Leonhard Ogg

Brasiliens Urwälder werden ungehindert vernichtet

Mit der Regierung Temer werden die Urwälder des Amazonas leichter zur Rodung vergeben.

Leonhard Ogg

Nichts hält die Gier der Menschen zurück. Gesetze sind dazu da, um die Menschen daran hindern, anderen Schaden zuzufügen. Anders ist es mit der Natur und der Mensch hält sich für ein außerordentliches Wesen, dass über der Natur steht, über sie verfügen kann als wäre er von ihr nicht abhängig und als stünde er nicht mit ihr in einer engen Verbindung, nicht nur als ein intelligenter Nutzer, sondern als Herrscher. Dazu gesellt sich das Räuberische und die Gier nach Geld und Reichtum, die er durch ihre Ausbeutung machen kann.

Im brasilianischen Amazonasgebiet werden nach dem Regierungswechsel und seitdem der neu eingesetzte Präsident Michel Temer im Amt ist, die Gesetze die teilweise dazu bestimmt waren, die Urwälder zu schützen, außer Kraft gesetzt, während die Waldrodungen beschleunigt werden und einen gefährlicheren Umfang annehmen. Nicht desto weniger wurde der jetzige Präsident, der im Dienst neoliberaler Politik steht, schnell als Vampir bekannt, ein Gruseltier, dass das Blut des eigenen Volkes und Landes aussaugt.

Amazonas, Holzfällerstrasse – Agencia CNT –
Flickr.com CC BY 2.0

Nordamerikanische Institute, wie das „International Conservation Institut“, mit Sitz in Virginia und zwei Universitäten, haben nach Beobachtungen durch Satellitenaufnahmen vom Bundesstaat Rondonia 62 bedrohte Gebiete ausgemacht, die vorher unter Schutz standen und jetzt schneller gerodet werden und deren grüne Flächen von Tag zu Tag kleiner werden. Genau in diesem Gebieten lässt die Regierung von Michel Temer und der zu seiner Partei gehörende Gouverneur, die Gesetze ändern oder einfach streichen damit der Abbau von Edelholz wie Mahagoni und anderen Holzarten erleichtert wird.

Ausgerechnet diese Regionen, in denen der Wald unter Schutz des Gesetzes stand um den illegalen Handel zu unterbinden, sind auch diejenigen Gebiete, die jetzt auf dem Verhandlungstisch der Politiker in Brasilien kommen.

Der Präsident vom Conservation Institut, Michael Mascia, der seit dreißig Jahren in internationalen Aktivitäten im Bereich des Naturschutzes tätig ist, sagt dass diese Forschungen dazu führen zu verstehen warum diese Gegenden am meisten bedroht sind und auch dass sie eindeutig in Richtung einer Absprache zwischen Politik und Holzhändlern deutet. Die Erkenntnis, dass die schon vorher bedrohten Gegenden gefährdeter sind als noch unangetastete Gebiete ist neu, zeigt aber, dass es Verhandlungen und ein Einverständnis gibt und dass die Brasilianer, die brasilianische Gesellschaft und in indirekter Weise auch die restliche Welt, später dafür die Konsequenzen und Bürden tragen wird. Dass dieses Einverständnis selbstverständlich nichts anderes als Abmachungen zwischen mafiösen Politiker und Verbrechern sind, die bisher illegal handelten, die sich gegenseitig mit Vergünstigungen schmieren, liegt auf der Hand.

Das brasilianische Ministerium für Umweltschutz hat nach eigenen Aussagen von den Warnungen des amerikanischen Instituts gar nichts erfahren und entgegnet darauf, dass es „Studien gibt die je nach Beantragung der Interessierten Händler technische Forschungen erstellt die die Durchsetzbarkeit des Unternehmens und der Messungen der Schäden nach Maßstäben des Ministeriums für Umweltschutz prüft“. Das Ministerium würde versuchen, „den Schaden an diesen gebieten durch den Schutz von anderen Gebieten kompensieren“. Für Michael Mascia hatten diese Gebiete sowieso immer schlechte und nicht wirkungsvolle offizielle Kontrolle, was eindeutig auf die Gleichgültigkeit der verantwortlichen Kreise hinweist.

Der Artikel erschien letzte Woche in der Veröffentlichung der Zeitung der Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States.

Im Jahre 2010 wurden im Amazonasgebiet für den Bau von zwei Staudämmen, rund 8.000 Quadratkilometer gerodet, was etwas sechs mal der Stadt São Paulo und zehn mal die Größe der Stadt Berlin entspricht. Vier Jahre später wurden andere zwanzig Schutzgebiete gerodet die zwölf mal der Größe der Stadt Sao Paulo entsprechen, um Platz für Weidefläche für die Rinderzüchtung zu schaffen. Brasilien ist der größte Rindfleischexporteur der Welt. Über 90 Prozent des westeuropäischen Fleischkonsums kommen aus Brasilien und Argentinien, davon fast 70% aus Brasilien.

Für Rodrigo Medeiros, Professor für Umweltschutz der Universität von Rio de Janeiro sind die ganzen Verwicklungen ein klares Bargain zwischen Politikern, Großgrundbesitzern und Fleischgroßhandel.

Bei den größten Anstrengungen der letzten Jahre, die von einigen wenigen ernsten Naturschützern, Wissenschaftlern aus den Bereichen der Botanik und Biodiversität, einige Gebiete des Urwaldes wieder aufzuforsten, konnten nur 5 Prozent dieser Gebiete für die Natur zurückgewonnen werden. Die Gründe davon waren der natürliche Widerstand des biologischen Bestandes der Erde und der Gewässer, die sich nicht leicht manipulieren lassen für das wofür die Natur Millionen Jahre brauchte, wie auch das erneut räuberische und untergründige roden der Vegetation durch die Machenschaften der Menschen.

Dass es Interessenten gibt die Edelholz in der ganzen Welt kaufen wollen, zuerst in den USA aber auch in Europa, muss jedem klar sein. Das die internationale Gemeinschaft Interesse am Fortbestehen solcher Regierungen haben kann, die aus der leichten und billigen Ausbeutung von einmaligen Naturressourcen ihren Nutzen ziehen, die finanziell für einige Gruppierungen im In- und Ausland lukrativ und vom Vorteil sein können, als wären diese im Prinzip schlau, zeigt auch eindeutig im umgekehrten Sinne und deutet keinesfalls auf Intelligenz. Das die internationale Gemeinschaft es toleriert, wenn nicht sogar eindeutig akzeptiert, ist mehr als skandalös.

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Dieser Artikel erschien auch auf unserer Partnerseite  INFO-WELT

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