Good Times 3/2008, Juni/Juli

DVD Reviews

Dean Reed - Der Rote Elvis

Das Leben schreibt doch die schrägsten Geschichten. Kein Wunder, dass Hollywood-Star Tom Hanks Interesse angemeldet hat, die Biografie Dean Reeds zu verfilmen. Der US-Sänger mit der Elvis-haften Stimme, der auch in Westernfilmen (u.a. "Adios Sabata" mit Yul Brynner) mitspielte, lebte aufgrund seiner sozialistischen Überzeugung - und auch der Liebe wegen - jahrelang freiwillig in der DDR, bis zu seinem Selbstmord im Jahr 1986. Wenn man den "naiven Idealisten" ("Variety") nun in dieser empfehlenswerten Dokumentation (Buch und Regie: Leopold Grün) in historischen Einblendungen neben Erich Honecker oder PLO-Führer Jassir Arafat stehen sieht, trägt das tatsächlich fast schon Forrest Gump'sche Züge. Die Doku "Der Rote Elvis" erzählt Reeds Lebensgeschichte nach, dessen erste Single "Our Summer Romance" 1961 in den USA floppte, in Südamerika aber ein Nummer-eins-Hit wurde. Seine Tourneen duch Chile und Argentinien politisierten ihn, er engagierte sich für den Wahlkampf des sozialistischen Präsidentschaftskandidaten Salvador Allende und feierte fortan mit seinen linken Protestsongs Erfolge besonders auch in den Ländern östlich des Eisernen Vorhangs. Der Film lässt Zeitzeugen wie Allende-Tochter Maria Isabel, Ex-Honecker-Stellvertreter Egon Krenz oder den Schauspieler Armin Mueller-Stahl zu Wort kommen sowie Personen, die Reed persönlich nahe standen. So rundet sich das Bild des Menschen. Einzig der Künstler Dean Reed, seine Songs, seine Musik kommen zu kurz. Ein jedoch verzeihliches Manko. Die DVD enthält zusätzliche Interviews, zum Beispiel eines mit Linkspartei-Chef Lothar Bisky.

(Good Movies/Indigo, 88 Min.)
frs