Julius Jamal

Rackete, Europas Ignoranz und die verlorene Menschlichkeit
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Julius Jamal

Monat für Monat sterben dutzende Menschen, die aus Afrika übers Mittelmeer nach Europa flüchten wollen, bei der Überquerung des Mittelmeers. Während die staatlichen Rettungsschiffe schon lange zurückgezogen wurden, werden Retter kriminalisiert, doch sie riskieren Haft um Leben zu retten.

Alleine 2018 starben im Durchschnitt jeden Tag 8 Menschen bei dem Versuch vor Krieg und Verfolgung zu flüchten und einen sicheren Hafen zu erreichen. Mitbekommen hat man davon in den europäischen Medien wenig, denn das Schicksal von nicht-europäischen Toten interessiert hier tendenziell wenig, wenn es Flüchtlinge sind, dann sorgt ihr Tod sogar für Gelächter und Freude bei Rechten. Dabei war es nicht immer so, 2015 erklärte Merkel noch das wir die Geflüchteten aufnehmen, verschiedene europäischen Staaten erklärten Geflüchtete aufzunehmen und die südeuropäischen Staaten zu entlasten. Die Ursache dieser Politik war kein Anflug von Humanismus, sondern die Willkommensbewegung, die in verschiedensten Ländern auf die Straße ging und ein Zeichen setzte für eine Aufnahmekultur, in der Geflüchtete eine neue Heimat finden sollte. In dieser Zeit wurde zum Beispiel Sarah Mardini noch als Heldin gefeiert. „Als sie damals mit ihrer Schwester in einem vollen Schlauchboot aus Syrien floh und dieses nicht mehr fahrtüchtig war, zogen beide das Boot bis nach Griechenland und retteten so 18 Menschen das Leben. Dafür wurden beide mit dem Bambi in der Kategorie „stille Helden“ geehrt.“ Selbst die Bild, sonst an vorderster Front, wenn es gegen Migranten und Minderheiten geht, wollte da nicht zurückstehen und statte Fußballvereine in geheuchelter Solidarität mit „Refugee-Welcome“-Trikots aus.

Sea-Watch, Juni 2019, Bild YouTube

Rechtsruck in Europa

Doch mit dem Rückgang der Willkommens-Bewegung gewannen europaweit rechte Bewegung an Zulauf. Die Folge die Medien berichteten über die Verbrechen einzelner Flüchtlinge und Rechtspopulisten versuchten die Zerstörung des Sozialstaats Geflüchteten in die Schuhe zu schieben. In einigen europäischen Ländern wie Italien und Österreich führte das zur Regierungsübernahme durch konservativ-neofaschistische Koalitionen. Diese machten sich daran alle Formen von Solidarität zu kriminalisieren und Geflüchtete auszugrenzen und zu entrechten. Die meisten anderen europäischen Regierungen, die wenige Jahre vorher noch erklärt hatten, dass sie für eine humane Politik ständen, setzten migranten- und geflüchtetenfeindliche Gesetze durch.
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Kapitäninen Carola Rackete aus Kiel. Bild YouTube

Private Retter statt staatliche Hilfe

Während die Staaten ihre ohnehin schon schwachen Seenotrettungen einstellten, machten sich private Helfer auf um jene zu retten, denen im Mittelmeer das Ertrinken drohte. Mit Sea-Watch, Sea-Eye, Lifeline und anderen gingen jene aufs Meer, die nicht mehr zuschauen wollten beim Versagen der europäischen Politik. Eine von ihnen ist die Kapitäninen Carola Rackete, die erklärte, dass sie lieber ins Gefängnis gehen würde als Geflüchtete dem Tod zu überlassen. Dies setzte sie um und rettete mit der Sea-Watch 3 auf dem Mittelmeer Geflüchtete vor dem Ertrinken und brachte sie nach Lampedusa, dort wurde sie gestern verhaftet.

Sie ist damit zum Gesicht all jener geworden, die nicht weiter zusehen wollen, wie Menschen der Tod droht. Ihr drohender Gefängnisaufenthalt wäre allerdings nie notwendig gewesen, wenn die EU und ihre Mitgliedsstaaten das internationale Seerechte befolgen würden und in Seenot geratene retten würde. Kapitänin Racketes Handeln ist die Antwort auf eine europäische Politik, der ein weißes Europa wichtiger ist als die Rettung von Menschenleben.
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Erstveröffentlichung, heute in „Die Freiheitsliebe“.
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers und des Autors.
Bilder und Bildunterschriften wurden von der Redaktion American Rebel hinzugefügt.

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