Redaktion RoterMorgen – 10. Oktober 2025
Kriegsvorbereitungen sichtbar machen, revisionistische Linke kritisieren!
Die großangelegten Militärübungen und die wachsende Mobilisierung junger Menschen durch staatliche Militarisierung sind kein Zufall. Am Beispiel des NATO-Manövers „Red Storm Bravo“ in Hamburg wird deutlich, wie internationale Machtinteressen und lokale Politik zusammenarbeiten, um die Stadt schrittweise für militärische Zwecke nutzbar zu machen. Gleichzeitig zeigen einige linke Zeitungen und Gruppen eine gefährliche Entwicklung: Sie ersetzen eine klare, klassenorientierte Politik durch harmlose Appelle und friedensbewegte Illusionen.
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Kriegsvorbereitungen am Beispiel des Manövers „Red Storm Bravo“
Hamburg als Übungsfeld der NATO

Vom 25. bis 29. September 2025 fand in Hamburg das Manöver „Red Storm Bravo“ statt. Rund 500 Soldaten nahmen daran teil. Teile der Stadt wurden sichtbar militarisiert, Fahrzeuge und Uniformen prägten das Stadtbild. Diese militärische Präsenz war kein bloßes Schauspiel. Sie diente dazu, den Einsatz von Militär im Alltag zu normalisieren, Abläufe in Großstädten zu erproben und den gesellschaftlichen Widerstand einzuschüchtern.
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Imperialismus und Kriegsvorbereitung

Dieses Manöver steht im Zusammenhang mit der allgemeinen Vorbereitung imperialistischer Staaten auf neue Kriege. Sie tun das nicht nur mit höheren Rüstungsausgaben, sondern auch durch die Durchdringung des öffentlichen Lebens mit militärischem Denken. Schulen, Medien und Jugendprogramme werden genutzt, um Kriegsbereitschaft zu fördern. Wer diese Entwicklung als harmlose „Sicherheitsübung“ abtut, verkennt die sozialen Ursachen: Militarismus ist ein fester Bestandteil imperialistischer Politik. Er sichert Profite, stabilisiert Herrschaft und unterdrückt jeden Widerstand.
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Konsequenzen für die politische Praxis
Für Marxisten und Leninisten bedeutet das: Aufbau von organisiertem Widerstand in Stadtteilen und Betrieben, Aufklärung der Jugend über den Klassencharakter des Militarismus, Bündnisse mit Gewerkschaften und sozialen Bewegungen sowie politische Vorbereitung auf kommende Auseinandersetzungen. Es geht nicht darum, Gewalt zu verherrlichen, sondern militärische Bedrohungen in eine bewusste Strategie einzubetten, die auf politische Aufklärung, Massenorganisation und Kontrolle militärischer Macht durch das Volk zielt.
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Zur Haltung „linker Kräfte“

Viele Gruppen, die sich links nennen, entfernen sich immer weiter von der revolutionären Klassenpolitik. Statt klarer Analysen bieten sie moralische Appelle und folgenloses Gerede von Frieden und Dialog. Damit schwächen sie die Arbeiterbewegung und verhindern die Entwicklung einer kämpferischen, selbstbewussten Bewegung.
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Ein Beispiel: Arbeit Zukunft
Auch die Gruppe Arbeit Zukunft zeigt diese Entwicklung. In ihrer Ausgabe 10/25, die auch online erschienen ist, wird über die Militarisierung der Jugend und das Manöver „Red Storm Bravo“ berichtet. Zwar werden darin Missstände benannt, doch es fehlt die Klassenanalyse. Zitat: „Daher muss für uns die Aufklärung und Debatte rund um die Wehrpflicht im Vordergrund stehen, diese als Schritt der Kriegsvorbereitungen zu sehen, um diese grundsätzlich in Frage zu stellen. Wir müssen bei der Ablehnung großer Teile der Jugend ansetzen. Denn die meisten wollen selbst nicht den Dienst mit der Waffe machen, geschweige denn wirklich kämpfen müssen und die eigenen Kinder wollen die meisten dann auch nicht im Krieg sehen.“ (siehe auch: neuer-wehrdienst-was-sagt-die-jugend (9. und 10. Absatz).
Das klingt friedlich und vernünftig – ist aber nichts anderes als die Sprache der Entwaffnung, wie sie von bürgerlichen Friedensfreunden und Sozialpazifisten gepflegt wird. Solche Positionen führen nicht zu Befreiung, sondern zur Wehrlosigkeit gegenüber dem Imperialismus.
Karl Liebknecht schrieb dazu unmissverständlich:
„Die proletarische Jugend muss von Klassenbewusstsein und Hass gegen den Militarismus systematisch durchglüht werden. Der jugendliche Enthusiasmus wird die Herzen der jungen Proletarier einer solchen Agitation begeistert entgegenschlagen lassen. (…) Sie wird und muss, wenn alles seine Schuldigkeit tut, gewonnen werden. Wer die Jugend hat, der hat die Armee.“1
Zwei Wege stehen sich gegenüber: Entweder eine Jugend, die erkennt, wem die Waffen dienen, und sie in den Dienst der Arbeiterklasse stellt – oder eine Jugend, die entwaffnet und politisch betäubt bleibt. Wer glaubt, den Imperialismus mit moralischen Appellen aufhalten zu können, täuscht sich. Lenin warnte bereits: „Ohne revolutionäre Theorie kann es keine revolutionäre Bewegung geben.“2
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Sachliche, aber entschlossene Kritik
Arbeit Zukunft will aufklären – das ist notwendig, aber nicht genug. Marxisten fordern, dass Antimilitarismus mit konkreter Klassenarbeit verbunden wird: in Betrieben, Schulen und Jugendorganisationen. Die Wehrpflicht einfach nur „in Frage zu stellen“ reicht nicht. Marx, Engels und Lenin betonten immer wieder, dass man die bestehenden Verhältnisse nur verändern kann, wenn man sie versteht und organisiert bekämpft. Marx schrieb in seiner dritten Feuerbach-These: „Der Erzieher muss selbst erzogen werden.“3 Jede Generation der Arbeiterbewegung muss sich also neu bilden und ihre eigene Stärke entwickeln.
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Was jetzt zu tun ist
Statt sich mit friedfertigen Appellen zu begnügen, muss die Linke:
- Die Klassenfrage ins Zentrum stellen.
- Die Jugend politisch bilden und in konkrete Aktionen einbinden.
- Gewerkschaften, Kasernen und Nachbarschaften als Orte gemeinsamer Gegenwehr stärken.
- Revisionistische und pazifistische Strömungen offen benennen und ihnen eine klare, kämpferische Strategie entgegensetzen.
Marxismus-Leninismus – keine starre Lehre
Der Marxismus-Leninismus ist kein Dogma, sondern eine Anleitung zum Handeln. Marx schrieb: „Der Erzieher muss selbst erzogen werden.“5 Jede neue gesellschaftliche Entwicklung verändert auch den Materialismus. Das Ziel bleibt aber gleich: die vollständige Überwindung der Herrschaft des Kapitals. Dieses Ziel ist keine Frage des Willens, sondern eine Notwendigkeit, die aus dem Klassenkampf selbst entsteht.
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Pazifismus und Sozialdemokratismus als Gefahr
Der Klassenkampf wird nicht friedlich bleiben. Friedensrufe und sozialdemokratische Anpassung ersetzen den notwendigen Bruch mit der herrschenden Ordnung. Die Aufgabe besteht nicht darin, die Wehrpflicht einfach abzulehnen, sondern sie mit revolutionärem Bewusstsein zu verbinden. In den Kasernen liegen die Waffen, in den Bibliotheken die Werke von Marx, Engels, Lenin und Stalin – beides gehört zusammen, wenn es um die Befreiung der Arbeiterklasse geht.3
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Imperialismus und Krieg
Seit dem Übergang zum imperialistischen Zeitalter um 1900 ist der Frieden in den kapitalistischen Ländern nur noch ein Trugbild. Lenin schrieb in Staat und Revolution, dass die Bourgeoisie nur durch die Aufhebung ihrer Macht überwunden werden kann.6 Der Imperialismus bedeutet totalen Krieg – nach außen gegen andere Völker, nach innen gegen das eigene Volk. Clausewitz nannte den Krieg die „Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“. Lenin ging weiter: Er machte deutlich, dass der Krieg selbst eine Folge der kapitalistischen Gesellschaft ist.
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Herrschaftsanspruch der Bourgeoisie
Die herrschende Klasse versucht seit jeher, die Arbeiter und armen Bauern wirtschaftlich und geistig zu unterwerfen. Die Bourgeoisie kann den Kern des Proletariats nicht vernichten, aber sie kann ihn schwächen – durch Wohlstandsbestechung, Ablenkung und falsche Ideologien.
Historische und gegenwärtige Beispiele zeigen, wie brutal und anpassungsfähig imperialistische Politik sein kann:
- Die Zerschlagung der kommunistischen Bewegung im Faschismus
- Der Vernichtungskrieg Japans gegen China
- Die blutigen Angriffe Chiang Kai-sheks auf die chinesische Arbeiterbewegung
- Die neuen Formen wirtschaftlicher Abhängigkeit durch die Afrika-Strategie der EU und Deutschlands („Global Gateway“)
Unter dem Vorwand von „Entwicklungshilfe“ und „Partnerschaft“ werden afrikanische Länder zunehmend an europäische Konzerne gebunden. Straßen, Häfen und Energieprojekte entstehen im Interesse westlicher Unternehmen. Das ist moderner Imperialismus in ökonomischer Gestalt – nicht durch Kanonen, sondern durch Verträge und Kredite.
- Die Ausbeutung von Arbeitskraft im eigenen Land
Große Konzerne wie Amazon oder Einzelhandelsketten drücken Löhne, während sie Rekordgewinne erzielen. Streiks und Proteste von Beschäftigten werden ignoriert oder rechtlich eingeschränkt. Der Druck auf Arbeiter wächst – in Leiharbeit, Niedriglohnsektor und prekären Beschäftigungsverhältnissen. Hier zeigt sich die ökonomische Gewalt der Bourgeoisie im Alltag. - Die sogenannte Mindestlohndebatte
Auch die Diskussion um den gesetzlichen Mindestlohn verdeutlicht den Versuch der herrschenden Klasse, soziale Spannungen durch kleine Zugeständnisse zu entschärfen. Ein Lohn, der kaum zum Leben reicht, wird als „sozialer Fortschritt“ verkauft – doch das Grundverhältnis der Ausbeutung bleibt bestehen. - Deutscher Imperialismus in der Außenpolitik
Deutschland beteiligt sich aktiv an internationalen Konflikten – ob durch Waffenlieferungen, Ausbildungshilfen oder diplomatische Unterstützung imperialistischer Bündnisse wie der NATO. Besonders im Ukrainekrieg zeigt sich, dass wirtschaftliche Interessen, Energiepolitik und militärische Einflussnahme eng verbunden sind. Was als „Verteidigung der Demokratie“ verkauft wird, ist in Wahrheit Teil des globalen Machtkampfes um Märkte und Ressourcen.
Imperialismus ist faulender Kapitalismus. Er zeigt sich in Krieg, Unterdrückung, Raubbau und moralischer Verkommenheit – heute ebenso wie gestern. Er kann keine gerechten Kriege hervorbringen, keine dauerhafte Befreiung, keine echte Demokratie. Nur der bewusste, organisierte Widerstand der Arbeiterklasse kann diese Herrschaft brechen.
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Bürgerliche Intelligenz und Menschenrechte
Viele Akademiker und selbsternannte Humanisten reden von Menschenrechten, ohne ihre Verbindung zum Klassenkampf zu verstehen. Wahrer Humanismus bedeutet, den Kampf gegen Unterdrückung aufzunehmen und sich auf die Seite der Arbeiterklasse zu stellen. Wer die herrschenden Verhältnisse nur erklärt, statt sie zu verändern, dient ihnen.
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Kein Frieden mit dem Imperialismus
Der Imperialismus lebt vom Krieg – gegen andere Länder und gegen die eigene Bevölkerung. Er zerstört die Lebensgrundlagen der Arbeiterklasse. Appelle und Reformversprechen reichen nicht. Die Geschichte zeigt: Nur eine organisierte, klassenbewusste Bewegung, gestützt auf die Lehren von Marx, Engels, Lenin und Liebknecht, kann diese Macht brechen.
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Wirklicher Frieden, soziale Gerechtigkeit und Freiheit entstehen erst, wenn der Imperialismus vollkommen gestürzt und durch eine sozialistische Ordnung ersetzt wird.
Fußnoten:
- Karl Liebknecht: Militarismus und Antimilitarismus, Dietz Verlag Berlin, 1948, S. 456.
- Lenin: Was tun? Brennende Fragen unserer Bewegung, Werke, Bd. 5, Berlin: Dietz Verlag, 1960, Seite 369.
- Lenin: Das Militärprogramm der proletarischen Revolution, Dietz Verlag Berlin, o.J., S. 99 f.
- Marx/Engels: Werke Bd. 3, Marx – Thesen über Feuerbach, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 5 bis 7
- ebenda
- Lenin: Staat und Revolution, Werke, Band 25, Dietz Verlag Berlin, 1960,
Vergleiche auch: Lenin: Notizen zu den Fragen der Aufgaben unserer Delegation im Haag, Bücherei des Marxismus-Leninismus, Band 26, Dietz Verlag Berlin, Seite 296 bis 300
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