Volkskorrespondent Heinz Michael Vilsmeier

Wenn Wagenknecht wieder einmal den Sarrazin gibt

Heinz Michael Vilsmeier

Die Feststellung, dass Sahra Wagenknecht den Thilo Sarrazin gibt, ist schon fast eine Verniedlichung. Mit lautem intellektuellen Klimbim gibt sie vor, Besitzstandswahrung am Sozialstaat zu betreiben. Stimmenfang durch Ausgrenzung im Interesse der Arbeiterklasse scheint ihre Devise zu sein. Nur um die Stimmen blau-brauner Wähler einzufangen, nimmt sie schon seit langem Migranten und Flüchtlinge aufs Korn, nun sind es auch noch andere gesellschaftliche Minderheiten, indem sie diese als „skurril“ diffamiert.

Sahra Wagenknecht zeigt, wie Entsolidarisierung in der Gesellschaft funktioniert. Entsolidarisierung ist ein Prozess, den Sahra Wagenknecht freilich längst vollzogen hat, als sie sich, gemeinsam mit ihrem Mann Oskar Lafontaine, in der Flüchtlingsdebatte auf unsägliche Weise positionierte. Das war nicht nur eine vorübergehende Marotte der ehemaligen Fraktionsvorsitzenden der Partei DIE LINKE (PdL) im Bundestag. Sahra Wagenknecht wandelt seit Jahren unbeirrbar auf chauvinistischen Pfaden. Und nun beschuldigt sie Diskriminierte, Beleidigte und Unterdrückte, sie würden ihre „Luxusprobleme“ in den Vordergrund rücken, um so mit der „Opferrolle“ zu kokettieren.

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Nein keine Fotomontage, sondern einfach nur ekelig und abstoßend wie die Wagenknecht in pompösem schwarzem Mantel mit Pelzkragen vor dem Marx-Engels-Denkmal in Berlin posiert.
Die beiden würden sich dieser Vereinnahmung wohl verwehren. Bereits vor über 150 Jahren erkannte Marx, dass es nur den Eliten nützt, wenn Unterdrückte sich untereinander bekämpfen. So werden sie zum Spielball der Herrschenden, die sie für ihre eigenen Interessen gegeneinander ausspielen können. Bild: YouTube

Dahinter steht der abstruse Versuch, durch populistische Positionierungen eine „linke“ Bewegung auf den Weg zu bringen. In welche Gesellschaft sie sich damit begeben hat, zeigt sich daran, von welchen Seiten sie Zustimmung erfährt: der Applaus kommt von Seiten Pegidas, der AfD, von Querdenkern und leider auch von vermeintlichen Kommunisten in der PdL. Wagenknecht scheint stolz darauf zu sein, auf diese Weise Koalitionen zu schmieden, die bei Demokraten nur das kalte Grauen wecken.

Dass das möglich ist, liegt daran, dass Wagenknecht (und andere vermeintliche Kommunisten) es für links hält, den „deutschen Sozialstaat“ vor Minderheiten zu schützen. Das Argument, mit dem sie sich auf Marx berufen, lautet, wer „Habenichtse“ ins Land hole, spiele lediglich den Kapitalisten in die Hände, indem er/sie den Preis für die Ware Arbeitskraft drücke.

Viele in der PdL berufen sich fälschlicherweise auf Marx – und Wagenknecht gibt dabei den Takt vor. Für sie gilt es, in erster Linie den „Hauptwiderspruch“ zwischen Kapital und Arbeit auszutragen. Dem Klassenkampf seien alle anderen Kämpfe unterzuordnen. Wer das anders sieht, gehört in ihren Augen zu den Vertretern eines „linksliberalen Lifestyles“, die sich lediglich auf Nebenwidersprüche und Luxusprobleme fokussieren und deren emanzipatorische Kämpfe als „linke Identitätspolitik“ diskreditiert werden. Die Akteure werden kurzerhand als „Identitätspolitiker“ verfemt. – So funktioniert Entsolidarisierung á la Wagenknecht.
Es sind aber nicht die Migranten oder andere Minderheiten, wegen derer die Ausbeutung zunimmt – es ist die Unfähigkeit der PdL zur Solidarität!

Insofern ist es kein Wunder, dass die PdL. selbst immer mehr zur „skurrilen Minderheit“ wird. – Sie, damit meine ich die Wagenknechte, sollten sich nicht wundern, wenn eines Tages, wenn es drauf ankäme, niemand mehr da ist, sich mit ihnen zu solidarisieren.
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