Volkskorrespondent Nico Diener

Jana aus Kassel – ein Mädel wie Du und ich?

Nico Diener

Wenn es nicht so lächerlich wäre, könnte man es zu den Akten legen. Aber weil immer wieder von verschiedenen Seiten behauptet wird, das die Querdenker-Demonstranten zum allergrößten Teil besorgte Bürger wären und rechte Organisationen eine Nebenrolle spielen, ist es angebracht, den abstoßenden Vorfall in Hannover näher zu betrachten.

Am Samstag bei der Querdenker-Kundgebung „Hannover steht auf“ verglich sich eine Rednerin mit der Widerstandskämpferin Sophie Scholl.

Ein Ordner hatte die Faxen dicke und sagte: „Für so einen Schwachsinn mache ich kein Ordner mehr“ und „Du verharmlost hier den Holocaust“. Er gab unter Protest seine Warnweste zurück und Polizei begleitete ihn von der Bühne. Daraufhin hatte auch die Rednerin, die sich mit Jana aus Kassel vorstellt, die Faxen dicke und stampfte weinend von der Bühne.

Schaut Euch erst einmal den Klamauk an, bevor ich Euch von meinen weiteren Recherchen berichte.

Sophie Scholl gehörte zum inneren Kreis der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ gegen die Diktatur der Nationalsozialisten. Gemeinsam mit ihrem Bruder Hans und Dutzenden Unterstützerinnen und Unterstützern trat sie der Nazi-Unrechtsherrschaft mutig unter Einsatz ihres Lebens entgegen, unter anderem durch das Verfassen und Verteilen von Flugblättern in München und anderen Großstädten in den Jahren 1942 und 1943. Sie wurde im Februar 1943 von den Nazi-Faschisten hingerichtet. 

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Ein Mädel aus Kassel, blond, besorgt und engagiert?

Nein, denn die Dame trat schon auf mehren Veranstaltungen als Rednerin „aus dem Volk“ auf. Das Bild rechts zeigt sie auf einer Querdenker-Kundgebung am 5. Sept. in Kassel. Auffallend ist das T-Shirt, das sie trägt. Beim näheren Hinsehen erkennt man das Motiv des rechtsextremen Bloggers Heiko Schrang. Dieser rechtsextreme Autor, Verleger, Publizist, Webvideoproduzent und ehemaliger Immobilienhändler organisierte schon 2014 die sogenannten Mahnwachen für den Frieden, bei denen es laut Kritikern antiamerikanische, antisemitische, rechtsextreme und verschwörungs- ideologische Tendenzen gibt. Im selben Jahr startete er den YouTube-Kanal SchrangTV.

Die Hintergründe der Kombination aus Rechtsextremismus und Esoterik erläutert ein Beitrag von Mio Liebentritt im Deutschland Funk aus dem August 2019, den ich Euch zum Studium empfehlen möchte.

Rechtsesotheriker Heiko Schrang (rechts) und sein Werbepartner, der Sänger Xavier Naidoo.
Bedeutung des Symbols: Punkt mit Kreis – auch Sonnenzeichen genannt. Es steht für das Göttliche und für die Seelenkraft. Das Symbol strahlt aus der Mitte heraus nach außen und ist damit ein kraftvolles Verstärkungszeichen der positiven Energien in alle Richtungen.

Es ist nicht das erste Mal, dass im Umfeld der „Querdenker“-Bewegung die Maßstäbe vollkommen verloren gehen und geht so mancher Corona-Vergleich übelst daneben. Mehrfach schon fielen Corona-Leugner auf, die sich abgewandelte „Judensterne“ mit der Aufschrift „Ungeimpft“ an die Kleidung geheftet und so die Opfer des Holocaust für sich vereinnahmt hatten. Als seien die Maßnahmen zum Infektionsschutz auch nur ansatzweise vergleichbar mit dem größten Zivilisationsbruch in unserer Geschichte.
..Mit dem „Judenstern“ an der Kleidung mussten sich unter dem nationalsozialistischen Regime Menschen kennzeichnen, die nach der NS-Ideologie und -Gesetzgebung als Jüdinnen oder Juden galten – die Markierung erleichterte den NS-Schergen unter anderem die Deportationen der Menschen und den millionenfachen Mord an ihnen.

Geschmacklose Gleichsetzung: Bürger mit „Judenstern“ im Ghetto von Lodz 1941 und Infektionsschutzgegner mit abgewandelter Kennzeichnung mit dem Wort „ungeimpft“ auf einer Demonstrantion in Frankfurt am Main 2020
© Prisma / Picture Alliance, Boris Roessler / DPA. Quelle: YouTube

Bei Corona-Demos werden auch immer wieder Kinder instrumentalisiert (Symbolbild)

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In Karlsruhe hat eine Elfjährige verkündet, das sie Angst gehabt hat, dass die Nachbarn ihre geheime Geburtstagsfeier „verpetzen“. Sie habe sich wie das jüdische Mädchen Anne Frank im Hinterhaus gefühlt. Keine Ahnung, wer einer Elfjährigen solch ein Mist eintrichtert.
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Anne
Frank, die sich in einem Amsterdamer Hinterhaus versteckt hatte, verstarb schwer erkrankt 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen.

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