Fiete Jensen

Die Linke und die Bürgerschaftswahl in Hamburg

Macht- und Karrieredenken wie bei „den Großen Parteien“
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Autor Fiete Jensen

Fiete Jensen

Selbstdarstellung, Karrieredenken und Ellenbogenmentalität prägten den Wahlkampf der Partei Die Linke (PDL) für die Bürgerschaftswahl in Hamburg. Einen Zugewinn von gerade einmal 0,6 % auf 9,1 % verzeichnete die (PDL) am vergangenen Wochenende in der Hansestadt.  13, statt 10 Abgeordnete, werden nun ins neue Landesparlament einziehen. Der Landesverband jubelte und begrüßte am Montag via Twitter das »tolle Wahlergebnis«. Doch der Schein trügt, noch nie war PDL in Hamburg so schwach und zerstritten.

AmericanRebel-Leserin und Volkskorrespondentin Nicola Hofediener mit Mehmet Yildiz

Mit sehr fragwürdigen Methoden ist es gelungen, den von der Fraktionsmehrheit als unbequem empfundenen linken Flügel weiter ins Abseits zu stellen. So hat es der bisherige friedenspolitische Sprecher der Fraktion, Martin Dolzer, der der außerparlamentarischen Bewegungen nahesteht, nicht erneut in die Bürgerschaft geschafft. Auch Finanzexperte Norbert Weber, der dieselbe Richtung vertritt, scheiterte mit seiner Kandidatur. Letztlich ist festzustellen, dass von der alten Fraktion nur noch der sympathische Mehmet Yildiz aus Hamburg-Billstedt, der bislang sportpolitischer Sprecher war, für eine konsequente antikapitalistische Haltung in der neuen Bürgerschaft steht. Der 58 jährige Sozialarbeiter Metin Kaya aus Hamburg-Altona, der über die Landesliste in die Bürgerschaft einzogen ist, ist ebenfalls ein Hoffnungsschimmer bezüglich einer konsequeten antiimperialistischen und antikapitalistischen Haltung.

Genosse Metin Kaya

Bei der Aufstellung der Landesliste im Oktober 2019 war Dolzer bereits auf den wenig aussichtsreichen zwölften Platz verwiesen worden. Allem Anschein nach sollte auch verhindert werden, dass er über den Wahlbezirk Mitte, in dem er verankert ist, an der Landesliste vorbei in die Bürgerschaft kommt. Bei der Aufstellung der Liste kandidierte dort überraschend Heike Sudmann, wohnungspolitische Sprecherin der Fraktion, die eigentlich im Nachbarbezirk Altona beheimatet ist.

Bei der Veranstaltung sind Genossen aufgetaucht, die man jahrelang bei keiner Versammlung mehr gesehen hat. So kam der Heike Sudmann auf Platz eins der Bezirksliste und so am Sonntag erneut ins Parlament.

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Auch sonst haben es Genossen und Genossinnen mit einer eindeutigen antikapitalistischen Haltung nicht einfach in der Hamburger »Rosa Partei« wie sie der Chefredakteur von AmericanRebel, Nico Diener, immer gern zu nennen pflegt.

Dazu schrieb uns unsere Leserin und Volkskorrespondentin Nicola Hofediener, die selber intensiv am Bürgerschaftswahlkampf teilgenommen hat:

Genossin Nicola bei einer Kundgebung zur Bürgerschaftswahl 2020
auf dem Marie-Jonas-Platz
in Hamburg-Eppendorf

„Es wird immer akribisch versucht, Genossinnen und Genossen mit einer klaren eindeutigen antikapitalistischen Einstellung und Haltung aus jeglichen Funktionen heraus zu drängen. Sie zu verhindern, zu blockieren und sie sogar zu mobben um den linken Flügel weiter zu schwächen.
Ich bin eine Genossin, die ihren eigenen Weg geht und einen eigenen Kopf hat. Vertrete klar antiimperialistische und antikapitalistische Positionen. Als emanzipierte Frau lasse ich mir keine Steine in den Weg legen und werde dann schon mal sehr deutlich! Ebenso wenig lasse ich mich nicht von patriarchalen Genossen wegdrücken oder blockieren, die antifeministisch und unsolidarisch agieren. Wegen dieses Widerstandes werde ich oft ignoriert mich viele Genossen/-innen reden deswegen nicht mehr mit mir. Auch das ist Mobbing und aufs Schärfste zu verurteilen.
Bei den Wahlkämpfen ufert das unsolidarische Verhalten besonders aus.  Jede/r macht nur noch für sich selbst Werbung und versucht sich so gut wie möglich darzustellen. Es wird kaum Rücksicht auf die anderen Genossen/-innen genommen. Willkommen im realen neoliberalen Leben, es färbt auf uns ab! Selbstdarstellung, Karrieredenken und Ellenbogenmentalität stehen an der Tagesordnung. Ich habe festgestellt das, Je höher jemand in seiner Funktion ist, desto abgehobener und entfernter von den arbeitenden Menschen er sich gibt.“

Nach Einschätzung des Genossen Martin Dolzer haben die personellen Querelen in der Fraktion und Partei ein geschlossenes und offensives Auftreten der PDL im Hamburger Wahlkampf und damit auch ein besseres Ergebnis verhindert. Dolzer kritisierte auch dass »relativ wahllos« und »ohne sie vorher in die Arbeit einzubinden« junge Leute für die Wahl nominiert worden seien. Diese geschah eindeutig mit dem Hintergedanken, den linken Flügel klein zu halten.

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