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Aug.03
on 3. August 2017
Veröffentlicht in: Allgemein

F.-B. Habel

Kam ein kleiner Teddybär …

In Brandenburg widmet sich eine Ausstellung der DDR-Kinderzeitschrift Bummi

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F.-B. Habel

Das Rochow-Museum im märkischen Dorf Reckahn heißt nach dem früheren Besitzer des Gutshauses, in dem es untergebracht ist. In der Dauerausstellung wird Friedrich Eberhard von Rochow (1734–1805) seit 2001 als preußischer Schulreformer und Aufklärer gewürdigt. Mitte Juli wurde hier eine Sonderausstellung über eine beliebte DDR-Kinderzeitschrift eröffnet. Frösi, Atze und Mosaik (alle aus dem Verlag Junge Welt) waren in den vergangenen Jahren schon Expositionen und Publikationen gewidmet. Nun endlich wurde auch die Geschichte des 1957 gegründeten Bummi in mehreren Räumen aufgearbeitet. Hefte und Originalzeichnungen sind zu sehen, einzelne Zeichner und Autoren werden mit ihren unterschiedlichen Stilen vorgestellt, etwa Richard Hambach, Christine Klemke und Manfred Bofinger.

Das erste Bummi-Heft, erschienen am 15. Februar 1957, Foto: Reckahner Museen

Zwei Frauen waren für Bummi besonders wichtig. Ursula Böhnke-Kuckhoff war von 1957–89 Chefredakteurin. Als 20jährige, damals noch Ursula Werner, war sie 1947 zur Jungen Welt gekommen, Ressort Kinder. Sie stieß die Gründung der Zeitschrift für Vorschulkinder an und blieb Bummi bis ins Rentenalter als freie Autorin treu. Prägende Künstlerin war Ingeborg Meyer-Rey (1920–2001), die den ersten Bummi entwarf und viele seiner Geschichten bis 1990 zeichnete. Die Ausstellung zeigt auch einen Bummi-Titelentwurf von Heinz Rammelt, der nicht umgesetzt wurde.

Angeschaut und gelesen wurde sie von Kindergartenkindern, Erst- und vielleicht noch Zweitklässlern. Populär waren Mitmachaktionen und die Bastelbeilagen. Nicht zuletzt, weil im Kinderfernsehen bei Meister Nadelöhr eine Bummi-ähnliche Handpuppe namens Brummel auftrat. Mehr als 100 Kindergärten hießen »Bummi«, in Städten wie Halberstadt gab es Bummi-Kaufhäuser, in Kurzfilmen der DEFA stand der Teddybär im Mittelpunkt. Ein Monitor in der Ausstellung zeigt einen Bummi-Komplex vom Fest des Sports 1977. Die Weiße Flotte in Berlin betrieb 1962–1990 ein Ausflugsschiff »Bummi«, für die Kinderzahnpasta Putzi wurde mit Bummi geworben. Jüngstes Beispiel einer etwas abgeflauten »Bummi-Mania« ist ein Foto vom »Bummi-Sportfest« in der Region Greiz, Frühjahr 2017.

»Bitte volles Rohr, aber nur gemäß StVO« – Kinowerbung von 1966
Foto: Reckahner Museen

Nicht nur Mütter bewundern in einer Vitrine die schicken Bummi-Lauflernschuhe, die in den 70er Jahren von der AG Fußgerechtes Schuhwerk im VEB »Banner des Friedens« in Weißenfels entwickelt wurden. Wer wusste von der Bummi-Polizei? So lautete der interne Name für den Bereich Kinder- und Jugenddelikte der Volkspolizei. Einen Beitrag zur Verhinderung solcher Delikte zu leisten, war ein Anliegen der Bummi-Macher. Spielerisch und unterhaltend wurden Werte für den Alltag vermittelt: bitte volles Rohr Roller fahren, aber nur gemäß StVO usw. Dazu gehörte auch die Liebe zur Heimat, die in diesem Fall DDR hieß. Dass manchmal übers Ziel hinausgeschossen wurde, lag nicht so sehr an den Intentionen der Bummi-Redaktion wie an deren Vorgaben.

Ein Beispiel: Zum 70. Jahrestag der Oktoberrevolution enthielt Bummi eine Rubrik »Das wollte Onkel Lenin«. In den Artikeln ging es um das Wohlergehen der russischen Kinder als Ziel des Titelhelden. Die propagandistische Überhöhung war kaum zu überbieten, meinte ein junger Ingenieur des VEB Baukombinat Berlin-Köpenick, und heftete anonym einen dieser Beiträge an die Betriebswandzeitung, was zu internen Diskussionen über die Indoktrination der Jüngsten führte. Der für seinen Mut bewunderte Kollege gab sich dabei nicht zu erkennen.

Wirklichen Ärger gab es 1973, als zum Republikgeburtstag DDR-Fähnchen abgebildet wurden, bei denen Zeichnerin Ingeborg Friebel das Emblem aus Hammer, Zirkel und Ährenkranz vergessen hatte. Der Teil der Ausgabe, der noch in der Auslieferung lag, wurde eingestampft, es folgte eine Standpauke für die Chefredakteurin.

Foto: Reckahner Museen

Wie das Mosaik hat Bummi bis heute überlebt. Die Treuhand verkaufte den Titel an den Bauer-Verlag, für den die DDR-Zeichner noch einige Jahre lang arbeiten konnten, dann wurde die künstlerische Produktion nach Spanien verlagert. Die Zeitschrift hat seither viel von ihrem Charme verloren. Seit neuestem gehört sie zu Burda: Blue Ocean Entertainment. Ob sich daraus inhaltliche Änderungen ergeben, bleibt abzuwarten.

Bei der Ausstellungseröffnung in Reckahn (südlich der Stadt Brandenburg) bot die dreiköpfige Potsdamer Coverband Purfürst & Wein eine jazzige Version von Hans Naumilkats »Bummi-Lied« und eine Interpretation des Feeling-B-Klassikers »Wir wollen immer artig sein« (denn nur so hat man uns gerne). »Wenn es davon eine Single gibt, lade ich sie mir herunter«, raunte mir ein Zuhörer in mittleren Jahren zu.
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Erstveröffentlichung Junge Welt vom 31. Juli 2017, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors.
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 Comment 
Aug.02
on 2. August 2017
Veröffentlicht in: Jürgen Eger

Jürgen Eger

Ich, Jürgen Eger – Made in DDR

Der Dichtersänger Jürgen Eger stellt sich vor
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Jürgen Eger

Die Redaktion von American Rebel bat mich, an dieser Stelle ein paar Arbeiten von mir aus den 80er Jahren vorzustellen. Das will ich gerne machen, und also darf ich auch mich selbst denen, die mich nicht kennen oder vergessen haben, kurz vorstellen.

Geboren 1954 in Berlin, Hauptstadt der DDR, durchlief ich von der Kinderkrippe über Einschulung, EOS bis zum erfolgreichen Abschluss des Diplomstudiengangs Elektronik/Technologie an der TU Dresden, einen ganz normalen DDR-Bürger-Lebensbeschreitungsweg.
Während meiner drei Absolventen-Pflichtjahre in einem Berliner VEB begann ich mit dem Gesangsunterricht an der berühmten Musikschule Friedrichshain. Nach meiner Kündigung war ich dann, um nicht als asozial zu gelten, Nachhilfelehrer für Mathe und Physik. Das musste ich, um Amateurmusiker sein zu können. Danach, erst halbillegal, wenig später nach einem Sängerpreis bei den DDR-nationalen Chansontagen in Frankfurt/Oder 1981, berufsausweis-anerkannter DDR-Chansonsänger. Ich verwendete aber alsbald für mich die Bezeichnung ‚Dichtersänger‘. Als Alleinstellungsmerkmal, wie man dazu heute in der sogenannten Freiheit sagt. Soviel Marketing ging auch in der DDR. Später konnte ich mich auch als Publizist und Regisseur profilieren. Ich war seit 1981 der wohl einzige staatlich-anerkannt-freischaffende und steuerlich so geführte Agitator der DDR, und es war immer lustig bis verunsichernd, wenn ich das, bis 1989, zum besten gab. Ab 1990 wurde meine kleine Schweykiade dann von den Besatzern und ihren Kollaborateuren absichtsvoll missverstanden und als Verbrechen gewertet und ich war allein deshalb, mit 35 Jahren, schon eine sogenannte Altlast.

»Kopf hoch«“, Amiga, DDR 1984 / „Der Zeit die Zähne zeigen“, Pläne, Brd 1986

Ich studierte in den 1980ern sieben Jahre lang selbstbestimmt und privat an der Berliner Musikhochschule und an der Humboldt-Uni in Berlin, textete gelegentlich auch für andere, machte Theater und hatte in den DDR-Endzeiten auch eine Band, mit der ich DDR-Rock- und Pop-Lieder aufführte, auch solche, die nicht mehr über den Rundfunk gesendet wurden: Renft, Krug, Panta Rhei, Fischer usw. Die DDR hat so viele schöne deutsche Lieder hervorgebracht! Allein das kennzeichnet sie schon als ihrem heutigen Zerrbild entgegengesetzt.
Als Herbstaktivist beteiligte ich mich 1989 an diversen Kollektivunternehmungen, die sämtlich seit 1990 totalgleichgeschaltet großöffentlich falsch und von Jahr zu Jahr falscher erzählt werden. Sowohl die Resolution der Rocker und Liedermacher im September, als auch die Demo am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz in Berlin (DDR) – ich war an beidem von Anfang bis Ende beteiligt – und so vieles andere waren seitens der Aktivisten, Organisatoren, Mitwirkenden, Erstunterzeichner usw. mit der Verteidigung und Verbesserung der DDR motiviert; woran sich der eine und die andere alsbald nicht mehr erinnern konnte oder wollte oder beides… Und die anderen werden eben nicht mehr gefragt oder nicht gesendet, wenn sich falschrichtig-richtigfalsch antworten. Und mit Kirche hatte das meiste sowieso nichts zu tun. Ich wurde u.a. zweimaliger Preisträger der Chansontage, Kunstpreisträger der FDJ und der DDR.

»Diaeklektische Liedersprüche«, VEB Deutsche Schallplatten Berlin DDR, erschienen bei LITERA, 1987

Anfang Dezember 1989 wurde ich als einer der ersten DDR-Künstler unter Mitwirkung einiger meiner mir in den Rücken gefallenen DDR-Kollegen, einige fressen heute noch auf der Grundlage entsprechender „freiheitlicher“ Schuldbekenntnisse und Denunziationen ihr künstlerisches Gnadenbrot im Anschluß-Ghetto, von Biermann & Co. abgestraft und in die Volksverhetzungssuppe gehackt. Der B. war und hatte sich selbst sozusagen vorgeschickt, die kohlsche Neuauflage des hitlerschen Kommissarbefehls durch- und auszugeben. Es gab damals keinen Geeigneteren. Und also wird er heute noch vom Regime auch dafür belohnt. Es folgten mehrere Berufsverbote, die aber seit 1990 nicht mehr Berufsverbote genannt werden, des weiteren Degradierungen, Plattmachen, Strafverfolgungen, Verfahren, Prozesse… Das seither millionenfach gegen DDR-Bürger praktizierte Übliche. Was aber auch großöffentlich und parlamentsroutinedreh-korrupt in den Propaganda-Skat gedrückt wird, nicht zuletzt mittels Umbenennung der DDR-Bürger in sogenannten Ostdeutsche. So verliert sich meine künstlerische Spur in der Totalzensur der Anschlußdiktatoren.
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Manu (1982)

Mit „Manu“ ging ich 1983 zum zweiten Mal nach Frankfurt/O an den Start zu den Chansontagen. Beim ersten Mal, 1981, war das spannendste Lied meines Werkstattauftritts „Der Enkel des Wunderrabbi“ – die Teilnehmer sangen so zwei drei mal Lieder. Spannend auch, weil ich den „Enkel“ damals erst wenige Wochen vorher geschrieben, so zwei…drei, und nur 1…2 Mal öffentlich gesungen hatte. Meine Freunde hatten mir abgeraten, sie meinten, es sei politisch zu gewagt… Tatsächlich hatten auch einige Funktionäre im Vorfeld der Chansontage Angst vor dem Lied, weil sie meinten, es könne als antisemitisch gewertet werden… Und sie hätten dann als nicht wachsam genug was abbekommen können, wenn sie nicht gegen das Lied gewesen wären.

Diesmal also ein Lied, das ich schon gut ausprobiert hatte, und um dessen Stärke und Wirkung ich wußte. Und richtig, ich wurde nach meinem Auftritt eigentlich von allen Kennern und Eingeweihten, aber auch von normalen Kartenkäufern mit klaren Vorsprung als Hauptpreisträger gehandelt, und das blieb auch so bis zum Ende der Wettbewerbsauftritte. Aber – o Wunder! – Hauptpreisträger wurde ein abendfüllendes Programm, mit dem kein Wettbewerbs-Teilnehmer hatte wirklich konkurrieren können und das auch gar nicht im Wettbewerb gewesen war. Ein von der Generaldirektion für Unterhaltungskunst, die ja die Chansontage veranstaltete, bezahlter und produzierter Abend mit etlichen namhaften Liedermacher- und Chanson-Kollegen. Ich war vorher gefragt worden, da mitzumachen, lehnte aber ab, weil ich es für schmierig hielt, wenn ich als Wettbewerber gleichzeitig bei diesem repräsentativen, offiziellen Programm mitmachte. Ich wollte jedenfalls nicht nach Korruption riechen. Und nun sahen wir alle, die wir uns um die Preise beworben hatten, uns um den Hauptpreis beschissen.

Ich sollte den Preis des Schriftstellerverbands bekommen. Und lehnte ab. Ich war um den Hauptpreis angetreten und hatte feststellen müssen, daß es den gar nicht wirklich gab. Jedenfalls nicht für die Bewerber. Ich war wieder einmal aus der Reihe getanzt; der Eklat war perfekt. Aus heutiger Sicht hätte ich mich ab 1990 also zum DDR- und SED-Opfer erklären können. Mit Ausreiseantrag auch schon früher. Das ist ja der Stoff, aus dem schon in den 1980ern Rühr- und Empörungsgeschichten gesponnen waren. Und ab 1990 dann erst recht, von wegen Unrechtsstaat. Aber wer wollte sowas schon und den Brd-Staats-Propaganda-Nazis nach dem Munde reden? Für einen Charakter war das nichts. Und ist es heute erst recht nichts.

Unser aller seit den 1970ern Chansonmutter Gisela Steineckert nahm mich zur Brust. Also mütterlich beiseite. Um mich unartigen, störrichten Angeber zu korrigieren. Im Folgejahr wurde sie dann die Präsidentin des Komitees für Unterhaltungskunst. Eine erhebliche Aufwertung der Genres, der Künstler und auch ihres politischen Gewichts.

Gisela Steineckert, seit 1979 Mitglied des Komitees für Unterhaltungskunst in der DDR, dessen Präsidentin sie von 1984 bis 1990 war.
Bild aus dem Jahr 2016

Hab ich mich überreden lassen. Ihr Argument: An dem Schriftstellerverbandspreis hängt die Kandidatur. Hm. Mit Speck fängt man Mäuse. Was habe ich vom Hauptpreis – was von der Kandidatur? So ihre Überredung. Tatsächlich war kaum ein Frankfurter Hauptpreis schneller vergessen als der 1983er. Sie, also Gisela, war – und ist es immer noch – eine kluge, mütterliche Respektsperson. Leider war Hermann Kant, der Präsident der DDR-Schriftsteller, doch noch bissl respektabler, weil es seine Branche war, und er machte ihr einen recht dicken Strich durch ihre strategischen Rechnung, hier für die Lied-Dichter mehr gesellschaftliche Wertschätzung herauszuschinden. Auf der ich einer ihrer Posten unter anderen war. Es blieb dabei: Literatur mußte zwischen Buchdeckel gepreßt sein. Nach einem Viertel- oder halben Jahr war meine Kandidatur dann auch wieder vorbei: Kant hatte „njet“ gesagt zu diesem Transfer. Alle Posten gestrichen, und also Eger aus der Kandidatenliste. Und also war der Handel für mich ein Kuhhandel.

Da ich ja nun eingeknickt war im November 1983 vor ihrem mächtigen Charme, trat ich dann doch im Abschluß- und Preisträger-Konzert auf. Das ähnlich inszeniert war wie der repräsentative Abend, der neben den üppigen Generaldirektions-Honoraren auch noch den Hauptpreis abgesahnt hatte. Nur daß statt der schon gestandenen Kollegen und neben ihnen nun die Preisträger ihre Auftritte hatten. Jeder mit einem Lied, soweit ich das erinnere. Also war „Manu“ Bestandteil dieses Abends. Und da das DDR-Fernsehen seine Kameras aufgefahren hatte, wurde mein Auftritt mit diesem Lied einer von meinen 2…3 Fernsehauftritten, die ich nach meiner Erinnerung in meinen Sängerjahren absolvierte; das Genre war im Hörfunk ganz gut vertreten und zunehmend auch auf schwarzen Platten serviert, im TV eher weniger bis gar nicht. In späteren Jahren gab es dann u.a. eine Sendereihe mit der wunderbaren, großen Gisela May. Die für mich nicht taugte; ein Auftrittsangebot dort lehnte ich dankend ab. Diese Unterbelichtung könnte man natürlich in der üblichen Weise mit Zensur in der DDR begründen. Aber: Es gab ja bei uns nicht wirklich viel zu sehen, und die Popularität der DDR-Lied-Artisten hielt sich insgesamt in Grenzen. Die populärsten Sänger wie Jürgen Walther, allerdings als Chansonier, waren auch öfter im Fernsehen. Allemal war das Genre im DDR-Fernsehen, das umbenannt ja bis Ende 1991 sendete, wesentlich präsenter als seit 1992 im Besatzer-TV. Was beim DDR-Kritteln ja nicht mitgedacht werden darf.

Ein paar Monate später berichtete mir die Kollegin Gina Pietsch anläßlich eines Besuchs bei ihr, Franz-Josef Degenhardt habe diesen DDR-TV-Abend geguckt, also meinen bis dahin einzigen Auftritt in diesem, und sich bei ihr nach mir erkundigt; sie waren gut befreundet und die telefonierten desöftern, wie sie mir sagte. Ich erinnere, er habe gesagt: „Ich wußte gar nicht, daß ihr so gute Leute habt.“ Das ging natürlich runter! Rumwienum: Er bot mir an, mir einen Plattenvertrag im Westen zu vermitteln und bot mir CBS oder „pläne“ zur Auswahl. Also Kapitalismus pur und den DKP-gemäßigten Kapitalismus. Denn „pläne“ war ja das rote Label. Kapitalismus wollte ich damals schon nicht, schon gar nicht pur; tatsächlich wollte ich mit meiner Wahl für meine Person eine Wiederholung etlicher zu dieser Zeit gut bekannter Werdegänge von DDR-Künstlern vermeiden, denen im Laufe der Zeit westliche Schmeicheleien und Demark-Konten wichtiger geworden waren als das DDR-Publikum und die Aufgabe, für dieses fleißig arbeitende Volk Kunst zu machen: Becker, Biermann, Brasch, Diestelmann, Fischer, Kirsch, Krug, Kunert, Schlesinger, Wegner und wie sie alle hießen.

So darf das ja bekanntlich nicht erzählt werden. Vielmehr waren alle DDR-Künstler, die dem angeblich wertlosen DDR-Geld den Rücken kehrten und der „harten“ Demark ihre Zukunft zuwandten, reine Idealisten und bewiesen ihren Idealismus mit dieser Absage an das DDR-Geld. Und diejenigen, die in der DDR blieben und so auf die seligmachende Wirkung der Demark verzichteten, waren sämtlich Karrieristen, die alles und jedes nur des Geldes wegen taten. Schöne Logik! Die aber nirgends öffentlich erzählt werden darf. Und alle Sänger galten als besonders böse, wenn sie Biermanns Vorbild nicht für vorbildlich hielten. Nämlich als DDR-Bürger ein von Hamburg aus geführtes Demark-Konto zu haben, aber nicht darüber zu sprechen, und für seine Einnahmen weder in der DDR, noch in der Brd Steuer gezahlt zu haben, um schließlich zu seinem Konto zu ziehen. Was aber auch nie so erzählt werden durfte. Innerhalb der westlich- „pluralistischen“ sogenannten Freiheit. Der Zufall wollte es halt, daß alle diese Idealisten, die es zur Demark zog, irgendwie bitter die Unfreiheit der „Alu-Chips“ spürten und in jedem Briefträger Staatswillkür und Zensur sahen. Und ihnen im Westen auch niemand großmedial widersprach. Wie ja auch heute alle totalpluralistisch-lügenmedial einer Meinung darüber sind. Im wesentlichen derselben wie damals. Der Dichter Kunert vollbrachte unter Betonung seiner jüdischen Herkunft sogar das Kunststück, in den Staat des SS-“Arbeitgeber“-Präsidenten, des SS-ZDF-Krimi-Kommissars Tappert, des SS-Literatur-Nobel-Preisträgers Grass und der vielen SS-Staatsanwälte und -Richter zu wechseln mit dem Anti-DDR-Vorwurf, diese sei antisemitisch.

Ich entschied mich also für „pläne“ und für die UZ als Bekanntmachungs-Medium. Womit willentlich die Weichen gestellt waren für null Commerz-Karriere. Und also hielten sich die klandestinen Angebote, die Seite und das Land zu wechseln, in Grenzen. Ich wurde 2…3 mal gestestet, von Westjournalisten, die ja u.a. die Aufgabe der Werbung von Überläufern und sonstiger Zusammenarbeit hatten. Meine Nichtsehnsucht nach der sogenannten Freiheit ist mir gut und bestens bekommen. Bis Ende 1989. Aber auch heute ziehe ich eine positive ideologisch-mentale Bilanz: Es war schön und beglückend, für ganz normale, arbeitende Menschen sich Lieder auszudenken, die auch diese Menschen und ihr und unser Leben zum Gegenstand hatten. Und sie nicht in Massen nach stampfenden Viervierteltakten hüpfen zu lassen, sondern in ihre Gesichter sehen zu können, wie es in den Köpfen denkt… Und damit der Traditionen der eigenen Vorfahren wie der besten Köpfe des deutschen Volkes zu folgen.

04 Manu 1982, 5:07

Liedtext »

Manu macht die riesenrunden Reifen
in der Reifenbude an der Spree.
Daß det wichtig is, kann jeder leicht begreifen,
wenn er mit sein‘ Trabbi will zur See
fahr‘n im Sommer und er braucht so‘n Jummi
und kricht‘n nich, dann steht er da wie Bummi.
Schon manchen sah man, sich um Reifen raufen,
det is oft nich einfach, die schwarzen Dinger sich zu kaufen.
Und daß man‘s überhaupt kann, is die Manu eben da:
Eener muß se machen, klar:
Na und, ick bin doch hier!
Na und, ick mach hier Reifen!
Nach und, ick bin doch hier!
Na und, ick mach hier Reifen!
Is ja‘n dollet Ding! Wa?

Hast‘e mal acht Stunden an so‘n Unjetüm jestand‘n?
Und det faucht und stinkt und macht Reifen nebenbei.
Du drückst Hebel, schiebst‘n Karren und packst janz schön an
und kommst Dir in der Kluft schon selber vor wie‘n kurzjeratn‘ner Mann.
Da stehste nu mit deinen zwanzig Jahren
und hast von der Schicht schon käseweiße Haut.
Manchmal möchste ja janz jerne Schlittenfahren
mit dem Schicksal. Aber bitt‘ schön: grob und laut!
Aber dann: wat sollste machen?
Und: jelernt haste nu eemal dit!
Doch am Zahltach haste dann schon wieder‘n leichtret Lachen
und bist für drei Tage mit dem Schicksal quitt.
Na und, ick bin doch hier!
Na und, ick mach hier Reifen!
Nach und, ick bin doch hier!
Na und, ick mach hier Reifen!
Is ja‘n dollet Ding! Wa?

Weeste, ick wohn‘ ja noch zuhause,
drei Schwestern hab ick und ‘n Bruder ooch.
Und ‘n Zimmer hab ick für mich janz alleene,
und wenn der Wecker klingelt, muß ick hoch.
Zu essen krieg ick noch von Muttern,
dafür zahl ick zweehundert Mark an ihr.
Aber manchmal jeh ick ooch nach Arbeet futtern:
mal wirds fürnehm und mal Currywurscht mit Bier.
Und abends jeh ick jerne schwoofen,
alle drei Wochen nur, wejen de Schicht.
Aber meistens kommt da nischt zu loofen;
ick gloob, ick bin zu blaß in mein‘ Jesicht.
Aber, ick bin doch hier!
Und ick mach hier Reifen!
Aber, ick bin doch hier!
Und manchmal kann ick ma schon selber nich begreifen!
Is ja‘n dollet Ding! Wa?

In der Brigade bin ick die einzje Frau.
Det is nich leicht, det kannste wiss‘n!
Wat die jern wolln, weeß ick schon schön jenau,
und wenn et Ärger jab, hab ick ma durchjebiss‘n.
Nur eenmal bin ick weich jeword‘n:
der hat ma ooch jedrängt, der Hund!
Der hat ma so jestreichelt anne Ohrn
und hat ma vill vasprochen mit‘n Mund (womit‘n sonst?).
Und dann hat er kurz mal abjeschhloss‘n.
Det war nich schön, so uff‘n Tisch und so.
Mit seine Kumpels hat er dann den ‚Sieg‘ bejossn;
ick hab jeheult, jekotzt hab ick uff Klo.
Aber, ick bin doch hier!
Und ick mach hier Reifen!
Aber, ick bin doch hier!
Und ick mach hier Reifen!
Is ja‘n dollet Ding! Wa?

Meistens krieg ick bei der Arbeit Träume:
dit Rumpeln wird Klaviermusik.
Der Jummistunk wird Blütenduft mit Bäume,
und die Blätter tanzen übern blauen See.
Der Meester is‘n falscher Könich,
die Pförtnerin die jute Fee.
Die Uhrenzeiger zeigen höhnisch,
daß ick det Dornjebüsch ooch seh,
det mich mit seinem Stachelwall
hier hält, bis mich der Prinz einst küßt.
Ick suche ihn schon überall
und mein‘, daß er nu ma bald kommen müßt.
Aber, ick bin doch hier!
Und ick mach hier Reifen!
Aber, ick bin doch hier!
Und manch eener kann ma nich begreif‘n!
Is ja‘n dollet Ding! Wa?

Und mit ‘ner Freundin schreib ick‘n Roman.
Wenn der mal fertig is, Mensch, dann kannste mal sehn,
wat so‘ne kleene Manumaus so allet kann.
Dann is die plötzlich jarnich mehr so kleen!
Und der Roman is nämlich Sience Fiction,
und Liebe is natürlich ooch mit drin!
Dann fällste um vor Staun‘, du kiekst ja jetz schon
wie von ‘ner Ochsenschau der Hauptgewinn.
Und in dem Buch, da is ooch wat mit Reifen,
da wer‘n die automatisch herjestellt.
Da träum ick von, det wirste doch begreif‘n.
Mensch, dit wär doch die Welt:
Die Stahljungs würden für mich schuft‘n.
Und Neesn krieg‘n die jar nich erst mit ran.
Ick könnt in aller Ruhe mir vaduften
und schrieb darüber gleich noch mal‘n Roman.
Aber, ick bin doch hier!
Aber, ick mach hier Reifen!
Aber, ick bin doch hier!
Na! Und ick mach hier Reifen!
Is ja‘n dollet Ding! Wa?

Manu macht die riesenrunden Reifen
in der Reifenbude an der Spree.
Daß det wichtig is, kann jeder leicht begreifen,
wenn er mit sein‘ Trabbi will zur See
fahr‘n im Sommer und er braucht so‘n Jummi
und kricht‘n nich, dann steht er da wie Bummi.
Und daß er welche kricht, klotzt Manu eben ran.
Und da staunt die Welt, wat Manu allet kann:
Mensch, die is doch hier!
Und die macht hier Reifen!
Mensch, die is doch hier!
Und die kann sich schon janz jut begreifen!
Mensch, die is doch hier!
Na, und die macht hier Reifen!
Mensch, die is doch hier!
Und manch einer kann sich schon begreifen!
Is ja‘n dollet Dich! Wa?

Großer kleiner Trost (1983)

Ich wollte schöne Lieder singen. Unterhaltende, aber auch politische Lieder, aber nicht nur. Kräftige, aber auch leise, artistische und schlichte. Ich wollte das Menschsein mit meiner Person, meinem Kopf, meinen Liedern möglichst ganzheitlich auf die Bühnen des Landes stellen. Und da ich meine eigenen Lieder sang, mußte ich lernen, diese Lieder herzustellen. Wenn man 90-Minuten-Konzerte spielt und man hat nur eine und also immer die selbe bartitone Stimme und nur ein Instrument, wird es dem Publikum womöglich schnell langweilig, wenn die Stimme nicht sonderlich modulierbar ist und nur in einem Register eingesetzt wird und ohne Dynamik, wenn man im Musikalischen immer nur die selben schmalbandigen Muster variiert. Wenn man immer nur ein, zwei Reimschemata und Versformen verwendet. Und sich mit den „Melodien“ im Vier- bis Fünfton-Stufenmelodie-Raum der Liedermacher bewegt, inspiriert durch die enorme Fähigkeit, auf der Gitarre nacheinander C-Dur, A-Moll, F- und G-Dur greifen und diese „Melodien“ da raufsummen zu können. Das musikalische Material wollte entwickelt werden, daß auch ein kleines Lied Interessantes hören läßt. Für den Uneingeweihten wie für den „Kenner und Genießer“. Und die Entwicklung der Sprache und der Poetik braucht es, daß die Welt im Privaten aufscheine und das Private weltdimensional werde. Und wenn es nur ein eingeschobener Takt in einem anderen Metrum ist, was – selten genug in dem Genre – alles andere als musikalisch trivial ist. In diesem Fall ein 3/8-Achtel-Takt in einem in 6/8 gesetzten Lied.

05 Großer kleiner Trost (1983)

Liedtext »

Ich habe Angst vorm Tod,
und du fürchtest das Faltenkriegen.
Wie blaß wird unsre Not,
wenn wir dicht beieinander liegen.

Wie weit weg weht der Wind der Welt,
wenn ich von deinem Atem trinke.
Ich weiß nicht mehr, was mir gefällt,
wenn ich in diesem Rausch versinke.

Ich suche deine Näh‘
und find: es wird die Welt mir weiter.
Ich seh, was ich nicht säh‘
und weiß nicht wie und werd‘ gescheiter.

Und fliegend mit unsern Ideen
stehn wir ganz fest auf dieser Erden.
Wir werden mit der Zeit vergehn
und werden mit ihr klüger werden…

Abschied eines Guirellero (1983)

Anders als einige meiner Kollegen war ich ja nicht nach Nikaragua delegiert. Gerhard Schöne war z.B. dort und Wenzel auch, wenn ich es recht erinnere; Schöne war gedanklich und emotional besonders engagiert, nicht zuletzt da Nikaragua ja in dieser Zeit, in den 1980ern, das prominenteste Beispiel für christlich-revolutionäre Ethik war. Ernesto Cardenal war damals eines der prominentesten Sinnbilder für die „Theologie der Befreiung“. Eine katholische Basis-Bewegung in Südamerika, vom polnischen Papst gehaßt und totgemacht, was auch weitestgehend aus der Geschichte gestrichen ist mit den vielen anderen römischen Schweinereien und Verbrechen. Den älteren DDR-Bürgern und Liederhörern ist Gerhards Engagement nicht zuletzt deshalb unvergeßlich, weil er nach seiner Heimkehr in die DDR u.a. das Lied „Mit dem Gesicht zum Volke“ mitgebracht hatte. Wie aktuell dieses Lied doch heute ist! Und also auch durch Nichtsenden vergessen gemacht. In der bösesten aller DDR-Diktaturen lief es im Radio und durfte er es von der großen Bühne des Palastes der Republik herab ins Volk singen. Dafür, daß er die DDR nicht verlassen hat und seine Christenpflicht erfüllen wollte, haben sie ihn nach 1989 auch einigermaßen abgestraft, wie andere aufrechte Christen auch. Ein großartiger Mensch und Christ und Kollege! Und Erfinder schöner Lieder sowieso. Die ebenfalls nicht „wiedervereinigt“ wurden. Nicht wirklich.

Aber nicht nur die damals Delegierten nahmen großen Anteil an dem Kampf des Nikaraguanischen Volkes für die Befreiung aus dem „Hinterhof“-Würgegriff der Amis und gegen ihren illegalen-CIA-“Contras“-Krieg. Auch die daheimgebliebenen DDR-Bürger taten dies zu großen Teilen. Und so ist und deshalb dieses Lied entstanden. Ich war dann etwas später auserkoren, solidarisch ins ebenfalls offen-verdeckt ami-bekriegte Angola zu fahren und durfte lernen: da paßte es auch. War ja auch das gleiche Mördergesindel, das auf der selben US Payroll stand. Und auch ich hatte keine Lust, ins Demark-“Paradies“ zu wechseln. Was ich von Luanda aus leicht hätte machen können. Jede westliche Botschaft hätte mir geholfen, ins Demark-Paradies überzusiedeln…

03 Abschiedslied eines Guerillero 1983, 3:34

Liedtext »

Der Mond steigt aus den Meeren,
er leuchtet mir den Weg.
Ich werd’kaum wiederkehren.
Wer weiß, wo ich mich leg.

Es fühlen meine Füße
das feuchte, weiche Gras.
Ich spür’des Lebens Süße.
Wer weiß, wo ich es laß.

Ach, meine schwarze Rose,
es winkt mir warm das Boot,
das ich es nochmal kose.
Doch ich schwimm in den Tod.

Es lösen sich die Schatten
vom Licht und werden stark.
Es kriegen tote Schatten
nicht einmal einen Sarg.

Es brennen mir die Narben.
Das Blut fließt ruhig, kalt.
Ich pisse Feuergarben,
und bitter lacht der Wald.

Wie ich das Leben liebe;
ich geb’s nicht billig her!
Wie gerne ich doch bliebe
und bleibe nimmermehr.

Ich sehe meine Feinde,
sie schießen scharf und schnell.
Ich gehe nicht alleine,
von fern schon wird es hell.

Adios! Buenos noches!
Es kommt einmal ein Tag

Wenn (1984)

Die neuen Ami-Raketen waren nach quälenden Jahren der erpresserischen, krankmachenden Ankündigung stationiert, in Hauptverantwortung von Schmidt-Sozen-Schnauze 1983. Einer mußte den Raketenerpressungsbluthund machen! Der Widerstand gegen Lüge und Betrug der Amis, Sozen, der CDUhus und all der anderen volksverräterischen, amiknechtelnden Korrupten hatte wenig genutzt. Die endsiegorientierte Erpressung in Adolf-Tradition wurde unter Reagan und Kohl nahtlos fortgesetzt und ging später auf. Aber das Leben ging weiter. 1983 wie auch 1990. Unser diesseitiges Denken der Interessen der arbeitenden Menschen ist ja weder eine Selbstmörderideologie, noch eine des Verzichts auf das Schöne im Leben. Das Bestehen unter solchem Druck bedarf des Diskurses, des Abwägens, der Strategiebildung, der Durchdringung, kurz: der Dialektik. Was jede und jeder privat für sich, in der Familie, im Freundeskreis auch tat und tut, ist dem Dichtersänger auch öffentliche Aufgabe. Solange er Zugang zur Öffentlichkeit hat. Aber was im Privaten taugt, ist doch zumeist nicht die Lösung für die Welt.

06 Wenn 1984, 5:10

Liedtext »

Wenn ich mich zu dir bette
in dieser kalten Zeit,
hoff ich, daß es mich rette
vor andrer Ruhestätte.
Ich halt mich nicht bereit.
Ich find mich nicht bereit.

Wenn ich mich zu dir legen,
legst du mich nicht herin.
Ich biet’dir alle Pflege,
wenn ich mich zu dir lege,
und wärm dir dein Gebein.
Es soll gewärmet sein.

Wenn ich mich an dich drücke,
so bin ich nicht bedrückt.
Es bleibt gar keine Lücke
zu dir, und keine Tücke
teilt, was uns beide schmückt.
Das Einssein scheint geglückt.

Wenn ich mich in dir fühle
und werd ganz groß und klein
in unsres Schweißes Schwüle,
wenn ich dich um mich fühle,
will ich lebendig sein.
Kann ich lebendig sein!

Wenn wir uns ganz entwaffnen
werden wir stark und frei.
Wir haben’s erst geschafft, wenn
alle unsre Kraft denn
wird zum Freudenschrei.
Und bleibt ein Schmerzensschrei.

Philosophisches Märchen (1985)

Die mit mir etwa gleich alten und etwa zu der selben Zeit das öffentliche Liedersingen, meist mit Gitarre vorm Bauch, für sich entdeckten und dann einen Beruf daraus machen wollten, erfanden genau das passende Genre für die DDR. Nun hatte es das auch vorher schon gegeben, daß Solisten mit eigenen oder fremdgeschriebenen Liedern vor kleinerem Publikum auftraten. Z.B. mit dem Brettl um 1910 oder in den Kleinkunstbühnen der 1920er Jahre.

In der DDR wurde ab Ende der 1960er eine immer komplexere, flächendeckende Struktur von Jugendklubs entwickelt. Das „Haus der jungen Talente“ in Berlin war das wohl größte kommunale Haus dieser Ausrichtung. Betriebe, LPGen, der Kulturbund machten sich ebenfalls zur Aufgabe, was als Aufgabe gestellt war: Orte, Räume, Aufgaben, Möglichkeiten für die Heranwachsenden. 1989 gab es meines Wissens ca. 1.600 Jugendklubs, allein innerhalb der FDJ-Strukturen. In dem Land, in dem die Kinder als ein gesellschaftlicher Reichtum angesehen und angesprochen worden waren. Die DDR-HaSS-Pfaffen haben auch diese Aussage bekämpft wie Goebbels die „Weisen von Zion“.

In den Klubs sollte es Discos genauso geben wie Diskussionsveranstaltungen und auch Kunst und Literatur und Rock-Konzerte. Nicht überall konnte es alles geben, und viele dieser Jugendklubs waren sehr klein. In den Neubaugebieten wurden sie von Anfang an mitgeplant, und wenn die ersten Familien einzogen, hatte der Jugendklub längst einen hauptamtlichen und fest angestellten und entsprechend qualifizierten Leiter, einen Stellvertreter und ein Budget für Künstler-Honorare und Fahrtkosten extra. Davon kann der Normalkünstler heute nicht einmal mehr träumen.

Da waren die Liedermacher die sich ständig selbsterfindenden Glücksfälle, die selbst für den kleinsten Jugendklub noch raumfüllend Freude, Abwechslung, Nachricht, Ärgernis, Staunenswertes, Unterhaltung, Diskussion und Höhepunkt und auch nachwirkenden Diskussionstoff in den letzten Winkel des kleinen Landes brachten. Der größten DDR der Welt! Und zuweilen auch in die vorderen Winkel. Welche demokratische Potenz und auch Praxis in dieser Qualität der gesellschaftlichen Kommunikation lag und von den jungen und älteren Bürgern genutzt wurde, darf rückblicken nicht gesehen werden. Schon gar nicht vergleichend mit einem Starkult, innerhalb dessen nur einige wenige und hochkorrumpierte Konzern-Nutten in den TV-Labershows ihre personenkultigen Eitelkeiten pflegen dürfen, und zwar dafür, daß sie ihr Massenpublikum in ihren Massen-Shows abrichten, wie früher auf Exerzierplätzen, auf Kommando zu Brüllen, synchron die Arme zu heben, zu hüpfen, Wellen darzustellen, Feuerzeuge anzumachen und hinterher, gleich anschließend Merchandising-Artikel zu kaufen. Die totale Gleichschaltung in weltanschaulicher wie commerzidiotischer Verblödung. Die perfekte Symiose: Das Fernsehen hat immer genügend willige Ja- und Nichts-Sager, mit denen es die Laber-Sendungen-Studio-Sessel füllen kann, und die Funktionieren im Sinne des Systems, wenn sie nur ihre neuesten Produkte anpreisen können. Den Tonträger oder auch die Tour. Wissend: Wenn sie auch nur einmal die unterwünschte Wahrheit sagen, sind sie ein-für-alle-Mal weg vom Fenster und dann das viele Vorfinanzierungsgeld, dann ist die Investition im Eimer. Wie frei wir doch waren in der DDR von dergleichen Zwängen! Jedenfalls die allermeisten.

Die Auftrittsbedingungen in den Jugendklubs waren entsprechend: Sehr unterschiedlich. Ich dachte mir alsbald, aus der Not eine Tugend machen zu wollen, also daß ich, um in den Mehrzweckräumen überhaupt künstlerische Qualität abliefern zu können, meine Auftrittsbedingungen einigermaßen mitbringen müsse. Und daß ich für ein Publikum, das anfangs noch recht ungeübt war in der Rezeption von Liedprogrammen von 1…2 Stunden, auch sinnliche Reize der Spannung und Entspannung schaffen sollte. „Unplugged“ nannte man das damals bei uns nicht: es war das Normale, für das man kein commerzielles Label brauchte. Die meisten dieser Jugendklub-Sänger außerhalb des Pop und Rock zogen nylonbesaitet durchs Land; es ging vergleichsweise leise zu. In den kleineren Klubs, also bis zu 50 … 200 Hörern ließ ich die Gesangsanlage gern weg; die Liedermacherfreunde konnten damals als Publikümmer sehr leise und aufmerksam sein. Und konzentriert sowieso. Und das im Laufe der Jahre immer mehr und immer besser.

Nun ist mein Äußeres auch in jungen Jahren keine Attraktion gewesen, und Männerstrip war ja sowieso nicht angesagt. Ich ließ mir also eine kleine Bühne bauen, die in das Hinterteil eines Trabant-Kombi oder eines Wartburg paßte, mit fußgesteuerter Beleuchtung und einigen wenigen Requisiten, und erfand Sprechtexte. Mit denen ich mir auch über Gegrummel und Gemurmel und Nebenraumgeräusche, die es immer mal geben konnte in einem solches Jugendklub, besser Gehör verschaffen und Aufmerksamkeit wiederherstellen konnte. Einer dieser Texte kam als Märchen daher und wurde sehr wohl verstanden. Von jungen Arbeitern wie von Studenten. Und selbstverständlich auch von Funktionären – aller Jahrgänge. Die waren ja nur sehr selten annähernd so doof, wie sie seit 1990 gleichgeschaltet erzählt werden. Die döfsten Typen in meinem Leben habe ich aber erst seit 1990 kennengelernt.

Für diese Art von Texten und für ihr Verstehen war – schon lange vor dem Anschluß der DDR – das negativ gemeinte „Zwischen-den-Zeilen-Lesen“ im Umlauf. Von vielen älteren DDR-Bürgern als DDR-selbstgebildet empfunden. Schon in den letzten DDR-Jahren wurde es von Kabarettisten auf den Bühnen des Landes thematisiert. Tatsächlich aber war es vor allem von ARD & ZDF & Rias & Lügel und Konsorten andauernd wiederholt und wichtig geredet. Dementsprechend durften diese Kabarettisten es zur Belohnung ab 1990 auch in den Ghettomedien unendlichwiederholen.

Niemals ist meines Wissens jemand auf die Idee gekommen, eine lessingsche Fabel oder eine von Lafontaine oder einen Dialog von Diderot oder die Goethe-Übertragung einer diderotschen Sequenz sexuellen Inhalts, wie in „Rameaus Neffe“, aus dem freizügigen Französischen ins klemmige Deutsche ebenso zu erklären: also als zwischen den Zeilen zu lesenden Texte. Die Metapher, Allegorie, Fabel ist eine alte literarische Standard-Erzählweise, etwas zu sagen, ohne es auszusprechen. Und nicht nur der gesellschaftlichen Konventionen wegen, die etwas auszusprechen verboten; zu Goethes Zeiten war eine amtliche Zensur noch gar nicht entwickelt. Diese Formen sind wesentliche Bestandteile der Literatur überhaupt, die immer auch das Unaussprechliche auszusprechen hatte und hat. Auch das war keine Besonderheit der DDR, sondern wurde nur feindpropagandistisch zu einer solchen geredet. Diese Propaganda-Technik hatte Viktor Klemperer schon zu Beginn der staatliche gewordenen Nazi-Sprache als deren Besonderheit erkannt. Wie man in der LTI nachlesen kann. Aber woher sollten die Anti-DDR-Propaganda-Heinis das wissen? Die bei Goebbels in die Schule gegangen sind. Auch der eine oder die andere nie gemerkt hat, wer ihr eigentlicher Oberlehrer war.

15. Philosophisches Märchen (1985)

„Und der König sagte seinem Philosophen: „Philosoph, ich habe heute schlecht geschlafen und bin entsprechend gelaunt. Mach mir eine Philosophie, die meiner Befindlichkeit entspricht!“

Der Philosoph setzte sich sofort an seine Arbeit und schon vor dem Frühstück war das System im Rohbau fertig, seine Durchbildung konnte gegen Mittag als beendet angesehen werden, zum Kaffee wurden bereits die Materialien zur Propagierung der volkstümlichen Varianten in zehn Hauptgeschmacksrichtungen gereicht. Die neue Philosophie war so durchdrungen von dem schlechten Atem eines unausgeschlafenen und entsprechend gelaunten Herrschers, dass die Industrie am Abend schon verschiedene Mundsprays auf den Markt geworfen hatte, die den königlichen Nachgeschmack mehr oder weniger trefflich imitierten. Die Serie hieß „Hoch leben die Launen unseres Herrn und Königs!“ und fand reißenden Absatz.

Vor dem Schlafen gehen reichte man seiner Majestät die Luxusausführung, die sogleich probiert wurde, und er war wieder einmal angenehm überrascht, und es verblüffte ihn schon ein wenig, mit welcher Genauigkeit sein hochherrschaftlicher Organismus mit offenbar sensibelsten Rezeptoren die Gefühle seiner Untertanen erspürt und diese hochgenau in eigenes Befinden und Schwankungen des Wohlseins umsetzt, dass er mit derart geringer Abweichung den Geschmack seines Volkes trifft, den er nun zum Vergleich und als Bestätigung genoss.

Zufrieden schlief er mit einem huldvollen Lächeln auf seinen majestätischen Lippen ein. Der letzte Gedanke, der ihn in den Schlaf begleitete auf eine der zehn kanonisierten Weisen war, dass er ganz offensichtlich genau der richtige Herrscher sei für dieses Volk. Was zu beweisen war!

Was kann eine Philosophie mehr wollen?!“

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Wer mit mir texten möchte kann dieses gerne via Facebook https://www.facebook.com/jurgen.eger.37 oder eMail egerbureau@gmx.de machen.
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└ Schlagwörter: Lyrik
1 Kommentar
Aug.01
on 1. August 2017
Veröffentlicht in: Allgemein

Werner Hüper

Bush und Trump

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Werner Hüper

Werner Hüper

Erst hat Bush die Welt belogen,
dann ist er in den Krieg gezogen.
Der nahe Osten war das Ziel,
der Irak ihm grad gefiel.
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Das Erdöl war das wahre Ziel,
im Nahen Osten gibt es viel.
Und für die Amis reicht das schon
für eine schnelle Aggression.
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Die Welt hat dabei zugesehen,
ließ das Massaker dort geschehen.
Auch Blair in purem Angriffswahn
war begeistert von dem Plan.
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Was damals im Irak geschehen,
kann man auch woanders sehen.
Die USA sind rücksichtslos,
folgen ihren Zielen bloß.
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Sie greifen ein mit Militär,
als wenn die Welt ihr eigen wär.
Völkerrecht hat kein Gewicht,
denn es interessiert sie nicht.
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Die Hoffnung, dass es besser werde,
und Frieden gibt auf unsrer Erde,
ist inzwischen wohl gestorben.
Donald Trump hat sie verdorben.
.
Schon Bush war sicher schlimm genug,
regierte nur mit Lug und Trug.
Hörte gern auf Kriminelle,
führte Krieg mal auf die Schnelle.
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Wer halbwegs diese Welt versteht,
glaubt nicht, dass es noch schlimmer geht.
Doch den Beweis dafür tritt an,
Trump, der regieren auch nicht kann.
.

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Mehr: www.wernerhueper.de

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└ Schlagwörter: Lyrik
 Comment 
Juli30
on 30. Juli 2017
Veröffentlicht in: Max Bryan

Max Bryan

G20-Krawalle: Umfassende Analyse wirft neue Fragen auf

Aussagen der Polizeiführung im Innenausschuss stimmen nicht überein mit den Aussagen der Kommandoführung vor Ort

 

Max Bryan

Seit Anbeginn der Debatte zur Aufarbeitung der G20-Krawalle stand die Frage im Raum, warum die Polizei am Abend des 7. Juli nicht früher gegen die Randalierer und Plünderer im Hamburger Schanzenviertel vorging. Eine umfassende Analyse der Vorgänge wirft neue Fragen zur bisherigen, offiziellen Darstellung des Einsatzgeschehens auf.

So behaupten die Einsatzführer gegenüber dem Innenausschuss am 19. Juli, man konnte nicht früher eingreifen, weil das betreffende SEK noch „eingegraben“ war, sprich an andere Stelle im Einsatz war und erst einmal „ausgegraben“ werden musste. Zudem habe es im Vorfeld des Anrufs beim SEK wohl eine Art „Befehlsverweigerung“ (formellen Protest) gegeben, wonach der für den Abschnitt Schanzenviertel zuständige Einsatzleiter Normen Großmann Bedenken dahingehend äußerte, mit seinen Leuten in das Viertel reinzugehen. „Zu gefährlich“, für die Beamten seiner Einheit, so die bisherige Darstellung.

Kaisersaal. Hamburg Rathaus – 19. Juli.

Die Einsatzführer und der Hamburger Senat stehen dem Innenausschuß der Hamburger Bürgerschaft Rede und Antwort zum Einsatzgeschehen während der G20-Gipfeltage. Verlesen wurde unter anderem ein Bericht zu den Ereignissen vom Abend des 7. Juli, wo Gewalttätern unterstellt wurde, im Hamburger Schanzenviertel einen Hinterhalt gelegt zu haben, um gezielt das Leben der Einsatzkräften zu gefährden. Diese Darstellung muss nun möglicherweise korrigiert werden.

Verantwortliche müssen Rede und Antwort stehen – Kaisersaal Hamburg Rathaus 19. Juli (Foto: Max Bryan)

So behaupten die Einsatzführer gegenüber dem Innenausschuss am 19. Juli, man konnte nicht früher eingreifen, weil das betreffende SEK noch „eingegraben“ war, sprich an andere Stelle im Einsatz war und erst einmal „ausgegraben“ werden musste. Zudem habe es im Vorfeld des Anrufs beim SEK wohl eine Art „Befehlsverweigerung“ (formellen Protest) gegeben, wonach der für den Abschnitt Schanzenviertel zuständige Einsatzleiter Normen Großmann Bedenken dahingehend äußerte, mit seinen Leuten in das Viertel reinzugehen. „Zu gefährlich“, für die Beamten seiner Einheit, so die bisherige Darstellung.

Grund der Zurückhaltung waren eigenen Angaben zu Folge diverse Personengruppen auf weiteren Dächern entlang des Schulterblattes, so wie beispielsweise in Höhe von Schulterblatt 72 bis 76. Auf einer der Wärmebild-Aufnahmen der Hubschrauber-Kamera ist zu sehen, wie eine Person etwas vom Dach wirft. Unklar bleibt jedoch, warum das geschah. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich kaum Menschen, geschweige denn Polizei auf der Straße. Auch das zeigt die Kamera. Wem also hätten die Täter damit verletzen wollen? Und könnte es nicht auch ein Böller gewesen sein?

Auffällig ist auch die Uhrzeit im Clip „0:12 Uhr am 8. Juli“ – ein Zeitpunkt, wo das SEK bereits im Einsatz war. Die Dächer da vorn am Schulterblatt 76 wurden vom SEK aber nicht mal kontrolliert. War die Gefahr dann doch nicht so groß?

Es war insoweit auch der einzige Wurf vom Dach eines Hauses, den die Polizei am 19. Juli zusätzlich zu dem schon bekannten Material vom Schulterblatt 1 präsentierte und es wurde auch zugegeben, dass nicht unterscheidbar gewesen sei, ob es sich bei den dortigen Personen um „Schaulustige, Anwohner oder Gewalttäter handele“, so Normen Großmann, Leiter der Bundespolizei-Inspektion Hamburg, der an dem Abend auch das Kommando in der Schanze hatte.

Verdeckte Beamte – sogenannte „Aufklärer“, hätten lediglich berichtet, dass die Schanze zu einer Art „Festung ausgebaut“ sei. Von „1500 zu allem bereite Personen“ war die Rede. Beweise für diese Zahlen gibt es allerdings nicht. Auf vielen Videos, die am Abend gemacht wurden, sieht man vor allem Gaffer und Schaulustige, wie auch an jedem 1. Mai dieser Orts.

Großmann verteidigte das Vorgehen der Polizei dennoch und entschieden: „Die Polizei habe mit Angriffen von zahlreichen Dächern rechnen müssen“.

Und dennoch, wo waren denn die gefährlichen Wurfgeschosse von den Dächern? Sind die sichergestellt worden? Weder Senat noch Polizeiführung haben am 19. Juli entsprechendes Bildmaterial von einem der Dächer präsentieren können und seltsam ist auch, dass nicht ein einziges Handy-Video von einem der Gaffer oder Schaulustigen existiert, auf dem erkennbar wäre, das größere Dinge wie „Gehwegplatten“ oder Molotow-Cocktails vom Dach geworfen wurden. Ich meine da sind tausende Menschen in der Schanze und es existiert nicht ein einziges Video, dass die Straftäter in Aktion zeigt? Wie kann das sein?

Sonderausschuß-Sitzung im Kaisersaal des Hamburger Rathauses vom 19. Juli 2017

Michael Zorn, der Leiter des für die Spezialkräfte zuständigen Einsatzabschnitts erklärte gegenüber dem Innenausschuss am 19. Juli – Zitat: „Wir sind dann um 23:37 Uhr mit zunächst 24 SEK-Beamten auf das Gebäude am Schulterblatt 1 vorgerückt“ und seien dabei „von der rechten Dach- und Gerüstseite mit Eisenstangen, Steinen und Holzpaletten beworfen worden“. Da seine Kräfte „keine Demo-Ausstattung“ hätten, bestand somit auch eine „unmittelbare Lebensgefahr“ für seine unterstützenden Kräfte, so Zorn. Man habe dann in Reaktion darauf „40-Millimeter-Gummigeschosse auf die Dachkante gefeuert“, denn man habe mindestens Schwerstverletzte oder Tote befürchten müssen, so Zorn gegenüber dem Innenausschuss.

Seltsam dabei ist allerdings, dass der tatsächlich vor Ort eingesetzt Kommandoführer Sven Mewes (57) gegenüber dem Spiegel eine etwas andere Geschichte erzählt. Auf die Frage hin, ob das vor Ort eingesetzte SEK auf Widerstand stoß, antwortet Mewes – Zitat: „Es hat überhaupt keine Gegenwehr gegeben. Wir haben in den ersten beiden Gebäuden auf dem Dach Straftäter stellen können, die sich, als sie uns sahen, sofort ergeben haben. Insgesamt haben wir sechs oder sieben Häuser durchsucht. Es gab nach meiner Erinnerung 13 Festnahmen“ – Zitat Ende.

 

Ich finde da ist eine erhebliche Diskrepanz zwischen dem, was am 19. Juli gegenüber dem Innenausschuss berichtet wurde und dem, was zuvor in Interviews gegenüber den Medien von den tatsächlich vor Ort eingesetzten Beamten geschildert wurde. Quelle: Spiegel Online

Frage daher: Wie groß war das Gewaltpotential seitens der Personen auf dem Dach und dem Gerüst am Schulterblatt 1 tatsächlich? Und gab es nun eine Gegenwehr per Bewurf der SEK-Kräfte mit „Steinen, Eisenstangen und Holzpaletten“ oder gab es diesen Bewurf nicht? Ich finde das ist eine wichtige Frage, die man unbedingt klären sollte. Im Zweifel auch durch Befragung weiterer Zeugen.

Michael Zorn fügte seinen Ausführungen dann noch hinzu: „(…) man sah ja, dass sogar Spezialeinheiten bedroht werden, das hatte etwas von sich abzeichnenden Unruhen“. Und die Frage ist, ob diese Darstellung tatsächlich so zutrifft oder ja möglicherweise nur eine besonders überzogene Zuspitzung der tatsächlichen Ereignisse vom 7. Juli ist. Eine vielleicht aufgebauschte Dramatisierung, um das zu späte Eingreifen der Beamten gegenüber der Bevölkerung zu rechtfertigen. Was wirklich in den Abendstunden des 7. Juli geschah, wissen vor allem diejenigen, die persönlich auch vor Ort waren.

Das berühmteste Gerüst der Welt. Hier sollen Radikale angeblich Holzpaletten, Molotow-Cocktails und Eisenstangen runtergeworfen haben
(Foto: Screenshot / Youtube)

SEK-Kommandoführer Sven Mewes (57) sagte dem SPIEGEL: „Wir haben in den ersten beiden Gebäuden auf dem Dach Straftäter stellen können, die sich, als sie uns sahen, sofort ergeben haben.“ Von Bewurf mit Steinen, Eisenstangen und Holzpaletten war in dem Statement des vor Ort eingesetzten Kommandoführers keine Rede und wäre dem so gewesen, hätte Mewes das sicherlich erwähnt. Warum hätte er ein so wichtiges Detail verschweigen sollen?

Auch wurden dem Innenausschuss am 19. Juli keinerlei Beweise für die angeführten „Eisenstangen, Holzpaletten oder Gehwegplatten auf Dächern“ präsentiert. Keine Wärmebilder der Kameras vom Hubschrauber und nicht ein einziges Handy-Video der Anwohner konnte diese bisherige Darstellung des Senats belegen.

Bislang keine Beweise für einen gefährlichen Hinterhalt

Definition Hinterhalt: „Als Hinterhalt wird eine militärische Taktik bezeichnet, bei der eine Partei aus dem Verborgenen einer Deckung heraus einem Gegner auflauert und diesen bekämpft. Hierbei spielt die Überraschung durch Tarnung eine wesentliche Rolle“ (Quelle: wikipedia.de)

Nun, der Überraschungsmoment war wohl kaum gegeben. Kreiste doch seit den frühen Abendstunden ein Helikopter über dem Viertel, der so ziemlich jede Bewegung möglicher Straftäter live und am Bildschirm mit verfolgen konnte, wonach die vor Ort eingesetzten BFE-Beamten bestens im Bilde gewesen waren, was die Damen und Herren auf den Dächern da so trieben.

Genügend Zeit war also durchaus, etwaige Vorkehrungen zu treffen, wie zum Beispiel ein SEK schon mal in Bereitschaft zu versetzen – auch lange vor 22 Uhr schon. Ich meine, wenn man weiß, dass man für den Fall der Fälle weder Willens, noch fähig ist das Problem selbst zu lösen, sollte man vorsorgen. Diese Vorausschau fehlte an diesem Tag.

Für die Zeit danach, als die Lage schon am eskalieren war, gab Abschnittsleiter Normen Großmann gegenüber dem Innenausschuss am 19. Juli zu Protokoll, dass er „mindestens mit Schwerstverletzten“ oder sogar „Toten“ hätte rechnen müssen, wenn er zum Zeitpunkt der Plünderungen (ab ca. 21:30 Uhr) in die Schanze vorgerückt wäre und habe für diesen Fall auch „Schusswaffengebrauch“ nicht mehr ausschließen können. Aus diesem Grunde wurde dann lt. Protokoll um 22:07 Uhr das SEK gerufen. Das aber war nicht sofort startbereit, weil alle Kräfte entweder gebunden oder sich in Ruhephase befanden. 23:10 Uhr habe man dann schließlich den Einsatzort erreicht und um 23:47 Uhr begann der Einsatz der SEK-Kräfte, der bis 1:24 Uhr am 8. Juli andauerte.

Ungereimtheit

Auffällig daran ist folgende Äußerung, die der Leiter der Spezialkräfte Michael Zorn gegenüber dem Innenausschuss am 19. Juli tätigte (und er las dabei ab) – Zitat: „Als unsere Kräfte – auch unter dem Schutz der Kräfte von Herrn Großmann – die Haustür, bzw. das Gerüst am Gebäude Schulterblatt 1 erreicht hatten, sind sie von der rechten Dachseite und von der rechten Gerüstseite mit Eisenstangen, Steinen und Holzpaletten beworfen worden“.

Das Augenmerk liegt hier auf der Formulierung „auch unter dem Schutz der Kräfte von Herrn Großmann“. Das bedeutet, die dem Einsatzleiter Normen Großmann unterstellten Beamten sind MIT VORGERÜCKT – zusammen mit den Kräften des SEK´s und das führt unweigerlich zu der Frage: Wenn Großmann´s Kräfte seit 19 Uhr vor Ort waren und diese vor 23:37 Uhr das Gebäude am Schulterblatt 1 nicht haben betreten wollen, weil sie fürchteten, dass ihnen Gehwegplatten und Ähnliches auf den Kopf fallen könnten, warum sind Großmann´s Leute dann doch noch im Schlepptau des SEK um 23:37 Uhr bis mit vor die Haustür des Schulterblatt 1 vorgerückt? Hätte ihnen da nicht auch was auf den Kopf fallen können? Was war um 23:37 Uhr anders als um 21 oder 22 Uhr, wo Großmann´s Leute selbst und ohne dem SEK das Gebäude hätten längst sichern können?

SEK-Spezialkräfte im Einsatz am Gerüst des Gebüudes Schulterblatt 1 (Screenshot / Youtube)

Eine Gehwegplatte vom Dach geworfen um 22 Uhr ist doch die selbe Gefahrenlage wie eine Gehwegplatte um 23:37 Uhr, oder etwa nicht? Im Grunde ist das ein Widerspruch!

Denn in der Pressekonferenz am 9.7. wurde den dort versammelten Journalisten mitgeteilt, dass Zitat: „man erst auf die BEREINIGUNG DER LAGE DURCH DAS SEK WARTEN WOLLTE“, eben weil Gefahr für Leib und Leben der BFE-Beamten (Großmann´s Leute) bestand und man sie dieser Gefahr nicht aussetzen wollte. Um 23:37 Uhr aber setzte man eben diese Beamten sehr wohl der Gefahr für Leib und Leben aus, indem man das SEK – Kommando bis an die Tür des Gebäudes am Schulterblatt 1 begleitete, wo ihnen jederzeit eine Gehwegplatte hätte auf den Kopf fallen können. Frage: Wie passt das zusammen?

Ich finde das passt gar nicht zusammen und alle diese Vorgänge gehören lückenlos untersucht. Am besten durch einen „parlamentarischen Untersuchungsausschuss“ – kurz „PUA“, nur der ermöglicht das Einfordern von Beweisen, respektive unumstößlichen Belegen für all die Behauptungen, die lt. Wortprotokoll des Innenausschusses vom 19. Juli gegenüber den Abgeordneten gemacht wurden.

Standbild: Max Bryan

Aufzuklären wäre auch, wie es zu den unterschiedlichen Darstellungen der Ereignisse vom 7. Juli kommen konnte. Warum ein Michael Zorn aus der Ferne eine wesentliche dramatischer Geschichte schildert, als der tatsächlich vor Ort eingesetzte Kommandoführer Sven Mewes. Und warum Normen Großmann mit seinen Leuten erst auf das SEK wartete und nicht selbst eingriff, wo er sich um 23:47 doch mit dranhing und das SEK bis vor die Haustür des Schulterblatt 1 begleitete. Warum ging Großmann mit seinen Leuten dann nicht auch früher schon rein und tat das, was er kurz vor Mitternacht als Unterstützungseinheit des SEK´s auch tat? Hätte man den Bereich denn nicht auch früher schon selbst sichern und die Geschäfte vor Plünderungen schützen können? Die Gefahr vom Dach – wenn sie denn existierte – war um 23.47 Uhr doch die selbe wie um 22 Uhr, oder nicht?

Gesamteinsatzleiter Hartmut Dudde – Alles was er am 19. Juli tat, war ablesen (Screenshot / Youtube)

Nicht alle Dächer am Schulterblatt kontrolliert

Im Innenausschuss am Mittwoch wurde zudem bestätigt, dass die Häuser entlang des Schulterblatts 72 bis 76 nachher – als das SEK eintraf, vom Selbigen nicht mal kontrolliert wurden. Angeblich, weil sich zum späteren Zeitpunkt und nach Eintreffen des SEK keine Menschen auf den Dächern dort mehr befunden hätten, weshalb es überflüssig gewesen sei, diese Dächer seitens des SEK zu kontrollieren.

Ralf Martin Meier, Polizeipräsident Hamburg

Kontrolliert wurde lediglich Schulterblatt 1, 3, 7, 9, 10, 11, 13 und 15. In einem der letzten Häuser habe sich zudem ein Sanitätsteam befunden, dass eine schwer verletzte Person behandelte. Das SEK rief daraufhin den Rettungswagen.

Nur 13 Festnahmen

Am Ende bilanziert das SEK 13 Festnahmen aus den Bereichen Dächer und Gerüst am Schulterblatt 1. An den übrigen 8 Hausnummern – Schulterblatt 3 bis 15 wurde demnach keine Personen festgenommen und auch die Straftäter vom Schulterblatt 1 sind inzwischen wieder auf freiem Fuß. Man habe ihnen nichts nachweisen können. Eine sofortige Tatort-Sicherung habe ebenfalls nicht stattgefunden. Die wurde erst „Tage später“ gemacht und bei allem Respekt vor der Arbeit der Beamten, diese Einsatzbeschreibung klingt (für Laien) wie ein schlechter Witz!

Keine Fingerabdrücke?

Wenn von dem Dach und dem Gerüst des Gebäudes am Schulterblatt 1 tatsächlich gefährliche Gegenstände geworfen worden wären, müssten sich auf diesen Gegenständen auch Fingerabdrücke befinden. Die hätte man mit den Fingerabdrücken der 13 festgenommenen Personen auf Übereinstimmung abgleichen können und die Frage ist, ob dies geschehen ist? Und wenn ja, mit welchem Ergebnis?

Konnte man denn wenigstens eines der Wurfgeschosse mit einem der 13 Täter in Verbindung bringen? Oder hat auch das nicht geklappt?

Harmlose Touristen

13 offenbar harmlose Personen hatten es also geschafft, ganze 6 Hundertschaften davon abzuhalten die Schanze zwischen 20 Uhr und Mitternacht zu räumen. Darunter 4 Russen, zu denen Senat und Polizeiführung (trotz Nachfrage eines Abgeordneten) im Innenausschuss am 19. Juli keinerlei Angaben hinsichtlich Vorstrafen und/oder sonstige Vorgeschichte machen konnten. Auch das ist merkwürdig. Wo doch 7 Tage zuvor schon in diversen Medien die Identität der Russen im geoutet wurde, wie die Veröffentlichung dieser ARD-Sendung auch belegt: www.daserste.de

„Sie haben uns wie Terrosisten behandelt“ Gewaltbereite Chaoten oder Medienaktivisten – wer sind die Russen, die am 7. Juli im Schanzenviertel verhaftet wurden?

In dem – wohlgemerkt schon am 11. Juli – also 8 Tage vor der 1. Sondersitzung des Innenausschusses vom 19.7. – veröffentlichten Filmbeitrag handelt es sich bei den 4 festgenommenen Russen um harmlose Touristen, die lediglich vor hatten das Geschehen vom Gerüst aus zu filmen, dennoch aber wie „Terroristen“ behandelt wurden. Frage: Warum wurde das am 19.7. dem Innenausschuss der Hamburger Bürgerschaft nicht mitgeteilt? Warum gab man an, keine Informationen zu diesen 4 Russen zu haben? Vielleicht weil es peinlich ist, keine echten Straftäter präsentieren zu können?

Der Mann vom Gerüst
Auch dieser Herr hier machte eher einen harmlosen Eindruck, wie der SPIEGEL zu berichten weiß. Quelle: www.spiegel.de

Dieser Mann wurde verhaftet und 2 1/2 Tage festgehalten

Auch von ihm ging augenscheinlich keine sichtbare Gefahr aus und damit schon Nummer 5 von 13 festgenommenen Personen am Gebäude Schulterblatt Nummer 1, die nicht das hielten was sie nach Einschätzung der Beamten vor Ort „versprachen“.

Tobias Marquardt, 30 Jahre alt, war aus dem Harz angereist und kletterte auf das Gerüst, um sich ein besseres Bild der Lage am Boden zu verschaffen. Wurde dann aber in Gewahrsam genommen und durch das volle Programm der Mühlen der Justiz gedreht. Dabei existiert nicht ein einziger Beweis dafür, dass er Dinge vom Dach geworfen hat. Auch wurde seitens der Kripo keine sofortige Beweissicherung auf dem Dach durchgeführt. Ein Unding (für Außenstehende).

Frage daher: Wo sind die gefährlichen Gehwegplatten geblieben? Wo die Molotow-Cocktails? Im Innenausschuss am 19. Juli konnte die Polizei nicht einen einzigen Bildbeweis dahingehend liefern, was im Einzelnen sich auf dem Dach an Gegenständen befunden hat. Keine Gehwegplatten, keine Eisenspeere, keine Holzpaletten und auch keine Molotow-Cocktails. Gäbe es diese Bilder, wären sie am 19. Juli sicher vorgelegt worden.

Aufnahmen eines Anwohners – auch er hat keine Molotow-Cocktails gesehen,
Foto: Max Bryan

Auch über die übrigen festgenommenen 8 Personen vom Dach am Schulterblatt 1 konnte oder wollte die Polizei am 19. Juli keine näheren Angaben zur Person oder deren Vorgeschichte machen. Ich finde das seltsam. Ein Untersuchungsausschuss sollte diesen Fragen nachgehen und letzte Gewissheit einholen.

Gefährlicher Hinterhalt?

Auf diesem Bild der Wärmekamera vom Hubschrauber sieht man, wie eine Person einen Gegenstand vom Dach wirft. Möglicherweise ein Stein.

G20 Ausschreitungen in Hamburg: Polizei setzt bewaffnetes SEK ein!

 

Eindeutig wurde hier was geworfen. Die Frage ist W A S ?

Auf einem weiteren Bild sieht man, wie eine der Personen auf diesem Dach einen augenscheinlich zuvor angezündeten weiteren Gegenstand vom Dach wirft. Hartmut Dudde – Gesamteinsatzleiter während des G20 will darin einen Molotow-Cocktail erkannt haben. Hier anschauen: www.youtube.com

Dudde erklärte dazu am 9. Juli in der Pressekonferenz gegenüber Journalisten – Zitat: „Sein Molotow-Cocktail zündet und jetzt wird er ganz gepflegt auf den Wasserwerfer geworfen“. Doch woher weiß Dudde, dass es sich um einen Molotow-Cocktail handelt? Woher stammt diese Information? Und wer hat sie in Umlauf gebracht? Gibt es unabhängige Augenzeugen, die beschwören, dass es sich dabei um einen Molotow-Cocktail handelt? Kann es nicht auch ein „Bengalo“ oder „Böller“ gewesen sein? Ist das Bild einer Wärmebild-Kamera denn überhaupt Beweis genug, um die Art und Beschaffenheit eines Wurfgeschosses zu identifizieren?

Experten bezweifeln die offizielle Darstellung der Polizei. Der anerkannte juristische Sachverständige und Fachingenieur für Wärmebildtechnik Georg Dittié jedenfalls behauptet, dass dies kein Molotow-Cocktail war. Seiner Einschätzung zu Folge handelt es sich um einen „Böller“ oder dergleichen.

Zitat: „Die Infrarot-Emission auf dem Bild ist nur geringfügig höher als die der Personen“ und „ein brennender Stofflappen wie bei einem Molotow-Cocktail müsste eine viel höhere Infrarot-Emission abgeben. Die Kamera würde in die Sättigung gehen, das Bild wäre überstrahlt“, teilt der Sachverständnis im Interview mit (Quelle: www.mopo.de).

Auch eine „Bengalfackel“ oder sonstiges pyrotechnisches Material könnte in Frage kommen. Theoretisch kann das alles gewesen sein, nur kein Molotow-Cocktail, der nämlich wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit beim Aufprall am Boden explodiert. Zitat Dittié: „Ein benzingetränkter Lappen entflammt sofort“.

Gruppenführer dementiert

Was auch immer da vom Dach flog, muss nicht zwingend ein Molotow-Cocktail gewesen sein. Etwas derartiges wurde auch von unabhängigen Beobachtern nicht gesehen. Ein Gruppenführer der Polizei, der zu dieser Zeit mit seiner Einheit am Boden stand, erinnert sich nicht daran, dass ein Molotow-Cocktail herabgefallen, zersprungen, aber nicht in Flammen aufgegangen ist. Spuren hiervon seien am Boden „nicht gesichert worden“. (Quelle: Süddeutsche Zeitung).

N24 berichtete Live

Nicht einmal der erfahrene Fernseh-Reporter Christoph Wanner konnte bestätigen, dass Molotow-Cocktails oder dergleichen vom Dach geworfen wurden. Zitat aus seinem Fernseh-Bericht bei N24:

„Wir haben gesehen, wie sich radikale Demonstranten diesen Polizeikräften regelrecht ergeben haben und ihnen dann auch entgegen gegangen sind und da gab es dann überhaupt keine Gegenwehr mehr“ und auch er habe weder Holzpaletten, Gehwegplatten, noch Eisenstangen vom Dach oder Gerüst fliegen sehen. Wäre dem so gewesen, hätte er es mit Sicherheit im Bericht erwähnt. Der Kollege sendet live.

Ein Polizeisprecher habe Wanner gegenüber dann erklärt, dass die Demonstranten mit Molotow-Cocktails ausgerüstet seien oder auch Steinplatten auf den Dächern deponiert haben „KÖNNTEN“. Doch das seien alles Dinge, die der Reporter selbst so nicht gesehen hat. Zitat aus seinem Bericht, der auf N24 lief: „Selbst haben wir keine Molotow-Cocktails gesehen“, man habe Feuerwerk und Pyrothechnik gesehen und „auch Demonstranten, die Steine und Flaschen warfen“, aber Molotow-Cocktails habe er persönlich „nicht gesehen“, so Wanner in seinem Fernsehbericht, der allerdings auch nur am Boden stand und nicht auf dem Dach oder dem Gerüst. Frage daher an den Hamburger Senat: Wo waren diese gefährlichen Wurfgeschosse? UND haben sie je existiert – auf diesem Dach am Schulterblatt 1?

Diese Frage ist deshalb so wichtig, weil dies der Hauptgrund dafür war, die Schanze vor Eintreffen des SEK´s nicht räumen zu wollen und Selbige damit den Plünderern und Gewalttätern am Boden zu überlassen, die dann ungehindert und stundenlang das Viertel auseinander nehmen konnten. Allein das ist ein Skandal, wenn sich am Ende herausstellt, dass es den Grund der Zurückhaltung nie gegeben hat, dass der Wurf eines Molotow-Cocktails vom Dach des Schulterblatt 1 nie wirklich stattgefunden hat.

Öffentliche Umfrage

Nicht besonders repräsentativ, aber immerhin eine mögliche Spur zu dem vermeintlichen Molotow-Cocktail, der lt. Angaben der Polizeu angeblich vom Dach am Schulterblatt 1 geworfen wurde. Vielleicht gibt es ja Augenzeugen auch unter denen, die am 7. Juli in der Schanze waren. Frage also: Hat irgendwer die Tat beobachtet? Stand zufällig jemand daneben, als der besagte Gegenstand vom Dach fiel? Hat Jemand gehört oder gesehen, wie die Flasche des angeblichen Molotow-Cocktails auf dem Dach des Wasserwerfers zerschellte und gibt es Bilder davon? Hier meine Umfrage:

Gegenüber dem Innenausschuss am 19. Juli erklärte Michael Zorn – Leiter der Spezialkräfte – dazu, Zitat: „Als unsere Kräfte unter dem Schutz der Kräfte von Herrn Großmann die Haustür, bzw. das Gerüst am Gebäude Schulterblatt 1 erreicht hatten, sind unser Kräfte von der rechten Dachseite und von der rechten Gerüstseite mit Eisenstangen, Steinen und Holzpaletten beworfen worden“ und die Frage ist, ob das ausser der Polizei sonst noch Jemand gesehen hat. Ein Anwohner zum Beispiel oder ein Schaulustiger, der das vermeintliche Tatgeschehen mit beobachtet hat?

Falls nicht, bleibt die Frage, woher diese Information stammt und ob es sich dabei nicht um eine nachträgliche Dramatisierung der tatsächlichen Ereignisse handelt. Vielleicht um das zu späte Anrufen und Eingreifen des SEK-Kräfte zu rechtfertigen. Wie auch das stundenlange Abwarten der 600 Polizisten vor Ort – die nicht eingriffen, weil deren Aussage zu Folge die Möglichkeit bestand mit Gehwegplatten und Molotow-Cocktails vom Dach aus beworfen zu werden. Interessant wäre zu erfahren, von wem im Einzelnen diese Information stammt, dass angeblich Gehwegplatten und Molotow-Cocktails auf Dächer gebracht wurden. Wer vor Ort die Aufkärung dazu betrieben hat und wer das verantwortet. Auch das könnte ein Untersuchungsausschuss gut in Erfahrung bringen.

Testreihe

Darüber hinaus könnte man einen Test machen und auf abgelegenen Gelände die Szene nachstellen. Beispielsweise zehn Versuche unternehmen, einen brennenden Molotow-Cocktail von einem Hochhaus 10 Meter in die Tiefe fallen zu lassen und dann zu schauen, was passiert. Wie oft also so ein „Cocktail“ am Boden dann tatschlich explodiert – oder eben nicht.

Böller, Bengalo oder Molotow-Cocktail? Was fliegt da vom Dach?

In dem von der Polizei bei der Pressekonferenz am 9. Juli vorgeführten Video ist der angebliche Molotow-Cocktail bei Auftreffen auf dem Dach des Wasserwerfers ja ausdrücklich NICHT explodiert. „Das hat nur was mit Glück oder Zufall zu tun“, meinte Hartmut Dudde zur Erklärung. Frage bleibt dennoch, wie oft so etwas passiert? Ein Test – durchgeführt von einem entsprechenden Sachverständigen – könnte letzte Gewissheit darüber bringen, in welcher Regelmäßigkeit solche Molotow-Cocktails am Boden auch explodieren, wenn sie erstmal brennend vom Dach eines fünfstöckigen Gebäudes geworfen werden. Auch das könnte ein etwaiger Untersuchungsausschuss in Erfahrung bringen.

Wärmebilder

Hartmut Dudde – der Gesamteinsatzleiter schwärmte im Vorfeld des Gipfels davon, dass die Polizei zum G20 das „modernste Equipment“, was die Polizei derzeit zu bieten hat, zum Einsatz bringt. Nun, da könnte man eigentlich erwarten, dass auch die Hubschrauber-Ausstattung wenigstens über eine handelsübliche Kompakt-Kamera verfügt, mit der man aus der Luft bequem hätte gestochen scharfe HD-Aufnahmen vom Geschehen UND DEM DORT BEFINDLICHEN WURFMATERIAL hätte machen können.
Frage: Ist das geschehen? Und wenn ja, wo sind diese Bilder?

Die Täter vom Dach auf dem Rückzug. Unwahrscheinlich, dass sie die Beweise (die gefährlichen „Gehwegplatten“) wieder mit herunter trugen.

Ich meine der Scheinwerfer am Helikopter hätte das Dach komplett ausleuchten und die Bordkamera gute Aufnahmen liefern können. So hätte man gesehen, ob dort Steinplatten, Molotow-Cocktails oder sonstiges Geschoß in Stellung gebracht war. Wurde das gemacht? Gibt es derartige Bilder? Und wenn nein, warum nicht?

Nicht existierende Bilder dieser Art könnten Kritiker glauben lassen, man habe bewußt keine hochauflösenden (gut ausgeleuchteten) Bilder aufgenommen, um die Wahrheit nicht zeigen zu müssen, die ja durchaus darin bestehen könnte, dass ausser Steinen und ein paar Böllern auf dem Dach nichts zu finden war und so das Argument, man habe mit Gehwegplatten vom Dach fallend rechnen müssen, nicht länger haltbar wäre.

Falsche Signale?

Fakt ist, die Polizei weigerte sich ins Viertel reinzugehen, weil die theoretische Möglichkeit bestand, mit „Gehwegplatten und Molotow-Cocktails“ von Dächern aus beworfen zu werden. So hatte es der Polizeisprecher Timo Zill gegenüber N24 am Abend des 7. Juli mitgeteilt. Am Ende stellte sich jedoch heraus, dass von den 13 auf dem Dach gestellten Personen mindestens mal die Hälfte harmlos waren. Frage: Was für Signale gehen davon aus?

Wechselkleidung – auch ein Problem für die Polizei (Screenshot / Youtube)

Im Grunde eine Kapitulationserklärung in Richtung all derer, die am 7. Juli die Schanze vom Boden verwüsteten. Denn es erweckt den Eindruck, dass man lediglich eine Hand voll Leute auf Dächern platzieren müsse, die dann irgendwas Undefinierbares vom Dach herunter werfen und schon hält die Polizei sich aus dem Viertel raus. Weigert sich gegen die Straftäter am Boden vorzugehen. Wonach die dann in aller Seelenruhe die Läden plündern, Barrikaden bauen und Autos anzünden können. Ist das jetzt jenes „Schaufenster moderner Polizeiarbeit“, von der Andy Grote im Vorfeld des Gipfels sprach? Oder ist es eher ein Zeugnis des Versagens, der Fehleinschätzung, der Kapitulation?

Sechs Hundertschaften hochgerüsteter BFE waren über Stunden nicht in der Lage die Schanze zu räumen – das ist das was bleibt.

Die Bürger und Bürgerinnen des Schanzenviertels dürfte das kaum zufrieden stellen. Sind sie es doch, die jeden 1. Mai mit Verlusten am eigenen Hab und Gut zu rechnen haben und jetzt vielleicht noch mehr. Wo man doch sehen konnte, wie leicht es ist, sich die Hamburger Polizei vom Hals zu halten. Eine Besorgnis erregende Entwicklung, wie ich finde, dass keiner der sonst so hart agierenden BFE-Beamten (siehe 6. Juli) Held genug war die Schanze vor Randale zu schützen. Das muss einfach mal gesagt werden!

Verklärter Heldenstatus?

Der erste Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) wird in diesem Zusammenhang auch nicht müde die Einsatzkräfte des G20 als „Helden“ zu feiern. Das mag in mancher Hinsicht stimmen, was geleistete Arbeitsstunden und Entbehrungen bei Verpflegung und Unterbringung anbelangt. Hinsichtlich Mut und Aufopferungswillen haben aber zumindeste diese 600 Beamten in der Schanze am 7. Juli nebst zuständigen Einsatzleiter keinen wirklichen Orden verdient. Bedeutet Held sein doch auch, sich für Andere aufzuopfern und das ist am 7. Juli nun bei weitem nicht geschehen.

Helden wären diese 600 Beamten gewesen, wenn Sie vor 23 Uhr das Haus gesichert und die Läden in der Schanze geschützt hätten. Doch stattdessen wartete man bis 23:10 Uhr auf das SEK, das wo genau noch mal war? Stimmt – auf Fahrrädern und Mopeds in der Stadt verteilt, mit Jeans und T-Shirts bekleidet – völlig unauffällig – um etwaige Attentäter dingfest zu machen, die es wo gab? Wie wichtig war die eigene Bevölkerung im Vergleich zur imaginären Bedrohungslage durch Terroristen in der Stadt? Gab es die überhaupt? Etwaige Terrorwarnungen?

Olaf Scholz hat stets bestritten, dass der Schutz der Staatsgäste Vorrang vor dem Schutz der eigenen Bevölkerung hatte. Wenn dem tatsächlich so wäre, hätte man wenigstens mal FRÜHZEITIG ein SEK Kommando auch Richtung Schanze abstellen können, wo man doch wusste, dass dort jeden 1. Mai regelmäßig die Läden zu Bruch gehen. Da muss es doch logisch gewesen sein, dass dies im größeren Ausmaße auch zum G20 passiert. Wer das nicht weiß oder ahnt, gehört abgesetzt, respektive ersetzt! Hier bitte lesen: https://www.welt.de/regionales/hamburg/article166935135/Das-verstoesst-gegen-die-Verfassung.html

Anderes Klientel

Frage bleibt auch, ob es mit den vorhandenen rund 600 Kräfte vor Ort nicht früher schon möglich gewesen wäre, die Schanze zu sichern. Auf dem Gerüst standen anfangs nur harmlose Party-People. Wie jenes unbekannte Pärchen, das ein Video beim einvernehmlichen Sex zeigt. Auch sie waren auf dem Gerüst am Schulterblatt 1. Jenes Gerüst, dass von der Hamburger Polizei später als Ort eines „gefährlichen Hinterhalts“ bezeichnet wurde.

Das Video kursierte in den Tagen nach den Krawallen bei Whatsapp und wurde von vielen Usern gesehen und geteilt. Es tauchte allerdings in keiner Polizeimeldung auf. Auch nicht in den offiziellen Berichten des Senats vom 19. Juli. Gemacht hat das Video offenbar ein Herr, der ebenfalls auf dem Gerüst stand. Hier im Screenshot nur mit einem Ellenbogen zu sehen.

Ich finde das zeichnet ein etwas anderes Bild von dem Klientel auf dem Gerüst. Videos oder Bilder von schweren Straftätern, die gerichtsverwertbar erkennbare „Gehwegplatten, Molotow-Cocktails oder Holzpaletten auf Dächer schleppen und/oder von Dach und Gerüst dann wieder herunter werfen, wurden bislang nämlich nicht gefunden.

Man habe weder einen Bericht über die Sicherstellung entsprechender Gegenstände gefunden, noch irgendein Bild, das die vermeintlichen Brandsätze oder Reste von Wurfgeschossen zeigt, so die Hamburger Polizei (Stand: 19. Juli).

Dennoch aber reichte allein die VERMUTUNG aus, es könne eine derartige Gefahr von Dächern drohen. um das Viertel komplett und stundenlang dem Mob zu überlassen. Für die Anwohner ist das sicherlich auch im Nachhinein nur schwer zu ertragen.

Anwohner berichten

So hatten die Plünderer in aller Ruhe die Geschäfte ausräumen und ihre Beute in Sicherheit bringen können. Nachdem sie das Diebesgut im Park dann deponiert hatten, „kehrten sie in die Schanze zurück und machten da weiter, wo sie aufgehört hatten“ – berichtet Steffen A., der unerkannt bleiben will (Name geändert). Von ihm stammen auch zahlreiche Erklär-Videos, wie er die Situation am Abend des 7. Juli wahrnahm. „Die Polizei hatte NICHTS gemacht“ und „die hätten von den Seitenstraßen bequem mit dem Wasserwerfer hier reinkommen und das Viertel räumen können“, erklärt der Mann, der die Straßen rund um das Schanzenviertel gut kennt und dort auch wohnt. „Wenn die hier mit dem Wasserwerfer rein wären, hauen die eh alle ab“, so der 51-Jährige, der so gar nicht verstehen kann, warum die Polizei nicht eingriff.

Steffen A. (Name geändert) hat am Abend des 7. Juli alles gesehen und dokumentiert,
Foto: Max Bryan

Die Polizei hingegen behauptet, man habe zwar versucht, unter anderem auch von der Altonaer Strasse ins Viertel vorzurücken, sei aber massiv unter Beschuß geraten. Von Flaschen und Steinen ist die Rede, woraufhin man sich habe zurück ziehen müssen. „Man wolle keine neue Lage schaffen“, weil es anderen Orts schon zu viele Einsätze gab.

Diese Aussage ist deshalb interessant, weil sie sich mit den Aussagen zahlreicher Bewohner des Schanzenviertels deckt. Eine weitere Anwohnerin analysiert die Situation nämlich wie folgt:

„Man hat die Vermummten hier randalieren lassen, damit die nicht in andere Bezirke ziehen, so wie an die Elbvororte. Man hat die hier machen lassen, damit die Staatschefs in aller Ruhe in der Elphilharmonie sitzen und anschließend in Ruhe nach Hause fahren können. Die Polizei stand da vorne überall, aber sie durften nicht eingreifen. Und als der letzte Staatsgast zu Hause war, hieß es dann: ‚Bitte jetzt die Schanze räumen'“, erklärt eine Anwohnerin gegenüber „MVmedial Leipzig“.

Die Wahrheit nach G20 Gipfel in Hamburg Anwohner berichten Reportage über Randale und Krawalle

Theorie oder Wahrheit? Was diese Frau berichtet könnte tatsächlich stimmen …

Diese Einschätzung ist zwar nur eine Meinung – eine persönliche Einschätzung dessen, was die Dame glaubt zu wissen, aber sie ist nicht ganz so abwegig, wie es auf den ersten Blick scheint. Im Grunde ist das die vielleicht sogar einzige plausible Erklärung dafür, warum die 600 Polizisten vor Ort stundenlang nicht eingriffen. Frage nämlich bleibt, warum das SEK nicht früher gerufen wurde. Hartmut Dudde – der Gesamteinsatzleiter tat dies erst um 22:07 Uhr und die Frage ist, warum nicht schon davor? Die Leute auf dem Gerüst standen da schon länger – als es noch hell war und einen angeblichen Hinterhalt habe man sicher nicht erst seit 22:07 Uhr befürchtet, sondern auch vorher schon. Insofern bleibt die Frage, warum das SEK nicht früher schon gerufen wurde, respektive es nicht früher schon bereit stand und da wiederum landet man bei Aussagen wie „alle Kräfte waren gebunden“.

SEK zu beschäftigt?

Michael Zorn, der Leiter der Spezialkräfte gegenüber dem Innenausschuss am 19. Juli: „Wir hatten starke Kräfte in den Schutzmaßnahmen, weil die Prozedur in der Elbphilharmonie noch lief“, will heißen, die nun wirklich umfangreichen Schutzmaßnahmen rund um die Elbphilharmonie banden viele Kräfte und auch an den Hotels der Schutzpersonen (wie Putin & Co.) „wurden viele Kräfte benötigt, weil deren Rückkehr aus der Elbphilharmonie erwartet worden war“, so Zorn gegenüber dem Innenausschuss am 19. Juli und weiter: „Wir hatten Interventionskräfte für die Begleitung der Schutzkolonnen in den Gefährdungsstufen 1 und 2. Wir hatten Kräfte bereits in der Ruhephase, die tagsüber den gesamten Komplex Messehallen geschützt haben“, erklärte Zorn am 19. Juli.

Leiter der Spezialkräfte – Michael Zorn (1.v.r.) und Normen Großmann, Leiter der Bundespolizei-Inspektion Hamburg, Foto: Max Bryan

Nun stelle man sich vor, die Polizei hätte die Schanze um 21 Uhr schon geräumt. Das hätte a) mehr Nachschub-Kräfte für die Schanze bedeutet – (die man vor 23 Uhr nicht hatte, weil diese bis 23 Uhr zum Schutz der Staatsgäste abgestellt waren) und b) hätte die Gefahr dann bestanden, dass die Randalierer in andere Bezirke abwandern, dort, wo man sie – aus verständlichen Gründen – nicht haben wollte.

„Deshalb hat die Polizei hier in der Schanze nicht eingegriffen und die Leute konnte hier alles kaputt machen. Die Staatsgäste konnten anderen Orts sicher nach Hause fahren“, analysiert die Dame aus dem Video von soeben.

Schanze absichtlich geopfert?

Der für die Schanze zuständige Einsatzleiter Normen Großmann teilte dem Innenausschuss am 19. Juli mit – Zitat: „Wenn wir da rein gegangen wären, dann hätten wir eine zusätzliche Lage geschaffen und eine solche wollten wir im Schanzenviertel nicht erzeugen“. Das klingt exakt nach dem, was diese Anwohnerin wie eben genannt analysiert hat und die Frage bleibt, warum wollte man keine zusätzliche Lage schaffen? Vielleicht weil es zutrifft, dass man die Gewalttäter im Viertel halten wollte, indem man sie dort auch ungestört machen ließ?

Ein Bild der Verwüstung – Das Hamburger Schanzenviertel am Morgen des 8. Juli

Eine etwaige frühere Intervention hätte die Straftäter ja möglicherweise vertrieben und sie wären dann anderen Orts vor 23 Uhr tätig geworden. Es wäre nur logisch, das verhindern zu wollen, um die Staatsgäste anderen Orts nicht zu gefährden. Aus diesem Grunde könnte die Einschätzung diverser Beobachter durchaus zutreffen.

Gefahr vom Dach nur konstruiert?

Es wäre natürlich ein Novum, wenn das irgendjemand der hohen Herren zugeben würde, dass es genau so war. Oder ein „PUA“ (parlamentarischer Untersuchungsausschuss) genau das zu Tage fördert, was hier schon beschrieben steht. Ich persönlich könnte mir gut vorstellen, dass dem so wird, aber ich kann mich auch täuschen. Vielleicht taucht doch noch im Nachhinein ein Beweis oder ein Foto auf, wie linke Extremisten Gehwegplatten auf Dächer schleppen und/oder von da aus wieder runterwerfen. Ausschließen kann man dieser Tag gar nichts, zumal die Hamburger Polizei angeblich noch Waschkörbe weise ungesichtete Berichte vorenthält.

Bislang gesichert ist nur die bisherige Darstellung des Senats zu den Vorfällen am 7. Juli, wonach 6 Hundertschaften Polizei angeblich nicht in der Lage waren die Schanze zu räumen, so wie das vergleichsweise auch jeden 1. Mai geschieht. Und das nur, wegen ein paar fraglicher Momente auf den Dächern der Schanze? Für Laien: Man hätte doch den Helikopter so nah an das betreffende Hausdach heranbringen können, dass das Anzünden eines Molotow-Cocktails von dort aus unmöglich wird. Jedes Feuerzeug würde unter dem Luftdruck der Rotorblätter streiken „und schon wäre die Gefahr vom Dach des Schulterblatt 1 gebannt gewesen“, wissen auch Insider zu berichten. Parallel dazu hätte man am Boden mit einem Panzerwagen und den Wasserwerfern (ohne Beamte am Boden) vorrücken können und sich so mit Luftunterstützung Haus für Haus vorarbeiten können. Ich bin sicher, dass die Schanze dann auch vor 22 Uhr ganz schnell leer gewesen wäre, so wie das jedes mal am 1. Mai auch passiert und vielleicht wären die Läden dann ja heile geblieben. Aber dazu sah sich die Polizei nicht im Stande. „Wir waren nicht mal bis Rote Flora vorgedrungen“, hieß es im Innenausschuss am 19. Juli.

Diese Tür am Hamburger Jesus-Center wurde übrigens nicht von den Gewalttätern so zugerichtet, sondern von Rettungskräften, die ins Haus wollten,
Foto: Max Bryan

Alternativen ignoriert?

Wo wir beim Thema wären. Denn ein weiterer, nicht unwesentlicher Aspekt der Geschichte ist die Frage, warum man nicht früher und vor 22 Uhr mit den vorhandenen 6 Hundertschaften über die anderen Zuwegungen in die Schanze vorgerückt ist, wie das bequem über die Juliussstrasse, die Susannenstrasse und auch die Altonaer Strasse hätte geschehen können. Die Polizeiführung arugmentiert aber, das habe man zwar „versucht“, aber man sei quasi „abgeprallt“ und „durch Steinwürfe und andere Dinge zurückgeworfen worden“.

Kann das stimmen?

Ich meine JEDEN 1. Mai riegelt die Polizei das Viertel weiträumig ab. Keiner kommt mehr rein oder raus. Frage: Warum ist das am 7.7. nicht geschehen?

Kein Weg in die Schanze?
Grafik: Max Bryan

Die Polizei argumentiert, dass wenn man über Altonaer Strasse kommend weit in die Schanze vorgerückt wäre, die Gefahr bestand von Dächern aus mit Steinen und ähnlichem Material beschossen zu werden und das Risiko wollte man nicht eingehen. Deshalb kein Vorrücken in der Schanze bevor nicht das SEK da ist.

Kritiker entgegnen aber, dass es sehr wohl alternative Zugänge zur Schanze gegeben hat. „Alle Straßen waren offen und frei zugänglich und „bei ähnlichen Ereignissen“ haben man auch schon mal „Hubschrauber in eine Höhe von 3 bis 4 Metern über das Gebäude gebracht, wodurch es quasi unmöglich wird einen Brandsatz, Molotow-Cocktail oder dergleichen anzuzünden oder auch nur einen Stein zu werfen“. Der Druck des Rotors mache das einfach „unmöglich“ – berichtet ein weiterer Experte der Szene und genau so sehe ich das auch. Peinlich ist daran eigentlich nur, dass einfache Bürger der Hamburger Polizei erklären müssen, wie sie ihren Job zu machen hat. Wirklich schade drum!

Parallelen zu 2013

Zudem – und das sei an dieser Stelle auch mal angemerkt – gab es auch früher schon wesentlich heftigere Angriffe von Gewalttätern auf die Polizei an exakt der selben Stelle. Ich denke da nur an den 21. Dezember 2013, als rund 4000 gewaltbereite, vermummte Personen von der Polizei in der Schanze eingekesselt wurden und Schritt für Schritt bekämpft wurden. Und das waren wohlbemerkt gut 2000 Leute mehr als am 7. Juli diesen Jahres. Hier bitte schauen:

Eindeutige Beweise – Aufnahmen für das RTL Nachtjournal am 11. Juli 2017

Auch damals sprach man von „noch nie dagewesenen Zuständen“ und es ist doch einigermaßen verwunderlich, dass anders als heute sich die Polizei den Straftätern damals stellte und das auch ohne SEK und trotz des massiven Bewurfs mit Steinen, Flaschen, Tischen und Partybänken und allem, was man sonst noch in die Finger bekam.

Vermummte werfen Steine, Flaschen und Partybänke gegen Polizisten,
Foto: Max Bryan

Damals stellte die Polizei sich den Straftätern entgegen,
Foto: Max Bryan

Und räumte sehr wohl von der Altonaer Strasse kommend die Schanze – trotz tausender vermummter Personen im „Kessel“ (Aufnahme vom 21.12.2013)
Foto: Max Bryan

Und das war mit Sicherheit ein wesentlich heftigerer Bewurf als der vom Abend des 7. Juli. Damals (2013) hat dieses imense Gewaltpotential die Hamburger Polizei auch nicht abgehalten in die Schanze vorzurücken. Wie auch – die Beamten sind ja dermaßen hochgerüstet, dass die Räumung auch unter diesen Bedingungen machbar ist.

Zitat Hartmut Dudde im Vorfeld des Gipfels: „Wir werden das gesamte deutsche Polizeiequipment in Hamburg sehen. Wenn’s geht, möglichst zurückhaltend, wenn wir es komplett brauchen, packen wir eben alles aus“, erklärte Dudde damals großspurig gegenüber Journalisten und jetzt plötzlich wird diese Armada hochgerüsteter Polizisten durch ein paar Steinwürfe in die Flucht geschlagen? Never ever! Wenn, dann weil sie genau das wollten – weil sie sich freiwillig zurück ziehen und das Viertel im Stich lassen wollten. Möglicherweise, aus den schon genannten – wie soeben beschriebenen Gründen.

Vier Jahre später und wieder ein Sonderausschuß

Insofern – und so leid es mir tut dies sagen zu müssen – wirken die Ausführungen der Verantwortlichen vom 7. Juli für meinen Geschmack deutlich überkonstruiert – aufgebauscht – dramatisiert. Als wolle man im Nachhinein (und für 2017) eine völlig neue, gefährliche, nicht lösbare Lage herbeireden, um die Dinge am Ende sich so zurechtbiegen zu können, wie man sie für die eigene, offizielle Darstellung braucht. Jeder soll glauben, dass es keiner mit so schlimmen Ausschreitungen gerechnet hat und es deshalb auch keine andere Möglichkeit gab, als das SEK einzusetzen. Ob dem tatsächlich so war, wird sich erst noch zeigen müssen. Belastbare Beweise dafür existieren bis dato nämlich keine.

Keine Stahlseile in der Schanze gefunden

Die „Stahlseile“ zum Beispiel, die von den Straftätern angeblich zum Aufstoppen von Räumfahrzeugen in der Schanze benutzt werden sollten, fand man gar nicht in der Schanze, sondern anderen Orts in Altona bei einer ganz anderen Aktion. Die vom Morgen des 7. Juli´s, als eine maskierte Bande auf die Polizei los ging. Stolz drappierte man anschließend das sichergestellte Material. Darunter unzählige Skimasken und eben auch diese Stahlseile, die man später der Schanze zugeordnet hatte.

„PUA“ dringend erforderlich

In einem ersten Statement der Linksfraktion zur 1. Sondersitzung des Innenauschusses vom 19. Juli schreibt Christiane Schneider – Zitat: „Ein Sonderausschuss (wie der vom 19.7. – Anm. d. Redaktion), der keinerlei Rechte hat, z.B. Personen zu laden und Dokumente einzufordern, die freiwillige niemals herausgerückt werden, wird uns der Aufklärung des Gesamtgeschehens nicht viel näher bringen. Wir brauchen einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss und vor allem brauchen wir außerparlamentarisch Aufklärung und außerparlamentarischen Aufklärungsdruck, erklärt Christiane Schneider von der Linksfraktion der Hamburger Bürgerschaft und Recht hat sie. So ein „PUA“ (parlamentarischer Untersuchungsausschuss) wäre dringend von Nöten, um Dinge vollends zu klären. Sonst versteckt man sich nur wieder hinter geheimen „Quelleninformationen“, die nie belegt werden – und schon deshalb reine Erfindung sein könnten, um das eigene Versäumen zu rechtfertigen und / oder zu vertuschen.

Die heutige Sondersitzung des Innenausschusses zu #G20 war ungewöhnlich. Die Regierungsfraktionen stimmten einen – von…

Posted by Christiane Schneider on Mittwoch, 19. Juli 2017

Rolle der V-Leute

Auffällig oft nämlich, wurden in der Sitzung am 19. Juli immer dann „Quelleninformationen“ genannt, wenn es um die wirklich wichtigen, heiklen Fragen ging. Wie zum Beispiel die Info, dass auf dem Dach am Schulterblatt 1 angeblich „Gehwegplatten“ zum Bewurf auf die Beamten bereit lägen. Frage: Woher kam diese Info? Waren neben herkömmlichen „Aufklärern“ (Tat-Beobachter aus Beweissicherungs- und Festnahme-Einheiten) auch V-Leute anderer Dienste beteiligt? In der Sitzung hieß es dazu nur: „Einer Quelleninformation zu Folge …“ und das kann nun wirklich alles sein – auch eine Erfindung. Solange keine gerichtlich belastbaren Beweise dafür gezeigt werden, WER WANN WAS kommuniziert hat und WER im Einzelnen hinter diesen Informationen steht, kann der Senat quasi alles behaupten, nur um seine eigene Haut zu retten, respektive das eigene Image reinzuwaschen. So wälzt man die Verantwortung auf Geheimdienste und sogenannte „Aufklärer“ ab und keiner kann je nachprüfen, ob es diese Quelleninfo tatsächlich so gab und/oder ob sie in der kommunizierten Form so auch korrekt war.

Schon deshalb wäre ein PUA meines Erachtens dringend erforderlich. Nur dann können die Verantwortlichen auch vorgeladen werden und unter Eid ihre Aussage wiederholen.

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Über den Autor: Der Hamburger Max Bryan ist Blogger & Bürgerreporter im Ressort Gesellschaft & Soziales bei der Huffington Post

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Erstveröffentlichung: HUFFPOST vom 28. Juli 2017. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors.

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  • 18. März: Friedensdemo gegen den G20 Gipfel in Hamburg
  • 5. Juli: Frau Merkel bekommt Besuch
  • 7. Juli: Big shots in Hamburg
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  • 10. Juli: Festival der Grundrechtsverletzungen
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  • 12. Juli: Fire and Riddles at Hamburg
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  • 16. Juli: Hamburger Polizei: Sind das unsere Helden?
  • 28. Juli: Antiimperialistischer Kampf gegen G-20
  • 30. Juli: G20-Krawalle: Umfassende Analyse wirft neue Fragen auf

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└ Schlagwörter: G-20, Max Bryan, Recht, Recht
 Comment 
Juli29
on 29. Juli 2017
Veröffentlicht in: Allgemein

F.-B. Habel

500 Abrafakten

Heute erscheint das 500. Mosaik mit den Abrafaxen

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F.-B. Habel

Einmalig in der deutschen Presselandschaft: Heute erscheint das 500. Mosaik mit den Abrafaxen, jedes Heft ist ein Unikat. 125.000 fortlaufend nummerierte Exemplare wurden gedruckt. Wer seine Nummer einschickt, hat die Chance auf einen Gewinn. Die drei Hauptpreisträger werden als Comic-Helden selbst Teil der Geschichte. Weitere Preise sind Originalzeichnungen, Bücherpakete und signierte Drucke eines Abrafaxe-Gemäldes im Lukas-Cranach-Stil.

Das neue Heft lohnt sich auch wegen des doppelseitigen Wimmelbilds vom Wittenberger Marktplatz, auf dem 500 Mosaik-Figuren der Jahre 1976 bis 2017 versammelt sind – mitten unter ihnen auch die Mutter (Zeichnerin Lona Rietschel, heute 83) und der Vater (Autor Lothar Dräger, gestorben 2016) der Abrafaxe. Und dann gibt es im 500. Heft noch eine großformatige Beilage mit »500 Abrafakten«, in der man fast alles über die Helden erfahren kann, z. B. warum die anfänglich mitgeführte Muskete zu einem Aufstand der Zeichner führte, welche Prominenten im Laufe der Zeit in den Heften karikiert wurden (etwa Sylvester Stallone, Karl Lagerfeld, Charlie Chaplin oder die Olsenbande), oder auch, wie die Herstellung der Hefte abläuft.

Mittendrin Mutter und Vater der Abrafaxe: Wittenberger Marktplatz mit 500 Mosaik-Figuren der Jahre 1976 bis 2017
Foto: MOSAIK/Steinchen für Steinchen Verlag

Mit fast 40.000 Abonnenten in 37 Ländern ist das aus der DDR stammende Mosaik das erfolgreichste, komplett in Deutschland hergestellte Comicmagazin. In 23 Sprachen wurden die Abrafaxe-Abenteuer bislang übersetzt. 25 Mitarbeiter arbeiten vier Wochen an einem Heft, vier Monate ist der Vorlauf, jetzt wird schon die Novemberausgabe gestaltet.

Die Colorierung erfolgt seit einigen Jahren am Computer, sonst wird alles mit Hand gezeichnet. Zum Erfolg tragen sicher auch die Zeichenbretter bei, die aus dem Verlag Junge Welt zum jetzigen Domizil der Abrafaxe in Berlin-Westend, dem Mosaik-Steinchen-für-Steinchen-Verlag, mitgenommen wurden, wo sie bis heute in Verwendung sind.

Der Autor 2014 in einer Comic-Ausstellung
Foto: Andrea Witte

Gegenwärtig halten sich die zeitreisenden Abrafaxe bei Martin Luther in Wittenberg auf. Familie Cranach spielt eine wichtige Rolle, und Hausherrin Barbara wurde – so herzlich, wie Autor Jens U. Schubert sie schildert – ein Liebling der Leser.

Durchaus beliebt sind die Wissensseiten in der Mitte der Hefte. Auf spielerische Art werden historische Zusammenhänge oder Arbeitstechniken vermittelt – im Zusammenhang mit der Cranach-Werkstatt kann man beispielsweise den Geheimnissen der Malerei näherkommen.

Schon länger findet sich in jedem Heft mehrfach das »magische Auge«, über das man mit der App »Mosaik magic« per Smartphone Informationen und kleine Filme über die Zeichner abrufen kann. Die Reisen der Abrafaxe gehen in die Vergangenheit, aber das Mosaik ist für die Zukunft gewappnet.

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Erstveröffentlichung Junge Welt vom 27. Juli 2017, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors.
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Siehe auch American Rebel vom 5. 12.2015: »Gnome altern nicht. Den Abrafaxen zum 40.«

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Juli28
on 28. Juli 2017
Veröffentlicht in: Allgemein

Revolutionärer Aufbau Waterkant

Antiimperialistischer Kampf gegen G-20

Erste Anmerkungen zu den Aktivitäten des Antiimperialistischen Bündnisses zu dem G20-Treffen in Hamburg
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Revolutionärer Aufbau
Waterkant

[Wir dokumentieren hier folgende Stellungnahme welche ursprünglich auf der Website demvolkedienen.org veröffentlicht wurde.]

Im Rahmen des Widerstands gegen das G20-Treffen in Hamburg formierte sich auch das Antiimperialistisch Bündnis aus verschiedenen Organisationen. Erklärtes Ziel des Bündnisses war es: „Inmitten der vielfältigen Formen des Widerstands werden wir kämpfen, um eine klare internationalistische und revolutionäre Botschaft an die in der ganzen Welt gegen den Imperialismus Kämpfenden zu senden: Wir stehen zusammen mit euch, euer Kampf ist unserer! Diese Botschaft senden wir u.a. an die armen Bauern in Brasilien, die ihre Leben geben, um eine große Revolution zu entfalten; wir senden diese Botschaft an alle, die in Kurdistan, Syrien und dem Irak gegen die imperialistische Aggression kämpfen.Wir senden diese Botschaft an die GenossInnen, die in den Volkskriegen in Peru, der Türkei, in Indien und auf den Philippinen ihr Leben geben, um die Revolution zu Ende zu führen.

Wir senden diese Botschaft an all diejenigen, die gegen den Genozid und die drakonische Repression des Erdoganregimes in der Türkei die Fahne des Widerstandes hochhalten; wir senden diese Botschaft an die, die in den Kerkern der Reaktion überall auf der Welt die Fahnen der Rebellion hochhalten; wir senden diese Botschaft an die KommunistInnen und RevolutionärInnen, die in den imperialistischen Ländern trotz aller ihrer Unterschiede gemeinsam kämpfen, um die imperialistische Bestie zu zerschlagen.“

Dazu führte das Bündnis einige Aktionen durch die – in einer Zeit in der andere Freunde vor allem damit beschäftigt waren die Camps, Demorouten und dergleichen zu klären – die Kampagne gegen den G20-Gipfel in die proletarischen Viertel von Hamburg zu den tiefsten und breitesten Massen getragen wurde; durch eine besondere Handhabung wurden Bedingungen dafür geschaffen, dass wir in der ganzen Woche immer kämpfen konnten wo, wie und wann wir es wollten, das heißt es uns somit möglich war kräftige Initiativen zu setzen und damit der Mobilisierung für eine kämpferische Haltung in den Protesten gegen die G20 zu dienen und diese zu entwickeln. Die Propaganda wurde unter anderem so gemacht, dass am helllichten Tag in den Arbeiterquartieren Parolen an die Wände geschrieben wurden, während gleichzeitig Flugblätter verteilt wurden. Bei den Massen gab es über diese Aktionen keine Beschwerde darüber, dass „Wände beschmiert“ wurden, ganz im Gegenteil, diese Aktionen fanden den vollen Zuspruch der Anwohner. Auf Initiative der Genossen wurde auch die erste Aktion der Kampagne der mexikanischen Genossin Meztli Sarabia Reyna aus Oaxaca gewidmet, die vor kurzem von den Söldnern des mexikanischen Staates ermordet worden war.

Die Bereitschaft sich mit allen Kräften zu vereinen, die gegen das Treffen der G20 kämpfen wollen, wie es in dem Aufruf des Antiimperialistischen Bündnisses hieß, wurde in die Praxis umgesetzt. So beteiligten sich Genossen an den unterschiedlichen Kämpfen und Demonstrationen im Verlauf der Woche, damit die Genossen sich die Stürme der Massenkämpfe um die Nase wehen lassen konnten und in der Lage zu sein selber ein Teil dieses gigantischen Sturms zu werden, was nun einmal nicht in einem ruhigen Hinterzimmer stattfinden kann. So beteiligte sich auch an der sogenannten „Welcome to Hell“-Demonstration ein Kontingent des Antiimperialistischen Bündnisses, obwohl der Widerstand der Massen hier teilweise von Kräften benutzt wurde, die noch nicht mit dem bürgerlichen Staat gebrochen haben und bereit waren sich mit ihm an einen Tisch zu setzen und zu verhandeln und Kräften, sowie auch von solchen Elementen, die mehrfach die Spiele der Verteidiger des völkermördersichen Israels, den sogenannten „Antideutschen“, mitgespielt haben um die Brücken zwischen den verschiedenen Ausrichtungen der revolutionären Bewegung in der BRD zu zerstören.

Internationales Zentrum B5

Hier muss auch die Frage gestellt werden, warum am Morgen des 8. Juli ausgerechnet das Internationale Zentrum B5 Zielscheibe eines brutalen Überfalls und einer Durchsuchung der Polizei wurde, obwohl es im Vergleich z.B. zur Roten Flora eher klein, unbekannt und von der bürgerlichen Presse im Zusammenhang mit den Protesten eher wenig beachtet war. An dieser Stelle wünschen wir den Genossinnen und Genossen des B5, dass sie die unverhoffte mediale Präsenz zu nutzen vermögen und auch darüber auf Basis der Solidarität gegen Repression und Gewalt des bürgerlichen Staates, neue Leute für ihre wertvolle kulturelle, internationalistische und antiimperialistische Arbeit gewinnen können. Sich mit Vielen zusammenschließen um auch in dieser Frage einen hinternhältigen Angriff des Feindes in seine krachende Niederlage zu verwandeln!

Auf der Großdemonstration am Samstag wurde zusammen mit dem Hamburger Bündnis gegen imperialistische Aggression ein Antiimperialistischer Block organisiert, der mit einem kämpferischen Frontblock, in dem die rote Fahne mit Hammer und Sichel in großer Zahl wehte auftrat. Er umfasste Genossen aus verschiedensten Ländern Europas. Den Ausdruck des Blocks nahm auch die bürgerliche Presse auf, so wie der stellvertretende Chefredakteur des Hamburger Abendblatts es ausdrückte: „So viele Hammer-und-Sichel-Fahnen hatte man seit dem Mauerfall nicht mehr gesehen.“ (siehe Hamburger Abendblatt, „Die Schwarzen und die Linken“ vom 10. Juli 2017). Aus den Massen des Antiimperialistischen Blocks heraus agierten auch Propagandatrupps, die Flugblätter verteilten, Aufkleber verklebten und die Wände mit Parolen des Blocks versahen. In diesem Block stellten sich Genossen aus diversen und ganz unterschiedlichen Organisationen Seite an Seite und wehrten sich gegen den massiven und vorbereiteten Angriff der Polizei. Diesen Kampfgeist hat der Polizei genug imponiert, dass sie dafür eine eigene Pressemitteilung verfasste: „Es wurden bei Teilnehmern vereinzelte Vermummungen festgestellt. Aus dieser Gruppe heraus wurden weitere Straftaten begangen, so dass im Bereich Herrengraben Polizeieinsatzkräfte gegen 15:15 Uhr eine etwa 120 Personen umfassende Gruppe aus dem Demonstrationszug separieren wollte. Die Beamten wurden dabei massiv getreten und mit Fahnenstangen geschlagen. Die vermummten Teilnehmer des Aufzuges konnten in alle Richtungen unerkannt flüchten.“ (Pressemitteilung der Polizei, „Versammlungen am 08.07.2017 in Hamburg – Ergänzung Stand 16:40 Uhr“) Auch die bürgerlichen Zeitungen berichten wiederholt von massiven Angriffen auf die Polizei mit (Fahnen-)Stangen. Bei dem schäbigen Angriff der Reaktion wurden zwei Genossen so schwer verletzt, dass diese unmittelbar ins Krankenhaus gebracht werden mussten. Aber uns wurde auch berichtet, dass die Bullen ihren Hinterhalt nicht durchführen konnten ohne einen eigenen gewissen Blutzoll zu zahlen. Nach dem Angriff erhoben Genossen des Antiimperialistischen Blocks die zuvor nicht in den ersten Reihen gestanden hatten, mit revolutionärem Geist in einer großen Zahl erneut die rote Fahne mit Hammer und Sichel und reorganisierten den Frontblock, um die Demonstration kämpferisch zu beenden. Wir hoffen, dass die Genossen aus anderen Ländern die hier nicht die Gelegenheit genutzt haben mit den Genossen des Blocks Seite an Seite zu kämpfen eine gute Erinnerung an diesen Tag mit nach hause nehmen konnten. Wir bedanken uns auch für die Solidarität, die unterschiedliche Genossen uns nach dem Angriff der Polizei entgegen gebracht haben, möchten aber klar stellen, dass wir keine wehrlosen Opfer waren, sondern dass alle Genossen mit einem klaren Bewusstsein in diesem Kampf standen.

Nach der Demonstration am Samstag wurde klar, dass es im Grunde eine Aufteilung auf zwei Demonstrationen gab. So sollte es mit der „Welcome to Hell“-Demonstration eine kämpfende Demonstration geben zu der alle kommen sollten die bereit waren gegen die Polizei zu kämpfen, aber dieser Kampf sollte isoliert von den Massen stattfinden. Die Demonstration am Samstag hingegen sollte den „friedlichen Gegenpol“ bilden. Das macht deutlich dass die Kontrolle des Revisionismus über den Protest im Vorfeld unterschätzt wurde, vor allem die Kontrolle der sogenannten Linkspartei, die auch den Angriff auf den Antiimperialistischen Block auf der Großdemo eingefordert hat, da dieser den Plan des Revisionismus durchkreuzt hat. Das zeigt, dass die Linkspartei keine „Freunde auf falschem Weg“, sondern eng und unwiderruflich mit dem imperialistischen Staatsapparat verschmolzen sind, auch was die Repression in Deutschland anbelangt und nicht nur in Bezug auf die außenpolitischen Agenden der Bourgeoisie. Dies bringt uns zu der Bedeutung der Lehre Lenins, dass die Revolutionäre geschult werden müssen in revolutionärer Gewalt und dem schonungslosen Kampf gegen den Revisionismus. Für die Genossen war jeder Schlag den sie abbekommen haben eine Erinnerung daran was der Revisionismus bedeutet und was seine Rolle ist.

Abschließend möchten wir klar stellen, nun da all die Opportunisten und Revisionisten im Sturm der bürgerlichen Empörung einknicken und sich distanzieren: Ein „deutscher Linker“, der verurteilt, wenn Genossen aus Griechenland und Spanien und anderen Ländern der EU, die unter der Fuchtel des deutschen Imperialismus stehen, ihren gerechtfertigten Klassenhass hier auf den Straßen entladen, ist und bleibt ein Sozialpatriot und entsprechend ein Todfeind der Arbeiterklasse. Nicht umsonst hob Lenin in seinen eindringlichen Warnungen vor solchen Tendenzen und in seinem Kampf gegen den Chauvinismus im Allgemeinen, den „deutschen Chauvinismus“ als herrausragend übles Exemplar dieser Gattung besonders hervor.

Wir salutieren den jungen Revolutionären, Töchtern und Söhnen der Klasse, die ohne Angst, ohne Zweifel, ohne Rücksicht auf ihr eigenes Wohlbefinden, die gepanzerten Sturmtruppen des mörderischen BRD Imperialismus die Stirn geboten haben. Einige Genossen haben die Auseinandersetzung nur durch Zufall überlebt, aber die Genossen haben sich nicht beschwert, sie waren froh, sie waren alle glücklich, bewusst, dass sie auf der richtigen Seite gestanden haben, auf der Seite der Unterdrückten und Ausgebeuteten, auf der Seite unserer Klasse auf der Welt, auf der Seite der Zukunft der Menschheit.

Es gibt viel mehr zu analysieren und wir brauchen auch ein bisschen Zeit. Geduld Genossen, wir melden uns nochmal. Aber, etwas haben wir gespürt, als wir zusammen standen, als unser Blut und das des Feindes geflossen sind: wir haben eine Geburt gespürt – so wie eine Geburt normalerweise ist, blutig – eine Geburt von etwas Neuem. Etwas von dem viele glaubten, dass es das nie wieder geben würde in diesem maroden Staat: Kämpfende Kommunisten, Soldaten der Klasse, die bereit sind den Preis zu bezahlen. Am Ende, egal was mit uns passiert, ist damit ein wichtiger Sieg und Fortschritt erreicht.
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Übersetzungen

Englisch – Französisch  –  Portugisiesch  –  Spanisch

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Kommentare

Autor Fiete Jensen

Fiete Jensen

Werte Genossen/-innen, ich habe den Bericht und die Einschätzung mit Interesse gelesen und freue mich als Altgenosse über Euer Engagement. Für die meisten Beteiligten und erst recht für Außenstehende ist es sehr schwer einzuschätzen wer denn in Hamburg alles gewerkelt hat und welche Absichten dahinter steckten. Deswegen ist es immer gut Einschätzungen wie Eure zu veröffentlichen. Ich habe deswegen die Redaktion American Rebel auf die Stellungnahme des Antiimperialistischen Blocks aufmerksam gemacht und sie gebeten sie, zur noch besseren Einschätzung der Ereignisse, zu den vielen schon erschienenen Berichten (siehe unten) zu veröffentlichen.
Es ist schön einmal wieder viele rote Fahnen mit Hammer und Sichel zu sehen und die Parole: „Nur der Griff der Massen zum Gewehr schafft den Sozialismus her!“ zu hören. Das bedeutet aber nicht das ich Euer Auftreten in Hamburg und Euer Umgang mit dem Erbe der Thälmanschen KPD für richtig halte. Im Gegenteil ich habe viel und umfangreiche Kritik und möchte sie Euch auf diesem öffentlichen Wege übermitteln, damit auch andere Kämpfer darüber nachdenken können.
Zuerst einmal ein Kurze Info darüber wer Euch kritisiert. Ich bin Fiete, bin Tischler, komme auch von der Waterkant bin 63 Jahre alt und seit meinem 17. Lebensjahr revolutionärer Kommunist. KPD-Mitglied bis weit nach der versuchten Zerschlagung durch die Trotzkisten im Jahre 1986.

Liebe Genossen,
wir Kommunisten kämpfen auf der Grundlage unserer wissenschaftlichen Weltanschauung dem Marxismus-Leninismus. Das deutsche Proletariat hat vielfältige Kampferfahrungen und und eine Vielzahl von Möglichkeiten und Wege entwickelt auf das Gedankengut der arbeitenden Klasse Einfluss zu nehmen und sie zum aktiven gemeinsamen Kampf gegen die imperialistische Herrschaft zusammen zu schließen.
Wenn man sich Euer Auftreten anschaut könnte man denken das ihr davon bisher noch nichts gehört habt. Das glaube ich allerdings nicht und so sehe ich Euer Auftreten als Linie die ihr Euch gemeinsam entwickelt hat. Diese Linie ist falsch und schadet der antiimperialistischen Bewegung enorm.
Ihr habt Euch einem Block, dem „Antiimperialistischen Bündnis“, angeschlossen und darin abermals einen Block von schwarzgekleideten Fahnenträgern gebildet. Blockbildung heißt immer Spaltung und Endsolidarisierung. Hinzu ist es eine Beleidigung gegenüber den anderen Protestierenden. Meint ihr das auch nur einer der demonstrierenden Kollegen und Kolleginnen keine antiimperialisten Gründe hatten zu kommen? Meint ihr das ihr bessere Antiimperialisten seit als die restlichen achtzigtausend Demonstanten? Vielleicht habt ihr mehr Hintergrundwissen als viele Demoteilnehmer, dass ist aber kein Grund sich räumlich, optisch und vom Verhalten her von diesen abzugrenzen!
Durch Eure politische Uniformierung grenzt ihr Euch nicht nur von den anderen Demonstranten ab, sondern auch vom restlichen Volk. Diejenigen die wir für unseren Kampf gewinnen wollen und müssen, die Werktätigen und ihre verbündeten Schichten wohnen auch in Hamburg. Was sahen sie als sie aus ihren Fenstern sahen? Schwarze, halbvermummte, bedrohlich anmutende Gestalten mit roten Fahnen mit Hammer und Gewehr drauf. Die Fahne der kämpfenden, kommunistischen Arbeiterklasse und ihrer Partei. Durch die vielen Fehler und Verbrechen der Revisionisten und Reformisten hat diese, für uns stolze Fahne, kein gutes Ansehen bei den Massen. Nun glauben auch noch viele Hamburger das Kommunisten Leute sind die sich vermummen und bedrohlich und grölend durch die Straßen marschieren. Für die Herrschenden und ihre Schreiberlinge der bürgerlichen Blättern ist es nun ein leichtes euch und unsere Weltanschauung zu diffamieren und isolieren.
Und was singt und ruft ihr da? Unsere stolze Internationale grölt ihr wie ein Sauflied an die Häuserfronten (höre: Video auf der Seite der französischen Übersetzung eurer Stellungnahme). Das ist keine proletarische Kultur! Ich habe mich bemüht, die Parolen die ihr gerufen habt zu verstehen. Dabei war keine die die Bevölkerung aufruft und ermuntert herunter zu kommen um gemeinsam gegen die imperialistischen Gäste zu protestieren. Schließt Euch an, wartet nicht länger, wir sind eine Klasse, nur ein vereintes Volk wird den Sieg erringen… NEIN, stattdessen: „Nur der Griff der Massen zum Gewehr schafft den Sozialismus her“ Eine Parole die man nur versteht, wenn man die Hintergründe und die Tragweite versteht. So an den Kopf geklatscht, kann sie nur Kopfschütteln bei den Zuhörer/innen erzeugen. Gewehre sind zum töten da und Sozialismus bedeutet für viele Angst. Hier kann man doch viel geschickter vorgehen als mit der Holzhammermethode. Dann lese ich auf eurem Transparent „Es lebe der proletarische Internationalismus„, doch euer Verhalten zeigt doch das ihr gar kein Kontakt zum Proletariat habt, außer zu Euch selber. Stellt Euch mal vor ihr während nicht uniformiert, sondern in normalen Klamotten gekommen. Dann hätte jeder von euch die Möglichkeit gehabt zwei Kollegen, Nachbarn oder Verwandte mit zu bringen. Vielleicht noch unsichere Kollegen die durch die gemeinsame Aktion Mut zum gemeinsame Kämpfen bekommen hätten und denen, angesichts des Verhaltens der Bullen ein weiteres Licht aufgegangen wäre. Diese Chance habt ihr verspielt. Stattdessen habt ihr zur Zersplitterung der Proteste beigetragen, der Presse Gelegenheit zum Hetzen und Spalten gegeben und das Ansehen der Kommunisten in den Dreck gezogen.
Diese und andere Ereignisse in Hamburg zeigen uns wieder einmal auf tragische Weise, wie sehr es uns an einer starken, im Volk verankerten Partei fehlt, die in der Lage wäre, die berechtigten Proteste in disziplinierte Bahnen zu lenken und zu einer machtvollen Bewegung auszubauen!
Anmerken möchte ich noch das ich hoffe, dass ihr Euch von den Lumpenproleten, die auf dem oben angesprochenen Video zu sehen sind distanziert. Es sind diejenigen die Blaubasalt-Steine von der Straße aufnehmen und damit Schaufensterscheiben einwerfen. Und diejenigen die PKWs von Kollegen und Kolleginnen anzünden. Diese Verbrecher handeln völlig unpolitisch und jeder von uns sollte sie darin hindern ihre Verbrechen zu begehen.

Rot Front Fiete

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Klaus Meier

Revolution ist gut, den sie ändert. Änderungen sind gut, denn sie bedeuten Entwicklung. Entwicklung ist gut, solange sie den Menschen dient. Entwicklungen die mit Gewalt einhergehen können nie gut sein, denn sie schaden Menschen.

„Kommunismus ist ein wild um sich beißender Hund den man wegsperren muss“ Genau das Bild was das Establishment verbreiten will, wird in dem Text bestätigt. Der Kommunist wird in dem Text auf einen Kämpfer reduziert, der nur Gewalt als politisches Mittel kennt. Wie Fiete Jensen aber schon schrieb ist Kommunismus eine auf Grundlage von wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende politische Weltanschauung.

Auf den Straßen von Hamburg wurden keine Paläste angegriffen, sondern unsere Hütten. Auf Hamburgs Straßen wurde nicht der Antiimperialismus verteidigt, sondern durch Gewalt relativiert. Wer sich mit sinnloser Gewalt gemein macht bestätigt das Establishment und unterstützt die Bourgeoisie. Mit so einer Sicht auf die Ereignisse bestätigt man alle Repressalien gegen den Kommunismus und Grenzt sich von denen ab die man eigentlich erreichen will.

Zitat von mir „Wenn aus Verteidigung Angriff wird, werden Opfer zu Tätern.“

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└ Schlagwörter: G-20
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Juli27
on 27. Juli 2017
Veröffentlicht in: Allgemein

Harry Popow

Im Unruhestand

Buchtipp: Erhard Crome: Ausgedient. Die Bundeswehr, die Meinungsfreiheit und die “Causa Rose”
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Harry Popow

„Ein Oberstleutnant der Bundeswehr hat den Mut gehabt, seine berufliche Karriere aufs Spiel zu setzen, um die Öffentlichkeit auf die von deutschen Politikern und Generälen verübten Völkerrechtsverbrechen aufmerksam zu machen.“ Dieser erste Satz aus dem Klappentext aus dem Buch „AUSGEDIENT“, herausgegeben von Erhard Crome erinnert zunächst an Don Quijote Anfang der 17. Jahrhunderts, der im angeblichen Kampf gegen den gnädigen Herren und die gnadenlosen Maschinen in Gestalt der Windmühlen anging. Oder an Thomas Mann, der in seiner Erzählung Herr und Hund (1918) folgendes schrieb: „Es kann aber auch sein, daß das Ganze, nach allen Veranstaltungen und Umständlichkeiten, ausgeht wie das Hornberger Schießen und still im Sande verläuft.“ Aber der Offizier der Bundeswehr war und ist ein wissender und kluger Mann, einer, der mit jungen Jahren schon publizistisch und mit Vorträgen politisch ins Geschehen eingriff.

Jürgen Rose – beim Vortrag „Die Medienkrieger – eine Innensicht“ im Rahmen der Veranstaltung „35 Jahre Bundesverband Arbeiterfotografie – Wacht auf, Verdammte dieser Erde“, 2013
So liest man im Internet Folgendes über seinen Werdegang: Jürgen Rose wurde 1958 als Sohn des ehemaligen Jagdfliegers Unteroffizier Hans-Joachim Rose in Worms geboren. (…) Er verpflichtete sich 1977 als Zeitsoldat und Offizieranwärter bei der Luftwaffe der Bundeswehr. Nach seiner militärischen Ausbildung (…) absolvierte er ab 1983 ein Studium der Pädagogik an der Universität der Bundeswehr München, das er als Diplom-Pädagoge abschloss. Rose war von 1988 bis 1991 Mitarbeiter an der Akademie der Bundeswehr für Information und Kommunikation in Waldbröl im Forschungsbereich Sicherheits- und Verteidigungspolitik. (…) Von 1991 bis 1995 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Internationale Politik, Sicherheitspolitik, Wehrrecht und Völkerrecht an der Universität der Bundeswehr München.

Während dieser Zeit veröffentlichte er Beiträge u.a. über das Ende des Kalten Krieges und Nuklearstrategien in militärischen und sicherheitspolitischen Fachzeitschriften. (…) Danach war er von 1995 bis 1998 wissenschaftlicher Mitarbeiter am deutsch-amerikanischen Studienzentrum George C. Marshall European Center for Security Studies in Garmisch-Partenkirchen und External Fellow am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH).

Ab 1997 setzte sich Rose dienstlich und öffentlich immer kritischer mit der Bundeswehr und der Außen- und Sicherheitspolitik der Bundesrepublik Deutschland auseinander, was zu Disziplinarverfahren, Versetzungen und Klagen beim Bundesverfassungsgericht und dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte führte. Der langjährige Berufssoldat Jürgen Rose trat im Januar 2010 als Oberstleutnant in den Ruhestand.

Roses Attacken

Bereits im Vorwort von Dr. Heinrich Hannover liest sich der für die Obrigkeit so beruhigende und aufschlussreiche Satz: „Solange es in der Bundeswehr nur zwei Offiziere gibt, die rechtswidrigen Militäreinsätzen widersprechen, brauchen die Herrschenden nicht(s) zu befürchten…“ Er fügt hinzu, nur wer provoziert hat eine Chance. Jürgen Rose hat provoziert. Ermuntert durch das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts Leipzig vom 21. Juni 2005 zum Fall Florian Pfaff, der als Offizier der Bundeswehr die Ausführung von Befehlen verweigerte, die der logistischen Unterstützung des Irak-Kriegs der USA von 2003 dienten – hat Jürgen Rose in „freitag“ und „Ossietzky“ konsequent und mit scharfen Worten die Bundeswehrführung ins Visier genommen. Er warf ihr vor, einer illegalen Militärinvasion durch die USA Beihilfe geleistet zu haben und bezeichnete den Irak-Krieg als völkerrechtswidrigen Angriffskrieg und die deutsche Unterstützung als ein Kriegsverbrechen.

Zu seinem Motiv gibt es auf Seite 600 folgende Aussage: „Der Grund weswegen ich Soldat geworden bin, nämlich auf Grundlage von Recht und Gesetz meinen Verteidigungsauftrag zu erfüllen, ist durch die Beteiligung an einem Angriffskrieg negiert worden.“ Das sei mit seinem Berufsverständnis nicht vereinbar. „Meine sachlichen Versuche der Auseinandersetzung mit diesem Thema wurden brüsk zurückgewiesen. Dann habe ich meine Intensität Schritt für Schritt erhöht, um endlich eine Wirkung zu erzielen.“

Oberstleutnant Jürgen Rose – beim Vortrag „Die Medienkrieger – eine Innensicht“ im Rahmen der Veranstaltung „35 Jahre Bundesverband Arbeiterfotografie – Wacht auf, Verdammte dieser Erde“, 2013

Zweifellos: Rose ist ein UNANGEPASSTER. Dem durch sein Studium und durch persönliche Erfahrungen allerdings nicht entgangen sein dürfte, dass die Bundeswehr des nach 1945 aufkommenden Kalten Krieges, forciert durch die amerikanische Besatzungsmacht im Westen Deutschlands, sowie durch die Remilitarisierung Westdeutschlands ein Kind des Kalten Krieges in den Händen des deutschen Kapitalismus und der Sicherung der Herrschaft dienenden Justiz war und ist. Der Mitautor Günther Anders erinnert auf Seite 607 daran, dass alte Hitlergenerale wegen völkerrechtswidriger Verbrechen zwar abgeurteilt, „dann aber im Laufe der fünfziger Jahre, als man wieder deutsche Soldaten als Bollwerk und Speerspitze gegen den Weltkommunismus zu brauchen glaubte, vorzeitig entlassen und in alte Ehren, Gehälter und Pensionen eingesetzt“ wurden.

Der einstige Oberstleutnant Rose verweist auf Seite 622 auf den 2+4-Vertrag, vom deutschen Boden dürfe nur Frieden ausgehen. Er erinnert an den Luftkrieg gegen Jugoslawien (man sprach von der Propagandalüge einer so genannten „humanitären Katastrophe“ im Kosovo), auf die Invasion Afghanistans ohne Autorisierung durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen und nicht zuletzt auf das völkerrechtliche Verbrechen der USA und ihrer Alliierten gegen den Irak und seine Menschen. Und auf der nächsten Seite schlussfolgert er: „Der Angriffskrieg ist der Bundeswehr demnach qua Grundgesetz kategorisch untersagt.“

Mit dem Grundgesetz und anderen Bestimmungen und Paragraphen zur freien Meinungsäußerung im Marschgepäck, begibt sich der Autor also auf eine Irrfahrt zugunsten des Friedens, gegen Angriffskriege und Auslandseinsätze der Bundeswehr. Er kämpft mit einem zweischneidigen Schwert. Zum Nachteil für den Oberstleutnant, den Aufmüpfigen, mit dem Abschied aus der Bundeswehr, und zum Vorteil für den Leser mit einem Gewinn an Erkenntnissen, wie Friedenswille und grundsätzliche Kritiken an der Macht der Politik und des Militärs zweifelsfrei oft genug abgewimmelt wird. Ein heißes Eisen – dieses Buch.

Bewunderung also für den einstigen Oberstleutnant der Bundeswehr, der im besagten Buch mit seinen 646 Seiten in zwei Bänden seine Odyssee mit den Herrschenden in der BRD dokumentiert. Neben persönlich gefassten Textbeiträgen – so u.a. in der Einleitung, in einem Artikel für die Zeitschrift Ossietzky und im Anhang -, findet der wohlgesinnte Leser eine schier lange Kette von Dokumenten, Mitteilungen an die Vorgesetzten sowie an die jeweiligen Justizorgane, Beschwerden und Reaktionen durch die Betroffenen. Das ist zugegebenermaßen nicht leicht lesbar, vor allem der jeweils ins Spiel gebrachte Gesetzes- und Paragraphendschungel, allerdings für die Entlarvung der Dienstbarkeit der Justizorgane im Interesse der Machterhaltung unabdingbar. Nicht ohne Grund beschränkt der Autor Jürgen Rose den Zweck des Buches lediglich auf den Wert einer gründlichen Dokumentation als auch auf die Möglichkeit, weiter am Thema zu forschen.

Mundtot machen als eine Methode

Interessant sind vor allem die „Entgegnungen und Ausweichmanöver“ der bürgerlichen Justizorgane. Sie beziehen sich vor allem darauf, dass Kritik, wie sie der Oberstleutnant an der verbrecherischen Beihilfe zum Krieg gegen Jugoslawien vorbringt, als „Funktionsstörung“ für die Bundeswehr zu gelten hat. Die prompte Gegenfrage des Beschwerdeführers: Um welche Funktionsstörung handele es sich und für wen? Darauf gibt es – außer in den Kommentaren des Autors und des Herausgebers – keinerlei schlüssige Antworten. Schweigen auch bei andern inhaltlichen Fragen. Ursachenvertuschung, wie gehabt.

Dazu ein Beispiel, eines von vielen: Ein Vorwurf des Jürgen Rose lautet: Mitschuld am Irak-Krieg trügen auch die Friedensverräter im Generalsrock, die sich, Kadavergehorsam leistend und ihren Diensteid brechend, nicht geweigert haben, den ihnen erteilten völkerrechts- und verfassungswidrigen Auftrag zu erfüllen. Die Antwort der Justiz: Verstoß gegen SG §§ 7 (Pflicht zum treuen Dienen), §§ 12 (Pflicht zur Kameradschaft), §§ 10 Abs. 6 (Pflicht zur Zurückhaltung), §§ 17 Abs. 2 (Verhalten außer Dienst)

Der Oberstleutnant bleibt am Ball. Er veröffentlicht Artikel, hält Vorträge, regt Veranstaltungen an. Doch Artikel, so u.a. in der Zeitschrift OSSIETZKYS vom 26.06.2006 lässt die Vorgesetzten und die Justizorgane aufhorchen. Unter der Überschrift „Geist und Ungeist der Generalität“ erscheint am 27. Mai 2006 ein Beitrag mit folgenden Kernsätzen: „Daß die Generalität aufgrund intellektueller Insuffiziens nicht hatte erkennen können, was da vor sich ging, wird man mit Fug und Recht ausschließen dürfen. (…) Da Dummheit ergo auszuschließen ist, bleibt nur noch die zweite Alternative zur Erklärung – und die lautet: Opportunismus, Feigheit, Skrupellosigkeit. (…) Hätte die deutsche Generalität auch nur einen Funken Ehrgefühl sowie Rechts- und Moralbewusstsein im Leibe, so hätte der Generalinspekteur im Verein mit seinen Teilstreitkraftinspekteuren sich geweigert, den völkerrechts- und verfassungswidrigen Ordres der rot-grünen Bundesregierung Folge zu leisten.“ (S. 18)

Nicht unerwartet die Gegenwehr der Herrschenden: Disziplinarverfahren durch mehrere Instanzen, Disziplinarbuße in Höhe von 750 Euro, Beschwerde des Autors beim Bundesverfassungsgericht. Die unglaubliche Erkenntnis: Der Verfassungsbeschwerde komme keine „grundsätzliche verfassungsrechtliche Bedeutung“ zu. Der Autor dazu: „Das Völkerrechtsverbrechen gegen den Irak und die hierfür erbrachten Unterstützungsleistungen durch die Bundesrepublik Deutschland waren den Verfassungsrichtern nicht eine Silbe wert.“ (S. 19) Was hier nur andeutungsweise zu erkennen ist: Die Politik und die Justiz mogeln sich um ein klares Bekenntnis zu den zu Recht kritisiertem Schweigen zum Irak-Krieg herum. Sie verschweigen den Grund, sie erörtern nicht den Grund der Beschwerde, sie lassen das vom Autor geforderte WOFÜR der so genannten Funktionsfähigkeit der Bundeswehr einfach unbeantwortet, sie deuten den Begriff „Angriffskrieg“ fälschlicherweise in „Operation“ um, sie legen der so genannten freien Meinungsäußerung formale Fesseln an, sie entstellen Sachverhalte, sie sehen als oberstes Prinzip lediglich die ehernen und missbräuchlich nutzbaren Begriffe wie Gehorsam, Disziplin, Kameradschaft – ohne die Frage nach dem inhaltlichen Sinn und dem Wofür zu stellen. Gravierend und typisch für den Umgang mit den Soldaten (und den Medien): Der Soldat solle seine Meinung, auch die kritische, äußern dürfen, aber eine inhaltliche politische Richtung solle tunlichst vermieden werden, denn das schade der besagten Funktionsfähigkeit der Streitkräfte. Klar zu deuten: Es handelt sich um eine gewollte Entpolitisierung, innerhalb und außerhalb der Bundeswehr.

Jürgen Rose kommentiert auf Seite 22: „Um pazifistische Bestrebungen zu verhindern und dem Militärstaat zu nützen, hat die deutsche Justiz im 20. Jahrhundert immer wieder das Recht im Dienste machtpolitischer Interessen instrumentalisiert und ist als politische Justiz (…) tätig geworden.“ Dabei bediene man sich folgender strafrechtlicher Vorwürfe: Angeblicher Landesverrat, Wehrkraftzersetzung, Nötigung, Abschreckung der Kritiker der Wiederaufrüstung. Auf seine eigene kritische Haltung bezogen: Die Bundeswehr werfe ihm vor, gegen die vom Soldatengesetz auferlegte „Zurückhaltungspflicht“ verstoßen und so das „Ansehen der Bundeswehr“ geschädigt zu haben. Er habe sich – das sollte man sich auf der Zunge zergehen lassen – unzulässig politisch betätigt und seine „Pflicht zum treuen Dienen“ verletzt. Eine gute Möglichkeit, so Jürgen Rose, kritische Soldaten mundtot zu machen. (S. 587)

Kriegsprofiteure statt „Konstruktionsmängel“

Daraus lassen sich – was hinsichtlich der neuerlichen Bestimmungen über die Militärdoktrin von der reinen Verteidigungsarmee hin zur Interventionsarmee besonders schwerwiegend ist – Schlüsse für die weitere Außen- und Sicherheitspolitik ziehen hinsichtlich der Methoden zur Abwehr funktionsstörender kritischer Meinungen und zur Verschleierung der aggressiven Absichten der herrschenden Klasse. So lesen wir….

Der Oberstleutnant im „Unruhestand“ – auch nach seinem „Ausgedient“, hat allen Grund, dem Thema Krieg und Frieden auf der Spur zu bleiben. Es ist wie eine bittere Erkenntnis, wenn er auf Seite 30 fragt, wie es um den Weltfrieden bestellt sein mag, wenn man den inkriminierten Tatbestand des Angriffskrieges „willkürlich in die Sphäre der Bedeutungslosigkeit“ verbannt. Unübersehbar klaffe heutzutage eine Lücke groß wie ein Scheunentor „in jenem Normalbollwerk, das die verfassungsgebende Versammlung einst gegen das Wiedererstehen des verbrecherischen Militarismus früherer Zeiten errichtet hatte“. (S. 628) Er tippt auf Konstruktionsmängel bei der verfassungs- und strafrechtlichen Normierung des Angriffskriegsverbotes, von Defiziten, dem beizukommen dringend notwendig ist.

Der Herausgeber Erhard Crome bringt das nach wie vor aggressive Streben der deutschen Politik und ihrer willfährigen Bundeswehr sowie der Justiz auf den Punkt, wenn er auf Seite 637 in seinen Nachbemerkungen – Bezug nehmend auf das „Weißbuch“ 2016 – auf einen neuen deutschen „Führungsanspruch“ verweist. „Die Bundeswehr soll ein wirksames Instrument einer neuen deutschen Weltpolitik und Weltgeltung werden.“ Auf Seite 640 klingt es wie ein Weckruf: „Es gibt die Tendenz, den Einsatz in völkerrechtswidrige Kriege zu befehlen und anschließend die Spuren auch juristisch verwischen zu wollen.“

Solotänzer ohne Chancen

Das inhaltsreiche und schwerlastige Sachbuch erfüllt dann seinen Sinn, wenn sehr aufmerksame und politisch interessierte Leser die kritischen Passagen weiterführen zu den Verursachern von Aggressionskriegen, von nach Profit strebenden weltweiten Machtansprüchen. Nicht die Windmühlen gilt es zu bekämpfen, sondern den Eigentümern von Produktionsmitteln massenhaft Paroli zu bieten. Dr. Heinrich Hannover hatte deshalb hart und unverblümt bereits im Vorwort ausgedrückt: Die Herrschenden hätten, „wenn sie Roses Argumentation gefolgt wären, aussprechen müssen, dass bestimmte namentlich benannte Exponenten der herrschenden Klasse auf die Anklagebank gehören“. Aber sie weichen aus, sie schützen sich. Mit Bittstellern und schriftliche Appelle verfassenden Widerständlern, mögen sie noch so die rüden Herrschaften provozieren, hat der Imperialismus immer noch ein leichtes Spiel, trotz der bei mächtigen Protesten wie in Hamburg und die noch oder wieder im Unruhestand befindlichen und ehrlich empörten Mitbürger. Hohe Achtung vor politischen Solotänzern, aber sie haben ohne Rückendeckung im „gemeinen Volk“ keine Chance. Ein Dacapo solcher Rosen-Attacken – diesmal von vielen mitgetragen – wäre bitter notwendig. Die Beherrscher der Windmühlen, um bei diesem Bild für ungläubige Mitmenschen zu bleiben, nennen sich schlichtweg Privateigentümer. Um die geht es, will man Angriffskriegen um des Profits willen weltweit den Garaus machen. Danke also, Herr Jürgen Rose und Herr Cromberg als Herausgeber, dass Sie dem aufgeschlossenen Leser einen sehr scharfen Blick auf die Hintergründe der kapitalistischen Machterhaltung – gleichsam wie durch ein Schlüsselloch – gewährt haben. Dies nicht im politischen Kontext zu sehen ist ohne Zweifel bar jeder Vernunft.

Ausgedient. Die Bundeswehr, die Meinungsfreiheit und die “Causa Rose”, Erhard Crome (Hrsg.), Schkeuditzer Buchverlag, 2016, ISBN 978-3-943931-00-6, In zwei Bänden, insgesamt 646 Seiten, 30 Euro
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(Erstveröffentlichung des Buchtipps in der Neuen Rheinischen Zeitung)
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Frühere Artikel von Harry Popow erschienen am: 27.06., 08.06., 29.03., 01.03., 30.12., 12.12.16, 24.10.16, 01.10.16, 02.07.16, 22.06.16, 07.06.16, 19.04.16, 06.11.15

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└ Schlagwörter: Allgemein
 Comment 
Juli26
on 26. Juli 2017
Veröffentlicht in: Allgemein

Jürgen Eger

20 Tausend Ehemalige wollten zurück

LANGE VERGESSEN (gemacht) und in keiner DDR-History-Soap erlaubt
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Jürgen Eger

Am 6. März 1985, also im Folgejahr des großen Ausreiseschubs von 1984 veröffentlichte NEUES DEUTSCHLAND (ND) eine kurz kommentierte, doppelseitige Namensliste mit Kurzbegründung 20.000 Ausgereiste DDR-Bürger wollten wieder zurück in die DDR, schrieb ND. Das war damals ein kurzer, aber erheblicher Aufreger. Der Westen machte Gegenpropaganda: Das stimme nicht. Es gab allerdings keinerlei Beleg dafür, dass ND fingiert hat.

Logo der Band City

Ein bisschen zusätzliche Aufregung gab es in der Berliner Künstlerszene. Mitten in der Liste der Namen las man Bernd Scheubert, mit der Berufsbezeichnung Grafiker. Wir kannten ihn als „Scheubi“ und er war, soweit ich recht weiß, der Erfinder des auch heute noch genutzten und bekannten Logos der Band CITY.

Die Veröffentlichung hatte wohl nicht den Sinn, den Ansinnen stattzugeben, sondern den noch in der DDR Verbliebenen zu sagen, sie sollten lieber nicht gehen.

Hat nicht allzu viel gebracht…
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Zum Vergrößern bitte aufs Bild klicken

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Anhang: Am gleichen Tag erschien, ebenfalls in Neues Deutschland ein Artikel, der wie folgt lautete::

„Mehr als 13000 Bundesbürger seit 1975 in DDR übergesiedelt
Bonn (ADN). Laut dem Statistischen Bericht der BRD übersiedelten seit 1975 mehr als 13 000 Bundesbürger in die DDR, um die Staatsbürgerschaft der DDR zu erwerben. Allein im Jahre 1984 seien es 1100 gewesen. (…)“

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Über den Autor:
 
wurde 1954 in Berlin, Hauptstadt der DDR, geboren. Von der Einschulung bis zum Abschluß des Diplomstudiengangs Elektronik/ Technologie an der TU Dresden durchlief er einen normalen DDR-Lebensbeschreitungsweg.
Doch dann nahm er Gesangsunterricht, war Nachhilfelehrer, und erhielt 1981 einen Sängerpreis bei den DDR-nationalen Chansontagen in Frankfurt/Oder. Mit dem Berufsausweis als staatlich anerkannter DDR-Chansonsängerger, arbeitete er auch als auch Publizist und Regisseur. Er selbst bezeichnete sich gern als einziger »staatlich-anerkannt-freischaffender Agitator« der DDR. Danach studierte er dann 7 Jahre lang selbstbestimmt und privat an der Berliner Musikhochschule und an der Humboldt-Uni in Berlin, textete gelegentlich auch für andere, machte Theater und hatte in den DDR-Endzeiten auch eine Band, mit der er DDR-Rock- und Pop-Lieder präsentierte, die nicht mehr über den Rundfunk gesendet wurden.
Jürgen Eger schreibt. „Anfang Dezember 1989 war ich einer der ersten DDR-Künstler die, hier konkret unter Mitwirkung einiger meiner ihm in den Rücken gefallenen DDR-Kollegen, von Biermann & Co. abgestraft und in die Volksverhetzungssuppe gehackt wurden, live gebroadcastet. Der Biermann war sozusagen vorgeschickt, die kohlsche Neuauflage des hitlerschen Kommissarbefehls durch- und auszugeben.“
Als Herbstaktivist beteiligte er sich an diversen Kollektivunternehmungen die alle Seitens der Veranstalter von der Verteidigung und Verbesserung der DDR motiviert waren, bekam er 1989 als FDJ-Kunstpreisträger auch (noch) den DDR Kunstpreis.

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Juli25
on 25. Juli 2017
Veröffentlicht in: Allgemein

Klaus Meier

Du meine Gewerkschaft

Aus der Grundstein Artikel Juli/August 2017 „Küss die Hand, Kollege Roboter“
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Klaus Meier

Zitat: „Treffend bemerkte ein Kollege der jungen NGG: Genau genommen gibt es in Deutschland bereits ein Grundeinkommen. Und auch, wenn es nicht bedingungslos ist, sehen wir den Effekt der Stigmatisierung bei Hartz IV-Empfängern bereits.“

Liebe Genossen, das ist nur ein Beispiel von vielen, die man nicht nur lesen sondern sich auch anhören muss. ALG II Abhängige stagnieren?

Du meine Gewerkschaft kannst dich ja mal versuchen zu entfalten bei Beträgen für Nahrung und Getränke von täglich 4,48€, oder von 1,55€ pro Monat für Bildung, oder von 25,77€ für öffentliche Verkehrsmittel. Von 409€ im Monat kann man sich nicht entfalten, geschweige denn menschenwürdig existieren. Bei 409€ im Monat versucht man nur zu überleben.

Entfalte dich mal meine Gewerkschaft bei ständiger Gängelei vom Amt und Diskreditierungen durch das Amt und deinen Mitmenschen. Die ständige Schuldzuweisung das Erwerbslosigkeit ein individuelles persönliches versagen ist, machen die Menschen mürbe und rauben ihnen den Lebensmut. Dazu kommt ein Leben unter ständiger Angst das einen das Geld zum Leben durch Sanktionen entzogen wird und damit die Existenzgrundlage.

Menschen werden durch ALG II zu Tätigkeiten und Maßnahmen gezwungen die entwürdigend sind und zum Teil gegen Gesetz verstoßen. Dazu kommt die teilweise immense Sinnlosigkeit der Tätigkeiten und Maßnahmen. Der Mensch wird hier zu einer Sache die keinen Nutzen mehr hat und das wird diesen Menschen auch jeden Tag vermittelt.

Gerade Du meine Gewerkschaft solltest wissen was in den Menschen steckt und wie kreativ sie sein könnten! Denn Du meine Gewerkschaft verdankst Menschen deine Existenz, weil diese Menschen nicht andere stigmatisierten Sie wollten gemeinsam was ändern. Gemeinsam für jeden und alle stark sein.

Die Menschen stagniert nicht, weil sie keine Erwerbstätigkeit haben sondern, weil sie unwürdig behandelt werden. Weil man sie an den Rand der Gesellschaft drängt nur, weil sie keine Erwerbstätigkeit haben. Erwerbslosigkeit würde zu einem gesellschaftlichen Verbrechen gemacht. Und Du meine Gewerkschaft machst da auch noch mit. Höre endlich auf uns Menschen zu spalten in Erwerbstätige und Erwerbslos. Begreife das die von dir mit getragene Agenda 2010 eine Kriegserklärung war. Die Konsequenz von Agenda 2010 ist Abbau der Arbeiterrechte, Ausbau des Billiglohnsektors, Senkung des Lohnniveau um nur einige zu nennen. Es geht um uns alle, um Erwerbstätige die von ihren Erwerbstätigkeit nicht mehr ihre Existenz sichern können und Erwerbslose die genauso an den Rand ihrer Existenz gehalten werden.
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Wir sind keine Erwerbstätige oder Erwerbslose, wir sind Menschen

Zu allerletzt noch was, Arbeit und Erwerbstätigkeit sind zu trennen und richtig zu benutzen! Arbeit hat nämlich jeder Mensch, das Ganze nennt sich Tageswerk. Dazu gehört nicht nur das tägliche aufstehen und sich was zu essen machen. Da sind die Eltern die sich um ihre Kinder kümmern oder die Mensch die anderen helfen. Arbeit definiert sich nicht darüber ob wer anderes dafür bezahlt. Arbeit und Erwerbstätigkeit haben nur eines gemeinsam und zwar die Erbringung von Arbeitsleistung. Schon heute werden 60 Prozent der erbrachten Arbeitsleistung ohne Bezahlung erbracht.

Erstveröffentlichung auf Hartz-IV-Nachrichten.de

Über den Autor: Klaus Meier, 1965 in Berlin geboren ist aufgewachsen in einer politisch desinteressierten Arbeiterfamilie. Lange glaubte er an die Leistungsgesellschaft und das jeder die gleichen Möglichkeiten hätte. Das Leben lehrte ihn, dass es nicht so war. Dadurch politisch aktiviert schreibt er humanistische linke Texte und wurde ein Verfechter des bedingungslosen Grundeinkommens sowie kommunalpolitisch aktiv. Klaus Meier schreibt auf Facebook unter #Dissident

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└ Schlagwörter: Hartz IV
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Juli23
on 23. Juli 2017
Veröffentlicht in: Allgemein

Fred Schulzke

Mehr von uns – jede Stimme gegen Rechts! – CSD 2017

Fotoreportage über den Christopher Street Day 2017 am 22. Juli in Berlin

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Fred Schulzke

Auf Grund der Wetterlage ging ich gestern als Regenmantel-Fetischist zum diesjährigen CSD und traf viele Gleichgesinnte.

Unter dem Motto »Mehr von uns – jede Stimme gegen Rechts!« zog der 39. CSD in diesem Jahr durch die Hauptstadt. Mehr von uns – das steckte auch hinter dem neuen Konzept der Demo-Eröffnung: Anders als in den Vorjahren wurden  Aktivisten/-innen ins Rampenlicht gesetzt, um deren tägliches Engagement im Kampf für LSBTTIQ*-Rechte in diesem feierlichen Moment zu präsentieren und zu würdigen. Dazu gab es Redebeiträge der SoSA-Preisträger/innen sowie lokaler Community-Mitstreiter/innen.

CSD 2017 – Route
Klick aufs Bild um es zu vergrößern

Gegen 12:30 Uhr setzte sich die Demo in Bewegung. Die Route führte wie gewohnt über den Wittenbergplatz, den Nollendorfplatz, den Lützowplatz und der Siegessäule in Richtung Brandenburger Tor.

Um der Vielfalt der Teilnehmenden gerecht zu werden, wurde der Zug wieder in zwei Blöcke unterteilt: Einen für Fußgruppen und “leisere” Fahrzeuge und dahinter einen “lauten” für die großen Trucks mit den fetten Bässen. Wer ohne motorisiertes Fahrzeug unterwegs war, konnte sich in überall spontan einreihen.

Der Führungswagen des Berliner CSD e.V. wurde in diesem Jahr wieder unterstützt von der Initiative ENOUGH is ENOUGH – OPEN YOUR MOUTH. Auch 2017 handelte es sich wieder um einen klassischen Demo-Wagen: Statt Chart-Pop erschallen vom CSD-Truck schwerpunktmäßig politische Rede-Beiträge, z.B. durch die Gastredner/innen aus Vereinen und Projekten der regionalen und überregionalen LSBTTIQ*-Community.

Zwischen 15 und 18 Uhr erreichte der Demo-Zug sein Ziel: Das CSD Finale, die Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor, wo alle Teilnehmer/innen und Gäste den Christopher Street Day bis Mitternacht zelebrieren können. Zu der Zeit hat das Regenwetter den Teilnehmer/innen übel mitgespielt sie wurden einmal oder sogar mehrfach weich durchgespült.

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Fotodokumentation
(Klick auf’s Bild um es zu vergrößern)

   
   
   
   

Alle Fotos: © FreSch-Media
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Ouelle: Berliner CSD e.V.
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Über den Autor und Fotografen: Fred Schulzke hält seit vielen Jahren, als Millieufotograf seiner Heimatstadt Berlin, Ausschau nach Motiven die uns das wirkliche, unverschönerte Berlin zeigen. »Icke bin Icke« ist die Haltung des 68-jährigen Steglitzer, der sich wundert, dass es immer noch neue Ecken von Berlin mit der Kamera zu erkunden gibt.
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└ Schlagwörter: Fotoreportagen
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