Sascha

Pablo Picasso – Künstler, Mensch, Kommunist!.

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Er hat die Kunst des 20. Jahrhunderts geprägt, wie kaum ein anderer. Und er war ein politischer Künstler, ein Kommunist: PABLO PICASSO. Seine Bilder wurden auf dem kapitalistischen Kunstmarkt zu Höchstpreisen gehandelt, und selbst antikommunistische Oligarchen hängten sich seine Bilder ins Treppenhaus (wie ein reicher Kunstfreund im württembergischen Heilbronn) in der kaltblütigen Berechnung, eines Tages ein Vielfaches des gezahlten Preises herausschinden zu können. Welch ein Hohn auf die Botschaft des Künstlers…

Der DDR-Kunsthistoriker Diether Schmidt schreibt im Vorwort zu seinem Bildband über Pablo Picasso: „Seit dem Ende des zweiten Weltkriegs ist die Kunst Picassos in das Bewußtsein der Menschen aller Länder des Erdballs gedrungen. Im Volksfrontgeiste des Guernica-Bildes schuf der inter­nationalistischste und zugleich spanischste der lebenden Künstler mit seinen Tauben der Weltfriedensbewegung ein reales Sinnbild, das, bis in die weltfernste, abgelegenste Hütte verbreitet, bei der Menschheit liebevolle Aufnahme fand, und wie damals bewies er durch seine persönliche Teilnahme an den Friedenskongressen von Wrocław, Paris, Rom und London die Einheit von Werk und Gesinnung.

Den Beginn des kalten Krieges geißelt die »Entführung der Europa« (1946), das blutige Wüten der USA-Soldateska in Korea die zornstumme Anklage des »Blutbads in Korea«, das zugleich den antagonistischen Widerspruch innerhalb einer jeden imperialistischen Armee versinnbildlicht. Dieses »Blutbad« steht – wie Kahnweiler erst neuerlich bestätigt hat – stellvertretend für seine Haltung zu den Aggressionen in Vietnam und Algerien, Ägypten und Kuba und wiederum Vietnam.

Die Kette der monumentalen Geschichtsbilder findet ihren Höhepunkt 1952 in den Wandbildern für den Tempel des Friedens in Vallauris. Sie machen die weiter gegenwärtige Gefährdung der Menschheit aus dem fortbestehenden gesellschaftlichen Antagonismus des imperialistischen Lagers bewußt und verkünden die Hoff­nung auf ein Goldenes Zeitalter, in dem sich die Summe der Menschheitserinnerungen an den Urkommunismus vor allen Klassenherrschaften verschränkt mit dem Zukunftsblick auf eine Welt des Kommunismus und des Friedens.“ [1]

1952 überließ der Magistrat von Vallauris dem Künstler ohne Bedingungen eine kleine säkularisierte Kapelle des 14. Jahrhunderts zum Ausmalen. Entgegen den christlichen Kapellendekors von Matisse (Vence), Léger (Audincourt) und Chagall bestimmte Picasso „seine“ Kapelle zu einem Tempel des Friedens, einer weltlichen Weihe- und Mahnstätte zur Humanität. Zwei mächtige Tafeln, „Der Krieg“ und „Der Frieden“, wurde so in der Wölbung des Kapellenschiffs angebracht, daß sie mit ihren Oberkanten im Scheitel des Gewölbes aneinanderstoßen. [2] (Bild oben: „Der Krieg“; Bild unten: „Der Frieden“ /Ausschnitte)

In einem Interview mit Pol Gaillard erklärt Picasso:

»lch würde Ihnen lieber mit einem Bild antworten. Ich bin kein Schriftsteller. Aber da es nicht leicht ist, meine Farben per Kabel sichtbar zu machen, will ich versuchen, es Ihnen zu sagen.

Mein Beitritt zur Kommunistischen Partei ist die logische Folge meines ganzen Lebens, meines ganzen Werkes. Denn, ich bin stolz, das zu sagen, ich habe die Malerei niemals als eine Kunst der simplen Verzierung, der Zerstreuung be­trachtet; ich habe durch die Zeichnung und durch die Farbe, da dies meine Waffen sind, immer mehr das Bewußtsein der Welt und der Menschen durch­dringen wollen, damit dieses Bewußtsein uns alle jeden Tag mehr befreie; ich habe zu sagen versucht, auf meine Weise, was ich als das Wahrste, das Ge­rechteste, das Beste betrachte, und das ist natürlich immer das Schönste, die größten Künstler wissen es wohl.

Ja, ich habe das Selbstbewußtsein, immer mit meiner Malerei als wahrhafter Revolutionär gekämpft zu haben. Aber ich habe jetzt verstanden, daß selbst das nicht mehr genügt; diese Jahre des schrecklichen Drucks haben mir gezeigt, daß ich nicht allein mittels meiner Kunst, sondern mit meiner ganzen Person mitkämpfen muß.

Und dann: Ich bin der Kommunistischen Partei ohne das geringste Zögern entgegengegangen, denn im Grunde war ich immer mit ihr. Aragon, Eluard, Cassou, Fougeron, alle meine Freunde wissen das wohl; wenn ich noch nicht offiziell eingetreten war, geschah das aus einer gewissen ,Unschuld‘, weil ich glaubte, daß mein Werk, mein Beitritt mit dem Herzen genügend wären, aber sie war schon meine Partei. Arbeitet sie nicht am meisten, um die Welt zu verstehen und aufzubauen, um die Menschen von heute und morgen heller, freier, glücklicher zu machen?

Ja 4,70 x 10,20m Öl auf Hartfaserplatten. Gemalt 1952, Vallauris,Temple de la Paix.

Waren es nicht die Kommunisten, die die Mutig­sten gewesen sind sowohl in Frankreich wie in der UdSSR oder in meinem Spanien? Wie hätte ich zögern können? Die Furcht, mich zu engagieren? Aber ich habe mich, ganz im Gegenteil, niemals freier, vollkommener gefühlt! Und alsdann, ich hatte solche Eile, ein Vaterland wiederzufinden: ich bin immer ein Exilierter gewesen, jetzt bin ich es nicht mehr; in der Erwartung, daß Spanien mich endlich willkommen heißen kann, hat mir die Kommunistische Partei Frankreichs die Arme geöffnet, und ich habe in ihr alle jene getroffen, die ich am meisten schätze, die größten Wissenschaftler, die größten Dichter und all die so schönen Gesichter der Pariser Widerstandskämpfer, die ich während der Augusttage gesehen habe. Von neuem bin ich unter meinen Brüdern!«

Interview mit Pol Gaillard vom 20. Oktober 1944 für »New Masses«, New York: »Warum ich der Kommunistischen Partei beigetreten bin« [3]

[1] Diether Schmidt: Pablo Picasso. Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1976, S.10.
[2] ebd. S.42f. (Abdruckgenehmigung durch SPADEM, Paris und Cosmopress, Genf. 1967)
[3] ebd. Schutzumschlag, Rückseite.

Siehe auch:
Pablo Picasso: „Meine Zeichnungen sind Waffen.“
Kunst im Kapitalismus: Klassencharakter, Modernismus, Avantgarde
Welche Perspektiven haben die deutschen Kommunisten?
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Erstveröffentlichung vor Kurzem in Sascha‘s Welt
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