Volkskorrespondent

Karl-Heinz Schulze, Sassnitz

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Osterspaziergang in Sassnitz

Karl Heinz Schulze

130 Teilnehmer forderten beim diesjährigen Osterspaziergang auf der Sassnitzer Mole mehr Einsatz für den Erhalt des Friedens. In diesem Jahr machten viele Redner auch den Umweltschutz zum Thema.

„’Ick glöw, datt giwwt noch eins Krieg.‘ An die ungute Ahnung seiner Großmutter kann sich der Sassnitzer Dieter Holtz noch gut erinnern. Schon 1995 hatte sie die Befürchtung geäußert, kurz vor ihrem Tod. Die 87-Jährige hatte zwei Weltkriege erlebt. Sie war keine große Politikerin, nein, eine einfache Fischersfrau mit einem gewaltigen Stück Lebenserfahrung. Der Zustand der Welt, so wie sie sie 1995 verließ, machte ihr damals schon Angst“, schrieb die Ostseezeitung am 23. April.


Ich hatte die Möglichkeit dür die MLPD eine Rede zu halten, die ich nachfolgend wiedergebe.

„Liebe Osterspaziergänger und Friedensfreunde!

Ich freue mich Heute hier meine Friedensgedanken vortragen zu dürfen.
Frieden, ein großes Wort, was ist das, wo beginnt es und wo endet es?


Wir alle kennen den kleinen Frieden in der Familie, den Freundes- und Bekanntenkreis, in der Nachbarschaft oder gar dem Friedhof.


Wenn ein Mensch stirbt steht in großer Schrift geschrieben, Ruhe in Frieden. 
Warum steht auf keiner Geburtsurkunde, lebe in Frieden?

Manche werden erstaunt sein, von einem bekennenden Kommunisten solche Worte zu hören.
Frieden ist nicht nur die Abwesendheit von Krieg, Bomben oder faschistischer Mordanschläge.


Frieden das ist Güte, Verständnis und Politik so zu gestalten dass heiße und ungerechte Kriege verhindert werden. Abrüstung ja, doch wohin mit dem ganzen Zeug? Ich merke, in den Köpfen stellen sich Fragen.

Angesichts der begonnen den neuen Wettrüstungsrunde der 3 Hauptkonkurrenzzentren auf dem Weltmarkt, USA, Russland und China wächst die Weltkriegsgefahr seit der Jahrtausendwende enorm an. Wohin soll dieser Wahnsinn noch führen?

Frieden bedeutet aber auch wie wollen wir Morgen leben?


Die Erde wurde dem Menschen gegeben um sich als Mensch in Einklang mit der Natur und den anderen Geschöpfen einzurichten.
 Doch was haben über 400 Jahre Profitwirtschaft aus diesen Planeten gemacht?

Die Erdkruste wurde wie ein Schweizer Käse durchlöchert. Stillgelegte Bergwerke werden mit Giftmüll gefüllt und Tagebaue wie östlich von Cottbus als neuer Ost- See geflutet.

Hier im Land gibt es Monokulturen in der Landwirtschaft unter dem Level der regenerierbaren Energiegewinnung. Statt zur Lebensmittelproduktion werden Ackerflächen zweckentfremdet.

Was hat das alles mit Frieden zu tun? 
Ich behaupte der Mensch führt auch Krieg gegen die Natur und die natürlichen Gegebenheiten für alles Leben auf diesen Planeten.

Denken wir doch nur zurück an den letzten Dürresommer. Offensichtlich soll sich dieser 2019 wiederholen. Damit wird die Ernährung der Weltbevölkerung langfristig in Frage gestellt.

Frieden, was hängt noch damit zusammen? Wir alle kennen die Diskussionen über Flüchtlinge und den damit zusammenhängenden Problemen. Doch wer geht ernsthaft gegen die Verursacher der weltweiten Fluchtbewegungen an, wer nennt die Verantwortlichen und ihr Tun mit Namen und Adresse?

Wer sind die Hauptkriegstreiber und wem kommen Kriege wie eine Badekur vor? Wer organisiert weltweite Terroranschläge wie jetzt in Sri Lanka mit über 300 ermordeten Menschen? 
Nennen die das Frieden?


Osterspaziergang in Sassnitz. Auf der Mole wird die Friedensfahne gehisst. Foto: Kalle Schulze

Wer ist verantwortlich für den Hunger in der Welt? In Afrika krepieren buchstäblich die Kinder des Kontinentes an Unterernährung, Trinkwassermangel und Seuchen.


Nennen die das Frieden?
 Wurde bisher je eine Waffe weniger an reaktionäre Regimes verkauft? Wurde je eine Bombe oder Rakete weniger gebaut?


Da wo die Dinger einschlage wird Natur, Kultur und Leben für lange Zeit vernichtet oder gestört.
Nennen die das Frieden?
 Erinnern wir uns an Vietnam wo die USA Entlaubungsmittel über den Wäldern versprühten. Erinnern wir uns an die ersten beiden Atombombenabwürfe der USA gegen Japan.


Erinnern wir uns an die brennenden Ölquellen im Irak oder Libyen oder von Menschenhand gemachte Erdbeben durch unglaubliche Tiefenbohrungen auf der Suche nach neuen Rohstofflagerstätten und Energiequellen.


Frieden ist somit weitaus mehr als nur das Schweigen von Kanonen, Raketen oder Bomben.
Meine Schlussfolgerungen aus allem Gesagten ist, die verschiedensten Bewegungen wie Friedensbewegung, Umweltbewegung und Arbeiterbewegung müssen unbedingt zusammenkommen weil es um das friedliche Überleben der Menschheit geht.


Zum Frieden gehört auch sich zu solidarisieren, zu verbrüdern und verschwestern – da wo der Mensch ein unterdrücktes und gepeinigtes Wesen ist.


Seit Wochen erleben wir die Schülerproteste „Freitags für die Zukunft“, Friday for Futere.

Sie haben Recht, die tausende von Schülern die eine Zukunftsgesellschaft in Frieden, einer gesunden Umwelt und auch mit Spaß und Freude leben zu wollen.

Anna Seghers sagte: „Friede bedeutet aber noch viel mehr als Abscheu vor dem Krieg. In sicheren Frieden leben und in Freundschaft mit allen Völkern bedeutet, die Wurzeln des Krieges erkannt und aus seinem Volk entfernt zu haben!“

In diesem Sinne beende ich meine Rede und danke für die Aufmerksamkeit.

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