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Sep.10
on 10. September 2018
Veröffentlicht in: Allgemein
Volkskorrespondent

Frank Geppert
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Köthen, einen Tag nach dem Todesfall
eines 22-jährigen Mannes

Ich war gestern in Köthen, bei dem Spielplatz, dem Tatort, an dem der 22-jährige junge Mann tödlich verletzt wurde. Ich habe mit Köthenern geredet, Videos und Fotos gemacht.

Die Stimmung war düster und traurig. Mehrere Tausend Menschen fanden sich am Tatort ein. Es war anfangs still. Eine junge Frau kam weinend auf einen jungen Mann gestützt aus der Menge.

Da ich eine Kamera und ein Stativ trug, wurde ich unfreundlich gemustert, so wie die Leute vom MDR. Eine Journalistin, der sich vermutlich in meiner Nähe jemand in den Weg stellt, kreischte laut los, dass man sie durchlassen solle. Ich wollte ihr zu Hilfe eilen, da war schon alles vorbei. Sie erstattete sofort Anzeige bei der Polizei.

Neben dem Mainstream-TV waren auch die üblichen Nazijäger-Fotografen da, aus Berlin, Halle, von überall sind sie angereist. Neben ihnen hörte ich zwei junge Leute, die gegen die Trauergäste wetterten. Einer meinte, man müsse diese gleich gegen die Wand stellen, dann wäre endlich Ruhe.

Köthen, 8. September 2018, Foto: Frank Geppert

Auch unter den Demonstranten waren neben den Köthenern diverse Zugereiste. Einige trugen Schriftzüge auf ihren Kleidungsstücken.

Plötzlich zerbrach die Stille und ein Aktivist von außerhalb mit mobilem Lautsprecher erhob die Stimme. Er schimpfte lautstark gegen Journalisten, Polizei und Politik und beklagte das Aussterben der Deutschen. Jemand rief „White Pride„. Ein einzelner rief „Deutschland den Deutschen.“ aber die Mehrheit wollte nicht einstimmen. Es wurde geklatscht, „Widerstand“ und „Wir sind das Volk“ gerufen.

Ein junges Köthener Paar erzählte mir, was im Vorfeld passiert war, dass es einen Streit und eine Schlägerei gab und der Deutsche anschließend an einem Hirnschlag oder Herzinfarkt starb.

Ein älteres Paar erzählte mir, dass zwei Afghanen sich um eine schwangere Frau stritten, weil beide vorgaben, der Vater zu sein. Der junge Deutsche wäre dazwischen gegangen und nun deswegen tot. Der Mann meinte, das ginge ihn nichts an, aber die Frau meinte, es wird Zeit, dass endlich mal die Wahrheit berichtet würde und dass die jungen männlichen Zuwanderer doch auch menschliche (Paarungs-)Bedürfnisse hätten und ob die Politik das nicht bedacht hätte.

Ich bin in Gedanken nach Hause gefahren. Donatus bat mich, morgen in Halle von meinen Erlebnissen zu berichten.

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Für den Inhalt dieses Artikels ist ausschließlich die Autorin bzw. der Autor verantwortlich.
Veröffentlichungen sind nur Medien der Gruppe-Volkskorrespondenz, unter deren Regeln, gestattet.

└ Schlagwörter: Frank Geppert, Köthen, White Pride
Sep.05
on 5. September 2018
Veröffentlicht in: Allgemein
Volkskorrespondent

Diethard Möller
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Wie AfD, CDU und Stuttgarter Nachrichten
einen linken Erzieher „abschießen“ wollen!

Solidarität mit Jens

Diethard Möller

Jens ist bekannt als guter Kollege, engagierter Erzieher und verlässlicher Mitstreiter. Jens ist Mitarbeitervertreter, aktiv in der Gewerkschaft, im Bündnis „Stuttgart gegen Rechts“ und Mitbegründer des Linken Zentrums Lilo-Hermann in Stuttgart-Heslach.

Dass er sich aktiv gegen den Rechtsruck und die immer stärker aufgebaute AfD engagiert hat, passt dieser selbstverständlich nicht. Am 19. Juli ’18 gab Emil Sänze, AfD-Landtagsabgeordneter eine Presseerklärung heraus, in der er die antifaschistische und antikapitalistische Tätigkeit von Jens anprangerte.

Das griff am 13. August 18 ein Redakteur der Stuttgarter Nachrichten fast wortgleich in zwei reißerischen Artikeln auf. Der Tenor: Wie kann so jemand als Erzieher arbeiten? Also: Offene Hetze und Forderung nach Entlassung!

Solidarität mit Jens

Hinzukam, dass „Sicherheitsbehörden“ dem Journalisten anonym Informationen zugespielt haben, also illegal. Ein CDU-Landtagsabgeordneter durfte da nicht fehlen und forderte die Entlassung von Jens. Eine offene Kooperation von AfD, Stuttgarter Nachrichten und CDU.

Dagegen hat sich ein breites Solidaritätsbündnis gebildet, dass auch von „Arbeit Zukunft“ unterstützt wird. In einer Erklärung heißt es u. a.:

„Die AfD will dabei etwas skandalisieren, was gar kein Aufreger ist, sondern vielmehr selbstverständlich sein sollte: Solidarität und Antirassismus sind wichtige Bestandteile einer Erziehung zum mündigen Menschen. Es ist nur konsequent dafür auch außerhalb der Kita einzustehen.

So ist nicht das Engagement von Jens der Skandal, sondern die Tatsache dass und vor allem wie die Inszenierung der AfD aufgegriffen wird. Für die Stuttgarter Nachrichten scheint Jens‘ politisches Engagement, das nie ein Geheimnis war, ein gefundenes Fressen. In einem reißerischen Artikel macht sich so ein Redakteur mit fragwürdigen journalistischen Methoden zum Handlanger der AfD. Auch die CDU-Landtagsfraktion mischt mit, indem sie den Rauswurf von Jens aus der Kita fordert. Der Fall macht im Kleinen deutlich, was auch im Großen Alltag geworden zu sein scheint: Die AfD fordert, die CDU zieht nach.

Für mich ist klar: Rassisten und Antisemiten entscheiden nicht darüber, wer in pädagogischen Berufen arbeitet und wer nicht. Und: In einer Zeit in der Unterkünfte für Geflüchtete angezündet werden und in Regierungskreisen über Lager für Menschen diskutiert wird, ist das Engagement für ein solidarisches Miteinander notwendiger und aktueller denn je.

Wir erklären uns daher solidarisch mit Jens. Das Problem sind nicht diejenigen, die gegen die Hetze von Rechts aktiv sind, sondern die, die eben jene verbreiten.

Jens bleibt Erzieher! Nein zur Hetze von Rechts!“

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Für den Inhalt dieses Artikels ist ausschließlich die Autorin bzw. der Autor verantwortlich.
Veröffentlichungen sind nur Medien der Gruppe-Volkskorrespondenz, unter deren Regeln, gestattet.

Sep.05
on 5. September 2018
Veröffentlicht in: #aufstehen
Volkskorrespondent

Heinz Michael Vilsmeier
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Politisch Verfolgte genießen Asylrecht,
Frau Dr. Wagenknecht!

Heinz Michael Vilsmeier

Sahra Wagenknecht hat in der Asyldebatte von Anfang an deutlich gemacht, dass ihr das Grundgesetz genauso wurscht ist, wie denen, die jetzt in Chemnitz auf Straßen und Plätzen randalieren.

Mit ihrem demagogischen Ausspruch: „Wer Gastrecht missbraucht, der hat Gastrecht eben auch verwirkt“, hat sie wesentlich dazu beigetragen, die Flüchtlingsdebatte in Deutschland in eine Richtung zu lenken, die von Pegida und der AfD ohnehin forciert wird. Sahra Wagenknecht trug in der Partei DIE LINKE, das Ihre dazu bei. Dabei hat sie ihren Satz bisher nicht ansatzweise revidiert. Im Gegenteil: Sahra Wagenknecht schlägt immer wieder in dieselbe Kerbe!

Gegenwärtig schart Frau Dr. Wagenknecht in der von ihr gestifteten „Bewegung“ Aufstehen Gleichgesinnte um sich. Sie will wohl Druck auf die Parteiführung der Partei DIE LINKE auszuüben. Wagenknecht weiß, ihre Positionen in der Asyl-, Flucht- und Migrationsdebatte sind mit dem Programm der Partei DIE LINKE, deren Fraktionsvorsitzende im Bundestag sie immer noch ist, schlicht unvereinbar.

Schlimmer noch: bisher hat Sahra Wagenknecht nicht erkennen lassen, dass ihr der Unterschied zwischen einem, egal wie gearteten Gastrecht, egal was sie darunter verstanden wissen will, und dem Grundrecht auf Asyl überhaupt bewusst ist.

Sahra Wagenknecht vertritt unisono die Meinung ihres Ehemannes. Lafontaine hat bereits in der Vergangenheit entscheidend dazu beigetragen, dass das zunächst schrankenlos gewährte Asylrecht erstmals 1993 in wesentlichen Punkten eingeschränkt wurde.

Ungeachtet dessen begründet Grundgesetz Art. 16a noch immer ein individuell einklagbares Grundrecht für alle Menschen, vor allem auch solchen, die nicht Staatsbürger der Bundesrepublik Deutschland sind. Die Rechtsstellung der Flüchtlinge beruht auf einem Grundrecht. Dieses kann, anders als ein „Gastrecht“, auch wenn Lafontaine und Wagenknecht das möglicherweise anders sehen, nicht verwirkt werden.

„(1) Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.
…
(5) Die Absätze 1 bis 4 stehen völkerrechtlichen Verträgen von Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaften untereinander und mit dritten Staaten nicht entgegen, die unter Beachtung der Verpflichtungen aus dem Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge und der Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten, deren Anwendung in den Vertragsstaaten sichergestellt sein muß, …“ (Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland)


Ausschnitt der Pressekonferenz vom 11.01.2016 im Deutschen Bundestag

Wagenknecht: »Wer Gastrecht missbraucht, der hat Gastrecht verwirkt!«

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Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

Sep.04
on 4. September 2018
Veröffentlicht in: #aufstehen
Volkskorrespondent

Andre Accardi
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Ein Tag in Chemnitz

Ich besuchte Chemnitz einen Tag nach dem Mord an dem Tischler Daniel Hillig
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Andre Accardi

Als ich über die Ausschreitungen und den Mord in den Medien gehört habe, habe ich sofort das Gefühl gehabt, dass da etwas nicht stimmt. Einerseits berichten die Medien so und andererseits berichten die Medien so. Da ich Nachtschicht hatte, entschloss ich mich von Montag auf den Dienstag nach Chemnitz zu reisen und selber danach zu forschen, was an den Vortagen dort passierte.

Auf der Arbeit habe ich noch überlegt, welche Sinnhaftigkeit mein Besuch in Chemnitz hat und ob es überhaupt eine hat. Umso länger ich darüber nachgedacht habe, war ich mir sicher das ich hinfahren muss, um auf die Suche nach der Wahrheit zu gehen. Nach der tiefen Sehnsucht mit anderen Menschen zu reden, die vielleicht mehr wissen. Heraus kam ein Interview mit einem türkischen Genossen, viele kleine Gespräche aber auch die Erkenntnis, dass nicht alles Gold ist was glänzt und dass die Medien nicht imstande sind zu differenzieren.
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Medien und ihre Fehler

Besonders die Fernsehsender ARD und ZDF sowie die kompletten Staatsmedien behaupteten das sich in Chemnitz, Linke und Rechte gegenüberstanden. Das war aber nicht so, das hat mir sogar ein CDU-Mitglied bestätigt. Er sagte mir, dass bei den Krawallen die antifaschistischen Gegendemonstranten in keiner Weise gewaltsam vorgegangen ist.  Im Gegenteil, dass was man als links bezeichnet, waren deutlich in der Minderheit. Er sagte weiter das bei der Gegendemo, also bei den die gegen Rechts sind, folgende Organisationen und Parteien anzutreffen, waren: die CDU, die SPD, die FDP, der Naturschutzbund, die AWO und verschiedene Einzelgewerkschaften. In der Minderheit waren die revolutionäre Linke, die interventionistische Linke, die Parteien DIE LINKE, MLPD, DKP und KPD sowie der rote Aufbau. Ein Gewerkschaftsmitglied der IG Metall und ein Mitglied der Gewerkschaft Verdi stimmten dem zu. Alle drei Mitglieder bestätigten ebenfalls das unorganisierte Bürger bei den Gegendemonstranten in der großen Mehrheit waren und das der Protest friedlich geführt wurde.  Die bürgerlichen Medien berichten aber übereinstimmend, dass Linke Gewalt angewendet haben und das es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen links und rechts gekommen ist. Das ist also gelogen, und sogar Polizeibeamte haben mit vor gehaltener Hand die Schilderungen des CDU-Mannes bestätigt. Ich stelle mir die Frage, warum hier die Staatsmedien übereinstimmend lügen.

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Ankunft in Chemnitz

Ich bin in Chemnitz aus dem Zug ausgestiegen und wurde sofort beobachtet und nachdem ich das Bahnhofsgelände verlassen habe, habe ich Patrouillen der Nazis beobachtet. Überall war die Stimmung gedrückt, mies, voller Angst und eigentlich auch irreal. Es war eine Zeitreise ins Jahr 1933, so hat es sich für mich angefühlt. Denn es waren nicht nur Nazis die mich beschattet haben, sondern auch die Polizei hat ihr Übriges dazu geleistet, dass ich mich so gefühlt habe.
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Archivbild: So sehen sie aus die gewaltbereiten Nazis und die Bürger aus die keinen Anlass dafür sehen sich von diesen Faschisten zu distanzieren

Ca. 300 Meter hinter dem Bahnhof wurde ich Zeuge davon, wie ein junger Mensch, mit vermutlich ausländischen Wurzeln, von einem Nazi geschlagen worden ist. Der Nazi hat dem Jungen empfohlen sich doch selber um zu bringen. Polizisten saßen 20 Meter davon entfernt in ihrem Auto und unternahmen nichts. Als der Junge sich von den Faustschlägen erholt hatte, hat er sich schnell entfernt. Ich stand daneben und dachte mir das, dass jetzt der Normalfall in Deutschland werden könne. Ich habe den jungen Mann festgehalten und bin mit ihm zum Polizeiauto gegangen und er machte mich gleich darauf aufmerksam das, dass keinen Zweck hätte, weil er ja Migrationshintergrund hat. Ich habe dann den Jungen festgehalten und wir beide gingen zu diesem Polizeiauto. Die zwei Polizisten, darunter eine Frau, hatte die Scheiben ihres Dienstfahrzeuges geschlossen. Ich klopfte an eine Scheibe und auf die Frage der beiden Beamten was denn sei, sagte ich: „Schauen Sie sich bitte die rechte Wange dieses Jungen an, dieser Mann wurde soeben 20 Meter weiter weg von ihrem Polizeiauto von einen offensichtlich rechtsorientierten Menschen niedergeschlagen.“ Die Beamten, die eindeutig den Angriff des Rechten gesehen haben, sagten, wir haben nichts gesehen – wer weiß woher dieser Junge diese blauen Flecken hat. Dann habe ich den Polizisten gesagt das ich eindeutig gesehen habe wie sie den Angriff der Rechten beobachtet haben. Der Junge wiederum bestätigte der Polizei, dass er das Polizeiauto gesehen hat, weil er nach einem Fluchtweg suchte und das Polizeifahrzeug aufgrund des Blaulichtes es auf dem Dach wahrgenommen hat. Die Polizisten meinten dann das wir mit so einer Art der Unterstellungen, gerade hier an diesem Ort, sehr vorsichtig sein sollten.
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Gespräch mit dem Jungen

Ich fragte den Jungen ob ich ihn ein Stück begleiten können oder sonst irgendwie helfen könne, weil ich merkte das er bitterlich zitterte. Er sagte mir, dass es für ihn normal sei, das er aufgrund seiner Herkunft, von Leute die er nicht kenne und denen er nichts getan hat, geschlagen werde. Er war unterwegs um für seine Mutter beim Bäcker Brot zu kaufen. Dann hat er mir erzählt, dass es in Chemnitz völlig normal wäre, so behandelt zu werden und er es gar nicht anders kenne. Da ich selber, nach meiner Nachtschicht, Hunger hatte begleitete ich den Jungen zum Bäcker. Ich zahlte ihm, bevor ich mich von ihm verabschiedete, sein 500g Brot.  Danach saß ich beim Bäcker, schlürfte meinen Kaffee und dachte darüber nach, was es heißt tagtäglich so behandelt zu werden und was es zu bedeuten hat, wenn man in einem Land wohnt wo man immer wieder zu hören bekommt das man nicht erwünscht ist.  Es kam der Moment wo ich am liebsten wieder nach Hause gefahren wäre aber ich wusste, dass ich als Antifaschist die Aufgabe habe dort zu bleiben. Da meldete sich unerwartet ein türkischer Genosse, der mich treffen wollte um mir ein Interview zu geben. Wir machten einen Ort aus und ich machte mich zu Fuß auf den Weg.
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Der Weg

Überall auf meinem Weg durch die Stadt war kaum Polizeipräsenz zusehen. Nur dort wo die Blumen für den ermordeten Tischler Daniel Hillig niedergelegt waren, war auch die Polizei präsent. Ich stand andachtsvoll vor diesem Blumenmeer und ich schämte mich, dass ich selber keine Blume für diesen Kollegen hatte. Fünf Minuten trauerte ich mit den anderen mitfühlenden Menschen, die wie ich fast regungslos verharrten.
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Archivbild: Ein Foto des ermordeten Daniel Hillig steht am Tatort zwischen zahlreichen Blumen und Kerzen

Der Umgang mit den Mitmenschen

Sehr oft habe ich Nazis und Rassisten gesehen, die Leute mit Kopftuch einfach weg geschubst haben und gesagt haben dass sie sich doch verpissen sollen oder sie wurden als Schädlinge bezeichnet. Eine Frau mit einem Kinderwagen wurde von zwei Nazis auf die Straße geschubst. Der Kinderwagen blieb zum Glück auf dem Gehweg stehen aber die Frau fiel auf die Straße. Sie hatte Glück dass kein Auto sie erfasst hat. Ich war schockiert am helllichten Tag immer wieder Nazis zu sehen die Frauen und Kinder schlagen, schubsen und sie beschimpfen. Ich war wie in einem dauerhaften Schockzustand, in meiner Trauer über diese Verhältnisse kam es dann endlich zu dem Interview, weswegen ich den Weg auf mich genommen habe.
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Mein Interview mit Timgül, einem Genossen aus der Türkei, den ich in Chemnitz getroffen habe
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Andre: Hallo Timgül, du hast dich kurzfristig für ein Interview entschieden darf ich dich fragen warum?

Timgül: Ja, ich möchte gerne noch etwas loswerden. Auch wenn sich zz. hier in Chemnitz alles sehr schrecklich anfühlt, so gibt es auch aufrichtige, ehrliche nette Menschen, die einem wieder Mut machen. Es ist also nicht alles schlecht!

Andre: Was meinst du genau? Ich habe die trauernden Menschen am Blumenmeer gesehen und auf der anderen Seite habe ich sehr viele Nazis und Wutbürger gesehen die eindeutig bereit sind zu jeder Zeit zuzuschlagen.

Timgül: Nun ja, es ist ja so die Nazis und nicht die Antifaschisten hier in Sachsen eindeutig in der Überzahl sind. Das ist aber kein Grund auf zu geben, sich täglich als Antifaschist zu outen und mit den Menschen zu reden. Es ist für uns, die hier leben nichts Neues. Durch die Eskalation am vergangenen Wochenende ist der Rest der Deutschen mal wieder darauf aufmerksam geworden und die Presse schickt ihre Reporter um ein Stück von den „News“ zu ergattern. Dabei sollten die Antifaschisten sich aber nicht auf den Angriff der Neonazis beschränken, sondern auch immer wieder den staatlichen Faschismus anprangern.

Andre: 
Naja über den staatlichen Rassismus habe ich mir schon meine Gedanken, z. B. das die Entnazifizierung nie wirklich konsequent stattgefunden hat.

Timgül: Es gibt einen großen Teil von Menschen in der Gesellschaft die große Angst haben und sich deswegen nicht wagen gegen die Nazis auf zu stehen. Sie hoffen das sich das Problem von alleine legt und sie persönlich unbeschadet bleiben.

Andre: Haben wir eine gewaltsame rechte Revolte vor unserer Brust? Wird es denn überhaupt noch möglich sein diese aufzuhalten?

Timgül: Ich sah einmal in der Nachrichten-Gruppe „Linke Nachrichten“ eine Dokumentation über die bewaffneten Rechten in Osteuropa und Russland. Wie bei diesen Nazis sind die Nazis hier in Deutschland ebenso schwer bewaffnet. Einige haben ihre Waffen noch nicht im Besitz und können sie aber jederzeit holen.

Andre: Meinst Du das alle Nazis in Osteuropa zwischenzeitlich so gut vernetzt sind, um einen kompletten Umsturz machen zu können?

Timgül: Auch die in Rechten in Russland, der Ukraine und Ungarn könnten sofort loslegen. Bloß wir braucht eine Revolte, wenn er Viktor Orban hat und wer braucht eine Revolte, wenn man Putin hat? Nur in der Ukraine kann eine rechte Revolution momentan nicht ausgeschlossen werden. Aber auch bei uns in Deutschland könnte es jederzeit soweit sein, der Staat schaut zu, denn er braucht die Rechten und er braucht die Nazis um dem Volk ein Feindbild zu liefern. Ich bin mir sicher, dass der Antifaschismus in Zukunft nicht mehr durch Pazifismus und Friedens Bekenntnisse zu retten ist.

Andre: Okay an dieser Stelle bedanke ich mich für das interessante Interview und ich hoffe, dass wir in Kontakt bleiben.

Timgül: Ich habe zu danken.
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Auf den Weg zum Bahnhof

Als ich den Ort verlassen habe, gingen mir verdammt viele Gedanken durch den Kopf. Ich wurde definitiv immer noch beschattet und habe die Beschatter auch selber beobachtet. Ich schaue nach links und rechts und die Stadt wurde für mich immer ungemütlicher. Dieses Ohnmachtsgefühl nichts tun zu können war allgegenwärtig und als ich endlich den Bahnhof war ich unglücklich und unzufrieden mit meinem Arbeitsergebnis. Es war für mich auf der einen Seite ein Gefühl von „etwas Nützliches“ getan zu haben und auf der anderen Seite ein Gefühl doch nichts erreicht zu haben.

Das was ich in Chemnitz erlebt habe, kann und darf niemals Alltag werden!

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Für den Inhalt dieses Artikels ist ausschließlich die Autorin bzw. der Autor verantwortlich.
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Aug.30
on 30. August 2018
Veröffentlicht in: Allgemein
Volkskorrespondent

Bastian Reichardt
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Chemnitz: Die Massenmedien
haben die Hauptverantwortung

Bastian Reichardt

Seit der Menschenjagd von Chemnitz gibt sich die Bild-„Zeitung“ wieder besorgt. Als hätte sie mit ihrer Medienmacht mit all dem nichts zu tun, prangert sie nun das Versagen der Politik an und fordert Konsequenzen.

Der Witz ist aber: Chemnitz ist nicht nur ein Behördenversagen. Das ist es allemal. Doch es ist auch das Resultat einer fremdenfeindlichen Stimmungsmache in den Medien, die schon lange vor der AfD da war. Das Politische entscheidet sich immer im Vor-Politischen. Und da tragen die Massenmedien die Hauptverantwortung.

Nur zum Beispiel das untenstehende Bild, das ich heute gebastelt habe und das nicht gerade nicht-repräsentativ ist. Nicht vergessen: Zusammengenommen haben die dargestellten Presseerzeugnisse eine verkaufte Auflage von 3 Millionen Exemplaren.

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