Rui Filipe Gutschmidt

„Es war ein Versehen“ – Iran bestätigt Abschuss und gibt den USA eine Mitschuld

Rui Filipe Gutschmidt

Die Regierung des Iran bestätigte, dass der Absturz der Boeing 737 durch „einen menschlichen Fehler“ von Luftabwehrraketen herbeigeführt wurde. Präsident Rohani bedauert den schrecklichen Fehler im Namen der Islamischen Republik Iran.
Nach erstem Abstreiten, hat der iranische Präsident auf Twitter das Resultat der Ermittlungen bekanntgegeben und sein tiefstes Bedauern Kund getan.

„Die Islamische Republik Iran bedauert zutiefst den schrecklichen Fehler.“ So der Präsident des Iran. „Meine Gedanken und meine Gebete gehen an alle trauernden Angehörigen. Ich spreche mein ehrlichstes Beileid aus.“
Hassan Rouhani“

@HassanRouhani
The Islamic Republic of Iran deeply regrets this disastrous mistake.
My thoughts and prayers go to all the mourning families. I offer my sincerest condolences.
https://twitter.com/HassanRouhani/status/1215856039997984768

In Teheran zündeten Menschen Kerzen zum Gedenken der Verunglückten an.
Foto: AFP, Quelle: YouTube screenshoot

In einem weiterem Tweet gab Irans Regierungschef das Resultat der vom Militär des Landes separat durchgeführten Ermittlungen bekannt. So wäre besagte „interne Ermittlung des Militärs zu dem Schluss gekommen, dass durch menschliches Versagen bedauerlicherweise abgefeuerte Raketen den schrecklichen Absturz des ukrainischen Flugzeugs und den Tod von 176 unschuldigen Menschen verursachten.

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„Weitere Nachforschungen werden diese große Tragödie und unverzeihlichen Fehler identifizieren und (Verantwortliche) zur Rechenschaft ziehen. # PS752
Hassan Rouhani“

@HassanRouhani
Armed Forces’ internal investigation has concluded that regrettably missiles fired due to human error caused the horrific crash of the Ukrainian plane & death of 176 innocent people.

Investigations continue to identify & prosecute this great tragedy & unforgivable mistake. #PS752
https://twitter.com/HassanRouhani/status/1215856039997984768

Am Freitag hielt ich einen solchen Fehler noch für eher unwahrscheinlich:
„Die Möglichkeit, dass eine Luftabwehr-Radarstation das vom Flughafen Teheran gestartete Passagierflugzeug für einen US-Bomber – als Antwort auf den Raketenbeschuss 3 Stunden zuvor – gehalten hat und dementsprechend mit dem Abfeuern von Luftabwehrraketen reagiert hat, ist meines Erachtens sehr unwahrscheinlich. Die iranische Luftabwehr ist auf dem neusten technischen Stand und hat auch schon seine Treffsicherheit beim Abschuss einer US-Drohne (unter anderem) unter Beweis gestellt.“

Doch „Irren ist menschlich“ man sollte es nur zugeben können, wenn es passiert. Die Frage aber, in wie weit dieses schreckliche Unglück propagandistisch ausgenutzt wird, besteht noch immer. Denn die USA, deren Provokationen und Drohnenangriffe besonders in den letzten Tagen die iranische Luftabwehr in höchste Alarmbereitschaft und dessen Soldaten, wie gesehen, in ein Nervenbündel mit zitterndem Finger auf dem Raketenstartknopf in den immer als erstes anvisierten Radarstationen versetzt hat, werden ihre Truppen auch weiterhin im Irak stationiert lassen.

Dies geschieht gegen den Willen der irakischen Regierung und einem großen Teil der Bevölkerung, die keine Lust haben in einen Krieg verwickelt zu werden. Eine Eskalation ist sicher seitens der US-Administration eingeplant und der Zorn der Kanadier kommt den Amerikanern gerade recht – es klingt nicht nur schrecklich, es ist es auch!

Im übrigen sollten wir nicht vergessen, dass die US-Marine 1998 auch ein iranisches Passagierflugzeug für einen Kampfjet gehalten haben und beim Abschuss der Maschine über der Straße von Hormus die 290 Passagiere töteten. Kein Trost für die Angehörigen, aber in Kriegsgebieten geschehen diese Dinge leider und Fluggesellschaften sollten Passagiere zumindest offen und ehrlich davor warnen, wenn sie ein Kriegsgebiet überfliegen.

Für die Passagiere Boeing 737 gab es keine Warnung, es sei denn von Angehörigen und Freunden. Diesen ist auch das kein Trost und egal was man jetzt sagen oder schreiben mag, es kann den Schmerz der Trauer nicht lindern. Die Frankfurter Rundschau identifizierte Opfer, die in Deutschland lebten.

„Inzwischen steht fest, dass bei dem Unglück auch vier Menschen aus Deutschland ums Leben kamen. Dabei handelt es sich um eine Doktorandin aus Mainz und eine afghanische Frau aus Nordrhein-Westfalen mit ihren beiden Kindern. Die 30-Jährige war anerkannte Asylbewerberin, ihre Tochter war 8, ihr Sohn 5 Jahre alt. Sie hatten nicht die deutsche Staatsbürgerschaft.“

Der Tot dieser Mutter mit ihren zwei kleinen Kindern geht einigen unserer Leser – und damit auch uns vom Info-Welt Team – besonders nahe. Auch ihnen gilt unser Mitgefühl. Flüchtlingshelfer, die täglich von Tragödien dieser Art hören und dadurch ermutigt werden diesen Menschen zu helfen. Bitte behaltet euren Mut, eure Kraft! Die Menschen die aus Kriegsgebieten zu uns kommen brauchen auch weiterhin eure Hilfe.

Erstveröffentlichung am 11. Januar 2020 in unserer Partnerzeitung INFO-WELT.
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