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Sep.15
on 15. September 2018
Veröffentlicht in: Allgemein

Frank Burkhard

Neues von Brecht

Frank Burkhard

Auch nach dem 120. Geburtstag von Bertolt Brecht im Februar brechtet es zum Glück weiter – mit Neuem oder zu Unrecht Vergessenem.


Dazu gehört das Fernsehspiel „Die Bestie“, das im DFF zu Brechts 90. Geburtstag produziert worden war. Fernsehspiel ist ein Genre, das als ausgestorben gelten kann, wobei doch viele Alltagsthemen wie auch literarische Adaptionen von erstklassigen Künstlern einst auf die Bildschirme kamen. Umso verdienstvoller, dass sich die Reihe DDR-TV-Archiv auch dieser Produktionen annimmt.

Bert Becht,
Foto: Bundesarchiv, Bild 183-W0409-300 / Kolbe, Jörg / CC-BY-SA 3.0

„Die Bestie“ (1928) gilt als eine der brillantesten Kurzerzählungen Brechts. Er griff eine bekannte Anekdote von Dreharbeiten für einen sowjetischen Revolutionsfilm auf (damals noch in der Stummfilmzeit), in der der berühmte (fiktive) Schauspieler Kochalow den verhassten und menschenverachtenden Gouverneur Muratow spielt. Als die Arbeiten wegen künstlerischer Bedenken ins Stocken geraten, taucht ein abgewracktes Individuum auf, das sich anbietet, den Charakter dieses Mannes mit Details anzureichern. Das bringt neuen Schwung in die Sache und das Individuum, bei dem es sich um den unerkannten echten Muratow handelt, verschwindet auf der Straße.

Das Szenarium schrieb der im vergangenen Jahr verstorbene Brecht-Kenner Werner Hecht, und Brechts Schwiegersohn Ekkehard Schall sah darin zu Recht die Möglichkeit, eine frappierende Doppelrolle zu spielen. Er steht ausdrucksstark im Mittelpunkt des Fernsehspiels – in einem ausgezeichneten Ensemble (tatsächlich wurde die Produktion auf einem bulgarischen Fernsehfestival preisgekrönt), zu dem unter anderem Jaecki Schwarz, Martin Seifert, Wilfried Pucher und der auch als Blättchen-Autor bekannte F.-B. Habel gehörten. Inszeniert hatte das Fernsehspiel unter Mitarbeit von Margot Thyret (auf dem DVD-Cover fälschlich Marion genannt) der chilenische Emigrant Alejandro Quintana, der bis heute ein anerkannter Künstler an deutschen Bühnen ist.

Das Erscheinungsjahr 1928 der heute zu Unrecht vergessenen Brecht-Erzählung war zugleich das Uraufführungsjahr des bis heute größten internationalen Erfolgsstücks von Brecht und Kurt Weill, der „Dreigroschenoper“, am Berliner Schiffbauerdammtheater, ein Stück, das förmlich nach einer Verfilmung schrie. Doch Brechts künstlerische Vorstellungen wurden nie erreicht. (Das betrifft auch die bis heute jüngste deutsche Adaption, die Wolfgang Staudte 1963 mit Curd Jürgens, Hildegard Knef, Hilde Hildebrand und Sammy Davis jr. realisierte.)

Filmplakat Mackie Messer – Brechts 3Groschenfilm

In Co-Produktion mit Belgien hat jetzt Regisseur Joachim A. Lang gewagt, Szenen aus der „Dreigroschenoper“ mit der komplizierten Geschichte eines Films zu verknüpfen, den Brecht in der frühesten Tonfilmzeit zu seinem Stück konzipiert hatte. Lang, der durch große, vielfach ausgezeichnete TV-Essays über den Nazi-Film „Jud Süß“ und dessen Protagonisten Heinrich George großes Renommee hat, ist durch viele andere Arbeiten auch ein ausgewiesener Brecht-Kenner. Für seinen Film verwendete er durch Briefe und andere Äußerungen nachgewiesene Originalzitate von Brecht, die den Filmdialogen viel Esprit geben. Auch die Äußerungen der anderen historischen Personen (so Kurt Weill, Lotte Lenya, Helene Weigel, Seymour Nebenzahl) sollen verbürgt sein. Verwoben hat Lang das Ganze mit den bekanntesten Songs aus dem Stück in einer durchaus nicht störende Zweiteilung mit zwei Hauptdarstellern: Lars Eidinger als Brecht und Tobias Moretti als Mackie Messer. Beide nehmen sich an Ausstrahlung nichts. Hinzu kommen unter anderem die ihnen ebenbürtigen Joachim Król und Claudia Michelsen (Ehepaar Peachum), Robert Stadlober (Weill) und Christian Redl (Tiger-Brown). Grenzwertig ist Hannah Herzsprung als zarte Polly, die inzwischen eine matronenhafte Ausstrahlung hat. Gewöhnungsbedürftig sind auch die zu stark am Musical orientierten Balletteinlagen. Doch das sollte nicht davon abhalten, sich den fabelhaft ausgestatteten und auch in Maske und Kostüm glaubwürdigen Film anzusehen.

Was allerdings nicht erzählt wird, ist, dass der „Dreigroschenfilm“ 1931 doch entstand – gegen Brechts Protest. Unter G.W. Pabsts Regie mit dem Österreicher Rudolf Forster als Mackie Messer. Der Österreicher Tobias Moretti übertrumpft den!

„Die Bestie“, Fernsehspiel von 1988 auf DVD in der Reihe DDR TV-Archiv, 16,00 Euro.
„Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“, Regie Joachim A. Lang, ab 13. September in den Kinos.

Dieser Artikel erschien vor ein paar Tagen in  Das Blättchen. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors. Bilder und Bildunterschriften wurden von der Redaktion AmericanRebel hinzugefügt.
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└ Schlagwörter: Allgemein, Brechts Dreigroschenfilm, Curd Jürgens, Die Bestie, Dreigroschenoper, F.-B. Habel, Frank Burkhard, Heinrich George, Helene Weigel, Hilde Hildebrand, Hildegard Knef, Joachim A. Lang, Joachim Król, Jud Süß, Kurt Weill, Lotte Lenya, Margot Thyret, Nebenzahl, Sammy Davis jr., Wilfried Pucher
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Sep.14
on 14. September 2018
Veröffentlicht in: Allgemein

Civaka Azad
Kurdischs Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V.
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Bundesweite Großdemonstration in Berlin:
Erdoğan ist nicht willkommen!
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Ein Diktator kommt nach Berlin – und wird mit allen Ehren empfangen. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan wird Ende September erneut um deutsche Unterstützung für seine Kriegspolitik bitten. Es ist abzusehen, dass auch dieses Mal Waffenverkäufe abgesegnet, Kredite zugesagt und Investitionen in der Türkei vereinbart wer- den. Der Besuch des deutschen Wirtschaftsministers samt 80-köpfiger Entourage Ende Oktober in der Türkei passt da ins Bild. Der Besuch Erdoğans in Berlin wird Anlass zum Protest für all diejenigen sein, die sich in Deutschland und der Türkei für Demokratie, Freiheit und Frieden einsetzen.
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Die Liste der Verbrechen des Erdoğan-Regimes ist lang. Heute sitzen tausende HDP-Mitglieder in der Türkei
in Haft, gemeinsam mit hunderten Journalistinnen und Journalisten sowie zehntausenden anderen politischen Aktivistinnen und Aktivisten. Im Südosten der Türkei werden tagtäglich Ausgangssperren verhängt, Kundgebungen oder Demonstrationen verboten und Militäroperationen durchgeführt. Hunderttausende Menschen befinden sich vor den andauernden Militäroperationen auf der Flucht. Städte wie Nisêbîn oder Cizîr sind größtenteils zerstört. Auch die Bevölkerung Nordsyriens und des Nordiraks leidet unter der diktatorischen Politik Erdoğans. In beiden Nach- barländern führt die türkische Armee Besatzungsoperati- onen durch. Der Krieg in Afrin aber auch die tagtäglichen Angriffe der türkischen Armee auf den Nordirak sind die jüngsten Beispiele dafür.

Auch hier in Deutschland leiden wir unter der diktatorischen Politik Erdoğans. Der türkische Geheimdienst MIT bedroht hier zu Lande politische Aktivistinnen und Aktivis- ten mit dem Tod. Die DITIB verbreitet in ihren knapp 1000 Moscheen nationalistische Kriegspropaganda und schreckt dabei selbst vor der Indoktrinierung von Kindern nicht zurück. Der Lobbyverband UETD stellt Kontakte zwischen der AKP-Regierung und kriminellen Banden wie der Osmanen Germania her, die offen mit Gewalt gegen Kritikerinnen und Kritiker des Erdogan-Regimes in Deutschland drohen. All dies ist ein weiteres Indiz dafür, dass die deutsche Bun- desregierung die repressive Politik des türkischen Regimes billigt bzw. unterstützt. Sie beteiligt sich damit direkt am Angriff auf Menschen, die sich für die Demokratie einsetzen. Ob in der Türkei oder hier in Deutschland. Unseren Protest gegen den patriarchalen Herrscher Erdoğan verste- hen wir damit auch als Protest gegen den zunehmenden Rechtsruck hier in Deutschland.

Am 28. und 29. September werden wir als Demokratinnen und Demokraten unserem Protest gegen den Staatsbesuch des Diktators Erdoğans Ausdruck verleihen. Wir akzeptieren nicht, dass die deutsche Bundesregierung in unserem Namen einen Diktator willkommen heißt und seine Politik damit legitimiert. Das wollen und können
wir nicht mit unserem Gewissen vereinbaren. Wir wer
den Erdoğan und der deutschen Bundesregierung Ende September zeigen, dass Diktatoren ihren Tee nicht in Berlin, sondern vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag trinken. Wir laden alle Demokratinnen und Demokraten in Deutschland ein, Ende September mit uns auf die Straße zu gehen. Der Diktator Erdoğan und seine Freunde in der deutschen Bundesregierung werden von uns allen klar und deutlich zu hören bekommen: Ticket nach Den Haag statt Tee in Berlin!
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Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
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Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz
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└ Schlagwörter: DITIB, Erdogan ist nicht willkommen!, Erdoğan-Regime, Großdemonstration in Berlin, Recep Tayyip Erdoğan, Türkei, Waffenverkäufe
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Sep.14
on 14. September 2018
Veröffentlicht in: Jakob Reimann

Jacob Reimann

„Let’s fucking kill him!“ – Trump wollte Assad hinrichten.

Jacob Reimann

Laut einem neuen Buch der Journalistenlegende Bob Woodward hat Präsident Trump im April 2017 seinen Verteidigungsminister James Mattis beauftragt, den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad hinzurichten. Das Weiße Haus weist die Vorwürfe kategorisch zurück.

Nach einem Giftgasangriff im syrischen Khan Sheikhoun im April 2017, bei dem 86 Menschen starben, forderte US-Präsident Trump von seinem Verteidigungsminister James Mattis die Hinrichtung von Syriens Präsident Baschar al-Assad, so Journalistenlegende Bob Woodward, der sich in seinem neuen Buch Fear: Trump in the White House auf anonyme Insiderquellen im Weißen Haus beruft und verstörende Einblicke ins Tagesgeschäft der Trump-Administration liefert.

Exchanges Photos, Flickr, published under public domain.

“Let’s fucking kill him! Let’s go in. Let’s kill the fucking lot of them,” so Trump zu Mattis, laut Woodward. „Ich kümmere mich sofort darum”, so Mattis per Telefon zu Trump. Doch der hatte zu keinem Zeitpunkt vor, den Befehl auszuführen: „Wir werden nichts dergleichen tun. Wir werden wesentlich angemessener darauf reagieren.“, so Mattis im Anschluss an Trumps „Kill him!“ gegenüber einem Berater, so Woodward.

Schließlich feuerte das US-Militär ohne Beweise einer Täterschaft völkerrechtswidrig 59 Tomahawk-Raketen auf Syrien ab (Die Freiheitsliebe berichtete ausführlich über die Umstände).

Mattis soll außerdem gesagt haben, Trump verhalte sich „wie ein Fünft- oder Sechstklässler.“, so Woodward, der noch viele weitere Anekdoten über vulgäre Kleinkriege und andere Absurditäten im Trumpschen White House bereithält, die ich mich jedoch weigere, hier alle aufzuführen.

Mattis‘ Weigerung, Assad zu exekutieren, hat die Welt vielleicht davor bewahrt, Syrien zum nächsten Afghanistan, Irak oder Libyen werden zu lassen – stellt rein technisch gesehen jedoch eine Befehlsverweigerung gegenüber dem Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte dar.

Bob Woodward, Autor des Buches Fear: Trump in the White House. By Exchanges Photos, Flickr, published under public domain.

Mattis zu seiner Verteidigung: „Die verächtlichen Worte über den Präsidenten, die mir in Woodwards Buch zugeschrieben werden, wurden niemals von mir oder in meiner Gegenwart ausgesprochen“, so der Verteidigungsminister in einem offiziellen Statement.

„Dieses Buch enthält nichts weiter als fabrizierte Geschichten … die den Präsidenten schlecht aussehen lassen sollen.“, so Trumps Pressesprecherin Sarah Huckabee Sanders.

Und auch Trump weist die Zitate des Buchs kategorisch zurück: „Das ist einfach gemeines Zeug“ (‘nasty stuff‘), das von „verärgerten Mitarbeitern [stammt] oder einfach nur erfunden wurde“ – womit er, nebenbei bemerkt, impliziert, dass es der Wahrheit entspräche, stammte es von ehemaligen Mitarbeitern.

Bob Woodward – der Anfang der 1970 mit seinen Veröffentlichungen in der Washington Post die Watergate-Affäre lostrat, die schließlich zum Sturz von Präsident Nixon führte – erklärt hingegen: „Ich stehe zu meiner Berichterstattung.“

Laut dieser Berichterstattung hat der Präsident der Vereinigten Staaten im April 2017 seinen Verteidigungsminister angewiesen, den Präsidenten Syriens hinzurichten.
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Erstveröffentlichung in „Die Freiheitsliebe“ vor wenigen Tagen. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers und des Autors.

Über den Autor: Als studierter Biochemiker hat Jakob Reimann ich ein Jahr in Nablus, Palästina gelebt und dort an der Uni die Auswirkungen israelischer Industrieanlagen auf die Umwelt und die Gesundheit der Menschen in der Westbank erforscht. Nach einiger Zeit in Tel Aviv, Haifa, Prag und Sunny Beach (Bulgarien) lebt er jetzt wieder in Israel und kennt daher „beide Seiten“ des Konflikts und die jeweiligen Mentalitäten recht gut. Soweit er zurückblicken kann ist er ein politisch denkender Mensch und verabscheut Ungerechtigkeiten jeglicher Art. Aus bedingungslos pazifistischer Sicht schreibt er gegen den Krieg an und versuche so, meinen kseinen Beitrag zu leisten. Seine Themenschwerpunkte sind Terrorismus, das US Empire, Krieg (Frieden?) und speziell der Nahe Osten.

Alle Artikel von Jakob Reimann

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Sep.12
on 12. September 2018
Veröffentlicht in: Rui Filipe Gutschmidt

Rui Filipe Gutschmidt

Venezuela – Leben oder flüchten unter dem Druck der USA und Maduros Paranoia

Rui Filipe Gutschmidt

In Venezuela spüren die einfachen Menschen die Auswirkungen des enormen Drucks, den die Sanktionen und die Finanzwelt auf das Land im Norden Südamerikas ausüben. Doch auch Nicolas Maduro hat das Erbe von Hugo Chaves nicht genutzt, sondern durch einen unangebrachten Extremismus in den Ruin geführt. Was als ein Beispiel für linken Widerstand gegen den Dollarimperialismus begann, entwickelte sich zur besten Propaganda für die neoliberalen und ultrakonservativen Kräfte in ganz Lateinamerika.

Nicolas Maduro – Fickr.com CC BY-SA 2.0

Die Menschen in Venezuela sind am Ende ihrer Kräfte. Laut UNO haben etwa 2,5 bis 3 Millionen Menschen das Land verlassen, dessen Wirtschaft komplett am Boden liegt. Die Regierung von Nicolas Maduro hat mit recht fantasievollen aber letztlich nichts bringenden Maßnahmen versucht gegenzusteuern, doch Währungsreform oder Zweitwährung (Petro) bringen die Inflation (bis zu 1 Million Prozent) nicht zum stoppen. Eine auf den Bodenschätzen des Landes basierende Währung ist zwar ein guter Ansatz, aber solange die „Schätze“ noch im Boden sind… Nun ja.

Aber genau da begann der Niedergang Venezuelas schon. Genau gesagt wurde dieser von den USA auf Verlangen der US-Öl- und Rohstofflobby beschlossen, als Hugo Chaves die Ölproduktion des Landes verstaatlichte. Seither wurde auf dem Doppelkontinent der Rechts/Links-Gegensatz wieder stärker sichtbar. Immer mehr Staaten bekamen linksgerichtete Regierungen. Zu Lula da Silvas Brasilien und dem Venezuela der „Bolivarianischen“ Revolution unter Hugo Chaves, gesellten sich Bolivien und Equador, während andere Staaten auch ohne klare Linksregierung eine größere Skepsis gegenüber US-Investitionen anmerken ließen.

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Die Reaktion der USA war eine zunehmende Politik des „Regime-Change“. Mit allen Mitteln bemühen sich die US-Geheimdienste um den Sturz aller Regierungen, die sich ihrer Gier nach Rohstoffen aller Art in den Weg stellen. Aber ganz besonders aggressiv verhält sich Onkel Sam gegenüber sozialistischen Revolutionären, wie seit Jahrzehnten Kuba und jetzt Venezuela. Doch Kuba hat sich im Laufe der Zeit durchgesetzt und auch die neuerliche Verschärfung der Sanktionen durch die Regierung Trump, nach der Annäherung unter der Administration Obama, wird den Kubanern am Allerwertesten vorbei gehen (wenn ich mir den Ausdruck erlauben darf).

Nicolas Maduro wiederum, ist ein Mann voller psychologischer Probleme. Seit dem Ableben von Hugo Chaves und somit seit der Präsidentschaft Maduros, geht es nur noch bergab mit Venezuela. Sicher ist die Paranoia dieser schlechten Kopie seines Vorgängers Chaves nicht unberechtigt. Fidel Castro, Lula da Silva und natürlich auch Hugo Chaves, äußerten ihren Verdacht, dass der Krebs, an denen sie und auch andere linksgerichtete hochrangige Politiker Lateinamerikas erkrankten, ihnen von US-Geheimdienstmitarbeitern „angehängt“ wurde. Verschwörungstheorie oder nicht, klar ist nur, dass die USA alles unternimmt, um „ihren Kontinent“ (Monroe Doktrin) frei von „Kommies“ und Antikapitalisten zu bekommen.

Es war nicht nur die finanzielle und logistische Unterstützung der Opposition Venezuelas, die Propagandakampagne in den internationalen Medien, Sanktionen, Preismanipulation von Öl und Gas und auch die Einstufung als „vollkommen Kreditunwürdig“, die Venezuela in den Ruin trieb. Es war auch eine, selbst für Lateinamerika ungewöhnlich weit verbreitete, Korruption, Vetternwirtschaft, Inkompetenz und somit Misswirtschaft. Maduro und seine Minister müssen sich ihre Unterstützung mit Posten, Privilegien und viel Geld erkaufen. Geld, was sie nicht haben und für das sie den Rest der Bevölkerung bluten lassen.

Jetzt geht Maduro auch noch an die Goldreserven und gibt neben der neuen Zweitwährung auch den Verkauf von kleinen Goldbarren bekannt. Damit gibt er den wenigen Privilegierten im Land (die ihn noch stützen) eine Möglichkeit, um sich im Ausland mit Waren einzudecken, die ihnen gegen den Bolivar und selbst gegen den Petro niemand verkaufen würde. Die Führung der Opposition kann das mit den Dollarscheinchen, die sie für eine zukünftige „Zusammenarbeit“ von Onkel Sam bekommen. Doch alle anderen, können sich nicht einmal das nötigste zum Leben leisten.

Sie sind jetzt auf der Flucht. Bei einem erst kürzlich verdoppelten Mindestlohn von 2 € (nein, das ist nicht der Stundenlohn – es ist der Monatslohn!) ist es kein Wunder, dass man ohne zusätzliche Hilfe nicht überleben kann. Daher machen sich so viele Menschen auf den beschwerlichen Weg ins Ausland. Von den fast 500.000 Portugiesen oder portugiesischstämmigen Bürgern, die oft Bäckereien oder andere kleine Familienbetriebe haben, sind schon sehr viele in ihre Heimat oder den Ort ihrer Wurzeln zurückgekehrt. Dabei ist ein großer Teil von den Atlantikinseln der Azoren und, vor allem, von Christiano Ronaldos Heimat Madeira. Über 10.000 Venezuelaner mit portugiesischen Wurzeln haben dieses Jahr bereits die portugiesische Staatsangehörigkeit beantragt.

Die größte Flüchtlingswelle bekommen aber die südamerikanischen Nachbarn ab. Peru und Equador haben ihre Grenzen geschlossen und die Vereinten Nationen aufgefordert, endlich humanitäre Hilfe zu leisten. Dabei fällt auf, dass all die Staaten und Organisationen die überall auf der Welt humanitäre Hilfe leisten, all die Jahre keine Anstallten machten, um den Menschen in Venezuela zu helfen. Dabei wird klar, dass die Misere gewollt ist. Doch der Exodus wohl nicht. Brasiliens neoliberale Regierung – oder eher der korrupte Haufen der in Brasilia sitzt und die enormen Schätze des Landes an den meistbieteten (für ihre schwarzen Kassen, nicht für das Land oder – Gott bewahr – dem Wohl des brasilianischem Volkes) verscherbelt – schickte jetzt Truppen an die Grenze.

Offiziell sollen die Truppen Ausschreitungen verhindern, wie die vor einigen Tagen, bei denen ein aufgebrachter Mob das Lager von etwa 1.200 Flüchtlingen zerstörte, in Brand steckte und die Menschen zurück über die Grenze prügelte.

Maduro mag sein Land in den Ruin gesteuert hat, mit einem zunehmenden Extremismus und einer Prise Paranoia, aber alle Begebenheiten der letzten zwei Jahrzehnte haben ihren Ursprung in dem Versuch der USA, den Sozialismus vollends aus der Welt zu schaffen. Venezuelas Ölreserven weckten das Interesse der US-Ölmultis und die Verstaatlichung der Ölindustrie entfachte den Zorn der Lobby, die für ihre Interessen das US-Militär und nicht selten auch die NATO für sich einspannt.

Dieser Artikel erschien auch auf unserer Partnerseite INFO-WELT
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└ Schlagwörter: Bolivar, Hugo Chaves, Maduro, Rui Filipe Gutschmidt, UNO, Venezuela
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Sep.12
on 12. September 2018
Veröffentlicht in: Harry Popow, Nico Diener

Nico Diener

Von Affenmenschen und unserer Zukunft

Buchtipp: »Der Höhlenmensch – Affenmenschen sorgen sich um die Zukunft unseres Planeten«
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Nico Diener

Unter dem Titel „Der Höhlenmensch – Affenmenschen sorgen sich um die Zukunft unseres Planeten“ veröffentlichte der Diplom-Journalist und Blogger Harry Popow im Eigenverlag epubli, Erscheinungsdatum 08.09.2018, 254 Seiten, eine politische Satire gegen die Menschenfeindlichkeit des weltweiten Kapitals.

Ein bisher in menschlichen Kinderhänden verbrachtes „Leben“ eines kleinen Affen mit Namen DIDA, angeblich geboren im fernen ALTAI-Gebirge, haucht der Mensch BENNO Leben ein und verbindet es mit ihrem Freund DADA und dem noch im Gebirge lebenden Urgroßvater SCHIMPF-PANSE, dem Erfahrenen und Gebildeten.

Die Höhlenbewohner müssen mit Bitterkeit erfahren, dass der Klimawandel auch sie erwischt hat. Eine eilig zusammengerufene Vollversammlung beschließt: Wir müssen erkunden, ob es Schuldige gibt an der Erderwärmung. Ob Überirdisches im Spiel sind oder gar die Menschen, unter denen der SCHIMPF-PANSE einst gelebt hatte? DIDA soll sich mit ihrem Freund DADA auf die mit Drohnen angetriebene Lanze setzen. Sie mögen Ursachenforschung betreiben – gemeinsam mit ihrem Bekannten, dem Menschen BENNO.

Satire, Sarkasmus und Humor, gemixt mit Erkenntnissen aus Wissenschaft und Literatur, ergibt ein spannendes Kaleidoskop von Eindrücken und Nachdenkenswertem, das hinführt zur Einsicht: Es gilt, den Planeten zu retten vor dem unglaublichen Raubzug der angeblichen „Kraken“. Jeder tue, was er kann. 

Leseproben »

BENNOS ALBTRAUM

BENNO schüttelt sich vor Schreck. Nach dem Erwachen. Ein Albtraum verfolgt ihn. Er hatte einen freien Eintritt per Mail in eine riesige Arena erhalten. Fußball oder? BENNOS Ding ist das eigentlich nicht. Aber seine sprichwörtliche Neugier treibt ihn hin. Sein erster Eindruck: So viele Massen an Volk hatte er noch niemals auf einen Haufen gesehen. Am Rande des riesigen Feldes werkeln Leute an Werkbänken. Andere digitalisieren irgend etwas.

In der Mitte des weiten Feldes aber tummeln sich Menschen unterschiedlichen Couleur. Sicherlich Tausende jubeln einer Band zu und nackt Tanzenden, die für die freie Liebe und für Schwule und Lesben kämpfen. Andere – wie letztens in Chemnitz – schießen mit Worten aufeinander, einige prügeln sich, manche fallen tot zu Boden.

Dazwischen strecken, sie heben sich ganz dunkel rechts von der Masse ab, den rechten Arm in die Höhe. Jeder gegen jeden. So sieht Freiheit aus. Das ist die vielgepriesene Vielfalt, denkt BENNO. Aber vieles soll ja eine Grenze haben. Im Hintergrund nämlich brüllen Polizisten, ohne die Rechten zu beachten: „Weg frei, wir schaffen Ordnung“, und sie stürzen sich auf angebliche Kriminelle, die sich ganz links in der Arena aufhielten. Über allem kreisen Drohnen über der Arena. Man sieht, die werfen Laserstrahlen auf dieses riesige Chaos. „Überwachung, Überwachung!!“

Diese als Lösung der Konflikte anerkannte Methode der bekannten und offensichtlich helfenden „Ruhe und Ordnung – Rufe“ kommen plötzlich aus den hohen Rängen. Daher, wo jene stets sitzen, die die hohen Eintrittsgelder festlegen und anschließend einkassieren. Angesichts dieses Chaos im Schafs-Volk reiben sie sich die Hände. So schaffen sie sich weiter grünes Licht für neues Wachstum im eigenen,
ureigensten Interesse. BENNO schüttelt es. Was tun?

Da kommt über Lautsprecher die Aufforderung, Ruhe zu bewahren. Die Königin habe das Wort. Was sie ausspricht, ist nicht unbekannt: Hört auf, euch zu prügeln. Tanzt besser. Seid lieber nett zueinander. Wir sind doch eine Familie. Wir leben doch gut. Wir tragen doch Verantwortung. Ich liebe doch alle. Rechts und links.

In diesem Augenblick dröhnt es vom blauen Himmel herab. Eine Drohne. Auf ihr sitzt offensichtlich der Pressesprecher mit seinem nichtssagenden Gesicht. Er streckt dem Volk ganz unten die Zunge heraus. Ihr entströmen Sprechblasen. Zu lesen ist: Seid vernünftig. Alle sollen hochleben. Fragt nicht nach Ursachen und Wirkungen. Schon gar nicht nach Geschichte und Zukunftsmusik. Hört lieber auf die Königin. Wenn sie lieb zu euch sein will, dann meint sie das Wachstum. Je reicher die in den Rängen sind, desto besser wird es euch gehen die ihr da unten tanzt, boxt, euch prügelt. Hauptsache, ihr vergesst das Kaufen nicht. Davon lebe schließlich auch ich. Und die Königin. Alle, die hoch im Rang sitzen. Das ist die Hauptsache. Doch in der Arena nimmt niemand etwas wahr. Der Tanz geht weiter.
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BENNO wird übel

Da bemerkt er am Rande des Platzes einige Hürden. Mit Schildern dran. Da steht in gut lesbarer hochdeutscher Schrift an dem ersten Hindernis – soviel Freiheit muss sein – „wer dieses Hindernis kraftvoll und nicht ohne Mühe überspringt, der wird den Zusammenhang zwischen Unten und Oben besser ins Auge nehmen können und verstehen.“ BENNO zeigt einen Vogel: Da fordert jemand voller Illusionen nichts weiter als die Anerkennung des die Welt erschütternden Zwiespalts. Doch über diese Hürde, der wichtigsten vor dem eigentlichen Tun, springen nicht alle. Aus Faulheit? Aus Angst?

An der zweiten Hürde wird davor gewarnt: „Wer mehr als erlaubt Wahrheiten ins Blickfeld nimmt und der Illusion verhaftet ist, die Leute auf den oberen Rängen verjagen zu können um selber dort Platz zu nehmen, ist ein Gefährder.“

Diese Hürde, die nicht einmal konsequent genug von den Linken genommen wird, steuern nunmehr „AUFSTEHENDE“ an. Ihnen folgen Aufgemunterte. Die Arena leert sich. Die in den hohen Rängen werden unruhig.

BENNO stöbert zu Hause an seinem Computer im Datenarchiv. Diese Beruhigungspillen vom Pressesprecher auf der Drohne hatte er doch schon einmal gelesen. So ähnlich jedenfalls. Und dann findet er den Text in einem der über 80 Buchtipps, die er in den letzten Jahren verfasst hatte: Da schreibt der Autor Michael Meyen in seinem Buch: „BREAKING NEWS: DIE WELT IM AUSNAHMEZUSTAND. WIE UNS DIE MEDIEN REGIEREN“:

Man solle unbefangen in die Welt schauen. (S. 10) Es gehe um Konflikte statt um Streit und Inhalte. (S.11) Es gebe keine Alternativen. (S. 167) Auf Seite 33 zitiert der Autor den Soziologen Armin Nassehi: „Schluss mit einfachen Kausalitäten. Weg von Wahrheiten und Lösungen, (…) Hin zu der Einsicht, dass es keine Ursachen gibt, keine Strategie, die sicheren Erfolg verspricht, und folglich auch kein lineares Narrativ. Alles passiert gleichzeitig (…). Warum also an die Vernunft appellieren (von Bürgern, von Politikern, von Unternehmern), warum auf irgendeine Form der Einsicht hoffen (von wem auch immer), warum „Wissen“ für irgendeine ` „Praxis“
produzieren?

Für BENNO und den so vielen politisch hellwachen Bürgern sind diese Offenbarungen nichts Neues: Es geht gar nicht um Inhalte, schon gar nicht um Politik oder Wirtschaft, sondern darum, beim Konsumenten ein AHA! zu erzeugen. Der Ausnahmezustand als Ausdruck des Imperativs der Aufmerksamkeit. Der Autor schreibt von Mediatisierung und von Resilienz. Beide Begriffe bezeichnen einerseits den Einfluss der Medien auf die Gesellschaft als auch die Notwendigkeit, diesem Druck psychologisch widerstehen zu können. Womit er auch die Gesellschaft insgesamt meint.

Und nun bewegt den in die Jahre gekommenen Blogger BENNO ein neuer Traum…
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AFFENALARM
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BENNO denkt, ihn laust der Affe. Er schüttelt den Kopf. In einem Heft aus dem Jahre 1993, genannt controvers, geschrieben von Gerhard Branster unter dem Titel „Mensch – Wohin?“ auf Seite 26, liest der Wissbegierige folgenden Satz: „Der Absturz auf das Niveau des Höhlenmenschen ist da noch die freundlichste Aussicht.“ Meint er etwa die Menschen damit? Offensichtlich ja, denn der Autor spricht von der Reduzierung der natürlichen Existenzbedingungen, „in dessen Verlauf die Menschheit immer schmerzlichere und schließlich unerträgliche körperliche und seelische Schäden erleiden wird“. (S. 25)

Aber: Kann es für die Menschen auf unserem Planeten nicht noch schlimmer kommen? Nach diesem brennend heißen Sommer 2018? Aber Wie kommt der Autor auf diese Zukunft – Höhlenmenschen? Hat dieser Mann noch alle Tassen im Schrank? Oder gehört der Autor der Marionettenmannschaft der sensationslüsternen Zeitungsschreiberlinge an? Und überhaupt: Was sind Höhlenmenschen, wo leben sie? Das fehlte noch, dass sie unsere Gastgeber sein sollen. Von denen möglicherweise noch lernen müssen? Sooo nicht! BENNO, sonst sehr human veranlagt, wehrt sich gegen die Zumutung, wieder zum Affen gemacht zu werden.

Andererseits: Haben die Höhlenmenschen etwas, was den Menschen fehlt? Noch fehlt? Er weist diesen Gedanken von sich, bleibt aber wie immer auf der Hut, vielleicht, vielleicht… Ist gar noch bisher Unbekanntes zu entdecken?
BENNO, vor dem Computer sitzend hört – kaum vernehmbar – aus der Höhe eines Wandregals einen glucksenden Laut. Da sitzt das Affenmädchen DIDA, die stets eigenständig denkende und grinst den BENNO an. Verwundert und seinen Gedankengang stoppend, fragt er sie, ob es ihr gute gehe. Nun lacht sie aus vollem Halse und schießt einen Affenpfeil in Richtung des Nachdenklichen ab: „Ein Leben lang war ich für Euch Kinder und Euren Eltern nur ein Spielball. Und nun will ich auch einmal mitreden. Außerdem: Was wisst ihr Menschen denn von unserem Affenleben. Was in uns vorgeht? Wie wir gelebt haben? Wo wir herkommen? Niemals habt ihr danach gefragt. Purer Egoismus und Gleichgültigkeit treibt Euch, heute mehr als je zuvor.“

„Genug“, ruft BENNO. „Ich habe verstanden. Dann, so bitte ich Dich, erzähle mir aus Deinem Leben. du hast mich neugierig gemacht.“

Dabei hat BENNO das Cover vom Buch vor Augen, das er auf seine letzten glücklichen Lebensjahre verfassen will: Das Äffchen – also DIDA – scheint die Leser etwas schamhaft aber auch trotzig anzulächeln. Ausgefranste Füße und Hände. Zerknautschter Mund. Dazu noch – wie kann es anders sein – einen modernen aus der Menschheit stammenden – Kugelschreiber im Arm. Schließlich hat er einiges mitzuteilen. Er, der Affe, geboren in einer sehr östlichen großen Hauptstadt, liebevoll von einem kleinen Mädchen der zwanziger und dreißiger Jahre gehegt und gepflegt, herzlich in den Arm genommen von ihren späteren Kindern. In sehr schmerzlicher Erinnerung: Das Sirenengeheul und das Krachen von Bomben in benachbarten Häusern dieser großen Stadt, wo dem Krieg, wie DIDA durch Gespräche mitkriegte, endgültig der Garaus gemacht wurde. Schließlich aus der Grube des Vergessens gehoben nach dem Tode der unsterblichen alten Mutter. Seitdem sitzt DIDA auf dem Bücherregal in BENNOS Arbeitszimmer und schaut den BENNO mit vergnügtem Gesichtsausdruck an. Ja, sie und ihre Vorfahren seien Höhlenmenschen im fernen Altai-Gebirge gewesen.

Und so erfährt BENNO etwas, was noch keiner der ihm bekannten Menschen zu hören bekommen hat: Es war einmal vor vielen tausend Jahren, da gab es hunderte Höhlen in den hohen Bergen. Sie wärmten jene Kleinaffen, die darin gezeugt und groß geworden sind. Die Mütter und Väter sorgten für Futter und schützten ihre Jünglinge vor fremden Raubtieren. Die Höhle war ihr Zuhause, ihr Eigentum. Es dauerte nicht lange und Raubtiere nahmen alle Höhlen des Gebirges in Beschlag. Sie versprachen eine gute Fütterung für alle, versorgten aber in erster Linie ihre eigene Brut und kümmerten sich immer weniger um das gemeine Affenvolk. Mehr noch, sie eroberten fremde Räume, nahmen ganze Waldstücke und Gebirge in Beschlag.

Das war den vielen Menschenaffen zu viel des „Guten“. Sie wehrten sich und nahmen – auch mit Gewalt – ihre Höhlen wieder zurück in den eigenen Besitz. Das war ihr ganz großes Glück.
BENNO ist ganz Ohr. Er weiß, dass DIDA schon als Kind durch die Vermittlung menschlicher Verwandte zu den Menschen kam nach Europa. Seitdem, so klagt sie zurecht, kenne sie nur das kleine und enge Familienleben. Sie würde, so ihr Wunsch, mehr vom Leben der Erdenbewohner kennenlernen. Es sollten nur Stunden vergehen, und etwas sehr Dramatisches spielte sich ab.

Denn BENNO, als einstiger Journalist, wie stets den Bleistift in der Hand und ein Stück Papier vor sich, stutzt plötzlich, denn DIDA schweigt und hat Tränen in den Augen. „Was ist los“, fragt BENNO bestürzt. DIDA zeigt auf ihr Affen-Sprechphon. „Da, mein Großvater SCHIMPF-PANSE sendet einen Hilferuf. Er braucht mich und meinen Rat. Ich muss sofort los.“
Kaum ausgesprochen, lässt AFFEN-ENKELIN DIDA sich vom Bücherbord fallen, flitzt zur Haustür, holt ihre bisher als Spielerei angesehene Lanze aus dem Schuppen, verbindet sie mit einer geklauten Drohne aus dem militärischen Hauptquartier der Republik und verschwindet mit einem unbeschreiblichen Affenzahn in Richtung Osten. Ohne Abschied. BENNO versteht gar nichts mehr…

Harry Popow: „DER HÖHLENMENSCH“. © Copyright by Harry Popow, Verlag: epubli, Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin, ISBN: , Seiten: 254, Preis: 15,99 Euro,,Bestellung und mehr

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Sep.12
on 12. September 2018
Veröffentlicht in: Arbeit Zukunft, Fritz Theisen, Jürgen Hardt

Fritz Theisen

Bundeswehr in den Syrienkrieg?

Fritz Theisen

Fieberhaft versuchen die US Imperialisten und ihre Verbündeten, den Fuß in Syrien doch noch in die Tür zu bekommen. Offensichtlich wird ernsthaft über eine Militärintervention nachgedacht. Das hätte unabsehbare Folgen! Letzte Möglichkeit für den Westen bieten die Kämpfe zur Rückeroberung der Provinz Idlib durch die syrische Regierungsarmee. Idlib ist das letzte größere Gebiet in Syrien, das islamistischen Terrortruppen um Al Nusra beherrschen. Sie halten hunderttausende Zivilisten faktisch als Geiseln.

Besonders bedrohlich: Es gibt eine offizielle Forderung der US-Regierung an Berlin, dass die Bundeswehr sich stärker im Syrienkrieg engagieren soll. Das „Verteidigung“sministerium der Frau von der Leyen prüft die Frage bereits.

Schon signalisieren die Union, aber auch Grüne und FDP Unterstützung: „Deutschland sollte erwägen, sich unter bestimmten Bedingungen mit seinen Verbündeten USA, Frankreich und Großbritannien an einem Militäreinsatz in Syrien zu beteiligen“, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Norbert Röttgen (CDU). Auch Jürgen Hardt (CDU), außenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, aber auch Christian Schmidt (CSU), Bijan Djir-Sarai (FDP), und Fanziska Brandner (Grüne), äußerten sich bereits in ähnlichem Sinne.
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Eine ernste Verschärfung der Lage!

Grafik c/o Kola

Besonders auffällig ist das Hauptargument, das in den letzten Tagen immer wieder von den USA und der NATO in Feld geführt wird.

So auch Norbert Roetgen: „Wenn es darum geht, einen neuen schrecklichen Giftgarangriff mit massenhafter Wirkung auf die Zivilbevölkerung zu verhindern, sollte sich Deutschland dem nicht verschließen.“

Schon der hohe US-Beamte Jim Jeffrey hatte am Donnerstag in Washington gesagt: „Es gibt viele Beweise, dass chemische Waffen vorbereitet werden.“ Präsident Trump hat offensichtlich „für den Fall eines solchen Giftgasangriffes“ militärische Vorbereitungen angeordnet, und sein Kabinett angewiesen, Verbündete zu suchen.

Auch Frankreich hat die Regierung in Damaskus bereits vor dem Einsatz von C-Waffen gewarnt.

Das ist eine erneute, ernste Verschärfung der Lage in und um Syrien. Wieder wächst die Gefahr eines internationalen Konfliktes und Krieges um ein weiteres Stück. Wenn Berlin „mitmarschieren“ bzw. „mitfliegen“ will, rückt auch für Deutschland die Gefahr einer militärischen Konfrontation mit der Atommacht Russland näher!

Deswegen ist ein klares Nein! aller Menschen notwendig, die gegen imperialistische Kriege, für die Bewahrung eines Weltfriedens kämpfen, der mehr und mehr gefährdet wird!
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Wieso halten Trump und die NATO einen Giftgaseinsatz eigentlich für sicher?

Wer seinen „gesunden Menschenverstand“ beisammen hat, dem ist klar, dass die syrische Führung um Assad den Verstand verloren hätte, wenn sie aktuell auch nur an einen Giftgaseinsatz denken würde. Einen sichereren Weg gäbe es nicht, den Krieg gegen ihre terroristischen Gegner weiter zu internationalisieren und den Westen zur Intervention geradezu einzuladen – und das so kurz vor einem möglichen Sieg! Das macht die westliche Argumentation total absurd! Deshalb ist der „schreckliche Giftgasangriff“, den der Westen beschwört, ein komplett vorgeschobenes Argument.

Wenn die USA und die NATO damit aber Angriffsszenarien begründen, dann müssen wir, dann müssen Arbeiter/innen, Friedensbewegte, davon ausgehen, dass sie fest mit einem Giftgaseinsatz rechnen. Und das können sie nur, wenn ihre Verbündeten vor Ort, wenn die islamistischen Terroristen um Al Nusra, über Giftgas verfügen und militärisch darauf vorbereitet sind, dieses einzusetzen und das ganze dann der Syrischen Regierung und Armee in die Schuhe zu schieben und dabei tausende Menschenleben zu riskieren.

Das ist keineswegs irreal. Schon früher gab es immer wieder Hinweise, dass IS und andere Islamofaschisten über Giftgas verfügen. Im übrigen ist entgegen landläufiger Meinung die militärische Handhabung von Giftgas nicht besonders anspruchsvoll.

Auch Russland erhebt den Vorwurf, dass gerade die Terrortruppen in und um Idlib Giftgasangriffe vorbereiteten.

Es darf deshalb keinerlei Unterstützung für das geplante, hochgefährliche Vorgehen von Trump, der NATO und für ein Mitmachen der Bundesregierung geben. Sie setzen den Frieden immer weiter aufs Spiel! Vielmehr muss die Forderung laut werden:

Schluss mit jeder Unterstützung für die „syrische Opposition“!
Keinerlei Waffen für diese Terroristen!
Aufforderung an alle Terrortruppen, die Zivilbevölkerung in Ruhe zu lassen und die Waffen abzuliefern!

Speziell die letzte Forderung ist lebenswichtig für zigtausende Menschen in Syrien! All die händeringenden Warnungen vor der nächsten „humanitären Katastrophe“ in Idlib, aus Washington, Paris, London oder Berlin sind offensichtliche Krokodilstränen!
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Erstveröffentlichung heute oder vor wenigen Tagen in Arbeit Zukunft. Veröffentlichung  mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.

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└ Schlagwörter: Al Nusra, Bijan Djir-Sarai, Christian Schmidt, Fanziska Brandner, Fritz Theisen, Giftgaseinsatz, NATO, Norbert Röttgen, Provinz Idlib, Syrien, Syrien
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Sep.11
on 11. September 2018
Veröffentlicht in: Justus Klein
Volkskorrespondent

Justus Klein
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Bamberg: Demonstration gegen Massenlager

Justus Klein

Am Samstag, dem 8. September 2018, haben mehr als 400 Menschen gegen das Ankerzentrum in Bamberg protestiert. Aufgerufen hatte ein breites Bündnis aus linken und flüchtlingssolidarischen Gruppen. Darunter waren auch zahlreiche Bewohner der AEO (ANKER-Einrichtung Oberbayern).

Diese brachten ihren Protest gegen die schlechten Bedingungen im Lager aufmerksam. Skandalös sind die diesen Sommer bekannt gewordenen Misshandlungen durch die Security-Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes. Einige Bewohner sollen demnach grundlos brutal geschlagen und schikaniert worden sein. „Missbraucht keine Zahlen für eure Wahlen!“ war eine zentrale Parole. Drei Provokateure, vermutlich aus dem rechten Spektrum, wurden von der Polizei zurückgehalten.

„Nein zum imperialistischen Krieg!“,
Foto: Justus Klein

Ein Transparent der Initiative „#Seebrücke“,
Foto: Justus Klein

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Sep.10
on 10. September 2018
Veröffentlicht in: Frank Geppert
Volkskorrespondent

Frank Geppert
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Köthen, einen Tag nach dem Todesfall
eines 22-jährigen Mannes

Frank Geppert

Ich war gestern in Köthen, bei dem Spielplatz, dem Tatort, an dem der 22-jährige junge Mann tödlich verletzt wurde. Ich habe mit Köthenern geredet, Videos und Fotos gemacht.

Die Stimmung war düster und traurig. Mehrere Tausend Menschen fanden sich am Tatort ein. Es war anfangs still. Eine junge Frau kam weinend auf einen jungen Mann gestützt aus der Menge.

Da ich eine Kamera und ein Stativ trug, wurde ich unfreundlich gemustert, so wie die Leute vom MDR. Eine Journalistin, der sich vermutlich in meiner Nähe jemand in den Weg stellt, kreischte laut los, dass man sie durchlassen solle. Ich wollte ihr zu Hilfe eilen, da war schon alles vorbei. Sie erstattete sofort Anzeige bei der Polizei.

Neben dem Mainstream-TV waren auch die üblichen Nazijäger-Fotografen da, aus Berlin, Halle, von überall sind sie angereist. Neben ihnen hörte ich zwei junge Leute, die gegen die Trauergäste wetterten. Einer meinte, man müsse diese gleich gegen die Wand stellen, dann wäre endlich Ruhe.

Köthen, 8. September 2018, Foto: Frank Geppert

Auch unter den Demonstranten waren neben den Köthenern diverse Zugereiste. Einige trugen Schriftzüge auf ihren Kleidungsstücken.

Plötzlich zerbrach die Stille und ein Aktivist von außerhalb mit mobilem Lautsprecher erhob die Stimme. Er schimpfte lautstark gegen Journalisten, Polizei und Politik und beklagte das Aussterben der Deutschen. Jemand rief „White Pride„. Ein einzelner rief „Deutschland den Deutschen.“ aber die Mehrheit wollte nicht einstimmen. Es wurde geklatscht, „Widerstand“ und „Wir sind das Volk“ gerufen.

Ein junges Köthener Paar erzählte mir, was im Vorfeld passiert war, dass es einen Streit und eine Schlägerei gab und der Deutsche anschließend an einem Hirnschlag oder Herzinfarkt starb.

Ein älteres Paar erzählte mir, dass zwei Afghanen sich um eine schwangere Frau stritten, weil beide vorgaben, der Vater zu sein. Der junge Deutsche wäre dazwischen gegangen und nun deswegen tot. Der Mann meinte, das ginge ihn nichts an, aber die Frau meinte, es wird Zeit, dass endlich mal die Wahrheit berichtet würde und dass die jungen männlichen Zuwanderer doch auch menschliche (Paarungs-)Bedürfnisse hätten und ob die Politik das nicht bedacht hätte.

Ich bin in Gedanken nach Hause gefahren. Donatus bat mich, morgen in Halle von meinen Erlebnissen zu berichten.

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└ Schlagwörter: Frank Geppert, Köthen, White Pride, Wir sind das Volk
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Sep.08
on 8. September 2018
Veröffentlicht in: Allgemein

Victor Grossman

Both hate and hope

Berlin Bulletin No. 152
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Victor Grossman

The events in the Saxon city of Chemnitz were truly frightening. The sight of thick-skulled, Nazi-tattooed thugs growling threats as they stormed through the city center, chasing and beating up presumed “foreigners”, unfriendly journalists or any other foes; invoked memories of Charlottesville a year ago – or Germany in the 1930’s; stretched-arm Hitler salutes from the base of the large bronze bust of Karl Marx in Chemnitz added bitter irony.

Especially alarming was the shoulder-to-shoulder friendship at the head of the biggest march between leaders of the “anti-Islam” PEGIDA, the violent football hooligan mob Pro Chemnitz, various semi-taboo Nazi groups and the “respectable” Alternative for Germany party (AfD), with 92 deputies in the Bundestag, which is now vying for second place in national polls and eagerly awaiting the next elections.

Also disturbing was the conduct of the police. Always quick with mass deployment at leftist rallies, this time, despite clear signals, only 600 cops were sent in to control 6000 or more thugs. At the next confrontation two days later the police blocked up several hundred anti-fascist demonstrators for hours in a so-called kettle operation, not letting even first aid helpers out unless they were physically supporting one of those injured.

Police Mission

As ever after such events there was a loud cry of anguish from most pillars of society. Saxony’s minister-president decried violence again – but again played down its importance. In view of AfD strength in Saxony some fear he may be thinking of a coalition with it after state elections in 2019.

More »

There has been more than enough collusion at higher levels. Hans-Georg Maassen, head of the Office for the Protection of the Constitution (BfV) – like the FBI – first denied accusations that he had met several times with Frauke Petry when she was AfD leader to advise her about winning more popularity. He was then forced to shamefacedly admit “the possibility” of having met her but denied giving advice, saying that he „regularly meets“ with parties to discuss threats to politicians and their parties and this was “guaranteed by the government and conducted in confidentiality”. Now, after Chemnitz, he has asserted that videos showing goons chasing foreigners were fakes, while using the word “murder” in describing the stabbing which set off the events in Chemnitz – before any trial has been held (most likely not for murder but for “manslaughter”). This went too far, even for Merkel.

Germany’s Interior Minister, Horst Seehofer, now in a desperate fight to retain power for his Christian Social Union party in Bavaria in the October 14th elections, backed him up in understanding the Chemnitz rioters. For him, perhaps, there were “good people on both sides”.

But then, like a ray of sunshine, came truly good news! Quickly reacting to the mob take-over, anti-fascist groups organized an open-air concert in Chemnitz with seven rock bands. Their slogan was “Wir sind mehr!” – “We are more” (or “We’re the majority”) and while six to eight thousand fascists from all over Germany had raged through town on Monday August 27th, very different crowds now poured in the following Monday, also from all over Germany: estimates ranged from 50,000 to 65,000! Mostly young people, they enjoyed their kind of music – which, that evening, bore a clear, sharp, anti-fascist message. While right-wing media sniffed that one of the bands was very far-left radical, even President Frank-Walter Steinmeier sent his blessing to this big boost for all those opposing the Nazi menace. Lines were being drawn in Germany!

That was on September 3rd. One day later it was followed by another key event, the long-awaited launching of a new “collective movement” – “Aufstehen” (Stand up, or Rise up! – and pronounced Owf-shtain). It is led most prominently by Sahra Wagenknecht, co-chair of the LINKE (Left) caucus in the Bundestag, and her husband Oskar Lafontaine, once a top Social Democrat in West Germany, then a co-founder of the united East-West LINKE party.

At the press conference Wagenknecht explained: “Aufstehen – neither a party nor an alliance of parties – is rather a kind of loose association in which anyone can join in.” No-one need quit a party they belong to, just sign up, no dues, and you can tell us what you think (via Polis, an electronic system “for open ended feedback and participatory democracy”). About 110,000 have already signed up, she stated. “The aim of the movement, basically, is to encourage members of left-of-center parties to push them into more action, but also to impel voters who have turned away from the classical parties to fight for their rights… Many people are tired. They expect more from the parties. Those now fighting for a different political course are too few in number to win out. That is why we need You to join us if you share our goals!”

Supporters of Aufstehen point out that the Social Democratic Party has largely abandoned its close participation in the struggles of the labor movement and the fight to preserve world peace, especially in the past twenty years, often as part of the government. This had cost it eight million voters.

Most of these, dissatisfied by stagnant and worsening conditions for working people and worried about the future, either refrained from voting or fell for the siren voices of the AfD, including their anti-immigrant ranting. Relatively few moved to the LINKE party, now all too stable at 9-11% in the polls. Especially in eastern Germany where, once much stronger, it had often joined in state coalition governments, and many now saw it as “part of the establishment”, one of the “same old parties”.

As for the Green party, although currently gaining in the polls, it has been lampooned by a one-time founder and party leader, who is now joining Aufstehen, as “being no longer interested in fighting structural poverty” but rather in making life better for its well-to-do membership and going along with the military adventurism of the government. It had even tempered its environmentalism.

“Politics has governed over the heads of the people”, Wagenknecht claimed. “At the very latest the events in Chemnitz have clearly shown that things cannot continue in the same old way and that we urgently need a new political departure…. Not all of those who took part in the right-wing marches in Saxony are Nazis…I am sick of leaving the streets to PEGIDA and the rightists… I want to weaken the AfD by speaking about what is really moving people… The dissatisfaction has become so strong not primarily because of the refugee question but because society is falling apart, because of the worsening of economic conditions … That means opening the doors to voters who moved to the AfD out of desperation. But not to the hard core Nazis with their Hitler salutes.”

This question is a main cause of dispute in the LINKE. Some claim that Aufstehen goes too far in down-playing the racist anti-immigrant, anti-foreigner aspects of the rightist increase with its attraction of confused or misled voters. They say Sahra Wagenknecht or Lafontaine should have gone to Chemnitz. Of course, this could apply to innumerable other leaders, but perhaps it hurts more in this case. She stresses the guilt of western nations, like Germany, in causing mass migration, and the need to end exploitation and weapons sales. But questions and debates on left-wing attitudes toward immigrants, refugees and borders will hardly be avoidable if and when Aufstehen grows.

The new movement, though close in nearly all other questions to the LINKE, is not aligned against any left-of-center party but wants to increase pressure on all three main ones. Its first list of forty better-known supporters includes two or three once prominent Greens and two or three Social Democrats, including a son of former Chancellor Willy Brandt, one SPD member of the Bundestag, and young Simone Lange, mayor of the North German city of Flensburg, who received a surprising one-third of the vote at the last SPD party congress in a rebellion against firmly-established Andrea Nahles. There were also writers, musicians, religious leaders, and middle-level union leaders.

As for the LINKE, Wagenknecht remains co-chair of the Bundestag caucus, and some from the party’s left wing fully support Aufstehen. Others are angry and indignant at a new organization which, they charge, can weaken or split the party. The two party co-presidents, though certainly skeptical, have taken a largely wait-and-see position. Wagenknecht’s co-chair of the caucus, Dietmar Bartsch (who was one who did risk his neck in Chemnitz), stated carefully that “A cultural struggle is being waged by the rightists. Every idea opposing them should be taken seriously. Perhaps Aufstehen offers a chance to strengthen the entire political Left and find our way to different parliamentary majorities.”

That is the chance, that is the hope of many progressively-thinking Germans, who have looked with some envy at the mass appeal of the Sanders and Corbyn movements, of Podemos in Spain and Jean-Luc Mélenchon in France. The great concert in Chemnitz and more recent rallies have indicated the potential for a wide-reaching turn toward the left. If effective it will certainly be attacked in many ways. Its main hope lies in the degree of activity and action it promotes, for peace and for the people. It cannot begin too soon!

More by Victor Grossman
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└ Schlagwörter: Berlin Bulletin, Christian Social Union party, Frank-Walter Steinmeier, Hans-Georg Maassen, Horst Seehofer, Sahra Wagenknecht, Saxony, Victor Grossman, Wir sind das Volk
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Sep.08
on 8. September 2018
Veröffentlicht in: F. - B. Habel

F.-B. Habel

Durch die Biergasse

Was würde Yvonne dazu sagen? Eine Ausstellung über die Olsenbande in Potsdam

F.-B. Habel

Die Kunsthalle Rostock hatte die Idee zuerst, die Dänen haben sie in Viborg aufgegriffen, zu wahrer Größe kam die Ausstellung im Potsdamer Filmmuseum »Mächtig gewaltig! – Die Olsenbande …« heißt die Sonderausstellung. Zur Eröffnung Anfang Juli kam die Olsenbande höchstpersönlich, zumindest die stolzen Reste. Benny (Morten Grunwald) und Børge (Jes Holtsø) sind die beiden aus der Kernmannschaft, die nach dem Ableben von Yvonne (1987), Kjeld (1998) und Egon (2004) das Winkelement der Ganoven hochhalten.

Morten Grunwald hat im Frühjahr noch an der Berliner Volksbühne gastiert, sich aber schweren Herzens entschieden, das Theaterspielen aufzugeben. »Vielleicht übernehme ich noch mal eine kleine Filmrolle«, sagte er gegenüber jW. »Das ist weniger strapaziös als wochenlange Proben und Aufführungen.«

Der einst tänzelnde Benny wird in diesem Jahr 84 und ist nicht mehr gut zu Fuß. Die gelben Socken hatte ihm Kostümbildnerin Lotte Dandanell ausgesucht, die auch nach Potsdam gekommen war. Ohne ihr Wirken hätten die Filme nicht das typische Flair gehabt. Vor allem Yvonnes Kleider mit den vielbewunderten Dekolletés waren Meisterstücke, aber auch eine Herausforderung. »Kirsten Walter fehlte etwas Oberweite, und es brauchte Fingerspitzengefühl, das durch die Kostüme auszugleichen«, erzählte Dandanell, die seit einigen Jahren mit Entwürfen von Stoffcollagen international Erfolg hat.
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»Zwölf Millionen, Egon!« (Blick in die Gasse)
Foto: Filmmuseum Potsdam

Der kleine Børge ist ein reifer Herr mit weißem Bart geworden, aber das will nichts heißen. Jes Holtsø, wie er wirklich heißt, arbeitete nach der Olsenbande – die sieben Jahre in der auch in der DDR beliebten Serie »Oh, diese Mieter« nicht zu vergessen – in sozialen Berufen. Mit Anfang 50 ist er noch mal durchgestartet – in die Endrunde der dänischen Fassung von »Das Supertalent«. Seitdem tourt er als Frontmann einer Band. Zur Ausstellungseröffnung in Potsdam setzte er sich ans Klavier, spielte und sang Blues. Mit seinem Partner Morten Wittrock wird er demnächst Auftritte in Dresden, Stralsund und Zittau bestreiten, das Konzert im Potsdamer Filmmuseum im Oktober war so schnell ausverkauft, dass ein zweiter Termin angesetzt wurde.

hier geht es weiter »

Holtsø war von der Ausstellung ebenso begeistert wie Grunwald. Dandanell bekam zunächst einen Schreck, als sie Yvonnes Kostüme sah. Die gefielen ihr gar nicht, stammten sie doch nicht von ihr, sondern aus dem ersten deutschen Olsenbanden-Theaterstück »Die Olsenbande dreht durch«, das 1997 in Cottbus uraufgeführt wurde. In der Ausstellung waren dann doch viele Arbeiten der Grande Dame des dänischen Films zu entdecken, darunter Kostüme von Egon und Kjeld – sie war versöhnt.

Die Schau wäre zwar auch faszinierend, aber nicht komplett, würden nur die 14 Filme mittels Ausschnitten am Monitor, Fotos und Plakaten präsentiert, nicht auch das Umfeld. Das wird in großen Räumen gegenwärtig, etwa angesichts von Fotos aus »Die Olsenbande leistet sich was«, einem Distel-Sketch, den Egons Synchronsprecher Karl Heinz Oppel 1985 geschrieben hatte, der darin aber den Benny spielte. Dem war er ähnlicher. Hinweise auf Reverenzen der Olsenbande-Autoren an große Vorbilder wie Chaplin, Hitchcock, Tati machen ein Stück Filmgeschichte lebendig.

Originellerweise sind die Räume durch eine von hochgetürmten Bierkästen gesäumte Gasse verbunden – natürlich Tuborg, das Bier der dänischen Arbeiter, Lieblingsmarke der Olsenbande. Ein Bierkasten fällt aus dem Rahmen: Sternburg. Das hätten die Helden wahrscheinlich getrunken, wenn sie in der DDR tätig gewesen wären.

Grunwald erzählt gern, wie Ove Sprogøe (Egon), Poul Bundgaard (Kjeld) und er gemeinsam in die DDR reisten und schon an der Grenze aufgehalten wurden, weil alle vom Zoll zusammenkamen, um die Olsenbande zu sehen. In Berlin/DDR wurden sie überall von normalen Leuten eingeladen; als sie die Grenze nach Westberlin passierten, um im Schillertheater Samuel Beckett zu treffen, nahm niemand mehr Notiz von ihnen.
Die Ausstellungsmacher gaben den einzelnen Räumen Überschriften wie »Was würde Yvonne dazu sagen?« Das war immer die Grundfrage, wenn sich die Autoren Erik Balling (auch Regisseur) und Henning Bahs (auch Szenenbildner) zusammensetzten, um den nächsten Film zu schreiben.

Eine andere Überschrift stammt aus dem elften Film »Die Olsenbande ergibt sich nie«, in dem Egon sagt: »Dieses Land ist zu klein für mich – macht damit, was ihr wollt!« Diesen Satz sollen viele DDR-Fans verinnerlicht und einige Jahre später eine kleine Invasion in Dänemark veranstaltet haben. Ein überlebensgroßes Graffito lässt Kjeld mit weit aufgerissenen Augen ängstlich ausrufen: »Zwölf Millionen, Egon!« Der gelungenen, kurzweiligen Sonderschau zum 50. Jahrestag der dänischen Premiere des ersten Olsenbande-Films sind denn auch mindestens 12 Millionen Besucher zu wünschen!


.Bis 17. Februar, Di. bis So., 10–18 Uhr, Filmmuseum Potsdam, Marstall.
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Dieser Artikel erschien vor ein paar Tagen in Junge Welt. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors.
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└ Schlagwörter: Egon und Kjeld, Filmmuseum Potsdam, Grunwald, Lotte Dadanell, Olsenbande
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