Redaktion Roter Morgen (18. Nov. 2020)
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Nieder mit dem Verrat der ver.di-Bosse! Für die
kompromißlose Verteidigung unserer Arbeitsplätze!

»Wer kämpft, kann verlieren – wer nicht kämpft, hat schon verloren«! Doch bei Galeria Kaufhof/Karstadt gab es so gut wie keinen Kampf, denn das Aufgebot der Gewerkschaft ver.di beschenkte sich auf ein paar harmlose „Beruhigungspillen“ und so billigte sie das 42 Filialen geschlossen wurden und 4.000 Kolleginnen und Kollegen ihre Arbeit verloren.

Der Kollege Daniel Umbscheiden, der noch vor Kurzem bei Galeria Kaufhof/Karstadt gearbeitet hat und seit dem 31. Oktober arbeitslos ist, berichtete auf »Klasse gehen Klasse«:

Galeria Kaufhof/Karstadt: 42 von 172 Filialen wurden kampflos geopfert. Bild: Nering

(…) Da es keinen Plan B im Arbeitskampf. Galeria Kaufhof/Karstadt war ein standhaftes Unternehmen mit 172 Filialen, von denen letztlich 42 geschlossen wurden. Der Arbeitskampf beschränkte sich im größten Teil nur auf die Betriebsräte, die sich Hilfe bei Gewerkschaften und der Politik suchten. Es wurden viele Gespräche geführt, viele Hände geschüttelt und es gab einige mündliche Zusagen zur Unterstützung der Arbeitnehmer/innen, damit sie nicht ab dem 31. Oktober auf der Straße stehen. Dabei blieb es aber letztendlich aber auch. Durch diese Gewerkschaftspolitik wurden die Mitarbeiter/innen in falscher Sicherheit gewiegt. (…) ansonsten gab es nur an Samstagen Aktionen mit ein paar Luftballons und Westen für die Mitarbeiter/innen, um etwas Werbung zu machen, aber Verantwortliche von der Gewerkschaft waren weit und breit nicht zu sehen“.

Der Kampf um die Arbeitsplätze bei Galeria-Kaufhof/Karstadt ging verloren, weil nicht gekämpft wurde! Er ging verloren, weil die Gewerkschaftsführung anscheinend mit den Bonzen von Galeria-Kaufhof/Karstadt mehr verbindet als mit ihren Mitgliedern und allen anderen Kollegen im Einzelhandel. Die Galeria Karstadt Kaufhof GmbH, so die offizielle Unternehmensbezeichnung, gehört der östereichischen Signa Holding, einem Immobilien- und Handesunternehemen mit dem Multimillonär René Benko an der Spitze.

Als Nächstes sollen 1.300 Kollegen/innen beim Daimlerwerk in Düsseldorf und in Stgt-Untertürkheim auf die Straße gesetzt werden und auch diese Kollegen/innen haben nur die »Beschwichtigungs-IGM« hinter sich, wenn sie nicht selber ihre Geschicke in die Hände nehmen.
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Kollegen in Italien zeigen, wie Arbeitskampf geht, wenn man sich nicht nur auf die Gewerkschaftsführungen und die Politik verlässt.

Die US-Firma »Whirlpool« beabsichtigte das Werk im italienischen Neapel das Werk am 31. Oktober 2020 zu schließen. Trotz der Versprechen der Regierung zu helfen, fielen am Ende 400 Arbeitsplätze mitten in der Pandemie weg, in der es eh schwierig ist, einen neuen Job zu finden. Genau wie bei Galeria-Kaufhof/Karstadt wurden viele Gespräche geführt und Hände geschüttelt. Zusammen mit der Gewerkschaft wurden Verhandlungen geführt, um die Arbeitsplätze zu sichern und Investitionen von 250 Millionen in den nächsten 3 Jahren vorzunehmen. Es hieß, das Unternehmen sei, im Austausch für wirtschaftliche Anreize und Steuererleichterungen zu Jobgarantien verpflichtet worden. Nichts davon passierte und die Investitionen blieben aus und man erklärte, dass das Werk geschlossen werden muss. Das gleiche Schicksal von Galeria-Kaufhof/Karstadt trifft also auf auch Whirlpool zu. 

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Entlassene Whirlpool Arbeiter demonstrierten am 11. Juni 2019 in Neapel. Bild YouTube (Ausschnitt)

Doch Kollegen in Neapel handelten anders! Sie nahmen das nicht hin und riefen selbst zu Streiks und Besetzungen auf, um darauf aufmerksam, was man mit ihnen vor hat. Die Aktionen lösten eine riesige Welle der Solidarität aus und man sammelte sogar 60.000 Unterschriften in Nepal für eine Petition.

Am 5. November besetzten die Arbeitnehmer von Whirlpool einen Bahnhof, um die Regierung auf sich aufmerksam zu machen und die Versprechen der Politik einzufordern. Sie machten damit ihrem Unmut Ausdruck und zeigten, dass man es nicht akzeptiert, wenn die Politik nicht handelt. Man will das Versprechen der Arbeitsplatzsicherheit eingelöst sehen. Am 9. November besetzten sie auch den Flughafen in Neapel, um zu zeigen, dass man sie nicht mit warmen Worten stehen lassen kann.
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Wir haben nichts zu verlieren!

Das kann nicht der richtige Weg sein und wir wollen keine Politik, die dies einfach zulässt. Deswegen müssen wir dafür kämpfen, dass auch hier in Deutschland die Entlassungen nicht einfach hingenommen werden. Die Kollegen müssen sich ihrer Kraft bewusst sein und selbst aktiv werden. Alle müssen ihr Recht auf Streiks und Besetzungen wahrnehmen sowie die DGB-Gewerkschaften dazu auffordern, Entlassungen nicht hinzunehmen!

Um die Kampfbedingungen zu verbessern, müssen revolutionäre Betriebsräte, Vertrauensleute und Jugendvertreter den Kampf mit ihren Kollegen voranbringen. Diese Funktionen sind zwar durch reaktionäre Gesetze wie das Betriebsverfassungsgesetz oder durch Satzungen und Richtlinien des DGB-Apparats an die Interessen der Bourgeoisie und des DGB-Apparats gebunden. Andererseits aber sind die gewählten Vertreter wichtige Positionen im Betrieb, die im Interesse des Kampfes der Belegschaft genutzt werden müssen. Die Erfahrung hat gezeigt, wie wichtig es ist, diese Gremien nicht einfach den Handlangern des DGB-Apparats oder anderen, den Unternehmern völlig hörigen Elementen zu überlassen.

Wir brauchen Revolutionäre Betriebsräte, -Vertrauensleute und -Jugendvertreter/innen die diese Funktionen nutzen und Klassengewerkschaften, die immer kampfbereit und alleinig den demokratischen Weisungen ihrer Mitglieder verpflichtet sind!
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Wir fordern:

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Die kompromißlose Verteidigung unserer
Arbeitsplätze! Keiner einzigen Entlassung
darf zugestimmt werden!

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Absolute Verbindlichkeit der Urabstimmungser-
gebnisse für die Gewerkschaftsführung!

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Annahme von Tarifverträgen nur durch Urabstimmungen!

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Voller Lohnausgleich bei Kurzarbeit!
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!

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Quellen:
Daniel Umbscheiden
– Wipkipedia
– RGO
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Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

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