuhand

Die Zerschlagung der wirtschaftlichen, politischen und institutionellen Strukturen der DDR war für die westdeutschen Eliten die wesentliche Voraussetzung, um den eigenen Machtapparate, die eigene Wirtschaftsordnung zu installieren. Die zentralen Punkte dieser Bemächtigung waren die Eigentumsfrage, der Verwaltungstransfer und die damit verbundene Besetzung aller wesentlicher Entscheidungspositionen durch westdeutsche Beamte und Manager. In nicht einmal 4 Jahren vollzog sich ein umfassender roll-back der Eigentumsverhältnisse in Ostdeutschland – über 90% der volkseigenen Betriebe wurden an private Besitzer übereignet oder in die Liquidation geschickt. Entscheidend für diese schnelle Privatisierung war die Zerstückelung der Kombinate. Nur auf dieser Grundlage konnten modern ausgestattete und rentable Betriebsteile als Filetstücke an westdeutsche Unternehmen übergeben werden Nur so konnte für „unwirtschaftliche“ Bereiche eine Gesamtvollstreckung eingeleitet werden. Folge des Privatisierungskurses war die nachhaltige Zerschlagung des industriellen Rückgrads der ostdeutschen Wirtschaft. Die Treuhandarbeit zielte ganz bewusst auf die Vernichtung der industriellen Basis in Ostdeutschland.
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Die Wirtschaftsintegration war politisch und nicht ökonomisch motiviert denn die Privatisierung war für die ostdeutsche Wirtschaft eine „Therapie auf dem elektrischen Stuhl“, die vor allem das Interesse der westdeutschen Eliten nach Marktbereinigung und Abschirmung der BRD vor vereinigungsbedingten Veränderungsimpulsen widerspiegelt. Die Treuhandarbeit zielte ganz bewusst auf die Vernichtung der industriellen Basis in Ostdeutschland. Die Wirtschaftsintegration war politisch und nicht ökonomisch motiviert, die Privatisierung war für die ostdeutsche Wirtschaft eine „Therapie auf dem elektrischen Stuhl“, die vor allem das Interesse der westdeutschen Eliten nach Marktbereinigung und Abschirmung der BRD vor vereinigungsbedingten Veränderungsimpulsen widerspiegelt.
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Über den Revisionismus der Honecker-Clique   

Kritik muss an allem geübt werden, um es beurteilen zu können. Da ist auch Erich Honecker keine Ausnahme, trotz seines Parteibuches, trotz seiner Lippenbekenntnisse zum Sozialismus. Was letztendlich zählt bei der Bewertung einer Person sind primär die Taten, nicht die Worte. Vermutlich war Erich Honecker schon ab den 50er Jahren ein revisionistischer Karrierist. Die Übernahme der Chruschtschowschen Politik in den 50iger Jahre durch die SED war der Grund für den Niedergang der DDR. Und so betrat ein weiterer Feind ergriff die Initiative.

Der Feind aus den eigenen Reihen, wie Tucholsky sagen würde. Bürokratismus, die selbstgefällige Arroganz einer Führungsschicht, Bevormundung und Gängelung der arbeitenden Menschen, Kriechertum und Speichelleckerei wurden allesbeherrschend im Leben des Landes. Diese Atmosphäre wirkte sich in der DDR verheerend aus. Der Elan erlahmte, die Selbsttätigkeit wurde als Gefahr für den Erhalt des Staates gesehen und daher immer mehr eingeschränkt, liess das Interesse am Sozialismus erlahmen. Teile der Bevölkerung übersiedelten in den Westen; für sie wurde die DDR immer unattraktiver. Mit dem Bau der Mauer war dann das endgültige Ende einer sozialistischen Entwicklung der DDR. Auch wenn der Name beibehalten wurde, allein der Inhalt war ein anderer. Die Kluft zwischen Partei und breiten Teilen der Massen war groß geworden und innerhalb der Partei verlor die Führung immer stärker das Vertrauen der einfachen Mitglieder. Besonders die immer restriktiver werdende Informationspolitik der Medien stieß zu Recht auf Ablehnung. Schönfärberischer Aktionismus, dauernde Erfolgsmeldungen, Kampagnenhaftigkeit und peinliche ´Hofberichterstattung´ prägten zunehmend deren Bild.

Ohne Zweifel hat der kampflose Zusammenbruch der DDR die deutsche und internationale Arbeiterbewegung zurückgeworfen. Der Verlust des Ansehens des Sozialismus ist tragisch zu nennen. F. Engels sagte einmal: hat man einmal verloren, so muss man wieder von vorn beginnen. In der Niederlage liegen die Keime zukünftiger Siege. Gerade Niederlagen sind die besten Lehrmeister und erteilen eine Lektion in geschichtlicher Dialektik, gerade geschlagene Armeen lernen gut. Die Weltgeschichte geht nicht glatt und gleichmäßig vor sich, „…ohne manchmal Riesenschritte rückwärts zu machen.“ Riesenschritte rückwärts – man darf die Dialektik eben nicht nur als Vorwärts- bzw. Höherentwicklung denken. Proletarische Revolutionen… kritisieren beständig sich selbst, unterbrechen sich fortwährend in ihrem eignen Lauf, kommen auf das scheinbar Vollbrachte zurück, um es wieder von neuem anzufangen.“
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Literatur:
Grover Furr, Chruschtschows Lügen (die Beweise, dass alle „Enthüllungen“ über Stalins (und Berias) „Verbrechen“ in Nikita Chruschtschows berüchtigter „Geheimrede“ auf dem 20. Parteitag der KPdSU am 25. Februar 1956 nachweislich falsch waren.
Enver Hoxha, Die Chruschtschowianer – Erinnerungen

Erstveröffentlichung am 12. Oktober 2021 auf »RoterMorgen«. Der Hauptteil dieses Artikels wurde von ARBEIT ZUKUNFT am 30. September 2021 in Magdeburg herausgegeben. Bilder, Bilduntertexte und Zwischenüberschriften wurden von der Redaktion »RoterMorgen« hinzugefügt.
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Lest dazu bitte auch:

3. Oktober: Es gibt nichts zu feiern – aber viele Günde zu kämpfen!

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Hier gehts zu einer weiteren Artikelauswahl

 

 

 

 

 


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Ihr findet dort:
> Hartmut Heck: Die Schönheit feiern
> Hosteni: 7. Oktober 1949: Gründung der Deutschen
…Demokratischen Republik

> Kalle Schulze: Sozialismus ist möglich, wenn die
…Arbeiterklasse über ihre Partei den Kurs hält und nicht
…die Partei über die Arbeiterklasse herrscht

> Emko: Die Bewahrer des Friedens stehen im antiimpe-
…rialistischen Lager,
mit der Rede von Albert Norden:
…»Die Werktätigen fordern eine demokratische Regierung«
…(3. Oktober 1949)
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Geschichte von unten: »Die Deutsche Demokratische Republik«

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Vorankündigung:
Am 7. Oktober erseint bei Roter Morgen:
7. Oktober – ein Tag zum Feiern!
Wir bitten um Beachtung

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└ Schlagwörter: AmericanRebel, Arbeiterklasse, Das kapitalistische System, Kapitalismus, KPD/ML, Roter Morgen
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Sep.28
on 28. September 2021
Veröffentlicht in: Rui Filipe Gutschmidt, Volkskorespondenz, Volkskorrespondez

Volkskorrespondent Rui Filipe Gutschmidt – 28. September 2021

Offener Brief an Portugals Parlament appelliert für eine regulierte Legalisierung von Cannabis

Rui Filipe Gutschmidt

Schon Peter Tosh sang vor vier Jahrzehnten „Legalize it, don’t criticize it“. Die Drogenpolitik in Portugal ist seit über zwei Jahrzehnten eine der fortschrittlichsten der Welt. Doch im Umgang mit Cannabis gibt es seither keinen Fortschritt. Andere Länder haben die Portugiesen diesbezüglich längst überholt. Es wird Zeit, den nächsten Schritt zu unternehmen.

Die aktuelle Drogenpolitik ist gescheitert. Foto: M A N U E L – CC BY-ND 2.0

Vier ehemalige Justizminister und zwei Gesundheitsminister gehören zu den über 60 Unterzeichnern des offenen Briefs an das Parlament, in dem die Regulierung von Cannabis „zum Schutz der Gesundheit und zur Bekämpfung der Kriminalität“ gefordert wird. Die Argumentation ist dabei nicht neu, und eigentlich hat man die Notwendigkeit einer regulierten Cannabislegalisierung schon vor 20 Jahren anerkannt, als der Konsum und Besitz in einem ersten Schritt entkriminalisiert wurde. Damals hätte keiner gedacht, dass der notwendige nächste Schritt – die Legalisierung von Anbau und Verkauf, Weiterverarbeitung, Import und Export und entsprechende Maßnahmen zur Regulierung der Aktivitäten – über 20 Jahre auf sich warten lassen würde.

Jetzt haben sich ehemalige Minister, Staatssekretäre, Persönlichkeiten aus dem Gesundheitssektor und aus anderen Bereichen des öffentlichen Lebens zusammengeschlossen, um den überfälligen Schritt endlich umzusetzen. Denn einerseits nimmt der Konsum weiter zu und wird gesellschaftlich weitestgehend akzeptiert, während andererseits der Einkauf weiterhin über illegale Wege geschieht. Dies habe „negative Konsequenzen, für die öffentliche Gesundheit“, da der THC-Gehalt (die psychoaktive Substanz) immer weiter steigt. Mit anderen Worten: Was früher ein Glas Wein war ist heute ein Glas Brandy.

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Regulieren statt verbieten

Doch was genau soll da reguliert werden? Warum nicht „einfach legalisieren und gut“? Man muss also erst einmal die Ziele definieren, die durch ein neues Gesetz erreicht werden sollen. Das Gesetz soll die öffentliche Gesundheit schützen und die Kriminalität bekämpfen.

1.- Es soll ein reibungsloser Übergang vom kriminellen zum legalen Handel durch eine Regulierung erreicht werden. Dabei soll ein Anstieg des Konsums, besonders bei jungen und labilen Personen, durch Präventionsmaßnahmen vermieden werden.

2.- Der Schutz der allgemeinen Gesundheit, soll durch die Definition des Mindestalters für den Konsum, durch eine Begrenzung des maximalen THC-Gehalts der Produkte, Regeln für den Anbau und die Produktion, die die Gesundheit und die Umwelt schützen, eine angemessene Kontrolle Straßenverkehr und durch Information der Verbraucher über Suchtrisiken und Behandlungsalternativen, gewährleistet werden.

3.- Die Bekämpfung des illegalen Marktes, „die schrittweise Beseitigung des illegalen Cannabismarktes und der damit verbundenen Wirtschafts- und Finanzkriminalität“. Aus diesem Grund verteidigen sie die Notwendigkeit der Kontrolle über die am gesamten Cannabiskreislauf beteiligten Einheiten und die Rückverfolgbarkeit des Produkts vom Samen bis zum endgültigen Verkauf, und verhindern so die Einführung von illegalem Cannabis in den Kreislauf sowie den Verkauf auf dem Schwarzmarkt“.

Diese Maßnahme „beisst sich allerdings mit der Freigabe des Anbaus für den Eigenkonsum und erfordert Nachbesserung. Es muss möglich sein, dass sich ein Konsument seine eigenen Pflanzen zieht. Die Progressiv-Libertären fordern eine Freigabe, schon deshalb, weil es bereits jetzt zu viele Eingriffe in den Anbau verschiedener Produkte gibt. Die Patente auf Saatgut sind ein Unding, dass bei der Freigabe von Cannabis von vorneherein ausgeschlossen werden muss.

4.- Die Besteuerung des Cannabissektors mit der Einführung einer „Sondersteuer auf Cannabis, die den doppelten Zweck hat, die Einnahmen zu steigern, aber auch das Konsumverhalten zu formen“, die Produkte mit höheren THC-Konzentrationen besteuert. Was die Steuereinnahmen anbelangt, so argumentieren sie, dass ein Teil „der Verstärkung der Verhinderung des Neukonsums und der Investition in die Vorrichtung zur Risikominderung und Schadensminimierung sowie in die für die Behandlung (bei Suchtpatienten oder Psychosen) verantwortlichen Mittel“ zugewiesen werden sollte. Aber mit Vorsicht, um den Preis auszugleichen, der mit dem des illegalen Marktes konkurrieren wird, damit er den Übergang der Nutzer zum regulierten Markt fördern kann. Mit anderen Worten: „Cannabis kann nicht so billig sein, dass es aufgrund seines niedrigen Preises den Konsum bei jüngeren Bevölkerungsgruppen erhöht, noch so teuer, dass es den illegalen Markt attraktiv macht“. (Letzteres sieht man beim medizinischen Cannabis in Deutschland)

Das fünfte und letzte Prinzip bezieht sich auf die Schrittweise Bewertung von Maßnahmen, durch den Konsens über die Produktions- und Präsentationsformen der Produkte und zunächst die Beschränkung der Einfuhr des Endprodukts. Nach Meinung der Unterzeichner sollte auch „eine transversale Struktur zur kontinuierlichen Überwachung der neuen Politik zur Regulierung des verantwortungsvollen Cannabiskonsums geschaffen werden.

Diese Punkte, sind zwar nur eine Empfehlung, aber eine gut elaborierte, die als Basis für ein längst überfälliges Gesetz dienen kann. Da die Unterzeichner aus verschiedenen Sektoren der Gesellschaft stammen und verschiedene politische Parteien repräsentieren, ist der Text schon ein Kompromiss und muss „nur noch“ nachgearbeitet werden.

Meiner Meinung nach ist es im Moment erst einmal wichtig dieses Kompromisspapier in einen gemeinsamen Gesetzentwurf umzuwandeln und diesen ins Parlament einzubringen. Wenn das Gesetz erst mal in Kraft tritt, sieht man in der Praxis was nachgebessert werden muss.

Erstveröffentlichung am 28. Oktober 2021 auf »InfoWelt«. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.

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└ Schlagwörter: Cannabis, Gesetzentwurf, Gesundheit schützen, Kriminalität bekämpfen, legalisieren, Peter Tosh, Portugals Parlament, Prävention, Regulieren, Schwarzmarkt, Sondersteuer, THC-Gehalt
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Sep.28
on 28. September 2021
Veröffentlicht in: Harry Popow

Harry Popow – 28. September 2021

Friedhofs-„Lärm“

Harry Popow

Liebe Leser/innen,
ich möchte Euch mein neues Buch »Der Mensch im Teufelskreis – Dr. Faustus Auferstehung«, das am 18. September erschienen ist, vorstellen.
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Nach nahezu 200 Jahren völliger Stille in der Gruft von Dr. Faustus, den Goethe als den modernen Menschen darzustellen versuchte, erwacht Faust durch ungeheuren Lärm. Neue Särge werden in den Friedhof verbracht und neue Gräber geschaufelt. Bis das Getöse und Gedonner immer aufdringlicher wird. Er hält es nicht mehr aus – der Greis im Oberrock des 18. Jahrhunderts. Klettert aus der Grube und will es wissen: Was passiert in der Welt? Manche schreien außerhalb des Friedhofs das Wort „Pandemie“, andere wieder „Klima“, andere wieder „Krieg“, daneben immer zu hören: „Vorsicht vor einem Linksruck, da soll der Mensch ja erzogen werden.“ Dazu fuchtelt die Politik hilflos mit den Armen und jagt den Völkern Angst ein. Grauer Himmel über dem Planeten statt ein „Himmel auf Erden?“ Dem Alten wird übel: „Sind denn alle des Teufels?“

Im Streben nach Erkenntnissen will er ein Mensch bleiben, ein moderner, der stets von sich aus bejaht oder verneint, ohne einen Teufel befragen zu müssen. Um Abhilfe zu schaffen? Nein, dazu ist er nicht befugt, aber für Wißbegier nicht zu alt.

In dieser 382 Seiten umfassenden Lektüre bemüht sich Dr. Faustus – gemeinsam mit seinen gleichgesinnten Freunden – um die Dialektik der Widersprüche, wie es Goethe und alle fortschrittlichen deutschen Dichter und Denker bereits vor ihm getan haben. Sie stoßen auf Konflikte, lösbare und unlösbare. Und auf eine bodenlose Ignoranz, die in der Marktwirtschaft ihr Zuhause hat. Erschrocken wird er sich fragen, ob sein Ausstieg aus der Gruft nicht zu einer neuen und sehr „modernen“ führt? Erst tot und dann noch toter? Wer lässt sich das schon gefallen in diesem Teufelskreis?

In diesem zwischen Wahrem und Fiktivem gesellschaftskritischen Buch geht es weniger um Handlungsabläufe als um Treffen von Gleichgesinnten, die an verschienene Orten – zum Beispiel in Berlin „Zur Letzten Instanz“ und in Leipzig im „Auerbachs Keller“ über Geschichte und Philosophie debattieren. Die Protagonisten sind Freunde eines gewissen Buchnarren, der wirklich existiert und den „Faust“ von Goethe bereits als junger Mensch eifrig gelesen hatte. Alle Freunde, die sich um Faust zusammenschließen gab es und gibt es noch heute. Ein gewisser Michel dient lediglich als Symbolfigur für einen Bürger aus der einstigen Bundesrepublik.

Die Dialoge zwischen den Gleichgesinnten, dabei die Stadt Berlin und andere interessante Orte besuchend, markieren eine tolerante und wissbegierige Gemeinschaft von Menschen, die oft auch sehr unterschiedlich in ihrem Fühlen und Denken sind. Sie vereint mit Faust das Entsetzen über eine Gesellschaft, die zum alleinigen Maßstab das Profitstreben stellt und nichts mit der Geschichte Deutschlands, speziell den Vordenkern, den deutschen Dichtern und Denkern der Aufklärung, der Zeit des Sturm und Drangs, der Renaissance zu tun haben will. Denn schon im IV. und V. Akt zeige Goethe, „dass die europäische Kultur, die seit der Renaissance im Licht der Antike stand, sich am Ende seines Lebens zu verdunkeln begann.“ Zu Beginn des IV. Aktes werde die „barbarische Zeit“ sichtbar. (Siehe Rosa Luxemburg) Faust werde vom Schönheitssucher zum Tatendurstigen. Gewonnen hinsichtlich, den Menschen zu helfen, verloren aber, denn ohne Mephisto gehe es nicht. (Johann Wolfgang Goethe, Faust II, Walter Schaschafik, Reclam S. 68)

Faust lässt es keine Ruhe, in die Tiefe der gesellschaftlichen Zusammenhänge zu dringen. So lernt er nicht nur das verlogene Menschenbild des Imperialismus, (siehe im Kapitel “Pfundsachen“) sondern auch in der „Festung“ im Verlies den Ursprung der Profiteure der Marktwirtschaft kennen.

Im Kapitel „Das Gespenst“ beschäftigen sich die Freunde des Dr. Faustus mit den für Faust noch unbekannten Philosophen Marx und Engels kennen. Und sie begreifen, dass es seit der Pariser Kommune und mit dem „Kommunistischen Manifest“ bei den Völkern – trotz technischer Fortschritte, die auch dem Gemeinwohl dienen – angesichts des „Gespenstes“ dem Geldkapital nach und nach an den Kragen geht und sie alles zusammenraffen, um diesen „Menschenrechtsverletzern, Querdenkern und Verschwörern“ und den „Verfassungsfeinden“, wie es heutzutage in den bürgerlichen

„Qualitätsmedien“ heißt, Paroli zu bieten.

Auf dem Berliner Fernsehturm versuchen die Freunde ein wenig mehr Aussicht für die Zukunft zu gewinnen, werden aber angesichts des Missbrauchs der Digitalisierung im Sinne der Marktwirtschaft bitter enttäuscht.

Der Autor ist wegen der Ernsthaftigkeit des Strebens nach Aufklärung und zahlreicher notwendiger Zitate aus wissenschaftlichen Büchern und Beiträgen aus linken Zeitungen, die u.a. auch ein gewisser „Zeitzeuge“ den Freunden vermittelt, auch um Ironie und Satire bemüht, sich dessen bewusst, dass das Buch „Der Mensch im Teufelskreis“ kein Krimminalroman ist und noch weniger Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhebt

Gleichwohl kann es jungen Leuten dazu dienen, intensiver über den fortwährenden Klassenkampf zwischen den Industriemächtigen, den Banken, den Marionetten des Polittheaters und dem arbeitenden und unter neuen Kriegsdrohungen leidendem Volk nachzudenken.

Faust allerdings, der sich am Ende zeitweilig zur „Erholung“ in einer Klink wiederfindet, erschrickt bei dem Gedanken, hier auf Erden seine Rolle als moderner Mensch nur in Ansätzen erfüllen zu können. Deshalb kehrt er nicht in die Gruft zurück. Von einer Gruft in die nächste zu steigen, das bringt nichts. Er wird weiter wirken wollen… Raus aus dem Teufelskreis.

Der Leser, so er interessiert genug ist, wird also – so wie Faust – Bekenntnisse von Autoren, Publizisten, Politikern und Usern begrüßen, die sich diesem nahezu totgeschwiegenen Thema widmen. Mögen die Gedankensplitter, dieser bunte Kessel an streitbaren Texten, zu weiterem Nachdenken anregen, zur mentalen Flucht aus mitunter vorgegebener geistiger Enge, verbunden mit Fragen nach dem eigenen Tun. Ein Mix von Belletristik, Ironie, Satire und fundamentalen Erkenntissen, damit verbunden ein Dank an gleichgesinnte Autoren, deren kluge Aussagen sich in treffenden Zitaten wiederfinden.
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Harry Popow: „DER MENSCH IM TEUFELSKREIS“, Sprache: Deutsch, ISBN: 9783754166666, Format: DIN A5, 384 Seiten, Erscheinungsdatum: 18.09.2021.
Wenn euch die Buchvorstellung begeistert hat, zögert nicht das Buch zu kaufen und denkt auch daran, dass Weihnachten bald vor der Tür steht.
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Über den Autor:
Harry Popow, geboren 1936 in Berlin-Tegel, erlebte der Autor noch die letzten Kriegsjahre. Ab 1953 war er Berglehrling im Zwickauer Steinkohlenrevier und ab Herbst 1954 Offiziersschüler in der KVP, später NVA. Dort diente er bis 1986 als Zugführer, später als Militärjournalist. Den Titel Diplomjournalist erwarb er sich im fünfjährigen Fernstudium. Nach Beendigung der fast 32-jährigen Dienstzeit arbeitete Harry Popow bis Ende 1991 als Journalist und Berater im Fernsehen der DDR. Er betreibt als Rentner einen Blog, schreibt Buchrezensionen und Erinnerungen vor allem für die „Neue Rheinische Zeitung“ und für die „Linke Zeitung“. Er ist glücklich verheiratet seit 60 Jahren.

Leseprobe »

„Diese Geschichte begab sich, sagen Zeitzeugen, als sich in jüngster Zeit (2020/2021) über Land und Leute, gar über den ganzen Planeten, eine unheimliche Stille ausbreitete – eine tödliche. Ein Virus ging um, und die Menschen verschanzten sich hinter Mundmasken und hinter den Mauern ihrer Häuser. Wie so oft in Gefahrensituationen beschlich den einen oder anderen diese oder jene Erinnerung, als es noch menschengemachte tödliche und maschinell betriebene Abschlachtungen gab.

Als der Lärm der Spatenstiche während der Beerdigungen auf den Friedhöfen wegen der Überfülle der heran zu karrenden Toten enorm zunahm, da kam auch einem gewissen Dr. FAUSTUS, der sich schier in seiner Gruft umdrehen wollte vor Wut, das Grübeln. Wer wagt es, ihn, den großen von Goethe geschaffenen Literaturhelden in seiner nahezu 200-jährigen Stille zu stören? Was ist zu tun? Wie sich zu wehren? Gegen wen richte sich der Protest?

Noch bevor die Stille auf dem riesigen Friedhof am Nachmittag für ́s erste Ausklang, erinnert sich der hellhörige Dr. FAUST in seiner Gruft an den Urfaust, seinem Vorgänger. Im Gegensatz zur orthodoxen Kirche, die sich durch Urfaust in ihrer Machtposition bedroht fühlte, stärkte Goethe dem Urfaust den Rücken. Rebellieren sei gut und richtig, aber es müsse dem auch Taten folgen. Und so schuf der Dichter ihn, den Dr. FAUST, der stärker als der Urfaust den Herrschenden tüchtig in die Parade fahren würde, als moderner Mensch, der dem Menschenrecht Genüge tun sollte. Aber es hilft ihm, dem Grufti, kein nachträgliches Klagen. Schuld habe schließlich der Teufel. Er, der Mephisto, habe ihn immer wieder abgelenkt von seinem Streben, ein moderner Mensch zu werden. Gewiss, FAUST wurde dadurch angehalten, im Menschen jedwegen Zweifel, jeglichen erdenklichen Widerspruchsgeist zu nähren. Warum? Der strebende Mensch solle nicht erschlaffen, solle wach bleiben, Fragen stellen, neugierig bleiben, sich nicht durch Tricks und Betrügereien von seinem Bemühen um Menschlichkeit ablassen.

FAUST wird in seiner Gruft sehr nachdenklich. Überflüssiges Denken? Das ins Nichts führt? Was könne denn er, der Alte Grufti heute noch bewirken? Und warum?

Vorsichtig öffnet er den Deckel über seiner Gruft. Tief atmet er durch. Öffnet ganz behutsam die Augen. Sieht sich bewundernd um: Bäume, Gräber, leichter Wind in den Baumkronen. Eine liebliche Melodie. Vogelgezwitscher. Plötzlich fahren Autos

vor. Laden Särge ab. Will kein Ende nehmen. Jemand, der Friedhofswärter wohl, brüllt über ein Sprachrohr: „Keine Kapazität mehr. Bringt die Leichen woanders hin.“

Doch weitere Autos mit Särgen halten vor dem Friedhofstor. Männer in schwarzen Kapuzen und mit Masken vor Mund und Nasen schleppen sie zu einem bereits vorbereiteten größeren Grab. Der Friedhofswärter erneut, er habe keinen Platz mehr, der stille Ort sei bereits überfüllt… Doch Polizei hält ihm den Mund zu, er solle sich bitte der Obrigkeit fügen, denn sie habe alles fest im Griff.

Die Auferstehung eines Grufti bleibt nicht unbemerkt. Ein Polizeiauto mit Sirene. Platz da für einen hohen Beamten. Ohrenbetäubender Lärm. In einer plötzlichen Ruhe ist ein lautes Stöhnen zu hören. Die Obrigkeit sieht mit Erschrecken: Eine Gruft öffnet sich. Ihm entsteigt eine alte Figur mit sehr langem Bart. Schaut sich neugierig um.

Ein Chor erklingt: „Thränen des Vaterlandes“. Einige Grableute glauben, Goethes FAUST in dem Alten entdeckt zu haben. Sie schreien auf: „Was willst Du denn hier? Wir haben andere Zeiten. Geh ins Grab zurück.“

Andere wieder: „Lasst ihn gewähren. Er musste sterben, weil Mephisto ihn dazu getrieben hat.“

FAUST, sehr leise: „Ich will Euch alle Erdenkinder vor Unheil schützen. Bin aufgewacht, um Euch zu sagen, hütet Euch vor den Teufeln.“

Zwischenruf eines Arbeiters: „Die gibt es nicht mehr. Dafür aber ein Virus, der uns zu schaffen macht und uns alle einsperren will, ne richtige Knechtschaft.“

FAUST: „Beruhigt euch, alles hat seine Ursachen. Man muss nur herauskriegen, woher der Wind mit dem Unheil kommt. Das zu erkennen, dazu reicht nicht euer sinnloses Staunen und Begaffen der Symptome.“

Ein Arbeiter: Kommt alle, dem Alten ist nicht zu helfen. Machen wir besser weiter wie bisher… Und sie graben weiter an zusätzlichen Gräbern, denn es kommen immer mehr Frachten mit Särgen. Werden auf dem Feld bestattet, da der Friedhof überfüllt ist. Der Bauer flucht.

Jetzt deutlich hörbar: Ein unsichtbarer Chor:

Thränen des Vaterlandes / Anno 1636.

Wir sind doch nunmehr gantz / ja mehr denn gantz verheeret!
Der frechen Völcker Schaar / die rasende Posaun

Das vom Blutt fette Schwerdt / die donnernde Carthaun /
Hat aller Schweiß / und Fleiß / und Vorrath auffgezehret.
Die Türme stehn in Glutt / die Kirch ist umgekehret.

Das Rathauß ligt im Grauß / die Starcken sind zerhaun /
Die Jungfern sind geschänd’t / und wo wir hin nur schaun
Ist Feuer / Pest / und Tod / der Hertz und Geist durchfähret.
Hir durch die Schantz und Stadt / rinnt allzeit frisches Blutt.
Dreymal sind schon sechs Jahr / als vnser Ströme Flutt /
Von Leichen fast verstopfft / sich langsam fort gedrungen.
Doch schweig ich noch von dem / was ärger als der Tod /
Was grimmer denn die Pest / und Glutt und Hungersnoth
Das auch der Seelen Schatz / so vielen abgezwungen.

(Sonett von Andreas Gryphius)

Während es über der Gruft im Friedhof – wo sonst nur Totenstille herrscht – nach wie vor ein Scharren und Schippen und Fluchen zu hören sind, wendet sich der Zeitzeuge an Dr. FAUSTUS, der seit 1831 hier in der Gruft in Frieden ruht, und flüstert ihm zu: „Herr Doktor, wenn ich nicht irre, dann scheint die Ruhe dahin. Über uns in den Weiten des großen Friedhofes scheinen sich Dinge abzuspielen, die für recht ungewöhnlich gelten. Bei ihrer sprichwörtlichen Wissbegier, was das Menschliche und Göttliche betrifft, ihrem Streben, allwissend zu sein und den Dingen auf den Grund zu gehen, dürfte das derzeitige Geschehen an der Erdoberfläche durchaus von Interesse sein.“

FAUST, stöhnend: „In meiner Erinnerung bin ich gerettet worden und trage keinerlei Verantwortung mehr für das Irdische.“ Lasst mich weiter ruhen in Frieden und in Gottes Schoß.“

Zeitzeuge: „Sie haben ja so Recht, verehrter Dr. FAUST, aber nunmehr wirft man Ihnen im modernen Zeitalter des 21. Jahrhunderts Mord- und Totschlag vor, den sie auf Geheiß des Teufels begangen haben. Also ließen Sie Ihren Drang nach Wissen und Bildung zugunsten einer euphorischen Bindung an Liebesbetäubung und Lustbarkeit in den Himmel fahren, um nur Ihrer persönlichen Begierde zu folgen. Glaubten Sie wirklich, dass dies Verhalten einem edlen Menschen gut zu Gesicht steht? Ist es nicht deutlich genug: Wer sich mit dem Teufel einlässt, sei unrettbar verloren?“

FAUST: „So unrecht ist das nicht. Man muss überlegen, auch wenn es, so scheint es, für nachträgliche geistige Einkehr viel zu spät ist. Ich habe wohl egoistisch mein Streben, Göttliches zu erreichen, bedenkenlos andere Menschen zugrunde gerichtet. War ich nur Schuld? Oder waren es die Umstände, die mich zu dem frevelhaften Pakt mit dem Teufel getrieben haben? Ich will herausfinden, ob mich die Schuld alleine trifft.“

FAUST stutzt. Ganz in seiner Nähe hat sich offenbar eine Bestatterin in Position gebracht. Was sie da offenbart, lässt ihn im Innersten erschüttern:

1. Rede:

Und doch leben wir in schwierigen Zeiten… Staatliche Zwangsmaßnahmen wegen einer Pandemie unterdrücken jedes Lebensgefühl. Und es ist völlig unverständlich, wieso gerade dieser letzte Abschied von einem geliebten Menschen, diese wertvollen letzten Stunden und Minuten im Leben eines Sterbenden, unter dem Vorwand einer Corona-Pandemie so herzlos, so mitleidlos und mit einer unmenschlichen Kälte durch die Regierung dieses Staates behindert, ja unmöglich gemacht werden. Und es ist eine Schande, dass die Toten, auf deren Totenschein „infektiös“ oder „Covid“ steht, in einem Plastiksack wie Unrat beseitigt werden und die Nahestehenden sich nicht einmal mehr von ihren Angehörigen verabschieden können.

Eine Gesellschaft, die so mit den Menschen umgeht, wie wir es heute erleben, ist es wert, daß sie zugrunde geht. Diese Gesellschafsformation ist der Kapitalismus. Sie beruht auf dem Privateigentum an den Produktionsmitteln und auf der Ausbeutung der Lohnarbeiter. Der Kapitalismus stürzt von einer Krise in die andere. Millionen und Abermillionen Menschen werden an den Rand gedrängt, sind nutzlos, werden ausgespien und sterben verfrüht. Kinder verhungern, alte Menschen siechen dahin, bis der Tod sie abholt.“

2. Rede

Kliniken, die aus allen Nähten platzen. Schwerstkranke, die sich vor Intensivstationen stauen und elendig auf ihren Tod warten. Ärzte, die notfalls auswürfeln müssten, welchem Patienten sie helfen und welchem nicht. Im Zuge der Corona-Krise haben sich Bilder wie diese tief im kollektiven Bewusstsein eingegraben. Seit über einem Jahr beschwören Politiker, Wissenschaftler und Medien das Szenario eines Gesundheitssystems vorm Kollaps: Steigende Infektionszahlen, steigende Krankenzahlen, steigende Todeszahlen – wird man dem Virus nicht Herr, sind italienische Verhältnisse programmiert. Selbst bei sinkenden Zahlen dräut es aus allen Kanälen: Lassen wir heute den Lockdown schleifen, erleben wir morgen unser Bergamo.

Warnungen nach diesem Muster sind unser täglicher Begleiter und mit wachsenden Inzidenzen ereilen sie uns mit noch größerer Häufigkeit. „Durch die Mutationen werden die Krankheitsverläufe auch länger und schwerer.

FAUST bereut nicht, seine Gruft verlassen zu haben. Er ist wütend und ratlos zugleich. Der Zeitzeuge hat recht. Er wird der Gruft endgültig den Rücken kehren. Zumal er mit Schrecken und Neid soeben vernommen hat, der Urfaust in der Gruft nebenan hat längst sein unterirdisches Gefängnis verlassen. Wie FAUST oft von ihm gehört hat, wird er wohl aufs große Austoben aus sein, ohne Sinn und Verstand. Das hält FAUST nun vollends nicht davon ab, selbst das irdische Paradies erneut zu betreten und zu durchforsten. Und ob auch Mephisto erwacht ist? Vorsicht ist

geboten. Noch kann FAUST nicht einmal ahnen, dass die Sterbe-Statistik seit Beginn der Pandemie bis Juli 2021 nicht einmal die normale Höhe überschritten habe.

Der Zeitzeuge:

Es geht um die Hinwendung zu Erkenntnissen über Leben und Welt. Während Urfaust für einfaches Rebellieren ist gegen Ungemach der Kirche usw., ist FAUST nach dem Motto „Es irrt der Mensch, solang er strebt“ für die Anerkennung der ewigen Veränderungen und der stets neuen Widersprüche, denen sich der Mensch stellen muss, will er vorwärtskommen. Ziele und Motive der beiden sind sehr unterschiedlich, trotz ihrer hohen wissenschaftlichen Bildung. Das heißt für HEUTIGE: Erkennst du nicht den Ursprung des Strebens nach Macht und Geld und Besitz, dann kannst du noch so viele Wünsche und Illusionen haben, auch Versprechen der Oberen, es wird alles beim Alten bleiben, verdeckt unter einem Riesenmantel an Schwindel, Heuchelei, Lügen – der großen Schutzmauer um das Profitstreben herum.

Das sich stets wiederholende WIR und andere EINHEITSFLOSKELN“ täuschen die Massen und führen sie – statt zur Lieben zum Leben und zum Planeten – zur leblosen Hinnahme, zum bloßen Vegetieren. Das Menschsein aber erfordert Liebe und Sättigung aller Bürger, ohne dass sie vom Nachbarn und Besitzern ausgebeutet werden.

In diesem Augenblick, bevor Dr. FAUSTUS sich richtig umsehen konnte auf diesem Friedhof, tritt – wie erwartet, Mephisto an ihn heran und spricht:

[Ich bin] ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft. … Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, ist wert, daß es zugrunde geht; drum besser wär’s, daß nichts entstünde. So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz das Böse nennt, mein eigentliches Element. (Johann Wolfgang von Goethe, 17491832, deutscher Dichter)

FAUST winkt ab: Er denke nicht mehr daran, auf Leichtsinn und Betrug hereinzufallen. Im Gegenteil: Er sei auf der Spur von Widersprüchen, die, einmal erkannt, zu Lösungen dringend Anlass geben. Hatte nicht Goethe bereits von der Dialektik der Widersprüche geschrieben, ohne deren Kenntnis man eins ums andre Mal auf die Nase fallen kann?

Nun will er dem entgegenwirken, was dieser Mephisto ihm immer wieder durch teuflische Ablenkungen verwehrt hat: Mensch zu sein. Stattdessen schob er ihn auf Nebengleise wie Lustbarkeiten, auf kaufmännisches Gebaren, sogar auf ́s Morden. Auf diese Art habe dieser Teufel ihn entmündigt. FAUST sinnt nicht nach Rache, aber er ahnt, da stecken noch ganz andere Probleme dahinter. Zumal es ihn stutzig machte, dass die Grabreden, die er soeben vernehmen musste, offensichtlich einem herrschenden Pack gewidmet waren, denn die Ehrfurcht vor diesem schien bei

einigen Grableuten so tief zu stecken, dass die Bücklinge vor den Obrigkeiten nicht tiefer sein konnten.

Kurz, er will dem Ansinnen Goethes für eine gerechte Menschenwelt auf die Spur kommen… Er will sich mit seinem langen Oberrock auf den Weg machen…

Doch Mephisto lässt sich nicht so schnell aus dem Feld schlagen. „Eine letzte Bemerkung sei gestattet, lieber FAUST! Ich versprach dir, lieber FAUST, Lebensglück. Dich wollte ich mit Gott vom rechten Weg abbringen.“

Heute sehe es anders aus, das wisse er aus sicherer Quelle, einer Festung, hinter deren Mauern und in den Verliesen sich der reale Teufelspakt unserer Zeit versteckt halte. Aber jedermann wisse von deren Existenz. Für die Menschen, soviel stehe fest, sei die Phase des versprochenen Lebensglücks abgelaufen. Man sei dabei, die Menschen von ihrer Seele loszusagen. Heute schon sei ein Land der Richter und Henker gegen Querulanten und Verschwörer im Aufblühen, auch Dank der Pandemie, die den Ausweg hin zu mehr Zwang von oben nach unten weise. Dazu sei es erforderlich, die Bildung der Bevölkerung stark zu reduzieren.

Gleichzeitig seien große Teile des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens weiter von Privatinteressen durchseucht worden, statt sie endlich zu kappen…

Das habe man kommen sehen. Seit einer sogenannten Notvereinigung von zwei Teilen in Deutschland haben die Machthaber der Zuschauerdemokratie – ohne das Volk zu fragen – alles getan, um die Bildung der Bevölkerung zu reduzieren.

„Woher schöpfst du diese Weisheiten?“, fragt provokativ FAUST den Teufel.

Mephisto: „Mein Pakt mit dir sollte dich abhalten vom Streben nach Macht und bloßer Gier, denn das führt schließlich bis in die heutige Zeit zu einem Teufelskreis, in dem alle Menschen – so oder so oder hier und dort – gefangen sind, abhängig vom Geld und von den Verbrechen der Machterweiterung. Daraus folgt doch: Erkenne die ewigen Veränderungen und die stets neuen Widersprüche an, denen sich der Mensch stellen muss, will er ungeschoren und kultiviert vorwärtskommen. Das heißt doch für alle Zeiten: Erkennst du nicht den Ursprung des Strebens nach Macht und Geld und Besitz, dann kannst du noch so viele Wünsche und Illusionen haben, es bleibt stets beim Alten ohne Veränderungen, verdeckt unter einem Riesenmantel an Schwindel, Heuchelei, Lügen – der großen Schutzmauer um das Profitstreben herum.

Man täuscht wohl stets das Volk. Statt zur Liebe zum Leben und Natur und zum Planeten anzuhalten treibe man die Menschen -so befürchte ich bereits jetzt – zur leblosen Hinnahme, zum bloßen Vegetieren, zum Kaufen und Gehorchen an. Das Menschsein aber erfordert Liebe und Sättigung aller Bürger, ohne dass sie vom Nachbarn und Besitzern ausgebeutet werden. Gerade deshalb braucht wohl jeder Erdenbürger so einen kleinen Teufel in sich, um das Zweifeln nicht zu verlernen…“

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└ Schlagwörter: AmericanRebel, Arbeiterklasse, Das kapitalistische System, DER MENSCH IM TEUFELSKREIS, Harry Popow, KPD/ML, Kultur, Politik und Gesellschaft, Roter Morgen
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Sep.27
on 27. September 2021
Veröffentlicht in: Allgemein

 

Zurückblickend auf die letzten Tage sind uns einige kommentierbare Vorkommnisse ins Auge gefallen, die wir hier zur Diskussion stellen.
(Kommis bitte unten eintragen!)
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21. September | »#Unteilbar« –
Beschwichtigungsshow kurz vor der Wahl

Unter dem Motto »#unteilbar – Für eine solidarische und gerechte Gesellschaft« rief ein breites Bündnis dazu auf, am 4. September in Berlin zu demonstrieren. Die Bündnispartner bestanden aus antirassistischen Gruppen der Krankenhaus- und Care-Bewegung, Mieter-Initiativen, Menschenrechtsorganisationen, antifaschistische Gruppen, Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbänden, feministische und „queere Gruppen”, netzpolitische Organisationen sowie Teile der Anti-Kriegs- und Klimabewegung.
»RoterMorgen« berichtete
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21. September| Fast Zweimillionen
Kollegen/innen durch „Arbeit“ getötet“

Im Jahr 2016 starben weltweit rund 1,9 Millionen Menschen an den Folgen schlechter Arbeitsbedingungen. In Deutschland waren es täglich 66 Menschen die die Folgen von Arbeitshetze, Luftverschmutzung am Arbeitsplatz, Schichtarbeit und fehlenden Sicherheitsvorkehrungen nicht überlebten.
»RoterMorgen« berichtete
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22. September | Tarifticker 38/2021
Aktuelle Kurzmeldungen zu den laufenden Tarifverhandlungen und Arbeitskämpfen der Kollegen/-innen im deutschsprachigen Raum.
»RoterMorgen« berichtete 

hier geht es weiter »

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22. September | Happy Birthday Dean Reed
Heute, auf den Tag genau, wurde in Boulder, einem kleinen Ort bei Denver in Colorado, der Mann geboren, den viele Menschen auf diesem Globus als Sänger, Schauspieler, Regisseur, Friedenskämpfer und unermüdlichen Kämpfer, für eine bessere Welt, in Erinnerung und in ihr Herz geschlossen haben.
Volkskorrespondentin KikiRebll berichte auf »AmericanRebel«
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23. September | ¡El pueblo unido jamás será vencido! –
Ein vereintes Volk ist nicht zu besiegen!
Nach dem Putsch in Chile 1973, bei dem das Militär den demokratisch gewählten, sozialistischen Präsidenten Salvador Allende stürzte, wurde dieses wundervolle Lied zum Symbol des Widerstands gegen die faschistische Diktatur Augusto Pinochets.
…Die Musik schrieb der bekannte chilenische Komponist Sergio Ortega, der nach dem Militärputsch 1973 nach Frankreich ins Exil ging. Den Text verfasste die chilenische Gruppe Quilapayún, die am Tag des Putsches auf einer Europatournee in Frankreich war und nicht zurückkehren konnte; ihre Mitglieder lebten bis 1988 im Exil.
Fiete Jensen berichtete auf »ElCantor«
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23. September | BIP-Aktuell #187: Wie den
Palästinenser/innen die Menschenwürde genommen wird

Die israelischen Medien entmenschlichen die Palästinenser/innen, indem sie eine andere Terminologie verwenden, wenn sie über Palästinenser/innen und Juden/-innen schreiben und dabei die offiziellen Verlautbarungen von Militär und Polizei übernehmen, ohne sie zu hinterfragen. Die Folge dieser Methode: Sie ermöglicht es den israelischen Streitkräften, Gewalt gegen die palästinensische Zivilbevölkerung anzuwenden, ohne dass dies Konsequenzen nach sich zieht.»Das Bündnis für Gerechtigkeit zwischen Israelis und Palästinensern BIP e.V.« berichtete

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23. September | Vivantes: „Der Normalzustand
gefährdet die Patient/tinnen, nicht der Streik“

Seit mittlerweile zwei Wochen streiken die Pflegekräfte der Charité- und Vivantes-Kliniken, sowie Angestellte diverser Tochterunternehmen für bessere Arbeitsbedingungen. Diese sind sowohl für die Gesundheit der Angestellten, als auch der Patienten/-innen dringend notwendig: Überlastung, Unterbesetzung und damit eine Gesundheitsversorgung auf Minimalniveau brachten die Arbeitenden auch schon vor der Pandemie vielfach an ihre Belastungsgrenzen. Doch obwohl es im letzten Jahr viel Aufmerksamkeit für das Thema gab, hat sich nichts verändert. Das macht diesen Streik umso notwendiger. Um mehr über die Hintergründe, den aktuellen Stand und den Streikalltag zu erfahren, waren wir heute bei der Vivantes-Zentrale, wo momentan über die Forderungen verhandelt wird.

»The Lover Class Magazine« berichtete
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23. September | 2022: Die Armen erhalten lächerliche
10 Cent mehr Sozialleistungen pro Tag!

Rosige Zeiten für mich und alle Bezieher/innen von Sozialleistungen! Zum Jahresbeginn 2022 werden die Regelleistungen angehoben. Der Eckregelsatz soll um 3 Euro steigen. 3 Euro mehr Hartz-IV oder Sozialhilfe im Monat entsprechen 10 Cent am Tag, einer Anhebung von nicht einmal 1 Prozent und das in einer Zeit, in der die Inflationsrate in Deutschland bei 3,8 Prozent liegt und zum Ende des Jahres weiter steigen könnte. Schon daraus ergibt sich eine reale Kürzung.
»RoterMorgen« berichtete
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24. September |
1871 bis 2021 »DIE INTERNATIONALE«

Es ist etwas ruhiger geworden um unsere „Internationale“ im Jahr ihres einhundertfünfzigsten Geburtstages. „Ruhiger“ aber nicht „ruhig“, denn sie ist ein Spiegel des Bewusstseins der internationalen Arbeiter/innenbewegung.
»RoterMorgen« berichtete

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25. September | Streikaktionen der Kollegen/innen
der italienischen Luftfahrtindustrie

Schon seit einigen Tagen kommt es immer wieder zu Streiks und Protesten rund um Alitalia und ITA zu denen unter anderem die Basisgewerkschaft USB aufruft. Hunderte von streikenden Kolleginnen und Kollegen haben im Zuge dessen am Freitag die Autobahn zum Flughafen Fiumicino in Rom blockiert, um gegen die Pläne der Regierung zu demonstrieren.
»RoterMorgen« berichtete

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25. September | Störaktion: Rechtsextreme versuchen
Mitarbeiter der Diözese Linz einzuschüchtern

Linz. Erst vor rund zwei Monaten wurde bekannt, dass sich die rechtsextremen Identitären in Steyregg ein Haus gekauft haben. In der Liegenschaft planen sie die Errichtung eines „patriotischen Großprojektes“. Der KZ-Verband/VdA OÖ warnte in diesem Zusammenhang eindringlich davor, dass die Nachbarstadt von Linz zum Hotspot der rechtsextremen Szene in Oberösterreich werden könnte. Insbesondere durch die unmittelbare Nähe zum Zentralraum, gab es bereits nach Bekanntwerden große Befürchtungen, dass es auch in Linz zu verstärkten Aktivitäten der Rechtsextremen kommen werde.

»Zeitung der Arbeit« berichtete.
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26. September |
Ein DDR-Arbeiter gibt zu Protokoll:
Mit Presslufthammer & Maurerkelle

Kaum zu glauben: Ein Mann erbaute 70 Schornsteine, reparierte 45 und riss 12 voller Schmerz nach der Wende 1989 wieder ab, genannt die Abbruchzeit. Von 1959 bis 1990 schuftete er im Schweiße seines Angesichts an 324 Baustellen in der DDR. Legte 527.020 laufende Meter im Steigegang zurück. War stolz auf seinen Beitrag, volkswirtschaftlich wichtige Betriebe mit in Gang zu halten. Und stellt nüchtern und ohne Gehabe am Schluss seiner arbeitsreichen Zeit, die keine Arbeitslosigkeit kannte, fest: „Ich habe mein ganzes Leben hart gearbeitet und mich nie um die große Politik gekümmert.
Manfred Otto: Stein auf Stein dem Himmel entgegen. Aus dem Arbeitsleben eines Schornsteinmaurers/Zwischen Aufstieg & Abstieg / Zwischen Aufbruch & Abbruch, Edition Märkische Reisebilder, 1. Auflage 2018, 370 Seiten, Verlagsprogramm: www.carlotto.de, ISBN 978-3-934232-98-3, Telefon: 0331/270 17 87, Preis: 25 Euroosigkeit kannte, fest: „Ich habe mein ganzes Leben hart gearbeitet und mich nie um die große Politik gekümmert.

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Die Redaktionen
danken den Volkskorrespondenten/-innen Hosteni, Zeki, Nico,

KikiRebel, Rui-Filipe, Sascha, Kalle, Heinrich, Klaus, Fiete, Reinhold u. A.
für die Unterstützung bei der Erstellung.
Dieser Rückblick erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.

Verlinkte- und mit Namen gekennzeichnete Texte müssen
nicht in allen Punkten den Meinungen unserer Redaktionen entsprechen.
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»Wochenrückblick« ist ein Projekt von
Schickt uns Eure Kurzberichte
und Veranstaltungshinweise!
eMail: Wochenrueckblick@gmx.net
Redaktionsschluss: Jeden Sonntag 20:00 Uhr



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└ Schlagwörter: AmericanRebel, Antirassistische Aktion, Arbeiterklasse, Ausland, Berlin-Mitte eine Straße umbenannt – und das ist gut so!, Buchvorstellung, Der Revolutionär, Flucht und Migration, Harrys Buchtipp, Info-Welt, Klassenjustiz, kommentierbare Vorkommnisse, KPD/ML, Kultur, Literatur, Marxismus Leninismus, Politik und Gesellschaft, Polizeiwilkür, Polizeiwillkür, Rote Hilfe e.V., Roter Morgen, RoterMorgen, Soziales, Stuttgart 21, Wochenrückblick
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Sep.26
on 26. September 2021
Veröffentlicht in: Allgemein

Redaktion Roter Morgen – 26. September 2021

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Fast Zweimillionen Kollegen/innen durch „Arbeit“ getötet“

Im Jahr 2016 starben weltweit rund 1,9 Millionen Menschen an den Folgen schlechter Arbeitsbedingungen. In Deutschland waren es täglich 66 Menschen die die Folgen von Arbeitshetze, Luftverschmutzung am Arbeitsplatz, Schichtarbeit und fehlenden Sicherheitsvorkehrungen nicht überlebten. Dieses sind nur die offiziell geschätzten Zahlen der (WHO) und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Die Dunkelziffer wird um ein weiters höher sein.

Das zumindest geht aus dem Global Monitoring Report hervor, welche die beiden Organisationen am Freitag veröffentlichten. Demnach waren die meisten arbeitsbedingten Todesfälle auf Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen: 81 Prozent der Todesfälle waren dabei nicht-übertragbare Krankheiten. Die häufigsten Todesursachen waren chronische Lungenerkrankungen (450.000 Todesfälle); Schlaganfälle (400.000 Todesfälle) und Herzkrankheit (350.000 Todesfälle). Arbeitsunfälle verursachten 19 Prozent der Todesfälle (360.000 Tote).

2019 wurde in Witten-Annen ein Kollege in einer Baugrube von einem ca. 300 kg schweren Betonteil verletzt erschlagen.
Bild: Feuerewehr Annen

Die Studie berücksichtigt 19 berufliche Risikofaktoren, einschließlich langer Arbeitszeiten und dauerhaftem Kontakt mit Luftverschmutzung, Asthmaerregern, Karzinogenen und Lärm.

Der Bericht stellte aber auch fest, dass die gesamte arbeitsbedingte Krankheitslast wahrscheinlich wesentlich höher sei, da der Gesundheitsverlust aufgrund mehrerer anderer beruflicher Risikofaktoren in Zukunft noch abgebildet werden müsse. Darüber hinaus werden die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie nd der verschärften Arbeitsbelastung einen weiteren Faktor hinzufügen, die in zukünftigen Schätzungen berücksichtigt werden muss.

hier geht es weiter »

Die Genossen von »perspektive« sahen sich die Studie genauer an und fassten u. a. zusammen:

„(…) Tod durch Überarbeitung

Das Hauptrisiko waren dem Bericht nach zu lange Arbeitszeiten – verbunden mit etwa 750.000 Todesfällen. Dauerhaft massiver Luftverschmutzung in Form von Partikeln, Gasen und Dämpfen am Arbeitsplatz ausgesetzt zu sein, war für 450.000 Todesfälle verantwortlich. Überproportional viele arbeitsbedingte Todesfälle ereignen sich bei Arbeiter:innen in Südostasien und im Westpazifik sowie bei Männern und Personen über 54 Jahren. Doch auch in Deutschland starben nach dem Bericht im Jahr 2016 24.294 Menschen also rund 66 Personen pro Tag.

„Es ist schockierend zu sehen, dass so viele Menschen buchstäblich durch ihre Arbeit getötet werden“, sagte WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus. „Unser Bericht ist ein Weckruf an Länder und Unternehmen, die Gesundheit und Sicherheit der Arbeiter zu verbessern und zu schützen, indem sie ihrer Verpflichtung nachkommen, eine universelle Abdeckung von Gesundheits- und Sicherheitsdiensten am Arbeitsplatz bereitzustellen.“

Symbolbild „Arbeitshetze“. Ein Kollege liegt nach einem Sturz, infolge von Konzentrationsschwierifkeiten, regungslos am Boden. Bild: U. Gernutz


2 Millionen Todesfälle vermeidbar

Weltweit gingen die arbeitsbedingten Todesfälle pro Bevölkerung zwischen 2000 und 2016 um 14 Prozent zurück. Dies könnte dem Bericht zufolge Verbesserungen der Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz widerspiegeln. Allerdings stiegen die Todesfälle durch Herzkrankheiten und Schlaganfälle im Zusammenhang mit langen Arbeitszeiten um 41 bzw. 19 Prozent.

Leistungsdruck und Arbeitshetze haben in der Wahrnehmung der Beschäftigten weiter zugenommen. Die Folgen sind Depressionen und Psychosomatische Krankheiten. Foto: Oliver Berg, Quelle: YouTube

Jeder Risikofaktor hat eine einzigartige Reihe von Präventivmaßnahmen, die in der Studie als Leitfaden für Regierungen zur Absprache mit Unternehmen und Arbeiter:innen beschrieben werden. So erfordert beispielsweise die Vermeidung von langen Arbeitszeiten die Vereinbarung gesunder Arbeitszeithöchstgrenzen. Um die Exposition gegenüber Luftverschmutzung am Arbeitsplatz zu reduzieren, werden Staubkontrolle, Belüftung und persönliche Schutzausrüstung empfohlen.

„Diese fast 2 Millionen vorzeitigen Todesfälle sind vermeidbar. Auf der Grundlage der verfügbaren Forschungsergebnisse müssen Maßnahmen ergriffen werden, um die sich entwickelnden arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren zu bekämpfen“, sagte Dr. Maria Neira, Direktorin der Abteilung für Umwelt, Klimawandel und Gesundheit der WHO. (…)“

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Quellen:

> Global Monitoring Report
> Statista
> »perspektive«.

Erstveröffentlichung am 21. September 2021 auf »RoterMorgen«.

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└ Schlagwörter: AmericanRebel, Arbeiterklasse, Das kapitalistische System, Politik und Gesellschaft, Roter Morgen
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Sep.24
on 24. September 2021
Veröffentlicht in: Allgemein

Redaktionen RoterMorgen, DerRevolutionär, ElCantor, AmericanRebel und InfoWelt – 24. September 2021

1871 bis 2021 »DIE INTERNATIONALE«

Es ist etwas ruhiger geworden um unsere „Internationale“ im Jahr ihres einhundertfünfzigsten Geburtstages. „Ruhiger“ aber nicht „ruhig“, denn sie ist ein Spiegel des Bewusstseins der internationalen Arbeiter/innenbewegung.

Unser stolzes Lied erklingt überall dort, wo gegen Ausbeutung, Faschismus und Imperialismus gekämpft, protestiert und gefeiert wird! Und gekämpft, protestiert und gefeiert wird überall auf diesem Globus, ja in jedem Land! Ob in Brasilien im Kampf gegen die faschistische Blosonaro-Regierung, in den Foltergefängnissen der Türkei, auf den Straßen von Hamburg anlässlich des »G20 Gipfels«, 1989 bei den Leipziger Montagsdemos, oder 1989 auf dem Pekinger Tian’anmen-Platz immer ist unsere »Internationale« dabei!

Eugène Edine Pottier (1816-1987)

Und in jedem Land wird »Die Internationale« in der jeweiligen Landessprache gesungen. Schon das ist ein feierliches Bekenntnis zur internationalen proletarischen Solidarität.

»Die Internationale« ist das weltweit am weitesten verbreitete Kampflied der Arbeiterbewegung, die sich ideologisch – gemäß dem marxistischen Motto „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ – dem proletarischen Internationalismus verpflichtet sieht. 1871, also vor genau 150 Jahren entstand sie in Frankreich. Der ursprünglich französische Text stammt von Eugène Edine Pottier, einem Dichter und aktiven Beteiligten der Pariser Kommune. Die Melodie des Liedes wurde ein Jahr später von dem belgischen Genossen Pierre Degeyter komponiert. Er war Dirigent des Arbeitergesangsvereins von Lille.

Emil Konrad Luckhardt (1880-1914)

Die bekannteste deutsche Übersetzung, besser gesagt Version, wurde 1910 von dem Gewerkschaftssekretär Emil Konrad Luckhardt geschaffen. Sein fünfstrophiger Text ist an den französischen Originaltext angelehnt und bezieht sich auf die sinngemäße, dabei in der Radikalität etwas abgeschwächte und romantisierte Übersetzung der beiden ersten sowie der letzten Strophe des französischen Liedes.

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Sie lautet:
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Wacht auf, Verdammte dieser Erde,
Die stets man noch zum Hungern zwingt!
Das Recht, wie Glut im Kraterherde,
nun mit Macht zum Durchbruch dringt.
Reinen Tisch macht mit den Bedrängern!
Herr der Sklaven, wache auf!
Ein Nichts zu sein, tragt es nicht länger!
Alles zu werden, strömt zuhauf!

:/: Völker, hört die Signale!
Auf, zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht! :/:

Es rettet uns keine höhres Wesen,
kein Gott, kein Kaiser noch Tribun.
Uns aus dem Elend zu erlösen,
können wir nur selber tun!
Leeres Wort: Des Armen Rechte
Leeres Wort: Des Reichen Pflicht!
Unmündig nennt man uns und Knechte,
ertragt die Schmach nun länger nicht!

:/: Völker, hört die Signale! … :/:

Gewölbe stark und fest bewehret,
die bergen, was man dir entzog.
Dort liegt das Gut, das dir gehöret
und um das man dich betrog!
Ausgebeutet bist du stets worden,
ausgesogen dein starkes Mark!
Auf Erden rings, in Süden und Norden,
das Recht ist schwach, die Willkür stark.

:/: Völker, hört die Signale! :/:

Mit Schlachtenrausch will man uns blenden,
doch zwischen uns soll Friede sein!
Den Dienst verweigert, ihr Soldaten,
Gewehre hoch, durchbrecht die Reih’n!
Wenn drauf bestehen die Kannibalen,
das mit dem Mordstrahl kämpfen wir,
so sollen sie es bald erfahren,
auf wen wir richten das Visier!

:/: Völker, hört die Signale! :/:

In Stadt und Land ihr Arbeitsleute,
wir sind die Stärkste der Partei’n.
Die Müssiggänger schiebt beiseite!
Diese Welt muss unser sein!
Unser Blut sei nicht mehr der Raben
und der nächtig’n Geier Frass!
Erst wenn wir sie vertrieben haben,
scheint die Sonn’ ohn’ Unterlass.

:/: Völker, hört die Signale!
Auf, zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht! :/:
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Melodie

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Das Lied »Die Internationale inspirierte viel Künstler. S
o auch den Maler Otto Griebel. Er schuf in der Weltwirtschaftskrise und größter Not dies Bild und nannte es „Die Internationale“.

Der Genosse Otto war Mitbegründer der Assoziation revolutionärer bildender Künstler (ASSO) und KPD-Mitglied. Sein Bild war ein Ausdruck der internationalen Solidarität. In dem großformatigen Gemälde blicken Arbeiter selbstbewusst und im Schulterschluss den Betrachter frontal an. Damit setzte Griebel auf die Kraft der Arbeiterbewegung, wenn diese nur in einer Einheitsfront zusammenstünde. Die Wirklichkeit sah anders aus: Als in Deutschland 1933 den Faschisten die Macht übertragen wurde, hatte die SPD längst die Einheitsfront sabottieret und ihr eigenes Süppchen gekocht. Dann half sie mit, die KPD zu verbieten und wurde schließlich selber aus dem Nazi-Reichstag geschmissen. Tausende Genossen wurden verfolgten, gefoltert und in den Polizei/SS-Kellern und Konzentrationslagern ermordet.
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Grup Yorum »Enternasynal« (türkisch)

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Sep.24
on 24. September 2021
Veröffentlicht in: Kim Rebell

Volkskorrespondentin KikiRebell – 24. September 2021

2022: Die Armen erhalten lächerliche 10 Cent mehr Sozialleistungen pro Tag!

KikiRebell

Die Bundesregierung kürzt Hartz-IV Mittel für 2022 um 2,6 Milliarden Euro

Rosige Zeiten für mich und alle Bezieher/innen von Sozialleistungen! Zum Jahresbeginn 2022 werden die Regelleistungen angehoben. Der Eckregelsatz soll um 3 Euro steigen. 3 Euro mehr Hartz-IV oder Sozialhilfe im Monat entsprechen 10 Cent am Tag, einer Anhebung von nicht einmal 1 Prozent und das in einer Zeit, in der die Inflationsrate in Deutschland bei 3,8 Prozent liegt und zum Ende des Jahres weiter steigen könnte. Schon daraus ergibt sich eine reale Kürzung.

Die Regierung beschloss für das kommende Jahr die Ausgaben für den gesammten Hartz-IV-Bereich zu senken. Der Regierungsentwurf des Bundeshaushalts 2022 sieht insgesamt 2,6 Milliarden Euro weniger bei den „Leistungen der Grundsicherung für Arbeitssuchende“ vor.

Für die konkrete Lebenssituation aller armen Menschen gilt weiterhin: Das Leben wird teurer, doch die Hartz-IV-Regelsätze wachsen nicht mit!
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Regelsätze 2022

Die jährliche Fortschreibung der Regelsätze zum 1. Januar 2022 erfolgt nach dem Sozialgesetzbuch XII auf Basis eines Mischindexes, der zu 70 Prozent die regelsatzspezifische Preisentwicklung und zu 30 Prozent die Entwicklung der Nettolöhne und -gehälter berücksichtigt.

Grafik der Aufteilung des Regelsatzes für 2021. (2022 liegt noch nicht vor).

Gemäß § 8 Absatz 1 des Regelbedarfs-Ermittlungsgesetzes erhalten Hartz-IV-Bedürftige jährlich 0,76 Prozent mehr Regelsatz – wobei auf volle Euro pro Monat aufgerundet wird.

Für 2022 bedeutet das:

  • Stufe 1 / Single-Haushalt von 446 auf 449 / + 3 Euro,
  • Stufe 2 / Partner innerhalb Bedarfsgemeinschaft von 401 auf 404 / + 3 Euro,
  • Stufe 3 / Junge Menschen unter 25 im Haushalt der Eltern von 357 auf 360 / + 3 Euro,
  • Stufe 4 / Jugendliche von 15 bis 17 Jahren von 373 auf 376 / + 3 Euro
  • Stufe 5 / Kinder von 6-14 Jahren Alleinstehende von 309 auf 311 / + 3 Euro.

Laut Statistischem Bundesamt sind Verbraucher die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke aktuell um 4,3 Prozent und für Energie um 11,6 Prozent gestiegen.

Alleinerziehende haben, wenn sie mindestens mit einem minderjährigen Kind zusammenleben, Anspruch auf Mehrbedarf nach § 21 Abs. 3 SGB II, welcher sich prozentual nach dem Regelsatz bemisst:

  • 1 Kind bis 7 Jahren = 36 Prozent,
  • 1 Kind ab 7 Jahren = 12 Prozent,
  • 2 Kinder bis 16 Jahren = 36 Prozent,
  • 2 Kinder ab 16 Jahren = 24 Prozent,
  • 1 Kind ab 7 Jahre und 1 Kind ab 16 Jahren = 24 Prozent,
  • 3 Kinder = 36 Prozent,
  • 4 Kinder = 48 Prozent

und 5 Kinder = 60 Prozent.

Ab dem 18. Geburtstag eines Kindes entfällt der Anspruch!  

hier geht es weiter »

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Stromkosten

Der Regelsatz für einen Single beträgt in diesem Jahr noch 446 Euro. Von diesen 446 Euro sind vom Gesetzgeber 8,59 Prozent für den Posten „Energie und Wohninstandhaltung“ also monatlich 38,31 Euro für Strom vorgesehen.

Für eine Person, die alleine lebt, stehen im neuen Jahr 38,32 Euro monatlich für Strom zur Verfügung. Geht man von dem Durchschnitt, einem jährlichen Stromverbrauch von 1.500 Kilowattstunden aus, müssten Alleinstehende monatlich rund 47,50 Euro zahlen. Auf das gesamte Jahr gerechnet ergibt sich so ein Fehlbetrag von rund 110 Euro.

Die aktuelle Krise sorgt dafür, dass die Menschen deutlich mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbringen. Die direkte Folge davon ist ein höherer Stromverbrauch. Obendrein sind auch noch die Kosten pro Kilowattstunde gestiegen.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts stieg der Strompreis im ersten Halbjahr 2020 im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2019 um 6,8 Prozent, auf sage und schreibe 31,94 Cent pro Kilowattstunde. Die Gründe dafür sieht das Bundesamt zum einen in höheren Netzentgelten und zum anderen in den gestiegenen Kosten für Energie und Vertrieb.
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Weitere Einsparungen

  • Die Leistung für Unterkunft und Heizung fällt mit 11,2 Milliarden Euro um etwa 1,1 Milliarden Euro geringer aus.
  • Die Ausgaben für „Forschung, Untersuchungen und Ähnliches“ sind mit 16,5 Millionen Euro (minus 1,0 Millionen Euro) angesetzt.

Ohne großes Aufsehen ist kurz vor dem Ende der Legislaturperiode von der Bundesregierung nicht nur die geringe Regelsatzerhöhung, die eine reale Kürzung bedeutet, durchgepaukt worden, sondern wurden auch noch massiv im Haushalt für Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II umgeschichtet und eingespart, sodass noch weniger als befürchtet bei den einzelnen Menschen unten ankommt.
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Berechnung ändern und die Nettolöhne erhöhen

Die Wohlfahrtsverbände und Erwerbsloseninitiativen fordern von der Bundesregierung zum einen die Anhebung der Grundsicherung von 449 Euro auf mindestens 600 Euro und dass die Anhebungen auf eine andere Berechnungsgrundlage gestellt werden, beziehungsweise mindestens die jeweils aktuellen Preissteigerungen umfassen.

Es war bisher so, dass die Regelsätze für Hartz-IV Jahr für Jahr in einem Fortschreibungsmechanismus zu 30 Prozent an die Entwicklung der Nettolöhne und zu 70 Prozent an die Preisentwicklung angepasst werden. Die dramatischen Lohneinbußen während der letzten 1 ½ Jahre haben diese Rechnung nun ad absurdum geführt. Die lächerlichen Lohnerhöhung die in dem Zeitraum „erkämpft“ wurden, sind den Gewerkschaften schon heute auf die eigenen Füße gefallen.

Auch die Frage, wer die Lasten der Krise trägt, ist mit der aktuellen Kürzung im Rechtskreis SGB II beantwortet. Es sind wieder einmal die armen Familien, denen die schon fast nichts mehr haben wird noch einmal in die Tasche gegriffen!
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Quellen:
Bundesagentur für Arbeit

Statistisches Bundesamt
Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe (BIAJ)
gegen-hartz.de

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Sep.20
on 20. September 2021
Veröffentlicht in: Allgemein

 

Zurückblickend auf die letzten Tage sind uns einige kommentierbare Vorkommnisse ins Auge gefallen, die wir hier zur Diskussion stellen.
(Kommis bitte unten eintragen!)
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13. September | Aus von Caterpillar-Deutschland?
Hilferuf der Kollegen/-innen

Liebe Familie, Verwandte, Freunde, Bekannte und alle die uns unterstützen wollen. Helft uns gemeinsam Druck auszuüben auf unsere amerikanische Konzernleitung!

»RoterMorgen« berichtete
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14. September | * * * U N A N T A S T B A R * * *
Trubartic – Lieder gegen 
Menschenverachtung: Zum Wahljahr 2021 werde ich zehn Lieder beitragen, von denen ich mir natürlich wünsche, dass sie möglichst viele Wähler/innen erreichen. Ich freue mich sehr, wenn Ihr sie nach Euren Möglichkeiten verteilen könnt, sehr gern auch im gegnerischen Lager.
»ElCantor« berichtete
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15 September | Tarifticker 37/2021
Aktuelle Kurzmeldungen zu den laufenden Tarifverhandlungen und Arbeitskämpfen der Kollegen/-innen im deutschsprachigen Raum.
»RoterMorgen« berichtete 

hier geht es weiter »

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15. September | ¡El pueblo unido jamás será vencido! Teil 3
Salvador Allende wurde 1908 in Valparaíso geboren. Als Medizinstudent beteiligte er sich in den 1920er Jahren an Protesten gegen die Diktatur von Oberst Carlos Ibáñez del Campo, trat der Freimaurerei und der Sozialistischen Partei bei, deren Sekretär er 1933 wurde. 1937 wurde er ins Parlament gewählt, war von 1938-40 Gesundheitsminister der Links­regierung der Frente Popular.
»RoterMorgen« berichtete
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15. September | * * * MdB * * *
Dichtersänger Jürgen Eger: Mein Beitrag zur ‚Bumstachswahl 2021‘

»ElCantor« berichtete
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16. September |
Faschistischer Angriff auf Meşa Dirêj in Aachen

Der am Wochenende in Köln gestartete „Meşa Dirêj“ (langer Marsch) der kurdischen Jugendbewegung für die Freiheit von Abdullah Öcalan ist am Abend im Zielort Aachen eingetroffen. Nahe der Innenstadt kam es auf der Großkölnstraße zu einer Attacke von türkischen Faschisten. Dabei wurde ein beteiligter Aktivist am Kopf leicht verletzt. Er wurde sicherheitshalber in ein Krankenhaus gebracht.
»ANF NEWS« berichtete

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17. September | Mordaufruf: „Hängt die Grünen“
„Hängt die Grünen“! Mit diesem Mordaufruf wirbt die rechtsextreme Partei Der III. Weg in Sachsen und Bayern um Stimmen für die Bundestagswahl. Die sächsische Justiz hält das nicht für „strafrechtlich relevant“.
Volkskorrespondentin KikiRebell berichtete auf »Info-Welt« und anderen

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17. September | ¡El pueblo unido jamás será vencido! Teil 4
Víctor Jara, Schauspieler, Regisseur, Sänger, Lieder­macher und Kompo­nist, war einer der großen Helden Chiles, eine der Lichtgestalten in Lateinamerika, ein Che Guevara mit Gitarre.
»RoterMorgen« berichtete
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17. September | „Für Verzicht
braucht es keine Tarifverhandlungen!“

Im Tarifkonflikt Einzel- und Versandhandel zwischen ver.di und dem Arbeitgeberverband gibt es bislang keine Annäherung. Am 16. September werden die Verhandlungen über Gehälter, Löhne und Ausbildungsvergütungen für die Beschäftigten im baden-württembergischen Einzelhandel fortgesetzt. „Seit April 2021 warten die Kolleginnen und Kollegen auf die dringend notwendigen Entgelterhöhungen. Sie sind wütend und enttäuscht, weil das bisherige Arbeitgeberangebot keine Spur von Anerkennung beinhaltet.
»YeniHayat/NeuesLeben« berichtete
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17. September | Über 1000 Kollegen/-innen demonstrierten
gegen das Aus von Caterpillar-Standorten

In Kiel haben heute nachmittag hunderte Beschäftigte von Caterpillar gegen die Schließung der Motorenwerke protestiert. Los ging der Demonstrationszug am Exerzierplatz bis zum Bootshafen und wieder zurück.
»RoterMorgen« berichtete

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18. September | GDL: Teilerfolg für einen Teil der Kollegen
Der Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) wurde am Donnerstag beendet. Die GDL bestätigte, „der Arbeitskampf sei wie angekündigt um 2.00 Uhr vorerst beendet worden“. Doch eine erfolgreiche Einigung zwischen dem Staatskonzern und der Gewerkschaft der Lokführer gibt es jedoch nicht.
»RoterMorgen« berichtete
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19. September| Die Linke im Wahlkampf:
Auf Knien kann man nicht in den Sozialismus robben

Ich hab ne gute Nachricht und ne schlechte auch. Zuerst die Gute: Dieses erbärmliche Schauspiel namens Wahlkampf dauert nur noch wenige Wochen. Man wird uns von den grinsenden Gesichtern und leeren Slogans erlösen, die Werbeagenturen werden ihre Abschlussrechnungen aufsetzen, eine der drei Nullnummern wird zu Koalitionsverhandlungen laden, alles wie immer.
Peter Scharber berichtete »RoterMorgen« und Anderen.

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19. September | Die Money-Diktatur
Es ist wie es einmal war und heute noch ist: Ein Ausspruch von Henry Ford, des Gründers der Ford Motor Company vor über hundert Jahren, hat auch im Jahre 2018 nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat: Es ist gut, dass die Menschen der Nation unser Banken- und Geldsystem nicht verstehen, denn sonst hätten wir vermutlich noch vor morgen früh eine Revolution.
Ernst Wolff: „FINANZ TSUNAMI. Wie das globale Finanzsystem uns alle bedroht“, Taschenbuch:192 Seiten, Verlag: edition e. wolff; Auflage: 1 (11. September 2017), Sprache: Deutsch, ISBN-10: 3000575332, ISBN-13: 978-3000575334, Größe und/oder Gewicht:14,4 x 2 x 20,3 cm, Preis: 19 Euro

 

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Die Redaktionen
danken den Volkskorrespondenten/-innen Hosteni, Zeki, Nico,

KikiRebel, Rui-Filipe, Sascha, Kalle, Heinrich, Klaus, Fiete, Reinhold u. A.
für die Unterstützung bei der Erstellung.
Dieser Rückblick erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.

Verlinkte- und mit Namen gekennzeichnete Texte müssen
nicht in allen Punkten den Meinungen unserer Redaktionen entsprechen.
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Redaktionsschluss: Jeden Sonntag 20:00 Uhr


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Sep.18
on 18. September 2021
Veröffentlicht in: Fiete Jensen

Volkskorrespondent Fiete Jensen – 18. September 2021

Autor Fiete Jensen

Fiete Jensen

Der Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) wurde am Donnerstag beendet. Die GDL bestätigte, „der Arbeitskampf sei wie angekündigt um 2.00 Uhr vorerst beendet worden“. Doch eine erfolgreiche Einigung zwischen dem Staatskonzern und der Gewerkschaft der Lokführer gibt es jedoch nicht.

Rein materiell betrachtet ist der erzielte Tarifabschluss ein klassischer Kompromiss, bei dem beide Seiten Federn lassen mussten. Wobei sich die GDL in wesentlichen Fragen (keine Nullrunde für 2021, keine Laufzeit von 36 Monaten, keine Absenkung der Betriebsrenten, Anerkennung als Tarifpartner für weitere Berufsgruppen) nicht vollständig, aber weitgehend durchgesetzt hat. Aus diesem Grunde und weil das Erkämpfte nicht den Kollegen/-innen, die in der Gewerkschaft EVG organisiert sind, zusteht. Kann man den jetzt von GDL-Chef Weselsky hochgepriesenen Erfolg nur als Teilerfolg bezeichnen.

Stimmungsmache nach dem Kompromiss. GDL-Chef Claus Weselsky verkauft die Verhandlungsergebnisse als Erfolg. Bild: GDL

Der Kollege Rainer Balcerowiak hat gestern eine rückblickende Zusammenfassung und eine Einschätzung des Streiks vorgelegt und auf »gewerkschaftsforum.de“ verföffentlicht.

„Die GDL hat gezeigt, wozu Gewerkschaften eigentlich da sind

Der Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ist beendet. Am Donnerstag verkündeten der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky und DB-Personalvorstand Martin Seiler auf einer gemeinsamen Pressekonferenz das erzielte Ergebnis. Die Eisenbahner erhalten ab dem 1. Dezember eine Lohnerhöhung um 1,5 Prozent und ab dem 1. März 2022 eine weitere um 1,8 Prozent. Dazu kommen zwei „Corona-Prämien“ als Einmalzahlungen. Im Dezember 600 Euro für untere und mittlere Gehaltsgruppen, 400 Euro für die höheren. Im März 2022 dann weitere 400 Euro für alle Beschäftigten. Die von der DB geforderte Absenkung der Betriebsrenten ist vom Tisch, allerdings nur für die Bestandsbeschäftigten mit dem Stichtag 31. Dezember 2021. Vereinbart wurde ferner die Erhöhung sämtlicher Erschwerniszulagen für Werkstattmitarbeiter um zwölf Prozent. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 32 Monaten und läuft Ende Oktober 2023 aus.

Gelten soll dieser Tarifvertrag in allen Eisenbahnverkehrsbetrieben der DB, also nicht nur wie bisher für das Fahrpersonal, sondern auch für Werkstattmitarbeiter, aber nicht für die Bereiche Netz und Infrastruktur. Wo die Verträge der GDL letztendlich Anwendung finden, muss in den 71 betroffenen Betrieben noch rechtsgültig ermittelt werden, denn laut dem seit 2015 geltenden und jetzt erstmals bei der Bahn angewandten Tarifeinheitsgesetz hat nur der Tarifvertrag der jeweils mitgliederstärksten Gewerkschaft Geltung.

Womit wir beim eigentlichen Kern dieser erbittert geführten Tarifauseinandersetzung wären. Denn die im Gesamtkonzern größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), die zum DGB gehört, hatte bereits im September 2020 einen „Sanierungstarifvertrag“ mit der DB abgeschlossen, der unter anderem eine Nullrunde für 2021, die Kürzung der Betriebsrenten und eine Laufzeit von 40 Monaten vorsieht. Die GDL hatte die Zustimmung verweigert, die folgenden Tarifverhandlungen und ein Schlichtungsverfahren blieben ohne Ergebnis, weil die DB zu keinerlei Zugeständnissen bereit war, auf einer Übernahme des EVG-Abschlusses beharrte und generell die Tarifmächtigkeit der GDL einschränken wollte. Weselsky nahm den Fehdehandschuh auf und bereitete seine Gewerkschaft auf eine massive Auseinandersetzung vor. Begleitet von einer erfolgreichen Kampagne zur Mitgliedergewinnung in bisher nicht von der GDL vertretenen Berufsgruppen wie z.B. Fahrdienstleiter und Werkstattmitarbeiter. Während sich die meisten Kommentatoren und seine Kontrahenten, wie der EVG-Vorsitzende Klaus-Dieter Hommel, einig waren, dass der „egomanische“ GDL-Chef sich diesmal „verzockt“ habe, bereitete die Gewerkschaftsführung in aller Ruhe eine Urabstimmung für Arbeitskämpfe vor, deren Anfang August verkündetes Ergebnis an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ: Über 95 Prozent der Mitglieder stimmten für Arbeitskämpfe zur Durchsetzung der GDL-Forderungen.

Drei Streikwellen als Lernhilfe für die Bahn AG

Für die Bahn hätte dies eigentlich ein deutliches Warnsignal sein müssen, denn das Unternehmen musste bereits in den Jahren 2007/2008 und 2014/2015 schmerzlich erfahren, dass mit der GDL in Tarifauseinandersetzungen nicht gut Kirschen essen ist. Sie verweigerte auch nach der Urabstimmung neue, ernstzunehmende Angebote, was Weselsky in einem Interview zu der Bemerkung veranlasste, dass die „Lernkurve beim DB-Vorstand erstaunlich flach“ sei. Auch nach den ersten beiden, jeweils 56-stündigen Streikwellen im gesamten Güter- und Personenverkehr im August schien besagte Lernkurve bei der DB weiterhin zu stagnieren. Woraufhin die GDL noch eine Schippe drauflegte und ab dem 1. September erneut in den Ausstand trat, diesmal für fünf bzw. vier Tage im gesamten Güter- und Personenverkehr. Der Versuch, diesen Streik durch das Arbeitsgericht stoppen zu lassen, scheiterte in zwei Instanzen. Nach dem Streik räumte Weselsky der Bahn eine nicht genau terminierte „Bedenkzeit“ ein, nach deren Verstreichen aber mit Sicherheit weiter und noch intensiver gestreikt werden würde.

Jetzt schien dem Management allmählich zu dämmern, dass es mit seiner Verweigerungshaltung nicht weiter kommt, und auch die Politik scharrte im Hintergrund vernehmlich mit den Füßen, zumal der Bund ja Eigentümer der DB AG ist. Am vergangenen Wochenende übermittelte der Konzern der GDL ein neues Angebot, zu dessen „sorgfältiger Prüfung“ sich die Gewerkschaft bereiterklärte. Nun ging alles ziemlich schnell. Als eine Art Moderatoren traten die Ministerpräsidenten von Niedersachsen und Schleswig-Holstein, Stephan Weil (SPD) und Daniel Günther (CDU), auf den Plan, um in intensiven, streng von der Öffentlichkeit abgeschirmten Gesprächen mit der DB-Spitze und der GDL eine Einigung auf den Weg zu bringen. Und gestern vormittag wurde schließlich Vollzug gemeldet.

(…)

Der eigentliche Verlierer dieser Auseinandersetzung ist die konkurrierende Gewerkschaft EVG, die jetzt kleinlaut eingestehen muss, dass ihr im September abgeschlossener „Sanierungstarifvertrag“ zulasten der Bahn-Beschäftigten ziemlich fauliger Käse war. Denn egal, wie man den GDL-Abschluss im Einzelnen bewertet: Er ist ist deutlich besser. EVG-Chef Hommel gibt jetzt die beleidigte Leberwurst und monierte die erfolgreiche Moderation der beiden Landespolitiker als „Schlag ins Kontor der Tarifautonomie”. Der EVG fällt jetzt die Rolle des Trittbrettfahrers zu, denn eine Revisionsklausel in ihrem Tarifvertrag sieht vor, dass ein besserer Abschluss mit einer anderen Gewerkschaft auch auf sie übertragen wird, was die DB am Donnerstag auch bereits zusicherte. Was Weselsky eher bitter bewertet: “Wir haben anders abgeschlossen, und zwar höher, sichtbar höher. Wir geben Millionen aus, gehen in den Streik, lassen uns beschimpfen, und am Ende des Tages dürfen wir zuschauen, wie der Tarifabschluss den anderen hinterhergetragen wird.” Doch dem Ruf der GDL als konsequente Interessenvertretung bei der Bahn dürfte die ganze Geschichte sehr zuträglich sein, auch was die Gewinnung weiterer Mitglieder und somit die Mehrheitsverhältnisse in den Eisenbahnbetrieben der DB betrifft. Das sieht auch Weselsky so: „Bei entsprechender Mitgliederstärke werden wir auch für die Kollegen auf den Stellwerken, in den Bahnhöfen und in der Instandhaltung der Netzbetriebe bessere Tarifverträge abschließen“.

Aber auch weit über die Gemengelage bei der Bahn hinaus hatte dieser Tarifkonflikt exemplarische Bedeutung und taugt durchaus als Fanal für die kommenden Monate und Jahre. Denn die Streiks der GDL waren von einem sehr unangenehmen Hintergrundrauschen begleitet. Angesichts der Corona-Krise passe so ein Streik „nicht in die Landschaft“ und sei “unverantwortlich“, da er beispielsweise den beginnenden Wiederaufschwung der deutschen Wirtschaft behindere, war allerorts zu vernehmen. Sozusagen ein kleiner Vorgeschmack auf die „Gürtel enger schnallen“ -Rhetorik, die uns nach der kommenden Wahl entgegenschallen wird. Doch dieses Spiel hat die GDL nicht mitgespielt und auch das Pflegepersonal an den großen Berliner Kliniken demonstriert derzeit eindrücklich, dass es keinen Grund gibt, miserable Arbeitsbedingungen und Reallohnsenkungen einfach hinzunehmen – Corona hin oder her.

Wer spaltet eigentlich die Bahn-Belegschaft?

Gezeigt hat der Kampf der GDL ferner, dass das unsägliche, von der damaligen Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) durchgepeitschte Tarifeinheitsgesetz ein Schuss in den Ofen war und schleunigst entsorgt gehört. Gedacht war es zur Eindämmung betrieblicher und tariflicher Konflikte zwischen konkurrierenden Gewerkschaften, bewirkt hat es bei der Bahn das Gegenteil.

Ein letztes Wort sei dem Vorwurf gewidmet, die GDL würde „egoistisch“ handeln und die Belegschaft „spalten“. Eine sehr eigenartige Sichtweise. Die GDL – weit davon entfernt, so etwas wie eine linke Vorhut des Klassenkampfes zu sein – macht seit vielen Jahren eigentlich nur das, was der eigentliche Sinn und Zweck von Gewerkschaften ist oder wenigstens sein sollte. Nämlich konsequent für die materiellen und sozialen Interessen ihrer Mitglieder einzutreten. Schon längst nicht mehr nur für eine einzelne, sehr durchsetzungsmächtige Berufsgruppe wie die Lokführer, sondern bereits jetzt für weitere Berufsgruppen im Eisenbahnverkehr und der Perspektive einer weiteren Ausdehnung ihrer Tarifmacht. Die Spaltung ging und geht wohl eher von der handzahmen Hausgewerkschaft EVG aus, deren Vorläufer Transnet Hand in Hand mit der Konzernspitze einen rigorosen „Sparkurs“ durchsetzen wollte, um den seinerzeit ersehnten Börsengang der DB zu befördern. Und dem hat sich die GDL genauso erfolgreich verweigert wie dem aktuellen Lohndiktat, das Konzern und EVG den Beschäftigten überstülpen wollten.

Das vorläufige Ende des Tarifkampfes bei der Bahn sollte jetzt auch wieder den Blick auf die eigentlichen Probleme des Staatskonzern öffnen. Über Jahrzehnte wurde er systematisch runtergerockt, die Infrastruktur ist teilweise ausgesprochen marode, Servicequalität und Pünktlichkeit lassen mehr als nur zu wünschen übrig, der Ausbau des Netzes verläuft äußerst schleppend. Die Verschuldung ist gigantisch, aber nicht weil gierige Lokführer den Hals nicht vollkriegen, sondern weil der Konzern über Jahrzehnte zweistellige Milliardenbeträge bei desaströsen Investments in schienenverkehrsfremde Unternehmen quer über den Globus versenkt hat oder in unsinnigen Großprojekten wie „Stuttgart 21“ verbuddelte. Aber diese Probleme kann die GDL nun wirklich nicht lösen, denn dafür bräuchte es ein radikales Umsteuern in der Politik.

 

Erstveröffentlichung am 17. September 2021 auf »gewerkschaftsforum.de« veröffentlicht. Unsere Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers. Bilder und Bilduntertexte wurden ganz oder zum Teil von der Redaktion »RoterMorgen« hinzugefügt.

Erstveröffentlichung am 18. September 2021 auf »RoterMorgen«.

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Sep.16
on 16. September 2021
Veröffentlicht in: Kim Rebell

Volkskorrespondentin Kiki Rebell – 16. September 2021

Zwei Songs zur „Bumstachswahl 2021“

Kiki Rebell

Die bevorstehende Bundestagswahl inspiriert auch die revolutionären und fortschrittlichen Künstler/innen. Kein Wunder, denn Themen, die aufgegriffen werden können, gibt es in diesem Zusammenhang genügend. Verlogene Wahlversprechungen, Lügen, plötzliche Vergesslichkeit der Kandidaten, die ganze Medienshow um die sog. Kandidaten, das Ausspielen von In- und Ausländern – Männer und Frauen – Jung und alt – sowie die Lügen um die skrupellose Umweltvernichtung und Kriegsvorbereitungen.

”Die Würde des Menschen ist unantastbar, Sie zu schützen, unser höchstes Gut, dieses Grundrecht ist durch nichts ersetzbar gegen Herrenmenschenwahn und faschistischer Wut“. So lautet der Refain des neuen Liedes von Chris Trubartic, das er »Unantastbar« genannt hat.

Aus Jürgen Egers Song »MdB« stammt die Strophe: „Er ist smart und wendig, hat ein weiches Genick, Funktionen, ’nen Wahlkreis, die Karriere im Blick. Er empfiehlt sich gern den Herrn von der Lobby; Gutachten sind schon lange sein Hobby. Und er weiß ganz genau, warum er sich so mag: Er sitzt im Bundestag.“

Unser linker Kulturblock »ElCantor« stellte gestern die beiden Songs vor, die ich euch hiermit ans Herz legen möchte. Auf »ElCantor« erfahrt ihr auch mehr über die beiden Künstlergenossen und was sie sonst noch so „auf dem Kerbholz“ haben

***Unantastbar***

***MdB***
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Mehr über Chris Trubartik und Jürgen Eger >>>
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