Yenni Kellermann

Zum Wahlergebnis in der neuen Bayrischen „AfD-Hochburg“ Deggendorf

Ursache, Wirkung und neue Strategien
.

Yenni Kellermann

Nachdem die AfD am vergangenen Sonntag in meiner Heimatstadt Deggendorf, in der ich als Direktkandidatin für DIE LINKE kandidiert habe, mit 19% ihr bestes Wahlergebnis in Bayern erzielen konnte und Deggendorf somit zur unrühmlichen AfD Hochburg Bayerns emporgestiegen ist, habe ich mich nach dem ersten Schock auf Ursachensuche begeben.
Dazu habe ich in den vergangenen Tagen gezielt das Gespräch mit AfD WählerInnen gesucht und ernüchterndes festgestellt.

Allgemein ist festzuhalten: Die Rechten haben in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten ganze Arbeit geleistet. Der Aufstieg der AfD ist kein Zufall! Die unterschiedlichsten Rechten Gruppierungen und Formationen haben zum Teil unbewusst aber viel häufiger bewusst den Weg für eine große rechts-nationalistische Partei geebnet.

Obwohl in den letzten Jahren so viel über Politik geredet wurde wie schon lange nicht mehr, ist ein Großteil der Bevölkerung kurioser weise dennoch entpolitisiert. Politik ist zu komplex und kompliziert geworden und die Sprache der Politiker wird sowieso nicht mehr verstanden. Die Globalisierung überfordert viele Menschen und ruft in Ihnen Ängste und Verunsicherungen hervor. Und in dieses Unwissen und diese Angst stoßen die Rechten. Auf ihren Seiten und Kanälen verbreiten sie ihre Verschwörungstheorien und Unwahrheiten bis diese zur Wahrheit geworden sind. Sie machen den Menschen vor man könnte die Zeit zurückdrehen in eine vermeintlich bessere Zeit und alle Probleme ließen sich einfach lösen.

Auch nicht in Winzer. Unter diesem Motto fand am 23.03.17 eine Kundgebung gegen die Veranstaltung der AfD Deggendorf im Gasthaus zur Post in Winzer statt. Als Hauptredner war der Bundessprecher der AfD Prof. Meuthen geladen.

Das die Flüchtlingspolitik eine entscheidende Rolle bei den vergangenen Wahlen gespielt hat ist unbestritten. „Die Flüchtlinge würden zu viel kosten und für uns sei kein Geld da“, haben sie gesagt. Es steckt immer auch eine soziale Ungerechtigkeit dahinter. Aber warum kochte das Fass erst bei den Flüchtlingen über?
Ich denke es liegt daran, weil die Flüchtlinge für die Menschen sichtbar sind und wo sie nicht sichtbar sind, hat man die Ängste vor ihnen geschürt. Als Milliarden an Steuergelder dafür aufwendet wurden um Banken zu retten, gab es keine so große Protestbewegung und auch nicht wenn reiche leistungslos horrende Geldbeträge einstecken.
So entlädt sich die angesammelte Wut der benachteiligten Bevölkerung ausgerechnet auf die Ärmsten der Armen und nicht auf die völlig verfehlte Wirtschafts- und Außenpolitik der Länder und deren Profiteure, deren Boten die Flüchtlinge sind.
Die Rechten nehmen dies dankbar auf und werten diejenigen die sich seit Jahrzehnten von der Politik vernachlässigt fühlen auf, indem sie ihnen eine nationalistische Identität geben.

Yenni Kellerman und Alexander Mittermeier beim Wahlkampf in Deggendorf

Ebenfalls ein großes Problem ist, dass die Nazis von den Rechten so oft relativiert und verharmlost wurden, sodass sie ihren schrecken verloren haben. Jetzt da es nur noch sehr wenige Zeitzeugen gibt, haben die Rechten leichtes Spiel damit. Auch die AfD und ihre Funktionäre bedienen sich der Nazisprache und verbreiten faschistisches Gedankengut. Die Wähler mit denen ich gesprochen habe ist dies auch bewusst, nehmen dies aber in Kauf. Sie sind ohnehin der Meinung, dass man das Ruder nicht mehr umreißen kann und es erst richtig krachen muss bevor es wieder besser werden kann. Dies erklärt wohl auch, warum sie von der AfD auch gar keine Lösungen verlangen.

Fazit: Ich glaube nicht, dass CSU, CDU, SPD, FDP und Grüne es schaffen werden diese Wähler nochmals für sich zu gewinnen. Dafür ist der Hass gegen die etablierten Parteien zu groß.
Außerdem lassen sich diese Wähler nicht durch kleine Korrekturen besänftigen. Sie haben erkannt, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann. Was ihnen fehlt ist eine soziale Alternative. Es gibt eine enorme Wechselstimmung für eine grundlegende andere Politik. Wir Linken müssen es nur schaffen die Adresse für diese Wechselstimmung zu werden und den Menschen wieder eine Zugehörigkeit zu einer Klasse vermitteln.
Ich denke wir Linken wären gut beraten uns von allen anderen Parteien deutlich abzugrenzen und bei unseren klar Linken Positionen zu bleiben.
.

zurück zur Startseite

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief