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Jan.04
on 4. Januar 2018
Veröffentlicht in: Nico Diener

Uwe Stahl

Mahnwachen machten in Kiel auf den Hungertod im Jemen aufmerksam .

Nico Diener

Gegen Waffenlieferungen aus deutschen Rüstungsbetrieben nach Saudi-Arabien richtetet sich zwei Protestaktion in Kiel. LinX, sozialistische Zeitung für Kiel, berichtete darüber wie folgt:

„Mitglieder von Attac Kiel, Bürgerinitiative gegen Atomanlagen Kiel und NGO`s aus Kiel & Umgebung veranstalteten am 12. und 16.12.2017 zwei spontane Mahnwachen in der Kieler Innenstadt. Sie richtete sich u.a. gegen die umfangreichen Waffenlieferungen aus deutschen Rüstungsbetrieben nach Saudi-Arabien.

Trotz der Hunger- blockade Saudi-Arabiens gegen den Jemen setzt Berlin die Aufrüstung der saudischen Küstenwache fort. Zu Monatsbeginn war ein Frachtschiff mit zwei für Saudi-Arabien bestimmten Patrouillenbooten aus der Ostsee in Richtung Rotes Meer aufgebrochen. Die saudische Küstenwache operiert unter anderem in jemenitischen Gewässern, wo Riad seit 2015 den Transport von Nahrungsmitteln, Treibstoff und Medikamenten in den Jemen verhindert. Dabei blockiert Saudi-Arabien auch Schiffe mit humanitären Hilfslieferungen und Frachtschiffe, die von den Vereinten Nationen auf etwaigen Waffenschmuggel überprüft und für unbedenklich erklärt worden sind. Die Schikanen treffen sogar von der UNO kontrollierte Schiffe, die Medizin transportieren, aber monatelang aufgehalten werden, bis ein beträchtlicher Teil der Medikamente das Verfallsdatum überschritten hat. Die Zahl der Cholerainfektionen im Jemen nähert sich einer Million; die von Riad womöglich auch unter Nutzung deutscher Patrouillenboote herbeigeführte Hungersnot kann laut Einschätzung der UNO „Millionen“ das Leben kosten.
-uws-„

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Erstveröffentlichung am 01.01.2018 in LinX, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors.

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Jan.04
on 4. Januar 2018
Veröffentlicht in: Rui Filipe Gutschmidt

Rui Filipe Gutschmidt

Peru – Begnadigung Fujimoris provoziert Proteste im ganzen Land .

Rui Filipe Gutschmidt

Tausende protestieren in den Straßen Perus gegen die Begnadigung des zu 25 Jahren Haft verurteilten, ehemaligen Präsidenten des Landes, Alberto Fujimori. Der Mann, der Peru mit eiserner Hand regierte und die maoistischen Rebellen vom „Leuchtenden Pfad“ mit brutalsten Methoden bekämpfte, wurde aus „humanitären Gründen“ begnadigt. In Wahrheit hat Präsident Kuczynski sich damit aber rettende Stimmen gekauft, was das Volk besonders erzürnt.

In Lima fand die größte Demonstration gegen Fujimoris Freilassung statt und obwohl der Protest friedlich war, endete er mit mindestens einer Festnahme durch die Polizei, dem Einsatz von Tränengas und dem traditionellen Gummiknüppel-Spiessrutenlauf. Szenen wie bei der „Klausenjagd“. Der Krampus unterrichtet die peruanische Polizei scheinbar im sachgemäßen Umgang mit Schlaginstrumenten – doch statt der Weidenrute benutzt man heute halt den Gummiknüppel.

Der ehemalige Staatschefs Alberto Fujimori, wurde im Jahr 2007 aufgrund von Verbrechen wie Mord und Entführung in seiner Amtszeit zwischen 1990 und 2000 verurteilt. Insgesamt bekam er für seine Menschenrechtsverletzungen und Verwicklungen in Korruptionsfälle 25 Jahre. In einer offiziellen Erklärung, die am Sonntagabend veröffentlicht wurde, hieß es, dass der peruanische Staatspräsident Pedro Pablo Kuczynski, Fujimori und sieben weiteren Gefangenen eine humanitäre Begnadigung gewährt hat.

Fujimori Geschwister unter Anklage 2007 – Flickr.com CC BY-SA 2.0

Der 79-jährige Alberto Fujimori, hatte bereits Anfang des Monats wegen seines geschwächten Gesundheitszustands um seine Freilassung gebeten. Laut der Erklärung der peruanischen Präsidentschaft, hat ein medizinischer Ausschuss die Situation bewertet und festgestellt, dass Alberto Fujimori an „einer fortschreitenden, degenerativen und unheilbaren Krankheit“ leidet. Die gleichen Ärzte waren der Ansicht, dass die Bedingungen, unter denen der ehemalige Herrscher im Gefängnis saß, ein ernstes Risiko für sein Leben, seine Gesundheit und seine Integrität darstellen würden.

Am Samstag wurde Alberto Fujimori wegen niedrigem Blutdruck und Herzrhythmusstörungen aus dem Gefängnis in eine Klinik in der Hauptstadt Lima verlegt. Der Protestmarsch, der daraufhin spontan Richtung Regierungspalast oder zur Klinik, in der Fujimori liegt, organisiert wurde, kam vor dem Justizpalast zum stehen. Der Marsch wurde von einem massivem Polizeiaufgebot daran gehindert die beiden Ziele zu erreichen.

Präsident Kuczynski wurde am 21. Dezember, also kurz vor der Begnadigung von Alberto Fujimori, durch die Stimmen des Sohnes des ehemaligen Staatschefs und einiger seiner Parteigenossen, davor bewahrt des Amtes enthoben zu werden. Der peruanische Staatschef musste einen Misstrauensantrag standhalten, nachdem er wegen Verwicklungen in den Korruptionsskandal der brasilianischen Baufirma Odebrecht in die Kritik geraten war. Jetzt hat er zusätzlich noch den Vorwurf des Machtmissbrauchs, da man ihm vorwirft, mit der Begnadigung Fujimoris die Stimmen gekauft zu haben, die ihn im Amt halten.

Das ist typisch für Lateinamerika, aber auch im Rest der Welt sind solche Machenschaften Alltag. In Südamerika macht man sich nur nicht die Mühe, dies groß zu vertuschen. Wieso auch, wenn es jeder tut und die Menschen es schon gewohnt sind? Aber immer mehr haben es satt. Die Opfer und Angehörigen der Opfer von Alberto Fujimori werden das Spiel jedenfalls nicht weiter hinnehmen. Gleichzeitig wird der Mainstream durch die Alternativen Medienvertreter immer mehr gezwungen Themen aufzugreifen, die sie andernfalls gar nicht oder höchstens am Rande erwähnen würden.

Auch wenn verurteilte Diktatoren, Folterknechte und Völkermörder jetzt Hoffnung schöpfen, dann haben sie das umsonst. Kuczynski wiederum hat sich wohl sein Grab noch tiefer geschaufelt, denn außer Korruption wird ihm jetzt auch noch Amtsmissbrauch vorgeworfen – auch und vor allem aus der eigenen Partei! Fujimoris Bitte um „Verzeihung“ klingt dabei für die Opfer seiner Regierungszeit wie blanker Hohn und der Aufruf Kuczynskis „nicht die Wunden der Vergangenheit“ wieder zu öffnen, erst recht! Mal sehen wie sich die Situation weiter entwickelt.

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└ Schlagwörter: Ausland
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Jan.03
on 3. Januar 2018
Veröffentlicht in: Allgemein

Diethard Möller

Düsseldorf: Klüh-Reiniger/innen erringen Erfolg

Auch aus der Defensive kann man Erfolge erringen
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Diethard Möller

Nach wochenlangem, harten Kampf und zuletzt Streik wurde am 22.12.17 zwischen der IG BAU und der Klüh-Gruppe unter Vermittlung der Flughafen Düsseldorf GmbH und des DGB Düsseldorf eine Sozialvereinbarung abgeschlossen. Danach erhalten 20 Reinigungskräfte eine andere Arbeitsstelle bei der Firma Klüh und 50 weitere werden von der Dr. Sasse AG übernommen, die zukünftig den Reinigungsauftrag am Flughafen Düsseldorf hat. Für die übrigen fast 100 Reiniger/innen wurde wenigstens eine soziale „Abfederung“ erreicht, wie die IG BAU es in ihrer Pressemitteilung nennt.

Die Kollegen/-innen der Firma Klüh feiern ihren Erfolg!

Unsere Leser/innen wissen, dass wir öfter Gewerkschaftsführungen kritisieren, weil sie ohne richtigen Kampf Kompromisse schließen und sich zu Co-Managern machen. Das ist bei dem Kampf der Klüh-Arbeiter/innen anders. Die Gewerkschaft IG BAU hat hier eine positive Rolle gespielt und diesen Erfolg mit ermöglicht.

Grandiose Siege werden von der Arbeiterbewegung derzeit selten errungen. Dafür sind viele Gewerkschaftsführungen zu sehr auf Co-Management orientiert. Und leider sind auch oftmals Kolleg/innen resigniert und sehen wenig Möglichkeiten zu kämpfen.

Der Kampf der Klüh-Reiniger/innen zeigt jedoch, dass man selbst unter schwierigsten, defensiven Ausgangsbedingungen gewisse Erfolge erreichen kann.

Denn Klüh wollte seine 168 Reiniger/innen sowieso entlassen. Da hat man wenig Druckmittel. Auch ein Streik tut da wenig weh. Die Ausgangslage war also schlecht und die Kräfteverhältnisse deutlich zu Ungunsten der Kolleg/innen.

Doch die schwache Position wurde durch die Kampfbereitschaft der Kolleg/innen sowie die Findigkeit und Ausdauer im Kampf, die starke Unterstützung durch die IG BAU mehr als ausgeglichen.

Dieses Kräfteverhältnis der Beteiligten konnte man im Verlauf des Kampfes gut beobachten. Zu Anfang hat die Firma Klüh den Kolleg/innen einfach die kalte Schulter gezeigt und auf die Proteste nicht reagiert. Genauso hat es die Dr. Sasse AG und der Flughafen Düsseldorf gemacht. Man hat einfach Augen und Ohren geschlossen und so getan, als ob es kein Problem gibt.

Die Kolleg/innen haben dagegen auf die Öffentlichkeit und die Solidarität gesetzt. Immer wieder gab es massive Proteste, die auch in den Medien ein – meist positives – Echo fanden. Dazu wurde Solidarität gefordert, Organisationen und andere Gewerkschaften angesprochen und zur Unterstützung der Kampfaktionen aufgefordert. Auch wir waren dabei. Bei vielen Flugreisenden fanden die gerechten Forderungen der Kolleg/innen großen Anklang.

Daraufhin reagierten die Beteiligten (Klüh, Dr. Sasse, Flughafen Düsseldorf GmbH mit ihrem Aufsichtsratsvorsitzenden Oberbürgermeister Thomas Geisel von der SPD), indem sie die Entlassungen „bedauerten“, aber ebenso „bedauerten“, dass sie leider nichts tun können. Jeder schob den schwarzen Peter dem anderen zu. Die Hoffnung, dass man mit solchem „Bedauern“ den Kampf stoppen könnte, erwies sich als falsch. In anderen Fällen waren solche Manöver oftmals erfolgreich. Doch bei den Klüh-Kolleg/innen verfingen diese Ausreden nicht. Der Kampf ging weiter.
Die Klüh-Kolleg/innen haben große Zähigkeit und Ausdauer bewiesen. Auch ihre Gewerkschaft hat nicht aufgegeben. Man hat nach weiteren Kampfmöglichkeiten gesucht und diese auch gefunden. Zum einen wurden die öffentlichen Proteste verstärkt. Zum anderen wurde eine Sozialvereinbarung seitens der IG BAU gefordert. Als Klüh jede Verhandlung darüber ablehnte, wurde eine Urabstimmung durchgeführt. 97,4% stimmten für Streik.

Klüh reagierte darauf mit Spaltungsversuchen. Einigen wurde auf einmal ein anderer Arbeitsplatz angeboten. Das war ein erster Erfolg des hartnäckigen Kampfes, führte aber auch zu einer Schwächung, da manche Kolleg/innen daraufhin ihre Beteiligung am Kampf einstellten, um ihren Arbeitsplatz nicht zu gefährden. Klüh machte also ein Geschäft mit der existentiellen Angst der Beschäftigten. Zu einer dauerhaften Schwächung führte diese leicht durchschaubare Taktik jedoch nicht.

Sowohl die Kolleg/innen als auch die IG BAU starteten am 13.12. den Streik. Damit verbunden waren weitere massive öffentliche Proteste und eine Verstärkung der Solidaritätsarbeit. So haben die Reiniger/innen von Klüh am Flughafen Düsseldorf die Beteiligten an den Verhandlungstisch gezwungen und das Ergebnis erreicht.

Es ist kein strahlender Sieg! Aber es ist keine Niederlage, sondern ein Erfolg! Und dieser Erfolg beruht zum ersten auf der Kampfkraft, Ausdauer und Kreativität der Kolleg/innen, die sich trotz ihrer schwierigen Lage nicht entmutigen ließen. Zum zweiten beruht er auf dem Verhalten der IG BAU, die keine Co-Management-Position einnahm, sondern den Streik ermöglichte und den gesamten Kampf unterstützte. Wie wir erfahren haben, hat das manchem Gewerkschaftsführer, der zum Co-Management neigt, gar nicht gepasst. Aber diese konnten den gerechten Kampf nicht ausbremsen.
So zeigt der Kampf bei Klüh zwei Dinge:
Kolleg/innen können auch unter schwierigsten Bedingungen etwas erreichen, wenn sie hart bleiben, ausdauernd sind, zusammen halten und sich nicht spalten lassen. Denn dann sind sie eine Macht!

Und Gewerkschaften können viel mehr erreichen, wenn sie sich nicht dem verlockenden Co-Management unterwerfen, sondern mit aller Kraft die Interessen der Kolleg/innen vertreten. Das widerlegt auch diejenigen, die meinen, man brauche keine Gewerkschaften oder mit den bestehenden Gewerkschaften könne man nichts anfangen. Mit einer solchen Haltung überlässt man den Kräften des Co-Managements das Feld und beraubt die Arbeiterklasse einer wichtigen Kampfmöglichkeit. Wer kein Co-Management will, der muss auch in den Gewerkschaften den Kampf dagegen führen und dafür sorgen, dass es mehr solche Beispiele wie bei Klüh gibt. Dass man dabei nicht immer siegen kann, dass man manchmal am Ende eines Kampfes Kompromisse schließen muss, ist dann nicht schlimm, wenn die Richtung stimmt und das Ergebnis gründlich mit den Kolleg/innen besprochen und ausgewertet wird. Dazu müssen auch ehrlich die positiven Erfahrungen und Ergebnisse, aber auch die Schwächen und Niederlagen in der gesamten Arbeiterklasse verbreitet werden, damit man aus diesen Erfahrungen lernen und es besser machen kann. So können schrittweise die Menschen auch wieder ermutigt werden zu kämpfen!

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Erstveröffentlichung am 23. Dezember 2017 in Arbeit Zukunft online. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers. Bilder und Bildunterschriften wurden von der Redaktion American Rebel hinzugefügt.
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Weitere Artikel zum Arbeitskampf der Klüh-Kollegen/-innen:
– Düsseldorf, Streik bei Klüh: Protest von Beschäftigten vor Unternehmenszentrale eskaliert
–
Klüh-Reiniger/innen am Flughafen Düsseldorf sind im Streik: Wir wollen arbeiten!


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Jan.02
on 2. Januar 2018
Veröffentlicht in: Allgemein

Nico Diener

Soziale Gerechtigkeit und Frieden für alle!

Wer den Reichen nichts nimmt, kann den Armen nichts geben!
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Nico Diener

Als wir im Juni 2017 wieder zu einer Spendensammlung für unsere Arbeit, die Schaffung einer linken Gegenöffentlichkeit mit unserer Zeitung AmericanRebel aufriefen, schrieb uns unser Leser Zeki Gökhan „Solidarität muss sein! – Bitte nehmt meine Spende“. Ein paar Tage später hatten wir 100 Euro mehr auf dem Spendenkonto, die wir gut gebrauchen konnten. Zwischenzeitlich ist uns Zeki ein liebgewonnener Genosse geworden, so dass ich heute einmal die Gelegenheit ergreifen möchte ihn etwas ausführlicher vor zu stellen.

Zeki, der heute 61 Jahre alt ist, lebt mit seiner Familie in Frechen bei Köln. Er wurde in Dêrsim (Türkisch-Kurdistan) geboren und wuchs in der Nähe des Schwarzen Meeres auf. Drei Putsche hat er in der Türkei erlebt, als Kleinkind, als 16-Jähriger und dann der dritte Militärputsch am 12. September 1980. Zu der Zeit war er schon Mitglied der Gewerkschaft und Anhänger von Devrimci Yol (Dev Yol), zu deutsch Revolutionärer Weg, einer revolutionären marxistisch-leninistischen Bewegung.
Nachdem sich das Militär unter der Leitung Generalstabschefs Kenan Evren zum dritten Mal an die Macht putschte und im September eine Marionettenregierung, mit dem ehemalige Befehlshaber der Marine, Admiral Bülend Ulusu als Regierungschef installierte, entfaltete sich eine brutale faschistische Militärdiktatur. Folter, Verschleppung, Mord und Schauprozesse standen an der Tagesordnung. Besonders traf es die Genossen von Dev Yol. Allein von dieser Organisation wurden nach dem Militärputsch 4745 Genossen und Genossinnen angeklagt. Gegen 101 wurde die Todesstrafe verhängt. Viele Genossen wurden in den Gefängnissen zu Tode gefoltert oder waren plötzlich spurlos verschwunden.
Zu dieser Zeit gingen auch die Kämpfer von Dev Yol in den Untergrund oder suchten Schutz im Ausland. Auch die Leitung der Organisation wurde ins Ausland verlegt und in ganz Europa verfolgt. Die Regierungen der BRD unter Helmut Schmidt (SPD) und Helmut Kohl (CDU), erklärten Dev Yol als linksextreme Organisation und bespitzelten und verfolgten potenzielle Mitglieder. Viele Genossen wurden abgeschoben und so den türkischem Militär übergeben. Die allein schon deswegen nach diesen Personen suchten, weil sich viele auch durch ihre Flucht dem Militärdienst entzogen haben.
Über die Aufnahme von Asyl suchenden von Dev Yol in der DDR ist nichts bekannt. Es ist auch relativ unwahrscheinlich, weil sich Dev Yol nicht dem Diktat der konterrevolutionären Chrutschow-Clique der KPdSU unterworfen hat, sondern konsequent einen revolutionären Weg verfolgte.
Zeki tauchte unter und versuchte möglichst wenig aufzufallen. Doch 1993 wird ihm das Pflaster zu heiß und ihm wird unter Nachdruck nahegelegt die Türkei zu verlassen, lange Gefangenschaft oder Schlimmeres wäre die Alternative gewesen. Da ein Großteil seiner Familie schon in Frechen lebte, war es keine Frage, wo Zeki seinen Asylantrag stellte und sich niederließ.
Ein Jahr hat es gedauert bis über Zekis Antrag auf Asyl wegen politischer Verfolgung entschieden wurde. Ein Jahr des Bangen und Wartens und Zeki wurde anerkannt und bekam eine befristete Arbeitserlaubnis. Zwei Jahre später konnte er eine Stelle als Lagerarbeiter in einem Babymarkt annehmen, in dem er noch heute als Lagerleiter arbeitet. Die erste Zeit war schwer, denn ihm wurden immer wieder große Probleme bei der Verlängerung der Arbeitserlaubnis gemacht.

2007 wurde Zeki Mitglied in der Partei Die Linke. Von Anfang an war er Vorstandsmitglied im Kreisverband Rhein-Erft und im Stadtverband Frechen. 2009 stellte er sich als Direktkandidat zur Wahl für die Kommunalwahl zur Verfügung für den Landtag kandidierte er 2010 und für den Bundestag 2013 und 2017.

Video: Zeki beim WDR-Kandidatenchek zur Bundestagswahl 2017 (Klick aufs Bild!)

„Man kann nicht Panzer in Krisengebiete liefern und sich dann wundern, wenn Millionen Menschen ohne festem Dach über dem Kopf und ohne Nahrung sich nach Europa auf den Weg machen“, sagte Zeki kürzlich in einem Zeitungsinterview. Und weiter: „Außerdem müsse sich Deutschland von den Auslandseinsätzen zurückziehen. Die Rüstungsindustrie müsse sich auf zivile Produkte umstellen. „Deutschland und auch Europa haben im vergangenen Jahr viele 100 Milliarden in die Aufrüstung gesteckt. Das Geld wird in Deutschland nötiger gebraucht, für Familien, für Bildung, für das Gesundheitswesen, für die Altersabsicherung und für die Infrastruktur. Schulen, Straße und Brücken müssen saniert werden.“

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„Meine größte Schwäche ist der Zeitmangel. Neben meiner Arbeit würde ich mich gerne viel mehr noch politisch engagieren, denn es gibt noch so viel zu tun. Schon in der Türkei habe ich gegen die Privatisierungen gekämpft und auch hier müssen Konzerne wie RWE und Eon verstaatlicht werden, sonst wird wie jetzt, die Schere zwischen Arm und Reich immer größer“.
Politik ist für mich kein Hobby, sondern eine Lebensweise, sagt Zeki, als er sich im Jahr 2007 den Linken anschloss, um für eine sozialistische Demokratie zu kämpfen. Seine zentralen Forderungen sind: „Leiharbeit und Hartz IV abschaffen, Ein-Euro-Jobs verbieten, ein Mindestlohn von zehn Euro.“
Aber das ist nur die eine Seite: Gemeinsam mit Gewerkschaften, Sozialverbänden und Migrantenorganisationen möchte Zeki Gökhan helfen, eine starke außerparlamentarische Widerstandskultur zu entwickeln, denn das eine geht ohne das Andere nicht!

Unsere Arbeit, so Zeki auch gegenüber seinen Parteigenossen, muss sich meiner Überzeugung nach auf den Aufbau einer demokratischen sozialistischen Gesellschaft richten. Dafür brauchen wir auch eine neue linke sozialistische Sprache, mit der wir die Interessen des Volkes genauer formulieren und uns gegen die Blockade und Hetze der bürgerlichen Medien wehren können. Wir müssen unsere demokratischen Widerstandsformen gegen die kapitalistische Ausbeutung verändern und stärken, um die neoliberalen Angriffe der Klassenherrschaften abwehren zu können. Wir müssen die außerparlamentarische Opposition stärken. Hierfür sollten wir mit allen demokratischen, antikapitalistischen und sozialistischen Organisationen und Individuen in unserem Kampf gegen die herrschende Politik zusammenarbeiten.
Ein weiterer wichtiger Aspekt für mich ist die Frage nach Krieg und Frieden. Im 21. Jahrhundert gibt es immer noch Kriege, Massenmord, Vertreibung und Zerstörung. Deutschland ist mittlerweile ein fester Bestandteil des Kriegsgeschehens auf der ganzen Welt. Wir sollten dieses kriegsgeschehen für ein friedliches und brüderliches zusammenleben verhindern und das können wir nur mit einem gemeinsamen und geschlossenen Wiederstand.
Ein weiteres Thema wozu ich mich äußern möchte, sagte Zeki uns, sind die Themen Migration und Flüchtlingspolitik. Alle Menschen die ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland haben, unabhängig von ihrem ausländerrechtlichen Status, muss ein gesichertes Bleiberecht gewährt werden. Das antidemokratische und diskriminierende Asylbewerbergesetz muss abgeschafft werden. Ein aktives und passives Wahlrecht für alle Migrantinnen und Migranten muss garantiert sein!

Im März 2019 wird Zeki voraussichtlich in Rente gehen. Laut Rentenbescheid wird er dann 390 € Rente bekommen. Das ist der Almosen den dieser Staat für Menschen die ihr Leben lang gearbeitet und für eine gerechtere Gesellschaft gekämpft haben übrig hat. Es wird Zeit das wir endlich eine gerechtere Gesellschaftsordnung aufbauen und die Reichen, die Aktionäre der Banken und Rüstungsbetriebe geben müssen was das arbeitende Volk erschaffen hat. Zeki sagt: „Wer den Reichen nichts nimmt, kann den Armen nichts geben!“.

Wir sind stolz darauf Zeki zu unseren Lesern und Unterstützern zählen zu dürfen.

Dieses Werk ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizensiert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen darf es weiter verbreitet und vervielfältigt werden.

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└ Schlagwörter: Solidarität
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Dez.30
on 30. Dezember 2017
Veröffentlicht in: Rui Filipe Gutschmidt

Rui Filipe Gutschmid

Triumph International – Insolvenz eines gesunden Unternehmens

Rui Filipe Gutschmidt

Das Schweizer Unternehmen, jetzt unter dem Namen „Gramax International“, kündigte noch nicht den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ohne Geld und ohne Zukunftsaussicht verbringen fast 500 Familien dieses Weihnachten in einer Art „Fegefeuer“. Doch die Sünden, die sie dorthin brachte, wurden vom Management mit dem typischen neoliberalen Unrechtsbewusstsein begangen. Na dann, frohe Weihnachten!

Die Textilarbeiter Gramax International (ehemals Triumph International) protestierten in Lissabon, um die Lohnrückstände einzufordern und um gegen den Insolvenzprozess vorzugehen, der 473 Arbeitsplätze in Frage stellt. Manuela Prates, Vorsitzende der Textil-, Woll-, Bekleidungs-, Schuh- und Lederarbeitergewerkschaft (Sintevcc / CGTP-IN), erklärte, dass die Arbeiter fordern, dass die Regierung „Verantwortung für das tragisches Resultat übernimmt“.

Triumph-Modeschau – screenshot YouTube

Die Gewerkschaftsfunktionärin erklärt, dass nach der „Kürzung der Gehälter ab Oktober um 50%“ (Arbeiter, die vorher rund 1.100 Euro erhielten, verdienen jetzt 650 Euro), im November fünf Tage nicht bezahlt wurden. Auch der Monat Dezember und das Weihnachtsgeld wurde, mit der Begründung, dass „kein Finanzinvestor aufgetaucht“ sei, nicht ausbezahlt.

Laut Nachrichtenagentur Lusa trugen die vorwiegend weiblichen Arbeiter des Unternehmens aus der Schweiz ihren Protest gut sichtbar ins Zentrum von Lissabon. „Sie nehmen unseren Lohn, stehlen unser Brot“, „ohne Gehalt, ohne Weihnachten“ oder „für unsere 463 Familien gibt es kein Weihnachten“ waren einige der Sätze, die auf den Plakaten der Arbeiter in Lissabons Einkaufsmeile, dem Chiado, in der Nähe des Ministeriums für Arbeit und Soziales, standen.

2015 begann das Desaster, als die Eigentümer – Nachfahren der beiden deutschen Familien, die Triumph einst gründeten, beschlossen ihr letztes Werk in Europa zu verkaufen und fortan in Indien zu produzieren. Markus Spiesshofer, einer der Eigentümer, kam damals nach Portugal und sagte den Frauen, dass ihre Rechte bis zuletzt gewährleistet werden würden. Es war ihm damals wichtig, dass in meinem Artikel klargestellt wird, dass es sich um ein schweizer und nicht um ein deutsches Unternehmen handelt, obgleich Triumph 1886 von den Familien Spiesshofer und Braun im württembergischen Heubach gegründet wurde und erst 1977 nach Bad Zurzach, in der Schweiz, umzog.

Nach Sacavem/Portugal kam das Erfolgsunternehmen 1961 – schon vor dem endgültigen Umzug in die Schweiz – wo es bis 2015 beste Qualität produzierte und es keine Gründe gab, um das Werk schließen zu wollen. Auf sie gute Arbeit, die von den portugiesischen Näherinnen geleistet wurde zu verzichten, konnte nur einen Grund haben: GIER! Die Produktion nach Indien oder Bangladesh zu verlegen hat keinen anderen Grund und ist – die Inderinnen mögen es mir verzeihen – postkoloniale Ausbeutung der neoliberalen Weltordnung, die jeglicher Moral entbehrt.

Frohe Weihnachten, neoliberaler Ebenezer Scrooge Fanklub und einen guten Rutsch in eine Zukunft der Armut, Misere und Revolutionen…

Hier mein Artikel von 2015 zum gleichen Thema

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Dez.28
on 28. Dezember 2017
Veröffentlicht in: Allgemein

Zentralorgan der Kommunistischen Arbeiterpartei Frankreichs (PCOF)

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Die Großmächte »verhandeln« über die Zukunft Syriens

Während die Kriege, die sie in Syrien und im Irak führen, noch nicht beendet sind, während weiterhin die Bomben im Namen des Krieges gegen den IS Städte und ganze Regionen verwüsten, befassen sich die Großmächte schon mit Verhandlungen und politischen, diplomatischen und militärischen Manövern, um ihre Einflusszonen, ihre Allianzen und die Errichtung ihrer Stützpunkte festzulegen.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron begrüßte den inzwischen zurückgetretenen Premierminister
des Libanon Saad Hariri im Elyseepalast

Die immer stärkeren Spannungen zwischen der in Saudi-Arabien herrschenden Monarchie und den Führern des Iran kommen zu dieser explosiven Lage im Mittleren Orient, auf den sich gegenwärtig die zwischen-imperialistischen Widersprüche konzentrieren, noch hinzu.

Macron versucht, sich dort einzumischen, indem er vor allem an die alten Beziehungen zu einem Teil der libanesischen Führer anknüpft, die Beziehungen zu den Führern der Vereinigten Emirate verstärkt und der saudischen Monarchie seine Dienste anbietet, indem er mit den iranischen Führern „spricht“. Iran ist mit seinen 80 Millionen Einwohnern der größte Markt des Mittleren Orients.

Das ist eine abenteuerliche, gefährliche und einigermaßen anmaßende Politik. Gefährlich, weil sie eine wachsende Verwicklung des französischen Imperialismus in Kriege, Konflikte und Allianzen mit reaktionären Regimes bedeutet. Sie ist abenteuerlich und anmaßend, weil die großen Weltmächte, der US- und der russische Imperialismus, die wahren „Entscheider“ sind und sie die politischen und militärischen Mittel besitzen, um ihre Interessen durchzusetzen.
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Russland in der Position der Stärke

„Dank der Bemühungen Russlands, des Iran und der Türkei haben wir den Zerfall Syriens vermeiden können.“ Mit diesen Worten hat Putin Erdogan und Rohani in Sotschi empfangen, um die „Zukunft Syriens“ zu diskutieren. Ohne Baschar Al Assad, den er am 20. November zu sich rief und der eine der Spielkarten Putins ist, ohne dass er sich dazu herablässt, ihn bis zum Schluss zu verteidigen. Aber eine Tatsache ist allen klar: Die Hilfe Russlands, des Iran und seiner Verbündeten haben den bewaffneten Kräften des Assad-Regimes gestattet, sich an der Macht zu halten. Weder der IS, noch die verschiedenen bewaffneten Gruppen von Dschihadisten, noch die von den Westmächten unterstützten bewaffneten Gruppen waren in der Lage, dieses Regime zu stürzen.

Letzteres, geschwächt und gespalten, hat weder die Basis seiner Unterstützung erweitert noch gezeigt, dass es fähig wäre, eine Legitimität unter einem von Jahren des Krieges gequälten Volk, das in einem zerstörten, mehr denn je gespaltenen Land lebt und wovon ein großer Teil der lebendigen Kräfte geflohen ist, zu erlangen.

Was die sog. US-geführte Anti-IS-Koalition in der syrischen Stadt Rakka angerichtet hat, ist mit den brutalen Luftangriffen der Alliierten auf Dresden 1945 vergleichbar

Offiziell besteht das Vorhaben Putins darin, einen „Kongress des nationalen syrischen Dialogs“ mit Teilen der Opposition und der Kräfte, die vom Regime unterstützt werden abzuhalten; ein Kongress, der eine neue Verfassung ausarbeiten und Wahlen unter der Aufsicht der UNO abhalten soll. Wenngleich die Idee weder von den Führern Irans noch von Erdogan abgelehnt wurde, so sind doch die Meinungsunterschiede darüber, wer zu dem Dialog geladen werden soll, sehr tief. In der Tat will Erdogan nichts von einer eventuellen Teilnahme der kurdischen Kräfte der PDY, welche innerhalb der „demokratischen Kräfte Syriens“ den wesentlichen Beitrag zu den militärischen Aktionen gegen die Kräfte des IS geleistet haben. Sie wurden von der internationalen, von den USA geführten, Koalition unterstützt und mit Waffen versorgt. Es sind die Kräfte, die Rakka „erobert“ haben, eine Stadt, von der unter dem Bombardement aus der Luft und zu Land, das eine nicht zu schätzende Zahl von zivilen Opfern forderte, nur noch ein riesiges Ruinenfeld übrig geblieben ist. Aber da es sich um das Hauptquartier des IS gehandelt hat, war alles erlaubt und man hörte politisch Verantwortliche in Frankreich, sich zu diesem Ergebnis beglückwünschen, ohne auch nur an die zivilen Opfer zu denken.

Wenn Putin die führenden Männer zweier Staaten eingeladen hat, die militärisch in Syrien engagiert sind, dann aus mehreren Gründen:

– Um den imperialistischen Mächten zu zeigen, dass der „Sieg“ über den IS vor allem das Ergebnis des militärischen Engagements auf dem Gebiet dieser drei Mächte ist und dass keine Lösung für Syrien ohne ihre Beteiligung gefunden werden kann;

In einer gemeinsamen Erklärung riefen die Präsidenten Wladimir Putin, Recep Tayyip Erdogan und Hassan Ruhani Regierung und Opposition in Syrien auf, an einem Kongress der Völker teilzunehmen

– Um mit dem Iran und der Türkei einen Gegenpol zum US-Imperialismus und seinen Verbündeten zu schaffen. In diesem Rahmen versucht Putin Erdogan immer stärker in eine Art faktische politische Allianz hinein zu ziehen, was immer offenere Spannungen zwischen der Türkei, die NATO-Mitglied ist, und den anderen Mitgliedern dieser Militärallianz, die vom US-Imperialismus geführt wird, hervorruft;

– Um zu demonstrieren, dass Russland in dieser Region durch seine Militärbasen und durch die Lufthoheit, die es erringen konnte, dauerhaft präsent ist. Es hat auch seine Fähigkeit demonstriert, unter Einsatz von Waffensystemen, insbesondere Raketen und elektronischen Störsendern, welche die Funktion „feindlicher“ Flugzeuge und Raketen stören, „Verbotszonen“ einzurichten. Russland hat gezeigt, dass es Techniken beherrscht, die mit denen der USA konkurrieren können, insbesondere auf dem Gebiet der mit Hilfe von Satelliten, Schiffen und erdgebundenen Relaisstationen gesteuerten Raketen.

Wenngleich der Syrienkrieg die Stärkung der Verbindungen zwischen Russland und dem Iran hervorgerufen hat, hält das Putin nicht davon ab, sich Saudi-Arabien, einem potentiellen Käufer seiner Waffen, und Israel, das mit der saudischen Monarchie und den USA die Gegnerschaft zum Iran gemein hat, anzunähern. Er versucht, sich alle Widersprüche und Divergenzen unter diesen Protagonisten zu Nutze zu machen, um seine eigene Stellung im Mittleren Orient zu stärken. Das ist weder eine Friedenspolitik noch eine Politik im Dienst der Völker, das ist eine imperialistische Politik.

Das sollte den kurdischen Führern Syriens zu Denken geben.

Ein Verantwortlicher der PYD, die von den westlichen Mächten, besonders den USA, Großbritannien, Frankreich etc…unterstützt worden ist, fasste die Lage wie folgt zusammen: „die Amerikaner haben nur eine militärische Strategie, keine politische Vision, die Russen verfolgen ein Projekt“. Das bringt die Führer der PYD dazu, die Unterstützung Putins zu suchen, den sie als effektiver erachten als Trump bei ihrem Vorhaben, eine autonome, wenn nicht sogar unabhängige Einheit in Syrien zu errichten. Das ist ein riskantes Kalkül, denn die historische Erfahrung zeigt, dass man den imperialistischen Mächten misstrauen muss, wenn sie vorgeben, die Bestrebungen der Völker zu unterstützen, insbesondere wenn es um ihr Recht auf Selbstbestimmung geht. Sie verteidigen immer nur ihre eigenen Interessen!

Übersetzung aus La Forge, Zentralorgan der Kommunistischen Arbeiterpartei Frankreichs (PCOF) Dezember 2017. Erstveröffentlichung in deutscher Sprache am 12. Dezember 2017 in Arbeit Zukunft online. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers. Die Bilder und die Bildunterschriften wurden von der Redaktion AmericanRebel hinzu gefügt.

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Dez.27
on 27. Dezember 2017
Veröffentlicht in: Allgemein

Noel Nascimento

Die Politik der USA spaltet Lateinamerika

Das US-Kapital zieht wie jeher die Fäden

Noel Nascimento

Es herrscht in fast ganz Lateinamerika eine bürgerkriegsähnliche Stimmung. Eine schleichende Politik der Einmischung durch Einfluss der Börsenspekulanten und Banken in die Politik bringt die Länder in soziale Spaltung wie vor 50 Jahren.

Einige können vielleicht behaupten, es handelt sich nur um lokale Umstände an denen alle Länder südlich der USA immer gelitten haben, wie Korruption und Verschwendung. Sie spielen selbstverständlich ihre Rolle wie in allen Ländern der Welt, einschließlich in den USA. Sie schaffen jedoch nicht die Umstände der Politik die sich eindeutig nach Interessen von außen richtet; solche wie Erdöl, Großplantagen von Soja, Mais, Hopfen, Wasser Reservoirs, Kupfer, Gold, Silber und Diamanten.

In den sechzigern und siebziger Jahren waren viele der mittel- und südamerikanischen Länder dabei, ihre Sozialpolitik durch Agrarreformen, Besserungen der Sozialsysteme durchzuführen, was auch eine Kontrolle der Überweisung der Großunternehmen ins Ausland mit sich zog. Es folgten Militärputsche in ganz Lateinamerika. Die Gefahr des Kommunismus war die allgemeine Rechtfertigung und dass die USA kein neues Kuba in ihrer Nähe tolerieren würden. Brasilien, Argentinien, Chile, Uruguay, Paraguay und Bolivien kamen unter die härtesten Diktaturen, die hunderttausenden Menschen das Leben kostete. Ausnahmezustände, Verhaftungen ohne richterlichen Erlass, Folter von Erwachsenen und Kindern, waren an der Tagesordnung. Nach dem Ende dieser Periode zählte Brasilien ungefähr zwanzigtausend Vermisste, Chile sechzig tausend und Argentinien dreißig tausend. Aber schon im Jahre 1963 hatte die US Marine einen Flugzeugträger vor die Küste Brasiliens gebracht, und wartete auf einen Befehl vom Pentagon. In Brasilia setzten innere politische Kräfte den Präsidenten João Goulart unter Druck und eine parlamentarische Demokratie wurde ausgerufen, womit eine US Invasion vermieden wurde. Der Putsch geschah dann ein Jahr später.

Heinrich Böll Stifftung, Die wichtigsten Rohstoffindustrien
und Exporte in Lateinamerika – Flick.com CC BY-SA 2.0

Als die Welle des Kampfes für Demokratie und Menschenrechte Südamerika erreichte und die Länder wieder im Stande waren, neue demokratische Regierungen auszurufen, war eine zwanzigjährige Generation nicht mehr an demokratische Vorgänge gewohnt. So geschah es in fast allen Ländern Südamerikas. Nur Venezuela wurde verschont, da das Interesse am Erdöl die USA zu einer sanften Politik dort bewegt hatte. Anders als einige Menschen noch behaupten, dass es zur Zeit der Militärs keine Korruption gab, hatten ihre größten Schützlinge freie Hand, um alles tun zu dürfen. Man hörte bloß nichts davon, und wenn mal Skandale gelüftet wurden, war es aufgrund davon, dass die Privilegierten die das Land unter sich teilten, Streitigkeiten unter sich hatten und so ließ der stärkere Part den anderen in Missgunst fallen.

Nach mehreren Jahren, ohne Armutsbekämpfung, schwachen Sozialgesetzen, kontrollierter Presse und Meinungsfreiheit der Individuen, gewannen die Menschen allmählich wieder das Bewusstsein ihrer individuellen Rechte in den Ländern mit katastrophalen sozialen Umständen, die in den eisernen Jahren der Militärs sich mehrmals verschlimmerten, mit gestiegenen Armut und größeren noch krasseren Unterschieden. Es war auch ein großes Experiment. Die ärmeren zogen aus dem Land in die Städte, dehnten den Umfang der Favelas aus und bildeten eine Menge von rechtlosen billigen Arbeitern, was als das „wirtschaftliche Wunder“ dieser Länder verkauft wurde.

Jahrzehnte vergingen und es gab Bestrebungen sozialer Kräfte, die sich dafür politisch einsetzten, etwas sozialen Ausgleich zu erzielen. Die Gehälter stiegen und somit die Kaufkraft der unteren Schichten. Jedoch schaffte keine der progressiven Parteien sich von der endemischen Korruption zu befreien. Als hätte es so etwas noch nie zuvor gegeben, riefen dann die Stimmen der neoliberalen, denen die soziale Politik nicht passt, dass es noch nie so viel Korruption gegeben hat!

In Argentinien gehen inzwischen Menschen auf die Straße und blockieren in Konfrontation mit der Polizei den Zugang der Parlamentarier zur Casa Rosada und verhindern die Abstimmung zur „Modernisierung“ der Renten – und Sozialversicherungen. Es herrscht ein kriegsähnlicher Zustand. In Brasilien, nach dem Sturz von Präsidentin Dilma Rousseff kauft sich der eingesetzte Michel Temer von Korruptionsvorwürfen frei, bereitet den Weg für die Ausrottung der Wälder durch Latifundien im Amazonasgebiet und schenkt den Multinationalen Steuerbefreiungen im Wert von fast einer Billiarde Dollar. Der normale Bürger darf weiter für sein PKW, für das Benzin, für seine Wohnung und für das tägliche Brot die einbezogenen Steuer zahlen, ein schlechteres öffentliches Gesundheitssystem benutzen oder eine wesentlich teurere private Krankenversicherung zahlen. Die Ärmeren können abkratzen.

Da jetzt die Stimmen lauter werden die die Klage gegen die Absurditäten erheben, melden sich die ewigen Gorillas in grüner Uniform und sagen, dass sie keine Sozialisten und Kommunisten mehr ertragen, weil diese die verantwortlichen für die Situation der Länder seien. Ob Gorillas die Fähigkeit besitzen, sich selbst in einem Spiegel zu erkennen, kann man nicht mit Sicherheit sagen, insofern es sich um die vom Aussterben bedrohte Spezies handelt. Bei grün uniformierten kann man nicht sicher sein, ob der IQ dafür ausreicht.

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Erstveröffentlichung am 18.12.2017 in INFO-WELT, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors.

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Dez.24
on 24. Dezember 2017
Veröffentlicht in: Allgemein

 

Elisabeth Monsig

Heiligabend

Wünsche von der Roten Oma

Elisabeth Monsig

Heute, am „Heiligabend“ muss ich mich daran erinnern, dass ich vom 10. bis zum 14. Lebensjahr die katholische Volksschule besuchte weshalb mir die bibliche Geschichte nicht fremd ist, auch wenn ich es nie kapiert habe, das 4000 Jahre warten auf den Erlöser. Wie wäre das Warten heute ausgegangen? Wenn heute die hochschwangere Maria mit dem unschuldigen Josef und dem Esel und auch noch in Begleitung von drei Moslems, an der deutschen Grenze angekommen sind und um Asyl gebeten hätten!

Na, den Rausschmiss hätte man hören können: Macht Euch vom Acker, von wegen ins soziale Netz zu kriechen, wir sind schon voll unbrauchbarer Flüchtlinge! Und im Hintergrund stehen die Faschisten, die den Flüchtlingen Feuer unter dem Hintern versprechen.

Aber, wie ein Wunder, würde einer Asyl bekommen, das wäre der Esel, weil er brauchbar für den Zoo oder die Wurst wäre.

Heute würde gewiss in Deutschland kein „Gotteskind“, also kein „Erlöser“ geboren! Wie lange werden die armen Kinder, Rentner, Arbeitslosen, Obdachlosen und die Ausgestoßenen aus dieser geldgierigen Gesellschaft auf einen Erlöser warten?

Da gibt es nur die Einsicht, die schon viele haben: „Es rettet uns kein höheres Wesen, kein Gott kein Kaiser noch Tribun, uns aus dem Elend zu erlösen das können wir nur selber tun!“

Darum: Kopf hoch und mit mutigem und aufrechten Gang in das Jahr 2018!

Gute Gesundheit, Mut und viele, treue Mitstreiter/innen wünscht Euch allen,
Elisabeth Monsig, Eure Rote Oma

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Über die Autorin
Mehr Texte von Elisabeth Monsig

Die erste CD der Roten Oma:

EditionAmericanRebel, 6,80 Euro incl. Versand, Bestellung unter AmericanRebel@gmx.de
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└ Schlagwörter: Allgemein
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Dez.23
on 23. Dezember 2017
Veröffentlicht in: F. - B. Habel

F.-B. Habel

Nekrologe

2017
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F.-B. Habel

Unsere Mediennutzung wird angesichts der weiter zunehmenden Vielzahl zugänglicher Quellen immer partieller. Und, so mein Eindruck, viele Redakteure verfügen über immer weniger Kenntnisse, wer oder was in der Vergangenheit wichtig war. So entgehen dem Leser im Laufe des Jahres oft Todesfälle auch einst Prominenter, an die man sich gern erinnern würde. Im Folgenden seien einige, derer nur in wenigen Medien gedacht wurde, ins Gedächtnis gerufen.
Meist nur mit Kurzmeldungen wurde des letzten Schauspielers gedacht, der 1932 in Berlin noch unter Max Reinhardt seine Laufbahn begann. Der aus Basel stammende Lukas Ammann hatte eine jüdische Mutter und verließ Deutschland schleunigst, als die Nazis an die Macht kamen. Er wurde in der Schweiz ein hervorragender Charakterdarsteller bei Bühne und Film und errang Popularität, als er zwischen 1967 und 1976 zweiundsechzigmal der „Graf Yoster“ in einer parodistischen Krimi-Serie war. Mit 101 Jahr spielte er seine letzte Filmrolle und starb nun im 105. Lebensjahr.
Auch die letzten Filmlieblinge der Ufa-Zeit haben uns 2017 verlassen.
Margot Hielscher aus „Frauen sind keine Engel“ (1943), die im 98. Lebensjahr starb, wurde in einigen Radiosendungen gewürdigt, weil sie auch Sängerin war.

Anneliese Uhlig 1918-2017. Bild: YouTube

Anneliese Uhlig („Manege“, 1937), die ihre Karriere noch vor der Hielscher begann und im 99. Lebensjahr von uns ging, wurde weit weniger beachtet. Bis vor 20 Jahren spielte sie noch in Rosamunde-Pilcher-Filmen mit. Seit den Fünfzigern in den USA ansässig, hatte sie ihre Karriere lange unterbrochen und als Korrespondentin aus vielen Ländern der Welt wie auch aus dem Weißen Haus berichtet.

Ebenfalls zur Ufa, wo er als Kind und Halbwüchsiger gespielt hatte, gehörte Gunnar Möller („Ich denke oft an Piroschka“, 1955), der fast 89 Jahre alt wurde und im vergangenen Jahr noch in einem Film von Margarethe von Trotta auftrat. Bei der DEFA war er 1950 bereits ein junger Lehrer in „Die Jungen vom Kranichsee“.
Auch Hans Neie spielte bis 1954 DEFA-Rollen („Das geheimnisvolle Wrack“, 1954), nachdem er 1945 in dem letzten, nie fertiggestellten Ufa-Großfilm „Das Leben geht weiter“ dabei gewesen war. Als junger Radrennfahrer in der DDR ging er in den Westen und hatte nur noch als Zuschauer mit dem Film zu tun. Unmittelbar vor seinem 85. Geburtstag starb er im November in Mönchengladbach.
Kurz nach seinem 85. starb im Januar Wolfgang Hübner, der seine Laufbahn etwa um die Zeit begann, als Neie seine beendete. Hübner war zunächst Schauspieler und im DDR-Kinderfernsehen beliebt als der Rolf von „Rolf und Reni“, in einer Spielreihe, in der der große Bruder eine von einer Puppe dargestellte kleine Schwester hatte. Dem sehr jungen Publikum blieb er auch danach noch verbunden, drehte er für den Deutschen Fernsehfunk doch zahlreiche Kinderfilme – darunter „Geschwister“ (1975), „Trampen nach Norden“ (1977) und sein unbestrittenes Meisterwerk „Gevatter Tod“ (1980) –, die einen so hohen Anspruch erfüllten, dass der DFF sie auch im Abendprogramm zeigte. Hübner schuf später in erster Linie Literaturadaptionen, und es gereicht ihm und seinem Bruder und Ko-Regisseur Achim Hübner zur Ehre, dass die 1984 fertiggestellte mehrteiligen Hans-Weber-Verfilmung „Einzug ins Paradies“ wegen kritischer Tönen gegenüber Neubauvierteln drei Jahre „auf Eis“ lag, ehe sie doch noch gesendet wurde.
Dokumentarfilmregisseur war Peter Ulbrich, der unter anderem während des Krieges in Vietnam drehte, wo er unwiederbringliche Erfahrungen machte und sich vom „eurozentrischen Denken“ verabschiedete, wie er sagte. Das half ihm in seinen vielen Funktionen, die er in den siebziger Jahren im DDR-Filmwesen übernahm, sowohl als Rektor der Babelsberger Filmhochschule wie auch als vielfacher Jury-Präsident beim Leipziger Dokumentarfilmfestival. Er lehrte Studenten nicht nur hier, sondern auch in Nord- und Latein-Amerika. An seinem Alterssitz in Südfrankreich starb er mit 84 Jahren.

Károly Makk 1925-2017

In diesen Tagen wäre Károly Makk 92 geworden, im August ist der international gefeierte Spielfilmregisseur in seiner ungarischen Heimat gestorben. Seine Filme „Liebe“ (1971), „Katzenspiel“ (1974) und „Der andere Blick“ (1982) wurden international gefeiert. In dem von Makk geschriebenen Film „Circus Maximus“ spielte Erwin Geschonneck eine seiner wenigen Rollen im Ausland.
Ein Liebling des Budapester Musiktheaters der fünfziger Jahre bezauberte seit 1960 auch das Publikum in der DDR. Der Friedrichstadtpalast holte Márta Rafael 1960 für die Revue „Budapester Melodie“ als Moderatorin und Sängerin nach Berlin. Mit ihr stand Lutz Jahoda auf der Bühne, der ebenso wie das Publikum ihren Akzent mochte. „Ich liebte ihr langgezogenes ‚u‘, wenn sie meinen Vornamen aussprach“, erinnert er sich noch heute. Dass Márta Rafael in Berlin blieb, hatte auch mit Karl-Eduard von Schnitzler zu tun, der bei schönen Frauen großen Charme entfalten konnte. Sie schloss mit ihm ihre zweite Ehe und wurde seine vierte Frau. Bis zu seinem Tod 2001 lagen beide „auf gleicher Wellenlänge“. Sie präsentierte in den sechziger Jahren die eigene Fernsehreihe „Zu Gast bei Márta Rafael“ und zeichnete später hinter den Kulissen für manche musikalische Fernsehsendung verantwortlich. Im September ist sie mit 91 Jahren gestorben.
Einige auch in der DDR bekannte ausländische Filmlieblinge sind ebenfalls fast unbemerkt verstorben.
Alexei Batalow wurde 88 Jahre alt und war seit seiner Rolle in „Die Kraniche ziehen“ (1957) ein international gefeierter Schauspieler. Sowjetische Filme wie „Neun Tage eines Jahres“ (1962) und „Moskau glaubt den Tränen nicht“ (1979) festigten seinen Ruhm.

Oleg Wido 1943-2017

Zum Frauenschwarm wurde Oleg Widow in internationalen Produktionen wie „Die Schlacht an der Neretva“ (1969) und „Waterloo“ (1970). Bei der DEFA spielte er 1972 in dem Historienschinken „Lützower“. Später übersiedelte er in die USA, wo er noch bis vor wenigen Jahren vor der Kamera stand, und ist im Mai in Kalifornien mit 73 Jahren an Krebs gestorben.
Eine ausgiebige Phase im Hollywood-Film hatte auch der Prager Schauspieler Jan Tríska, der in den sechziger Jahren in Filmen wie „Komödiantenwagen“ und „Das Haus in der Karpfengasse“ auf sich aufmerksam machte. In der DDR spielte er 1973 eine kleine Rolle an der Seite seiner Frau Karla Chadimová in dem Road-Movie „Wie füttert man einen Esel“ und – ebenfalls bei Regisseur Roland Oehme – als Monsignore Aventuro in der Komödie „Ein irrer Duft von frischem Heu“ (1976). Er starb im September nach einem Sturz von der Prager Karlsbrücke im 81. Lebensjahr.
Trískas Landsmann Vládimir Brabec wurde 83 Jahre alt. Der Prager war legendär als Hauptdarsteller der Serie „Die Kriminalfälle des Majors Zeman“, die von 1976 bis 1980 in 30 Folgen produziert wurde. 1963 hatte Brabec neben Jutta Hoffmann in dem antifaschistischen Reißer „Koffer mit Dynamit“ mitgewirkt.
Keine Serie, aber eine Reihe machte Werner Toelcke berühmt, und die hatte keinen Titel sondern hieß beim Publikum einfach nur „Die Toelcke-Krimis“. Der gebürtige Hamburger, der in Sachsen sein Abitur ablegte, spielte unter anderem an Dresdner und Berliner Bühnen, ehe er 1962 für mehr als zwei Jahrzehnte zum DDR-Fernsehen ging. Hier entwickelte er als Autor die Figur des Kriminalisten Weber (dem er nie einen Vornamen gab) und spielte ihn in mehreren Krimis zwischen 1962 und 1972 selbst (zum Beispiel in „Tote reden nicht“ und „Doppelt oder nichts“), die überwiegend in seiner Heimatstadt Hamburg angesiedelt waren. „Ganz entzückend“, war oftmals Webers trockener Kommentar in keineswegs entzückenden Situationen. Obwohl Toelcke auch in Literaturadaptionen Erfolg hatte, spielte er immer seltener und hatte dafür Zeit, einige der besten Krimis zu schreiben, die in der DIE-Reihe erschienen. 1984 verließ er die DDR und lebte fortan in Schleswig-Holstein als Autor – später auch als Blogger. Seine letzte Wortmeldung erfolgte kurz vor seinem Tod im Herbst. Er wurde 87 Jahre alt.

Christoph Trilse 1932-2017

Ob Christoph Trilse, wie er damals hieß, schon in der gemeinsamen Erfurter Zeit über den Schauspieler Toelcke geschrieben hat, ist nicht mehr feststellbar. Der Kritiker und Autor (manchmal auch Schauspieler) entwickelte sich zu einem erstklassigen Theater- und Literaturwissenschaftler wobei Heine, Tucholsky und Hacks Schwerpunkte bildeten. Trilse war notgedrungen ein Weltbürger und hat in mehreren Ländern gelebt, weil er ein verfolgter Jude war. Österreich, die Tschechoslowakei, China, Jugoslawien gehörten zu seinen Lebensstationen. In der DDR musste er erleben, dass er und seine Mutter auch hier wegen der jüdischen Abstammung angegriffen wurden, so dass er sich 1978 entschloss, den jüdischen Namen der Großeltern anzunehmen. Er nannte sich fortan Jochanan Trilse-Finkelstein, und als der erhielt er 2015 den Kurt Tucholsky-Preis für sein Schaffen. Im März starb er im 85. Lebensjahr.
Wenige Wochen nach seinem 90. Geburtstag segnete im Februar der Literaturwissenschaftler Werner Hecht das Zeitliche, liebevoll-spöttisch der „Brecht-Hecht“ genannt. Die Erforschung des Lebenswerks von Bertolt Brecht und seinem Umfeld wurde auch zum Lebenswerk Hechts, der in Leipzig bei Hans Mayer studiert hatte und 1959 am Berliner Ensemble seine Laufbahn begann. Bis zu seinem Tod arbeitete er an neuen Publikationen, die das Phänomen Brecht detailliert erklärten. Daneben schrieb Hecht auch Fernsehstücke und -filme, die zum Teil von seiner Frau, der Fernsehregisseurin Christa Mühl umgesetzt wurden (so „Die Rache des Kapitäns Mitchell“, 1979).
Film- und Fernsehkritikerin – besonders für die Berliner Zeitung und den Filmspiegel – war Ehrentraud Novotný, die im Sommer mit 91 Jahren starb. Noch bis vor etwa zehn Jahren schrieb sie für Neues Deutschland kompetent vor allem über Kinderfilme, hatte sie doch lange Jahre beim Festival „Goldener Spatz“ in Gera und Erfurt mitgearbeitet. Manch Filmfreund hat auch ein Plätzchen im Bücherregal für Frau Novotný, denn mit ihrem 1976 erschienenen ersten Buch über Gojko Mitić begann sein Weg zur DEFA-Legende.
Sie schaffte es, dass der Name Schulze neuen Klang bekam. Katharina Schulze, die mit 79 Jahren starb, war schreibende Redakteurin im Eulenspiegel und griff voll Witz und Ironie manche Misere auf, die den Lesern auf der Seele brannte. Auch in gesellschaftlicher Hinsicht war sie aktiv, besonders in der Gewerkschaft ver.di, war Betriebsrätin im Berliner Verlag, setzte sich für den Erhalt der Berliner Symphoniker und des Pankower Kinos Tivoli ein, dem Geburtsort des Films in Berlin. Im Eulenspiegel hatte sie enge Verbindungen zu den Karikaturisten, half Heinz Jankofsky auf die Sprünge, besuchte den öffentlichkeitsscheuen Henry Büttner in Wittgensdorf.
Zweifellos hatte sie auch mit dem Grafiker Horst Hussel zu tun. Der 1934 in Greifswald geborene Künstler, der im November 83-jährig starb, hatte schon im Studium wegen „formalistischer und dekadenter Tendenzen“ Probleme und erlangte sein Diplom erst 1990. Er arbeitete als Buchillustrator, aber auch als Karikaturist, doch sein Kritzelstil (Kritikaster nannten es „hingehusselt“) gefiel nicht jedem im Eulenspiegel, und er wurde hier in 30 Jahren nur 60 Mal gedruckt. Dazu zeichnete er in der Berliner Zeitung, in Deine Gesundheit und konnte sich damit über Wasser halten. Typisch für ihn war, dass er 1987 ausgerechnet Präsident der Kurt-Schwitters-Gesellschaft der DDR wurde, und so seinem Geistesverwandten in Sachen Absurdität und Skurrilität huldigte. Unter seinen vielen Buchillustrationen sind die für Stefan Heyms Werke hervorzuheben, die er kongenial gestaltete.
Noch viele andere sollten hier gewürdigt werden, darunter (im Januar beginnend) der Kulturfunktionär Eberhard Fensch (87), an den Dean Reed 1986 seinen Abschiedsbrief richtete, der Journalist Klaus Huhn (fast 89), der ein ganzes Buch über all seine Pseudonyme (das bekannteste Klaus Ullrich) geschrieben hat, die Moderatorin Erika Krause (92), die immerhin von 1968-2003 durch die Reihe „Du und dein Garten“ im DFF und ORB führte, die

Dorothea Holloway 1929-2017
Foto: Michael Fritze

Filmjournalistin Dorothea Holloway (84), die zusammen mit ihrem Mann Ron als Westjournalistin jahrzehntelang über Filme im Osten objektiv schrieb und als Schauspielerin Dorothea Moritz beispielsweise 1985 in dem berühmten Schweizer Film „Höhenfeuer“ eine Hauptrolle spielte, Kabarettist Klaus Peter Schreiner (86), ein Mitbegründer der Münchner Lach- und Schießgesellschaft, und Kurt Radeke (92), der jahrzehntelang eine Stütze im Berliner Maxim Gorki Theater war und aus seinem letzten Film „Sommer vorm Balkon“ von 2005 gut in Erinnerung ist.
Es starben im Sommer die Schauspielerinnen Sonja Sutter (86), die 1957 Konrad Wolfs „Lissy“ war und oft bei „Derrick“ mitspielte, und Ilse Pagé (78), die den Weg von der Angela in „Berlin Ecke Schönhauser“ (1957) zur Miss Mabel nahm, die Sir John und Sir Arthur in den Edgar-Wallace-Filmen assistierte. An Filmliebling Micaëla Kreißler (76), die bereits in den 1940er Jahren bei der DEFA filmte ( „Die Buntkarierten“, 1949) und später in „Der Mann mit dem Objektiv“ ein Duett sang, das auch Heinz Quermanns „Schlagerrevue“ eroberte, schien sich offiziell niemand zu erinnern, ebenso wenig wie an Waldefried Vorkefeld (82), dessen Sportreportagen auf Radio DDR einst Zehntausende verfolgten. Der Holocaust-Überlebende und Filmproduzent Artur Brauner verlor mit 99 Jahren seine Frau Maria Brauner (90), die in den fünfziger Jahren bei der CCC-Film hauptsächlich Musikfilme als Kostümbildnerin ausstattete und später in der jüdischen Gemeinde Berlins engagiert war. Jonny“ Markschieß van Trix (fast 97) war ein leidenschaftlicher Sammler von Memorabilien aus der Zirkus- und Varietégeschichte und machte seine Sammlung als „documenta artistica“ der Öffentlichkeit zugänglich.
Abschließend noch mal zum Film. Herbert Ehler (86) verantwortete als DEFA-Produktionsleiter maßgeblich das Entstehen großer Filme – was er für Konrad Wolf möglich machte, ist legendär! Er folgte seiner Lebensgefährtin, der Assistenz-Regisseurin Doris Borkmann (82), deren Leistungen 2014 mit dem Preis der DEFA-Stiftung für das künstlerische Lebenswerk geehrt wurden. Und mit Lissy Tempelhof (88) starb im Herbst eine der großen Schauspielerinnen von Bühne und Film in der DDR („Die besten Jahre“, 1965), an die man sich auch gern als Chansonsängerin erinnert …
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Erstveröffentlichung: Das Blättchen Nr. 26 vom 18. Dezember 2017, 21.12.2017, mit freundlicher Genehmigung des Autors. Die Fotos und die Links wurden von der Redaktion AmericanRebel hinzugefügt!
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└ Schlagwörter: Film
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Dez.22
on 22. Dezember 2017
Veröffentlicht in: Allgemein

Rolf Verleger

Besetztes Land

Vor 100 Jahren versprach Großbritannien den Juden das Land der Palästinenser
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Rolf Verleger

Der Konflikt zwischen jüdischen Israelis einerseits und muslimischen und christlichen Palästinensern andererseits darüber, wem das Land gehört, ist und bleibt der Kernkonflikt im konfliktreichen Nahen Osten. In wenigen Tagen, am 2. November 2017, wird dieser Kernkonflikt 100 Jahre alt. Er ist ein vielschichtiges Erbe Europas — des Zarenreichs, das seine jüdische Minderheit diskriminierte und sie damit in Auswanderung und Rebellion trieb, Großbritanniens, das dieses Problem für seine eigenen Pläne ausnutzte, und schließlich Deutschlands, das die Juden Europas systematisch umbrachte. Der 2. November 2017 erinnert an die Rolle Großbritanniens.

Denn am 2. November 1917, mitten im Ersten Weltkrieg, verkündete die britische Regierung nach monatelangen Beratungen und öffentlichen Kontroversen: „Die Regierung Seiner Majestät betrachtet die Einrichtung eines nationalen Heims in Palästina für das jüdische Volk mit Wohlwollen und wird ihre besten Bestrebungen einsetzen, um das Erreichen dieses Ziels zu ermöglichen.“

Dies ist die Hauptaussage der Balfour-Deklaration, benannt nach dem damaligen Außenminister Arthur James Balfour (1848-1930).
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Großbritanniens Motive für die Balfour-Deklaration

Die Motive waren vielschichtig; wichtig waren wohl diese: 1. Abwehr von Flüchtlingen, 2. Englands imperiale Politik, 3. Abwehr des Bolschewismus und 4. der anglikanische Zionismus.

  1. Abwehr von Flüchtlingen: Nachdem seit 1880 über 100.000 jüdische Flüchtlinge aus dem Zarenreich in Großbritannien angekommen waren, formierte sich 1902 die nationalistische British Brothers’ League („England for the English!“). Sie erreichte 1905 ein restriktives Einwanderungsgesetz und bereits 1903, dass die britische Regierung Herzls zionistischer Bewegung mit dem sogenannten „Uganda-Plan“ einen Landstrich in Kenia als jüdische Heimstätte anbot, um die Flüchtlinge umzulenken. Das lehnte die zionistische Bewegung nach anfänglichen Erwägungen letztlich ab. Es blieb den Juden aus dem Zarenreich als Auswanderungsziel Amerika, besonders die USA: Etwa zwei Millionen europäische Juden, die meisten aus dem Zarenreich, wanderten zwischen 1880 und 1914 dorthin aus. Der Erste Weltkrieg unterbrach diese Auswanderung, und Großbritannien musste daher befürchten, wieder Ziel einer Flüchtlingswelle aus dem revolutionären, in Bürgerkrieg und Pogrome verstrickten Russischen Reich zu werden.
  2. Imperiale Politik: Der Reichtum Großbritanniens hing an seinen Kolonien, besonders am riesigen Indien. Der Handelsweg nach Indien führte durch das Mittelmeer über die britischen Stationen Gibraltar, Malta und Zypern sowie durch den Sueskanal. Ägypten war bereits britische Halbkolonie, und es war wichtig für Großbritannien, auch das östliche Hinterland des Kanals abzusichern: Palästina, das zum Osmanischen Reich gehörte. Die Zerschlagung dieses Reichs war ein Hauptziel für Großbritannien im Ersten Weltkrieg. In Absprache mit Frankreich – 1916 durch das Sykes-Picot-Abkommen – wurde dieses Ziel nach Kriegsende durch den Völkerbund besiegelt.
  3. Winston Leonard Spencer-Churchill, 1874-1965, war von 1940 bis 1945 und von 1951 bis 1955 Premierminister Großbritanniens

    Abwehr des Bolschewismus: Winston Churchill schrieb 1920 in einem Zeitschriftenbeitrag: Die Juden hätten der Welt das Beste gegeben – das Christentum – und gäben ihr nun das Schlechteste – den Bolschewismus: alle führenden Sozialisten, besonders in Russland, seien jüdisch, außer Lenin. Man müsse diese Gefahr bekämpfen, indem man im Judentum die Neigung zum Sozialismus durch einen gesunden Nationalismus ersetze – den Zionismus. Churchill stand mit dieser Meinung unter den englischen konservativen Politikern nicht allein. (Dass kurze Zeit später, nach Lenins Tod, der Georgier Stalin seine Alleinherrschaft dadurch sichern würde, dass er alle anderen Führungspersonen, Juden wie Nichtjuden, umbrachte und dadurch eindeutig klar wurde, dass der Bolschewismus keine jüdische Macht war, konnten diese englischen Politiker nicht vorausahnen.)

  4. Anglikanischer Zionismus: In der reformierten anglikanischen Kirche war die „evangelikale“ Idee weit verbreitet, dass sich Juden zum Christentum bekennen würden, wenn sie alle in „ihr“ Land zurückgekehrt seien, und dass dann Jesus Christus wiederkehren würde (s. dazu Shlomo Sand in Die Erfindung des Landes Israel). David Lloyd George, Premierminister 1916-1922 und treibende Kraft der Balfour-Deklaration, war als gläubiger Evangelikaler aufgewachsen.

Gemäß der Deklaration ließ sich Großbritannien 1922 nach Ende des Ersten Weltkriegs ein Mandat des Völkerbunds für dieses Gebiet des Osmanischen Reichs geben, das das heutige Israel, das Westjordanland und den Gazastreifen umfasst, zum Aufbau der Jüdischen Heimstätte. Dies war im weiteren Verlauf ausschlaggebend für die Gründung des Staates Israel 1948 auf einem Teilgebiet dieses Mandats.

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Rolle von Juden bei der Balfour-Deklaration

Bei weitem nicht alle Juden befürworteten damals die Deklaration, jedoch konnten in England die Befürworter ihren Einfluss wirksam durchsetzen. Adressat der Deklaration war die zionistische Bewegung, die sich unter Juden im Zarenreich ab 1881 organisierte und 1897 durch den umtriebigen und gut vernetzten Wiener Journalisten Theodor Herzl als „Zionistische Weltorganisation“ ihre politische Form fand.

Chaim Weizmann war Chemiker, Präsident der Zionistischen Weltorganisation, israelischer Politiker und zionistischer Führer sowie von 1948 bis 1952 erster israelischer Staatspräsident.

Repräsentant der zionistischen Bewegung in England war der im Zarenreich geborene Chemieprofessor Chaim Weizmann. Wichtiger Wegbereiter der Deklaration war Herbert Samuel, jüdisches Mitglied der britischen Regierung 1909-1916. Er entwarf bereits 1914 ein Memorandum The Future of Palestine: Aus den Gebieten des Osmanischen Reichs solle ein jüdischer Staat entstehen; dies sei aber noch nicht durchsetzbar, da die muslimische Bevölkerungsmehrheit nicht von einer jüdischen Minderheit regiert werden könne; daher sei eine britische Oberhoheit über dieses Land sinnvoll, bis so viele Juden eingewandert seien, dass sie Autonomie bekommen könnten. Samuel wurde 1922 der erste Hohe Kommissar Großbritanniens im Mandatsgebiet Palästina.

Gegner der Deklaration waren der Vorsitzende des Zentralrats britischer Juden David Lindo Alexander sowie der Begründer des Reform-Judentums in Großbritannien und der World Union of Progressive Jews Claude Montefiore. Sie stellten sich im Mai 1917 in einem gemeinsamen Artikel in der Londoner Times gegen den politischen Zionismus und warnten davor, jüdische Siedler in Palästina mit Sonderrechten gegenüber der arabischen Bevölkerung auszustatten. Der Artikel wurde drei Wochen später von einer knappen Mehrheit im Zentralrat missbilligt, Alexander musste zurücktreten. Aber auch Minister Edwin Montagu, ein Cousin Herbert Samuels und seit Juli 1917 britisches Regierungsmitglied, war entschieden und leidenschaftlich gegen die Deklaration, weil ein „Heimatland Palästina“ Juden in ihren eigentlichen Heimatländern zu Ausländern mache, weil es zu Benachteiligung und Vertreibung der Bevölkerung in Palästina führe und weil es bornierte, selbstbezogene Tendenzen im Judentum fördere.

Aufgrund seiner Intervention wurde die Balfour-Deklaration so formuliert, „dass nichts getan werden wird, das den bürgerlichen und religiösen Rechten bestehender nichtjüdischer Gemeinschaften in Palästina oder den Rechten und dem politischen Status, den Juden in jedem anderen Land genießen, abträglich ist.“
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Die Folgen

Leider waren diese Klauseln langfristig nicht wirksam: Vielmehr geschah im Folgenden sehr viel, das den Rechten der arabischen Bevölkerung in Palästina abträglich war. Es geschah im Folgenden auch sehr viel, das den Rechten der Juden in „jedem anderen Land“ abträglich war: Große Teile des europäischen Judentums wurden vernichtet. Dies war zwar keine Folge der Balfour-Deklaration, aber die Existenz der jüdischen Heimstätte im Heimatland der arabischen Bevölkerung erwies sich auch nicht als ein Schutz dagegen, vor allem weil der Widerstand der einheimischen Bevölkerung gegen die von ihnen als kolonialistische Übernahme wahrgenommene jüdische Einwanderung die britische Mandatsmacht zu massiven Beschränkungen dieser Einwanderung zwang – genau zu der Zeit von 1933 bis 1945, in der sie am nötigsten gewesen wäre.

Ein trauriger Höhepunkt als Folge der Balfour-Deklaration war mit Ende der britischen Mandatsherrschaft die Naqba 1947/48, die Vertreibung und Enteignung von ca. 750.000 arabischen Menschen durch den neuen jüdischen Staat.
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Wer’s genauer wissen möchte…

Mein gerade erschienenes Buch geht ausführlich auf dieses Thema und die Hintergründe ein. Einen Schwerpunkt des Buchs bilden die Ereignisse im Zarenreich von 1881 bis 1917, denn dort lebte die Mehrheit aller Juden, in diskriminiertem Status, und von dort kommen alle relevanten Strömungen: Zionismus, Auswanderung in die USA, nationalreligiöse Erlösungssehnsucht, Sozialismus, und – durch die Auswanderung nach Mittel- und Westeuropa und durch die Assoziation von Juden zum Sozialismus – der Antisemitismus des 20. Jahrhunderts.

Die britischen „Independent Jewish Voices“ haben eine aktuelle kritische Bewertung der Balfour-Deklaration gefilmt: Vorschau und der 24-minütige Film. Auf Mondoweiss ist der Film besprochen.

Der jetzige Earl of Balfour, Urenkel von A.J. Balfours Bruder, schrieb im Februar 2017 einen Brief an die New York Times, in dem er – zu Unrecht – humanistische Motive als Hauptgrund der Balfour-Deklaration benennt, aber auch – völlig zu Recht – darauf hinweist, dass unter humanistischen Gesichtspunkten die aus der Deklaration entstandene Lage dringend geändert werden müsse.

Anmerkung des Autors: Danke an Nirit Sommerfeld und Götz Schindler für Anmerkungen zum Text. Er findet sich in leicht veränderter Form auch auf dem Blog des Bündnisses zur Beendigung der israelischen Besatzung.

© Rolf Verleger, es wurden keine Änderungen am Text vorgenommen.

Über den Autor: Rolf Verleger, Jahrgang 1951, ist Psychologe und war bis 2017 Professor an der Universität zu Lübeck. Er ist Sohn zweier Überlebender der Vernichtung des europäischen Judentums. Von 2005 bis 2009 war er Mitglied im Zentralrat der Juden in Deutschland. Seitdem engagiert er sich für Gerechtigkeit in Palästina, ist Mitglied der „Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost“ und Mitgründer und Vorsitzender des „Bündnis zur Beendigung der israelischen Besatzung“. Zuletzt erschienen von ihm „Israels Irrweg. Eine jüdische Sicht“ sowie „100 Jahre Heimatland? Judentum und Israel zwischen Nächstenliebe und Nationalismus“.

Die Fotos wurden von der Redaktion AmericanRebel hinzugefügt.

Dieses Werk ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizensiert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen darf es weiter verbreitet und vervielfältigt werden.

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