Junge Welt 29./30.08.1981

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Ein bunter Abend mit dem "Cowboy"

Bemerkungen zur Unterhaltungsshow "Sing, Dean, sing" mit Dean Reed im Palast der Republik

Nach "Sing, Cowboy, sing" nun "Sing, Dean, sing". Vom Hauptdarsteller auf der Filmleinwand nun zum Hauptakteur in Sachen Unterhaltungskunst auf die "Bretter" des Palastes der Republik. Mit einer "Personality Show" ist ihm hier die schöne Chance gegeben, alle Register seines Könnens zu ziehen.

Dean zieht erst einmal jene, die ihm scheinbar schon in die Wiege gelegt wurden: Herzlichkeit, Temperament, Musikalität. Und hat damit schon viel gewonnen beim Publikum. Er singt "Hey, hey, heut' mach ich eine Party", "Hard Day's Night", "Glory Halleluha" und vieles andere in Rock, Folk, Country oder Schlager, verbindlich-freundlich, träumerisch oder sentimental. Beim Berlin-Couplet "Solang noch untern Linden..." ist's mir mit der Liebeserklärung allerdings ein bisschen zuviel.

Zwischendurch belegt Dean Reed mit Filmeinblendungen von "Sing, Cowboy, sing" - der Titel der Show ist also nicht zufällig - beziehungsreich weitere persönliche Fähigkeiten. Legitimes Gestaltungselement des Schauspielers für den Show Man. Sympathisch ist Dean immer da, wo er sich damit selbst nicht so ganz ernst nimmt. Die glücklichste Hand für sein Programm hatte er wohl in der Wahl seiner Gäste Dagmar Frederic, Josef Laufer, Phil Everly, Marion Scharf und Elke Martens. Vertrauend auf den Charme und die Eleganz Dagmar Frederics, bauend auf den virtuosen Entertainer Laufer, wissend um die Stimmgewalt Marion Scharfs - ihre berührende "Let It Be"-Interpretation gehörte zu den Glanzpunkten des Abends - und verbunden in langjähriger Freundschaft mit Phil Everly (vielen sicher noch bekannt aus der Zeit der Everly-Brothers), konnte für Dean Reed fast nichts mehr schiefgehen.

Doch auch wenn die Dean-Reed-Show nicht zu den schlechtesten unter den einschlägig unterhaltenden zählt, so hätte sie besser sein, mehr sein können als ein buntes Nummernprogramm. Dazu hätte eine Konzeption vorliegen müssen, die dem Programm mehr abverlangte, als dass da einige mit Dean befreundete Interpreten singen, was das Publikum mag und noch dazu möglichst für jeden Geschmack etwas. Von allzu starken Cocktails wird einem leicht benommen im Kopf - so ging's mir jedenfalls bei der Mixtur von Johannes Brahms' "Guten Abend, gute Nacht", besagtem "Solang' noch untern Linden" und "Give Peace A Chance" im Big-Band-Sound.

Regisseur Frieder Kranz hat mit der ersten Show dieser Art im Palast im vergangenen Jahr mit Jürgen Walter ja bereits selbst bewiesen, dass es auch anders geht. Und wo wir nun schon mal beim Vergleich sind - die Zwischentexte damals schrieb Gisela Steineckert, das Buch für Dean Reed stammt von Heinz Quermann. Es ist kein gutes, bei allem Respekt vor dem Altmeister der Unterhaltungskunst. Dean Reed, der sich sowieso redlich mit der Conference plagte, hatte es doppelt schwer mit den meist weit hergeholten, nicht sehr geschmackvollen Verbindungen von Darbietung zu Darbietung, von Interpret zu Interpret. Dabei wäre über Phil Everly zum Beispiel, der Jahrzehnte in der Pop-Musik ein Wörtchen mitzusingen hatte, oder aber über die beiden Nachwuchstalente Marion Scharf und Elke Martens bestimmt viel Interessantes auf unterhaltsame Art mitzuzeilen gewesen.

Das Grundanliegen dieser Shows, einem Interpreten alle Möglichkeiten der Selbstdarstellung auf so großer Bühne einzuräumen, ist nach wie vor außerordentlich nützlich. Ich bin gespannt, mit wem wir die nächste erleben.

Waltraud Heinze

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Letzte Änderung: 2010-07-30