Zum 100. Todestag Lenins

Heinz Ahlreip – 17. Januar 2024

Heinz Ahlreip

Der „RoteMorgen“ und andere revolutionäre Presseorgane in der ganzen Welt bemühen sich, den 100. Todestag Lenins durch Verbreiten seiner Erkenntnisse zu würdigen. Seine nach wie vor gültige Imperialismusanalyse zeigt uns klar den revolutionären Weg auf. Jedes Abweichen davon muss benannt und kritisiert werden. Die Revisionisten bleiben, wenn sie diesen Tag überhaupt erwähnen, an der Oberfläche und verschweigen die weiterhin aktuelle Substanz des Wirken Lenins. Nicht viel mehr als eine Aufzählung, wie sie auch bei Wikipedia oder in einem Pennäleraufsatz erscheinen könnte. So auch die Zeitung Arbeit-Zukunft. Sie würdigt diesen Tag mit weniger als eine halbe DIN-A4-Seite. Und das, es ist kaum zu glauben, auf der letzten Seite der Druckausgabe. Da bleiben für Lenins Erkenntnis, dass der Imperialismus parasitär-faulender und sterbender Kapitalismus ist, wohl kein Platz. 

1859 gibt Karl Marx im Vorwort zur ‘Kritik der politischen Ökonomie‘ seine Sicht auf die gesamtgesellschaftliche Situation der arbeitenden Menschen an:  “In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen. Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewusstseinsformen entsprechen“.[1] Diese Ausführungen, die für alle dialektischen Materialisten verbindlich sind, gehören zu den bekanntesten Sätzen von Marx, gültig für die gesamte arbeitende Menschheit. Die Produktion der Menschen ist immer eine gesellschaftliche, der sie nicht entgehen können. Die marxistisch-leninistische Theorie ist eine Theorie der Organisation der Arbeit durch die Produktionsmittel. Wir haben heute eine Stufe erreicht, auf der das Kapital nur gesamtgesellschaftlich kollektiv-gemeinsam in Bewegung gehalten werden kann. Es versteht sich in einer Klassengesellschaft von selbst, dass Grundthesen der Marxisten-Leninisten nicht unwidersprochen bleiben können. Bürgerliche Ideologie muss dem ständig entgegentreten, hier ab 1859, dass dem nicht so sei.

Die obigen Ausführungen wurden in der Zeit des klassischen Konkurrenzkapitalismus verfasst und behalten natürlich ihre Gültigkeit auch im höchsten Stadium des Kapitalismus, dem ungefähr ab 1900 sich entwickelnden monopolistischen Imperialismus. In der Mitte des Ersten Weltkrieges hatte Lenin als genialer Fortsetzer der Werke von Marx und Engels eine für alle dialektischen Materialisten verbindliche Bestimmung des Imperialismus gegeben. Er bestimmte 1916 den Imperialismus als monopolistischen, parasitär-faulenden und sterbenden Kapitalismus. Dass der Imperialismus monopolistischer Kapitalismus ist, das ist das Entscheidende, und gerade dieses Entscheidende arbeitet die Zeitung ‘Arbeit Zukunft‘ in ihrem Artikel ‘Zum 100. Todestag Lenins‘ vom 3. Januar, nicht heraus.

Das ist das stinkende Milieu, in das wir heute hineingeboren werden. Der waffenmäßig hochgerüstete, stets militant ausgerüstete und auftretende Imperialismus lähmt, erkrankt, quält und vergiftet die arbeitende Menschheit und hetzt sie in regelgerechte Ausrottungskriege. Diese mittlerweile ungefähr 125 Jahre alte Bestie steht heute in ihrem Todeskampf, und wir wissen, dass sich aufbäumende Todkranke ihre Kräfte verzehnfachen, ja verhundertfachen können, wenn sie sich anstrengen, dem weltgeschichtlichen Sensenmann den Kopf zu entziehen.

Wir leben also in einer Übergangszeit, in der das ausgehöhlte Alte naturgemäß um seine Existenz ringt, dass Neue die erste Phase des Kommunismus nach dem herben, aber Dialektik konformen Rückschlag der Leninschen Oktoberrevolutio,n wieder fast erst guerrillamäßig gegen einen scheinbaren Riesen antritt. Das ist die Frage der Zeit, an der wir uns abarbeiten: Wie stark ist der Imperialismus noch? Wie stark ist die kommunistische Weltbewegung, die einmal in weltgeschichtlich kurzer Zeit, zwischen 1917 und 1949 über einem Drittel der Erde die rote Fahne aufspannte, wieder? Am 1. Oktober proklamierte Mao die Volksrepublik ein Beleg, dass schon mit der russischen Revolution von 1905 die Völker des Ostens erwachten, nicht erst mit der Oktoberrevolution, wie so oft falsch angenommen.

Die kapitalistisch organisierte Presse der Brotjournalisten stellt den Imperialismus stets als zukunftsträchtig dar. In der bürgerlichen Gesellschaft ist es so geregelt, dass in der Regel nur die Ausbeuter Schönfärbungsbücher verfassen können, Zeit und Muße dazu haben ein belletristisches Schnulzenbuch nach dem anderen à la Lafontaine, Wagenknecht, Andrea Nahles … usw. … während Millionen und aber Abermillionen Ausgebeutete abends viel zu kaputt sind, um die Ausbeutungsrealitäten wahrheitsgemäß aufschreiben zu können. Die Wahrheit des Leidens, der vertuschten Arbeitsunfälle, auch unterstützt durch bürgerliche Ärzte, die zum Beispiel einen Chemieunfall als Kopfschmerzen diagnostizieren, zu der Kränkung des Mobbings, der Demütigung, dass der Lohn mit der Widerwärtigkeit der Arbeit sinkt. In dieser historisch aufgeregten Übergangszeit können keine Prozesse glatt und linear ablaufen, was sie ohnehin nicht tun, immer wieder erscheint der Übergang als der das Wesen der Epoche noch zurückhaltender Übergang. Zwar ist der Imperialismus der Vorabend der sozialistischen Revolution, das heißt aber nicht, dass keine Kerenskis zwischen ihm und den Sozialismus kommen. Engels bemerkt im Anti-Dühring, dass später Geborene uns einmal beneiden werden, dass wir an der Schwelle zu einer neuen Epoche der Geschichte revolutionär gearbeitet haben. Wir stehen in einer entscheidenden Phase der Weltgeschichte, wenn auch zurzeit noch keine revolutionäre Situation vorliegt. In Deutschland sind die revolutionären, internationalistischen Kräfte der Arbeiterklasse zahlenmäßig schwach, haben ein niedriges Klassenbewusstsein und sind mangelhaft organisiert. Die Lage erinnert an die Situation nach der Februarrevolution 1917, jedenfalls sah Lenin so den Zustand der russischen Arbeiterbewegung, als er im April aus dem Exil zurückkam. Zudem lastet die sozialdemokratische Verkrüppelung der Arbeiterbewegung wie ein Alp auf dem Gehirn der deutschen Revolutionäre, die vor einer äußerst schwierigen Aufgabe stehen. Wir sind nicht durch eine Chinesische Mauer von dem stinkenden, verrottenden Balg ‘Imperialismus‘ getrennt, wir begegnen ihm Tagein-tagaus und es ist extrem schwierig, immun zu bleiben, eine tägliche zum Primitivismus anhaltende Gehirnwäsche, ein wahres Bombardement rund um die Uhr. Pornografie statt Politik. Unsere Mitmenschen gehen reihenweise kaputt, einer fällt nach dem anderen – erst in eine Sucht, dann dem Tod entgegen.

Alles was, die Menschen bewegt muss durch ihren Kopf hindurch, so Engels in seinem erstmals 1886 veröffentlichten Buch über Ludwig Feuerbach. Wir müssen heute von den Klassikern lernend, die uns das GOLD DER ARBEITENDEN MENSCHHEIT hinterlassen haben den Kampf um die Köpfe gewinnen, so wie Lenin und seine Anhänger ihn in einer historisch anderen Situation, zwischen dem Februar und dem Oktober 1917, gewann und die Mehrheit des Petersburger, dem wichtigsten, und dem Moskauer Sowjet gewann. Unsere Vergangenheit hat gezeigt dass uns das nicht in 8 oder 9 Monaten gelingt wie damals in der aufgewühlten Weltkriegssituation in Russland.

Proletarische Revolutionäre können keine Revolution machen, sie können aber und müssen auf eine revolutionäre Situation hinarbeiten. Das sind die extremen Schwierigkeiten, der Modergeruch des langsam dahinsiechenden Imperialismus wird immer intensiver, penetranter und ekelhafter. Krisenzusammenballungen, Depressionen, immer mehr ausgebrannte bereits innerlich vernichtete Menschen Hilferufe an allen Ecken und Enden nach mehr Geld wegducken privatisieren, keine Nachrichtensendungen mehr ansehen Selbstmorde … In den Hauptstädten der Welt zählt nur noch eins: Geld Geld Geld!!! Man kann eine revolutionäre Situation nicht mit dem Rechenschieber errechnen, sondern muss sie erraten, mit tiefer Sensibilität im Hauen und Stechen der Klassenkämpfe herausahnen. Doch einen Anhaltspunkt haben wir, das sind die Wahlergebnisse einer kommunistischen Partei als Gradmesser der Reife des Proletariats auf dem reaktionären Boden des heutigen bürgerlichen Staates. Zu mehr dient das allgemeine Wahlrecht in bürgerlichen Staaten nicht. Also nur Gradmesser der Reife auf dem Boden des heutigen Staates. Wahlen laufen unter einer Diktatur des Proletariats qualitativ anders ab. So gesehen sind wir in Deutschland Lichtjahre von einer Revolution des Proletariats entfernt oder Abertausende von Kilometern vom Ufer des Ozeans der Revolution mit dem Schiff der Revolution auf einer trockenen Sandbank gestrandet. Kein Terrain für politkommissarische Karrieristen. Aber das muss durchgehalten werden. Stalin sagt: ‘Nicht jedem ist es gegeben, Mitglied dieser Partei zu sein, nicht jedem ist es gegeben, die Stürme und Unbilden zu ertragen, die mit der Mitgliedschaft in dieser Partei verbunden sind‘. Lenin lehrt: Minderheit wird Mehrheit, Mehrheit wird Minderheit‘.[2] So ist zurzeit die Zerreißprobe für die deutschen Internationalisten aufgespannt: Finstere imperialistisch-sozialdemokratische zurzeit noch ideologische Drohnenangriffe und unter sich zusammenbrauenden Gewitterwolken muss Kurs gehalten werden und zwar so das unter einem Bombenteppich imperialistischer lügenhafter Informationsfetzen sodass Irrationalismen nur so auf unsere Köpfe niederprasseln, wir mit Lenin sagen können: ‘Wir sind eine Partei, die trotz aller Schwankungen um sie herum ihren Weg genau kennt‘. Dieser großen Herausforderung, die proletarische Revolution nicht zu verfehlen, müssen wir uns stellen, ich möchte lieber schreiben, dieser hohen und heiklen Kunst müssen wir uns verschreiben.

Wir sind diejenigen grauen unsichtbaren Revolutionäre, ein Schattendasein führend, die das Schiff der Revolution unter äußerster Anstrengung auf der trockenen weitläufigen Sandbank Schritt für Schritt gegen den bürgerlichen Sturm der Zeit dem Ufer des Ozeans der Revolution zuführen. Natürlich intensivstes Studium der Klassiker, da ohne ist die Revolution eine Totgeburt, dieses ist ein Lernprozess, der nur Früchte trägt durch die harte Arbeit im alltäglichen Klassenkampf, den die Bourgeoise gegen uns führt, damit wir Spielbälle fremder Mächte bleiben. Nicht nur die Klassiker, auch themenschwerpunktmäßig nach Aktualität die Kernbücher der bürgerlichen Ideologen, die in der Regel immer gehaltloser werden, aber kritisiert, auseinandergenommen werden müssen – mithilfe der Klassiker als Fundament, darauf mit eigenem Grips arbeitend, wie Lenin es gemacht hatte, als er aus der dialektischen Methode von Marx heraus zur Imperialismusanalyse über Marx hinausschritt. Noch nie war das, was man heute lernt, so schnell veraltet.

Ohne eine Partei, die die Besten der proletarischen Kämpferinnen und Kämpfer sammelt, zerbricht alles von der heroischen RAF, die alles Bürgerliche hinter sich gelassen hatte und der Taktik der Verzweiflung anheimfiel, lernen, wie man es nicht macht, um nicht ihre anarchistische Odyssee zu wiederholen, sondern eben den Weg genau kennen gemäß objektiver Klassengegebenheiten: “Der moderne Arbeiter dagegen, statt sich mit dem Fortschritt der Industrie zu heben, sinkt immer tiefer unter die Bedingungen seiner eigenen Klasse herab. Der Arbeiter wird zum Pauper, und der Pauperismus entwickelt sich noch schneller als Bevölkerung und Reichtum“.[3] Ein objektiver Trumpf. “Von allen Klassen, welche heutzutage der Bourgeoisie gegenüberstehen, ist nur das Proletariat eine wirklich revolutionäre Klasse. Die übrigen Klassen verkommen und gehen unter mit der großen Industrie, das Proletariat ist ihr eigenstes Produkt“.[4] Ein weiterer objektiver Trumpf. Der latente Krieg gegen die Bourgeoise endet erst mit deren Niederlage. Weiter:   “Der Fortschritt der Industrie, dessen willenloser und widerstandsloser Träger die Bourgeoisie ist, setzt an die Stelle der Isolierung der Arbeiter durch die Konkurrenz ihre revolutionäre Vereinigung durch die Assoziation“.[5] Von der Stadt zum Land: “Vereinigung des Betriebs von Ackerbau und Industrie, Hinwirken auf die allmähliche Beseitigung des Unterschieds von Stadt und Land“.[6] Den Bauern insbesondere den Kleinbauern, die Landarbeiter, die Tagelöhner nicht vergessen, wie es die kleinbürgerliche Linke immer tut, woran man erkennt, dass sie die Revolution gar nicht ernsthaft durchdenken. Die Bourgeoisie ist ihren ganzen Lebensumständen nach urban ausgerichtet und die in den Spielhallen und Casinos auf St. Pauli usw. Herumlungernden fürchten nichts mehr, als aufs Land verschickt zu werden.

Wir stehen vor einer widersprüchlichen Aufgabe: Durch die Politisierung aller Lebensbereiche der bürgerlichen Gesellschaft über Politik, also über jeglichen Klassenkampf hinauszukommen, zu diesem Resultat:  “Wir sind keine Utopisten und leugnen durchaus nicht die Möglichkeit und Unvermeidlichkeit von Ausschreitungen einzelner Personen und ebenso wenig die Notwendigkeit, solche Ausschreitungen zu unterdrücken. Aber erstens bedarf es dazu keiner besonderen Maschine keines besonderen Unterdrückungsapparates; das wird das bewaffnete Volk selbst mit der gleichen Selbstverständlichkeit und Leichtigkeit bewerkstelligen, mit der eine beliebige Gruppe zivilisierter Menschen, sogar in der heutigen Gesellschaft, Raufende auseinanderbringt oder eine Frau vor Gewalt schützt.“[7]. Nichts spürt man hier von Polizei, Knüppel, Uniformfetisch, Staat.

Dem Kommunismus gehört die Zukunft. In den letzten Jahrhunderten kämpften keine Parteisoldaten für dieses höchste unbeschränkte Ziel, auch die kleinbürgerlichen Jakobiner nicht, die die bürgerliche Republik anstrebten, die Kaiser Napoleon durch seine Feldzüge begrub, durch die die französische Bourgeoisie sich immens bereicherte, und noch heute wird man davon Augenzeuge im Louvre und im Stadtbild von Paris, dagegen Trübsal in der Provinz. Schon um 1800 stand fest: Das Geld kommt vor der bürgerlichen Republik. Die bürgerliche Gesellschaft indessen assoziiert willen- und widerstandslos die Produktionsmittel, das heißt, sie arbeitet den Sozialisten unbewusst zu, was diese mit Bewusstsein anstreben. Immer und immer wieder kommt es zum Bürgerkrieg zwischen Rot und Schwarz, bis das Mittelalter ganz verschwunden ist..

 

Fußnoten:

  1. Karl Marx, Zur Kritik der politischen Ökonomie, Werke, Band 13, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 8
  2. Lenin, Ein Schritt vorwärts, zwei Schritt zurück‘, Werke, Band 7, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 416
  3. Karl Marx, Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei, Werke, Band 4, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 473
  4. a.a.O., Seite 472
  5. a.a.O., Seite 473f
  6. a.a.O. Seite 481
  7. Lenin, Staat und Revolution, Werke, Band 25, Dietz Verlag Berlin, 1960, 478

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Literaturliste

Lenin, Ein Schritt vorwärts, zwei Schritt zurück‘, Werke, Band 7, Dietz Verlag Berlin, 1960
Lenin, Staat und Revolution, Werke, Band 25, Dietz Verlag Berlin, 1960
Marx, Karl/Engels, Friedrich: Manifest der Kommunistischen Partei, Werke, Band 4, Dietz Verlag Berlin, 1960
Marx, Karl: Zur Kritik der politischen Ökonomie, Werke, Band 13, Dietz Verlag Berlin, 1960

 

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