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Medien Mosaik

– Otar Iosseliani (Regie): Die Singdrossel
– Erik Balling: Gedächtnisbilder

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Zu den großen georgischen Filmregisseuren zählt Otar Iosseliani, der schon seit 1982 in Frankreich lebt. Sein Frühwerk „Die Singdrossel“ ist jetzt endlich wieder auf DVD erhältlich. In dem 1970 uraufgeführten Schwarzweißfilm (der bald auch in die DDR kam) griff Iosseliani offenbar eigene Erfahrungen so allgemeingültig auf, dass sich junge Männer seit Generationen mit dem recht unsteten Helden Gija identifizieren können – und durchaus nicht nur in Georgien! Gija ist Orchestermusiker, der Pauke spielt, und da dieses Instrument nur gelegentlich in den Musikstücken zu tun hat, kommt er meist knapp vor dem Einsatz oder verlässt das Orchester vor dem Finale. Er ist voll ausgelastet mit Flirten und mit Feiern, ein charmanter Schlawiner!

Die Singdrossel, eine melancholische Komödie aus Georgien

Iosseliani selbst hat Musik studiert, bevor er zur Mathematik wechselte und schließlich an der Moskauer Filmhochschule das Regiediplom erlangte. Dass er danach erst als Matrose und dann als Metallarbeiter wirkte, war vielleicht nicht ganz freiwillig, denn ihm war Formalismus vorgeworfen worden. Sein erster Film wurde 1967 in Cannes ausgezeichnet, und sein zweiter, eben „Die Singdrossel“ zeigte so viel Alltagsleben typischer junger Leute in Tbilissi, dass er damit weithin berühmt wurde.

Die Singdrossel, Regie Otar Iosseliani, 1970, DVD bei Icestorm, 14,95 Euro.

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Vor 50 Jahren wurde der erste Film mit der dänischen Olsenbande gedreht. Verschiedene Sender wiederholen die Spielfilmserie, und das Potsdamer Filmmuseum bietet eine opulente Ausstellung auf. Morten Grunwald (Benny) und Jes Holtsø (Børge) als letzte Überlebende der Stammbesatzung geben Interviews. Dabei sollte der Erfinder der Reihe, Erik Balling, nicht vergessen werden. Er führte bei 13 der 14 Filme Regie und schrieb die Drehbücher gemeinsam mit dem Szenenbildner Henning Bahs. Ihm widmete er ein Kapitel in seinen 1998 in Kopenhagen erschienenen Erinnerungen, die vor anderthalb Jahren endlich in einer deutschen Übersetzung von Guido Herda herauskamen.
Der Band mit dem Titel „Gedächtnisbilder – Über ein Leben, die Olsenbande und all die anderen schönen Filme“ lässt nicht nur viele Blicke hinter die Kulissen der Olsenbande-Filme zu. Der Rückblick stellt auch durch die umfangreichen Erläuterungen ein Gesellschaftsporträt des Nachkriegs-Dänemark dar. So ist die Olsenbande nur ein Teil der umfangreichen Memoiren des Regisseurs, der auch zahlreiche Folgen der TV-Serie „Oh, diese Mieter!“ inszenierte, die bei uns viele Freunde gewann. Balling, der in seiner Jugend aktiver Antifaschist war und sich später kritisch mit der Globalisierung auseinandersetzte, starb 2005 mit 81 Jahren.

Erik Balling: Gedächtnisbilder, übersetzt und lektoriert von Guido Herda, Mosamax-Verlag, Dresden 2016, 294 Seiten, 25,00 Euro.
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Dieser Artikel erschien vor ein paar Tagen in  Das Blättchen. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors.
Bilder und Bildunterschriften wurden von der Redaktion AmericanRebel hinzugefügt.
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