Rui Filipe Gutschmidt

Touristen übernachten in portugiesischem U-Boot
und decken Sicherheitsmängel auf
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Rui Filipe Gutschmidt

Ein Niederländer, der es sich zum Hobby machte an verlassenen Orten in ganz Europa zu übernachten, und ein Belgier verbrachten eine Nacht in einem 2005 außer Dienst genommenen U-Boot der portugiesischen Marine. Juristische Folgen für die „Terror-Touristen“ dürften nicht die einzigen Konsequenzen der Nacht und Nebel Aktion bleiben…

Almada, die Stadt die am Südufer des Tejo gegenüber von Lissabon liegt, ist der Standort den die Machthaber des „Estado Novo“ für die Lisnave, einer großen staatlichen Werft, gewählt hatten. Die Werft überlebte die wirtschaftlichen Turbulenzen und das Ende des Kolonialreiches Portugals 1975 nicht, doch es werden dort nach wie vor kleinere Reparaturen durchgeführt und ein paar „Dinge“ gelagert werden. Eines dieser „Dinge“ ist das U-Boot Delfim, das 2005 außer Dienst gestellt wurde.

Jetzt haben zwei Abenteuertouristen, dessen Hobby es ist an ungewöhnlichen Orten zu übernachten, dieses U-Boot ausgesucht, um dort eine Nacht zu verbringen. Wie sie das genau gemacht haben ist fraglich und es hätte auch niemand Notiz genommenen, wenn der Niederländer und der Belgier nicht ein Video von ihrem Abenteuer gemacht und ins Internet gestellt hätten.

Ab in die Koje – im Torpedoraum des U-Boots Delfim – Bild v screenshot YouTube

Doch sie stellten ihr Abenteuer auf YouTube und alarmierten damit die Behörden in Portugal. Die Marine wird Anzeige wegen Hausfriedensbruch erstatten und es könnten einige Probleme auf die beiden U-Bootfahrer zukommen. Es ist kein Kavaliersdelikt und hätte sie das vorbeifahrende Schiff der Marine beim Einstieg in das Boot erwischt, hätte man sogar auf sie schießen können. Obwohl klar ist, dass sie keine Terroristen sind, ist das Bloßstellen der Marine des NATO-Partners Portugal auf die gewählte Weise… keine gute Idee.

Nun, Bob und sein belgischer Freund, haben kein Problem damit „Hausfriedensbruch“ zu begehen, solange niemand zu Schaden kommt. Eigentlich sollte Portugals Marine den beiden dankbar sein, denn das U-Boot liegt dort noch voll ausgestattet – bis auf die Bewaffnung – und selbst Logbuch und Seekarten, Radarsysteme und dergleichen befinden sich noch an Bord. Denn das „Delfim“ sollte nach Nordportugal, in die Hafenstadt Viana do Castelo fahren, um dort als Freilicht-Museum zu dienen.

Es hätten auch Terroristen sein können. So ein U-Boot würde ihnen noch abgehen. Aber schon die Radaranlagen ausbauen oder das Ding einfach mit Sprengstoff vollpacken und den Tejo überqueren, um es an der Uferpromenade von Lissabon, voller Touristen die in der Ruhe des bislang verschonten Landes genießen, in die Luft zu jagen. Unzählige Schreckensszenarien sind denkbar und die zuständigen Stellen müssen sich etwas einfallen lassen. Grob fahrlässig war jedenfalls die Bewachung des „Delfim“, wie zuvor schon bei einem Diebstahl von ausgemusterten Waffen und Munition aus einem Munitionsdepot letztes Jahr. Statt die unbescholtenen Bürger auf Schritt und Tritt zu überwachen, sollten unsere „Sicherheitskräfte“ lieber solche Gefahrenquellen beschützen und nicht einfach U-Boote, Waffen oder Munition unbewacht herumliegen lassen. Man könnte fast meinen, dass dies gewollt ist.
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Dieser Artikel erschien auch auf unserer Partnerseite INFO-WELT

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