Volkskorrespondent Rui Filipe Gutschmidt

Brutaler Mord an Afro-Brasilianer
in Porto Alegre löst Antirassismusproteste aus

Rui Gutschmidt

Rassismus! Das Wort steht für einen dehnbaren Begriff, der von einfachen Vorurteilen bis hin zu blindem Hass reicht. So einen blinden Hass bekam Brasilien und die ganze Welt jetzt wieder einmal zu sehen, als zwei Sicherheitsleute einer Supermarktkette einen Afro-Brasilianer brutal totschlugen.

Die brutale Aggression in Porto Alegre geschah am Vorabend des Black Awareness Days, am 19. November, wurde in mehreren Videos aufgezeichnet und verursachte große Empörung im Land. Die französische Supermarktkette Carrefour hat in Brasilien eine Vorgeschichte von Gewalt, unterlassener Hilfeleistung und Verstöße gegen die Arbeitnehmerrechte.

Der vierzigjährige João Alberto Silveira Freitas starb, nachdem er von zwei Sicherheitsleuten, von denen einer auch bei der berüchtigten militarisierten Polizei (Policia Militar) war, in einer Filiale der Supermarktkette in der brasilianischen Stadt Porto Alegre brutal geschlagen wurde.

Anti-Rassismus-Demo am Tag nach dem Tod von João Alberto in Sao Paulo. Bild YouTube (Ausschnitt)

Der Mann hatte einen Streit mit Angestellten des Geschäftes. Zwei Sicherheitskräfte griffen ein, packten João Freitas und führten ihn zur Tür des Ladens, wo er brutal geschlagen und getreten wurde. Die Angriffe gingen selbst weiter, nachdem das Opfer ohnmächtig geworden war. Die beiden Sicherheitskräfte wurden auf frischer Tat festgenommen und werden nun des vorsätzlichen Mordes angeklagt.

Der Tod von João Freitas löste in ganz Brasilien eine Welle der Empörung aus und führte dazu, dass unzählige politische Führer, nämlich die ehemaligen Präsidenten der Republik, Lula da Silva und Dilma Rousseff, dazu Stellung nahmen.

Wichtiger aber wie die Politiker, die so eine Situation auch für eigene Zwecke nutzen, sind die Aussagen von Augenzeugen, die  João Freitas persönlich kannten. „Er ging jeden Abend nach der Arbeit hier Fleisch kaufen, mit seiner Frau kaufte er hier immer ein. Es ist ein Mann wie Sie, wie ich, ein ganz normaler arbeitender Typ. Ich lebe 200 Meter von seinem Haus, ich kannte ihn gut.“ Des Weiteren sagte der Zeuge: „Es sind nicht nur die zwei Sicherheitsleute, die auf dem Video zu sehen sind. Andere sorgten dafür, dass ihm niemand zu Hilfe kommen konnte. Ich konnte ihm nicht helfen…“

João Alberto Silveira †. Bild: Familie Silveira

Was soll man da machen? Wenn man zusehen muss, wie zwei Gorillas deinen Freund, Nachbarn oder auch einen Fremden brutal totschlagen? Man hält mit der Kamera drauf und hofft, dass sie einem das Handy nicht wegnehmen. Denn diese Männer, die von Carrefour eingestellt wurden, um Ladendiebe abzuschrecken, sind gefährlich. Mit denen legt sich keiner an dem sein Leben lieb ist. So ist es wohl eher unwahrscheinlich, das João die Männer provoziert hat..
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Aber Angestellte von Carrefour haben ausgesagt, João Freitas habe eine Kassiererin angegriffen. Aber wie glaubwürdig sind diese Aussagen mit dem Druck der Firmenleitung im Nacken? Aussagen von Freunden und Nachbarn sind auch nicht hundert Prozent glaubwürdig. Also was bleibt da noch? Die Justiz muss ihre Arbeit machen. Unabhängig von den „Kollegen der Policia Militar“ und von den Medien.

Als Vertreter der Medien kann ich zu „mildernden Umständen“ nichts sagen. Die Tatsachen aber sind auf einer ganzen Reihe von Videos zu sehen. Fehlen nur die Bilder der Überwachungskameras, die auch die Vorgeschichte dieser Tat zeigen.

Dies gesagt, bleiben die Videos der Passanten, die auf YouTube und Co zu sehen sind und die in den sozialen Netzwerken rauf und runter gespielt werden. Darauf ist die Tat an sich deutlich zu sehen. Es ist auf jeden Fall ein Mord! Eine brutale Aggression voller Hass gegen ein Mitglied einer Minderheit in Brasilien, gegen die bei vielen weißen Brasilianern Vorurteile bestehen, die schnell in blinden Hass ausufern. Man sieht diesen Hass meiner Meinung nach nur allzu deutlich.
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Rassismus tötet!

Was ist das nur mit uns Menschen? Woher kommt diese Denkweise? Als wir noch als Jäger und Sammler unterwegs waren, mussten unsere Clans gegen Eindringlinge kämpfen, die unsere Jagdgründe beanspruchten, die Frauen raubten und später das Korn und andere Vorräte stahlen. Da diese Krieger oft aus fernen Ländern kamen und anders aussahen, wurden Ängste gegen Fremde geboren und aus Angst wird bekanntlich schnell Hass.

Beerdigung von João Alberto Silveira in Porto Alegre am vergangenen Samstag. Foto: Silvio Avila. Quelle: YouTube

Dass wir heute noch so primitiv sind, liegt an Populisten, die solche Ängste und den entsprechenden Hass schüren. „Preto é bandido“(Schwarze sind Banditen), sagen viele Menschen, vor allem aus der Mittel- und Oberschicht. Man sollte meinen, dass die Menschheit in den Letzten 10.000 Jahren weiter gekommen wäre. Aber die zwei Mörder, die nicht nur brutal, sondern auch feige gehandelt haben, erinnern wohl eher an die Steinzeit. Es heißt, der Homosapiens habe noch Spuren der Neandertaler-DNA in sich. Die Aggressoren scheinen sogar sehr viel davon zu haben.

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Das Rassismus tötet ist schon lange bekannt. Es liegt im Ursprung des Hasses gegen alles Fremdartige, das wir die vermeidliche Gefahr nicht Gewalt von vorneherein beseitigen. Doch diese „Gefahr“ gibt es schon lange nicht mehr so. Herkunft und genetische Abstammung sind kein Kriterium, um den Charakter eines Menschen zu bestimmen. In einer Demokratie darf es keinen Rassismus geben! Vorurteile sind einfach dumm, aber Intoleranz und Xenophobie werden von einigen Charakteren angeheizt und als Machtinstrument ausgenutzt. Brasiliens Präsident, der Faschist Jaír Bolsonaro, verwendet gerne diese „Waffe“, indem er unterschwellige Propaganda gegen Minderheiten betreibt.
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