Manchesterkapitalismus in Bangladesh

1844 weilte Friedrich Engels 21 Monate lang unter den Textilarbeitern im englischen Manchester und musste feststellen, dass sie sich in einer vertierenden, also der Menschlichkeit verlierenden Lage, befinden.1 Heute von so einer Lage der arbeitenden Klassen in England zu sprechen mag manchen veraltet vorkommen, sie ist aber im Kern noch vorhanden, wenn man bedenkt dass das Proletariat weltgeschichtlich existiert, so ist die Schrift von Engels: „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“ auch heute hochaktuell wie es auch die Verhältnisse der Textilindustrie in Bangladesch zeigt.

In der Mitgliederzeitschrift der IG Metall vom August 2010 wird von Protesten der Textilarbeiter in Bangladesch berichtet, die in diesem Land in der Tat wie Tiere gehalten werden und die deutlich machen, dass der Kapitalismus das Problem der Massenverelendung zwar global verschieben, aber mit keiner Pore lösen kann, weder lokal noch national, weder kontinental noch global.

In den 4 500 Textilfabriken wird die Belegschaft zu 85 % aus Frauen gebildet. Ein 14 Stunden Tag ist gang und gäbe, ebenso eine Siebentagewoche und das alles zu einem Monatslohn von 19 Euro. „19 Euro sind nicht mal halb so viel, wie sie brauchen, um (über-)leben zu können. Mindestens 58 Euro fordern sie. Den Firmen würde das kaum weh tun, denn die Löhne machen nur 0,5 Prozent der Verkaufspreise aus.“2 Dass Frauen von ihren Vorgesetzten geschlagen werden, den Feuertod bei recht häufigen Bränden erleiden, weil die Fluchttüren geschlossen sind, sind weitere Elemente, die einem Manchesterkapitalismus eigen sind. Wer sich gewerkschaftlich organisiert, muss mit einer auf den Fuß folgenden Kündigung rechnen.

Blick in eine Textielfabrik. Die Arbeitsbedingungen der Textilindustrie in Bangladesch sind brutal. | Bild: YouTube

Die Forderung von 58 Euro im Monat kann aber nur ein Durchgangsstadium sein. Der Aufbau starker schlagkräftiger Gewerkschaften, vor allem aber einer auf den Grundlagen des Marxismus Leninismus basierenden Kommunistischen Partei muss Priorität haben, denn das Hungerproletariat in Bangladesch kann sich den perversen Ausbeuterabschaum ohne eine gewaltsame Revolution nicht vom Halse schaffen, die gewaltsame proletarische Revolution zerbricht ja nicht nur die Macht der Blutsauger, während dieser Revolution richten sich die bisher geschundenen Lohnsklaven/innen zugleich auch auf. Engels sagte im Antidühring, statt matten saft- und kraftlosen Predigerweisheiten revolutionäre Selbsttätigkeit des Proletariats, auf dass es zu einem hohen politischen und moralischen Aufschwung der Volksmassen komme. In der bürgerlichen französischen Revolution sind durch den Volksterror nur 0,2 Prozent der Gesamtbevölkerung umgekommen, imperialistische Schwindelmedien putschen die Todesquote in Pol Pots Kambodscha auf 20 Prozent hoch, als ob der Anteil der Ausbeuter 20 Prozent des Volkes betragen könnte. Fest steht aber, dass man ohne revolutionären Volksterror in Bangladesch nicht auskommen kann, damit aus Arbeitstieren Menschen werden. Sei es drum. Das Weltproletariat ruft den kämpfenden Genossen und Genossinnen in Bangladesch zu: Friede den Hütten, Krieg den Palästen. Proletarier aller Länder, vereinigt Euch! „Ist die Konkurrenz der Arbeiter unter sich gestört, sind alle Arbeiter entschlossen, sich nicht mehr durch die Bourgeoisie ausbeuten zu lassen, so ist das reich des Besitzes am Ende. Der Arbeitslohn ist ja bloß deshalb von dem Verhältnis von Nachfrage und Angebot, von der zufälligen Lage des Arbeitsmarktes abhängig, weil die Arbeiter sich bisher gefallen ließen, als Sache, die man kauft und verkauft, behandelt zu werden. Beschließen die Arbeiter, sich nicht mehr kaufen und verkaufen zu lassen, treten sie bei der Bestimmung, was denn eigentlich der Wert der Arbeit sei, als MENSCHEN (kursiv von Friedrich Engels) auf, die neben der Arbeitskraft auch einen Willen haben, so ist es aus mit der ganzen heutigen Nationalökonomie und den Gesetzen des Lohnes.“3

Und man glaube nicht, Bangladesch liegt weit weg. Es wird dort zum Beispiel für H&M und Zara produziert.
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  1. Vergleiche Friedrich Engels, Die Lage der arbeitenden Klasse in England, Ausgewählte Werke Marx Engels Band I, Dietz Verlag Berlin, 1974, Seite 165.
  2. Sylvia Koppelberg, Die große Wut der Textilarbeiter, in: Metallzeitung August 2010, Seite 4f.
  3. Friedrich Engels, Die Lage der arbeitenden Klasse in England, Ausgewählte Werke, Marx Engels Band I, Dietz Verlag Berlin, 1974, Seite 173.

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