Klaus Meier

Die andere Seite vom Schreibtisch

Gedanken eines Erwerbslosen ein paar Tage vor dem Termin im Jobcenter
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Klaus Meier

In ein paar Tagen ist es mal wieder so weit, es wird mir mal wieder Aufgezeigt das ich alles falsch in meinem Leben gemacht habe. Es war Falsch in die Schule zu gehen und erst Recht war es Falsch in der Schule aufzupassen und was zu lernen. Ich höre heute noch die Gesellschaft rufen „lerne was und viel, damit du mal ein Auskommen mit deinem Einkommen hast“ und genau das habe ich getan. Mit guten Noten von der Schule in eine Lehre und auch die mit guten Noten bestanden. Ich hatte sogar Glück und wurde noch für ein paar Jahre Übernommen und so fing ich an mir ein Leben aufzubauen.

Ich dachte noch so bei mir „alles Richtig gemacht“, aber die Sachbearbeiter des Jobcenters erklärt mir seit Jahren etwas anderes. Umschulungen und Weiterbildungen, selbst das richtige Schreiben von Bewerbungen und des Lebenslaufs lernte ich ab da jedes Jahr aufs neue. In eine langfristige Erwerbsarbeit brachte mich das aber nie. So zogen die Jahre ins Land, vergessen waren mein guten Noten auf der Schule, vergessen die gute Ausbildungen und Weiterbildungen. Ja selbst die paar Jahre Berufserfahrung wurden mir aberkannt. Alles was ich machte war laut meiner Sachbearbeiter Falsch.

Und jetzt ist es wieder an der Zeit, alle 6 Monate wird zur Kontrolle diktiert, wo über die Bemühungen in Erwerbstätigkeit zu kommen gerichtet wird. Bewerbungen können es nie genug sein und Auszusetzen an den Bewerbungen ist auch immer was. Immer ist man selber Schuld, immer ist es eigenen Versagen, immer hat man alles falsch gemacht. Sie erklären einen das Leben und bestrafen einen wenn man nicht zu allem Ja sagt mit dem Entzug der Existenz.

Heute kann man nichts mehr Richtig machen. Verlierer sind immer die auf der anderen Seite des Schreibtischs. Sie sind es die alles falsch gemacht haben in ihrem Leben. Sie sind es die doch selber Schuld an allem haben. Heute weiß ich was ich falsch gemacht habe, ich bin Erwerbslos geworden und habe damit das Recht verloren als Mensch behandelt zu werden.
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