melodie und rhythmus 04/1979

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Dean Reed präsentiert

Endlich einmal nicht der alltägliche Show-Eintopf und - auch einmal ein anderer Dean Reed. Die Fernsehzuschauer haben es noch vor sich - das Konzert, im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung in der Stadthalle Karl-Marx-Stadt. Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, ist diese Konzertform nicht gerade alltäglich in unserem Angebot: Da steht ein Akteur, Interpret im Mittelpunkt, hat die Fäden in der Hand, ohne sich selbst in den Vordergrund zu spielen. Eine Musiksendung - also der "Star" zwar musikalisch im Mittelpunkt, aber da haben auch alle anderen musikalischen Darbietungen ihren Platz, vervollständigen, runden die Show. Dazu ein ungezwungen, natürlich moderierender "Star", zündende Musiken... Nun ist an besagter Show natürlich nicht alles so fein rund, aber wo "Neuland unterm Pflug" ist, kann man nicht gleich ein Wunder erwarten.

Im Mittelpunkt also Dean Reed, der, wie sich zeigte, durchaus in der Lage ist, eine solche Show davonzutragen. Nun weiß ich, daß er auch ohne vorgeschriebenen Text gut kann, besser kann (!), als er hier zeigen konnte. Mir fehlte etwas seine "private Ungezwungenheit" und Natürlichkeit, die Einengung durch den Text war deutlich zu spüren. Den anderen Interpreten ging das ebenso (Regie Bertold Beissert). Dennoch kam viel Natürlichkeit, sympathische Ausstrahlung und Spielfreude über die Rampe, so wie sie bei dem bloßen "Absingen" von Liedern wohl kaum entstehen können (unterstützt durch die hier ausgewählten Titel; Musikredaktion Heinz Mühl/Wolfgang Martin). Musikalisch gefiel mir Dean Reed am besten mit den melodiebetonten, langsamen lyrischen Titeln wie "Without You" oder das durch Zugabe erklatschte "Jiddische Mama". Ausgesprochen überzeugend seine Interpretation (gemeinsam mit Kati Kovacz) "You Don't Bring Me Flowers" - ein Song, den Barbra Streisand und Neil Diamond gemeinsam aufgenommen haben; den sehr schönen deutschen Text in Anlehnung an das Original schrieb Kurt Demmler. Hier klingt seine Stimme voll und warm, ist sie flexibel und in der Lage, klangliche Differenzierungen mühelos zu meistern. Ich glaube nicht, daß vorwiegend rhythmisch betonte Titel so sehr "sein" sind. Bei dem im Konzert vorgestellten Rock'n'Roll-Medley fehlte mir ein wenig die nötige Lässigkeit.

Die musikalischen Mitstreiter der Show? Wen er warum präsentierte, wäre gar eine Story für sich, so der Versuch einer Kurzfassung:

"Ich wollte nicht nur große Stars, bekannte Leute, vorstellen, sie kann das Publikum oft genug im Fernsehen erleben. Ich wollte auch zeigen, daß es sehr talentierte, weniger bekannte Leute gibt, die dem Fernsehpublikum vorgestellt werden sollten, seinen Applaus verdienen. Deshalb Gerda Gabriel, die mir bei einer Veranstaltung im Palast der Republik mit dem Orchester Lothar Stuckart auffiel. (Eine Interpretin mit Stimme, natürlichem Bewegungstalent, mit allen Anlagen, in die vordere Reihe aufzurücken; hier sehr überzeugend mit einer Neukomposition von Franz Bartzsch - Arrangement Horst Krüger, Text Kurt Demmler; R.B.). Deshalb auch Stefan Diestelmann, der ein wirkliches Feeling für den Blues hat. Deshalb Achim Mentzel, mit dem ich beim Berlin-Sextett zusammenarbeite (mit Sinn für Komik und - trotz Schwergewichtigkeit - Bewegungstalent; R.B.). Kati Kovacs kenne ich seit langem als eine ausgezeichnete und interessante Interpretin - nur, wir haben noch nie zusammen auf der Bühne gestanden. Mit Phil Everly bin ich seit vielen Jahren befreundet, wir lernten uns während des Schauspielstudiums kennen." (Phil Everly und sein Bruder Don - Everly Brothers - stürmten von 1957 bis 61 alle Hitparaden in den USA und Europa mit Titeln wie "Bye Bye Love", "Wake Up Little Susie", "All I Have To Do Is Dream". Bis heute ist nichts vom eigenwilligen Reiz seiner Stimme verlorengegangen, auch stellte er neue Titel vor - darunter den von ihm komponierten 1978 in den USA zum Hit des Jahres gewählten Titel "When Will I Be Loved" - in der Interpretation von Linda Ronstadt - R.B.).

Ob einzeln, im Duett oder Sextett, der Spaß an der Sache wurde zum Ende des Konzertes immer deutlicher (herrliche Ungezwungenheit auch in der "Interpretenecke" am Bühnenrand).

Die exzellente musikalische Begleitung des Konzerts besorgte das Orchester unter der Leitung von Martin Hoffmann, das wie so oft das größte Pensum wegzutragen hatte; musikalische Unterstützung der Solisten gab außerdem der Jürgen-Erbe-Chor.

Und nun bin ich selbst ein bißchen gespannt auf die TV-Umsetzung! Im Juli geht "Der Mann aus Colorado" - Dean Reed im Konzert - über den Sender.

Roswitha Baumert

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Letzte Änderung: 2007-06-08