Filmecho 12.05.2006

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DREHBERICHT | produktion

Leopold Grüns Dokumentarfilm über Dean Reed

Singender Cowboy mit roter Überzeugung

Dean Reed - für die einen war er ein Star, andere belächelten den amerikanischen Sänger und Schauspieler, der in den 60er Jahren in Südamerika der Elvis zum Anfassen war und seit 1972 in der DDR lebte. Im Frühjahr 1986 fand er unter mysteriösen Umständen in der Nähe seines Wohnortes in Berlin den Tod. Tom Hanks will einen Film über ihn drehen und konnte Renate Blume Reed überzeugen, ihm exklusiv Informationen und Material zur Verfügung zu stellen. Als das Vorhaben des US-Stars bekannt wurde, recherchierten Regisseur Leopold Grün und sein Produzent Thomas Janze (Totho CMP GmbH) bereits.

Ihr Dokumentarfilm "Der rote Elvis zeigt bislang eher unbekannte Facetten in der Persönlichkeit des "Repräsentanten des fortschrittlichen Amerika" und gibt zugleich einen Einblick in das DDR-Kultursystem. Das Medienboard Berlin-Brandenburg fördert die Produktion, bei der Andres Veiel als Berater gewonnen werden konnte. Der Progress Film-Verleih wird den Film, den auch die Sony Deutschland GmbH unterstützt, ins Kino bringen.

"Das Bild seiner Persönlichkeit wurde immer komplexer, je mehr wir unter die Oberfläche kamen und die darunter liegenden Schichten bloß legen konnten", bringt Leopold Grün seine Annäherung an den am 22. September 1938 in Colorado geborenen Amerikaner, der bei Warner Bros. eine zweijährige Schauspielausbildung absolvierte, zum Ausdruck. Als Sänger hatte er seit Beginn der 60er Jahre zunächst in Chile und auch in vielen anderen südamerikanischen Ländern Erfolg. Dort war der Gringo und Rock'n'Roller zum Elvis-Ersatz aufgebaut worden. "Wenn man dort mit den Menschen spricht, die ihn aus dieser Zeit kennen, spürt man noch heute die Bewunderung und Verehrung", haben Regisseur und Produzent bei ihren Recherchen und beim Dreh bemerkt.

Sein anfängliches politisches Engagement ist eng mit dem Namen Salvador Allende und der Unidad Popular verbunden. Allendes Tochter Isabelle erinnert sich im Film an ihn. 1983 war er im Chile Pinochets, wo er nach dem Besuch an der Uni von Santiago und bei Minenarbeitern in Rancagua die verbotene Hymne "Venceremos" sang.

Chile, die USA und die DDR sind die Stationen aus Reeds Biografie, auf die sich der Film konzentrieren wird. "Denn es geht keineswegs darum, eine chronologische Biografie zu entwerfen. Wesentliche Episoden sollen zeigen, was hinter seinem schillernden Leben steckt und welche Konflikte er hatte," erklärt Leopold Grün die Konzeption. "Aber auslassen konnten wir natürlich nicht, dass ihn seine Frauengeschichten rund um den Globus begleitet haben."

Konflikte mit der DDR führten Reed in die Krise

Andere Perioden wie die Mitwirkung in italienischen Spaghetti-Western, die noch heute zum Repertoireprogramm deutscher Fernsehstationen gehören, können nur gestreift werden. "In der DDR galt er für viele als Vorzeige-Roter, der sich hat instrumentalisieren lassen und seine Vision bequem gelebt hat. So haben ihn auch die meisten aus der Kulturszene gesehen und ihn nicht ernst genommen. Darunter hat er gelittten", erzählt Thomas Janze. "Viele Gesprächspartner haben uns bestätigt, dass er in den letzten Jahren die DDR und das sozialistische System durchaus kritisch gesehen hat." Dass dies nicht unbekannt war, spiegele sich in seiner Stasi-Akte und im Umgang mit seinem Tod wider. Die DEFA organisierte die Beerdigung. Von offizieller Seite war nur das DDR-Kulturministerium anwesend.

1972 siedelte Dean Reed in die DDR über, wo er als Sänger, Schauspieler und auch als Regisseur arbeitete ("El Cantor" 1976, "Sing Cowboy Sing" 1981). Seinen amerikanischen Pass behielt er und reiste regelmäßig in seine Heimat USA, wo er jedoch feststellen musste, dass sich niemand für ihn interessierte.

Die Idee zum Dokumentarfilm hatten der aus Dresden stammende Leopold Grün und der Bremer Stefan Ernsting, der ein 2004 bei Kiepenheuer erschienenes Buch schrieb. Später begeisterte Grün den Produzenten und Kameramann Thomas Janze für ein gemeinsames Filmprojekt. Die DEFA-Stiftung unter Leitung von Helmut Morsbach bewilligte ein fünfmonatiges Stipendium für Grün, der hauptberuflich als Medienberater arbeitet.

Neue Filmbilder wurden ausgebuddelt

Neben Filmausschnitten und Gesprächen mit Reeds Freunden, Wegbegleitern und Kollegen - wie Armin Mueller-Stahl und Celino Bleiweiß - spielt das Archivmaterial eine wesentliche Rolle. Das stammt u.a. von Progress und dem Deutschen Rundfunkarchiv, wo seine Auftritte und Filme in der DDR fast vollständig überliefert sind. Der bekannte DEFA-Regisseur Günter Reisch und der Chilene José Roman stellten bisher unveröffentlichte private Super-8-Aufnahmen zur Verfügung. Von dem Amerikaner Will Roberts, der Dean Reed 1981 bis 1985 mit der Kamera begleitete, kommen u.a. Bilder, die Reed zusammen mit Yasser Arafat und palästinensischen Kämpfern zeigen.

"Es war eine langwierige Angelegenheit, die Film- und Musikrechte zu klären", sagt Janze. Die Musik soll einen wesentlichen Bestandteil des Films darstellen. Mit musikalischen Adaptionen und Verfremdungen jener Musik von Dean Reed, die von Rock'n'Roll über Country und politisches Lied bis hin zum einfachen Schlager reicht, will man sich auf eine ganz besondere Weise dem Thema annehmen. Dafür arbeiten Grün und Janze mit den Musikern Jan Hempel und Olivier Fröhlich von Dekadenz 2000 zusammen. Die Musik wurde bereits in Berliner Klubs getestet und von jüngeren Leuten angenommen. Denn sie gehören für Grün und Janze zu einer ganz wichtigen Zielgruppe des Films, "weil es letztendlich auch um Träume und gesellschaftliche Utopien geht".

Katharina Dockhorn

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