Wochenpost 26/1981

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Mildwest in Babelsberg

Spitzenreiter der Sommerfilmtage Dean Reed, sympathischer DDR-Ansiedler aus Colorado, äußert sich ausführlich zu seinem Filmbeitrag. Kein Arbeitskollektiv schlechthin seien sie gewesen, sondern eine Familie, Mittelpunkt sein ehemaliger Schauspiellehrer und Adoptivvater nebst Sohn, eigens aus den USA eingeflogen. "Nur so habe ich es geschafft, und das sage ich nicht aus Höflichkeit", gesteht er, und mit gleichem Freimut: "Man kann eine Klamotte gut und schlecht machen. Alles, was gut gemacht ist, das ist Kunst."

Seine Bedenken gehen in andere Richtung. "Dean Reed ist ein Friedenskämpfer, fünfmal war er im Gefängnis - und jetzt solch eine Klamotte! Daraus werden manche einen Widerspruch ablesen. Diese Leute haben nicht verstanden, dass Menschen und auch Filme so vielschichtig sind wie das Leben."

Hat's also, wie er fühlt, geschafft. Möchte aber bis ins letzte Glied seiner Anhängerschaft in ganzer Vielschichtigkeit verstanden werden.

Da stehe ich dünn und dumm da, angesichts solch schöner Festigkeit des Künstlers, die eigne Leistung und Persönlichkeit betreffend. Das rundum Dumme nämlich ist, dass mir nicht der filmende Friedenskämpfer zu schaffen macht, einzig von Reed ins Kalkül gezogene Problematik, sondern der Filmemacher Reed überhaupt, der sich - "Mein Prinzip ist es, alles auszuprobieren in meinem Leben" - nunmehr also an die Herstellung einer Westernkomödie gemacht hat, Autor-Regisseur-Hauptakteur in einer Person.

So achtens- und bewundernswert ein Mann und Künstler seines festen Zuschnitts ist, so scheint mir doch, die hier zuversichtlich ausprobierte dreifache Personalunion habe selbst seine Kräfte um einiges überstiegen.

Was aber mag die Babelsberger zu dem kühnen Schritt einer Westernkomödie bewogen haben?

Ich habe die meines Erachtens zu früh eingestellten Abenteuer unserer DEFA-Indianer, Herzstück früherer Sommerfilmtage, mit Verständnis und Vergnügen verfolgt, weil sie mal mehr, mal weniger gelungen, doch immer ein Gegenbild lieferten zu amerikanischen Mustern. Warum aber jetzt eine Kopie von "Zwiebeljack" oder "Der kleine und der müde Joe" (die ihrerseits der fabelhaften "Cat Ballou" und den "Petroleummiezen" hinterherliefen)? Warum der Wettlauf auf dieser US-Spezialstrecke des heiteren Genres, die Handwerk braucht, nicht Hobby?

Also: "Sing, Cowboy, sing". Es sind der Cowboys zwei, die da mit Rodeo- und Sangeskünsten durch den wilden Westen tingeln. Ein kleines Mädchen schließt sich ihnen trickreich an, weil es Rodeokünstler Joe zum Papa haben möchte und nicht den mütterlicherseits ins ahnungslose Auge gefassten Schurken Dave. Dieser lässt unsere Tingelbrüder nunmehr als Kidnapper verfolgen. Keine üble Vorlage für eine Cowboy-Komödie. Aber jetzt kommt's ja erst, was eine solche ausmacht - und sie kommen allzu spärlich: die Gags, die kuriosen, womöglich geistreichen Einfälle, der trockne Schlagabtausch der Dialogpartner. Die Sache bewegt sich mit wenig Geschmeidigkeit und Ironie vom Fleck, kippt gelegentlich ins Sentimentale und gelegentlich ins Geschmacklose ab (auch den fettesten Sheriffhintern halte ich für einen mageren Witz).

Bleibt der strahlende, reitende, singende Dean als Augen- und Gemütsweide, neben ihm in liebenswürdiger Bescheidenheit der Sänger und Komödiant Vaclav Neckar und die frühkluge Niedlichkeit und Schelmerie des Mädchens Kerstin. Bleibt die flotte Ohrwurmmusik von Karel Svoboda - und eine große Freundlichkeit über allen und allem.

Bleibt meinerseits, kaum wag' ich's auszusprechen, der Wunsch an den filmenden Dean: S i n g, Cowboy! S i n g! (Einsamer Wunsch inmitten des froh vergnügt juchzenden Publikums einer Nachmittagsvorstellung im Berliner "Kosmos".)

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Letzte Änderung: 2010-07-30