SPD, Linke, Wagenknecht – Drei Gesichter der gleichen Klasse

Karrikatur: DerRevolutionär 2025

Heinrich Schreiber – 12. September 2025

Heinrich Schreiber

Der jüngste Wirbel um die SPD – ihre Entgleisungen im Umgang mit politischen Gegnern, ihr taktisches Spiel mit dem Staatsapparat – mag für bürgerliche Journalisten ein moralisches Drama sein. Für Kommunisten jedoch ist das alles weder überraschend noch einzigartig. Denn was hier offenbar wird, ist nichts anderes als das wahre Gesicht der Sozialdemokratie – ein Gesicht, das stets dem Kapital dient, auch wenn es manchmal die Maske der „Demokratie“ trägt.
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Die Sozialdemokratie, seit 1914 ein Verräter an der Arbeiterklasse, war nie revolutionär, nie am Umsturz der kapitalistischen Eigentumsordnung interessiert. Sie war immer Teil des Systems – als Stabilisator, als Regulierer, als ideologischer Staubwedel. Ihre Rolle besteht darin, die Ausgebeuteten zu binden, ihre Wut zu kanalisieren, ihre Organisation zu lähmen – im Namen von bürgerlicher Demokratie, Toleranz und Rechtsstaat.
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Faschismus oder Sozialdemokratie?
Zwei Seiten derselben Münze

Wer die Frage stellt, ob die SPD „faschistisch“ sei, stellt die falsche Frage. Nicht, weil sie die falschen Phänomene aufgreift – sondern weil sie einer bürgerlichen Begriffsverwirrung aufsitzt. Faschismus ist die offen terroristische Diktatur des Finanzkapitals. Die parlamentarische Demokratie ist seine andere, mildere Form – doch beide dienen demselben Herren: dem Finanz-, Industrie- und Monopolkapital. Die SPD ist nicht der Feind des Faschismus – sie ist seine Schwester im System der Klassenherrschaft. Ihre „wehrhafte Demokratie“ ist nichts anderes als präventiver Klassenkampf von oben – nicht gegen rechte Umtriebe, wie sich die SPD in ihrem Kampf gegen die AfD darstellt, sondern gegen jede reale Bedrohung für das Eigentum der Bourgeoisie.
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SPD, Linkspartei, Wagenknecht & Co.
– die Hilfstruppen der Bourgeoisie

Doch der Opportunismus trägt viele Gewänder. Wer glaubt, die Linkspartei oder das „Bündnis Sahra Wagenknecht“ seien Alternativen, irrt fundamental. Die einen träumen von einem sozial regulierten Kapitalismus, die anderen wollen nationale Protektion und einen „Sozialstaat“, der den Klassengegensatz zudeckt. Beide verteidigen den bürgerlichen Staat – beide lehnen die Diktatur des Proletariats ab. Damit stehen sie objektiv auf der Seite der Ausbeuter.

Diese Parteien – SPD, Linke, Wagenknecht – führen keine Arbeiterbewegung. Sie führen sie in die Irre.
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Politische Posse oder Klassenstrategie?

Die aktuellen Skandale, von Hitlerbildchen auf WhatsApp bis zum Ausschluss rechter Kandidaten aus Wahlausschüssen, zeigen nicht die moralische Verkommenheit Einzelner – sie zeigen den Zerfall der bürgerlichen Demokratie selbst. In ihrem Innersten ist sie immer Herrschaft, niemals Gleichheit. Wenn die SPD heute das Wahlrecht instrumentalisiert, Wahlausschüsse politisiert, das Verfassungsrecht als Keule missbraucht, dann tut sie nur das, wofür sie gemacht ist: Sie sichert den Bestand der Eigentumsverhältnisse – mit allen Mitteln.
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Es braucht eine revolutionäre Antwort

Diese Farce kann nicht mit Appellen, nicht mit Reformen, nicht mit bürgerlicher Empörung beantwortet werden. Sie verlangt eine revolutionäre Antwort – und die beginnt mit dem Aufbau einer wirklichen kommunistischen Arbeiterpartei bolschewistischer Prägung. Einer Partei, die sich nicht in den Sümpfen des Parlamentarismus verliert und die den Feind nicht im „rechten Lager“ allein verortet, sondern in der gesamten bürgerlichen Ordnung – in SPD, CDU, Grünen, FDP (wo sie denn noch ist) genauso wie in der Linkspartei oder dem Wagenknecht-Bündnis.

Es ist keine Lösung, sich den sogenannten kommunistischen Parteien anzuschließen, die heute noch der DDR hinterhertrauern, ohne ihre eigentliche Ursache des Scheiterns zu begreifen. Wer den modernen Revisionismus nicht erkennt und kompromisslos bekämpft, wer den Bruch mit Chruschtschow, Honecker und Co. scheut, stellt sich objektiv gegen den Kommunismus. Der moderne Revisionismus war – und ist – die Konterrevolution im Gewand des Marxismus. Er hat den Sozialismus entkernt, die Arbeiter entmündigt und letztlich den Kapitalismus wiederhergestellt.

Gerade im Kampf gegen die AfD zeigt sich die ganze Verlogenheit des Systems: Der Bourgeoisie ist es im Grunde gleichgültig, welche Partei im Parlament die Mehrheit stellt – Hauptsache, sie stellt nicht die Eigentumsverhältnisse in Frage. Ob der parlamentarische Handlanger des Kapitals eine rote Krawatte trägt oder ob er schwarz, blau oder braun auftritt, spielt keine Rolle. Entscheidend ist nur eines: dass der Kapitalismus unangetastet bleibt. Die sogenannte „wehrhafte Demokratie“ richtet sich nicht gegen den Faschismus, sondern gegen den Bruch mit dem Kapitalismus. Das Gezänk der bürgerlichen Parteien gleicht dem Streit von Knechten darum, wem der Herr das größere Stück Brot zuwirft – nicht, um das Joch zu brechen, sondern um dessen Lohn zu kassieren.

Der Kampf für eine sozialistische Gesellschaft beginnt mit der ideologischen Klarheit: Nur eine Partei, die sich bewusst auf die Lehren von Marx, Engels, Lenin und Stalin stützt, die den Revisionismus als antikommunistisch entlarvt und ablehnt, kann den Weg zur Diktatur des Proletariats eröffnen.
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Der Artikel erschien erstmals in DerRevolutionär am 12. September 2025.


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3 Kommentare

  1. Das Sein, unabhängig vom Bewusst- Sein, vom Da- Sein,
    ist u n a n t a s t b a r .
    Ebenso die Würde, der Wert des Menschen, in seinem Drang, in seinem Wahn zu (be)herrschen.
    Wer glaubt, alle Menschen müssen einheitliche Werte- Vorstellungen besitzen, wird beherrscht vom Drang seiner selbst, ist gefangen in seinem Bewusst- Sein.
    Wo die Würde des Menschen dann darin besteht, in Kriegen millionenfach Menschen zu töten, damit sie unantastbar wird, dort befindet man sich unter Wahnsinnigen, Verrückten, unter potentiellen (Selbst) Mördern.
    Deshalb: „Freiheit ist Einsicht in die Notwendigkeit“ (frei nach Hegel), in die unabhängig vom Bewusstsein existierenden Gesetzmäßigkeiten des natürlichen und gesellschaftlichen Sein.
    Wer dann glaubt, er könne entgegen dieser Gesetzmäßigkeiten leben, wird früher oder später mit den entsprechenden Folgen konfrontiert.
    Deshalb bedarf es letztendlich einer multipolaren Welt mit den Werten einer friedlichen Koexistenz, unter der „Praxis als Kriterium der Wahrheit“(frei nach Karl Marx/Lenin) für konkurrierende Vorstellungen und Ideen, auf der Suche nach einer friedlicheren und sozial gerechteren Welt.

    • Deine Zuschrift enthält ehrliche Gedanken, die sich aus einer tiefen Abneigung gegen Krieg, Unterdrückung und die barbarische Logik der herrschenden Klasse speisen. Dennoch muss eine marxistisch-leninistische Antwort klarstellen, worin die Grenzen einer rein moralisch-philosophischen Betrachtungsweise liegen.

      Zunächst gilt es, an der grundlegenden wissenschaftlichen Erkenntnis festzuhalten: Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Daran ist nichts zu rütteln. Diese Lehre von Marx und Engels ist nicht etwa ein beliebiges Axiom, sondern Ergebnis einer materialistischen Analyse der Gesellschaft. Alles Denken, alle Moral, alle Vorstellungen entspringen den materiellen Lebensbedingungen. Nicht das individuelle Bewusstsein schafft die Welt, sondern die gesellschaftliche Wirklichkeit, die ökonomische Basis, bestimmt das Bewusstsein der Menschen.

      Im Gegensatz zu Gefühlen, Strömungen, Trends oder selbst auferlegten moralischen Empfindungen beruht der Marxismus-Leninismus auf einer wissenschaftlichen Weltanschauung. Er ist keine lose Sammlung von Weisheiten, aus der man sich individuell das Genehme herauspicken kann. Er ist eine geschlossene Theorie und Praxis der Befreiung der Arbeiterklasse. Nur wenn man ihn in seiner Gesamtheit anwendet, kann er zum Sieg führen und die endgültige Vernichtung der Ausbeuterklasse herbeiführen. Lenin betonte, dass der Marxismus „allmächtig ist, weil er wahr ist“. Diese Wahrheit ist unteilbar.

      Hierin liegt auch die notwendige Klarstellung gegenüber allen reformistischen und revisionistischen Strömungen. Die Sozialdemokratie, die Linkspartei und das Wagenknecht-Bündnis bedienen die Illusion, man könne einen Kapitalismus mit menschlichem Antlitz schaffen. Doch dies ist nichts anderes als ein Täuschungsmanöver, das den Arbeiter von seiner historischen Aufgabe abhält. Durch das Verschweigen der Ursachen allen Übels – nämlich des Privateigentums an Produktionsmitteln und der Klassenherrschaft der Bourgeoisie – tragen diese Parteien objektiv zur Volksverdummung bei. Sie binden die Wut der Massen an das Bestehende, statt sie auf den revolutionären Bruch zu lenken.

      Ihre Rede von einer „multipolaren Welt“ bleibt ohne die klare Benennung der Klassengegensätze ein leeres Schlagwort. Multipolarität im Rahmen der kapitalistischen Ordnung bedeutet lediglich, dass mehrere imperialistische Mächte gegeneinander konkurrieren. Sie bedeutet keine Befreiung, sondern nur ein anderes Gleichgewicht der Unterdrückung. Marx und Engels haben betont, dass die Arbeiter kein Vaterland haben. Deshalb besteht ihre internationale Aufgabe nicht in der Anpassung an neue „Pole“ der Macht, sondern im gemeinsamen revolutionären Kampf gegen die Bourgeoisie in allen Ländern.

      Der Hinweis auf „Freiheit als Einsicht in die Notwendigkeit“ ist richtig, sofern er dialektisch-materialistisch verstanden wird. Freiheit bedeutet nicht, sich individuell moralische Werte zu setzen, sondern das Erkennen und bewusste Handeln im Einklang mit den objektiven Gesetzmäßigkeiten der gesellschaftlichen Entwicklung. Marx sagte: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an, sie zu verändern.“ Genau darum geht es: Die Praxis, verstanden als revolutionäre Klassenpraxis, ist das Kriterium der Wahrheit. Nicht bloße Ideen oder moralische Appelle, sondern die konkrete Umwälzung der gesellschaftlichen Verhältnisse durch die Arbeiterklasse unter Führung ihrer revolutionären Partei.

      Darum, Genosse, liegt die entscheidende Frage nicht in der allgemeinen Forderung nach einer „friedlicheren und sozial gerechteren Welt“, sondern in der entschlossenen, wissenschaftlich fundierten Organisierung der Arbeiterklasse zur Errichtung der Diktatur des Proletariats. Nur auf diesem Wege können Kriege beendet, Ausbeutung abgeschafft und die Menschheit aus der Herrschaft des Kapitals befreit werden.

      Fiete Jensen
      (Redaktion RoterMorgen)

      • Barnim T. antwortete darauf:

        Fiete Jensen, ich versuche wissenschaftlich materialistisch zu antworten (bin selbst promovierter Naturwissenschaftler😊)
        Das unabhängig vom Bewusstsein existierende natürliche und gesellschaftliche Sein kann immer nur individuell (!) via Sinne… für wahr genommen werden.
        Deshalb kann kein Mensch im Besitz einer absoluten endgültigen (widergespiegelten) Wahrheit sein.
        Wahrheit als Synonym für die unabhängig vom Bewusstsein existierenden Gesetzmäßigkeiten…
        Deshalb bedarf es für uns Menschen zwingend der „Praxis als Kriterium der Wahrheit“ (frei nach Karl Marx Lenin)
        Bedeutet:
        Eine JEDE Idee und Vorstellung, die sich nicht adäquat in der Praxis, in ihrer praktischen Anwendung widerspiegelt, ist zu hinterfragen. Auch dann, wenn sie bis dato noch korrekt war.
        Auch dann, wenn man von ihr im Innersten überzeugt war.
        Frei nach Einstein für das natürliche Sein:
        „Die Ergebnisse eines einzigen Versuches können eine bis dato gültige und logische Theorie zu Fall bringen“
        Die Praxis als Kriterium der Wahrheit hat nun gezeigt, dass eine strikte(!) Vergesellschaftung der Produktionsmittel (bisher?!) scheiterte !
        Deshalb bedarf es einer multipolaren Welt mit den Werten einer friedlichen Koexistenz, unter der Praxis als Kriterium der Wahrheit, für konkurrierende Vorstellungen und Ideen, auf der Suche nach einer friedlicheren und sozial gerechteren Welt, in der auch beispielsweise „ein Kuba“ seinen gleichberechtigten Platz hat, frei von Sanktionen

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