Rui Filipe Gutschmidt

Wozu braucht man die „Freie Presse“?

Der Assange-Effekt und der vergessene Sinn für Meinungsfreiheit
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Rui Filipe Gutschmidt

Meinungsfreiheit und Pressefreiheit sind mehr als nur leere Worte. Es ist die Basis auf der eine freie Gesellschaft aufgebaut ist. Medienmanipulation andererseits, ist ein altbekanntes Übel und die Medien selbst sind ja sogenannte „Meinungsmacher“, die bei einer Diktatur „gleichgeschaltet“ werden. Aber wir leben doch in einer Demokratie, einem Rechtsstaat, einer freien Gesellschaft, oder?

Die deutschen Medien haben den Ruf, politisch manipuliert und manipulativ zu sein. Die privaten Medienorgane vertreten die Interessen ihrer Aktionäre, die „öffentlich-rechtlichen“ TV- und Rundfunksender sind der Regierung und den Hintermännern des Staatsapparates hörig. Kritik am alles beherrschenden System aus Geld und der damit erkauften Macht, findet man eher selten in den „etablierten“ Medienorganen.

Fake-News von Twitter Trends 2019 – Flickr.com CC BY 2.0

Doch im digitalen Zeitalter, gibt es Möglichkeiten für einen neuen Journalismus. Denn jeder, der so einigermaßen schreiben kann und möchte, kann jetzt seinen Senf dazu geben. Dabei gibt es Blogger, die über ganz spezifische Themen, wie Kochen, Stricken, Nähen, Mode oder Gaming schreiben, die ihre Hobbys online stellen und so Gemeinden und Foren bilden in denen man sich über gemeinsame Interessen austauschen kann. Doch es gibt auch Menschen, die aus Enttäuschung über die einseitige Berichterstattung – in vielen, ja fast allen Ländern der Welt – ihre eigene Zeitung, Magazin, Nachrichtenagentur gründeten.

Ein Journalist, der unser Weltbild mit einer dieser Onlineplattformen verändern konnte, ist Julian Assange. Mit WikiLeaks wurde eine Plattform geschaffen auf der jeder, der illegale oder unmoralische Machenschaften von staatlichen Organisationen oder Konzernen in der privaten Wirtschaft, im Sport oder irgendeinem anderen Bereich der Gesellschaft aufdeckt, seine Erkenntnisse, Dokumente, Beweise usw einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen kann. Damit wurde der investigative Journalismus, der schon halb im Koma lag, wiederbelebt und der Journalist an sich wurde wieder an seine Aufgabe erinnert.

Mein Freund und ebenfalls freier Journalist, Jairo Gomez, hat jetzt daran erinnert, dass Julian Assange Journalist ist und nicht „nur“ Whistleblower. Hier sein Statement, mit der Bitte es weiterzuleiten und zu verteilen. Dem schließe ich mich an.

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IN SACHEN JULIAN ASSANGE

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Es mag zugegebenermaßen nach „Erbsen zählen oder Haare spalten“ klingen, aber will man Julian Assange unterstützen, sollte man ihn als das bezeichnen was er ist!

Er ist Journalist und kein Whistleblower! Er schuf seinerzeit wohl eine Plattform, auf der Whistleblower ihre Informationen deponieren konnten, er aber ist und bleibt Journalist. Einer der seinen Beruf ernst genommen hat und Fakten ans Tageslicht gezerrt hat, die anderen äußerst unbequem sind und die sie gerne weiter im dunkeln wüssten.

Der Begriff „Whistleblower“ wird wie selbstverständlich vom Mainstream, der ihn bis jetzt in beschämender Weise im Stich lässt, benutzt. Dadurch wird ihm sein Status als Journalist, der er nun mal ist, nahezu unbemerkt aberkannt!

Würde er korrekterweise als Journalist bezeichnet, hätte sein Fall in der Öffentlichkeit mehr Gewicht und vor allem mehr Aufmerksamkeit. Ein Umstand, der den Verantwortlichen dieses beschämenden Falles mit Sicherheit nicht passen würde. Es würde nämlich nur allzu deutlich machen, dass es ein Angriff auf ein Fundament der Demokratie ist, ein Angriff auf die Pressefreiheit und auf die Menschenrechte!

BITTE TEILT ES SO OFT WIE MÖGLICH !!!!

So gibt es also zwei verschiedene Formen von Presse? Naja, so ungefähr. Mainstream ist der Teil, bei dem große Verlage und Medienkonzerne, sowie staatlich finanzierte Sendeanstalten, die „redaktionellen Richtlinien“ von wirtschaftspolitischen Interessen vorgegeben bekommen. Diese sind aber ganz unterschiedlich und man darf diese Medien nicht pauschal als „Lügenpresse“ bezeichnen. Denn es gibt jede Menge Journalisten, besonders im öffentlich-rechtlichen Bereich, die ihre Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen machen können. Doch es existiert eine Zensur, auch in den Köpfen der Journalisten.

Diese Zensur ist aber auch in der „Freien Presse“ zu finden. Es gibt viele Blogger, Onlinezeitungen oder -magazine und Plattformen aller Art, die sich auf ein bestimmtes Publikum spezialisiert haben und eigentlich ist auch nichts dagegen einzuwenden. Ein Problem wird es allerdings, wenn extremistische und mit Hass gespickte Botschaften mit einer Chaos stiftenden Agenda publiziert werden. Oft stecken Geldgeber dahinter, die makroökonomische und geopolitische Ziele verfolgen.

Auch auf Verschwörungstheorien spezialisierte Seiten haben oft Hintermänner, die in all dem Durcheinander zwischen Lüge und Wahrheit, Information und Disinformation, Gerüchten und Verschwörungen ihre Agenda verstecken. Eine Tatsache, dass die „Schwarzen Schafe“ unter den Onlinejournalisten in großer Zahl nicht nur den allgemeinen Ruf des Onlinejournalismus schädigen, sondern sogar dafür sorgen, dass die Arbeit all derer behindert wird, die sich das Informieren der Öffentlichkeit zur Aufgabe gemacht haben.

Unter dem Vorwand, die Verbreitung von „Fake-News“, also falschen Informationen, Disinformation und Lügen als Propagandamittel, zu unterbinden, werden Seiten blockiert, zensiert, gelöscht und diffamiert. Auch die Preise, die Werbeagenturen wie Adsense von Google für Seiten mit relativ wenig Traffic bezahlen, sind in den Keller gesunken. Wer vor sechs Jahren noch einigermaßen vom Onlinejournalismus leben konnte, kann das heute nicht mehr ohne die Spenden zufriedener Leser.

Wer dann auch noch für die Rechte von Arbeitslosen, unterbezahlter Arbeiter mit prekären Anstellungsverhältnissen und Rentner, die sich fragen müssen für was (oder WEN) sie ein Leben lang eingezahlt haben, schreibt, der hat es besonders schwer. Doch der Spagat zwischen Gewissen und Geld ist nicht einfach.
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Der Assange-Effekt

Die Arbeit von Julian Assange hat also auch eine Schattenseite, wenn man es aus einem bestimmten Blickwinkel betrachtet. Aber die Pressefreiheit und Meinungsfreiheit, wie jede Form der Freiheit, beinhaltet auch diese eine Verantwortung als Gegenleistung. Aber in einer abgestumpften Welt der zunehmenden Ignoranz, in der Wissen und Glauben sich vermischen, kann die Meinungs- und Pressefreiheit leicht missbraucht werden. Mit Wikileaks gab es also einen Boom, von dem der Leser profitierte und bei dem sich einige Seiten inmitten der übermächtigen Konkurrenz noch behaupten konnten. Als es den Mächtigen aber zu viel wurde, ergriffen sie Maßnahmen.

Da kamen die Damen und Herrn der aus Wirtschaft und Politik zusammen und beschlossen den „Fake-News“ den Kampf anzusagen. Ist doch ein guter Vorsatz, wenn es tatsächlich darum gehen würde mehr Wahrheit und weniger Lügen in die Medien zu bringen. Doch dem Bürger soll eine bestimmte Version der Realität als einzig wahres Weltbild vermittelt werden. Dabei ist die Welt nicht schwarz-weiß und es gibt verschiedene Blickwinkel und daher auch mehr wie eine Wahrheit. Schlimmer noch, wenn von gewissen Medienvertretern gezielt Lügen verbreitet werden, die aber nicht genannter Kontrolle unterliegen, da sie von den „Guten“ gebracht werden. Wenn ARD, ZDF, PRO-7, SAT-1 oder RTL, BBC, SKY, CNN, oder CBS etwas bringen, dann wird gar nicht erst hinterfragt. Der Springer-Verlag, bekannt für seine Tendenz die Wahrheit so zu verbiegen, das sich die Balken biegen, wird aber auch nicht der neuen Zensurwelle erfasst.

Dafür aber gibt es umso mehr Seiten, Online-Zeitungen, Online-Magazine und Newsportale die gesperrt werden, blockiert werden, denen keine Werbeagentur mehr Aufträge erteilt oder denen gerichtlich das Veröffentlichen bestimmter Artikel/Beiträge verboten wird. Das mag oft auch seine Gründe haben, die selbst ein Verfechter der Meinungsfreiheit wie versteht – denn Aufrufe zur Gewalt und Hetze gegen andere wegen ihrer Herkunft, Religion, sexueller Ausrichtung oder ihrer …. Meinung! – doch es trifft viel zu oft kleine Zeitungen, Radio oder TV-Sender, die den Regierungen und Machthabern ihrer Region, ihres Landes, zu kritisch wurden. Ob Ungarn, Polen oder der Türkei, Länder die sich als Demokratie bezeichnen treten immer mehr diktatorisch auf.

Dazu kommt noch die „Selbstzensur“, die von Online-Riesen wie Google, Facebook oder Twitter sich „selbst auferlegte Kontrolle“ der bei ihnen veröffentlichen Daten. Dabei ist Facebook besonders nervig, mit ihrem „sie wurden bis zum 32.13. 25:61 Uhr vom posten und kommentieren in Gruppen bei denen sie nicht Administrator sind gesperrt…“. Aber das schlimmste ist die Reichweitenbegrenzung. Während die Beiträge von Nachrichtenportalen früher tausenden Facebook-Nutzern gezeigt wurden erscheint ein neuer Post jetzt nur noch auf dem News-Feed einer begrenzten Auswahl der Leser. Genauso ist es auch bei Google, die ihre Kriterien für die Suchmaschinen mainstreamfreundlich gestallten. Dabei kann man sich Reichweite erkaufen. Facebook macht den Seitenbetreibern ständig Angebote und „verschenkt“ sogar Gutscheine. Doch 10 € zu zahlen um mit den erreichten Seitenaufrufen ein oder zwei Cent zu verdienen…

So hat Assange also einen Kampf für einen besseren Journalismus in Gang gesetzt, der aber auch von Populisten und der Propagandamaschinerie verschiedenster Gruppierungen genutzt wurde. Mit Verschwörungstheorien wird von der Wirklichkeit abgelenkt, mit Trollen werden Kritiker provoziert und generell wird „die öffentliche Meinung“ manipuliert was das Zeug hält. Aber in dieser Welt gibt es immer mehr, die sich nicht maipulieren lassen. Sie hören – besser noch LESEN – die Argumente verschiedener Seiten und bilden sich dann ihre eigene Meinung. Dazu gehören Journalisten, die sagen was sie denken und die kein Problem damit haben wenn man sie als „Träumer“ oder „Weltverbesserer“ bezeichet.

Auch hier bei Info-Welt, wie auch bei unseren Partnerseiten (unter anderem American Rebel und Arbeit-Zukunft schreiben solche Autoren, die wie ich selbst, an eine bessere Welt glauben und auch mit ihrer Arbeit dazu beitragen wollen. Ein Journalismus, der Informiert und dabei so gut wie möglich die Quellen der Informationen überprüft, sich mit der Sichtweise der Betroffenen auseinandersetzt und bemüht ist dem Leser Nachrichten zu bringen, die nicht im deutschsprachigem Mainstream zu finden sind, da sie für „uninteressant“ befunden werden. „Wir“ bezeichnen uns als „Freie Journalisten“, da wir uns von keinem Geldgeber vorschreiben lassen was wir zu schreiben haben. Aber dennoch brauchen auch wir Geld. Nicht jeder kann es sich leisten, unentgeltlich zu schreiben. Auch wenn dies wünschenswert wäre. In einer Welt, wie sie sich viele wünschen, gäbe es ein BGE – Bedingungsloses Grundeinkommen – womit man ein Minimaleinkommen bekommt, mit dem Miete, Strom, Wasser und Internetzugang bezahlen kann. Dann könnte man FREI von den finanziellen Zwängen unserer Gesellschaftsordnung einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.


Erstveröffentlichung heute oder vor ein paar Tagen in unserer Partnerzeitung INFO-WELT.

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