Onlinezeitung AmericanRebel

Internationale Onlinezeitung für Frieden, Humanismus, Völkerverständigung und Kultur
  • In eigener Sache
  • –
  • On our own behalf    –
  • Nota general   –
  • От своего имени
Facebook RSS
Diskutiert mit uns über alle Artikel in unserer Facebookgruppe! FB
Mai03
on 3. Mai 2020
Veröffentlicht in: Allgemein

Jakob Reimann

Aus Versehen progressiv: Hat Tunesien gerade
als erstes arabisches Land eine Homoehe anerkannt?

Jacob Reimann

Berichten zufolge wurde in Tunesien erstmals die Ehe zwischen zwei Männern anerkannt. Die Ehe wurde in Frankreich zwischen einem Franzosen und einem Tunesier geschlossen. Die tunesische Regierung erklärt, sie weise diese Anerkennung zurück, doch birgt die Nachricht weit über Tunesiens Grenzen hinaus das Potential einer Zäsur in den sozialen Kämpfen der arabischen Welt.

Tunesien könnte das erst arabische Land sein, in dem eine gleichgeschlechtliche Ehe anerkannt wurde. Dies berichtete gestern die panarabische Website The New Arab unter Berufung auf die tunesische NGO Shams, die sich für LGBTQ-Rechte im Land einsetzt. Demnach wurde die Ehe zwischen einem 31-jährigen Franzosen und einem 26-jährigen Tunesier von einem tunesischen Standesamt registriert und in die Geburtsurkunde des Tunesiers eingetragen, was nach tunesischem Recht der offiziellen Anerkennung einer Eheschließung entspricht, erklärt queer.de.

Based on pxhere, published under CC0 public domain (edited by Jakob Reimann, Freiheitsliebe).

Beide Männer haben in Frankreich geheiratet, wo die gleichgeschlechtliche Ehe seit 2013 legal ist, und waren aufgrund von Formalitäten zur Einbürgerung des 26-Jährigen auf dem Standesamt in Tunesien.

Beide Männer wollen aus Sicherheitsgründen anonym bleiben. In Tunesien gilt Homosexualität weithin als gesellschaftliches Tabu und nach Artikel 230 des tunesischen Strafgesetzbuchs von 1913 drohen auf gleichgeschlechtlichen Sex („Sodomie“) bis zu drei Jahre Haft. Das offen homophobe Gesetz ist ein Erbe des französischen Protektorats und wurde Tunesien damals aufoktroyiert, obwohl es in Frankreich selbst keine derartigen Paragraphen gab.

hier geht es weiter »
Auch wenn Artikel 230 immer seltener Anwendung findet, kommt es in Tunesien dennoch jährlich zu Dutzenden bis über Einhundert Verhaftungen wegen Homosexualität, wie die französische Organisation STOP homophobie berichtet. Artikel 230 ist jedoch nicht „nur“ ein Verstoß gegen internationale Konventionen, die Tunesien ratifiziert hat, sondern bricht das Gesetz selbst die eigene Verfassung von 2014, die nach der Revolution von 2011 verabschiedet wurde, so STOP homophobie weiter.

Ob es sich bei der Anerkennung der Ehe des schwulen Paares um einen Fehler, ein behördliches Schlupfloch oder einen bewussten Akt seitens des Standesamtes handelte, ist Gegenstand von Kontroversen. Nachdem der zuständige Minister für lokale Angelegenheiten Lotfi Zitoun sich zunächst überhaupt nicht äußerte, wies er am Dienstag in einer Rede vor dem Parlament die Berichte von sich und erklärte, dass seine Regierung die Ehe nicht anerkennt, wie PinkNews berichtet.

Unabhängig davon ist die Nachricht ein enormer Erfolg in den Kämpfen der LGBTQ-Bewegung in Tunesien und weit darüber hinaus. „Das zeigt, dass auch Tunesien sich nicht gegen den natürlichen Lauf der Dinge in der Welt wehren kann“, zitiert das österreichische Schwulen- und Lesben-Portal GGG.at Mounir Baatour, den Gründer der erwähnten tunesischen NGO Shams, auf die die Nachricht zurückgeht. Baatour wollte 2019 bei den tunesischen Präsidentschaftswahlen antreten, was ihn zum ersten offen homosexuellen Kandidaten in einem mehrheitlich muslimischen Land gemacht hätte. Aufgrund vermeintlicher Formalitäten wurde Baatour die Kandidatur jedoch verweigert.

Seit Jahren gibt es in Tunesien stärker werdende Kräfte, die sich für die Entkriminalisierung gleichgeschlechtlicher Liebe einsetzen. Neben sozialen Verbänden, der tunesischen Linken und LGBTQ-Gruppierungen forderte 2015 selbst der Justizminister Mohamed Salah Ben Aïssa eine Aufhebung des Sodomie-Paragraphen 230, was Präsident Beji Caid Essebsi jedoch schleunigst zurückwies: „Das wird nicht passieren!“

Die Nachricht über die vermeintlich anerkannte Ehe geht in ihrer Bedeutung weit über Tunesien hinaus. Sie trägt das Thema der Gleichstellung homosexueller Paare weit über die Landesgrenzen in die arabische Welt und könnte so wichtige Debatten und möglicherweise gar eine Zeitenwende einläuten. „Wenn die Nachricht über die angebliche Anerkennung einer gleichgeschlechtlichen Ehe in Tunesien sich als wahr erweisen sollte, wäre das ein historischer Meilenstein im Kampf um mehr LGBTQ-Rechte“, erklärt Efstathios Tassikas von der Essener Linkspartei gegenüber JusticeNow!

Im Großraum Nahost ist die tunesische Gesellschaft eine der progressiveren. Auch wenn es zur Gleichstellung von LGBTQ-Personen gewiss ein langer Weg ist, birgt die Geschichte des schwulen Paares das Potential für eine Zäsur in den sozialen Kämpfen in der arabischen Welt. Tassikas weiter:

„Immer mehr Staaten haben die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet. Es wäre ein riesiger Erfolg für die Kämpferinnen und Kämpfer für mehr LGBTQ-Rechte, wenn in einem arabischen Land, in dem sonst Strafen auf Homosexualität stehen, die Ehe für alle legalisiert würde. Das könnte die sozialen Bewegungen in anderen Ländern motivieren und bestärken.“

.
Erstveröffentlichung auf JusticeNow. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers

Über den Autor: Als studierter Biochemiker hat Jakob Reimann ich ein Jahr in Nablus, Palästina gelebt und dort an der Uni die Auswirkungen israelischer Industrieanlagen auf die Umwelt und die Gesundheit der Menschen in der Westbank erforscht. Nach einiger Zeit in Tel Aviv, Haifa, Prag und Sunny Beach (Bulgarien) lebt er jetzt wieder in Israel und kennt daher „beide Seiten“ des Konflikts und die jeweiligen Mentalitäten recht gut. Soweit er zurückblicken kann ist er ein politisch denkender Mensch und verabscheut Ungerechtigkeiten jeglicher Art. Aus bedingungslos pazifistischer Sicht schreibt er gegen den Krieg an und versuche so, meinen keinen Beitrag zu leisten. Seine Themenschwerpunkte sind Terrorismus, das US Empire, Krieg (Frieden?) und speziell der Nahe Osten.

Weitere Artikel von Jakob Reimann

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung –
Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz.
Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief


 Comment 
Mai03
on 3. Mai 2020
Veröffentlicht in: Allgemein

BIP JETZT BLOG
Bündnis für Gerechtigkeit zwischen Israelis und Palästinensern.

Annexion

Die Folgen der Vereinbarung zwischen Gantz und Netanjahu 
über die Annexion palästinensischen Landes im Westjordanland

Zusammenfassung: Der neue Koalitionsvertrag zwischen Netanyahu und Gantz sieht die Annexion palästinensischer Gebiete vor. Dies hat sowohl innerhalb Israels als auch im Ausland und natürlich auch bei den Palästinensern unter israelischer Besatzung Empörung ausgelöst. Die Annexion folgt Trumps sogenanntem „Friedensplan“ und würde alle Hoffnungen auf palästinensische Unabhängigkeit beenden.

Die Vereinbarung über die „Koalition der nationalen Einheit“ zwischen Netanjahu (Ministerpräsident von Israel) und Gantz (israelischer Generalleutnant und Mitglied der Knesset) wurde in hebräischer  Sprache veröffentlicht. Obwohl es sich um eine Notstandsregierung handeln soll, die sich vornehmlich mit der Coronavirus-Pandemie befassen soll, ist die Vereinbarung viel umfassender und enthält Einzelheiten darüber, wie Netanyahu dem Gerichtsverfahren wegen des Korruptionsverdachts entkommen und weiterhin die Immunität eines Ministerpräsidenten in Anspruch nehmen kann, selbst wenn Gantz in 18 Monaten das Amt des Ministerpräsidenten übernimmt. Doch die Klausel, die in internationalen Foren die meiste Aufmerksamkeit erregte, ist diejenige, in der beide Politiker die Annexion von Teilen des Westjordanlandes vereinbaren.

FOTO: 1967 ziehen israelische Truppen in die neu eroberte Altstadt von Jerusalem ein. Quelle: Wikipedia

Konkret legt die Klausel fest, dass die Annexion nur durchgeführt wird, wenn die USA keinen Einspruch erheben. Das US-Außenministerium hat bereits seine Zustimmung gegeben. Es stellte dabei ins Ermessen der israelischen Regierung, Verhandlungen mit der palästinensischen Führung in Erwägung zu ziehen – oder auch nicht.

hier geht es weiter »
Netanjahu hat Trumps „Friedensplan“ als einen strategischen Sieg für Israel begrüßt und fühlt sich nun der Idee verpflichtet, weite Teile des besetzten Westjordanlandes zu annektieren, auch wenn die Folgen der Annexion katastrophal sein könnten. Bei seinem Versuch, Wähler von Netanjahu zu gewinnen, hat Benny Gantz Netanjahus Aussagen über die Annexion schon lange imitiert und es versäumt, sich und seine Partei vom Annexionismus des Likud abzugrenzen.

Das erste Gebiet, das wahrscheinlich annektiert wird (obwohl es im Koalitionsvertrag nicht ausdrücklich erwähnt wurde), ist das Jordantal. Dieses Gebiet am Ufer des Jordan ist die Kornkammer Palästinas. Viele der Früchte und Gemüse, die wir in deutschen Supermärkten mit der Aufschrift „aus Israel“ finden, stammen in Wirklichkeit aus dem Jordantal. Vor allem Medjooldatteln, die zu den lukrativsten Exporten aus diesem Teil des besetzten Palästina gehören. Eine Viertelmillion Palästinenser lebten dort 1967; heute sind nur noch etwa 50.000 übrig geblieben, als Ergebnis einer dort stattfindenden langsamen, aber stetigen ethnischen Säuberung. Nur etwa 9.000 Israelis leben dort, in völkerrechtlich illegalen landwirtschaftlichen Siedlungen im Jordantal, die das fruchtbare Land, das Wasser des Jordanflusses und die billige Arbeitskraft der Palästinenser ausbeuten, deren Land konfisziert wurde und die keine andere Wahl haben, als für die Kolonialherren zu arbeiten. Die palästinensischen Bauern, die es im Jordantal noch gibt, haben kaum Möglichkeiten, ihre Produkte zu vermarkten, denn ihr Land liegt meist in der so genannten ‚Zone C‘ des von Israel besetzten Westjordanlandes, und die Zugänge zu den palästinensischen Städten wie Nablus, Bethlehem, Hebron oder Jenin, die in ‚Zone A‘, also im palästinensischen Autonomiegebiet liegen, werden von Israel kontrolliert.

Netanjahu und Gantz sprechen nicht gern über die Ausbeutung, die das Jordantal zu einem Wirtschaftsgut für Israel gemacht hat. Stattdessen sprechen sie über die strategische Bedeutung des Jordantals, da es sich entlang der Grenze zu Jordanien erstreckt. Obwohl zwischen Israel und Jordanien Frieden herrscht, hat das Jordantal noch eine andere strategische Qualität: Ohne das Jordantal hat der zukünftige palästinensische Staat keine Möglichkeit, seinen Nahrungsmittelbedarf decken zu können, d. h. die Annexion würde die vollständige Abhängigkeit der Palästinenser von Nahrungsmittelimporten aus Israel zur Folge haben.

Der Druck auf die israelische Regierung, palästinensische Gebiete zu annektieren, kommt von der extremen Rechten in Israel, und er ist sehr stark. Die Siedler im Westjordanland wollen die Annexion, um sicherzustellen, dass Israels Kolonien, in denen sie wohnen, für immer Teil des Staates Israel bleiben. Die politischen Parteien, die sie vertreten, wie das „Jüdische Heim“ und „Yamina“ („nach rechts“), fordern die Annexion. Sie argumentieren, dass Israels Annexionen der 1967 besetzten Gebiete Ost-Jerusalem und Golanhöhen 1980 bzw. 1981 ja von der US-Regierung nach weniger als vierzig Jahren anerkannt worden seien: Warum also nicht noch mehr von den 1967 besetzten Gebieten annektieren?

Die zionistische Linke in Israel wie auch viele Politiker im politischen Zentrum verbinden große Befürchtungen mit der Annexion. Sie reagierten auf den Koalitionsvertrag mit der Warnung, dass die Annexion palästinensischen Landes zu Apartheid führen werde. Diese Warnung ist berechtigt, unterstellt jedoch, dass die Apartheid nur etwas ist, das in Zukunft passieren könnte. Die zionistische Linke erklärt allerdings nicht, warum die vorigen Annexionen, insbesondere Jerusalems, nicht bereits zur Apartheid geführt haben. Ebenso wenig wurde die Frage thematisiert, wie es sich mit der israelischen Militärherrschaft über fast fünf Millionen Palästinenser in Palästina verhält, die keine Staatsbürger sind und fast keine Rechte haben. Ist das nicht Apartheid?

Außerhalb Israels verurteilte die Europäische Union den Annexionsplan. Der scheidende israelische Außenminister Israel Katz griff Joseph Borrell, den Hohen Repräsentanten der EU für auswärtige Angelegenheiten, wegen dieser Verurteilung scharf an. Katz machte sich über Borrell lustig, indem er argumentierte, dass dieser nur vorgebe, die Außenpolitik der EU zu vertreten, und bestritt, dass die EU für alle ihre Mitgliedsstaaten spreche.

Die Arabische Liga rief zu einer Dringlichkeitssitzung  auf, um die Annexionspläne Israels zu erörtern, da diese die Umsetzung der arabischen Friedensinitiative, auch als „saudische Initiative“ bekannt, unmöglich machen. Die Annexion verhindert einen palästinensischen Staat und zeigt wieder einmal, dass die israelische Regierung im Nahen Osten so handelt, wie sie es für richtig hält, ohne Rücksicht auf UN-Resolutionen, Völkerrecht oder internationale Beziehungen.

Die Frage ist, wie sich bestehende und zukünftige Annexionen auf die Rechte der Palästinenser in den annektierten Gebieten und in deren Umgebung auswirken werden. Werden die noch im Jordantal lebenden 50.000 Palästinenser vertrieben und zu Flüchtlingen werden? Wenn sie dort aber bleiben dürften und Israel ihnen nicht die volle Staatsbürgerschaft, einschließlich des Wahlrechts, gewährt, wäre das ein weiterer Beweis dafür, dass in Israel/Palästina ein Apartheidsystem herrscht. Und wird die Annexion des Jordantals Teil eines umfassenderen Plans sein, die palästinensischen städtischen Zentren um Nablus, Ramallah und Hebron zu Enklaven zu machen, so dass die Palästinenser im Westjordanland unter ähnlichen Bedingungen wie im Gazastreifen, d.h. in Freiluftgefängnissen, leben müssen?

Jede Annexion stellt einen Verstoß gegen das Völkerrecht dar. Dies zeigt, welche Folgen es hat, dass die internationale Gemeinschaft und insbesondere die Europäische Union seit Jahrzehnten die Augen vor israelischen Verletzungen des Völkerrechts verschließt und Israel keine Konsequenzen für diese Verletzungen zu fürchten hat. Die israelische Regierung geht davon aus, dass sie keinen Preis für Annexionen zahlen muss.

Dieser Artikel erschien vor Kurzem als „BIP aktuell„. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers. Bild und Bildunterschrift teilweise oder ganz hinzugefügt von der Redaktion AmericanRebel.

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung –
Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz.
Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief

└ Schlagwörter: Allgemeines, Berichte und Aktionen, International, Politik und Gesellschaft, Polizeiwillkür
 Comment 
Mai02
on 2. Mai 2020
Veröffentlicht in: Rui Filipe Gutschmidt

Rui Filipe Gutschmidt

Portugals linker Gewerkschaftsbund CGTP begeht den 1. Mai – vom Ausnahmezustand zum (sozialen) Notstand

Rui Filipe Gutschmidt

Der Gewerkschaftsbund CGTP, der den linken Parteien PCP, PEV, PCTP/MRPP und BE nahe steht, wird Reden an 23 Orten halten, fordert jedoch nicht zur Teilnahme auf. In Portugal ist der 1. Mai der Tag der ARBEITER – nicht der ARBEIT, wie in Deutschland.

Der Ausnahmezustand wird ab dem 4. Mai zum Notstand heruntergestuft und eine schrittweise Öffnung des öffentlichen Lebens bringt neue Herausforderungen. Der soziale Notstand aber, braucht eine starke Arbeitnehmervertretung. Was bringt da eine Veranstaltung zum ersten Mai?

CGTP-Video, 1. Mai 2020. YouTube

Laut der Nachrichtenagentur Lusa sagte Ana Pires vom Exekutivkomitee des Gewerkschaftsbundes CGTP in Bezug auf die Feierlichkeiten vom 1. Mai nach einem Treffen mit der Polizei bezüglich der vorbeugenden Maßnahmen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie: „In diesem Jahr rufen wir nicht zur Beteiligung der Bevölkerung auf. Unsere Strukturen mobilisieren sehr gezielt, weil wir den Sicherheitsabstand gewährleisten müssen“.

Vorgesehen sind Reden in „Parkanlagen, Plätzen und großen Alleen“, in Lissabon, Porto und an 21 anderen Orten. Laut Agência Lusa „besteht die Idee darin, dass Gewerkschaftsführer und Aktivisten auf die Straße gehen und alle Arbeiter vertreten, um deren Forderungen zu bekräftigen“. „Die »Intersindical« (CGTP) hat dafür gesorgt, dass es an diesem Tag nicht die üblichen Paraden oder Versammlungen gibt“.

hier geht es weiter »
„Das Ziel ist es, Menschen an den ausgewählten Orten zu haben, um ein so wichtiges Datum wie den Tag der Arbeiter zu begehen und auf die Verletzungen der Arbeitnehmerrechte aufmerksam zu machen, die mit der Entschuldigung der Pandemie begangen wurden“, so Ana Pires.

Eine Gruppe nationaler CGTP-Berater, die dem Linken Block zugewiesen waren, argumentiert jedoch, dass die Feierlichkeiten vom 1. Mai diesen Jahres „in der symbolischen Dimension und in der Präsenz in den sozialen Netzwerken verstärkt werden sollten“, um die Gelegenheit zu nutzen, „neue Formate und neue Formen des Kontakts mit allen Arbeitnehmern und zwischen ihnen und ihren repräsentativen Organisationen zu proben“.
.
Das (Über-)Leben in Portugal – Beispiel für den Rest der Welt?

Die Portugiesen haben die Regeln des Ausnahmezustands größtenteils befolgt und die Neuinfektionen, die schweren Fälle in den Krankenhäusern und auch die Todesfälle (1.007) sind Rückläufig. Daher gilt Portugal, mit einem RT (Ansteckungsrate) von 0,9 und Tendenz zu weiterhin sinkenden Zahlen, als ein Vorbild im Kampf gegen den Virus.

Doch mit dem (Teil-)Sieg über das Virus kommt ein neues Problem auf. Die Wirtschaft liegt am Boden und vor allem die kleinen Läden, Cafés usw. haben Probleme beim Erhalt von Arbeitsplätzen und allgemein beim Überleben. Die Wiedereröffnung der Wirtschaft, zwischen den 4., 18. Mai und dem 1. Juni ist aber weiterhin an eine ganze Reihe von Bedingungen geknüpft, um eine erneute Steigerung der Infektionen zu verhindern. Dazu zählt die Maskenpflicht und desinfektion aller Oberflächen.

Aber es ist unvermeidlich, dass man die Menschen wieder arbeiten und Geld verdienen lässt. Dabei kommt eine klare Warnung von den Gewerkschaften, sei es von CGTP sei es von der UGT, die Union der Mitte-Rechts Gewerkschaften, die den 1. Mai nur im Internet begangen haben. Die Rechte der Arbeitnehmer sind UNANTASTBAR! Der Linke Block fordert „keine staatliche Hilfe“ an Unternehmen zu zahlen die sich diverser Steuerparadiese bedienen oder in Zeiten wie diesen noch großzügig Dividende auszahlen. Auch darf es nicht sein, dass Unternehmen die Krise nutzen um Arbeiter zu entlassen, ihnen zusätzlich unbezahlte Überstunden aufzwingen oder in sonst einer Form die Angst vor der Zukunft nutzen, um die Rechte der Arbeiter immer weiter einzuschränken.

In Portugal versucht die Regierung von Premierminister António Costa (PS) ein Mindestmaß an staatlicher Hilfe zu gewährleisten. Doch angesichts der katastrophalen Konjunkturlage kommt auch Costa nicht drumherum den Gürtel enger schnallen zu lassen. Damit der Arbeiter am Ende nicht wie üblich die Zeche zahlt, braucht es starke Arbeitnehmervertreter und die CGTP hat demonstrativ ihre Stärke zur Schau gestellt. Ob das in der Praxis reicht, wird auf jeden Einzelnen ankommen. Nur gemeinsam können wir eine Ausnutzung der Pandemie durch die neoliberalen Kräfte verhindern und der 1. Mai soll uns daran erinnern, dass vor uns Millionen im Kampf für eine bessere Welt Blut, Schweiß und Tränen vergossen haben.
.

Die Rede von Ana Pires

Intervenção de Isabel Camarinha no 1º de Maio

.
1º de Maio, 2020. Alameda D. Afonso Henriques,
Lisboa. Comemorações da CGTP-IN.

Viva o 1º de Maio

 

.
Erstveröffentlichung am 1. Mai 2020 in unserer Partnerzeitung INFO-WELT.

.
Weitere Artikel von Rui Filipe Gutschmidt
.

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief

└ Schlagwörter: 1. Mai, Alleen, AmericanRebel, Ana Pires, Arbeit Zukunft, Ausnahmezustand, Covid-19-Pandemie, Eine Gruppe nationaler CGTP-Berater, große, Parkanlagen, Plätze, Portugals linker Gewerkschaftsbund CGTP begeht den 1. Mai, Sicherheitsabstand
 Comment 
Apr.29
on 29. April 2020
Veröffentlicht in: Hans-Jürgen Schwebke

Hans-Jürgen Schwebke

30. April 1945 – Die rote Fahne über Berlin

Hans-Jürgen Schwebke

In der Ausgabe 1/2015, der ¡NO PASARÁN! der Zeitschrift des Vereins „Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936–1939 e.V.“ (KFSR),  habe ich diesen Text gefunden. Ich möchte damit an die historische Tat erinnern, die sich heute vor 75 Jahren ereignete.

Das Bild „Die Rote Fahne über Berlin“ wurde zu einer der bekanntesten Fotos zum Sieg über den Hitlerfaschismus und fehlt in kaum einem Schulbuch. Vielleicht ist es auch einmal an der Zeit, an die Rotarmisten zu erinnern, die sich freiwillig meldeten, um den Fotografen Jewgeni Chaldej bei seiner Arbeit zu unterstützen. Einige von ihnen starben dabei – getroffen von den letzten Kugeln der faschistischen Wehrmacht.
.
.
Über die unbekannte Rolle eines spanischen Emigranten –
Die rote Fahne über Berlin

Es ist eine der markantesten Fotografien des 20. Jahrhunderts: Sie zeigt, wie vor über siebzig Jahren sowjetische Soldaten die rote Fahne auf dem Reichstag hissten. Das Motiv symbolisiert die Zerschlagung des Faschismus und den aufopferungsvollen Kampf der sowjetischen Völker und der Antifaschisten ganz Europas gegen diese Barbarei. Einer dieser Helden war Francisco Ripoll, der sich als Freiwilliger in die Rote Armee gemeldet hatte. Er war bis zu seinem Tod im Jahr 2001 Mitglied der Kommunistischen Partei Spaniens (PCE). Diese Reportage soll all jene Kämpfer ehren, die im Zweiten Weltkrieg ihr Leben gaben und die die offiziellen Annalen in einigen Ländern Europas zum Jahrestag des Kriegsendes ein weiteres Mal vergessen.

Francisco Ripoll, alias Wladimir Dubrowski. Quelle: „Mundo Obrero“, 30.04.2005.

Francisco Ripoll wurde an Bord eines Schiffes auf dem Weg nach Cartagena geboren. Sein Vater war Offizier der republikanischen Kriegsflotte. „Wir waren fünf Brüder. Vier wurden in die UdSSR geschickt, den fünften prügelten die Falangisten zu Tode“, erzählte er dem Autor 1998 in Benidorm. Sie waren auf dem letzten Schiff, das spanische Kinder in die Sowjetunion brachte. Herzlich wurden die 120 Jungen und Mädchen zwischen 4 und 14 Jahren in Leningrad empfangen: „Auf der Mole warteten Tausende von Menschen, Orchester, Pioniere.“ Ihre Unterkünfte fanden die Kinder in Hotels. 1940 kam Francisco in das Leningrader Haus für spanische Jugendliche. „Dort lebten wir wie Brüder. Die Tatsache, dass wir Waisen waren, niemanden hatten, nur die Zuwendung der Erzieherinnen und Lehrer, prägte uns.“ In dem Jahr wurde er Komsomol-Mitglied und 1943 KPdSU-Mitglied. Im Juni 1941, zehn Tage nach dem faschistischen Überfall auf die Sowjetunion, meldete sich Francisco als Freiwilliger zur Roten Armee. „Alle hatten wir das gleiche Bedürfnis: den Kampf unserer Väter gegen den Faschismus fortzuführen.“ Francisco Ripoll wurde einer der Verteidiger von Leningrad. Nach 900 Tagen gelang es 1944 der Sowjetarmee die Blockade zu brechen. Die Division, der er angehörte, marschierte über das Baltikum nach Polen. Hier wurden die Rotarmisten mit dem Holocaust konfrontiert. Sie waren die Ersten, die Auschwitz betraten. Kein Nazi war mehr da. Es lebten noch Hunderte von Kindern, Erwachsene. Halbverbrannte Leichen in den Öfen.

hier geht es weiter »
Ein Foto für die Geschichte

Francisco Ripoll kam als 20-jähriger Leutnant der XV. Freiwilligen-Division am 27. April vor den Toren Berlins an. Der Befehl zum Sturm auf Berlin erfolgte am 29. April. Die Stadt lag praktisch in Trümmern. „In der Nacht des 29. April erhielten wir den Befehl, den Reichstag zu stürmen. Es war ein hartes Gefecht. … Nur wenige Stunden, dann nahmen wir ihn ein. Am 30. April wurde die Fahne gehisst, nach mehreren Versuchen, bei denen es auch Tote gab, von Freiwilligen, unter ihnen auch ich. Darüber sprach niemand.“ Der Kriegsfotograf Jewgeni Chaldej machte mehrere Aufnahmen an verschiedenen Orten und mit verschiedenen Soldaten mit der roten Fahne über dem befreiten Berlin, auch von Francisco Ripoll und seinen Gefährten. Er bezeugte, dass es Francisco Ripoll war, der die Fahne aufpflanzte.

30. April 1945, Francisco Ripoll alias Wladimir Dubrowski, Freiwilliger in der Roten Armee, bei der Hissung der Roten Fahne auf dem Reichstagsgebäude in Berlin. Fotograf: Jewgeni Chaldej. Quelle: Bundesarchiv

Die Tatsache, dass er nicht nach Anerkennung strebte, und dass er während des Krieges den russischen Namen Wladimir Dubrowski trug, erklärt vielleicht, dass Francisco Ripoll nie mit dieser Geschichte in Verbindung gebracht wurde. Für ihn war der Kampf gegen den Faschismus auf sowjetischer Seite „der größte Stolz meines Lebens“. Er erhielt dafür verschiedene Auszeichnungen, auch den Orden des Großen Vaterländischen Krieges.

Nach Kriegsende studierte Ripoll an der Marineschule in Astrachan. 1957 entschloss er sich zur Rückkehr nach Spanien. Dort war er Repressalien durch die Franco-Behörden ausgesetzt. Seine letzten Lebensjahre widmete Ripoll dem Gedenken an seine spanischen Kameraden aus dem Leningrader Kinderheim, von denen viele auf den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkriegs in den Reihen der Roten Armee oder in Frankreich gekämpft hatten, in deutscher Gefangenschaft starben oder in Spanien hingerichtet wurden. Doch Ripoll starb, bevor sein Projekt Realität wurde. Er zeigte mir noch die Liste mit den Namen derer, die an der Front gefallen waren, und fragte mich, wer sich denn sonst an sie erinnern würde: „Niemand“, beantwortete er selbst die Frage, „und das empört mich am meisten.

Den Artikel aus „Mundo Obrero“, Nr. 164, 30.04.2005, der zeitgleich im „Neuen Deutschland“ erschien, fasste Marguerite Bremer zusammen.

weitere Beiträge von Hans-Jürgen Schwebke
.

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung –
Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 3.0 Deutschland Lizenz.
Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief


└ Schlagwörter: 30. April 1945, Allgemein, AmericanRebel, Arbeit Zukunft, auf den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkriegs, Ausland, Berlin, Ein Foto für die Geschichte, Emigranten, Francisco Ripoll, Frankreich, Hans-Jürgen Schwebke, historische Tat, in den Reihen der Roten Armee, Kameraden, KFSR, Krieg, Leningrader Kinderheim, Marineschule in Astrachan, Nachkriegszeit, Repressalien, Spanischen Republik 1936–1939 e.V., Wladimir Dubrowski, XV. Freiwilligen-Division
 Comment 
Apr.28
on 28. April 2020
Veröffentlicht in: Allgemein, Willi Nicke

Willi Nicke

Kubas Ärzte lassen US-Regierung schäumen

Willi Nicke

Kuba schickt medizinische Hilfe bis nach Norditalien und rettet dort Menschenleben, weil die EU-Nachbarn zu spät reagieren. Die USA warnen vor Missbrauch, die UN vor Sklaverei.

Kubanische Ärzte in Norditalien im Kampf gegen den Corona-Virus. Bild: YouTube

Wenn schon ein Industrieland wie Italien nach Unterstützung kubanischer Ärzte ruft, müssen sie wohl gut sein. Bewiesen haben sie das schon häufig. Wie etwa im Jahr 2014, als die Mediziner vor Ort in Westafrika waren, als Ebola dort Grauen und Tod verbreitete und damit Angst im Globalen Norden. Havanna schickte zusätzliche Teams nach Guinea, Sierra Leone und Liberia, wo sie die Sterblichkeitsrate von 50 Prozent auf 20 Prozent senkten. Dafür erhielten die Ärzte eine Auszeichnung der Weltgesundheitsorganisation WHO. Das wirkt angesichts der Vorwürfe der USA und der UN skurril.

Mit im Gepäck hatten die Teams damals wie mutmaßlich heute „Interferón Alfa 2B“. Das Abwehrkräfte stärkende Medikament wurde in Kuba entwickelt und wird in China vom kubanisch-chinesischen Unternehmen „Heber Chang“ hergestellt. Es kommt unter anderem bei Hepatitis oder Aids erfolgreich zum Einsatz. Es ist auf diversen offiziellen Listen mit potenziellen Arzneien zur Behandlung von Covid-19 zu finden. Die Wirksamkeit ist zwar bislang nicht eindeutig belegt. Doch Dutzende Länder haben bereits in Havanna angefragt, wie sie das Arzneimittel bestellen können.

Quelle

hier geht es weiter »

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung –
Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 3.0 Deutschland Lizenz.
Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief


└ Schlagwörter: Allgemein, AmericanRebel, Arbeit Zukunft, Arzneien zur Behandlung von Covid-19, Ausland, Cuba, Ebola, Guinea, Havanna, Imperia, Kuba, Liberia, Lombardei, Menschenleben, Norditalien, Sierra Leone, UN vor Sklaverei, USA
 Comment 
Apr.27
on 27. April 2020
Veröffentlicht in: Allgemein

Diethard Möller

Sekte für germanischen Okkultismus: „Der III. Weg“

Diethard Möller

Eine weitere rechtsextreme Partei, die ihren NS-Habitus besonders deutlich zur Schau stellt, ist „Der III. Weg“. Die Partei ging aus der im Jahr 2014 vom bayerischen Innenministerium, nach langem Zögern, verbotenen Kameradschaft „Freies Netz Süd“ hervor.

Demonstration von „Der III. Weg“ unter dem Motto „Europa Erwache! Europäische Eidgenossenschaft statt EU-Diktatur!“ Bild: Archiv Kindermann CC0

„Der III. Weg“ hat bisher nahezu bundesweit Stützpunkte aufgebaut, wobei er aber schwerpunktmäßig in Süd- und Ostdeutschland nennenswerte Aktivitäten entfalten konnte. Die Truppe organisiert alljährlich zum 1. Mai einen „Arbeiterkampftag“ und führt an diesem Demonstrationen in verschiedenen Städten durch, so vor allem im sächsischen Plauen. Dort unterhält die Partei sogar ein „Bürgerbüro“ und ist mit einem Sitz im Stadtrat vertreten. Sie setzen bei ihren Demos auf Einschüchterung und marschieren ganz im NS-Stil der Weimarer-Zeit und des „Dritten Reichs“ auf: Fackelmärsche, uniformähnliche Einheitskluft, Trommeln und „germanischem Heldenkult“.

„Der III. Weg“ hat in den vergangenen Jahren mehrere besorgniserregende Aktivitäten und Aktionsformen entwickeln können, die an einigen Orten auf Zuspruch stoßen. Die Faschisten nutzen dabei, wie bereits ihre historischen Vorbilder der NSDAP, die sozialen Nöte der Bevölkerung aus, vermischen ihre rassistische und nationalistische Ideologie mit „sozialrevolutionären“ Phrasen, um die Arbeiterklasse zu verwirren. So organisiert „Der III. Weg“ beispielsweise Kleidersammlungen für „deutsche“ Obdachlose im Winter, bietet Nachhilfestunden für Schüler an, führt „Nikolausfeiern“ und verschiedene weitere Festivitäten durch. Regelmäßige Zeltlager für Jugendliche („Jugend im Sturm“) mit Kampfsport werden immer breiter organisiert. Im Gegensatz zur AfD setzt er interessanterweise allerdings nicht auf „das christliche Abendland“, sondern gibt sich entschieden anti-christlich.

Konsequenterweise – könnte man sagen – lehnen sie auch christliche Traditionen offiziell als orientalischen Ursprungs ab und propagieren alte germanische Gottheiten und Bräuche.

Statt Weihnachten feiern sie beispielsweise die Wintersonnenwende, das sogenannte „Julfest“. Auf ihrer Internetseite kann man sich von diesen Feiern zahlreiche obskure Photos und Berichte ansehen. Sie greifen damit den Okkultismus eines Heinrich Himmlers auf, der für diesen eine besondere Vorliebe hatte. Dieser Sektenkult konnte sich nicht einmal bei anderen Nazigrößen durchsetzen. „Der III. Weg“ aus dem Jahre 2020 setzt darauf.

Ähnlich wie andere neofaschistische Kräfte pflegt auch diese Partei zahlreiche internationale Verbindungen, so z.B. (besonders übel) zu den ukrainischen faschistischen Organisationen „Rechter Sektor“ und dem „Asow-Regiment“, welche seit 2014 brutal gegen die Unabhängigkeitsbewegungen in der ehemaligen Ostukraine kämpfen. Im vergangenen Jahr fand ein Treffen von Vertretern dieser Gruppen im oberfränkischen Bamberg statt.

Und im Februar diesen Jahres (just am Tag der Siko-Demo in München), marschierten sie, erneut mit Fackeln, ebenfalls durch Bamberg, um geschichtsrevisionistisch „der Opfer des alliierten Bombenterrors“ zu gedenken. Diese braune Suppe wurde ihr allerdings von der Bamberger Bevölkerung gehörig versalzen.

 

Die obskure Neonazi-Gruppe „Der III. Weg“ hatte im April 2015 zu einer Kundgebung nach Werder eingeladen und mit menschenverachtenden Worten gegen Flüchtlinge gehetzt. Glücklicherweise hörte außer ihnen niemand, was sie von sich gaben. Die 250 Gegendemonstranten waren dafür umso lauter. Bild: Klaus Maus CC0

 

Erstveröffentlichung heute oder vor wenigen Tagen in Arbeit Zukunft online. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.
Bilder und Bildunterschriften wurden komplett oder zum Teil von der Redaktion AmericanRebel hinzu gefügt.
.
Weitere Artikel von Diethard Möller

.

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung –
Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz.
Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief

[/hide-this-part]

└ Schlagwörter: AmericanRebel, Arbeit Zukunft, Ausland, Berlin
 Comment 
Apr.26
on 26. April 2020
Veröffentlicht in: Allgemein, Patricia Sagba

Patricia Sagba

Warum sind die US-Ölpreise ins Negative abgestürzt?

Patricia Sagba

Die US-Rohölpreise wurden diese Woche zum ersten Mal in der Geschichte negativ. Hier sind die Gründe dafür – Die Benchmark-Preise für US-Rohöl fielen am Montag zum ersten Mal in der Geschichte ins Negative und stürzten auf bis zu -40,32 US-Dollar pro Barrel ab, bevor sie sich auf negative 30er-Werte einpegelten. Am Dienstag fielen die Preise erneut unter Druck.
.
Warum stürzen die Ölpreise derart ab?

Und welche Auswirkungen könnte das auf dich haben?
Warum fielen die US-Ölpreise ins Negative?‘

US-Oil-prices-drop by Jacob Reimann.

Mit einem Wort – Überangebot. Derzeit schwappt auf den US-amerikanischen und globalen Märkten so viel überschüssiges Rohöl umher, dass Produzenten und Händlern buchstäblich die Lagerplätze ausgehen – sowohl in Tanks an Land als auch auf See in Öltankern. Wenn die Preise negativ werden, bedeutet das, dass Händler bereit sind, dafür zu zahlen, dass das Öl einfach aus ihren Lagern verschwindet.
.
Ich habe immer wieder von Öl-Futures gehört? Was ist das?

Öl wird als sogenannte „Terminkontrakte“ oder einfach „Futures“ gehandelt, die es Käufern ermöglichen, zu einem festgelegten Preis Barrel Öl für die Lieferung an einem festgelegten Zeitpunkt in der Zukunft zu kaufen. Dies ist eine verbindliche Vereinbarung, nach der Käufer und Verkäufer gesetzlich verpflichtet sind, das Geschäft bei Vertragsschluss auch einzuhalten.

Am Montag lief jener Terminkontrakt aus, der die Käufer dazu zwang, im Mai das Rohöl des US-Benchmark West Texas Intermediate (WTI) in Besitz zu nehmen. Und weil sich die Händler darum sorgten, wo sie all das Öl, das sie aufnehmen müssen, nur lagern sollen, stießen sie die Verträge ab und schickten die Preise so in den negativen Bereich.

hier geht es weiter »
Brutal. Wird dasselbe mit den WTI-Futures passieren, die im Juni ausgeliefert werden sollen?

Auch die WTI-Preise für Lieferungen im Juni standen am Dienstag unter Druck, waren aber noch nicht negativ. Sollten Lagerkapazitäten jedoch weiterhin ein Problem darstellen, wird dieser Druck auch eher nicht nachlassen.
.
Warum gibt es überhaupt so eine Flut von Rohöl?

Die Welt war bereits Anfang des Jahres überschwemmt mit Rohöl. Dann schlug das Coronavirus ein. Eindämmungsmaßnahmen wurden eingeleitet, Unternehmen mussten schließen, Grenzen wurden geschlossen, internationale Reisen gecancelt und Verbraucher unter Lockdown gesetzt. All diese Störungen haben die Nachfrage noch weiter dezimiert. Und gerade, als es nicht schlimmer kommen konnte, erklärte Saudi-Arabien einen Ölpreiskrieg.
.
Was ist ein „Ölpreiskrieg“ und warum haben die Saudis einen angefangen?

Die Saudis, die de facto die Führer des OPEC-Kartells zur Festsetzung des Ölpreises sind, wollten, dass der Nicht-OPEC-Produzent Russland tiefgreifenden Produktionskürzungen zustimmt, um die wegen der Corona geschwächte Nachfrage auszugleichen und so die Preise anzukurbeln. Als Russland sich weigerte zu tun, was die Saudis wollten, reagierte Riad letzten Monat, indem es den Preis für saudisches Rohöl senkte und ohne Unterlass Öl pumpte. Zu diesem Zeitpunkt begannen die Preise dann, so richtig abzustürzen.
.
Aber tut das nicht auch den Saudis weh, wenn die Preise fallen?

Sicher, aber nicht so sehr wie anderen Produzenten. Die Saudis können Öl billiger pumpen als jeder andere Produzent, was ihnen einen enormen Vorteil verschafft, wenn sie Marktanteile von Produzenten mit höheren Produktionskosten abgreifen wollen. Aber derart niedrige Preise können selbst die Saudis nicht auf unbestimmte Zeit überstehen. Das Königreich braucht Ölpreise auf einem Niveau von 83 Dollar pro Barrel, um seinen Staatshaushalt auszugleichen.
.
Welche Produzenten waren am stärksten betroffen?

Jedes Land, das für den Löwenanteil seines Einkommens stark auf Öl angewiesen ist, wird derzeit in Mitleidenschaft gezogen. Dies gilt auch für US-Schieferölproduzenten (Fracking), da ihre Produktionskosten relativ hoch sind. Viele US-Ölproduzenten brauchen Rohölpreise zwischen 46 und 54 USD pro Barrel, um auf Null zu kommen – von Gewinnen noch gar nicht geredet. Es hilft auch nichts, dass sich viele US-Fracking-Unternehmen Unmengen an Geld geliehen haben, um neue Bohrlöcher zu bohren, die bei einem Preisverfall einfach nicht rentabel sind. Deshalb hat sich Präsident Donald Trump jetzt auch persönlich auf den Ölmärkten eingemischt.
.
Was hat Trump gemacht?

Er wurde zum Beziehungsberater. Er rief den De-facto-Führer Saudi-Arabiens, Kronprinz Mohammed bin Salman, und den russischen Präsidenten Wladimir Putin an und forderte sie auf, einen Waffenstillstand zu schließen und ein Abkommen zur Stabilisierung der Ölmärkte zu schließen.
.
Hat Trump Erfolg gehabt?

Ja und nein. Die von Saudi-Arabien geführte OPEC und ihre Partner einigten sich zwar auf Produktionseinschnitte in Rekordhöhe von 9,7 Millionen Barrel pro Tag. Die Märkte waren jedoch kaum beeindruckt, da selbst dieser historische Einschnitt nicht ausreicht, um dem heftigen Schlag entgegenzuwirken, den das Coronavirus der Nachfrage verpasst hat. Die US-Fracking-Unternehmen stehen also immer noch unter Druck. Sehr sogar. Und sie haben einfach keinen Platz mehr, um all das Rohöl zu lagern, das sie produzieren.
.
Wie schnell, bis die Lagerkapazitäten ausgehen?

Nach einigen Schätzungen sehr bald. Analysten von Rystad Energy gehen davon aus, dass das Ölspeicher-Drehkreuz in Cushing, Oklahoma, zu dem US-Öl geliefert wird, das über Terminkontrakte gekauft wurde, bis Mitte-Ende Mai keinen Platz mehr haben könnte.
.
Sind es nur die großen Tiere und Aktionäre der Fracking-Konzerne, die betroffen sind?

Klares Nein. Die Menschen, die für diese Unternehmen arbeiten, könnten ihren Arbeitsplatz verlieren, wenn ihre Unternehmen untergehen. Bis März waren rund 156.000 Menschen im US-amerikanischen Öl- und Gassektor beschäftigt. Der Schaden könnte sich jedoch auf Unternehmen ausbreiten, die in den Lieferketten Downstream der Öl- und Gasförderung angesiedelt sind. Und wenn diese Firmen untergehen, führt das auch zu weniger Steuereinnahmen für die Finanzierung von Regierungsprogrammen. Immer dran denken: Dein Einkommen ist mein Einkommen. Mein Einkommen ist dein Einkommen. So funktioniert die Wirtschaft. Wir stecken hier alle zusammen drin.
.
Was ist mit den Benzinpreisen? Bedeutet Rohöl mit Negativpreis, dass ich meinen Tank kostenlos füllen kann?

Nein. Während die Benzinkosten infolge von Lockdowns zusammen mit der Nachfrage gesunken sind, werden die Benzinpreise jedoch nicht nur durch den Ölpreis bestimmt. Es gibt auch Raffinierungskosten, Vertrieb und Marketing sowie Steuern, die bestimmen, was wir an der Zapfsäule zahlen. Schaut euch dazu diese Grafik der US-Energiebehörde zu Preiszusammensetzung von Benzin und Diesel an.
.

By U.S. Energy Information Administraion (EIA)

.
Dieser Beitrag von Patricia Sabga erschien zuerst auf Al Jazeera und wurde von Jakob Reimann für JusticeNow! übersetzt. Erstveröffentlichung auf JusticeNow. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.

Über die Autorin: Patricia Sabga ist eine renommierte Wirtschaftsjournalistin. Ihr Fachgebiet ist die Schnittmenge zwischen Ressourcen/Energie und Geopolitik. Patricia berichtete unter anderem aus Irak und Afghanistan und ist gegenwärtig Managing Business Editor für Al Jazeera Digital und arbeitete vorher unter anderem für PBS, NBC und CNN. Zusammen mit ihrem Mann Bob Shepherd schrieb sie mehrere Bücher. Hier ist ihre Website, hier könnt ihr Patricia auf Twitter folgen: @patriciasabga

 

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung –
Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz.
Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief


└ Schlagwörter: Allgemein, AmericanRebel, Arbeit Zukunft, Ausland, Krieg, Mohammed bin Salman (MbS), Öl, Putin, Ressourcen, Russland, Saudi-Arabien, Trump, USA, Wirtschaft
 Comment 
Apr.24
on 24. April 2020
Veröffentlicht in: Allgemein, Diethard Möller

Redaktion Arbeit-Zukunft

СПАСИБО ЛЕНИН! DANKE LENIN!

Gedanken zum 150. Geburtstag eines bedeutenden Revolutionärs – (Aktualisiert)
.

Am 22. April 1870 wurde Wladimir Iljitsch Uljanow in Simbirsk an der Wolga geboren. Er wuchs in einer liebevollen Familie mit seiner jüngeren Schwester Maria und seinem älteren Bruder Alexander auf. Die Mutter war eine gebildete Frau, die mehrere Fremdsprachen beherrschte, der Vater war ein angesehener Lehrer. Wladimir war ein begabter Schüler, der das Gymnasium mit Auszeichnung abgeschlossen hatte.

Lenin hält im Taurischen Palais in Petrograd die Rede vor dem Petersburger Sowjet, die später den Kern der „Aprilthesen“ bilden wird. Bild: Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=17371281

Jedoch wurde seine Jugend geprägt durch den frühen Tod seines Bruders, der 1887 wegen eines Anschlagversuchs auf den Zaren gehängt wurde. Er gehörte der Gruppe „Narodnaja Wolja“ an, die auf Attentate als politisches Mittel setzte. Diese Erfahrung prägte Wladimir Iljitschs politisches Leben nachhaltig: So teilte er das revolutionäre Streben seines Bruders, lernte aber aus dessen Fehlern und setzte auf den Aufbau einer im Volk verankerten kommunistischen Arbeiterpartei, die langfristig auf den Sturz des Zarenregimes hinarbeiten und letztlich den Aufbau des Sozialismus in Angriff nehmen sollte. Wegen seiner ersten revolutionären Tätigkeiten wurde er später zwar der Universität Kasan verwiesen, konnte aber trotzdem als Externer sein juristisches Examen ablegen. Lenin scheute niemals Schwierigkeiten und Durststrecken. Er nahm auch heftige Auseinandersetzungen, bis hin zum Bruch mit den eigenen Genossen in Kauf, um die revolutionäre, wissenschaftliche Linie durchzusetzen. Bedingt durch seine langjährigen Auslandsaufenthalte im westeuropäischen Exil, lebte er quasi rastlos für die Revolution. Gleichwohl aber war Lenin ein Kulturmensch, lernte viele Fremdsprachen, besuchte Theater, pflegte einen bescheidenen Lebensstil und liebte Wanderungen in den Schweizer Bergen. Auch im Exil brach der Kontakt zu den russischen und kaukasischen Genossinnen und Genossen niemals ab. Über verschiedene geheime Wege konnten seine Schriften ins Zarenreich geschmuggelt werden. Eine besonders wichtige Person in Lenins Leben war zweifellos seine Frau und Genossin Nadeschda Krupskaja, die eine selbstbewusste, emanzipierte Revolutionärin war, die gemeinsam mit ihm für die sozialistische Sache kämpfte.

hier geht es weiter »

Im Jahr des Roten Oktobers sollte sein Lebensziel in Erfüllung gehen: Nach seiner raschen Rückkehr per Zug und Schiff aus dem Schweizer Exil im April 1917 – in Europa tobte noch immer der 1. Weltkrieg – stellte Lenin seine berühmten Aprilthesen auf. Die nach der Märzrevolution und der Abdankung des Zaren herrschende bürgerliche Regierung unter Kerenskij sollte gestürzt und die Sowjetmacht errichtet werden. Alle Macht den Sowjets! Die anderen Bolschewiki zögerten, waren von diesen Ideen zunächst wenig begeistert, manche hielten sie gar für verrückt. Doch unter den Arbeitern und Bauern nahmen die Unruhen zu. Die Menschen wollten endlich Brot und Frieden!

Im Juli musste Lenin, aufgrund des von der bürgerlichen Regierung erlassenen Haftbefehls, Petrograd (später Leningrad, heute wieder St. Petersburg) erneut in Richtung Finnland verlassen. Doch schon im Oktober kehrte er zurück. Nach nächtelangen Diskussionen folgte die Mehrheit Lenin. Der Zeitpunkt für den Aufstand, für die sozialistische Revolution war gekommen.

Das außerordentliche, umfangreiche und brillante theoretische Werk Lenins bildet auch für uns heute nach wie vor einen wichtigen Kompass und ein Instrument von grundlegender Bedeutung. Die Reihe seiner entscheidenden Werke ist Legende: „Was tun?“, „Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück“, „Materialismus und Empiriokritizismus“, seine Analysen des Imperialismus, („Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“) und des Staates („Staat und Revolution“) beweisen bis heute seinen konsequenten dialektischen Materialismus, seine Streitbarkeit und seine revolutionäre Konsequenz. In jahrzehntelangem Studium hatte er sich das erarbeitet. Er wurde so zum kompetenten Kenner von Hegel, Marx, Engels und großer Teile der ökonomischen und politischen Literatur. Seine richtungsweisenden Analysen und Direktiven in den jahrelangen Kämpfen der russischen Revolution aber bewiesen, dass sein theoretisches Werk nichts anderem diente als der Orientierung und Führung der sozialistischen Revolution des Proletariats.

Während der Name Lenin noch heute bei vielen Menschen in Russland, keineswegs nur bei denen, die Kommunisten sind oder sich als solche verstehen, einen guten Klang hat, sich noch immer lange Schlangen vor seinem Mausoleum bilden, gerät sein Werk hier bei uns eher in Vergessenheit und wird von bürgerlichen Historikern verunglimpft. Die einen sehen ihn als Wegbereiter eines „stalinschen Terrors“, die anderen hingegen versuchen Stalin gegen Lenin auszuspielen, reißen historische Dokumente und Zitate aus dem Kontext, um unüberbrückbare Widersprüche zu konstruieren. Sowohl die Trotzkisten als auch die Revisionisten vom Schlage Chruschtschows, Breschnews und Gorbatschows bedienten sich sämtlicher Methoden der Geschichtsfälschung, bis hin zu Zensur, um die enge Verbundenheit von Lenin und Stalin zu leugnen. Ein Beispiel hierfür bildet der Film „Lenin im Oktober“, welcher mehrfach der revisionistischen Zensur zum Opfer fiel.

Wir Revolutionäre nehmen uns Lenin zum Vorbild, um auch heute unermüdlich für eine sozialistische Gesellschaftsordnung zu kämpfen!

Redaktion Arbeit-Zukunft, letzte Aktualisierug, April 2020
.

Siehe auch: „Video: Lenin im Oktober“

Lenin im Oktober

.

Erstveröffentlichung heute in Arbeit Zukunft online. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.
Bilder und Bildunterschriften wurden komplett oder zum Teil von der Redaktion AmericanRebel hinzu gefügt.
.

.

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung –
Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz.
Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief

└ Schlagwörter: 150 Jahre, Analysen und Direktiven, Gedanken zum 150. Geburtstag eines bedeutenden Revolutionärs, ie Trotzkisten, Kulturmensch, Lenin, mehrere Fremdsprachen, Narodnaja Wolja, revolutionäre Konsequenz, Simbirsk an der Wolga, Tod, unüberbrückbare Widersprüche, von bürgerlichen Historikern verunglimpft, Wladimir Iljitsch Uljanow, СПАСИБО ЛЕНИН! DANKE LENIN!
 Comment 
Apr.23
on 23. April 2020
Veröffentlicht in: Allgemein

Rui Filipe Gutschmidt

Brasiliens Präsident Bolsonaro unterstützt Demo
die Militärintervention in Brasilien fordern

Rui Filipe Gutschmidt

Sonntagabend hat in Brasiliens Hauptstadt Brasilia eine Veranstaltung zum „Tag der Armee“ stattgefunden. Am Rande des Festaktes demonstrierten Anhänger der Militärdiktatur (1964-1985) für eine Militärintervention und die Reaktivierung des AI-5 Dekrets, mit dem Nationalkongress und die staatlichen gesetzgebenden Versammlungen geschlossen werden können. Die Gefahr, dass sich ein Teil des Militärs hinter Bolsonaro stellt und die Corona-Krise nutzt ist real und kann nur mit einer klaren Unterstützung der Weltgemeinschaft für die Verteidiger der demokratischen Werte in Brasilien verhindert werden.

Die Anhänger von Präsident Jair Bolsonaro kommen aus dem ultrakonservativen, ultrareligiösen und ultranationalistischen Lager. Sie wünschen sich eine Rückkehr zur Militärdiktatur in Brasilien, mit der sie „Recht und Ordnung“ verbinden. IHR Recht auf MEHR Eigentum und die Ordnung IHRER Macht über den „Pöbel“ ist damit natürlich gemeint. Nein, das braucht Niemand und am allerwenigsten Brasilien.

Der brasilianische Präsident nahm an diesem Sonntag an einem Protest in Brasilia anlässlich des Tages der Armee teil, an dem eine militärische Intervention und die Reaktivierung von AI-5, einem Dekret der Militärdiktatur, das Ende der 1960er Jahre in Kraft trat, gefordert wurde.

Jair Bolsonaro hält Rede über DAS LEBEN FÜR DAS VATERLAND GEBEN – Screenshot YouTube

Jair Bolsonaro trat erneut in der Öffentlichkeit auf, ohne die Empfehlungen der Gesundheitsorganisationen zur Eindämmung der Covid-19 Pandemie zu respektieren. Er bedeckte nicht einmal seinen Mund beim Husten und seine Anhänger glauben seiner unsinnigen These, dass das Virus nur Menschen über 60 gefährlich wird. Er blieb vor den Demonstranten stehen, die Anti-Demokratie-Plakate trugen, auf denen beispielsweise „Militärische Intervention mit Bolsonaro an der Macht“ stand.

hier geht es weiter »

Der Präsident begrüßte die Gruppe und sprach von einem Fahrzeugsdach zu den Demonstranten.

Ohne die angeforderte militärische Intervention zu erwähnen, sagte der Präsident, dass er an das „glaube“, was bei der Demonstration gefordert wurde und dass dort jeder, an Brasilien glauben würde.
.
Jair Bolsonaro immitiert Hitler

„Jeder in Brasilien muss verstehen, dass er dem Willen des brasilianischen Volkes unterliegt. Ich bin sicher, wir alle haben eines Tages geschworen, unser Leben für unser Vaterland zu geben, und wir werden alles tun, um das Schicksal Brasiliens zu ändern. Es reicht uns mit alter Politik.“

Als der Präsident von Brasilien von „unser Leben für unser Vaterland zu geben“ sprach, musste ich zwangsläufig an typische Phrasen der Nazis, wie „ich gebe mein Blut fürs Vaterland“ oder „Blut und Ehre“ denken. Es ist nichts Neues innerhalb der brasilianischen Regierung.
Ende letzter Woche ersetzte Jair Bolsonaro den Gesundheitsminister, der das Verhalten des Präsidenten wochenlang kritisiert hatte. Bolsonaro leugnet immer wieder die Gefährlichkeit des Coronavirus und macht sich lustig über alle die sich schützen wollen. Das schlimmste aber ist die politisierung einer Krankheit. Die Menschen wollen nicht eingesperrt werden, haben Angst um ihre Jobs, ihre Geschäfte, ihr Einkommen. Wenn ihnen ihr Präsident erzählt, dass irgend eine dunkle Macht die Wirtschaft Brasiliens schaden will, dann glauben sie das nur allzugerne.

Ziel von Jair Bolsonaro ist es, die vom ehemaligen Gesundheitsminister auferlegten Maßnahmen zu beenden und die Wirtschaft des Landes so schnell wie möglich zu reaktivieren. Dabei wurde er von mehreren Demonstrationen im ganzen Land unterstützt, bei denen sich Tausende von Menschen auf den Straßen versammelten, um die soziale und arbeitsrechtliche Beschränkung zu beenden.

Die Opposition gegen den Präsidenten hat sich am Fenster manifestiert, nämlich das Schlagen von Töpfen und Pfannen, wie es am Donnerstag nach dem Wechsel der Gesundheitsminister geschah.

Der Präsident besteht darauf, Gesundheitsempfehlungen zur Eindämmung der Epidemie entgegenzuwirken und ein Ende der sozialen Distanzierung zu fördern, obwohl sich die Tragödie durch das neue Coronavirus in Brasilien rapide verschlechtert.


Erstveröffentlichung heute oder vor ein paar Tagen in unserer Partnerzeitung INFO-WELT.

.
Weitere Artikel von Rui Filipe Gutschmidt
.

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief

└ Schlagwörter: Brasiliens Hauptstadt Brasilia, Coronavirus in Brasilien, Covid-19-Pandemie, Demonstranten, Die Anhänger von Präsident Jair Bolsonaro, eaktivierung von AI-5, Gefährlichkeit des Coronavirus, Gesundheitsempfehlungen, Jaír Bolsonaro, Opposition gegen den Präsidenten, Pöbel, Präsident, Protest in Brasilia, Tag der Armee, Wirtschaft Brasiliens
 Comment 
Apr.23
on 23. April 2020
Veröffentlicht in: Allgemein

Aygün Altay

Durch Zäune sprechen wir!

Aygün Altay

Mit dem Rücken zur Wand und den Blick gen Zukunft gerichtet stehen und leben Tausende Flüchtige zum Zeitpunkt der Pandemie in Lesbos und Moria.

Nicht nur, dass diese Menschen provisorisch am Überleben sind, nun kehrt auch ein unsichtbarer Gegner in die Flüchtlingscamps in Griechenland ein. Die Bedingungen in den Flüchtlingslagern in Moria und Lesbos waren auch ohne das Virus schon unmenschlich und riskant genug. In Moria teilen sich 200 Menschen ein WC und eine Dusche. Ein Wasserhahn dient nicht nur als Wasserquelle zum Trinken, sondern ebenfalls zum Abspülen und um seinen Körper zu reinigen. Mehrere Stunden stehen die ohnehin schon erschöpften Menschen für Nahrung an, die vorne und hinten nicht reicht. Für sich und ihre Familien gehen sie sehr große Risiken ein.

By Tim Lüddemann, Flickr, licensed under CC BY-NC-SA 2.0.

In Zeiten von Klopapierhortungen und Schlachten an den Regalen um Dosenfutter im zivilisierten Europa vergisst man leicht die Situation, in der viele tausende Frauen, Kinder und Männer an den Grenzen zu Europa gezwungen sind auszuharren. Um den Mindestabstand gewährleisten zu können, sprechen wir von einem Abstand von 1,50 Metern in Supermärkten, bei der Arbeit und sogar bei Verwandten – aufgrund der maßlosen Überbelegung ist dies in den Lagern eine Unmöglichkeit. Das Lager in Moria ist für 3.000 Menschen ausgelegt. Nun sind es 20.000 Menschen, die sich dicht auf dicht ihre Zelte aneinanderreihen. In Zelten bis zu zehn Personen, Kinder und ihre Spielzeuge, Töpfe und Betten. In solch prekären Situationen ist die Bekämpfung von Covid-19 unmöglich.

hier geht es weiter »

Diese bereits genannten Situationen können nur beendet werden, indem diese Menschen nicht mehr durch Zäune mit uns Sprechen, nicht mehr mit Angst, statt Essen im Bauch zu Bett gehen, sondern Europa diese Tragödie endlich beendet. Die Grenzen aufzumachen, zeugt nicht nur von Solidarität, sondern auch von gesundem Menschenverstand. Eine menschenverachtende Situation für so viele Kinder, Männer und Frauen ist nur mit der Öffnung der Grenzen und der schulischen Bildung in Deutschland oder seinen Partnern in Europa möglich. Über Obergrenzen zu sprechen, ist bei der Fläche von 10.180.000 Quadratkilometern eine Farce. Natürlich tragen Parteien wie AfD oder FPÖ deutlich dazu bei, dass unsere Mitbürger und Mitbürgerinnen eine Gefahr darin sehen, die Grenzen zu öffnen. Aber um eine gesunde Welt für jede und jeden zu erschaffen, müssen auch dieselben Gegebenheiten herrschen. Ob dies nun die Hygiene, Bildung oder andere Dinge betrifft, ist unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht oder Religion. Nur gemeinsam kann Europa diese Menschen auffangen.

Nur mit klarem Menschenverstand und Liebe wird es möglich sein, allen die Freiheit zu schenken.

Erstveröffentlichung in „Die Freiheitsliebe“ vor wenigen Tagen. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers und des Autors.
.
Über den Autor: Aygün ist ein 24-jähriger kommunistischer Aktivist aus Deutschland mit türkischen Wurzeln.

.

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
zurück zur Startseite
hier geht es zur Facebook Diskussionsgruppe

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief

└ Schlagwörter: 0.180.000 Quadratkilometern, Aygün Altay, Dosenfutter, Durch Zäune sprechen wir!, Eine menschenverachtende Situation, Essen im Bauch, Klopapierhortungen, Palästina, Wasserhahn
 Comment 
  • Seite 40 von 150
  • « Erste
  • «
  • 38
  • 39
  • 40
  • 41
  • 42
  • »
  • Letzte »

.

Autoren/-innen

Archiv

2001-2015 / 2016

Auslandskorrespondenten

  • Andreas Habicht, Spanien
  • Jairo Gomez Garcia, Spanien
  • Noel Nascimento, Brasilien
  • Rainer Kranz, Portugal
  • Rui Filipe Gutschmidt, Portugal
  • Yücel Özdemir, Türkei

Volkskorrespondenten/innen

  • Andre Accardi
  • André Höppner, Hannover
  • Andreas Grünwald, Hamburg
  • Bastian Reichardt, Königswinter
  • Diethard Möller, Stuttgart
  • Fritz Theisen, Stuttgart
  • Gizem Gözüacik, Mannheim
  • Heinrich Schreiber
  • Ilga Röder, Saarbrücken
  • Jens Lustig, Augsburg
  • Kalle Schulze, Sassnitz
  • Kiki Rebell, Kiel
  • K-M. Luettgen, Remscheid
  • Leander Sukov, Ochsenfurt
  • Luise Schoolmann, Hambgurg
  • Maritta Brückner, Leipzig
  • Matthias Wolf, Potsdam
  • Max Bryan, Hamburg
  • Merle Lindemann, Bochum
  • Michael Hillerband, Recklinghausen
  • H. Michael Vilsmeier, Dingolfing
  • Monika Oette, Leipzig
  • Nicola Hofediener, Hamburg
  • Peter Vauel, Essen
  • Ralf Ripken, Altenstadt
  • Ricardo Lerida, Maspalomas
  • Steffen Weise
  • Susanne Fiebig, Hamburg
  • Wolfgang Huste, Ahrweiler
  • Wolfgang Müller, Hamburg
  • Quasi B., Dresden

Kooperationspartner

Antikrieg.com
Arbeit-Zukunft
ANF NEWS
Berlin Bulletin by Victor Grossman
BIP jetzt BLOG
Dean-Reed-Archiv-Berlin
Der Stachel Leipzig
Die Freiheitsliebe
Die Welt vor 50 Jahren
Einheit-ML
EINHEIT & KAMPF
Egers Worte – Der Schwarze Kanal
El Cantor
Hartz-IV-Nachrichten
Harald Pflueger international
Hosteni – INFO (nur per eMail)
Informationsstelle Militarisierung
Infoportal f. antif. Kult. u. Polit. M/P
INFO-WELT
Israel Büro der R. Luxemburg Stiftg.
JusticeNow!
Kämpfer und Freunde
der Spanischen Republik 36/39 e.V.
Kommunisten Online †
LINKSNET
Roter Morgen
Sascha Iwanows Welt
Sascha’s Welt
YeniHayat/NeuesLeben

American Rebel

Spendenaufruf

Hartz-IV-Nachrichten

Onlinezeitung El Cantor

Einheit

Volkskorespondenzen

Edition Armerican Rebel

eBay-Shop American Rebel

You Tube Channel

Unser Kalender der Jahrestage und Ereignisse

Neues Projekt

Der Reaktionsbeirat

Dean Reed Archiv

Kommunisten Online

Spezials


100 Jahre Novemberrevolution

Internationaler Frauentag

Pflege am Limit

70 Jahre Israel

Links

Hosteni 100

Volkskorrespondenz

Rebellen

Grafiken by
www.zersetzer.com |||| ||| freie grafik
Thomas Müntzer
Thomas Müntzer
Artikel zu Thomas Müntzer
Karl Marx
Karl Marx
Artikel zu Karl Marx
Rosa Luxemburg
Rosa Luxemburg
Artikel zu Rosa Luxemburg
Erich Mühsam
Erich Mühsam
Artikel zu Erich Mühsam
Hans Beimler
Hans Beimler
Artikel zu Hans Beimler
Bartolomeo Vanzetti
Bartolomeo Vanzetti
Artikel zu Bartolomeo Vanzetti
Olga Benario
Olga Benario
Artikel zu Olga Benario
Che Guevara
Che Guevara
Artikel zu Che Guevara
John Heartfield
John Heartfield
Artikel zu John Heartfield
Victor Jara
Victor Jara
Artikel zu Victor Jara
Rudi Dutschke
Rudi Dutschke
Artikel zu Rudi Dutschke
Lucio Urtubia
Lucio Urtubia
Artikel zu Lucio Urtubia
Dean Reed
Dean Reed
Artikel zu Dean Reed

Impressum
Datenschutzerklärung