F.-B. Habel

Der Schatz der Likedeeler

Zeit der Hanse: Mit dem Mosaik-Heft vom März beginnt ein neues Abenteuer der Abrafaxe

F.-B. Habel

Rund 20 Jahre nach dem ersten Mosaik-Heft aus dem Verlag Neues Leben (später Junge Welt) begann die Redaktion 1976 die Reihe der Abrafaxe, die mittlerweile unter der Oberzeile »Mit den Abrafaxen durch die Zeit« als längster Fortsetzungscomic ins »Guinness-Buch der Rekorde« eingetragen wurde. Jeden Monat werden um die 70.000 Mosaik-Hefte verkauft, kein deutsches Comicmagazin hat eine höhere Auflage. »Uns ist es nicht wichtig, herauszustellen, wen auch immer wir damit überholt haben, aber wir freuen uns natürlich über den Zuspruch der Leser«, sagt Herausgeber Klaus D. Schleiter. Er hat die Abrafaxe vor 27 Jahren von der Treuhand übernommen und die DDR-Gewächse in die Marktwirtschaft geführt. Einige der Zeichner sind seit damals dabei, etwa der künstlerische Leiter Jörg Reuter, seit mehr als 30 Jahren Mosaik-erfahren. Alles wird im Atelier in Berlin-Westend nach wie vor mit der Hand gezeichnet, nur die Farbgestaltung erfolgt mittlerweile am Computer. Jeder Zeichner ist für bestimmte Figuren verantwortlich, setzt sie in den Aufriss und gibt das Blatt dann an den nächsten Kollegen weiter. Momentan bereiten die 22 Mitarbeiter das Mai-Heft, Nr. 509, vor.

Lübeck, »Königin der Hanse«, im neuen Heft, Foto: MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag

Gerade ausgeliefert wurde Heft 507. Seit Mittwoch ist es im Handel und bietet viel Neues. Die drei Abrafaxe, die immer wieder auf wundersame Weise durch Raum und Zeit reisen – Stürme oder Labyrinthe lassen sie in vergangene Jahrhunderte oder auf entfernte Kontinente gelangen –, haben die Zeit von Martin Luther hinter sich gelassen. Durch dichten Nebel führt ihr Weg nach Norden in die Zeit der Hanse (althochdeutsch für »Schar« oder »Gefolge«), einem Bund deutscher Kaufleute, der vom 13. bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts den Seehandel im Norden Europas beherrschte. Ein altes Mütterchen erzählt den Abrafaxen von einem geheimnisvollen Schatz der Likedeeler, damalige Piraten der Ostsee. Zu ihnen gehörte der sagenhafte Klaus Störtebeker. Gab es ihn wirklich? Lief er tatsächlich nach seiner Hinrichtung ohne Kopf durch die Gegend? Die Abrafaxe werden in Begleitung ihrer Ratte manch Geheimnis lüften. Sie begegnen Simon Wigge, dem Assistenten eines reichen Lübecker Kaufmanns. Bei Abenteuern, die sie bis Nowgorod führen, spielen die Mönche Odo und Frodo eine rätselhafte Rolle. Sie wirken sehr verdächtig.

Was die Abrafaxe zu Zeiten der Reformation zwischen Wittenberg und Wartburg erlebten, hat besonders viele Leser in den Bann gezogen. Deshalb werden die Helden auch jetzt wieder Städte besuchen, die uns gut bekannt sind. Bei Wismar, Rostock, Stralsund oder Greifswald werden verborgene Schätze vermutet. Mit Hilfe der Mosaik-Magic-App sollen auch die Leser danach suchen.

Konzipiert und geschrieben wurde die Reise, die auf gewohnte Weise viel Hintergrundwissen vermittelt, von Jens U. Schubert. Es ist bereits seine 14.! »Nicht alle Reiseziele haben wir uns in der Mosaik-Redaktion ausgedacht«, sagte er gegenüber junge Welt. Anregungen würden beherzigt, die Rom-Reihe etwa sein »ein oft geäußerter Leserwunsch« gewesen.

Die Reisen der Abrafaxe sind nicht alle gleich lang, im Schnitt erstrecken sie sich über zwei Jahre, also 24 Hefte. Geschichte mit der gebotenen Genauigkeit zu vermitteln, und dabei auch noch Bildung und Humor so zu vereinen, dass Leser vom Vorschul- bis zum Greisenalter Spaß haben, erfordert viel Arbeit und Talent. »Mir macht das Freude«, sagt Autor Schubert. »Wenn ich mich damit nicht für das Mosaik beschäftigen würde, würde ich es in meiner Freizeit machen, denn diese historischen Themen faszinieren mich.« Nun können sich die Fans wieder neu in den Bann ziehen lassen!

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors.
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