Rene Wolf

Egon Krenz trauert um die DDR – und hat nicht viel begriffen

Warum der Sozialismus scheiterte

Rene Wolf

Krenz hielt kürzlich eine Rede, in der er die Ursachen des Ostblock- Zusammenbruchs beleuchtete. Dabei zeigt er sich als eine der Ursachen, indem er immer noch völlig hilflos argumentiert. So hilflos wie damals.

Sozialismus und Kapitalismus: erst die Wirtschaft, dann der Mensch?

Egon Krenz: „Das Nachlassen der ökonomischen Leistungskraft der RGW-Länder hatte große wirtschaftliche, soziale und schließlich auch politische, ideologische und moralische Auswirkungen auf die Bevölkerung. Das Vertrauensverhältnis zwischen Volk und Staat wurde in allen Ländern der sozialistischen Staatengemeinschaft erheblich gestört.“ (1)

Krenz tut so, als hätte der „Realsozialismus“ die gleichen Ziele wie der Westen gehabt. Erst die Wirtschaft, dann menschliche Bedürfnisse. Wenn es so war, hätte man sich das sozialistische Experiment auch sparen können.

Wie kam es denn zu diesem ökonomischen Nachlassen? Hatte der Ostblock nicht eine Planwirtschaft, die sich angeblich an den Bedürfnissen der Menschen orientierte- und nicht etwa versuchte, auf dem kapitalistischen Weltmarkt zu bestehen?

DDR und der „Wettbewerb“

Krenz: „Es wurde deutlich, daß der Sozialismus auch in der DDR im Wettbewerb der beiden Weltsysteme noch nicht bestehen konnte.“

Egon Krenz: „Das Vertrauensverhältnis zwischen Volk und Staat wurde in allen Ländern der sozialistischen Staatengemeinschaft erheblich gestört.“

Da gab es also einen globalen „Wettbewerb“, nicht etwa einen Kampf zweier Wirtschaftssysteme bis aufs Messer. Und in dem musste der Sozialismus in allen Fragen mit seinem Gegenteil konkurrieren. Warum eigentlich?
Ging der Sozialismus deshalb unter, weil er es nicht schaffte, seinen Menschen eben so eine bunte und meist unnötige Konsumwelt zu präsentieren wie der Westen, einschließlich der damit verbundenen Ausbeutung und Armut?

Marxisten kamen 1989 zu dem Fazit: „Nie wollte die DDR etwas grundsätzlich anderes machen als die Einlösung dessen, was sie auch dem Kapitalismus als soziale Aufgaben zuschrieb. Nie hat sie daher den westlichen Systemvergleich nach dem Muster‚ Die DDR entspricht unseren Vorstellungen nicht, also ist sie verfehlt‘ schlichtweg zurückgewiesen. Weder hat sie das Verlogene dieses Verfahrens kritisiert noch sich selbstbewußt auf den Standpunkt gestellt, daß es ihr sowieso um ganz andere Ziele geht, gewisse Vergleiche also fehl am Platze sind.“ (2)

Was „wählten“ DDR- Bürger am Ende? Kapitalismus.

Krenz : „„Mit dem Verschwinden des europäischen Sozialismus von der politischen Landkarte wurde die deutsche Zweistaatlichkeit obsolet, verlor die DDR ihre Daseinsberechtigung als selbständiger Staat. Für zwei kapitalistische deutsche Staaten gab es weder objektiv noch subjektiv eine Notwendigkeit.“

Klare Sache. Der Sozialismus verschwand mal eben so, die DDR hätte gar nicht gerettet werden können, Arbeiter und Bauern waren offensichtlich gar nicht darauf aus, selbst den ganzen Laden zu organisieren und wünschten sich nichts sehnlicher, als endlich ordentlich augebeutet und vom Westen verwaltet zu werden.
Kann es sein, dass die „Übernahme“ der DDR deshalb protestlos akzeptiert wurde, weil DDR- Bürger gar nicht gewohnt waren, ihre Interessen selbst durchzusetzen?

Wann hätten sie auch lernen sollen, wie man eine vernünftige Planwirtschaft organisiert? Sie mussten ja ständig arbeiten. Dabei wäre es möglich gewesen, Lohnarbeit mit steigender Effizienz auf das Nötigste zu beschränken. Aber nein, man musste so viel wie möglich produzieren, um sich auf dem Weltmarkt mit eben jenen zu vergleichen, die man offiziell bekämpfte: Kapitalisten.
Tja, dann hat sich eben niemand einen echten Sozialismus verdient.

Bild: „Gleiche Leistung- gleicher Lohn“. Auch so eine „sozialistische“ Wohltat.
Der Schwache leistet weniger- soll er doch weniger Lohn bekommen.

Egon Krenz: Zu den Gründen unserer Niederlage (Teil 1)

 

Über den Autor: Rene Wolf hat an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin studiert:
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