Gerd Pehl

Segensbringer „Zahlenspiel“

Kommentar zum Artikel: „Kämpfen mit Fakten: Wie viele Opfer forderte Stalins Terror wirklich?“ erschienen am 13. Mai 2018 auf RT DEUTSCH
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Gerd Pehl

Der Artikel ist sehr interessant und lesenswert. Aber vermisst wird, dass der im Artikel verwendete Ausdruck Stalins „Große Säuberung“ – auch wenn die Worte Große Säuberung in Anführungszeichen gesetzt wurden und als Eigenname aufgefasst werden soll – sich nur mit den in der Bevölkerung herumgegeisterten oder noch immer herumgeisternden Zahlen und mit den angegebenen Zahlen vom Mitbegründer und Vorsitzende der Organisation Memorial Arsenij Roginskij erschöpfen, ohne dass sich Arsenij Roginskij zu dem Eigennamen äußert. Dem aufmerksamen Leser drängt sich am Ende dieses Beitrags die Frage auf, was Arsenij Roginskij unter dem Ausdruck Stalins „Große Säuberung“ versteht?

Der Eigenname ist eine eigene Schöpfung der opportunistischen und zutiefst imperialistisch-gesinnten Kräfte des insbesondere europäischen Westens. Sie brauchten diesen Begriff um gegen die Sowjetunion während des Kalten Krieges zu hetzen. Damit machten sie sich den Jargon der Faschisten wie beispielsweise Rosenberg und Albrecht zu Eigen. Sie waren damals die größten Hetzer gegen die UdSSR. Um „die Säuberungen der 1930er Jahre“ wie der Sozialwissenschaftler Sergej Kara-Murza die Zeit bezeichnet, richtig zu verstehen, ist es notwendig diese Zeit von 1917 bis zu den 1930er Jahren und die 1930er Jahre historisch richtig zu durchdenken.

Die junge Sowjetrepublik wurde 1918 bis 1921 von insbesondere deutschen und französischen Militaristen mit zaristischen Militärs in den Bürgerkrieg getrieben. Diese junge Republik hatte gleichzeitig den Kampf gegen die Sozialrevolutionäre, die Volkstümmler, die Menschewiki und auch dem zaristischen Überbleibsel zu führen. Sinowjew, Kameni, Trotzki, Bucharin, Rykow und andere führten einen erbitterten Kampf gegen die 1922 gegründete Sowjetunion mit dem Ziel, die KPdSU(B) zu spalten und die Macht der UdSSR zu übernehmen, um die Geschichte zurückdrehen zu können. Somit war KPdSU vor der Frage gestellt: Wer Wen? Auch der sozialistische Staat ist ein Machtinstrument der herrschenden Klasse – hier der Arbeiterklasse – zur Durchsetzung ihrer Interessen und zur Niederhaltung der anderen Klasse, folglich ein Herrschaftsapparat zur Ausübung der Diktatur einer Klasse über eine andere Klasse. Das ist in den Ausbeutergesellschaften nicht anders. Auch unter Stalin erfolgte keine Säuberung in der UdSSR, sondern die Kommunistische Partei mit Stalin an der Spitze hat das Notwendige zur Erhaltung und Festigung der Sowjetmacht konsequent durchgesetzt. Es gibt keine nachweisbaren Zahlen über tatsächlich ungerechtfertigte Inhaftierungen in der Sowjetunion und auch nicht in der Stalin-Zeit. Sie sind auch nicht den Zahlen von Arsenij Roginskij zu entnehmen. Diese Zahlen zu ermitteln würde bedeuten, die Strafakten der in der Stalin-Zeit Inhaftierten wie immer gut formuliert wird, unvoreingenommen durchzuarbeiten – auf das Adjektiv unvoreingenommen kommt es an. Kann das die Bürgerrechtsorganisation Memorial? Hat sie es versucht? Im Artikel finden diese Fragen keine Antwort. Diese Fragen jeweils mit einem Ja zu beantworten, wäre dilettantisch.

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