100 Jahre Gründung der Sowjetunion

Die Sowjetunion wurde am 30. Dezember 1922 gegründet, nachdem die letzten imperialistischen japanischen Überfallsoldaten Sibirien geräumt hatten. Die Sowjetunion war der erste Staat in der Weltgeschichte, der schon mit dem Ziel seiner eigenen Aufhebung gegründet worden war.
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Wie kam es dazu?

Die Bolschewiki waren auf Grund der großen Aufklärungsarbeit Lenins theoretisch weiter als die Kommunarden in Paris, die 1871 ihre Commune noch nicht in der dialektischen Drastik und Entschiedenheit auslegen konnten wie dies am 30. Dezember 1922 in Russland geschah. Die Sowjets wurden von Lenin als Keimformen des Absterbens jedes Staates bestimmt, eine Bestimmung, die sich noch nicht im Kontext des Selbstbewusstseins der Pariser Kommunarden findet. Die Pariser Commune ist im Zusammenhang der Umwandlung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft nicht elementar herauszuheben, ihre politische Führung setzte sich aus Proudhonisten (Anarchisten) und Blanquisten, die abenteuerlich eine Minderheitsregierung aus Sozialrevolutionären für sinnvoll hielten, zusammen. Beide Strömungen von 1871 waren und sind bis heute unvereinbar mit dem Marxismus.

Lenin spricht 1920 in Moskau zu Soldaten der Roten Armee.

Die Geschichte der Sowjetunion belegt, dass sie und ihre KPdSU nicht, wie theoretisch vorgesehen, dialektisch im Kommunismus aufgehoben worden sind, sondern dass beide elend zugrunde gegangen sind. Aus der bolschewistisch-roten Sowjetunion war am Ende nach 74 Jahren eine mafia-schwarze geworden. Die hundertste Wiederkehr der Gründung der Sowjetunion am 30. Dezember 1922 hätte selbstverständlich zur Aufgabe führen müssen, zu klären, warum dieser perverse Farbwechsel hin zu einem perversen Monsterstaat, hatte stattfinden können, so dass als Ergebnis die russischen Völker heute in imperialistische Welthändel verstrickt sind. 

Die Weichen zum – salopp formuliert – ‘Schwarzen Freitag des Weltkommunismus im 20. Jahrhundert‘ sind im Zeitraum von 1950 bis 1956 unter der Fahne des Leninismus in der Sowjetunion gestellt worden. Noch zu Lebzeiten Stalins tauchten Stimmen von Ökonomen, die sich hinter der Maske einer angeblich notwendig gewordenen zweiten NEP versteckten, mit dem Tenor , einem privaten Wirtschaftssektor mehr Freiraum zu gewähren. Stalin wies das noch 1952 in seiner Schrift ‘Ökonomische Probleme der UdSSR‘ als schädlich für die weitere Entwicklung zum Kommunismus hin, scharf zurück. Die in diesen revisionistischen Vorschlägen steckende Gefahr war also bekannt. Es wurde bewusst gegen eine Wirtschaftspolitik vorgegangen, der Plan und Kollektivität sowie Aufhebung der Schere zwischen Stadt und Land zugrunde lagen.  1958 wurde das Land durch die Auflösung der MTS (Maschinen-Traktor-Stationen) unwiderruflich zunehmend in die Bahn der Warenzirkulation geworfen. Monokausal kann der Zusammenbruch der SU nicht erklärt werden, die Auflösung dieser Stationen, vor der Stalin noch 1952 nachdrücklich gewarnt hatte, aber war einer der Hauptfaktoren. Von nun an gings bergab. MTS waren in sozialistischen Ländern Einrichtungen, in denen die Bauern landwirtschaftliche Maschinen und Traktoren zur Nutzung ausleihen konnten. Der Schlüssel zum Zerfall liegt keineswegs primär auf der politischen Ebene, in der revisionistischen Dekadenz einer KPdSU, diese kann nur Reflex ökonomisch bedingter Schwergewichtsverlagerungen in den Klassenkonstellationen sein, man muss tiefer gehen, zu Fehlentscheidungen an der ökonomischen Basis. Unter dem Deckmantel des Kampfes gegen den Personenkult wurden auf dem 20. Parteitag der KPdSU die konterrevolutionäre Tendenz politisch verankert, wurden revisionistische Nägel mit Köpfen gemacht.  Die Lokomotive der Revolution wurde auf ein Abstellgleis gelenkt, dessen Prellbock ‘Warenproduktion‘ lautete. Dieser Prozess beanspruchte Jahre.

Was bedeutet Warenproduktion? Sie bedeutet, dass der Produzent die Kontrolle über sein Produkt verliert, ein Handicap, das im Weltmarkt zum Gipfel der Anarchie der Produktion führt. Traditionelle Imperialsten unter der Führung der USA und neue Sozialimperialisten sowjetischer Provenienz hatten die Welt in Blöcke aufgeteilt, das deutsche und das koreanische Volk litten am meisten darunter, nur das vietnamesische konnte sich halbwegs befreien. Das Entscheidende aber war und ist: Wer Waren produziert, wird selbst zur Ware. “Kaum hatten die Menschen angefangen auszutauschen, so wurden sie auch schon selbst ausgetauscht. Das Aktivum wurde zum Passivum, die Menschen mochten wollen oder nicht“ (Friedrich Engels, Über den Ursprung der Familie, des Staates und des Privateigentums, in: Marx, Engels, Ausgewählte Werke, Band 2, 1972, Seite 298).   Dies alles hatte sich schon vor Gorbatschows Finalauftritt als Totengräber des Sozialismus ergeben. Der konterrevolutionäre Maulwurf hatte so gewühlt, dass der Boden des Sozialismus immer aufgelockerter wurde, bis Gorbatschow auftrat und alles mit konterrevolutionärem Bewusstsein zum Einsturz bringen konne. Er hatte letztendlich jedoch keine Wahl, wir sehen in ihm das Passivum, die jämmerliche Figur, die zum Spielball des internationalen Imperialismus geworden war, mochte er sich subjektiv auch noch so viel einbilden und der Welt Gegenteiliges vorheucheln. Was dem deutschen Imperialismus in Gestalt des Hitlerfaschismus von außem nicht gelang, von innen heraus hat es funktioniert, und die Folgen, die sich aus dem Zusammenbruch der UdSSR für die Weltbevölkerung ergeben, werden langfristig betrachtet am Ende tragischer sein als die Folgen des zweiten Weltkrieges.
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Diese Ausarbeitung fußt weitgehend auf eine Textvorlage von Heinz Ahlreip. Eine Weiterveröffentlichung des Textes in dieser Form ist gemäß einer Creative Commons 4.0 International Lizenz ausdrücklich erwünscht. (Unter gleichen Bedingungen: unkommerziell, Nennung der verlinkten Quelle (»Der Weg zur Partei«) mit Erscheinungsdatum).

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