Redaktion Der Weg zur Partei – 27. Oktober 2025
Kleine Schule des Marxismus-Leninismus
Die marxistisch-leninistische Theorie verlangt keine bloße Aneinanderreihung von Zitaten, sondern das Erfassen der lebendigen Bewegung des Klassenkampfes. Wer die Welt verändern will, muss sie dialektisch begreifen – und handeln.
Grundsätzlich gilt: Die Darstellungsweise gibt die Ergebnisse der Forschungsweise wieder. Ohne gründliche Erforschung des Inhalts kann es keine wissenschaftliche Darstellung geben.
Karl Marx betont im Nachwort zur zweiten Auflage des Kapitals, dass die Forschung den Stoff im Detail erfassen, seine Entwicklungsformen analysieren und sein inneres Band aufspüren müsse. Erst dann sei eine adäquate Darstellung der wirklichen Bewegung möglich (vgl. Das Kapital, MEW 23, Berlin 1960, S. 27).
Der Stoff spiegelt sich also im Denken wider, wodurch es so erscheinen mag, als handle es sich um eine Konstruktion „a priori“. Doch der Kern des Marxismus-Leninismus liegt darin, dass die Arbeiterklasse im Widerspruch zur Bourgeoisie ihre Hauptaufgabe – den Kampf um Befreiung – entwickelt. Dieser Klassenkampf ist ein antagonistisch geprägter Emanzipationsprozess, der auf die vollständige Überwindung der Bourgeoisie zielt (vgl. Lenin, Staat und Revolution, MEW 25, Berlin 1960, S. 425).
Auf dieses Ziel muss alle Tätigkeit konzentriert sein. Von außen betrachtet mag dies wie ein „idiotenhaftes Handeln“ erscheinen, doch die proletarische Revolution ist die tiefgreifendste in der Weltgeschichte. Sie muss wissenschaftlich erarbeitet und militant in die Praxis umgesetzt werden.
Im 19. Jahrhundert, der Epoche des klassischen Konkurrenzkapitalismus, war der totale Klassenkrieg noch nicht ausgereift. Heute jedoch wäre es für das Proletariat verhängnisvoll, „lammfromm“ hinter der Bourgeoisie herzulaufen – es muss eigene Methoden entwickeln. Denn liberale und demokratische Politiker mögen zwar gegen Figuren wie Trump wettern, doch im Kern unterscheiden sie sich nicht wesentlich: auch sie sind Teil der militarisierten spätbürgerlichen Gesellschaft.
Marx und Engels beschrieben bereits im Kommunistischen Manifest, dass das Proletariat verschiedene Entwicklungsstufen durchläuft: von vereinzelten Kämpfen über Fabrikkämpfe bis hin zu organisierten politischen Bewegungen. Dabei zeigt sich: Auch reaktionär anmutende Bewegungen können verdeckt fortschrittliche Elemente enthalten, wie etwa der Maschinensturm (Luddismus). Insgesamt aber macht die Emanzipation des Proletariats Sprünge nach vorn – sichtbar etwa in der Begrenzung des Arbeitstages, in der Gründung von Parteien und Gewerkschaften.
Die marxistisch-leninistische Theorie erkennt aus diesem geschichtlichen Prozess allgemeine Gesetze des Klassenkampfes, Gesetze des revolutionären Krieges und länderspezifische Besonderheiten. Diese Gesetze mechanisch auswendig zu lernen, reicht nicht aus. Sie müssen dialektisch verstanden werden, als sich wandelnde, bewegte Prozesse. Wer sie statisch abbildet, bleibt in falschen Deutungen gefangen – so wie Aristoteles in einer Sklavenhaltergesellschaft nicht das Wertgesetz erkennen konnte.
Entscheidend ist: Nur wer die Welt verändert, kann sie auch richtig widerspiegeln. Die Bolschewiki griffen in Russland Ende des 19. Jahrhunderts die Arbeiterklasse auf, die sich in der kapitalistischen Entwicklung befand, während die Bauernschaft stagnierte. So wie Heraklit lehrte, dass niemand zweimal in denselben Fluss steigt, so muss auch die Darstellung der Klassenkampferfahrung im Fluss bleiben.
Der Hauptinhalt bürgerlicher Ideologie besteht darin, Bewegungen zu unterbrechen, Fortschritt zu blockieren und ein überholtes System – den krisenhaften Kapitalismus – künstlich am Leben zu erhalten. Bürgerliche Medien dienen dazu, diesen Zustand zu verschleiern. Revolutionäre hingegen wissen: „Die Internationale erkämpft das Menschenrecht.“
Damit stehen sich zwei Lager unversöhnlich gegenüber:
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Auf der einen Seite Bourgeoisie, Großbauern und reaktionäre Elemente des Mittelstands,
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auf der anderen Seite Arbeiter, Kleinbauern und fortschrittliche Teile des Kleinbürgertums.
Das Proletariat ist die einzige wirklich revolutionäre Klasse. Die Bourgeoisie, einst gegen den Feudalismus fortschrittlich, ist heute Träger permanenter Menschheitsverbrechen. Ihre Herrschaft ist nur noch im Gewand scheinbaren Humanismus zu halten – oft sogar maskiert als „Marxismus“.
Darum gilt: Nicht die Worte bürgerlicher Politiker sind maßgeblich, sondern ihr Handeln. Wer sich auf den Mittelweg einlässt, endet in einer Sackgasse. Wer die sozial Schwachen befreien will, muss kompromisslos gegen das Kapital kämpfen.
Dieser Artikel fußt weitgehenst auf eine Vorlage von Heinz Ahlreip und wurde von der Redaktion Der Weg zur Partei überarbeitet. Eine Weiterveröffentlichung des Textes ist gemäß einer Creative Commons 4.0 International Lizenz ausdrücklich erwünscht. (Unter gleichen Bedingungen: unkommerziell, Nennung der verlinkten Quelle (»Der Weg zur Partei«) mit Erscheinungsdatum).
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