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Nov.28
on 28. November 2017
Veröffentlicht in: Allgemein

Hamburg: Metaller fordern: 28-Stunden-Woche und einen Lohn, der zum Leben reicht!

Tarifverhandlungen für 140.000 Metaller in Norddeutschland aufgenommen
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Am 15. November haben die Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft IG Metall und dem Arbeitgeberverband Nordmetall begonnen. Die Verhandlungen betreffen etwa 140.000 Arbeiter in Norddeutschland. Der Beginn der Verhandlungen wurde von einer Arbeiterdemo begleitet, an der sich 1500 beteiligten. Neben Hamburger Betrieben wie Mercedes, Still, Aurubis, Jungheinrich, Siemens und viele mehr kamen auch viele Kollegen mit Bussen aus Metallbetrieben aus den Bundesländern Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Die Metallarbeiter fordern eine Verkürzung der Arbeitszeit und einen Lohn, der zum Leben reicht.

Mit Transparenten und Schildern zogen die Metaller bis in die Hafencity und unterstrichen dabei, dass sie bereit sind, für ihre Forderungen zu kämpfen. Der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Meinhard Geiken sprach auf der Abschlusskundgebung. Er sagte: “Die Regierung und Arbeitgeber sprechen ständig von Wirtschaftswachstum, aber ignorieren gleichzeitig unsere Forderungen. Stattdessen fordern sie, dass wir noch mehr arbeiten sollen. Dass sie statt unsere Forderungen zu erfüllen, noch mehr Flexibilität von uns erwarten, ist nicht nachvollziehbar. Wir kämpfen für die Verkürzung der Arbeitszeit. Sie wollen aber, dass wir noch mehr arbeiten. Die Arbeitgeber haben unsere Forderungen abgelehnt. Sie möchten, dass wir ohne Lohnerhöhung noch mehr arbeiten!”.

Geiken unterstrich noch einmal die Forderung der Gewerkschaft, die wöchentliche Arbeitszeit vorrübergehend auf 28 Stunden zu senken und die Löhne um 6% zu erhöhen. “Für unsere Forderungen rufen wir zum gemeinsamen Kampf gegen die Arbeitgeber auf und werden uns am zweiten Verhandlungstermin am 8. Dezember in Lübeck wiedersehen!”.
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Die Arbeiter sind sich der Probleme bewusst!

Hamburg war der Gastgeber für zahlreiche Arbeiter aus Metallbetrieben aus fünf Bundesländern in Norddeutschland, die für ihre eigenen Forderungen auf die Straße gegangen sind. In den frühen Morgenstunden folgten die Arbeiter dem Ruf der IG Metall und legten die Arbeit nieder, um mit Bussen nach Hamburg zu fahren und sich dort um 9 Uhr auf dem Fischmarkt zu treffen. Trotz Wind und Regen lachten ihre Gesichter. Sie erlebten die Freude, die Kampfarena für ihre Forderungen zu betreten. Trotzdem fragt man sich, warum die Gewerkschaft, die im Norden zehntausende Mitglieder hat, die Mobilisierung in Grenzen hielt. Eigentlich sind die Gewerkschaftsbürokraten nicht daran interessiert, die Sache allzu groß aufzuziehen! Viele Arbeiter, mit denen wir geredet haben, sind sich über ihre eigenen Probleme bewusst und kennen auch aufgrund ihrer vorherigen Erfahrung die Gefahren, die die Tarifverhandlungen mit sich bringen.

Viele Arbeiter haben geschildert, dass das Thema Industrie 4.0 und Robotisierung in den Fabriken heiß diskutiert wird und viele Arbeiter große Sorgen haben. Wir beobachten gleichzeitig, dass diese Diskussionen die Arbeiter weiter politisieren.

Sie wissen, dass die neu zu bildende Regierung viele Angriffe auf die Arbeiter auf die Tagesordnung setzen wird und fordern die Gewerkschaft dazu auf, sich jetzt schon darauf vorzubereiten. Einige Arbeiter machten noch einmal klar, dass es keine Partei gibt, die ihre (die der Arbeiter) Interessen vertritt. Deshalb haben sie nur die Gewerkschaft, über die sie ihrer Stimme Gehör verschaffen können. Und in den letzten Jahren und Jahrzehnten hat die Gewerkschaft oft genug auch das nicht gemacht. Diese Kritik beinhaltet auch gleichzeitig eine Kritik an die Struktur und Situation der Gewerkschaften überhaupt.

Die kämpferische Haltung der Arbeiter auf der Demonstration war wichtig. Dies ist gleichzeitig ein Signal an die Gewerkschaftsbürokratie.

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Wir sind nicht gegen technologischen Fortschritt!

Ahmet Çetin (Betriebsratsmitglied im MERCEDES-BENZ-WERK in Hamburg):

Ich arbeite seit knapp 20 Jahren bei Mercedes in Hamburg. In unserem Werk arbeiten etwa 3.000 Personen. Davon sind 150 Leiharbeiter, die aufgrund unserer Betriebsvereinbarung den gleichen Lohn wie wir erhalten. In unserer Fabrik wird unter den Arbeitern am meisten über das Thema Industrie 4.0 und Robotisierung diskutiert, weil damit viele Angriffe auf die Arbeiter verbunden sind. Wir Arbeiter sind nicht gegen technologischen Fortschritt. Wie wird sich diese Entwicklung auf das Leben und die Arbeitsbedingungen von uns Arbeitern auswirken? Die Arbeitgeber haben uns bisher nichts geschenkt. Auch heute werden sie uns nichts schenken. Alles wird alleine durch den gemeinsamen Kampf von Gewerkschaft und Arbeitern bestimmt werden. Ja, es gibt viele Ängste und Unzufriedenheit unter den Arbeitern. Aber gleichzeitig gibt uns das einen Anlass dafür, über unsere Probleme zu sprechen oder Ideen zu entwickeln. Unser Recht können wir durch Kampf erreichen. Nicht indem wir uns nur Sorgen machen.
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Wir müssen uns vereinigen!

Cebrail Demir (Betriebsratsvorsitzender bei WESERMETALL):

Wir sind heute hierhergekommen, um unsere Rechte zu verteidigen. Alles von A bis Z wird teurer. Aber unsere Löhne bleiben gleich. Die Regierung brüstet sich ständig damit, den Export gesteigert zu haben. Aber wir Arbeiter haben keinen Anteil an diesem Wachstum. Wir wollen endlich unseren verdienten Anteil daran haben. Jetzt wird eine Regierung gebildet und die arbeitgeberfreundlichen Parteien im Parlament werden für deren Interessen arbeiten. Wir haben nur unsere Gewerkschaft, um unserer Stimme Gehör zu verschaffen. Als Arbeiter müssen wir uns noch mehr vereinigen und uns näher kommen.
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Die Arbeitszeit muss verkürzt werden!

Nazif Mutu (Arbeiter bei NORDENHAMER ZINKHÜTTE):

Als Firma arbeiten wir für Airbus. Wir sind heute hier, um zu zeigen, dass wir hinter den Arbeitern bei den Tarifverhandlungen stehen. Die Firmen stellen keine neuen Arbeiter ein, bei mehr Arbeit müssen wir Überstunden machen. Durch die Überstunden kriegen wir Probleme in unserem sozialen Leben. Wir möchten, dass die Arbeitszeit verkürzt wird.
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Wer profitiert vom Reichtum?

Hüseyin Kılınç (Betriebsratsmitglied bei AIRBUS):

Die Regierung und Arbeitgeber in Deutschland brüsten sich mit dem Reichtum in Deutschland. Wenn wir schauen, wer von diesem Reichtum profitiert, sehen wir, es sind die Arbeitgeber und Reichen. Für ihre eigenen Interessen betreiben sie jede mögliche Politik und Lobbyarbeit. Aber wenn es um unsere Situation geht, wird gesagt, dass Gewerkschaften keine Politik machen dürfen. Jetzt bedrohen uns die Arbeitgeber mit der Robotisierung. Sie sagen uns, dass wir keine Forderungen zu stellen haben. Wir Arbeiter sind uns über unsere Probleme bewusst, die größten Probleme erleben wir in der Fabrik. Die Gewerkschaft muss diese Probleme noch mehr in die Öffentlichkeit tragen. Sie muss die Arbeiter aufklären.
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Ein Lohn der zum Leben reicht!

Hakan Balcı (Betriebsratsmitglied bei STILL und zweiter Vorsitzender des Vertrauensleutekörpers bei STILL):

In unserem Betrieb arbeiten knapp 2.000 Personen. Als Gewerkschaft fordern wir bei den aktuellen Tarifverhandlungen eine Lohnerhöhung von 6%. Eigentlich war die Forderung von uns Arbeitern in den Werken noch höher. Die Arbeiter haben es kritisiert, dass die Gewerkschaft die Lohnforderung so niedrig angesetzt hat. Aber die Arbeitgeber wollen nicht einmal dieser geringen Forderung nachkommen. Deshalb sind wir heute mit den Arbeitern aus vielen Fabriken in Norddeutschland zusammengekommen, um unsere Kraft zu demonstrieren. Wir fordern die Verkürzung der Arbeitszzeit bei einem Lohn, der zum Leben reicht. Wir haben gezeigt, dass wir dazu bereit sind, für diese Forderungen zu kämpfen.

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Erstveröffentlichung am 21. November 2017 in Arbeit Zukunft online. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.

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Nov.28
on 28. November 2017
Veröffentlicht in: Allgemein

Frank Burkhard

Noch friedlich

„P.S. Ick liebe Dir“ – noch bis zum 6. Januar im Prime Time Theater, Berlin
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Frank Burkhard

Pop-Theater, das ist modernes Volkstheater, und das ist es, was das Ensemble des Prime Time Theaters in Berlin auf die Bühne bringen will. Das ist sympathisch, hat volkstümlichen Charme und anspielungsreichen Witz, aber manchmal überwiegt auch der Klamauk. Der wird in der neuen Inszenierung zurückgedrängt, weil das Bundestagswahlergebnis für die im Multikulti-Bezirk Wedding angesiedelte Truppe doch ein Schock war. Die mittlerweile 113. Folge der Bühnen-Sitcom „Gutes Wedding, schlechtes Wedding“ (GWSW) mit dem Titel „P.S. Ick liebe Dir“, die Philipp Hardy Lau geschrieben hat, setzt ein paar politische Spitzen. Dazu werden neue Personenkonstellationen aufgebaut. So ist Petra, die unternehmungslustige Mutter der „Kiezschlampe“ solo, weil ihr Gatte Hartwig wegen Mauscheleien, die er zum öffentlichen Unwohl verübte, für längere Zeit hinter schwedischen Gardinen verschwand. Hartwigs Freund Hartmut kommt mit einem attraktiven Freund zu Besuch, und es stellt sich heraus, dass beide frischgebackene Bundestagsabgeordnete sind, der eine für die FDP, der andere für die AfD. Noch ist alles friedlich, aber da steckt schon das Potential für das nächste Stück, das erst im neuen Jahr folgt. In einem der Filmeinspiele taucht dann Frauke Petry höchstselbst auf – ein Novum bei GWSW, wo prominente Namen stets verballhornt wurden. Sie wird treffend von der vielseitigen Cynthia Buchheim parodiert. Die ehemalige Frontfrau einer Band kann hier ihre weniger bekannte Seite ins Spiel bringen, indem sie Zickzack-Politikerin ein Lied singen lässt. Sie ist auch Petra und Theresa, wie denn alle Darsteller wiederum in mehreren Rollen brillieren. Hausherr und Publikumsliebling Oliver Tautorat spielt nicht nur Murat und Tina Tonne, sondern auch einen französischen Kellner, Philipp Lang ist Hartmut und Tom und hat als frischverliebter Orkan besonders schöne Szenen. Mit Cecilia Hafiz und Marlon Putzke gibt es zwei neue Ensemblemitglieder, deren Talent groß genug ist, sich auf den speziellen Stil bei GWSW einzulassen. „Altgedientes“ Ensemblemitglied ist Alexandra Marinescu, die seit kurzem die Funktion als künstlerische Leiterin übernommen hat und diesmal ihr gutes Händchen als Regisseurin beweist. Aber man freut sich auch darauf, wenn sie als „Kiezschlampe“ wieder auf der Bühne stehen wird.

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Aus Das Blättchen, Nr. 24, vom 20. November 2017, mit freundlicher Genehmigung des Autors
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Nov.25
on 25. November 2017
Veröffentlicht in: Allgemein

Harry Popow

Die Schuldfrage und das Vermächtnis

Zum Entwurf des neuen Traditionserlasses der Bundeswehr
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Harry Popow

„Die Ausschmückung von Diensträumen mit Exponaten und Darstellungen der Wehrmacht und der NVA oder ihrer Angehörigen ist außerhalb von Ausstellungen in Militärgeschichtlichen Sammlungen nicht gestattet…“
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(Siehe:  Entwurf: Richtlinien zum Traditionsverständnis und zur Traditionspflege in der Bundeswehr, Stand: 16. November 2017)

Wer das richtig zu lesen imstande ist in dieser Dokumentation zum  Entwurf des neuen Traditionserlasses der Bundeswehr, traut seinen Augen nicht: Da wird zwischen Bundeswehr und NVA ein Gleichheitszeichen gesetzt. Man fragt geflissentlich und bei Strafe des eigenen Untergangs nicht nach gesellschaftlichen Ursachen. Weder nach den im Interesse des Finanzkapitals verbrecherischen Kriegshandlungen der Wehrmacht noch nach der politischen Dringlichkeit nach der Befreiung vom Faschismus, dem deutschen Kapital Paroli zu bieten. Eben auch durch den ersten deutschen Arbeiter-und-Bauern-Staat samt seiner Streitkräfte. Kein Wort davon! Das dient der Machterhaltung des heutigen deutschen Imperialismus. Der Antikommunismus lässt grüßen.

Als einstiger Militärjournalist in der NVA stehe ich zu meinem Dienst. Ich bin stolz darauf, einen tiefen Sinn darin gesehen zu haben. Und mit mir unzählige Mitstreiter. Und heute, im Jahre 2017? Was kann man denn von einer manipulierten imperialistischen Armee anderes erwarten als Diffamierungen auch gegen die Friedensarmee NVA. Der imperialistische Staat heuchelt auch in diesem Entwurf nach Frieden zu streben. Die Tatsachen sprechen eine andere Sprache. Er war und ist Vollstrecker des Willen der Wirtschaftseliten, die Stabilität des marktgetriebenen Systems zu gewährleisten. Daran ändert sich nichts, nichts an einem klareren politischen Profil der Parteien, nichts an weiteren Ängsten des Volkes um die Zukunft. Gut zu erkennen am Kasperletheater der Bundestagswahlen. Der Schrei nach grundlegenden Veränderungen, von einigen Großmäulern hinausposaunt, um das Volk zu beruhigen und zu täuschen, verhallt ungehört vor allem bei jenen, die tief im Sattel der Konsumzufriedenheit sitzen.
Weshalb dieser pessimistische Ton? Hat vielleicht jemand im Zerrspiegel des Wahlkampfes vernommen, ob auch die Probleme Krieg/Frieden angesprochen wurden? Die Entlarvung der aggressiven Behauptung, Deutschland müsse mehr Verantwortung in der Welt übernehmen und schon wieder drauf und dran ist, die Rüstung weiter hochzupeitschen und sich für einen neuen Krieg zu rüsten? Abrüsten statt aufrüsten! Spielte dies eine Rolle im Wahlkampf? Um zu verändern braucht es in der Friedensbewegung einen größeren geistigen Tiefgang und Entschlossenheit, dieser gefährlichen Wackelpudding-Gesellschaft in den Arm zu fallen. Die Schuld an Kriegsverbrechen sucht die Herrschaftselite nicht bei sich selbst, sondern beim Volk, bei den Deutschen damals, bei den Wehrmachtssoldaten. Welch eine Ablenkung von den eigentlichen Verursachern, den damaligen und den heutigen, die sich hinter der Maske von Freiheit und angeblicher Demokratie verbergen.
Dass die NVA-Angehörigen dem Schranken setzten und den deutschen Friedensstaat im Ernstfall im Bündnis des Warschauer Vertrages zu verteidigen bereit waren, das ist ein unglaublich großartiges Vermächtnis. Die Schuldfrage aber nach einem neuerlichen Aufbegehren des deutschen Kapitals, besonders mit Hilfe der Rüstung und der Bundeswehr, liegt auf der Hand.

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└ Schlagwörter: NVA/Bundeswehr
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Nov.22
on 22. November 2017
Veröffentlicht in: F. - B. Habel

F. – B. Habel

Verlässliche Chronisten

65 Jahre Kabarett »Distel« Berlin
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F.-B. Habel

Keine Theatergattung steht so eng zwischen Kunst und Politik wie das Kabarett. Leicht kann man zerquetscht werden. Ein Blick zurück kann da manche Geschichtsstunde ersetzen, zumal wenn es sich um das Kabarett in der DDR handelt. Hier wurde viel versprochen und dann abgeblockt. Eine Hierarchie von Gremien kontrollierte die Themen, und wie sie auf die Bühne kamen. Übrig blieben oft „harmlose Spässchen über die Schwierigkeit, einen Ferienplatz an der Ostsee zu ergattern, schale Witzchen über die weibliche Lust, sich die Haare pflegen zu lassen und hilflose Agitprop-Pointen über die als überflüssig empfundene Forderung aufmüpfiger Geister, Schwerter zu Pflugscharen umzuschmieden.“

So schrieb es der renommierte Kabarett-Historiker Volker Kühn, der sich als „Wessi“ kaum in der Lage sah, darüber umfassend zu berichten, weil er eben kein Teil dessen war. „Deshalb wünschte ich dem Kabarett drüben von jeher einen verlässlichen Chronisten, einen, der aufnotiert, was war und warum. Einen, der Distanz genug hat, um von außen zu beobachten und nah genug dran war, um interne Vorgänge zu beschreiben.“ Das schrieb der 2015 verstorbene Fachmann im Vorwort des Buches „Beim Barte des Proleten“, das sich mit der Geschichte des ersten DDR-Kabaretts im festen Haus, der Distel, auseinandersetzt. Mit dem Autor Jürgen Klammer ist der Mann gefunden, den Kühn sich wünschte. Sein Buch ist informativ und unterhaltend, schildert die Geschichte der Distel von Beginn an Programm für Programm, und vor allem die Probleme von außen, die immer wieder in die Stücke eingriffen und manchen humorvollen Autor zum Weinen brachten. Er bietet reiches Bildmaterial, darunter viele ganzseitig wiedergegebene farbige Plakate und zahlreiche Karikaturen, unter anderen von Sandberg und Kretzschmar, die die Kurzbiografien der wesentlichen Distel-Künstler begleiten.

Das Distel-Ensemble im Gründungsjahr 1953

Die Distel tat gut daran, sich der Mitarbeit Klammers zu vergewissern. In der zweimonatigen Reihe „Kabarettgeschichte(n)“, die jetzt im Zeichen des 65. Distel-Jubiläums im nächsten Herbst steht, schildert Jürgen Klammer locker und informativ die Dienstjahre der einzelnen Direktoren, lädt sich auch immer Gäste ein, die über die jeweilige Ära authentisch berichten können. Weil von den Anfängen 1953 nicht mehr viele Zeitzeugen erzählen können, kam zu der dem Gründungsdirektor Erich Brehm gewidmeten Veranstaltung der langjährige Distel-Direktor Otto Stark. Der muntere 95jährige kam erst nach der Brehm-Ära 1960 ans Haus, kannte ihn allerdings noch. Schließlich hatte Stark in Dresden die Herkuleskeule gegründet, die auch in Brehms Distel gastierte. Stark ließ es sich nicht nehmen, eins seiner damaligen Soli zum Besten zu geben. Im März kommt er wieder, um zu seiner eigenen Ära Rede und Antwort zu stehen.

Mit diesem Gast deutete sich an, dass es in der Reihe der „Kabarettgeschichte(n)“ nicht allein um die Distel geht, denn viele andere Kabaretts spielen da hinein. Mit ihnen beschäftigte sich Christopher Dietrich weit umfangreicher in seiner Dissertationsschrift „Kontrollierte Freiräume“, für die er auch mit Jürgen Klammer zusammenarbeitete. In seiner im wissenschaft verlag be.bra erschienenen Studie widmet er sich dem ganzen Spektrum des politisch-satirischen Kabaretts der DDR, in der es nur zwölf Berufsensembles, aber ein Mehrfaches an Amateurgruppen gab. Dietrich hat in Archiven gesucht und Zeitzeugen befragt, stellt den oft reglementierten Alltag in den Kabaretts ebenso vor, wie die hanebüchenen Ausnahmen, wenn sich staatliche Stellen in die Enge getrieben fühlten. Akten des Ministeriums für Staatssicherheit wertete der Autor aus und gibt sie in Beispielen auch als Faksimile wieder. Eine ausführliche Untersuchung ist hier der Distel gewidmet, aber auch auf die Leipziger Pfeffermühle, die Magdeburger Kugelblitze, die schon zitierte Dresdner Herkuleskeule und das Kabarett am Obelisk aus Potsdam wird breit eingegangen. Nicht auf Radio-Satire (etwa im Rundfunkkabarett Die Scheibenwischer), wohl aber auf Kabarett im Fernsehen wird hier eingegangen, wobei sich letzteres in der DDR seit Mitte der siebziger Jahre als regelrecht kabarettresistent erwies. Wie bei diesem Umfang nicht anders zu erwarten, haben sich bei Dietrich auch kleine Fehler eingeschlichen, etwa, wenn er das Berliner Lehrerkabarett Die Lachberater in manchem Aspekt mit der am gleichen Haus etablierten und literarisch orientierten Sprechergruppe (wirklich kein origineller Name!) verwechselte. Das ist lässlich. Beide Bücher enden übrigens nicht bei Ende der DDR, sie sondieren die Lage der jüngeren Jahre ebenso kritisch.

Jetzt steht der nächste Distel-Nachmittag mit „Kabarettgeschichte(n)“ unmittelbar bevor. Es geht um die Direktionszeit von Hans Krause, in der für sechs Programme Herbert Köfer (96) auf der Distel-Bühne stand. Davon wird der heute älteste regelmäßig aktive Schauspieler der Welt Jürgen Klammers Fragen gewohnt pointiert beantworten.

Kabarettgeschichte(n): Hans Krause – Zweiter DISTEL-Direktor, Studio der Distel, 26.11.2017, 16 Uhr.

Jürgen Klammer: Beim Barte des Proleten, selbstironieverlag 2013, 272 Seiten, Bestellungen per E-Mail an info@selbstironieverlag.de.

Christopher Dietrich: Kontrollierte Freiräume – Das Kabarett in der DDR zwischen MfS und SED, be.bra wissenschaft verlag 2016, 736 Seiten, 36,00 Euro.

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Aus Das Blättchen, Nr. 24, vom 20. November 2017, mit freundlicher Genehmigung des Autors
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Nov.16
on 16. November 2017
Veröffentlicht in: Rolf Geffken

Rolf Geffken

Rolf Geffken

Arbeitsrecht praktisch

»Die Kündigung«

Nach der Einführung ins Arbeitsrecht, beschreibe ich nun die Schritte eines Arbeitnehmers nach Erhalt einer Kündigung. Diese ersten Schritte sind von größter Bedeutung für den erfolgreichen Kampf gegen eine Entlassung. Ab der Kündigung läuft die dreiwöchige Frist zur Einreichung einer Kündigungsklage. Je länger Sie warten, desto weniger Chancen haben Sie mit ihrer Klage.

Die Kündigung - Umgang mit dem Arbeitsrecht - Video Rolf Geffken

 

Die Anwaltskanzlei RAT & TAT wurde von mir 1977 gegründet. Seit 1992 befindet sie sich in Hamburg-Harburg mit einer Niederlassung im niedersächsischen Cadenberge (Landkreis Cuxhaven). Schwerpunkt meiner anwaltlichen Tätigkeit ist das Arbeitsrecht in allen seinen Ausprägungen, sowie das

  • Kündigungsschutzrecht
  • Betriebsverfassungsrecht
  • Sozialrecht
  • Seearbeitsrecht
  • Schifffahrtsrecht
  • Wirtschaftsrecht
  • Familienrecht
  • Allgemeine Zivilrecht.

Ferner das Ausländerrecht der Bundesrepublik Deutschland, einschließlich des Niederlassungsrechts und des Asylrechts.

Ich bin  Fachanwalt für Arbeitsrecht aber auch Autor auf diversen Gebieten, nicht nur des Arbeitsrechts. Zugleich bin ich Referent auf arbeitsrechtlichen Fortbildungsveranstaltungen unterschiedlicher Bildungsträger und Lehrbeauftragter an der Universität Oldenburg.

Kontakt: ratundtat@drgeffken.de – Website: www.drgeffken.de – Telefon: 040 7906125 oder 0172 7418179 – Meine Buchveröffentlichungen

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Nov.15
on 15. November 2017
Veröffentlicht in: Harry Popow

Harry Popow

Die „Fackel“ des HERAKLES

Buchtipp: Fariss Wogatzki über Palästina: „Möge keiner sagen er hätte es nicht gewusst!“
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Harry Popow

Herbst 2017: Das Maß des Erträglichen ist längst überschritten: Zum wiederholten Male lieferte der deutsche Imperialismus Waffen an den israelischen Staat, den Staat, der im Namen des Zionismus dem palästinischen Volk jedes Existenzrecht abspricht und dabei ist, dieses Volk von der Landkarte auszulöschen. Jüngst drei Dolphin-U-Boote, die sich mit Nuklearwaffen(!) bestücken lassen, sowie mehrerer Kampfboote. Und die Waffenlobby reibt sich die Hände. Es ist also Zeit, „den Problemen scharf ins Gesicht“ zu sehen und den Knoten nicht nur zu kennen, sondern ihn auch zu lösen, wie Aristoteles riet.

„Wer einer Sache recht auf den Grund kommen will, für den ist das erste Erfordernis dies, dass er den Problemen scharf ins Gesicht sehe. Denn die nachher zu erlangende Einsicht hängt an der Lösung der vorher ins Auge gefassten Probleme; wer den Knoten nicht kennt, der kann ihn auch nicht lösen.“ (Aristoteles, griechischer Philosoph, Schüler Platons, Lehrer Alexanders des Großen von Makedonien, 384 bis 322 vor unserer Zeitrechnung)

Und wieder einmal ist HERAKLES, einer der tapfersten und der gewaltigste Held der griechischen Sage, genötigt, auf die neunköpfige Hydra, eine Tochter der Schlange Echidna, vernichtend einzuschlagen. Dabei hatte HERAKLES diesem Ungeheuer nach 1945 im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess tüchtig die Leviten gelesen. Was damals nach endgültiger Zerschlagung aussah, erhob sich bald wieder im Westen Deutschlands, erholte sich erst recht nach der Vereinnahmung der DDR 1989. Und nun greift es unter dem Diktat der USA und der NATO überall in der Welt wieder an, liefert Waffen an den vermeintlichen Judenstaat. So lenkt das mehrköpfige Ungeheuer von der eigenen Kriegsverbrecherschuld ab und gibt sich als verantwortlich für den Weltfrieden aus.

Fariss Wogatzki, nennen wir ihn zurecht HERAKLES, ist, so erfährt man es in einem Interview mit ihm, ein in der DDR aufgewachsener sehr politisch wacher Autor. Er (geb. 1971) ist Nachkomme eines arabischen Vaters, der in den 1960ern in die DDR gezogen ist, und einer deutschen Mutter. Sein Onkel Benito Wogatzki (Halbbruder des Vaters des Autoren), war ein berühmter Funk- und Fernsehautor in der DDR. Seit 2010 ist er im öffentlichen Dienst im Großraum München tätig. Zur Frankfurter Buchmesse 2017 ist sein Buch „Möge keiner sagen, er hätte es nicht gewusst!“ im Zambon Verlag erschienen. Zur Realisierung des 471 Seiten umfassenden Solidaritätsbuches mit den unterdrückten Palästinensern fördert er die Produktion des Buches und verzichtet auf das Autorenhonorar.

Der Autor vermittelt – wie es vor ihm auch andere getan haben, die Erkenntnis: Lässt du auch nur ein Wort der Kritik am Staat Israel verlauten, dann wirst du als Antisemit beschimpft, verklagt, in die Schattenseite der marktgetriebenen Gesellschaft gestellt, abgestempelt, die sogenannte Schuld „des deutschen Volkes“ am Holocaust nicht abarbeiten zu wollen.

Autor Fariss Wogatzki

Nein, er geht nicht mit dem Säbel gegen die Hydra vor, das macht man heutzutage mit kräftigen und aufklärerischen Worten und mit der erleuchtenden Fackel in der Faust, so zum Beispiel mit dem 471-seitigen Buch „Möge keiner sagen, er hätte es nicht gewusst!“ Er tritt damit u.a. an die Seite solcher gesellschaftskritischer Autoren wie Evelyn Hecht-Galinski, Petra Wild oder Uri Avnery, zu deren israelkritischen Büchern der Rezensent ebenfalls Texte geschrieben hat.

Die Struktur des Buches weist Besonderheiten auf. Die 59 Kapitel bilden keinen zusammenhängenden wissenschaft- lichen Exkurs, auch keine reine intellektuelle Polemik, keinen Erlebnisbericht und auch nicht nur eine Aufzählung von Beispielen. Es ist ein Mix aus Fakten, Kommentaren, persönlichen Eindrücken und Polemiken. Der Autor beginnt in der Regel mit einem Geschehnis aus der gesellschaftlichen Praxis – so u.a. UNO, Juden, BRD, Finanzpleite, Hamas, Palästina, Medien, palästinisches Mädchen, Morde und Massaker -, um nur wenige Beispiele zu nennen. Daran schließen sich Belege und Zitate von Politikern, Publizisten und Künstlern an sowie emotional starke Kommentare des Autors. In jedem Fall kommt er stets auf den kriegerischen israelischen Staat zurück, auf die Massaker gegenüber den Palästinensern und auf das Weggucken der Regierung der BRD und ihrer Medien. So ist man beim Lesen dazu angehalten, jeden Fakt politisch zu bewerten und eigene Schlussfolgerungen zu ziehen. Es ist das Konkrete, aus dem Abstraktionen abzuleiten sind.
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Die Tötungsmaschinerie

An Beispielen wird Israel und dessen Unterdrückungssystem sowie die Methoden der Angriffe gegenüber Palästina beleuchtet. Zur Erinnerung führt der Autor auf Seite 16 die Nakba des Jahres 1948 ins Feld, „…eine seit 1948 bestehende Katastrophe…“, legalisiert durch die „Resolution 181 der Vereinten Nationen…“ (S.16) „Mit der Nakba begann die Vertreibung der Palästinenser“ und die kontinuierlich-etappenweise Ausrottung des palästinensischen Volkes. Ein Massenmord, qualitativ mit dem deutschen Massenmord an Menschen aus ganz Europa zu vergleichen. (S.324) „Hunderte palästinensische Dörfer wurden dem Erdboden gleich gemacht, Palästinenser ermordet, hingeschlachtet und vertrieben“. Israels Kultur? Mit Beton-Wohnanlagen, Stacheldraht, Betonmauern, Wachschutz, Siedlerterror? Eine am imperialistischen Reißbrett konstruierte Kultur. (S. 169) Wenn der Autor beispielsweise die Äußerung des Ministerpräsidenten Menachem Begin „Palästinenser sind Tiere auf zwei Beinen“ zitiert, dann sei die Ähnlichkeit zur NS-Ideologie frappant. Der Zionismus, als der Staatsideologie Israels, zeige sich in Maßlosigkeit, Egoismus, Dreistigkeit, Herrschsucht und rüdes Verhalten. (S. 30) Er habe sich von einer kleinen Minderheit um 1920 zu einem staatlichen Machtmonopol entwickelt. So zeige sich Israel, „allein auf Besitz, auf Modernität, materielle Anhäufung und seiner daraus resultierenden Überlegenheit“, verbunden mit dem darin liegenden Atheismus, „als Kern einer rassistischen und völkischen Gemeinschaft“. Die nicht dazugehören werden ausgegrenzt. Dies sei gleichzeitig „eine Form des Regierens des Finanzkapitals“. (S.32) Auf Seite 51 schlussfolgert der Autor: „Das terroristische Staatsgebilde Israel stellt eine Verletzung der jüdischen Religion dar, ist gegen die Vernunft und gegen internationales Recht.“ Dessen Bombardements und der Rassismus gegen die Palästinenser werden von der UNO hingenommen, und nicht nur von dieser. (S. 51)

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Deutschlands Mitschuld

Daumen hoch besonders dafür, dass Fariss Wogatzki als HERAKLES des Ostens die Mitschuld der BRD und ihrer bürgerlichen Medien an den Verbrechen gegenüber den Palästinensern ins Visier nimmt. So werden die Waffenlieferungen an Israel als „immerwährende Verantwortung“ und „Unterstützung zur Selbstverteidigung“ umschrieben. (S. 53) Jude sei nach bundesdeutscher Ansicht derjenige, „der die Sache Israels“ verteidige. Dies werde „nicht nach religiöser Zugehörigkeit zum Judentum, sondern nach ideologischen Vorstellungen ausgemacht“. (S. 60)

Auf’s Korn nimmt der Autor die so genannte Staatsräson, die Leugnung der ethnischen Säuberung und der Kriegsverbrechen an den Palästinensern, dass Menschenrechtsaktivisten Antisemiten seien, dass Nazieliten nach 1945 staatlicherseits tabuisiert wurden. (S. 17) Sehr spitz und mit Recht greift er die Ausblendung von Tatsachen durch die Bundeskanzlerin an. Sie rede von einer historischen Verantwortung gegenüber der Shoa, ignoriert aber die größte Opfergruppe der Sowjetrussen sowie den deutsch-faschistischen Massenmord „an Menschen aus vielen Nationen und Ländern“. Ausgeblendet werden auch die Verbrechen Israels. (S. 204/205) Der deutsche Imperialismus, um sich selbst zu schützen, sagt nicht, die Massenmorde an Menschen aus vielen Ländern seien „im Namen der reaktionärsten Elite Deutschlands, der deutschen Wirtschaft, der deutschen Rüstungsindustrie, der deutschen Bankhäuser, der deutschen Regierung“ geschehen, sondern, so Merkel in der Knesset 2008, „im deutschen Namen“. (S. 153/154) Ohne Kommentar!

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Wo der Knoten liegt

Wer den Knoten (gemeint sind die Ursachen jeglicher Realitäten, H.P.) nicht kennt, mahnte Aristoteles, kann ihn auch nicht lösen. Fariss Wogatzky kennt den Knoten und nennt ihn: Der „Faschismus als politische Strömung oder als offen terroristische Herrschaftsform ist gleichzeitig eine Form des Regierens des Finanzkapitals…“ (S. 32) Auf Seite 46 heißt es, dem Faschismus, dem Imperialismus seien alle Wurzeln zu ziehen. So ist also von Israel als demokratischer Faschismus, zionistischer Staatsterrorismus, auch als Frontstaat imperialistischer Interessen die Rede. Gleichfalls als faschistischer Staat. (S.46) Wörtlich heißt es auf Seite 203: „Der Imperialismus ist in seiner Gesamtheit ein zerstörerisches Hirngespinst gegaukelter Demokratie, der Idee, Menschen stünde im Imperialismus so gut wie alles offen. Dies bereitet doch mehr Furcht als Freude.“ Vier Seiten weiter: „Im Imperialismus, im kapitalistischen System gibt es keine, auch keine demokratische Verantwortung. Er beinhaltet keinen Realitätsbezug, weder für die Gegenwart, schon gar nicht für die Zukunft.“ Schlussfolgernd stellt der Autor fest, die Reden der Merkel seien hinlänglich Mittelmaß. Diesen und anderen Reden der Politiker gehen aus der fehlgeleiteten Gesinnung hervor: „Sie fokussieren eine generelle Problematik auf ausgewählte Punkte und eliminieren ganzheitliche Gesellschaftsproblematiken“. Kurz: Sie gehen nicht auf die Ursache von Gewalt in der Gesellschaft ein. (S. 210/211) Lesenswert zu den Ursachen zum Schaden der Gesellschaften sind auch die Argumente des Autors auf Seite 399 zum Thema Globalisierung.

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Den Eliten Paroli bieten

Es ist nach Ansicht des Rezensenten die schwierigste Frage, die im Raum steht: Wer und was kann etwas tun, um der Mitschuld am Verbrechen gegenüber dem palästinensischen Volk, mehr noch, der Übermacht der vielköpfigen Hydra in Form des weltweit agierenden Imperialismus Einhalt zu gebieten, das Ende der israelischen Besatzung über die Westbank mit Ost-Jerusalem und dem Gazastreifen? Es reiche zum Beispiel nicht, so der Autor auf Seite 125, „dass die Bundesregierung und die Europäische Union nur bezahlen. An die Millionen müssen politische Forderungen und Garantien an Israel gekoppelt werden“. Das Wort richtet der Autor vor allem an vernunftorientierte Menschen mit Verstand, alles zu unternehmen, dass „Merklismus und Imperialismus endlich aus Deutschland heraus getragen werden“. (S. 294) In einem Aufruf auf Seite 386 lesen wir: Für das Ende der Apartheid und des Völkermordes, gemeinsam mit den Palästinensern und allen friedliebenden Menschen auf der ganzen Welt. Gegen Ausbeutung, gegen Vertreibung, gegen Krieg, gegen Wirtschaftsfaschismus, Bankokratie, Blendokratie, Scheindemokratie. Jeder kann helfen.

Schließlich ergänzt Evelyn Hecht-Galinski im Klappentext: Gerade auch jüdische Bürger, ebenso wie nicht-jüdische Bürger sollten dieses Buch unvoreingenommen lesen, denn Fariss Wogatzki arbeitet nur mit Tatsachen und belegt alle genannten Fakten“.

Sie, eine Deutsche mit jüdischer Herkunft. Sie, die Tochter des einstigen Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski (1912-1992). Ihr Motiv: „Ich habe mir das Lebensmotiv meines Vaters zu eigen gemacht: ´Ich habe Auschwitz nicht überlebt, um zu neuem Unrecht zu schweigen.´“

Mit 471 Seiten kommt da auf den politisch wachen Leser etwas zu, was den Herrschenden wie ein Donnerkeil als angeblich ideologisch gefärbtem Rassenhass entgegengeschleudert wird, den Vernunftbegabten allerdings als erhellende politische Aufklärung in Bezug auf das „andauernde Leid der Palästinenser“, erzeugt durch einen triefenden neuen Antisemitismus in Deutschland, „der Philosemitismus, der sich wie eine politische Epidemie verbreitet hat“. (S. 9) Die „Fackel“ des HERAKLES möge den Weg erleuchten, und nicht nur den…

Fariss Wogatzki: Möge keiner sagen er hätte es nicht gewusst! Mit einem Vorwort von Evelyn Hecht-Galinski, Zambon Verlag, Frankfurt 2017, 472 Seiten, 19,90 Euro

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Frühere Artikel von Harry Popow
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1 Kommentar
Nov.13
on 13. November 2017
Veröffentlicht in: Allgemein

Victor Grossman

From gender to Jamaica

Berlin Bulletin No. 137
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Victor Grossman

The gender symbols male, intersex, female.

It didn’t affect many people directly, but even small victories are welcome these days. Germany’s Constitutional Court just ruled that no-one should be forced to declare themselves officially male or female. It thus created a third open category anyone can opt for (or be opted by parents when still a child). I think everyone can approve this step toward getting along together in the world and join in quiet applause. The Bundestag was given a year to conform to the decision with new laws, reprinting questionnaires and probably some signs. So far as I know no party questioned the decision; perhaps the far-right Alternative for Germany (AfD) is still too busy with other ativities.

But gender choice remains a difficult matter for poor souls like me when learning German, which has had three genders for centuries. Every single noun at birth is assigned one of them, with little logic and no elasticity; “die Strasse” (street) is feminine, “das Haus” (house) is neuter and “der Stuhl” (chair) is masculine. Who knows why? A language teacher told me of her pupil, a Turkish woman, who objected to such rulings. Looking under a chair she said: “I don’t see anything masculine about it!” But these rules, I fear, will remain eternally sharp, troublesome and immutable!

The negotiations on forming a new German government are also troublesome. The elections were on September 24th¸ but there is little hope for a new government much before Christmas. Preliminary discussions are due to end this Thursday – with at least a definite Yes or a No.

All four parties involved have been coy thus far, like a child picking daisy petals: ”She loves me, she loves me not”, though not so gently, with angry words and threatened breakdowns. But the outcome was clear from the outset. The junior coalition partner till now, the Social Democrats (SPD), had molted so many election feathers it resembled a plucked pigeon and stated loudly: “NO! We’re quitting that suicidal team!” Since everyone feared another long election process, which could end even worse than the last one, one path was left for reaching the necessary 355-seat majority in the 709-seat Bundestag. Simple arithmetic and a bit of geography ensured it: only the “Jamaica variant” was possible. The name had nothing to do with rum or anything else Jamaican except the colors of its flag, black, yellow and green, each a German party symbol. So, like it or not, the four, never good friends, must somehow join arms, hopefully without any concealed daggers.

Merkel’s CDU had done very badly in the elections. The humanitarian halo she wore when she invited all refugees to come to Germany cost her many right wing voters and hopes for a full majority of seats with no partners necessary. But her homey, well-spoken, unemotional but convincing manner of speaking, avoiding all sharp edges, and a fairly steady economy for the majority, kept her at least in the strongest position.

Moral guard seehofer, head of the CDU (Christian Social Union)

Merkel’s one-state Bavarian partner, the Christian Social Union (CSU) also had miserable results, though it steered even further right than usual to keep its traditional voters from two-timing it with the more rabidly anti-foreigner AfD. In vain! The big loss turned the amused, slightly superior smile of its eighth-year, iron-handed boss Horst Seehofer into a worried frown as foes in his own ranks got busy whetting their knives, while wearing a very different kind of smile. He is trying to beat the challenge by turning even more to the right – also in the Jamaica negotiations. And despite their losses, the CDU and CSU (together as usual) have a strong hand, with 246 seats of the total 709.

As for the Free Democrats, glad to get back into the Bundestag (with 80 seats) after four years of enforced absence, they represent the secular Right and can be more open about big business ties than the CDU, which tries to please a far wider range of voters. Basically, the FDP wants lower taxes and fewer regulations for the wealthy and less stress on environment or social improvements. It is easy for it and the CDU-CSU to get along.

It and the CDU had “wings” which called, though thinly, for abjuring sanctions and military intervention and, with Russia, resorting instead to diplomacy. It is believed that these views reflected economic sectors interested in selling everything from cars and machinery to fruit and vegetables in the giant Russian market, but included some who honestly feared possible results of confrontation and ever more bases, sanctions and large-scale military maneuvers along Russia borders. Occasionally such tendencies were discernible among Social Democrats, too, who will soon be giving up their cabinet posts and retiring to the opposition benches, next to and competing with the LINKE. .

What about the Greens? In a Jamaica trio their voice will be weakest, backed by only 67 delegate seats, but they will indeed have a government voice with at least two cabinet seats.

Because of the overweight of the others they have been forced into one “compromise” after another. Their main environmental demands have either long been accepted by Merkel (if painless) or – like the closing down of all coal plants and barring all gasoline or diesel cars by a distant 2030 – are being laughed off and buried as impossible. They have little else of importance.

But alas, for years they have outdone all others in heating up world hot spots. With their leader, Foreign Minister at the time, they loudly supported the war against Serbia. They scolded angrily when Germany stayed out of the war against Libya, and they constantly tried to add logs to existing fires in the Ukraine and Syria, always shouting the loudest for more confrontation against Russia.

New plans were made in Brussels on Monday by most European Union members for building up a powerful new military force, not opposed to NATO, of course, but separate and additional. The obvious leader and heavyweight will be Germany, which is using changing statements by President Trump, not to break with the USA, an all too total reversal of policy, but to justify building a European Defense Union, militarily coordinated among EU members and high-powered enough to “defend” Europe anywhere from Mali to Melanesia.

The AfD, though still largely ostracized and not (yet) possible for any coalition, does now have 92 Bundestag members, loud, pugnacious, and extremely nationalist, many with romantic attachments to the “good old days” in Germany – and everyone knows what that means! Since they also favor the military build-up, this would make calls for tougher sanctions, more and “better” weapons and more German fist-waving almost unanimous, except for all 69 delegates of the LINKE party (plus a few mavericks). Sadly, a few LINKE occasionally seemed to waver; but thus far never in the Bundestag!

“Stumble-Stones” in Berlin, Dahlmannstraße.Foto: Cay Dobberke

While Jamaica is debated, AfD supporters have not been idle. There are more than 7700 so-called “stumble-stones” in Berlin (and now over 60,000 in 22 European countries); little square bronze markers in the pavement showing where Jews and anti-fascists once lived before being seized and deported to their deaths. They contain the names, years of birth and, when known, place and date of death, and all are made by one single man. An amazing project!  Last week, in a corner of West Berlin known for its Nazi underground, sixteen stones were torn out of the sidewalks. They will soon be replaced, and protests are planned, but this showed all too clearly, that threats of militarization, expansion and fascist ideas have not eased, neither inside sheltered government buildings nor outside in the streets – and at the big weapons factories. As the Spanish say: La lucha continua!

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More by Victor Grossman: Berlin Bulletin No. 136, No. 135, No. 134, No. 133, No. 132, No. 131, No. 130, No. 129, No. 128, No. 127, No. 126, No. 125, No. 124, No. 123, No. 122, No. 121 (deutsch), No. 121, No. 120, No. 119, No. 118, No. 117, No. 116, No. 115, No. 114, No. 113, No. 112, No. 111, No. 110, No. 109, No. 108, No. 107, No. 106, No. 105, No. 104, No. 103, No. 102, No. 101.
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 Comment 
Nov.10
on 10. November 2017
Veröffentlicht in: Allgemein

bebe

Medien Mosaik

– Alexej Utschitel (Regie), Mathilde
– Ingrid Poss, Meine Russen
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bebe

Dieser Zufall ist keiner. Mit „Mathilde“ kommt zum 100. Jahrestag der Oktoberrevolution ein Film in russische und nun auch deutsche Kinos, der dem letzten Zaren Nikolaus II. „Gerechtigkeit“ widerfahren lassen soll. Regisseur Alexej Utschitel zeigt den jungen Nicky (wie er bei Familie und Freunden genannt wurde) als liebenswürdigen, leutseligen jungen Mann (mit dem 40-jährigen Lars Eidinger spielstark, aber nicht altersgemäß besetzt), der sich in die leichtlebige Ballerina Mathilde (Michalina Olszanska) verliebt. Natürlich ist die Familie dagegen und zwingt ihn, die ungeliebte deutsche Prinzessin Alix (Luise Wolfram) zu heiraten. Damit ist die Geschichte aus. Nur schriftlich wird dem Zuschauer mitgeteilt, dass die Ehe doch noch glücklich wurde, fünf Kinder hervorbrachte, die mit den Eltern 1918 ermordet wurden. Die Worte Revolution oder Bolschewiki fallen nicht.

Mathilde - Trailer deutsch HD

Utschitel ist ein Film gelungen, der sich vor keiner Fernsehschnulze verstecken muss, im Gegenteil, die prachtvolle Ausstattung hat Schauwert, edle Roben werden nur ganz selten ausgezogen (was besonders bei Eidinger verwundert). Der Zar hat zwar andere Sorgen, denkt aber auch ans Volk, und als bei seinen Krönungsfeierlichkeiten 1389 Menschen ums Leben kommen, bezahlt er für alle Särge, damit sie nicht einfach so ins Massengrab kommen. Abends geht er zum Ball. Normal. Dass dieser bunten Eloge auf den Autokraten Nikolaus II. in Russland aus reaktionären Kreisen Hass entgegen schlägt, ist nur mit der erschreckenden geistigen Verfassung des Landes zu erklären.

Mathilde, Regie Alexej Utschitel, Verleih Kinostar, seit 2. November in zahlreichen Kinos.

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bebe

Wie hat sich das Leben russischer Filmemacher nach dem Ende der Sowjetunion verändert? Diese Frage interessierte die Publizistin, DEFA-Regisseurin und Kuratorin Ingrid Poss. In den 90er Jahren wollte sie einen Film darüber machen, der aus Finanzierungsgründen nicht zustande kam. Sie hatte viele Freunde in der Sowjetunion, und ihre Erfahrungen von Begegnungen seit den späten 80ern hat sie nun in dem Buch „Meine Russen“ veröffentlicht – als Oberbegriff auch für kirgisische oder baltische Künstler. „Eine Collage, die mit ihrem nicht selten lakonisch-bissigen Humor die Augen öffnet. Lesenswert in Zeiten einer zerrissenen Welt, in der Kenntnisse über unterschiedliche Kulturen, Lebensweisen und Empathien von außerordentlicher Wichtigkeit sind“, urteilt Matthias Platzeck im Vorwort. Den Dokumentarfilmer Jefim Utschitel, Vater des „Mathilde“-Regisseurs, hat Poss nicht mehr treffen können, weil er 1988 starb. Dafür gibt es Gespräche mit dem Aitmatow-Regisseur Bolot Schamschijew, mit Tolomusch Okejew. Andere, wie Viktor Jerofejew haben eigene Texte beigesteuert, und die Autorin lässt auch die deutschen Fernsehkorrespondenten Gert Ruge, Gabriele Krone-Schmalz und Peter Scholl-Latour zu Wort kommen. Sie können jedoch nicht so schön formulieren wie der Russe Jerofejew: „Um Russland zu verstehen, muss man vernünftiges Denken unterlassen und sich im Strom des russischen Lebens auflösen wie ein Stück Würfelzucker.“

Ingrid Poss, Meine Russen – Lebensläufe aus dem Umbruch. Neues Leben, Berlin 2017, 304 Seiten, 19,99 Euro.

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Aus Das Blättchen, Nr. 23, vom 06. November 2017, mit freundlicher Genehmigung des Autors
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Medien-Mosaik früherer Monate
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└ Schlagwörter: Allgemein
 Comment 
Nov.09
on 9. November 2017
Veröffentlicht in: Allgemein

100 Jahre Roter Oktober

Beiträge zum 100. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution
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Willi Nicke

Es lebe 100 Jahrestag der großen Sozialistischen Oktoberrevolution

Am 7./8. November 1917 leitete die Schüsse von Panzerkreuzer Aurora, die große Sozialistische Oktoberrevolution ein! Unter der SDAPR (B), und des Petrograder Sowjet der Arbeiter Bauern und Soldatenkomitee. Es müsste eigentlich „Novemberrevolution“ heißen, doch nach dem damals in Russland geltenden julianischen Kalender war es der 25./26. Oktober 1917.

Arbeiter, Matrosen und Soldaten meist bäuerlicher Herkunft, erstürmten den Winterpalais. Die Korubte Provisorischen Regierung wurde verhaftet.

Das erste gesetzt, war das „Dekret über den Frieden,“ In der kriegsmüden russischen Bevölkerung löste das Dekret Begeisterung aus.
„Dekret über den Grund und Boden,“ und das „Dekret über Nationalitäten.

Die Provisorischen Regierung ist gestürzt. Die Sowjetmacht bietet sofort allen Völkern Frieden und sofortigen Waffenstilstand an! Sie wird sofort das Dekret über den Grund und Boden umsetzen, die entschädigungslose Übergabe der Gutsbesitzer und Klosterländereien in die Verfügungsgewalt der Bauernkomitees sichern. Die 30000 Großgrundbesitzer besaßen zusammen soviel Land (76 Millionen Hektar) wie über 10 Millionen arme Bauern

Zu vor in Februar 1917 kam es in Russland zur Spontanen Revolution, die Arbeiter Petrograds demonstrierten für höhere Löhne gegen den Brotmangel. Zum internationalen Frauentag, demonstrierten Frauen gegen die Hungersnot.
In den folgenden Tagen wuchsen die Demonstrationen, und Streiks, sie trugen Transparente gegen die Zarenherrschaft mit sich, weil die Zustände unerträglich geworden waren.

Da befahl der Zar seine Truppen, auf Demonstranten zu schießen. Die Autorität des Schwachsinnigen Zaren war zerbrochen, Tausende Bauern Soldaten demonstrierten mit den Revolutionären. In den Fabriken und Militäranlagen wählten Arbeiter und Soldaten aus ihrer Mitte Sowjets – am Abend bildeten 1000 Sowjets den Petrograder Sowjet.

Politiker aus der Bourgeoisie veranlassten am 2. (15. ) März 1917 den Zaren zur schriftlichen Abtretung des Throns die auch seinen Sohn mit beinhaltete. Am 28. Februar wurden die Minister des Zaren verhaftet.

Eine Doppelherrschaft bildete sich heraus, auf der einen, die liberale Bourgeoisie die mit den Zaren schon lange nicht Zufrieden waren und Großgrundbesitzer, und auf der anderen Seite, die Bauern und Arbeiter.

Die provisorische Regierung bestand zunächst aus einer bürgerlichen Regierung ab Juli ein Sozialrevolutionär, Kerenski. Wie die Menschewiki eine (reformistische Sozialdemokraten.) Immer wieder wurde die Einführung eines Parlamentes, einer Verfassungsgebenden Versammlung, und das Gesetzentwurfs über Grund und Boden von den Sozialrevolutionären „nur versprochen“.

Der Unmut der Arbeiter und Bauern wuchs als Kerenski den Krieg mit einer Offensive fortsetzen wollte, desertierten Zehntausende und da die Regierung den Bauern die Land Reformen wiederholt nur versprach, handelten die Bauern. Im Herbst erstreckten sich Bauernaufstände über das ganze Russische Land.

Die beeindruckendste Erscheinung der Revolution aber waren die Fabrikkomitees und Arbeiterräte, mit denen die Arbeiter an die Tradition der Revolution von 1905 anknüpften. Sie wurden das Rückgrat der Revolution, sie gaben dem kollektiven Willen der Arbeiter Ausdruck.

Doch die Imperialistischen Barbaren sahen nach der Oktoberrevolution ihre Felle davon Schwimmen. So begannen die einheimische Bourgeoisie, Großgrundbesitzer unter Konilow, der Menschewiki und Sozialrevolutionäre eine Hetze gegen die Bolschewiki wie das, glaubt nicht den Versprechung der Bolschewiki. Das Versprechen des sofortigen Friedens ist eine Lüge! Es sind „Deutsche Agenden!“ „Nieder mit den Verrätern“ Wie oben beschreiben „Kerenski der den Ersten Welt Krieg mit einer Offensive fortsetzen wollte.“ – So entstand, Nach einigen Wochen nach der Oktoberrevolution die Konterrevolution gegen die Sowjets und der Bürgerkrieg begann.

Als die Konterrevolutionären Terrorbanden es nicht schafften, waren in das Junge Sowjetrussland 14 Kapitalistische Länder eingefallen um mit der verbrecherischen innere Konterrevolutionären Weißgardisten, den Arbeiter und Bauernstaat zu vernichten.
Die Konterrevolutionären Terrorbanden und die 14 ausländischen Interventen hatten,
90 % des Sowjetrusslands 1919 unter ihre Kontrolle bracht.

Als die Arbeiter und Bauern-Armee in die offensive gingen, den da waren den Konterrevolutionären Terrorbanden ihnen alle Mittel recht um die Sowjetmacht zu vernichten.

Da überzogen die Weißgardistischen Truppen unter Denikin und Koltschak das Ganze Land mit den Weisen Terror, und benagen massenhafte Grausamkeiten an der Bevölkerung.

Die Weißgardistischen Truppen unter Denikin und Koltschak begingen massenhafte Grausamkeiten an der Bevölkerung. Sie brachten Tausende Bauern um wen sie mit der Bolschewiki sympathisierten. Sie Steckten Getreidespeicher an, damit die Sowjets da durch die eigene Bevölkerung nicht mit Nahrungsmitteln versorgen können. Die Hungers-Not war von den Kapitalistischen Ausbeuter, politisch motiviert, sie setzten dem Hungertod als eine grausamste Massenvernichtungswaffe ein. Deren Ausmaß dieser Brutalität über einige Hundert-Tausende armer Menschen da durch verhungerten.

Diese Imperialistischen (Bourgeoisie) Unrechts Verbrecherbanden, spekulierten darauf, das sich die Arbeiter und Bauern sich erheben Würden, gegen die Kommunisten, doch diese Halunken hatten sich gründlich verrechnet. Den es waren gerade die Bauern die, die Sowjetmacht verteidigten.

Als dies Scheiterte da Jaulten diese Verbrecher auf einmal mit ihren Krokodilstränen und wollen den Kommunisten, die über einige Hundert-Tausende verhungerten armen Menschen in die Schuhe zu schieben.

Die Weißgardisten Glaubten damit das die Bevölkerung sich nun gegen Bolschewiki erheben würden, weil die Bolschewiki nun nicht mehr in der Lage sei das Volk zu ernähren..

Als dies Scheiterte da Jaulten diese Verbrecher auf einmal mit ihren Krokodilstränen und wollen den Kommunisten in die Schuhe zu schieben, das einige Hundert-Tausende armen Menschen verhungerten.

Durch den ersten Weltkrieg und den Bürgerkrieg geriet das Land in ein Wirtschaftliches Chaos und 1920 brach noch eine Dürre-Periode aus besonders an der Wolga. Da rauf setzte Lenin auf die Neue Ökonomische Politik (NÖP) das war die Ablieferpflicht durch Neutralsteuer zu ersetzen.“
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Anhang:

Der Feldzug der 14 Staaten gegen die junge Sowjetmacht

Der durch die Konterrevolution angezettelte Bürgerkrieg und die 14 ausländischen kapitalistische Interventen zusammen, hatte die Wirtschaft in eine schwere Krise gestürzt. Deshalb führte Genosse Lenin nach dem Bürgerkrieg die Neue Ökonomische Politik (NÖP) ein um die Lage der Bevölkerung zu zu verbessern.

Der spätere US- Präsident Hoover setzte bei der Dürre-Periode 1921 in Russland Hungerhilfe für die Sowjetunion durch. Er war persönlich ins Hungergebiet an der Wolga gereist und auf den Getreidesäcken stand groß „USA“. Es glaubte das dadurch die Menschen sich von den Bolschewiki los sagen würden. Aber das Gegenteil trat ein, die Bolschewiki hatte da durch noch mehr vertrauen bekommen. Denn die sie hatte ja öffentlich um Hilfe vom Ausland gebeten.

Nicht unkompliziert war die Handhabung mit Zarengold, im Wert von rund 18,6 Millionen Dollar, das Hoover den Sowjets abverlangte. Die Russen wollten dafür vorzugsweise Getreidesaat, das zeitig in die Erde musste, wenn es seinen Zweck noch erfüllen sollte.
Die Größte Hilfe haben sie von den Arbeiter und Bauern, des Westens bekommen.

1913 hatte Russland gerade mal 12,5%, von dem was die USA produzierte produziert.
Dabei muss man berücksichtigen das auf russischen Territorium zwei Kriege tobten. Der Erste Weltkrieg und danach der Bürger- und Interventionskrieg. In der gleichen Zeit die USA keinen Krieg auf ihrem Territorium hatten,

Vergleich der Industrieproduktion zwischen der USA und der Sowjet-Union (USA jeweils in 100% dargestellt):
1913 Russland………….12,5%,
1921 Sowjet Russland….2%,  (Durch den Ersten Weltkrieg und Bürgerkriege zurück gegangen)
1940 Sowjetunion……..28%

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ARBEIT ZUKUNFT

Die Oktoberrevolution und die Arbeiterklasse gestern und heute

Am 25. Oktober 1917 (russischer bzw. gregorianischer Kalender) ging ein Kampf von rund 9 Monaten zu Ende. Im Februar war nach über 3 Jahren grausamem Krieg, der Millionen Menschen das Leben kostete, der russische Zar und seine Kriegsregierung gestürzt worden.
Vor allem die Arbeiter, aber auch Millionen russische Bauern hatten genug vom Morden. Sie wollten Frieden.

Die Bolschewiki hatten die Wünsche und Hoffnungen der Arbeiter, Bauern und des Volkes in einer einfachen Parole zusammengefasst: Frieden, Brot, Land! Dazu forderten sie den Sturz der „Selbstherrschaft“, wie sie es in der Illegalität nannten, also den Sturz der zaristischen Diktatur. Mit der Februarrevolution wurde der erste Schritt gemacht. Doch die Bolschewiki erklärten gleich, dass die an die Macht gekommene Regierung aus bürgerlichen Kräften, linken Sozialdemokraten (Menschewiki) und Sozialrevolutionären diese Forderung niemals erfüllen könnte und würde, weil sie dann das ganze bisherige System umwälzen müssten. Ähnlich wie heute die Linkspartei in ihrer Mehrheit waren die Menschewiki und die Sozialrevolutionäre in Worten sehr radikal, aber einmal an der Macht scheuten sie vor einer wirklichen Umwälzung der Verhältnisse zurück. Das Kapital wollte eine Fortsetzung des Krieges, also zögerten sie mit immer neuen „Argumenten“ einen Frieden oder wenigstens Waffenstillstand mit allen Mitteln hinaus. Die Feudalherren wollten keine Aufteilung des feudalen Landbesitzes an die armen Bauern, also wurde die wortreich versprochene Landverteilung immer wieder verschoben.

Dies überzeugte die Massen immer mehr davon, dass nur eine revolutionäre Lösung und eine revolutionäre Partei ihre Bedürfnisse verwirklichen konnte. Die Realität gab den Bolschewiki recht.

Die ersten Umwälzungen durch die Februarrevolution boten gute Bedingungen für den Kampf. Denn neben der Regierung aus bürgerlichen Kräften, linken Sozialdemokraten (Menschewiki) und Sozialrevolutionären gab es Arbeiter- und Soldatenräte, die Sowjets. Es gab eine Periode der Doppelherrschaft. Die Menschewiki, Sozialrevolutionäre und Reaktionäre wollten mit vereinten Kräften die Sowjets entmachten, eine bürgerliche Verfassung verabschieden und ein bürgerliches Parlament. Die Bolschewiki hingegen erkannten in den Sowjets eine neue politische Form der Herrschaft der Arbeiterklasse, wie sie ansatzweise bereits in der Pariser Kommune 1871 entwickelt worden war. In den Räten hatte nicht das Kapital mit seinem Geld Einfluss, sondern die Arbeiter und die mit ihnen verbündeten Kräfte befreiten sich hier schrittweise von der Macht des Kapitals. Die Bolschewiki unter Führung von Lenin und Stalin kämpften daher mit aller Macht um eine revolutionäre Mehrheit in den Sowjets.

Da die Regierung aus bürgerlichen Kräften, linken Sozialdemokraten (Menschewiki) und Sozialrevolutionären den Krieg fortführte, den Hunger nicht bekämpfte, weil sie das Kapital nicht anrühren wollte, und den Boden nicht verteilte, weil sie die Feudalherren ebenfalls nicht entmachten wollten, verlor sie immer mehr an Unterstützung, während die Bolschewiki nach und nach eine Mehrheit der Menschen von der Notwendigkeit einer grundlegenden, revolutionären Umwälzung überzeugten. Nach neun Monaten scharfem Ringen um die Macht wurde die Machtfrage am 25. Oktober 1917 (7. November unseres Kalenders) entschieden. Die provisorische Regierung wurde verjagt und die erste Sowjetregierung, der Rat der Volkskommissare gebildet. Diese Regierung erklärte sofort einen einseitigen Waffenstillstand, um die Hauptforderung der Massen zu erfüllen. In kürzester Zeit folgten weitere revolutionäre Gesetze, die das ganze Land umwälzten: Verteilung des Bodens der Feudalherren an die armen Bauern, völlige Gleichberechtigung von Frau und Mann, Trennung von Kirche und Staat, Verstaatlichung der Großindustrie. Der erste sozialistische Staat wurde geboren, machte seine ersten Schritte und entwickelte und veränderte sich aufgrund der realen Erfahrungen.

Die Herrschenden ganz Europas reagierten mit Hass und Gewalt. Die russische herrschende Klasse versuchte die Volksregierung mit Militär zu besiegen. Dazu kam die Intervention von französischen, englischen, japanischen Armeen. In einem jahrelangen militärischen Kampf musste der neue sozialistische Staat um sein Überleben kämpfen und siegte gegen viel stärkere Mächte, weil er die Unterstützung der großen Mehrheit der Arbeiter, Bauern und des Volkes hatte.
Ein Jahr später, als in Deutschland die Novemberrevolution ausbrach, war der Verlauf ganz anders. Lenin und Stalin hatten große Hoffnungen auf einen Erfolg der deutschen Revolution. Dies hätte die Machtverhältnisse in ganz Europa zu Gunsten der Revolutionäre verändert.

Doch in Deutschland gab es keine revolutionäre Partei. Die Revolutionäre hatten den endgültigen Bruch mit der linken Sozialdemokratie gescheut. Sie waren im Spartakusbund zusammen geschlossen, aber immer noch in der linkssozialdemokratischen USPD geblieben, die der heutigen Linkspartei entspricht. Die KPD wurde erst rund acht Wochen nach Ausbruch der Revolution gegründet und hatte keine Chance mehr, den Kampf zu gewinnen. Die USPD-Führung hatte zuvor gegen Kapitalismus und Krieg große Worte gemacht. Doch als die Revolution kam, traten sie mit der SPD in eine bürgerliche Regierung zur Rettung des Kapitalismus ein. Das erste Werk dieser Regierung war die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht sowie die Niederschlagung der Revolution. Für die Arbeiterklasse in Deutschland, die wie in Russland Frieden und Sozialismus wollte, war dies eine tiefe Niederlage, die sich bis heute auswirkt. Der Sieg des Faschismus und die Ermordung tausender Revolutionäre hat diesen Prozess verstärkt.

Trotzdem gibt es bis heute Überreste des revolutionären Geistes der russischen Oktoberrevolution und der deutschen Novemberrevolution. So gibt es in unserem Land eine starke Stimmung gegen Krieg, gegen die Entsendung deutscher Truppen in andere Länder. Zudem gibt es eine spürbare Stimmung gegen Sozialabbau, Niedriglöhne, gegen das Kapital. Diese Stimmung kann aber nicht zu einer Kraft werden, da es keine revolutionäre Partei gibt, die den Bedürfnissen und Wünschen der Arbeiter und des Volkes Ausdruck verleiht und den Kampf darum organisieren kann. Wer dem Vorbild der Oktoberrevolution folgen und ernsthaft eine gesellschaftliche Umwälzung will, der muss dafür kämpfen, dass in unserem Land wieder eine starke revolutionäre Partei geschaffen wird, die mit der Arbeiterklasse und dem Volk eng verbunden ist.

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Revolutionäre Linke

100 Jahre Oktoberrevolution – Kämpfen und Siegen!

Vor 100 Jahren, am 25. Oktober (jul.) bzw. 7. November (greg.) 1917, stürmten revolutionäre Matrosen und ArbeiterInnen das Winterpalais in Petrograd, den Sitz der bürgerlichen Regierung Russlands. Gleichzeitig fand der II. Allrussische Rätekongress in Petrograd statt, auf dem alle Staatsmacht auf die demokratisch gewählten Räte der ArbeiterInnen, BäuerInnen und SoldatInnen übertragen wurde. Damit entstand der erste sozialistische Arbeiterstaat der Weltgeschichte. Nicht mehr Kaiser, Adlige und Kirche oder die reichen Unternehmer sollten die Macht haben, sondern die einfache Bevölkerung, die arbeitenden Massen selbst. Die sozialistische Räterepublik in Russland befreite die Bauern vom Joch der Großgrundbesitzer, verstaatlichte die Schlüsselbereiche der Wirtschaft, überließ die vom Zarismus unterdrückten Völker des Reiches der demokratischen Selbstbestimmung und schloss einen sofortigen Frieden mit den Gegnern Russlands im Ersten Weltkrieg. In den ersten Jahren nach der Russischen Revolution entstand dort die freieste und demokratischste Gesellschaft, die die Welt bisher jemals gekannt hat. Erst der der sowjetischen Arbeiterrepublik von den Monarchisten, weißen Konterrevolutionären und den westlichen Imperialisten aufgezwungene Bürgerkrieg mit seinen Verwüstungen, das Scheitern der proletarischen Revolutionen in Westeuropa und die dadurch verursachte nationale Isolierung des Sowjetstaats zogen eine Bürokratisierung und Erstarrung der sowjetischen Gesellschaft nach sich, die später ihren Ausdruck in der brutalen Diktatur Stalins fand, in der die meisten Veteraninnen und Veteranen der Revolution von 1917 verschleppt, mundtot gemacht und ermordet wurden. Trotz alledem bleibt die bolschewistische Revolution des Jahres 1917 für uns als MarxistInnen in linksjugend [’solid] das beste Beispiel dafür, dass wir keine Träumer sind, dass unser Ziel – die politische Machteroberung der Arbeiterklasse, der Sturz des Kapitalismus und die Errichtung einer weltweiten Föderation von sozialistischen Republiken – erreichbar war und erreichbar ist. 100 Jahre nach der sozialistischen Oktoberrevolution in Russland sagen wir: Auf zu neuen Oktoberrevolutionen!

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Weitere Artikel zum Thema “ 100 Jahre Roter Oktober“
bitte an AmericanRebel@gmx.net schicken!

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 Comment 
Nov.07
on 7. November 2017
Veröffentlicht in: Allgemein

F.-B. Habel

Deutsche Zitronen

In Berlin wurde der Kurt Tucholsky-Preis an Sönke Iwersen verliehen
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F.-B. Habel

„Reicht die Bruderhand als schönste aller Gaben übern Graben, Leute, übern Graben – !“ Diese Zeilen aus dem von Hanns Eisler vertonten Gedicht Tucholskys, „Der Graben“, entstanden eingedenk des Ersten Weltkrieges, wurden auf der diesjährigen wissenschaftlichen Jahrestagung der Kurt Tucholsky-Gesellschaft mehrfach zitiert, vom Vorsitzenden Dr. Ian King auch angestimmt. Der in London lebende Schotte legte besonderen Wert auf den letzten Begriff des Tagungsthemas „Tucholsky, Die Weltbühne und Europa“ und sparte nicht mit bissigen Anspielungen auf den Brexit. Er ging auf Tucholskys Kämpfe ein, um Nationalismus und vor allem Nationalsozialismus durch Zusammenschluss aller linken Kräfte zu verhindern und zitierte den Satiriker mit „Ich bin Anti-Antikommunist. Aber ich bin kein Kommunist.“

 

Der Graben

Mutter, wozu hast du deinen Sohn aufgezogen?
Hast dich zwanzig‘ Jahr mit ihm gequält?
Wozu ist er dir in deinen Arm geflogen,
und du hast ihm leise was erzählt?
Bis sie ihn dir weggenommen haben.
Für den Graben, Mutter, für den Graben.

Den ganzen Liedtext zeigen »

Junge, kannst du noch an Vater denken?
Vater nahm dich oft auf seinen Arm.
Und er wollt dir einen Groschen schenken,
und er spielte mit dir Räuber und Gendarm.
Bis sie ihn dir weggenommen haben.
Für den Graben, Junge, für den Graben.

Drüben die französischen Genossen
lagen dicht bei Englands Arbeitsmann.
Alle haben sie ihr Blut vergossen,
und zerschossen ruht heut Mann bei Mann.
Alte Leute, Männer, mancher Knabe
in dem einen großen Massengrabe.

Seid nicht stolz auf Orden und Geklunker!
Seid nicht stolz auf Narben und die Zeit!
In die Gräben schickten euch die Junker,
Staatswahn und der Fabrikantenneid.
Ihr wart gut genug zum Fraß für Raben,
für das Grab, Kameraden, für den Graben!

Werft die Fahnen fort!
Die Militärkapellen spielen auf zu euerm Todestanz.
Seid ihr hin: ein Kranz von Immortellen –
das ist dann der Dank des Vaterlands.

Denkt an Todesröcheln und Gestöhne.
Drüben stehen Väter, Mütter, Söhne,
schuften schwer, wie ihr, ums bißchen Leben.
Wollt ihr denen nicht die Hände geben?
Reicht die Bruderhand als schönste aller Gaben
übern Graben, Leute, übern Graben -!

Dass diesmal Tucholsky als Internationalist (mit den zeitbezogenen Einschränkungen) im Mittelpunkt stand, zeigte sich u.a. in der zweimaligen Mitwirkung von Schülerinnen und Schülern, Studentinnen und Studenten aus Szczecin/Stettin. Dort hatte Tucholsky in seiner Kindheit gelebt und die ersten Schuljahre verbracht. In der heute polnischen Stadt wird sein Andenken hochgehalten. Als Dank bekam jeder der polnischen Germanistik-Spezialisten eine hübsche Tucholsky-Postkarte als Andenken, auch der blinde Student, der das Programm auf dem Saxophon begleitete. Wie hätte Tucholsky das kommentiert?

Preisträger Sönke Iwersen

Diese Frage stellte sich im Verlauf der Tagung in der Humboldt-Universität immer wieder, wenn von den schleichenden Fortschritten in Europa und von anwachsenden nationalistischen Tendenzen die Rede war. „Deutsche, kauft deutsche Zitronen!“, hatte Tucholsky 1932 in seinem Gedicht „Europa“ in der Weltbühne provokant gefordert.

Bei den Referenten Dr. Wolfgang Beutin in seinem klarsichtigen Eröffnungsvortrag und Dr. Thomas Schneider ging es um Europakonzepte der 20er Jahre. Schneider hatte sich auf den weitgehend vergessenen Autor Emil Ludwig spezialisiert, der einst zu den international führenden deutschen Literaten zählte. Er war damals ein Anhänger der von Tucholsky mit Skepsis gesehenen Paneuropa-Union des Nikolaus Coudenhove-Kalergi. Emil Ludwig, ein eher linksliberal denkender, aber durchaus großbürgerlicher Jude, gewann in den Emigrationsjahren noch einmal großen Einfluss. In Maria Schraders vorzüglicher filmischer Stefan-Zweig-Biografie „Vor der Morgenröte“ (2016) kann man ihn als Redner auf dem PEN-Kongress 1936 in einer wichtigen Szene sehen, und er war später in den USA ein gern gehörter Ratgeber bei Präsident Roosevelt in europäischen Fragen.

Andere Referenten wandten sich weiteren von Tucholskys Mitautoren in der Weltbühne zu. Lothar Persius beispielsweise wandelte sich vom kritischen Marineoffizier der Kaiserzeit zum pazifistischen Journalisten, legte der Stuttgarter Student Sebastian Rojek dar. Oberstleutnant i. R. Jürgen Rose vom Arbeitskreis Darmstädter Signal hatte seine Mitwirkung an Kampfeinsätzen der Bundeswehr verweigert und war einen ähnlichen Weg gegangen, wie er in der Diskussion engagiert darlegte.

Mascha Kaléko, 1907 bis 1975

Eine andere junge Wissenschaftlerin, Dr. Julia Meyer aus Dresden, ging auf die damals so apostrophierte „Tochter Tucholskys“, Mascha Kaléko, ein. Die Weltbühnen-Autorin war seit Ende der zwanziger Jahre eine erfolgreiche Satirikerin und konnte – weil ihre jüdische Abstammung noch nicht bekannt war – bis Mitte der dreißiger Jahre bei Rowohlt Lyrikbände veröffentlichen. In der Emigration in den USA arbeitete sie u.a. für die deutschsprachige jüdische Zeitschrift Aufbau. An Tucholsky lehnte sie sich deutlich an, als sie die Satire „Herr Wendriner in Manhattan“ schrieb, in der sie den großbürgerlichen Geschäftemacher nicht mehr jiddeln ließ, wie bei Tucholsky, sondern Amerikanismen einstreute – eine „erbarmungslose Nacktaufnahme der deutsch-jüdischen Bourgeoisie“, wie Gershom Scholem schrieb. Folgerichtig fand sich damals auch niemand, der den Text gedruckt hätte.

Wie Europa nach 1945 in der deutschen Literatur behandelt wurde, dass nämlich die Gegenwart von bundesdeutschen Literaten zunächst ausgeklammert wurde, während in der DDR früh ein eigenes Gegenwarts-Genre, der Aufbauroman, ein interessiertes Publikum fand, legte der aus Malta angereiste britische Germanist Dr. Stuart Parks dar.

Ein früherer Tucholsky-Preisträger war zum Abschluss des Tucholsky-Wochenendes eingeladen worden, aber nicht erschienen. Deniz Yücel hätte dafür bei Erdoğan Urlaub einreichen müssen, aber ob der Tucholsky kennt? Aktivisten von #Free Deniz berichteten von den derzeitigen Lebensumständen des mutigen Journalisten in türkischer Haft. Sein Stuhl im Parkett des Theaters im Palais blieb bei der Preisverleihung demonstrativ frei.

Der diesjährige Tucholsky-Preisträger gehört auch zu den Journalisten, die sich mit ihrer Arbeit Ärger einhandeln. Der 46jährige Sönke Iwersen arbeitet für das Investigativ-Ressort des Handelsblatts und hat teilweise spektakuläre Affären wie die um die Budapester Lustreisen einer Versicherungsgesellschaft aufgedeckt. Der Preis wurde ihm jedoch zuerkannt, weil er in seiner Reportage „Schutzengengel ganz unten“ auf die Spur von Flüchtlingen in einem Armenviertel von Hongkong kam, die ganz selbstlos einen anderen Flüchtling zwei Wochen lang versteckten, von dem sie nicht wussten, dass er prominent war. In diesen 14 Tagen war der Whistleblower Edward Snowden 2013 der meistgesuchte Mann der Welt.

In der Begründung der Jury unter Vorsitz des Pädagogen und Satirikers Dr. Wolfgang Helfritsch hieß es: „Der Blick hinter die Fassaden Hongkongs verknüpft unser Zeitalter weltweiter Aus- und Einwanderung mit einer unbekannten Episode der Snowden-Affäre. Diese Verquickung im Zeitalter weltweiter Überwachung ist engagiert, originell, aufklärerisch – und deshalb preiswürdige Publizistik in bester Tradition Kurt Tucholskys.“

Iwersen machte nicht nur auf diese Menschen aus Sri Lanka und von den Philippinen aufmerksam, sondern versuchte auch per Crowdfunding Geld zu sammeln, um ihnen ihr Los zu erleichtern. Bis heute haben sie den unsicheren Flüchtlingsstatus, wie auch Edward Snowden in Moskau nicht selbstbestimmt leben kann. Kurt Tucholsky war schließlich auch am Lebensende ein Flüchtling in Europa, der sich verstecken musste, und er hat nicht einmal seinen 46. Geburtstag erlebt.

Er hatte 1924 in der Weltbühne geschrieben: „Man ist in Europa ein Mal Staatsbürger und zweiundzwanzig Mal Ausländer. Wer weise ist: dreiundzwanzig Mal.“

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