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Okt.11
on 11. Oktober 2017
Veröffentlicht in: Allgemein

Redaktion American Rebel

Revolutionärer Buchladen in Kalifornien
von Faschisten überfallen

Solidaritätserklärung
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Das Dean-Reed-Archiv Berlin und die Onlinezeitung American Rebel solidarisieren sich mit der Buchhandlung »Revolution Books« in Berkeley Kalifornien.

Blick in den Buchladen

Werte Freunde und Genossen,
wir haben erst heute, im fernen Berlin, von dem feigen Überfall einer faschistischen Bande auf Euren revolutionären Buchladen am 23. und 24. September gehört und sprechen Euch unsere ungeteilte Solidarität aus.

Viermal in zwei Tagen wurde der Buchladen »Revolution Books« von faschistischen Kräften angegriffen und bedroht. Rund 40 Faschisten, die zur »Free Speech Week’ at UC Berkeley Canceled, Milo Yiannopoulos Blames School« kamen, stürmten den linken Buchladen, bedrohten Kunden und Angestellte, drohten ihnen mit Vergewaltigung und Tod, schlugen auf die Fenster ein und riefen: »commie scum, while chanting, USA, USA, USA«. Noch drei weitere Male kehren einige der Faschisten zurück um die Buchhandlung erneut zu bedrohen und zu schließen.

Reiko Redmonde, Manager von Revolution Books

Dies geschah zuerst am Ende eines Tages, an dem Hunderte von Weißen-Trump-Oberhäuptlingen auf dem Campus der Universität Frauen- und Fremdenfeindlichkeit gepredigt haben.

Reiko Redmonde, Manager von Revolution Books, sagte u. a.: „Die faschistischen Verbrecher, die ihre Angriffe auf den Straßen von Charlottesville bis direkt vor unserer Tür verstärken, werden alle von dem faschistischen Trump/Pence-Regime im Weißen Haus unterstützt und ermutigt.
Wir sind eine Buchhandlung über das Verständnis der Welt, um die Welt zu verändern. Im Zentrum unseres Geschäfts steht die fortschrittlichste wissenschaftliche Theorie und Führung für eine wirkliche Revolution und die Emanzipation der Menschheit. Wir unterstützen die neue Synthese des Kommunismus, die der Revolutionsführer Bob Avakian erarbeitet hat. Wir führen Literatur, Geschichte, Wissenschaft, Kunst, Philosophie und Revolutionstheorie. Revolution Books ist ein Ort der Entdeckung und des Engagements.“

Redmonde zitierte das berühmte Gedicht von Pastor Martin Niemöller, der schrieb:

……………………………………Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen;
ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen;
ich war ja kein Sozialdemokrat.
Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Gewerkschafter.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.

 

Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg! – Hoch die internationale Solidarität!

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Pressekonferenz am 27. September
in
der Buchhandlung »Revolution Books«

Press conference

Sunsara Taylor, Mitglied der Berkeley Community,
spricht über die jüngsten Angriffe von faschistischen Schläger auf den Buchladen.
Der Buchladen bleibt geöffnet!

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Hier ein Beispiel wie »Revolution Books« arbeitet

What is fascism To understand what is taking place in this country it is he

Was ist Faschismus? Um zu verstehen, was in diesem Land geschieht,
ist es hilfreich, die Geschichte zu verstehen, und die Geschichte des Faschismus,
insbesondere in der Nazi-Deutschland, wo die Menschen nicht früh genug begriffen hatten,
was passiert war und sich nicht im Großen und Ganzen erhoben haben.
Lernen wir diese Lektion, bevor es zu spät wird.
Diese Bücher sind hilfreich.

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└ Schlagwörter: Brauner Sumpf
 Comment 
Okt.10
on 10. Oktober 2017
Veröffentlicht in: Allgemein

Beitrag von Menschen, die teilweise seit 25 Jahren in Katalonien leben und arbeiten

Mein Katalonien

Zur Verfügung gestellt von Werner Abel
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Liebe Freundinnen und Freunde,
wir als Menschen, die seit vielen Jahren in Katalonien leben bzw. Catalunya regelmässig besuchen, haben folgenden Beitrag zur aktuellen Situation im Lande verfasst.
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Mein Katalonien

Der Konflikt zwischen der spanischen Zentralregierung und der katalanischen Gesellschaft droht nach dem Referendum am 1.10., begleitet von brutalen Polizeieinsätzen, zu eskalieren. Die ultrakonservative spanische Regierung droht mit dem militärischen Ausnahmezustand. Demgegenüber steht die im Moment stärkste, facettenreichste basisdemokratische Zivilbewegung Europas. Auf Grund der langen kollektiven Geschichte Kataloniens hatte diese Mobilisierung von Anfang an starken antifaschistischen Charakter. Fälschlicherweise wurde sie lange von den europäischen Medien in den gleichen Suppentopf geschmissen wie die fremdenfeindliche Lega Norte in Italien, der es nur darum geht, den relativen Reichtum für sich zu behalten.

Eine breite Resonanz der fortschrittlichen Kräfte in Europa könnte vielleicht Schlimmstes verhindern. Die Rede des spanischen Königs am Abend des Generalstreiks, die Verlautbarungen der Regierungssprecherin, des Justiz- und Innenministers der PP-Regierung zielen darauf ab, die Anwendung des § 155 der spanischen Verfassung propagandistisch vorzubereiten. Das würde die Ausrufung eines wie immer gearteten Ausnahmezustandes bedeuten. Es ist ernsthaft zu befürchten, dass es zum Einsatz von Militär, Massenverhaftungen von Regierungsmitgliedern und anderen exponierten Persönlichkeiten kommen wird, um die Kontrolle über eine bislang friedliche Protestbewegung, die den Grossteil der katalanischen Bevölkerung erfasst hat, zu erlangen. Mit der Besetzung der Medien, Verhinderung von freier Kommunikation über Internet (wie schon in der letzten Woche geschehen) u.v.a.m. könnte ein Szenario innerhalb der EU entstehen, wie wir es aus der Türkei kennen.

Um die Hintergründe dieses Konfliktes zu verstehen, muss etwas ausgeholt werden. Katalonien, wie das Baskenland, ist eine eigene Sprach- und Kulturregion mit mehr als 800 Jahren langer Tradition.

Zentralspanien und somit auch Madrid waren bis ins letzte Jahrhundert hinein noch stark feudalistisch, kolonialistisch und klerikal (Opus dei…) geprägt. Eine Phase der Aufklärung hat es nur marginal gegeben. Bis heute pflegen Teile der Gesellschaft den grossen hispanischen Traum und zählen jeden Spanisch sprechenden Menschen in dieser Welt, sozusagen aus der Sicht spanischer Urvaterschaft. Im Militärputsch der Franquisten 1936 gegen die demokratisch gewählte fortschrittliche Regierung kulminierten die Widersprüche zwischen dem reaktionären, erzkonservativen, fortschrittlichen anarchistisch, marginalisierten Landbevölkerung. Die Truppen Francos gewannen, auch durch die nicht unerhebliche Unterstützung der deutschen und italienischen Faschisten, bekanntermassen diesen Bürgerkrieg, dem eine grausame Repressionswelle, vor allem auch in Katalonien, folgte. U.a. wurde katalanische Sprache verboten. Wenn die paramilitärische Polizei Guardia Civil Menschen auf der Strasse Katalan sprechen hörte, wurden diese drangsaliert und aufgefordert, eine „christliche Sprache“ zu sprechen.

Nachdem Franco 1975 im Bett starb, gab es die sog. Phase der Transición (Übergang). Der reaktionäre Kern der rechtsnationalistischen Gesellschaft katholischen, Bürgertum, organisierten spätfeudalistischen Spanien und dem einer syndikalistisch (teilweise Arbeiterschaft und einer stark war nur unwesentlich geschwächt, obwohl dann die sog. sozialistische Partei während einer relativ langen Regierungsphase das Land modernisieren konnte auf Basis einer bürgerlichen Verfassung. Ein ehemaliger Minister aus dem Kabinett Francos gründete dann eine reaktionäre Partei, aus der die derzeit regierende Partido Popular (PP) hervorging. Noch heute stammen nicht unwesentliche Teile dieser Regierung aus alten franquistischen Familien.

Was sich nun in Katalonien abspielt, reaktiviert die alten Traumata dieser faschistischen Zeit. Das prosperierende Katalonien mit der Hafenstadt Barcelona als Mittelpunkt steht in der Tradition einer weltoffenen, aufgeklärten, ja fast libertär modernen Handelsbourgeoisie, vielleicht von der Mentalität vergleichbar eher mit der Hanse oder dem holländischen Bürgertum. Es war in den 20ziger und 30ziger Jahren Zentrum der stärksten libertär anarchistischen Bewegung Europas. Nicht dass es diese Phänomene nicht in Madrid gäbe, aber das Zentrum Spaniens stand und steht fast immer im direkten Konflikt mit diesem klerikal spätfranquistischen Klüngel, der derzeit mal wieder die Regierung stellt. Im Jahr 2006 war unter der Präsidentenschaft des Sozialisten Zapatero im spanischen Parlament mit grosser Mehrheit ein erweitertes Autonomiestatut für Katalonien verabschiedet worden gegen die Stimmen der Rajoy-PP. Dieses Statut hätte Katalonien mehr finanzielle und kulturelle Rechte eingeräumt. Eben dieser Rajoy legte dann erfolgreich vor dem Verfasssungsgericht Widerspruch gegen diesen Parlamentsbeschluss ein. Mit dem Negativentscheid im Jahre 2010 des reaktionär besetzten Verfassungs- gerichts war damit jede verhandelbare Perspektive, den Besonderheiten Kataloniens gerecht zu werden, endgültig gescheitert. Wieder einmal frustiert von der hispanonationalistischen Zentralregierung entwickelte sich in weiten Teilen der katalanischen Bevölkerung die nun uns bekannte Unabhängigkeitsbewegung.

In den letzten Wochen dokumentierte die kritische Auslandspresse im Gegensatz zu den manipulierten spanischen Medien die jüngsten martialischen Polizeiaktionen in Katalonien. Die Zentralregierung verbot darüberhinaus alle Veranstaltungen in Gesamtspanien, die in irgendeiner Weise das Volksabstimmungsbegehren der KatalanInnen unterstützen. Es hatte in mehreren Städten, auch in Madrid, in der letzten Woche Versammlungen und Demonstrationen gegen die Militärstaatsstrategie der PP-Regierung gegeben, wohl wissend in welch gefährlicher Tradition sich diese Partei und das von ihr durchsetzte Justizsystem bewegt. Grosse Teile der konservativen Medien Zentralspaniens haben aber auch gut und gerne die Ressentiments gegen die KatalanInnen, appellierend an die Hispanidad-Gefühle, bedient. Natürlich gibt es auch Entsprechungen in der teilweise nationalistisch geprägten katalanischen Unabhängigkeitsbewegung wie z.B. Vorurteile gegen Südspanien etc.. Aber es wäre vollkommen verkehrt, die katalanische Unabhängigkeitsbewegung auf nationale Identitäten zu reduzieren. Sie spielen vielleicht bei einem gewissen Teil eine Rolle, aber so weit ich das einschätzen kann, motiviert den grössten Teil der bewegten Menschen vor allem die Ablösung von diesem reaktionären Zentrum Spaniens, zu dem mensch auch gewisse Teile der spanischen Sozialdemokratie zählen kann. Letztere verhält sich wie so oft in der Geschichte mal wieder vollkommen indifferent.

Zusammengefasst bzgl. Katalonien können wir sagen, dass in dem recht heterogenen Spektrum der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung sich alle einig sind in der Ablehnung der reaktionären und korrupten Politikerkaste Zentralspaniens, dass diese Bewegung insgesamt, trotz nationaler Identitäten, weitgehend fortschrittlich, offen und kosmopolitisch und stark Europa orientiert ist.

Wir kennen in Katalonien viele Menschen aus dem links-libertären Spektrum, die diese Unabhängigkeitsbewegung nicht unterstützen, weil sie kein politisches Projekt in diesem Gemenge identifizieren können und vor allem den heiklen Pakt mit der katalanischen Bourgeoisie, der es gewiss auch um Machtgewinn geht, ablehnen. In dem demokratischen Begehren, diese Angelegenheit nun endlich mal in Form einer Volksbefragung zu klären, sind sich aber alle einig, ausser etwa 20 % der Menschen, die dort eben diese PP und die neue neoliberale Partei Ciudadanos unterstützen. Hinsichtlich Gesamtspanien ist das Bild komplizierter. Mit systematischen Falschmeldungen und nationalistischer Demagogie hetzt die PP-Regierung nach altbekannten franquistischen Mustern die Menschen und Medien auf. Goebbels hätte seine Freude daran.

Nur Teile der Gesellschaft in der Region Valencia und auf den Balearen, wo Sprachen gesprochen werden, die mit dem Katalan fast identisch sind, haben sich mit den KatalanInnen solidarisiert. Im Baskenland allerdings demonstrierten, auch unterstützt von der bask. Regierungspartei PNV, ca. 40 000 in Solidarität mit den KatalanInnen, obwohl letztere Anfang dieses Jahrhunderts die Basken bei einer ähnlichen Initiative ziemlich im Regen stehen gelassen hatten. Der damalige Präsident Kataloniens Pujol hatte mit dem ultrakonservativen PP-Präsident Aznar wegen Haushaltsvorteilen ziemlich geklüngelt.

Das augenblickliche Gemenge ist hochbrisant. Vor dem Hintergrund der noch recht jungen Geschichte der Demokratie Spaniens werden die Scherben der militärpolitischen Politik Rajoys in Katalonien nicht mehr zu kitten sein. Dass der erzreaktionären spanischen Bourgeoisie ähnlich wie 1936 nichts anderes einfällt, als militärische Mittel und Repression zur Lösung von gesellschaftlichen Konflikten einzusetzen, ist zu befürchten und es wird deutlich werden, dass die spanische Gesellschaft die Erfahrung des Faschismus der Francozeit nie aufgearbeitet, sondern einfach nur verdrängt hat. Vor allem die PP ist dafür verantwortlich. Vielleicht in gewisser Vorahnung gab es kürzlich am 11. September dieses Jahres am katalanischen Feiertag Diada eine extra grosse Veranstaltung zum 11/09/1973, an dem in Chile die demokratisch gewählte sozialdemokratische Regierung Allendes durch einen Militätputsch angeführt von General Pinochet gestürzt wurde.

Dieser Beitrag wurde verfasst von Menschen, die teilweise seit 25 Jahren in Katalonien leben und arbeiten.
Detlef Schäfer, Elisabeth Erdtmann, Ulrike Clemen.

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└ Schlagwörter: Proteste
 Comment 
Okt.08
on 8. Oktober 2017
Veröffentlicht in: Harry Popow

Redaktion American Rebel

Eiszeit-Blüten

Achtes Buch mit biografischen Erinnerungen
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Unter dem Titel „EISZEIT-BLÜTEN. ROTE-NELKEN-GRÜßE AUS BLÜHENDEN LANDSCHAFTEN“ veröffentlichte der Diplom-Journalist und Blogger und einstiger Oberstleutnant a.D. der NVA im Brokatbook Verlag, Erscheinungsdatum ab 01. Oktober, sein achtes Buch der biografischen Erinnerungen.

Warum schreibt der Autor Harry Popow von Eiszeit-Blüten? Er bezieht sich auf den Fund russischer Forscher. Sie entdeckten in einer Tiefe von 38 Metern in sibirischen Permafrostböden 30.000 Jahre alte Blüten aus der Eiszeit! Und brachten sie wieder zum Blühen…

Harry Popow

Zum Blühen will auch der Herausgeber jene weitgehend offiziell nicht wahrgenommenen Erinnerungen von DDR-Bürgern. Denen spürt er auf und bezeichnet sie als Blüten, die zukünftigen Generationen helfen mögen, echte „blühende Landschaften“ ohne Kapitalismus zu errichten. Mit dem ironischen Untertitel spielt er erstens auf die von der Arbeiterklasse anlässlich des 1. Mai am Jackenaufschlag angesteckten Roten Nelken an, dem Symbol des Kampfes der Arbeiterbewegung und des Bekenntnisses zu Sozialismus und Kommunismus und zweitens auf das „berühmte“ Versprechen des Bundeskanzlers Helmut Kohl. Als Herausgeber lässt Harry Popow einstige DDR-Bürger mit ihren Erinnerungen und ihren Haltungen zum heutigen kapitalistischen Deutschland in zahlreichen Mails und persönlichen Texten zu Wort kommen.

Sie sind Nach- und Vordenker in einem. Sie stehen für ehrliche einstige DDR-Bewohner. Für ihr Wollen, ihren Ehrgeiz, ihren Mut, ihre Hingabe für ein neues und demokratisches Deutschland, mit all den noch unbewältigten Problemen des täglichen Lebens. Sie schweigen nicht. Denn es ist „Hohe Zeit“, da all die kühnen Ideen, die Motive für eine bessere Menschenwelt aus der Gruft der Vergessenheit herbeigerufen werden müssen.

Keine der in der DDR erlebten Widersprüche warf überzeugte Bürger und Humanisten aus der Bahn, weder psychologische Ungereimtheiten noch politische Kurzsichtigkeiten. Im Mittelpunkt der Motivation der Textbeiträge stand und steht die Verteidigung des Friedens, an der der Herausgeber auch persönlich 32 Jahre lang seinen Anteil hatte. Das Bemühen und das Engagement aller User und Autoren münden in der nachdenklichen Frage, ob die jetzige Beschaffenheit der Gesellschaft etwa das Nonplusultra sein soll…

Das Buch gliedert sich in fünf Abschnitte: Beginnend mit einem Essay, in dem die zunehmende geistige Leere in den Medien und in den Köpfen mancher Leser und Hörer bedauernd gegeißelt wird, werden im zweiten Abschnitt „Bekennendes Netz-Geflüster“ Mails, die unter Gleichgesinnten zu aktuellen Problemen ausgetauscht wurden, veröffentlicht. Vertiefend kann der Leser unter „Unvergessene Blütenpflege“ von persönlichen Erinnerungen erfahren. „Randglossen“ nehmen Bezug auf aktuelle politische und kulturelle Ereignisse in der BRD und in der Welt. Bevor der Herausgeber im Epilog den Zusammenhang zwischen angestrebten Friedenswünschen und realen Gefahren für das friedliche Miteinander Fazit ziehend erörtert, veröffentlicht er einige von ihm geschriebene Buchtipps zu ausgesuchten politisch kritischen Sachbüchern. Bei „Erlesenes“ lässt er seine Leser teilhaben an treffenden literarischen Zitaten, die aus der Sicht von Autoren und Schriftstellern das Menschsein in der Gesellschaft beleuchten und dazu auffordern,  sich gegen die Unbilden menschlicher Verwerfungen zu stemmen. Er nennt dies „Durchbruch durch acedia.“ Von ihm stammen seit etwa 2011 über 80 Buchrezensionen zu kritischen Sachbüchern, veröffentlicht vor allem in der Neuen Rheinischen Zeitung, in der  Linken Zeitung (online) und in ausgewählten sozialen Netzwerken.

Geboren 1936 in Berlin-Tegel, erlebte der Autor Harry Popow noch die letzten Kriegsjahre. Ab 1953 war er Berglehrling im Zwickauer Steinkohlenrevier und ab Herbst 1954 Offiziersschüler in der KVP, später NVA. In den bewaffneten Kräften diente er bis 1986 als Zugführer, Politstellvertreter und Militärjournalist. Den Titel Diplomjournalist erwarb er im fünfjährigen Fernstudium an der Karl-Marx-Universität Leipzig.  Nach Beendigung der fast 32-jährigen Dienstzeit arbeitete Harry Popow bis Ende 1991 als Journalist und Berater im Fernsehen der DDR. Von 1996 bis 2005 hatte er mit seiner Frau Ingrid seinen festen Wohnsitz in Schweden. Seit 2005 leben sie in Schöneiche bei Berlin.

Harry Popow (Hrsg.): „EISZEIT-BLÜTEN. ROTE-NELKEN-GRÜßE AUS BLÜHENDEN LANDSCHAFTEN“, Taschenbuch: 235 Seiten, Verlag: Independently published (17. September 2017), Sprache: Deutsch, ISBN-10: 1549766864, ISBN-13: 978-1549766862, Größe und/oder Gewicht: 14 x 1,5 x 21,6 cm, 11,50 Euro.
BESTELLUNG

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Bisher veröffentlichte Bücher

Harry. Popow: „In die Stille gerettet. Persönliche Lebensbilder.“ Engelsdorfer Verlag, Leipzig, 2010, 308 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-86268-060-3, 16,00 Euro.
BESTELLUNG

Harry Popow: „WETTERLEUCHTEN – Platons streitbare Erben haben das Wort“. Rezensionen, Essays, Tagebuch- und Blognotizen, Briefe“, Verlag: epubli GmbH, Berlin, 316 Seiten, www.epubli.de , ISBN 978-3-7375-3823-7, Preis: 16,28 Euro.
BESTELLUNG

Eckhard Lange, (Ghostwriter und Urheber: Harry Popow): „Zwischen Start und Landung, Gelebt-gearbeitet-geflogen“, ein Lebensbericht, , 168 Seiten, Preis: 17,50 Euro – Versandkostenfrei, Juli 2013, Druck und Verlag: dbusiness.de Digital Business and Printing Gmbh, Greifswalder Str. 152, 10409 Berlin, E-Mail: greifswalder@dbusiness.de oder info@dbusiness.de , www.copyhouse.de, Telefon: 030 44650342.
BESTELLUNG bitte über die email Adresse info@copyhouse.de.

Harry Popow: „Im Stillen Park der untoten Seelen. Tamaras Notizen – auf der Spur von Träumen und ungeweinten Tränen“, AAVAA-Verlag, 1. Auflage 2016, Umschlaggestaltung AAVAA Verlag, Coverbild: Harry Popow, 335 Seiten, Taschenbuch, ISBN: 978-38459-1956-0, Preis: 11,95 Euro.
BESTELLUNG

Harry Popow: „DÄMMERZEIT.  EIN KESSEL  STREITLUST“, epubli-Verlag. Taschenbuch, Format DIN A5, 204 Seiten, ISBN: 978-3-7375-3822-0, Preis: 11,99 Euro.
BESTELLUNG

Harry Popow: „Der Schütze von Sanssouci. Das Leben mit einer Göttin – Erkenntnisse und Bekenntnisse aus acht Jahrzehnten“, Taschenbuch: 356 Seiten, Verlag: epubli; Auflage: 1 (22. Dezember 2016), Sprache: Deutsch, ISBN10: 3737538301, ISBN-13: 978-3737538305, Preis: 19,99 Euro.
INFO / BESTELLUNG

Harry Popow: „Das Schwedenhaus. Abgehauen in die Stille – Persönliche Lebensbilder“, Taschenbuch: 183 Seiten, Verlag: AAVAA Verlag (1. April 2017), Sprache: Deutsch, ISBN-10: 3845922443, ISBN-13: 978-3845922447, Preis: 11.95 Euro.
BESTELLUNG

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Frühere Artikel von/über Harry Popow
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Okt.07
on 7. Oktober 2017
Veröffentlicht in: Allgemein


Das katalanische Volk äußert sich,
der monarchistische Staat greift an

Kommuniqué der PCE (ml)   
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Auch wenn Rajoy und seine Mannschaft sich bemühen, laut das Gegenteil bekannt zu machen, hat es am Sonntag, dem 1. Oktober, ein Referendum in Katalonien gegeben, und nicht nur in den Wahlbüros, die den Polizeiübergriffen standgehalten haben. Auch die Straßen waren ein gemeinsamer Ruf für das Recht der Katalanen, über ihr Schicksal als Volk zu bestimmen.

Die Lage von Katalonien
(Foto von der Red. AR hinzugefügt)

Selbst die UNO warnte vor dem Machtmissbrauch, der in den letzten Wochen stattfand. Die ganze Welt hat dem Spektakel einer „fortschrittlichen Demokratie“ beigewohnt, die mit Gummigeschossen auf friedliche Wähler schießen ließ und dabei fast 800 Verletzte, davon wenigstens zwei schwer, verursachte. Die Folge ist, dass das monarchistische Regime seine faschistoide Natur, das direkte Erbe des Franquismus, nicht mehr verbergen kann; dieses völkermörderische System, das mit Töten begonnen und geendet hat und das die Bourbonen als Nachfolger an der Spitze des Staates sichtbar bestätigt hat.

Es ist ganz offensichtlich, dass die Verantwortung für die extreme Situation, in der sich der katalanische Konflikt befindet, Rajoy und seine Handlanger tragen. Es ist klar, dass Teile der katalanischen Bourgeoisie die Volksbewegung für die Selbstbestimmung als Rauchvorhang genützt haben, hinter dem sie ihre Korruptionsaffären und ihre eigene Verantwortung für die Verschlechterung der sozialen Lage in Katalonien während der letzten Jahre verborgen haben. Es ist auch wahr, dass das katalanische Kleinbürgertum im Nationalismus – wie so oft in der Geschichte – die Krücke gefunden hat, die sie angesichts der langandauernden wirtschaftlichen Krise und sozialen Deklassierung verzweifelt gesucht hat; darüber hinaus ist es ihr gelungen, in dieser Bewegung führend zu werden, auch wenn das knappe Ergebnis der letzten Wahlen zur Autonomie sie rational nicht ermutigte, sich auf diesen Weg des „je nachdem“ zu begeben. Im Gegenteil, es ist die Halsstarrigkeit des Regimes, und nicht nur Rajoys (dem in dieser abenteuerlichen Sturheit vom Rest der „Konstitutionalisten“ und der Judikative Folge geleistet wurde), welche bewirkt hat, dass die Katalanen massenhaft dazu übergegangen sind, über ihr Schicksal zu entscheiden. Und es ist die zügellose Gewaltanwendung durch das Regime, die bewirkt hat, dass es in Katalonien mehr Anhänger der Unabhängigkeit gibt denn je; sie könnte wohl die Situation bis zu einem „point of no return“ getrieben haben, indem sie den Austritt von Millionen von Katalanen aus dem, was sie als Spanien bezeichnen, Barbarei, Autoritarismus, Aggression, wahrscheinlich endgültig gemacht haben. An diesem Punkt treffen sie sich mit den Regierungsparteien.

Das zeigt die Stellungnahme von Rajoy, abgegeben am Abend des Sonntag, dem 1. Oktober, als er sich darauf versteift, die massiven Stimmabgaben zu ignorieren und die von der Polizei wild entfesselte Repression zu rechtfertigen. Desgleichen wird gefordert, dass die wichtigsten Führer der Unabhängigkeitsbewegung abtreten, wie man es in den letzten Tagen zu hören bekam; typische Reden von jemandem, der entgegen den Tatsachen glaubt, gewonnen haben. Die selbe Orientierung spricht aus den Erklärungen seines „Mesners“ Rivera 1 , der seine so genannte „Rezentralisierung“ („das gemeinsame Projekt aller Spanier“, „genügend Privilegien für die Nationalisten“…) ins Spiel brachte, eine Erwartung der extremen Rechten, die in dieser Frage durch Ciudadanos 2 vertreten wird. Diese Lösung würde nur mehr Öl in die Flammen des offenen Konflikts gießen, die sich auf das bedauerliche (und zahlenmäßig unbedeutende) Schauspiel stützt, das vergangene Woche in mehreren Städten durch offen faschistische Gruppen gegeben wurde und das auf einem niederträchtigen Wahlkalkül basiert.

Spanische Polizei stiehlt Wahlurnen.
(Foto von der Red. AR hinzugefügt)

Andererseits ist sicher, dass Iceta 3 das Prinzip der Verhandlung verteidigt hat, aber die PSOE 4 und Ciudadanos bewiesen den gleichen Zynismus und forderten neue Autonomieabstimmungen (nach Rivera „richtige Wahlen“ ) und die gleiche Niedertracht im Hinblick auf die entfesselte staatliche Repression. Es ist also eine „Flucht nach vorn“ abzusehen, sowohl von Seiten der Befürworter der Unabhängigkeit – zur Zeit völlig legitimiert durch die Ungeschicktheit und Brutalität, die von Seiten des Regimes gezeigt wird – also von Seiten der Regierung, die mit ihrer polizeistaatlichen Antwort praktisch die Tür für jede Möglichkeit der politischen Lösung des Problems zugeschlagen hat: nach ihrer Niederlage vom Sonntag kann sie nicht einmal mehr eine Position der Stärke behaupten. All das kann die Lage nur verschärfen, es sei den, es gäbe internationalen Druck oder Druck von der katalanischen Bourgeoisie zu Gunsten von Verhandlungen – was in Anbetracht der historischen Erfahrung wenig wahrscheinlich ist. Und es kann in Katalonien selbst, aber auch im Rest des Staates nur schlimmer werden, wenn das Regime nicht mit einer starken Mobilisierung gegen seine autoritäre Politik von Seiten der verschiedenen Völker Spaniens konfrontiert ist.

Man kann auch nichts von der institutionellen Linken erwarten. Wenn wir in unserem Kommuniqué vom 19. September feststellten, dass es kein alternatives Programm zu dem des 1978er-Regimes gibt, so haben das die Ereignisse von heute in aller Brutalität bestätigt. „Was die PP 5 mit unserer Demokratie macht, stößt mich ab“, sagt Iglesias 6 . „Die Menschen müssen ihren guten Willen beweisen“ verdeutlicht Errejon 7 . Und es ist für niemanden klar, was die von diesen Opportunisten vorgeschlagenen Lösung ist, außer der Abgang Rajoys. Als ob es das Problem dieser oder jener Regierung wäre! Haben nicht Gonzales, Zapatero 8 usw. nicht die gleiche Melodie gespielt? Hat nicht die parlamentarische Mehrheit nicht das gleiche Nationale Sicherheitsgesetz durchgewunken – das dazu hätte dienen können, die katalanische Autonomie de facto zu beenden – und alle antidemokratischen Gesetze, die sogenannten Knebelgesetze? 9

Dass das monarchistische Regime, Erbe des Franquismus, unfähig ist, eine demokratische Antwort auf das nationale Problem Kataloniens zu geben, das wurde endgültig bestätigt durch die Angriffe dieses Sonntags. Dass die Unabhängigkeitsbewegung die Probleme des einfachen Volks und die Probleme des Proletariats nicht löst, das ist offensichtlich, wenn man nur die Lebens- und Arbeitsbedingungen betrachtet, die aus dreißig Jahren der nationalistischen Regierung resultieren; wenn man auch nur die sehr hohe Wahlenthaltung der Anstalten des „enseignement concerté“ 10 in Betracht zieht und die Art und Weise, wie die heutigen katalanischen Führungskräfte einige sehr wenig demokratische Aspekte der Bildungsgesetze, wie die der Vorrechte der Anstaltsdirektoren, angewandt haben. Nein, die Lösung des nationalen Problems Kataloniens, der nationalen Frage im ganzen Staat und der Lebensbedingungen des einfachen Volkes geschieht durch einen Regimewechsel in Spanien. Es ist klar, dass wir das Volk Kataloniens in seinem Kampf für demokratische Rechte einschließlich des Rechts auf Selbstbestimmung und gegen die Repression, der es ausgesetzt sein könnte, unterstützen werden. Aber zugleich werden wir fortfahren, für den Aufbau einer republikanischen und antifaschistischen Volksfront zu kämpfen, die, ausgehend von der totalen Zurückweisung der faschistoiden Ausfälle des Staates, auf allen Gebieten und überall, auf allen territorialen Ebenen arbeiten wird, um mit dem monarchistischen Regime der Oligarchie zu brechen, bis eine föderative Volksrepublik wahr wird, in der die verschiedenen Völker ihre gegenseitigen Beziehungen bestimmen können.

Folglich appellieren wir an alle demokratischen Kräfte, runde Tische für die Demokratie, für die Republik und gegen den Faschismus einzurichten, die so eine Fortsetzung der Welle der Empörung und der Rebellion der Völker Spaniens als Antwort auf die Barbarei des monarchistischen Staates sein wird.

Sekretariat des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Spaniens (Marxisten-Leninisten)
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Anmerkungen:

  1. Führer der Parti Ciudadanos (Bürgerpartei), die sich weder als Links noch als Rechts bezeichnet.
  2. Mitte-rechts-Partei. Vor allem in Barcelona verwurzelt ist sie gegen die Selbständigkeit Kataloniens.
  3. Führer der Sozialistischen Partei Kataloniens
  4. Sozialistische Arbeiterpartei Spaniens. Managerin des so genannten demokratischen Übergangs nach dem Tod Francos und der Annahme der gegenwärtigen Verfassung.
  5. Rechtspartei, die gegenwärtig an der Regierung ist.
  6. Führer von Podemos.
  7. Einer der wichtigen Köpfe von Podemos
  8. zwei der historischen Führer der PS seit dem Post-Franquismus.
  9. Gesetze, die von der parlamentarischen Mehrheit der PSOE verabschiedet wurden, welche die demokratischen Rechte, insbesondere das Demonstrationsrecht, einschränken.
  10. Zwischen öffentlichem und privatem Sektor abgestimmtes Bildungswesen. Die staatliche Bildung räumt den privaten Bildungseinrichtungen, die zu 80% konfessionell sind, sehr großen Raum ein.

(Übersetzung aus dem Französischen)

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Erstveröffentlichung in deutscher Sprache am 5. Okt. 2017 in Arbeit Zukunft online. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.

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└ Schlagwörter: Katalonien
 Comment 
Okt.05
on 5. Oktober 2017
Veröffentlicht in: Harry Popow

Harry Popow

Gezüchtete Unschärfen

Buchtipp: »Lügen die Medien? Propaganda, Rudeljournalismus und der Kampf um die öffentliche Meinung« Herausgegeben von Jens Wernicke
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Harry Popow

Den Blick in die Welt könne man mit einer Zeitung versperren, so ein Aphorismus. Von wegen. In die große Welt schon, aber nicht in die kleine. Da wirst du überhäuft mit guten Ratschlägen für´s Kochen, für´s Make-up, für´s Wohlbefinden im Schlaf, für tollen Sex, für Gartenpflege und, und, und… Banales und flach Gebürstetes haben Hochkonjunktur, also simple, alltagsnahe Botschaften, wie es im Buch „Lügen die Medien….“ heißt, und der überaus brave Bürger ist´s zufrieden. Oder? Mehr noch, nach den armseligen Wahlen klatscht er noch in die Hände und jubelt den Herrschenden zu: „Weiter so!“ 87 Prozent haben da keine Bedenken.

Wer schreit da nach einem tieferen Blick in die politische Welt? Wer ist da unzufrieden mit gewissen Medien, die interessierten Bürgern Wahrheiten verwehren? Was ist los? „Lügen die Medien?“, fragt der Herausgeber Jens Wernicke, Diplom-Kulturwissenschaftler (Medien), 24 Journalisten, Wissenschaftler sowie maßgebende Leute aus der Zivilgesellschaft.

Das Anliegen dieses Buches sei es, so der Herausgeber auf Seite 8, einen Beitrag zu schaffen, der „über Einzelfallkritik und Einzelmeinung weit hinausgeht und ein Verständnis für die Komplexität unserer gesellschaftlich-sozialen Misere“ leistet. Und so stellt er bereits in der Einleitung, Fabian Scheidler zitierend, fest: „Das bisherige System permanenter Akkumulation von Reichtum und Macht in den Händen einiger weniger ist an seine Grenzen gestoßen.“ Die Verschleierung ihrer Motive, um ihr Vorgehen zu legitimieren, die Akkumulation im globalen Maßstab durch Enteignung, dies brauche die Elite, ,,denn sonst zerbrächen die bestehenden Verhältnisse in kürzester Zeit“, so Jens Wernicke. (S. 9)

Den Rezipienten fällt es leicht, die 368 Seiten im Überblick zu behalten, befragt der Herausgeber die 24 Autoren doch zielgerichtet in der Form von Interviews. Nach jeweils einer kurzen Einleitung zum Thema stellt er etwa zehn bis 15 Fragen. Dabei kommen nicht nur die Bezeichnung Lügenmedien, die Hintergründe und Absichten der ökonomischen und politischen Macht, deren Methoden der Manipulation, die Rolle jedes einzelnen Journalisten sowie das Verhalten der Nutzer – sprich der Hörer, Leser und Zuschauer – zum Tragen, sondern auch die persönlichen Meinungen und Erfahrungen jedes einzelnen Autors. Dabei knüpft Jens Wernicke an die jeweils von seinen Interviewpartnern veröffentlichte Literatur an. Das ermöglicht den Lesern, die Gleichheiten als auch manche Unterschiede in der Wahrnehmung zu erkennen. Statistiken veranschaulichen die wachsende Macht der Medien. Eine besondere Rolle kommt den Beispielen der Manipulationsmethoden zu, an denen es in keinem der Interviews mangelt.

Die fundierten Antworten der Interviewpartner ergeben insgesamt ein schauriges Bild von der Verfasstheit der Medien, von ihrer Abhängigkeit von den Herausgebern, vom Mainstream, von den Geldgebern in den Hinterstuben des Etablissements. Obwohl es in der Einschätzung, ob die Medien allesamt lügen, unterschiedliche Positionen gibt, sind sie sich in der Mehrzahl einig, dass die Eigentumsverhältnisse den grundlegenden Nährboden für Diffamierungen, Lügen, Verfälschungen und für das Verschweigen von politischen Zusammenhängen bilden.
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Drahtzieher & Begehrlichkeiten 

Keinesfalls, und das kommt glasklar zum Ausdruck, dürfen die Medien isoliert von den Machtverhältnissen betrachtet werden. S. 152: Man dürfe die Rolle der Medien nicht auf Fragen spezifischer Missstände, nicht „isoliert von Fragen gesellschaftlicher Macht- und Herrschaftsbeziehungen“ behandeln. Die Schlacht um die Köpfe ist kein ausgesuchtes Spielfeld für Langweiler oder Profitmachern alleine. Sie, die Elite, die Kapitaleigentümer, die Politik – ihnen sitzt der Druck im Nacken, das vom Einsturz bedrohte Kapitalgebäude zu stützen, die Zuschauer und Leser zur Anpassung, ja, zur Bejahung von Kriegseinsätzen unter der Fahne der größeren Verantwortung Deutschlands in der Welt zu verführen.

Die Ideologie ist durchschaubar: Auf Seite 88 heißt es, den Antikommunismus verpacke man nicht mehr „pro deutsch“, sondern „prowestlich“. Es sei die Funktion der Medien, die Leute von Wichtigem abzuhalten. (S. 109 und 111) In den USA befänden sich an der Spitze der Machtstruktur der Privatwirtschaft die profitablen Unternehmen wie New York Times und CBS, „einer extrem tyrannischen Struktur“. S. 137: Medien dienen vorrangig dazu, „den gesellschaftlichen und ökonomischen Status derer zu stabilisieren, in deren Besitz sie sind oder von denen sie ökonomisch abhängig sind“. Es gehe insbesondere darum, die politische Weltsicht der Eliten zu vermitteln. Das bestimme die Auswahl und Interpretation von Fakten. Marktkräfte könne man nicht abwählen, man könne sich „ihnen nur anpassen und unterwerfen“ (S. 143) Auf die Frage nach der politischen Ökonomie, der gewichtigsten Ursache, wird geantwortet: Die journalistische Repräsentation des Weltgeschehens sei nicht auf eine einzelne Ursache zurückzuführen. Eher sei es ein „Ursachengeflecht“ von kulturellen Fragen über Geschlechterdispositionen bis zu Bildungslücken. Auf Seite 329 wird gezeigt, wie Kritiker als Verschwörungstheoretiker angefeindet werden. (S. 276)

„Die erste Freiheit der Presse besteht darin, kein Gewerbe zu sein“, schrieb Karl Marx 1842 in der Rheinischen Zeitung. „Doch die Freiheit des Gewerbes hat gesiegt, Medien unterliegen der totalen Kommerzialisierung. (…) Verflachung durch Quote überwiegt.“ Er hat die Grundsätze dieser Misere bereits vor langer Zeit einmal trefflich zusammengefasst, als er formulierte: Die der herrschenden Klasse sind in jeder Epoche die herrschenden Gedanken…“ Und weiter auf S. 334: „Im Kern geht es um das Verfügungsrecht über privates Eigentum im Medienkomplex: Der Eigentümer des Mediums hat die uneingeschränkte „Deutungshoheit“ über das, was er für Wahrheit hält. S. 335: Es gehe um eine marktradikale und regierungsfreundliche Gesamtideologie. Ein Denken in Alternativen, ein Aufgreifen abweichender Meinungen – das sei zumeist eine Fehlanzeige.
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Krieg auf leisen Sohlen

Natürlich wird sich die Elite hüten, die Verdummungspraktiken offen darzulegen. Um so eindringlicher weisen die Autoren in diesem Buch nach: Die planmäßige Zerstörung des Sozialstaates „wäre ohne eine planmäßige Vergiftung der Sprache und des Denkens nicht möglich“. (S.143) S. 233: „Tatsächliche Verantwortungsübernahme würde ja bedeuten, Ausbeutung und Ausraubung rückgängig zu machen…“ S. 34: Nicht immer werde bewusst manipuliert, dafür aber verschwiegen oder neutralisiert, (siehe Klimagerechtigkeitsbewegung). Das Resultat sei dennoch „ein Zerrbild der realen Welt, das sich an die Interessen und Bedürfnisse der Mächtigen (…) anschmiegt. Auf den Seite 41/42 heißt es, es seien die äußeren Faktoren, die die „institutionelle Schlagseite der Massenmedien verstärken“, Pressekonferenzen, Pressemitteilungen, PR-Arbeit, Hintergrundgespräche, Statements von Top-Entscheidern, Studien, Statistiken und Zahlen, Expertenanalysen, Talkshows. Verwiesen wird auf „diverse Disziplinierungsinstrumente“ wie u.a positive Sanktionen, gezielte Leaks, Enthüllungen, Auszeichnung durch Exklusivinterviews, lukrative Vortragsangebote, Schaltung von Werbung. Wer aber unangenehm auffalle und rote Linien überschreite, der wird ermahnt, gezügelt, bedroht oder entsolidarisiert. Alle Redaktionen bedienen sich des gleichgeschalteten Einheitsbreis, geliefert von dpa, AP, AFP und Reuter, und schrieben sodann voneinander ab, so lesen wir auf Seite 60. Gewarnt wird auf Seite 58 vor der weitgehenden Gleichschaltung als einen „ersten Schritt in Richtung faschistische Gesellschaft“. Im Klartext: Der „Westen“ versammelt das Gute um sich, Russen und Chinesen sind die Bösen. Und die dritte Welt sei scheißegal, es sei denn sie besitzt Rohstoffe oder bietet Schauplatz für einen kleinen Völkermord. (S. 59)

Die Manipulation hat zum Ziel, eine Vielzahl geeigneter Strategien der sozialen Befriedigung zu entwickeln, „damit also das System nicht an seinen eigenen Widersprüchen zerbricht“. (S. 147) Klassengegensätze sollen verschleiert und eine stillschweigende Zustimmung der Mehrheit der Bevölkerung zu einer Politik erreicht werden, „durch die Gemeinvermögen in großem Umfang einer kleinen Schicht ökonomischer Eliten zugeschanzt wird“. Im Neoliberalismus solle „eine radikal entpolitisierte und sozial atomisierte Gesellschaft“ erzeugt werden. S. 148: Keinesfalls dürfe ein kollektives Bündnis von „Veränderungsbedürfnissen“ entstehen. Man habe sich lediglich den Marktbedürfnissen anzupassen. Mit schlimmen Folgen: Das wirke, so auf Seite 149, entsolidarisierend und entwurzelnd, Hilflosigkeit und Resignation erzeugend. Eben dazu bedarf es der Medien. S. 144: Politische Lethargie erhöhe den Status der herrschenden Eliten. S. 113: Die Masse der Bevölkerung bestehe aus ahnungslosen und lästigen Außenseitern. Sie sollen sich aus der Politik heraushalten, sie sollen zu Hause lieber Fußball gucken. Der Pöbel dürfe nicht auf falsche Gedanken kommen, so steht es auf Seite 117.
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Zuviel Scheiße im Kopp?

Um es gleich zu sagen, offen und unverblümt: Bei den miserablen und oft genug substanzlosen Angeboten der „viel gerühmten“ Medien dieses kapitalistischen Systems werfe niemand den einzelnen Journalisten den Fehdehandschuh vor die Füße. Sie sind Mitschuldige, aber keineswegs Hauptschuldige. Sie können einfach nichts dafür. Dieses Fazit muss der Rezensent aus dem viel beachteten Buch „Lügen die Medien?“ ziehen. Warum? Weil schlicht und einfach der Medienbereich Teil des kapitalistischen Systems ist. Sie befinden sich – wie wir alle – im gut gesicherten Finanzhof wie hinter einem Burgfried. Sie gehorchen ökonomisch und politisch den Herrschern dieser Festung des Imperiums Kapital. Und wer dennoch ausschert fliegt.

So lesen wir auf Seite 126: Die Journalisten leiden unter Aktualitätsdruck, sie folgen den Vorgaben der Politikelite, sie können und dürfen keine Alternativen, und wenn, dann nur taktische Details der Öffentlichkeit verkaufen. An Ausreden mangelt es nicht. Beispielsweise heißt es auf S. 40: „Wenn Qualität und Vielfalt verschwinden, liege das nicht am Anbieter, sondern am Kauf- und Lesevotum der Bürgerinnen und Bürger, dem das Angebot folgen müsse.“ Man könne aber nur das wählen, was angeboten wird. Eberhard Esche, einst Schauspieler am Deutschen Theater, spitzte manches Phlegma der Zuschauer im Parkett in seinem Buch „Der Hase im Rausch“ auf Seite 263 ziemlich sarkastisch so zu: „Wie oft bin ich aus schlechten Inszenierungen, von oben hinlänglich erwähnten Regisseuren in Szene gesetzt, aus dem Theater gelaufen, die Leute blieben sitzen. Manchmal frage ich mich, was mehr zu bewundern ist, ihr Kopf, der so viel Scheiße aushält, oder ihr Arsch, der so viel Scheiße aussitzt.“

Wichtig ist es, so die Autoren, die Schuld an der Misere nicht allein bei den Journalisten zu suchen, die im Grunde genommen Lohnarbeiter sind, allerdings nicht ohne Mitverantwortung. Erst Recht tragen die Nutzer der Medien ob ihres mehr oder weniger aufnahmebereiten Verarbeitens von Informationen keinerlei Schuld am Blühen der Falschmeldungen vor allem in der Außen- oder Kriegspolitik.
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Illusionen & kraftvolle Auswege

Auf dem Gebiet von Lösungsvorschlägen gibt es in dieser so inhaltsreichen Argumentationskette – kann auch nicht anders sein – sowohl zurückhaltende illusionistisch eingefärbte Meinungen als auch „revolutionierende“ Ansätze zur Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Da ist die Rede von Foren, auf denen man sich austauschen könne, von radikalen Reformen, vom Aufwachen auf Seiten der Bürger, man solle breit lesen und sich informieren, man soll sich in Kritik üben und den Widerspruch organisieren. Seite 314: Man müsse die Massenmedien Entprivatisieren. Über Genossenschaften, Stiftungen und öffentliche Trägerschaften mit gesicherter innerer demokratischer Struktur müssten sie zu „Bürgermedien“ gemacht werden. Von alternativen Medien ist auf Seite 331 die Rede.
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Für Lernfähige

Lügen die Medien nun oder nicht? Auf Seite 339 findet sich folgende Antwort: Es seien klare Lügen, „denn sie sind – besonders in diesen Zeiten – ein unmittelbarer Angriff auf unser aller Lebenschancen und -qualität, die Umwelt sowie unsere Fähigkeit zu Solidarität. (…) Sie sind Unmenschlichkeit, die sich – um wirklich kritische Fragen unmöglich zu machen – als Weisheit letzter Schluss gebärdet, als einzig denkbare Gesellschaftsordnung und Welt.“ Da haben wir es: Die Züchtung von politischen Unschärfen, von wem dies ausgeht und wer darunter zu leiden hat.

Das politisch schwergewichtige das Buch „Lügen die Medien…“ zur Erhellung des Bewusstseins sowohl der angepassten als auch der kritischen Leserschaft wird vor allem jene erreichen müssen, die nicht gewillt sind, die Macht den wenigen ein Prozent der Finanzelite über das Denken und Fühlen der Masse der Bevölkerung zu überlassen. Auch diese Lektüre schlägt – wie andere Bücher zuvor – Gassen in Mauern des zunehmenden politischen Stumpfsinns. Es bietet durch die Vielfalt der An- und Aussichten ein breites Feld von Überdenkenswertem. Es hält dazu an, sich selbst in diesem System der systemerhaltenden Schmuddelware von Hohlheiten und Lügen die Messlatte an das eigene Denken und Tun zu legen. Es möge die satte Genügsamkeit, die Lethargie und die dumpfe Selbstzufriedenheit ins eigene Licht der Selbsterkenntnis zerren. Sicher ist dies: Es bedarf – vor allem nach der Bundestagswahl 2017 – einer neuen Gegenwehr gegen den geistigen Krieg um die Köpfe. Es geht um Klarsicht und Scharfsichtigkeit, gegen den Plunder der oberflächlichen Geschwätzigkeit und verdummenden politischen Rhetorik, es geht ums Ganze. Wie treffsicher – ich komme auf ihn zurück – der Schauspieler Eberhard Esche in seinem Buch „Der Hase im Rausch“ auf Seite 332 sagte: „Wem die Lernfähigkeit abhanden kommt, dem bleibt die Zunft verschlossen.“
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Zum Herausgeber: Jens Wernicke, Diplom-Kulturwissenschaftler (Medien), arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Politik und als Gewerkschaftssekretär. Heute ist er Autor, freier Journalist und Herausgeber von „Rubikon – Magazin für die kritische Masse“. Zuletzt erschienen von ihm als Mitherausgeber „Netzwerk der Macht – Bertelsmann. Der medial-politische Komplex aus Gütersloh“ sowie „Fassadendemokratie und Tiefer Staat“. Er veröffentlicht unter: jenswernicke.de. 

»Lügen die Medien? Propaganda, Rudeljournalismus und der Kampf um die öffentliche Meinung« Herausgegeben von Jens Wernicke
Mit Beiträgen von Walter van Rossum, David Goeßmann, Ulrich Teusch, Volker Bräutigam, Ulrich Tilgner, Stephan Hebel, Werner Rügemer, Eckard Spoo, Noam Chomsky, Uwe Krüger, Rainer Mausfeld, Jörg Becker, Michael Walter, Erich Schmidt-Eenboom, Klaus-Jürgen Bruder, Kurt Gritsch, Daniele Ganser, Maren Müller, Hektor Haarkötter, Sabine Schiffer, Gert Hautsch, Rainer Butenschön, Markus Fiedler, Daniela Dahn (überwiegend von Jens Wernicke geführte Interviews) Westendverlag Frankfurt 2017 – 368 Seiten, 18 Euro

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Frühere Artikel von Harry Popow
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Okt.04
on 4. Oktober 2017
Veröffentlicht in: Allgemein

Ina Möller

Eine »Ikone zum anfassen« für Dean Reed

»American Rebel« ehrt Dean Reed für sein Lebenswerk
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Ina Möller

Berlin – 16. September – 16:00 Uhr – Kino Babylon – es ist soweit: Dean Reed, Friedenskämpfer, Sänger, Schauspieler, Regisseur und Entertainer soll, für sein Lebenswerk, 31 Jahre nach seinem Tode, einen Preis bekommen. Der Preis, gestiftet von der Onlinezeitung »American Rebel« ist etwas besonderes. Nach der Enthüllung sehen die begeisterten Zuschauer, die an diesem Tage zum 11. Dean-Reed-Treffen zusammen gekommen sind, eine auf Leinwand gedruckte Grafik, die den beliebten Künstler in einer ganz besonderen Weise darstellt. «Ikone zum Anfassen« nennt der Grafiker mit dem Künstlernamen „Zersetzer“ sein Werk.

Grafik by www.zersetzer.com |||| ||| freie grafik

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Victor Grossman, Dean Reeds langjähriger Dollmetscher und Freund, hielt die Laudatio:

„Dean ist sehr lange weg; es sind, erstaunlich für mich, mehr als dreißig Jahre! Ich frage mich manchmal, ob es gerechtfertigt sei, eine Person so lange zu ehren, zu bedenken – eine Person. die gar nie Präsident war, die auch nie einen Freiheitskampf oder gar eine Revolution siegreich geführt hat – obwohl ich manchmal die milde Verdacht hegte, dass er die letztere recht gern getan hätte.

Sollten wir es trotz der Jahre noch tun? Manche, die mit Ja beantworten – wie etliche hier im Saal, welche diese Ehrung weiter pflegen, tun es zum Teil, gewiss, weil sie damals etwas von seiner magnetischen Begeisterung erleben konnten, seiner Warmherzigkeit, Lebendigkeit, Ausstrahlung.

Es gibt auch etliche, die daran teilnehmen, obwohl sie zu klein waren oder noch nicht geboren wurden, und ihn nur durch aufgenommene Lieder und Filme kennen.

Aber auch für solche von uns, die ihn kannten – es ist lange her! Die Frage bleibt: Gibt es dennoch eine Rechtfertigung dafür, dass wir ihn noch immer ehren?

hier geht es weiter »

Ohne die persönlichen Gefühle zu schmälern – denn jede und jeder hat das Recht, die eignen Helden, oder gar keine, zu wählen – sehe ich Gründe, warum die Erinnerung an Dean Reed nicht nur gerechtfertigt, sondern höchst relevant bleibt.

Denn Dean stand für manche Prinzipien, die genauso vonnöten sind wie damals. Ja, wenn man voller Sorge manche laute, raue Stimmen hört und manche Medien liest oder anschaut, merkt man, sie seien dringender denn je.

Denn ganz besonders zu schätzen war Deans Internationalismus oder, einfacher gesagt, seine Überzeugung, dass Menschen aller Nationalitäten seine Brüder und Schwestern waren. Dieses Gefühl der Solidarität mit Menschen aller Länder und Nationalitäten war für einen ziemlichen Cowboy-Typ aus Colorado gar nicht selbstverständlich. Colorado galt zwar immer als ein herrlicher Bundesstaat, für manche gar der herrlichste. Und heute ist er dafür bekannt, als erster der fünfzig US-Staaten,  der Marijuana legalisierte. Doch als Dean dort aufwuchs war Colorado einer der isoliertesten, von fortschrittlichen Ideen am entferntesten in einem Lande, wo überhaupt Gefühle der Weltoffenheit, Solidarität und des Fortschritts es bei Gott nicht immer leicht hatten!  Oder haben!

Durch sein Singen kam Dean aus dem abgeschiedenen Colorado zu mutigen Menschen in Kalifornien, dann nach Chile, Peru und Argentinien, wo er von der Armut erfuhr, von Unterdrückung von Millionen, und lernte auch, gerade diese Menschen zu befreunden.

Doch nahm er nicht nur Anteil an ihren Leiden sondern auch an ihren Kämpfen, für Salvador Allende in Chile, gegen die Diktatur in Argentinien, für die Urbewohner Brasiliens. Er blieb mit ihnen bis zum Lebensende verbunden, und für sie kampfbereit. Er filmte in Italien, in Mexiko und Spanien – und wurde überall mit den arbeitenden Menschen verbunden. Das brachte ihm nicht nur Freunde, auch bei manchen einflussreichen Persönlichkeiten aus seiner Heimat. Mehrmals musste er weiter ziehen.

Er konnte sein Blickfeld ausbreiten, auch dann in dem „Osten“; er kam und blieb in der DDR, in Ostberlin, auch durch zwei Ehen motiviert, dazu eine Tochter und ein Adoptivsohn. Er wurde in anderen osteuropäischen Ländern gejubelt, bewundert und beliebt, vor allem in der Sowjetunion.

Hier wohl beim Weltfestival der Jugend lernte er Yasser Arafat kennen, reiste nach dem Libanon und befreundete sich mit Vertretern des palästinensisches Volkes, lernte von ihren Leiden. Passend zu seiner ganzen Denkweise lehnte er  jeglichen Muslimenhass,  auch Antisemitismus, und das Herab schauen auf amerikanischen Urbewohner und deren Unterdrückung  etwa im Kampf bei Wounded Knee. Er bekämpfte sämtliche Abarten des Hasses gegen irgendwelche Völker.

Bei allen solchen Beziehungen ging es Dean nicht allein um Kennenlernen und Freundschaft, sondern eben um den Einsatz für Menschenrechte, das Engagement für die „Underdogs“ der Welt, die Ärmsten, die Unterdrückten. Das gehört zu seinem Vermächtnis.

Ja, ein bisschen  Romantiker war er immer, und ein Showman. Manche Kenntnisse, Gewohnheiten und Züge von Hollywood streifte er nicht ab, setzte er sie aber stets für gute Sachen ein; das Schrubben der verschmutzten USA-Fahne während des Vietnamkriegs, ein kalkuliertes Sich-Kidnappen-Lassen um die enthaltener Löhne von italienischen Filmarbeitern zu durchsetzen, das Singen verbotener Freiheitsliedern bei Bergleuten in Pinochets Chile. Dazu aber auch die zärtliche aber entschlossene Verteidigung eines ärmlichen aber kecken kleinen Mädchens in einem rumänischen Bergdrehort. Snobs hasste und trotzte er immer. Und zu Show-Business gehörte eben für ihn neben dem Ablehnen von allen Doubles auch das Suchen nach medienwirksamen Einfällen, Tricks, die auf Amerikanisch Gimmicks heißen.

Heute, Jahre später, kann man über Manches noch lächeln. Doch sind nicht solche Gimmicks so nötig heute wie je zuvor, um den Nebel der Medien mal durchzubrechen? Können Linke sie nicht ebenfalls ideenreich gebrauchen, wie es Dean immer versuchte?

Und bleibt sein Einsatz für die Underdogs, die Unterdrückten nicht brennend aktuell? Die hart arbeitenden, so oft leidenden Menschen in Lateinamerika, die endlich im Kampf um Gerechtigkeit, um Leben, voranzukommen schienen, werden wieder – in Haiti und Guatemala, in Argentinien und Brasilien, vor allem in Venezuela wieder zurückgedrängt und von alten Mächten bedroht. Und werden nicht Hunderttausende mit Waffengewalt, Brand und Landminen aus Myanmar vertrieben, nur weil sie Muslimen sind?  Hungern und sterben nicht Hunderttausende in immer noch quasi-kolonisierten Ländern von Afrika, dann durch Waffengewalt oder Hunger getrieben, ihr Leben auf dem Meer zu riskieren? Und die Kinder von Jemen; merken nicht viel, viel zu wenige, wie sie von Bomben, Hunger und Cholera massenweise getötet werden? Und wessen Waffen dabei sind?

 Und leiden nicht – noch wie zu Deans Zeiten – palästinensische Menschen, die von ihren Straßen, Wasserquellen, Olivenhainen und von ihrem Land vertrieben werden? Ich brauche nicht lange zu überlegen, was Dean zu alldem gesagt hätte – und Mögliches getan.

Die Gefahren für die Welt – jetzt durch Bedrohungen durch Feuer, Dürre, Sturm und Flut unheimlich verschärft – werden keinesfalls weniger groß, auch mit verheerenden Konflikten gleich hier in östlichen Europa bedroht, die vernichtende Nuklearfolgen haben können. Menschen, die sich einsetzen, in Rammstein, Hamburg, oder auf den Straßen von Berlin, tun mehr Not denn je!

Ich will schließlich daran erinnern, dass Dean stets ein gewisses Ziel im Herzen hatte. Er glaubte fest; um Hunger, Krieg und Elend endlich zu verbannen musste sehr tief verändert werden, vor allem die Herrschaft einer kleinen Anzahl von Milliardären, die schon über die Hälfte des Weltvermögens in ihren Schlössern, auf ihren Jachten oder auf entfernten Inseln und geschützten Alpentresore zu Billionen fest gebündelt halten. Dieses Verändern hieß für ihn Sozialismus.

Dean war nie ein humorloser Fanatiker. Er lachte gern und liebte es, andere zum Lachen zu bringen, und wenn auch dabei man ab und zu an Hollywood erinnert wurde – warum nicht?

Ein blinder Fanatiker war er auch nicht. Er merkte kritisch was ihm in Berlin, in Moskau, in Warschau oder Prag missfiel. Und er hatte ein scharfes Auge. In seinen letzten Jahren wurde er wohl melancholisch, als er merkte, wie schwierig der Weg war, und wie vielen Schlaglöcher es gab. Doch – wir wissen es von seiner letzten Schrift, er blieb diesem Traum immer treu. Trotz alledem!

Ja, Dean Reed ist schon lange her von uns gegangen. Doch sein ungewöhnliches, mit Hellem und Dunklem gekennzeichnetes Leben hat vielen von uns bereichert, und hat noch heute sehr viel zu sagen. An seinem Geist gilt es zu denken. Wir brauchen ihn immer!“

Victor Grossmann

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└ Schlagwörter: Dean Reed
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Okt.03
on 3. Oktober 2017
Veröffentlicht in: Allgemein

 

 

7. Jahrestag des Polizeiangriffs im Stuttgarter Schlossgarten

Wieder demonstrierten mehrere tausend Menschen in Stuttgart gegen »Stuttgart 21«

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Wieder demonstrierten am Samstag vor dem Hauptbahnhof rund dreitausend Stuttgarter/innen ihren Protest gegen Stuttgart 21(S 21). Der 30. September 2017 war der 7. Jahrestag der brutalen Polizeiattacke auf die friedliche Demo, die die Zerstörung des schönen Schlossgartens verhindern wollte, wogegen der Staat mit brutalstem Vorgehen von bewaffneten Hundertschaften, mit Angriffen durch mit Wasserwerfer-Kanonen vorging, bei denen etliche Aktivisten schwer verletzt wurden und ein Demonstrant das Augenlicht verlor. Nach einer kämpferischen Kundgebung demonstrierten sie jetzt vom demolierten Bahnhof zum Stuttgarter Innenministerium.

Die Sprecherin des Bündnisses forderte, dass endlich die unverändert rigide und kleinliche Verfolgung von Stuttgart-21- Gegnern eingestellt und endlich eine Amnestie für angebliche Vergehen in diesem Zusammenhang ergeht.

Wie aktuell das ist, daran erinnerte kompetent der Anti-S-21-Aktivist, der Jurist und frühere Vorsitzende Richter am Stuttgarter Landgericht Dieter Reicherter. Er zeigte der auf, wie die konsequente Aufklärung der brutalen Polizeiübergriffe am „schwarzen Donnerstag“ be- und verhindert, wie Versprechen auf Einführung einer Kennzeichnungspflicht für Polizeibeamte im Einsatz durch die frühere Rot-Grüne Landesregierung verraten wurde, die überhaupt nur durch weitreichende Versprechungen an die Massenbewegung gegen S-21 ihre Mehrheit bekommen hatte. Die Kennzeichnungspflicht war ein Bestandteil des Koalitionsvertrages von Rot Grün! Reicherter: „Merke: Verträge sind nur einzuhalten, wenn es um die Durchsetzung von Stuttgart 21 geht!“ Während nach wie vor Aktivisten vor die Gerichte gezerrt werden, sprach Reicherter bezüglich der Polizeivergehen von „Fünf Jahren Strafvereitelung“.

Unter großem Gelächter verhöhnte der Schriftsteller und Literaturpreisträger der Stadt Stuttgart, Jürgen Lodemann die „Baukünste“ der Bahn, die durch das Baustellenchaos in Stuttgart aber leider bitterer Ernst sind. Aktuell werden sie aber durch das Tunnel-Baustellendesaster in Rastatt getoppt. Dort sanken bei der Untertunnelung der europäischen Nord-Süd-Hauptroute des Personennah- und Fernverkehrs sowie des internationalen Güterverkehrs, wo täglich hunderte Züge durchfahren die Gleise tief ab. Darunter hielt der frisch mit einer Herrenknecht-Vortriebsmaschine gebohrte Tunnel der Last der drüberfahrenden Züge nicht stand. Nur durch Glück verunglückte kein Zug. Die Strecke ist seit 7 Wochen gesperrt mit katastrophalen Folgen für den Verkehr wie für das Bauprojekt. Die Millionenteure Maschine musste aufgegeben und in den Betonmassen mit einbetoniert werden, die die Bahn nun unter die eingesunkenen Schienen pumpen ließ um das Desaster irgendwie zu stabilisieren. Lodemann: „…es war eigentlich bekannt: der Oberrhein zwischen Frankfurt und Basel ist schon seit Millionen Jahren ein riesiger Sandkasten, 300 km lang und 50 km breit. Mitten darin neuerdings eingegossen in Beton, die verschüttete enorme Maschine …. 18 Millionen teuer, für immer im Beton. Dabei lernen wir schon ganz früh, in der Sandkiste, wir riskant es ist, Sand zu untertunneln. In Köln ist beim Tunnelbau das Stadtarchiv im Sand verrutscht, es starben Menschen, versanken wichtigste Papiere… nach dem Tunnelcrash am Oberrhein also Plan B: Beton! Beton! Beton.

Aliens, wenn sie im Jahr 7412, wo einst Rastatt stand, auf mordsmäßigen Beton stoßen, werden rätseln: Ein Heiligtum? Sie finden dann vom Menschen im Massiv-Beton ein eisernes Ungeheuer – und sie entziffern dann unter großen Mühen daran das eine Wort: HERRENKNECHT!“ Auch S-21-Tunnel, speziell im Stuttgarter Neckartal, sind übrigens mit solchen Sandmassen konfrontiert. Lodemann protestierte unter großem Beifall gegen die Arroganz der Herrschenden, denen Leib, Leben und Sicherheit der Mitmenschen bei ihrer Profitmacherei Nebensache sind! Er versäumte es nicht, an die große Aufstandstradition Rastatts während der 1848ger Revolution zu erinnern, als die badischen Revolutionäre in der dortigen Zitatdelle von preußischen Truppen massakriert wurden.

Ebenfalls großen Beifall erhielt der Journalist Joe Bauer, der eine stark beachtete Kolumne in den Stuttgarter Nachrichten schreibt („Joe Bauer in der Stadt“), mittlerweile für viele Stuttgarter das einzige Lesenswerte in der Stuttgarter Presse. Er unterstützt standhaft den Widerstand gegen S21. Er trat in seiner Rede ausdrücklich für das Bündnis mit Antifaschisten ein und verteidigte das gegen Kritik! „… die von der Politik befohlene Attacke uniformierter Chaoten auf die Protestbewegung im Park vor sieben Jahren ist… alles andere als ein Ereignis, auf das man zurückblickt…Der 30. September 2010 ist nicht Vergangenheit, weil wir jeder Zeit wieder mit brutalen Maßnahmen rechnen müssen, wenn wir uns der herrschenden Politik entgegenstellen“. Er rief auf, „so oft wie möglich unser grundgesetzliches Recht auf Demonstration zu nutzen, schon um gegen alle Versuche zu kämpfen, die Versammlungsfreiheit einzuschränken…“

Aufhorchen lassen Bauers Schlussworte: „ Bündnisse wachsen nicht aus schleimerischer Anbiederung. Unsere Verbündeten sind die, die etwas tun, damit die Schere zwischen Arm und Reich nicht immer weiter aufgeht…. sind die, die sich Rassismus und Fremdenfeindlichkeit entgegenstellen … sind die, die sich für mehr Gerechtigkeit in unserer Stadt einsetzen! … Wach bleiben, auf der Straße bleiben!“

Tausende klatschten Beifall!
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Erstveröffentlichung am 1. Okt. 2017 in Arbeit Zukunft online. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmi-gung des Herausgebers.

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└ Schlagwörter: Allgemein
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Okt.01
on 1. Oktober 2017
Veröffentlicht in: Allgemein

Nico Diener

Wenn Engel kochen

„Engel in den Straßen“ – Obdachlosenhilfe Hamburg
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Nico Diener

Wenn Engel kochen, dann sieht es so aus wie in dieser winzigen Küche im 4. Stock eines Mietshauses in Hamburg-Hamm. Dort wohnt Susanne Fiebig, die dem aufmerksamen Leser/innen von American Rebel schon durch ihre Kurztexte wie »Während ich lebe«,  »Ich möchte«, »Aus dem Alltag«, und »Mir ist kalt« bekannt ist.

Susi in ihrer kleinen Küche

Von Beruf ist Susi, wie sie alle nennen, dass was man eine „Küchenfrau“ nennt. In einer Grundschule versorgt die 38-Jährige jeden Tag 300 Kinder mit Mittagessen. Viele Kinder kennen nur den Geschmack von Fast Food, Mikrowellen-Essen und Geschmacksverstärker, erzählt sie. Aber mit viel Geduld und lieben Worten schafft sie es, dass irgendwann jedes Kind auch grüne Karotten, Blumenkohl, grüne Bohnen oder Currysoße probiert.

Alle vier Wochen, immer Sonntags, kocht Susi für Hamburger Obdachlose. Ina und ich von der Redaktion American Rebel durften bei der Lieferung und Verteilung, am Septembersonntag dabei sein.

 

Ein warmes Essen, zu mindestens einmal am Tag, ist für die meisten Menschen in Deutschland eine Selbstverständlichkeit. Für die obdachlosen Menschen, auf den Straßen von Hamburg, die täglich ihr Leben bewältigen müssen, ist es eine Seltenheit. Eine warme Mahlzeit wird hier zu einem kostbares Geschenk. Um dieses Geschenk möglichst oft geben zu können, unterstützte Susi die Gründung der Obdachlosenhilfe „Engel in den Straßen„. Sie selber kocht seit drei Jahren in ihrer Freizeit für die Ärmsten der Armen.

Das Erkennungszeichen der „Engel“

Angefangen hat Susi mit einem alten Bundeswehrtopf. Doch durch die Unterstützung ihres Arbeitgebers, einer Catering-Firma, und der Schule an der sie hauptberuflich kocht, konnte sie schon bald die Menge der Essen verdreifachen. Die „Engel“ schafften Hartschaum-Boxen, Gastronomiebehälter, Kellen, Teller und Kannen an. Dazu kamen Tische und Sitzmöglichkeiten, sowie die unübersehbaren „Warnwesten“, die zum Erkennungszeichen der Engel geworden sind.

Als wir am Sonntag gegen 11:00 Uhr bei Susi ankamen, standen schon Kisten, Flaschen und viele Taschen mit Kleidung auf dem Bürgersteig vor ihrer Tür. Zwei Mädchen aus der Nachbarschaft aus dem 4. Stock hatten alles aus dem Keller geschleppt und zum Einladen positioniert. Susi selber brutzelte noch die letzten Bratwürste und gab Anweisung. Ein zweites Auto mit einer Helferin kam noch hinzu und wir stopften ihren Kleinwagen mit den Taschen voller gespendeter Kleidungsstücke voll. So dass wir wenig später aufbrechen konnten.

Los ging es Quer durch die Stadt zum Millerntor-Stadion, also unmittelbar am Kiez von St. Pauli. Dort befindet sich das Einkaufszentrum „Rindermarkthalle“ mit einer riesigen Parkgarage. Die ersten „Engel“ waren schon angekommen und bauten ihre Stände mit Klamotten, Schuhe, Getränke, Rucksäcke, Hygieneartikel und Schlafsäcke auf. Wir parkten an einer Wand und im Nu waren viele Helfer da, die Tische und Bänke aufbauten, unser Auto mit entluden und in kürzester Zeit einen Tresen für all das leckere Essen aufbauten, das Susi gekocht hatte.

Kurz nach unserem Eintreffen waren schon die Helfer/innen da, die mobile Essensausgabe auf zu bauen

Innerhalb weniger Minuten bildete sich eine Warteschlange von rund 50 Hungrigen

Schnell bildete sich am linken Ende des Tisches eine Schlange von Obdachlosen die geduldig auf den Beginn der Essensausgabe warteten. Ein älterer Mann mit einem langen Bart, einem faltigen Gesicht und dicken schweren Wanderstiefeln kam auf mich zu, reichte mir die Hand und sagte das er sich sehr freut das wir wieder da sind. Er immer auf den Sonntag wartet, an dem „Susis Restaurant“ geöffnet hat. Und das es gut ist das es uns gibt, weil sich sonst niemand um ihn kümmert.

Essensausgabe

Die Situation war neu für mich. Natürlich wusste ich von Obdachlosen und davon das es überall auf der Welt Menschen gibt die praktisch und in Eigeninitiative helfen. Doch dabei zu sein, zu sehen wie dankbar diese Menschen sind, die nur das bekommen was wir selber täglich haben und als Selbstverständlichkeit empfinden, dass ist schon etwas anderes. Aber es kam in mir auch der Zorn auf, zu sehen unter welcher Erniedrigung diese vielen Menschen an einem Sonntag an so einem Platz „pilgern“ an dem sie etwas menschliche Wärme bekommen, Gleichgesinnte treffen und mit Menschen sprechen können die sie so akzeptieren wie sie sind und ihnen Achtung entgegen bringen.

Taubenschiss

Wir sollten mit unserem Zorn auf diese Verhältnisse und deren Ursachen nicht sparen. Wenn Menschen für eine warme Mahlzeit in Kauf nehmen, diese in den Ausscheidungen von Vögeln zu sich zunehmen, läuft hier etwas absolut falsch. Schaut man das Bild „Essensausgabe“, da sieht man einen Mann, mit roter Weste und schwarzem Rucksack, der im stehen sein Essen zu sich nimmt. Im stehen ein paar Minuten Wärme spüren und den Hunger bekämpfen. Auf dem Bild „Taubenschiss“ sieht man dann die Stelle wo er stand – eine Ecke im Parkhaus des Konsumtempels „Rindermarkthalle“ überseht mit Traubenschiss.

Obdachlose gibt es in jeder größeren Stadt. Jeder dieser Menschen hat seine eigene Geschichte und die Stadtverwaltungen und der Staat haben anscheinend eigentlich kein Interesse daran, jeden einzelnen zu helfen. Diese Menschen sollen funktionieren so wie der Rest der Menschen. Darum zielt jegliche kommunale- und staatliche Hilfe nur darauf ab, diese Menschen vor der Öffentlichkeit zu verstecken. Die Art „Hilfe“ soll diese Menschen nur von der Straße holen und nicht auf die Menschen selber, ihrer Biografie, eingehen. Die meisten der Obdachlosen haben längst mit der staatlichen Bevormundung und mit den Erniedrigungen und Demütigungen bei Jobcentern und Sozialämtern Schluss gemacht und haben sich für ein Leben auf der Straße entschieden. Viele von Ihnen sind mehrfach sanktioniert und erhalten keinen Cent vom Staat. Die „Engel in den Straßen“ und Susi wollen diese Menschen nicht verstecken, sondern helfen und zeigen das es sie gibt. Essen, Kleidung, Schlafsäcke, Hygieneartikel sind ein Teil dieser Hilfe. So wie das zuhören, wenn diese Menschen reden. Sie nicht weg stoßen, wenn sie einfach nur Teil dieser Gesellschaft sein möchten.

„Restaurante-Susi“ ist eröffnet

Nicht für alle waren genügend Sitzplätze da

Er ist allerhöchste Zeit das wir zusammen mit den Obdachlosen, mit den Erwerbslosen und allen die nichts anderes besitzen als ihre Arbeitskraft, den Herrschenden und ihren Marionetten in den Parlamenten kräftig auf die Füße treten! Wenn für Rüstung und die finanzielle Rettung von Banken Milliarden Euro vorhanden sind, wird es doch wohl möglich sein die Obdachlosigkeit in diesem Deutschland ein für alle Mal ab zu schaffen.

»In Erwägung, dass wir hungrig bleiben wenn wir dulden, dass ihr uns bestehlt
wollen wir mal feststell’n, dass nur Fensterscheiben uns vom guten Brote trennen, das uns fehlt
!«
(aus Resulution der Kommunarden, Brecht/Eisler 1935)
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Susi und Nico und Ina von der Redaktion American Rebel mit der neuen Buchveröffentlichung »Man müsste nur die Wahrheit drucken – Man müsste aufhör’n, sich zu ducken« mit Texten, Liedern und Gedichten. Mit dabei auch vier Texte von Susi

Das neue Buch aus der Edition American Rebel:
»Man müsste nur die Wahrheit drucken – Man müsste aufhör’n, sich zu ducken«,
mit Texten von Susanne Fiebig im BoD-Büchershop bestellen.
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└ Schlagwörter: Hartz IV, Obdachlosigkeit
1 Kommentar
Sep.30
on 30. September 2017
Veröffentlicht in: Allgemein

Yenni Kellermann

Zum Wahlergebnis in der neuen Bayrischen „AfD-Hochburg“ Deggendorf

Ursache, Wirkung und neue Strategien
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Yenni Kellermann

Nachdem die AfD am vergangenen Sonntag in meiner Heimatstadt Deggendorf, in der ich als Direktkandidatin für DIE LINKE kandidiert habe, mit 19% ihr bestes Wahlergebnis in Bayern erzielen konnte und Deggendorf somit zur unrühmlichen AfD Hochburg Bayerns emporgestiegen ist, habe ich mich nach dem ersten Schock auf Ursachensuche begeben.
Dazu habe ich in den vergangenen Tagen gezielt das Gespräch mit AfD WählerInnen gesucht und ernüchterndes festgestellt.

Allgemein ist festzuhalten: Die Rechten haben in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten ganze Arbeit geleistet. Der Aufstieg der AfD ist kein Zufall! Die unterschiedlichsten Rechten Gruppierungen und Formationen haben zum Teil unbewusst aber viel häufiger bewusst den Weg für eine große rechts-nationalistische Partei geebnet.

Obwohl in den letzten Jahren so viel über Politik geredet wurde wie schon lange nicht mehr, ist ein Großteil der Bevölkerung kurioser weise dennoch entpolitisiert. Politik ist zu komplex und kompliziert geworden und die Sprache der Politiker wird sowieso nicht mehr verstanden. Die Globalisierung überfordert viele Menschen und ruft in Ihnen Ängste und Verunsicherungen hervor. Und in dieses Unwissen und diese Angst stoßen die Rechten. Auf ihren Seiten und Kanälen verbreiten sie ihre Verschwörungstheorien und Unwahrheiten bis diese zur Wahrheit geworden sind. Sie machen den Menschen vor man könnte die Zeit zurückdrehen in eine vermeintlich bessere Zeit und alle Probleme ließen sich einfach lösen.

Auch nicht in Winzer. Unter diesem Motto fand am 23.03.17 eine Kundgebung gegen die Veranstaltung der AfD Deggendorf im Gasthaus zur Post in Winzer statt. Als Hauptredner war der Bundessprecher der AfD Prof. Meuthen geladen.

Das die Flüchtlingspolitik eine entscheidende Rolle bei den vergangenen Wahlen gespielt hat ist unbestritten. „Die Flüchtlinge würden zu viel kosten und für uns sei kein Geld da“, haben sie gesagt. Es steckt immer auch eine soziale Ungerechtigkeit dahinter. Aber warum kochte das Fass erst bei den Flüchtlingen über?
Ich denke es liegt daran, weil die Flüchtlinge für die Menschen sichtbar sind und wo sie nicht sichtbar sind, hat man die Ängste vor ihnen geschürt. Als Milliarden an Steuergelder dafür aufwendet wurden um Banken zu retten, gab es keine so große Protestbewegung und auch nicht wenn reiche leistungslos horrende Geldbeträge einstecken.
So entlädt sich die angesammelte Wut der benachteiligten Bevölkerung ausgerechnet auf die Ärmsten der Armen und nicht auf die völlig verfehlte Wirtschafts- und Außenpolitik der Länder und deren Profiteure, deren Boten die Flüchtlinge sind.
Die Rechten nehmen dies dankbar auf und werten diejenigen die sich seit Jahrzehnten von der Politik vernachlässigt fühlen auf, indem sie ihnen eine nationalistische Identität geben.

Yenni Kellerman und Alexander Mittermeier beim Wahlkampf in Deggendorf

Ebenfalls ein großes Problem ist, dass die Nazis von den Rechten so oft relativiert und verharmlost wurden, sodass sie ihren schrecken verloren haben. Jetzt da es nur noch sehr wenige Zeitzeugen gibt, haben die Rechten leichtes Spiel damit. Auch die AfD und ihre Funktionäre bedienen sich der Nazisprache und verbreiten faschistisches Gedankengut. Die Wähler mit denen ich gesprochen habe ist dies auch bewusst, nehmen dies aber in Kauf. Sie sind ohnehin der Meinung, dass man das Ruder nicht mehr umreißen kann und es erst richtig krachen muss bevor es wieder besser werden kann. Dies erklärt wohl auch, warum sie von der AfD auch gar keine Lösungen verlangen.

Fazit: Ich glaube nicht, dass CSU, CDU, SPD, FDP und Grüne es schaffen werden diese Wähler nochmals für sich zu gewinnen. Dafür ist der Hass gegen die etablierten Parteien zu groß.
Außerdem lassen sich diese Wähler nicht durch kleine Korrekturen besänftigen. Sie haben erkannt, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann. Was ihnen fehlt ist eine soziale Alternative. Es gibt eine enorme Wechselstimmung für eine grundlegende andere Politik. Wir Linken müssen es nur schaffen die Adresse für diese Wechselstimmung zu werden und den Menschen wieder eine Zugehörigkeit zu einer Klasse vermitteln.
Ich denke wir Linken wären gut beraten uns von allen anderen Parteien deutlich abzugrenzen und bei unseren klar Linken Positionen zu bleiben.
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3 Kommentare
Sep.28
on 28. September 2017
Veröffentlicht in: Allgemein

bebe

Medien Mosaik

– Ilga Röder: Von einem anderen Stern
– Adrian Goiginger: Die beste aller Welten
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bebe

Beim alljährlichen Dean-Reed-Treffen im Frühherbst, das den US-Allround-Künstler aus der DDR vor allem auch als politischen Aktivisten würdigt, wurde in diesem Jahr ein schmaler Band mit Gedichten vorgestellt. Die Saarbrücker Autorin Ilga Röder stellte Dean Reed gewidmete und von ihm inspirierte Gedichte unter dem Titel „Von einem anderen Stern“ vor. Die gelernte Übersetzerin, die seit 1985 in Anthologien vertreten war und 2000 ihren ersten eigenen Band veröffentlichte, hat sich bald darauf mit südostasiatischer Kunst beschäftigt. In dem Band vom „anderen Stern“ pflegt sie das Waka und das Haiku. „Wende die Zeit, / Trag’ das Gute nach außen / Friedliche Zeit.“ Ein Beispiel für Röders Haiku. In ihren Texten spricht sie den 1986 verstorbenen Dean Reed, den sie als Sänger und Schauspieler bewunderte und als politischen Aktivisten als Vorbild sieht, direkt an, überhöht ihn auch auf poetische Weise. Dazu bietet der schmale Band in deutsch und englisch auch viele Fotos von ihm und einigen seiner einstigen Mitstreiter wie Victor Grossman, Günter Reisch, Ingeborg Stiehler, Peter Bosse und Lutz Jahoda.

Ilga Röder: Von einem anderen Stern, Saarbrücken 2017, 116 Seiten, 6,90 Euro. BESTELLUNG

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bebe

„Die schönste aller Welten“, so der Titel eines neuen österreichischen Films, ist es wirklich nicht, wenn man es nüchtern betrachtet. Doch der achtjährige Adrian glaubt daran. Er wächst bei seiner Mutter in der Drogenszene Salzburgs auf. Die Mutter liebt den Sohn und ist doch unfähig, ihm ein Leben zu bieten, wie es andere Gleichaltrige haben. Sie will die „beste aller Welten“ für ihn, aber kommt wie ihr Lebensgefährte Günter nicht vom Heroin los. Sie hat Phantasie und findet für ihre Situation märchenhafte Erklärungen, in die sich Adrian mitunter hineinsteigert. Das führt schließlich in die Katastrophe. Das Happyend wirkt angeklebt, ist aber doch Realität. Denn Adrian ist das Alter ego des Regisseurs und Drehbuchautors Adrian Goiginger (Jahrgang 1991), und genau so hat er es erlebt. Seine Mutter Helga ist seit rund zwei Jahrzehnten drogenfrei. Ihn haben die Erlebnisse offenbar stark und die mütterlichen Erfindungen phantasievoll gemacht, denn sein Debütfilm ist ein kleines Meisterwerk. Und er hat das Handwerk gelernt, denn den kleinen Jeremy Miliker in der Hauptrolle so überzeugend zu führen, ist für den kleinen und den großen Adrian eine erstaunliche Leistung.

Die beste aller Welten, Regie Adrian Goiginger, Verleih Filmperlen, ab 28.9. in vielen Kinos.

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Aus Das Blättchen, Nr. 20, vom 25. September 2017, mit freundlicher Genehmigung des Autors
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Medien-Mosaik früherer Monate
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└ Schlagwörter: Dean Reed, Ilga röder, Von einem anderen Stern
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