Rui Filipe Gutschmidt

Portugal: Das Morden hat ein Ende –
Städtische Tierheime in Portugal dürfen nicht mehr einschläfern

Rui Filipe Gutschmidt

Das Gesetz, dass den städtischen Tierheimen die Tötung von Hunden und Katzen untersagt, trat heute vor 2 Jahren in Kraft. Die zweijährige Übergangsfrist ging gestern (23. September) zu Ende und nun hat das Morden ein Ende! Doch leider haben viele Städte die Übergangsfrist nicht genutzt und statt dessen alles daran gesetzt, Stimmung zu machen und die neue Tierschutzregelung zu boykottieren.

Eigentlich wären zwei Jahre mehr als genug Zeit gewesen, um die städtischen Tierheime an die neue anzupassen. In der Praxis sollten diese vom Einschläfern auf Sterilisieren umstellen und die Adoption promovieren. Doch damit werden finanzielle Interessen beeinträchtigt, die sich seit langem fest installiert haben. Diese Lobby ist in den Städten der Konservativen Mitterechts-Parteien (PSD/CDS) besonders stark, ist aber bei Bürgermeistern und Städteparlamente aller Parteien zu finden.

Blacky der Strassenkater – Bild von Rui Filipe Gutschmidt

Die Tierärzte warnen seit langem, dass die nur wenig getan wurde und deshalb mit überfüllten Tierheimen und jede Menge Streunern zu rechnen ist. Das Tierheim der Region „Alto Minho“, dass von mehreren Städten geführt wird, hat sogar eine Aussetzung des Gesetzes für mindestens zwei weitere Jahre „falls die neue Form der Vermehrungskontrolle nicht wirken sollte“. Da fast nichts getan wurde, um die Tiere zu sterilisieren, ist der Ausnahmezustand in den Tierheimen und eine starke Zunahme streunender Hunde und Katzen vorprogrammiert.
.

So besagt der Gesetzestext:

„Die Anwesenheit von streunenden Tieren sollte vermieden werden, indem ihre Erfassung, Sterilisierung und Adoption, sowie die Durchführung von Fang-, Sterilisations- und Rückführungsprogrammen im Falle von Katzenkolonien gefördert wird und die Anwendung des Einschläferns als eine Form der Populationskontrolle von streunenden Tieren innerhalb von zwei Jahren ab dem Datum des Inkrafttretens des Gesetzes Nr. 27/2016 vom 23. August, stufenweise eingestellt werden soll.“ Nummer zwei besagt, dass „Städtischen Tierheime nach Ablauf der Frist nicht mehr aus Gründen der Überbelegung oder aus finanziellen Gründen Tötung von Haustieren zurückgreifen dürfen, mit Ausnahme eines Bezugs auf ihren Gesundheitszustand oder ihr Verhalten“.

Das Leid der Tier aber wird jetzt erst einmal zunehmen. Der Vorsitzende der Tierärztevereinigung, Jorge Cid, zeigt sich besorgt, mit dem fehlenden politischen Willen und der Tatenlosigkeit der Städte. Gegenüber der Nachrichtenagentur Lusa sagte er: „Ich sehe mit einiger Sorge und etwas Traurigkeit, dass es keine Fortschritte in dieser Angelegenheit gibt und dass man nicht willens zu sein scheint, sich diese Lösung genau anzusehen, die meiner Meinung nach das Problem zu beseitigen vermag.“

So hat Portugal ein fortschrittliches Tierschutzgesetz, aber bestimmte Lobbys sträuben sich noch dagegen. Es ist diesem Egoismus zu verdanken, dass demnächst immer mehr Tiere auf der Straße ihr Leben fristen, krank, hungernd und frierend, anstatt wie vorgesehen in einem Tierheim ärztlich behandelt, gut ernährt und sterilisiert auf eine Adoption hoffen zu dürfen. Viele Freiwillige wären bereit Hunde und Katzen bei sich in Pflege zu nehmen und unzählige Tierschützer leisten bereits jetzt mehr als gut für sie ist. Wenn die Städte wollen, dann können sie das Gesetz umsetzen ohne dabei für einen Ausnahmezustand zu sorgen.

Liebe Tierfreunde in Portugal. Sprecht euch ab und bringt euren Bürgermeister dazu, sich von Vetternwirtschaft zu distanzieren und die von Regierung und Parlament beschlossene gesetzliche Lösung umzusetzen…

Passend zum Thema:
4 Jahre als Autor voller spannender Stories – Portugals Tierschutz machte den Anfang

.
Dieser Artikel erschien auch auf unserer Partnerseite INFO-WELT
Weitere Artikel von Rui Filipe Gutschmidt
.

Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.
.

Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!

 

zurück zur Startseite

Sag uns deine Meinung zum Artikel mit einem Kommentar/Leserbrief