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Erinnern an den 20. Juli 1944 nicht mehr als ein Medien-Theater

Gerd Pehl, Berlin

Es mutet seltsam an, wenn der ZDF-Redakteur Christian Kirsch im ZDF-heutejournal vom 20. Juli bemängelt, dass Asoziale und Kriminelle, die während des Nationalsozialismus in Konzentrationslagern gesteckt wurden, bis heute keine Anerkennung und Entschuldigung erfahren haben. Er verschweigt, dass gerade die Kriminellen in den KZs als Kapo – als bereitwilliger Helfer der SS – tätig waren und mit mehr und besseren Lebensmitteln, mit Zigaretten und sogar mit dem Besuch von Häftlingsbordellen belohn wurden. Ihnen war das arbeiten nicht erlaubt. Sie waren diejenigen, die zur Bestrafung inhaftierter ehemalige SA-Mitglieder, gefangener Juden oder politischer Häftlinge von der SS auserwählt wurden. Der SS kam es auf eine möglichst reibungslose Befehlsweitergabe und die skrupellose Durchsetzung an.

Da drängt sich die Frage auf, was haben die Kriminellen und Asozialen mit den wirklich Verfolgten des Naziregimes gemeinsam? Tatsache ist, dass in der BRD bis zum heutigen Tag die wirklich Verfolgten des Naziregimes keine Anerkennung oder Opferentschädigung erhielten, ganz im Gegensatz zu den Verfolgten des Naziregimes, die in der DDR lebten. Ihnen wurde mit der Verleihung der “Medaille für Kämpfer gegen den Faschismus 1933 – 1945“ durch den Vorsitzenden des Ministerrates der DDR staatliche Anerkennung gezollt und bekamen eine gesonderte Rente.

Ausschnitt ZDF-heutejournal vom 20. Juli 2018

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All das verschweigt dieser Moderator des ZDF, weil es inopportun ist, der Bevölkerung dies mitzuteilen. Aber sein Hinweis auf die von der Adenauer-Regierung 1951 erlassenen Gesetze zur “Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts für Angehörige des öffentlichen Dienstes“ sowie das sogenannte 131er Gesetz, mit dem die Offiziere und Generäle der faschistischen Armee und der SS wieder zu Rang und Ansehen kamen, erwähnt er nur kurz, ohne den Fernsehzuschauern bzw. den Zuschauer des Videos “klaren Wein einzuschenken“ – ihnen deutlich zu sagen, dass es nicht zur erklärten Politik der BRD gehört, dass auch dieses Erinnern an den 20 Juli 1944 nicht mehr als Theater ist. Der ZDF- Moderator weist deutlich darauf hin, dass der Putschversuch gegen Hitler einen Terror auslöste, bei dem Tausende ihres Lebens durch die SS und Nazi-Justiz beraubt wurden und zu ihnen auch Ernst Thälmann, Führer der Kommunistischen Partei Deutschlands und der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Rudolf Breitscheid gehörten. Dafür hätte der ZDF-Moderator eine Minuten länger sprechen müssen.

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