Phil Everly

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Phil Everly (19. Januar 1939 - 3. Januar 2014) war ein Freund Deans aus seiner Zeit in den USA. Er besuchte ihn in Berlin und trat auch in seinen Konzerten 1979 in Karl-Marx-Stadt und 1981 in Berlin auf. Phil und sein Bruder Don waren die "Everly Brothers".

Phil Everly (January 19, 1939 - January 3, 2014) was Dean's friend since the days in Hollywood. He visited Dean in Berlin and attended his concerts in Karl-Marx-Stadt (today Chemnitz) in 1979 and in Berlin in 1981. Phil and his brother Don were the "Everly Brothers".

1979 Dean + Phil 1979 Der Mann aus Colorado 2 1979 Der Mann aus Colorado 2
1979 Der Mann aus Colorado 2 1979 Der Mann aus Colorado 2 Palast der Republik
Palast der Republik Konzert mit Phil Everly Palast der Republik
Palast der Republik Palast der Republik Palast der Republik
Palast der Republik Phil Everly

Phil Everly, der in Hollywood lebt und nach seinen vielen Tourneen über den ganzen Erdball eigentlich lieber zu Hause bleibt: "Aber für Dean... Vor zwei Jahren war ich zum ersten Mal in der DDR und sang mit ihm. Seitdem interessiert mich auch das Land, das er sich als neues Zuhause gewählt hat."

Filmspiegel 19/1981


Beiträge auf der Dean-Reed-Website


Press review/Pressespiegel



Externe Links

Bye, bye Love. Phil Everly von den Everly Brothers tot

Von Jens Balzer

Mit Hits wie "Wake Up Little Susie" und "Bye Bye Love" wurden sie weltberühmt. Die Everly Brothers schrieben Musikgeschichte. Nun starb die jüngere Hälfte des Gesangsduos, Phil Everly.

Damals war es noch nicht so schlimm mit dem Liebeskummer und dem Herzschmerz und der Angst vor der Einsamkeit, die Welt war noch jung, und die Sonne schien, und der Zukunft sah man heiter entgegen, auch wenn man gerade achtzehn Jahre alt war und zum ersten Mal von der Frau seines Lebens oder der Frau, die man eine Weile lang dafür gehalten hatte, verlassen und verlacht worden war.

"Bye Bye Love" hieß das beliebteste Liebeskummerlied aus den späten Fünfzigerjahren, "bye bye happiness, / I think I'm gonna cry", so verabschiedeten die beiden glockenhell tirilierenden Knaben sich darin von Liebe und Glück, von Zweisamkeit und Romantik.

Aber wie sie sich davon verabschiedeten, klangen sie gar nicht besonders betrübt. Eher klangen sie so, als wären sie dadurch, dass sie als unzertrennliche Brüder über die Einsamkeit sangen, längst schon wieder über die ruchlose Frau und das Unglück, das sie verschuldet hatte, hinweg. So sonnig und zweisam waren die Harmonien ihres Duetts, dass aller Kummer darin hell überwunden schien; am Ende wendeten die beiden das Verlassenwerden ganz keck in das Glück einer neu gewonnenen Freiheit: "And here's the reason / that I'm so free / my loving baby / is through with me".

"Bye Bye Love" war der erste Hit der Everly Brothers, bestehend aus Don und Phil Everly, 1957, im Jahr des Entstehens der Single, gerade achtzehn und zwanzig Jahre alt. Sie stammten aus einer Bergarbeiterfamilie aus Kentucky; ihr Vater spielte zunächst in seiner Freizeit Gitarre, um sich dann in Chicago und später in Iowa als Musiker und Moderator einer Radioshow selbstständig zu machen. Schon als Kinder traten Don und Phil mit ihren Eltern in diesen Sendungen auf. Ein erster Plattenvertrag 1955 in Nashville floppte, aber im zweiten Anlauf wurden sie zu Teenie-Stars. Eine ganze Reihe an Hit-Singles folgte, "Wake Up Little Susie" und "All I Have To Do Is Dream", "(Till) I Kissed You" und "When Will I Be Loved".

Glanz statt Wildheit

Wie die Everlys dabei auftraten, sangen und sich inszenierten, wirkten sie weit glatter und braver und weniger "schwarz" als der Rock'n'Roll von Elvis Presley oder Jerry Lee Lewis. Auch speisten sich ihre Songs zwar aus dem Rock'n'Roll-Fundus – in "Bye Bye Love" kann man deutlich eine Bo-Diddley-inspirierte Gitarre hören –, doch ebenso wichtig waren europäisch geprägte Folk-Traditionen oder die frühe Country-Musik aus den Appalachen.

Besonders bestachen die Everly Brüder durch die "close harmonies" ihrer Duettgesänge; über dem dramatischen Bariton von Don hielt Phil sich mit seinem Tenor stets im Abstand von nur einer Terz. Das klang innig, strahlend und unbeschwert und verlieh den Songs ein besonderes Funkeln. Wo die Rock'n'Roller sich um Rohheit, Wildheit und Wüstheit bemühten, sorgten die Everlys sich lieber um den Glanz ihrer Song-Oberflächen.

In gewisser Weise kann man sie daher als Erfinder des modernen Pop betrachten. In der Musik der Beach Boys hallt ihre Ästhetik und ihre Harmonietechnik wider, bei Simon & Garfunkel und natürlich im Duettgesang von John Lennon und Paul McCartney, die sich am Anfang der Beatles-Karriere als "die englischen Everly Brothers" bezeichneten; aber auch im Westküstenrock der Byrds, von Buffalo Springfield und den Eagles.

Bis Anfang der Sechzigerjahre gehörten die Everly Brothers zu den größten Stars des amerikanischen Pop und der damals gerade entstehenden Musikindustrie. Für den Warner Konzern – bis dahin ausschließlich im Filmgeschäft tätig gewesen – waren sie die ersten Zugpferde der neu gegründeten Tonträgersparte. Schnell begann ihr Erfolg zu schwinden, spätestens mit der British Invasion der Beatles, Rolling Stones und Kinks ab 1964 wurden die Schüler und Epigonen der Everly Brothers erfolgreicher als diese selbst.

"Songs Our Daddy Taught Us"

Bis 1973 spielten Don und Phil weiter zusammen, auch ihr Einfluss auf den amerikanischen Softrock der Siebzigerjahre ist nicht zu unterschätzen – einige der prägenden Protagonisten des Genres wie der Gitarrist Waddy Wachtel musizierten anfangs in ihrer Band. Dann aber brach das Duo auseinander, zur künstlerischen Stagnation kam noch jahrelanger Drogenmissbrauch erschwerend hinzu; seit Beginn ihrer Karriere und lange vor – sagen wir einmal – Lou Reed gehörten die Brüder zu den ersten regelmäßigen Speed-Konsumenten des Pop. In den Siebzigern versuchten sie sich mit durchweg eher mäßigem Erfolg als Solokünstler, Phil Everly verlegte sich insbesondere auf Country-Alben und trat mit seinem Freund Dean Reed auch einige Male in der DDR auf. In einer denkwürdigen, 1979 in Karl-Marx-Stadt aufgezeichneten Fernsehsendung ist er neben Reed und Achim Mentzel zu sehen.

1984 gelang den Everly Brothers mit dem Album "EB 84" und dem von Paul McCartney geschriebenen "On the Wings of a Nightingale" dann noch einmal ein Comeback. Danach nahmen sie noch drei weitere Alben auf und begannen wieder unermüdlich zu touren; und gerade in der letzten Vergangenheit haben jüngere Popmusiker sie wieder für sich entdeckt. Bonnie "Prince" Billy ehrte sie Anfang 2013 mit dem Cover-Album "What the Brothers Sang"; Norah Jones und der Green-Day-Sänger Billie Joe Armstrong haben unter dem Titel "Foreverly" gerade die gesamte zweite Everly-Brothers-Platte neu eingespielt: "Songs Our Daddy Taught Us", 1958 erschienen, ein Album, das seinerseits nur aus Cover-Versionen älterer Folkstücke bestand.

So hat sich nach über einem halben Jahrhundert der Kreis aus Erneuerung und Tradition wieder geschlossen. Für Phil Everly aber ist die Reise an ein Ende gelangt: Der heitere Tenor, der jüngere Bruder ist am Freitag wenige Tage vor seinem 75. Geburtstag in Burbank in Kalifornien gestorben.

Berliner Zeitung, 06.01.2014

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Letzte Änderung: 2020-10-29