Volkskorrespondent Rui Filipe Gutschmidt

Ein Blutbad für eine Photovoltaikanlage?
Zum „Massaker von Azambuja“

Rui Filipe Gutschmidt

In Portugal gibt es immer strengere Auflagen für private Jäger und Jagdgesellschaften, doch der europäische Geldadel organisiert heute noch große Treibjagden auf privaten Grundstücken. Jetzt gab es einen Vorfall, bei dem selbst Befürwortern der Jagd klar wurde, wie pervers der „Jagdsport“ im Grunde ist. Das abschlachten von 540 Hirschen, Rehen und Wildschweinen hat nichts sportliches und schon gar nichts edles.

Bei einer Jagd auf der „Quinta da Torre Bela“ in Azambuja, Portugal, wurden 540 Tiere, überwiegend Hirsche und Wildschweine, in einem unglaublichem Blutbad getötet. Als wäre dies nicht schon schlimm genug, mussten die Portugiesen auch noch die Bilder der toten Tiere und das Eigenlob der Jäger in den Sozialen Netzwerken ertragen.

Jägerpaar posiert vor der Kamera und den 540 abgeschlachteten Wildtieren. Bild: YouTube

Das Massaker, dass von einigen der 16 an diesem Massenmord beteiligten Jägern in den sozialen Medien veröffentlicht wurde, kostete jedem von ihnen 3.000 €. Das macht 48.000 € Gewinn für den Veranstalter…

„Wir haben es wieder geschafft! 540 Tiere mit 16 Jägern in Portugal, ein Rekord auf einer Super-Treibjagd“, schrieben die Täter stolz.

Die Sozialistische Partei (PS) in Azambuja sagte, dass „es Regeln geben muss und nicht alles gelten kann“. „Es war keine Jagd, die Tiere, die nirgendwo hin fliehen konnten da der Wald vollständig eingezäunt ist und die Tiere auf die Grundstücksmauern beschränkt waren, wurden abgeschlachtet“, schrieb die Partei auf Facebook und kündigte an, dass sie „dem ICNF (Institut für Naturschutz und Wälder) mitteilen werde und die Regierung diesen wirklichen Angriff auf die Natur untersuchen müsse“.

Die Tier- und Naturschutzpartei PAN (People Animal Nature) reagierte ebenfalls und betonte, dass „Töten aus Spaß und Sport unmenschlich ist“. „Die PAN möchte wissen, was zur Zulassung dieser Treibjagd in einem kontroversen Gebiet von großer ökologischer Empfindlichkeit geführt hat, in dem die Installation einer Photovoltaikanlage mit 775 Hektar vorgesehen ist und dessen Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durchgeführt wird. Die öffentliche Konsultationsphase bis zum 20. Januar 2021 „kann in einer Veröffentlichung in sozialen Netzwerken nachgelesen werden.“

Angeblich wurde in dem Bericht zur Umweltverträglichkeitsprüfung für das geplante Photovoltaikkraftwerk die Anwesenheit des Wildes beanstandet. Die Tiere sollten aber umgesiedelt werden. Doch wie es scheint, war dies den Besitzern der Quinta zu kostspielig und statt dessen beschlossen sie noch einmal gross abzusahnen. Gut zahlende Gäste kamen schon immer auf das private Gut um dort zu jagen und so hat man mal eben eine weitere Jagd organisiert.

Aber es sollte diesmal keine normale Jagd werden. Es kamen gleich 16 Jäger aus Spanien zu dem, was die Jäger als einen „Rekord“ bezeichnen würden. Alle anderen bezeichnen das Geschehen als schamloses Massaker. Es war ein moralisch nicht zu rechtfertigendes Blutbad und es kann nicht sein, dass sich manche für Geld alles kaufen können, insbesondere wenn es darum geht, ihren dunklen Trieben freien Lauf zu lassen.

Portugals Regierung hat eine Untersuchung eingeleitet und die Staatsanwaltschaft hat sich ebenfalls eingeschaltet. Bleibt zu prüfen, inwieweit gegen bestehendes Gesetz verstoßen wurde und was der Gesetzgeber tun kann, um so ein trauriges und für Portugal beschämendes Schauspiel in Zukunft zu verhindern.

Noch zum Thema Photovoltaikanlage. Die Lizenzvergabe an sich wird erst einmal neu überprüft, wobei gerade die Anwesenheit von Großwild als angebliches Hindernis für die Errichtung des Solarkraftwerks im Mittelpunkt der Untersuchung stehen wird. Das Massaker kann aber keinesfalls mit dem Kraftwerk gerechtfertigt werden und persönlich hoffe ich sehr, dass die Anlage gebaut wird und Mutter Natur nicht gleich doppelt das Nachsehen hat. Ein Verbrechen an der Natur ist ein Verbrechen an der Menschheit, denn WIR Menschen sind auch ein Teil von Mutter Natur. Wer diesen Gedanken im Herzen trägt, der würde sich nie an so einer Untat beteiligen.
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