Neue Zeit 20.06.1986

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Gedenkblatt für Dean Reed

Neue Zeit 20.06.1986

"Getragen von Wogen der Sympathie" - So war ein Beitrag der "Neuen Zeit" aus dem Jahr 1972 überschrieben; er berichtete über eine Tournee des amerikanischen Sängers Dean Reed durch die Sowjetunion. Noch im selben Jahr erkor der Künstler die DDR zu seiner Wahlheimat, und hier wie überall gewann er rasch jene Popularität, die eben aus Sympathie erwuchs, die ihm für seine künstlerische Leistung und ebenso für seine klare Haltung vor allem vom jugendlichen Publikum entgegen gebracht wurde.

Eine andere Schlagzeile kennzeichnete Inhalt und Tendenz seiner Kunst: "Mit Liedern der Liebe gegen den Krieg". Er singe aus Liebe, sagte er einmal, aus Liebe zu den Menschen, zur Welt, zur Schönheit. In einer Welt, in der das Leben durch Krieg und Vernichtung täglich bedroht sei, bedeute für ihn auch ein Lied über die Liebe Protest.

Der 1938 in Colorado geborene Künstler war im amerikanischen Showgeschäft der sechziger Jahre ein beliebter Rocksänger. Tourneen führten ihn auch nach Südamerika. Dort, auf dem lateinamerikanischen Kontinent, erlebte er Ausbeutung in krassester Form, Elend, Unmenschlichkeit. Sein soziales Bewusstsein erwachte, er begann sich zu engagieren, lernte Spanisch, um die Menschen dort besser zu verstehen, er ging mit ihnen auf die Straße, um für den gesellschaftlichen Fortschritt zu demonstrieren. In Chile, wo er neun Jahre lebte, war er konsequenter Kampfgefährte der Unidad Popular.

In die DDR kam Dean Reed erstmals im November 1971, zum Internationalen Leipziger Dokumentarfilmfestival - mit der Gitarre und mit einem Film über Chile. Auch sein jüngster Film "El Cantor" hatte mit Chile zu tun, er war dem Volkssänger Victor Jara gewidmet. Dazwischen lagen mannigfache schauspielerische Aufgaben in Italien, in der Sowjetunion, bei der DEFA, wo er mit Eichendorffs "Taugenichts" debütierte. Wie man hört, steckte er jetzt mitten in den Vorbereitungen zu einem DEFA-Film, der als Plädoyer für die Rechte der verfolgten und diskriminierten Indianer konzipiert war - ein konsequentes geistiges Programm.

Das Unrecht bekämpfen, auch mit Mitteln der Kunst - das hatte er auf einem Solidaritätsmeeting in Leipzig vor einigen Jahren als sein persönliches Credo formuliert. Er hat diesen Kampf nicht nur mit künstlerischen Mitteln geführt, er hat auch sich selbst nicht geschont, wenn es den Einsatz galt. In den Archivmaterialien zu seiner Person finden sich zahlreiche Meldungen: In Montevideo verhaftet - Aus Chile ausgewiesen - In Buffalo vor Gericht.

Zu dem Künstler mit der gewinnenden Ausstrahlung, der von der Liebe zum Leben und zu den Menschen sang, will die Meldung so gar nicht passen, die jetzt durch die Presse ging: dass ein Unglücksfall ihn plötzlich aus dem Leben riss. Sein Gesang, der beim Festival des politischen Liedes oder beim "Rock für den Frieden" und bei anderen Gelegenheiten Tausende mitriss, ist für immer verstummt.

Me.

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Letzte Änderung: 2018-04-18